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1924_09_01 Das bewusste Leben als Vergnügen


mariaK
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Das bewusste Leben als Vergnügen

 

Heute Abend habe ich euch zu einem Vergnügen gerufen, jedenfalls nenne ich es so.

 

Das Leben hat nur dann eine ernste Seite, wenn es nicht richtig geführt wird. Der Mensch ist ernst, wenn sein Leben nicht richtig ist, wenn er zu geben hat, seine Ansichten in Konflikt zueinander stehen und er in Zwietracht lebt. Wenn die Menschen rechtschaffen sind, ist ihr Leben ein Genuss. Also müssen wir das ernste Leben in ein Vergnügen verwandeln. So gesehen ist die ganze materielle Welt eine Kurzweil für die höchsten Geister. Manchmal beobachten sie, wie die Menschen auf der Erde leben, denn ihre Handlungen sind für die unsichtbare Welt amüsant und nicht sehr ernst zu nehmen. Aus unserer Sicht, aus der Sicht unseres falschen Lebens, eines Lebens der Entbehrungen, führen wir ein ernsthaftes Leben, doch aus der Sicht dieser fortgeschrittenen Wesen ist das Leben eine Kurzweil. Also dürft ihr nicht immer ernst sein. Das müsst ihr nur, wenn ihr eure Fehler berichtigt, danach aber verwandelt das Leben in einen Spaß! Das ernste Leben vergleiche ich mit dem Leben, das der Mensch in der Nacht führt – er sitzt allein im Dunkeln, hat keinen, mit dem er reden kann und grübelt darüber nach, was er tun soll. Das lustige Leben aber ist eine Ansammlung von Seelen, die sich untereinander austauschen und in göttlicher Liebe, Weisheit, Wahrheit, Gerechtigkeit und höchster Güte leben. Und alle freuen sich, dass es lustig ist, dass Gott die Sünden aller Menschen vergibt.

 

Natürlich benutze ich das Wort Vergnügen (Kurzweil, Spaß – Anm. Lekt.) in seinem reinsten Sinn. Unter einem Vergnügen verstehe ich nicht, euch wie ein Narr oder wie Schauspieler zu amüsieren, sondern ich verstehe eine angenehme, musikalische Kurzweil darunter, auf der ein Poet, Musikant oder Künstler die schönen Lieder und Bilder der Natur darbieten kann. Wir, die heutigen Menschen, sind gewohnt, nur die schlechten Dinge des Lebens darzubieten. Noch habt ihr nicht gelernt, das Schöne im Menschen zu sehen. Was würdet ihr nicht alles im gegenwärtigen Menschen, in allen gegenwärtigen Tierreichen, allen Pflanzen und Steinen sehen, wenn ihr wüsstet, wie ihr sie zu betrachten habt! Die Natur hat zwei Gesichter. Das eine Gesicht der Natur ist so schrecklich, dass der Mensch dafür blind sein muss. Wenn ihr dieses Gesicht sehen könntet, würdet ihr Angst bekommen. Ein bulgarischer Priester erzählte mir, dass er einst in der Jugend folgenden Traum hatte: Er traf auf einen großen Hund, der ihn verschlang, ihn dann aber wieder aus dem Maul holte. Am Morgen wurde er wach und krank. Ganze drei Monate lag er danieder. Mit unseren Fehlern, die wir jetzt im Leben machen, geben wir solchen Hunden Anlass uns zu verschlingen, und nachdem wir aus ihrem Maul kommen, sind wir drei Monate krank und meinen: Das Leben hat keinen Sinn. Das scheint nur so zu sein. Dieser Unsinn kommt nicht von Gott. Wir machen unser Leben selbst unangenehm und sinnlos.

 

Nun denn, das eine Gesicht der Natur ist sehr unangenehm, sehr schrecklich, ihr anderes Gesicht aber ist sehr schön. Sie hält es bedeckt, weil sie noch an ihm arbeitet. In der Natur gibt es lebendige Arbeiter, die ein lebendiges Gesicht für die menschliche Seele schaffen. Sie formen es jetzt, damit es fertig ist, wenn der Mensch seine neue Entwicklungsphase betritt, es wird eine neue, für ihn unbekannte Form sein. Das sind die schönsten Körper, die man sich vorstellen kann. Ihr werdet sehen, dass bei den Tieren die Haare ein Mittel sind, jene Künstler zu verbergen, die an ihnen das jetzige menschliche Gesicht ausgearbeitet haben. Auch beim jetzigen Menschen sind diese hohen Künstler gut maskiert während sie das neue Gesicht erschaffen. So handelt jeder Maler – er malt sein Bild und bedeckt es mit einem Tuch. Solange er das Gemälde nicht beendet hat, lüftet er es nicht. Manchmal geht der Vorhang vor unserem Gesicht für kurze Zeit auf, ein kluges Antlitz erscheint und ihr sagt: Ach, was für ein Engelsgesicht! Es ist nur kurz zu sehen und bedeckt sich wieder. Deshalb seht ihr manchmal so hübsch aus! Dann sagt ihr, ihr hättet nicht gewusst, dass ihr so schön seid. Das ist keine Illusion, das ist ein wahres Bild, zu dem wir ständig aufgefordert werden. Man lädt uns zu diesem großen Amüsement ein, das von Gott vorbereitet wird. Da diese Maler ständig in uns arbeiten, ist das Mindeste, was von uns verlangt wird, Unterstützung zu gewähren und ihre Kunst nicht zu zerstören. Wenn wir schon nichts anderes tun können, dann sollten wir wenigstens nicht die Farben und Pinsel durcheinander werfen, ihr Gemälde verschmutzen und auf ihm üben, sondern sollten uns darauf freuen, dass für uns etwas Großes vorbereitet wird. Und wenn eines Tages dieses Tuch gelüftet und das Bild enthüllt wird, werdet ihr sehen, dass hier wirklich etwas Großes und Lebendiges erarbeitet wurde, das dem Leben Sinn gibt.

 

Sehr oft amüsiere ich euch mit bekannten Symbolen, zeige ich euch bekannte Fehler und ihr sagt: Immer wieder Fehler und Fehler, nur davon hören wir! Wer ist daran schuld? Wenn ein neuer Bulgarischlehrer in die Schule kommt und eure Hefte mit dem roten Stift bekritzelt, ist dann er schuld? Es gibt bestimmte Regeln, bestimmte Gesetze in der bulgarischen Sprache, die ihm diktieren: Du befolgst die Regeln und jeder Buchstabe steht auf seinem Platz. Manchmal hält ein Schüler diese Regeln nicht ein, setzt einen Buchstaben anstelle des anderen. Was macht der Lehrer? – Er hat rote Tinte, nimmt sie und bekritzelt das Heft. Dem Schüler gefällt nicht, dass sein Lehrer so sehr sein Heft bekritzelt hat, denn für das Selbstwertgefühl des Schülers ist das nicht gut. Irgendein Mitschüler sagt ihm: Zeig uns dein Heft! – "Da gibt's nichts zu sehen!" Und er schließt es schnell.

 

Nun, manche von uns haben bekritzelte Hefte. Das macht nichts, der Professor lehrt euch und ihr solltet ihm dankbar sein. Das ist ein Vergnügen. Er sagt nicht, dass es schlecht sei, aber er erklärt dem Schüler: Hör mal, nach den Regeln schreibst du hier ein d anstelle eines t, und hier ein B. Wenn du Englisch lernst, musst du ganz andere Regeln kennen, wenn du Hebräisch lernst, schreibst du von rechts nach links; wenn du bei der chinesischen Sprache angelangt bist, dann schreibst du weder von rechts nach links, noch von links nach rechts, sondern von oben nach unten. Jede Sprache hat ihre eigene Schreibweise. Das ist eine Kurzweil. Am meisten amüsieren sich die Chinesen: Sie haben 40 000 Schreibsymbole. Wenn irgendein Chinese alle diese 40 000 Symbole des chinesischen Alphabets erlernt, hält man ihn für einen Gelehrten. Entsprechend haben in der Natur die hohen Wesen ihr eigenes Alphabet geschaffen, das wir erlernen müssen. Nehmt zum Beispiel folgendes Symbol. Wenn ihr morgens zum Sonnenaufgang geht, bemerkt ihr zuerst ein kleines Licht, das sich ständig verstärkt bis die Sonne aufgeht. Sobald sie aufgegangen ist, verschwindet diese Schönheit, das Bild verändert sich. Ich frage: Was will uns die Natur zwischen Morgenanbruch bis Sonnenaufgang sagen? Was will sie uns zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang sagen? Diese Momente der Natur beinhalten zwei Symbole. Im ersten Zeitraum vom Morgenanbruch bis Sonnenaufgang lehrt uns die Natur die zwei großen Gesetze der Weisheit und Wahrheit. Dieser Zeitraum dauert zwei Stunden. Innerhalb dieser Zeit gibt es starke Veränderungen. Nachdem die Sonne aufgegangen ist lehrt uns die Natur bereits etwas anderes. Sie lehrt uns das Gesetz der Wärme, d.h. das Gesetz der Liebe. Während dieser Zeit sind die Veränderungen im Bild nicht so stark, dafür aber in der Temperatur. Anfangs ist es nicht so warm, aber später wird es immer wärmer und schließlich sehr heiß. Entsprechend ist es auch im Leben. Der Mensch lernt im Schoß seiner Mutter, im Schoße der Natur zwei Stunden lang Weisheit und Wahrheit, während er in der restlichen Zeit des Tages die Liebe lernt. So wird der größte Teil unseres Lebens dazu benutzt Wärme und Veränderungen, die in der Natur geschehen, zu erlernen.

 

Nun also, wenn euer Leben jetzt aufgeht, dann nehmt das erste Symbol. Wenn ihr jeden Morgen zum Sonnenaufgang geht, habt ihr vor eurem Verstand dieses Bild der aufgehenden Sonne. Während ich den Morgenanbruch sehe, werde ich von Begeisterung ergriffen, meine Seele erfüllt sich mit den Prinzipien der Weisheit und Wahrheit, doch nachdem die Sonne aufgegangen ist, sage ich: Die Zeit der Liebe Gottes ist gekommen! Daraufhin muss ich den ganzen Tag die Veränderungen, die in der Liebe eintreten, erlernen. Das ist das Gute in der Natur!

 

Mal verstärkt sich deine Liebe, Mal wird sie schwächer und du sagst: Die Liebe wird stärker und schwächer. Nein, du liebst noch nicht. Wir erlernen erst die Kunst der Liebe. Vorerst liebt nur Gott. In der Heiligen Schrift wird gesagt: "Gott ist Liebe". Das heißt: Uns wurde diese Kunst der Liebe noch nicht gegeben. Folglich werden wir erst wissen was Liebe ist, wenn wir zu Gott kommen! Während Gott uns diese Kunst beibringt, beobachten alle Engel mit Neugier und Ehrfurcht, was er mit diesen kleinen Wesen tut. Sie wundern sich, wenn sie sehen, dass Gott von seinem Thron steigt, um ihnen die Liebe zu lehren. Nur Gott kennt die Kunst der Liebe, und nur er kann sie uns übermitteln, aber um diese Kunst zu begreifen, müssen wir vorbereitet sein. Worin besteht die Vorbereitung? Wahrzunehmen, dass dieser große Gott der Liebe seinen Blick auf dich richtet. Das ist wirklich nicht wenig! Wenn euer Herz vom Blick eines Freundes, den ihr sehr liebt, höher schlägt, muss dann nicht euer Herz vom Blick dessen, der euch das Leben und Wohl gegeben hat, noch höher schlagen? Die Leiden, die ihr habt, sind nur Veränderungen an eurem Horizont. Nachdem die Sonne aufgegangen ist – so klar der Horizont auch sein sollte – kommt es zu Veränderungen: Staub wirbelt auf, es wird bewölkt, Regen, Schnee fallen, Stürme kommen und danach geht die Sonne wieder auf. Solche Veränderungen gibt es ständig in der Natur, aber dasselbe Gesetz wirkt auch im Leben.

 

Also ist von diesem Standpunkt aus das Leben ein Vergnügen, aber für wen? – Für die Rechtschaffenen. Zu ihnen spreche ich, nicht zu den Sündern. Die sind nicht hier. Wir haben alle Sünder auf die Wallfahrt geschickt, haben ihnen je eine Fahrkarte gegeben und gesagt: "Macht euch auf den Weg". Diesen Abend sollt ihr die Schüler nicht stören, weil wir uns amüsieren wollen, ihr aber seid zu ernst, wir können uns nicht mit euch auseinandersetzen und verständigen. Und warum seid ihr dann Gott für diese Kurzweil und alle, in euer Leben tretende Veränderungen nicht dankbar? Was ist daran schlecht, dass sich euer Horizont bewölkt, dass es Staub, Stürme, Wolken, dies und jenes gibt? Die Pflanzen verstehen und schätzen diese Veränderungen viel mehr als ihr! Wenn Wolken aufziehen, öffnen sie sich, flüstern untereinander, freuen sich. Ihr vernünftigen Kinder aber rennt vor dieser Bewölkung davon, verbergt euch. Warum? Weil ihr die große schöne Sprache Gottes noch nicht gelernt habt. Wir, die jetzigen Menschen, haben unseren Verstand so verdreht, dass wir das Schöne nicht sehen. Wir bemerken Schönheit nur dort, wo es im Prinzip gar keine gibt. Da kommt zum Beispiel jemand zu mir und will, dass ich ihn lieb habe. Um ihn aber lieb haben zu können und damit sich meine Liebe zu ihm offenbart, muss ich dieses Schöne in ihm finden. Ich kann ihn nicht wegen seines Wissens lieben. Wir lieben die Menschen nicht dafür, dass sie viel wissen. Nein, das Prinzip oder der Ursprung, der die Menschen einander näher kommen lässt, ist weder ihr Verstand noch ihr Herz oder Wille, sondern ihre Seele. Das ist das Schöne, das Wunderbare in der Natur und im Leben, denn jeder Mensch, jede Seele ist eine Notwendigkeit für dich und deine Offenbarung. Wie lautet das Gesetz? Wenn sich nicht alle Menschen an einer Stelle versammeln, kann sich keine Seele offenbaren. Das heißt, wenn das Leben ein Vergnügen ist, muss es für alle so eins sein. Wenn es Freude ist, muss es für alle Freude sein.

 

Nun, aus dieser Sicht, amüsiert sich zusammen mit dem Himmel auch die Hölle. Auch in der Hölle gibt es Musik, Unterhaltungen; denkt nicht, dort sei es so schrecklich. Dort gibt es schlimme Dinge, aber auch gute, auch spaßige. Wann? – Wenn man sich oben amüsiert, amüsiert man sich auch in der Hölle. Wenn oben schwer gearbeitet wird, arbeitet man auch in der Hölle schwer. Die einen arbeiten auf die eine Weise, die anderen – auf eine andere. Zum Beispiel erzählte mir eine Schwester, eine Malerin, Folgendes: Eines Tages hatte sie ein Bild gemalt, betrachtete es und war zufrieden. Während sie ihrer Hausarbeit nachging, nahm ihre kleine Tochter die Pinseln und Farben und begann, wie sie es bei ihrer Mutter beobachtet hatte, auf dem Gemälde zu malen. Sie amüsierte sich. Ich frage: Hat die Tochter etwas Schlechtes gemacht? Nein, sie bringt ihrer Mutter folgende Lektion bei: Mutti, nachdem du ein schönes Bild gemalt hast, musst du es hochheben, damit ich es nicht erreiche. Wenn du es nicht tust, werde auch ich malen und meine Kunst zeigen. Gott hat es genauso gemacht. Er hat die schönen Dinge so weit hochgehoben, dass wir, sie betrachtend, sagen: "Oh, ja, wäre ich jetzt dort!" Wenn uns bestimmte Dinge nicht gegeben werden, geschieht das nicht weil man sie uns nicht geben will, sondern weil andere Schauspieler auf der Bühne spielen, andere sich amüsieren und wir noch nicht an der Reihe sind. Bis dahin sitzen wir im Publikum und sehen zu.

 

Manchmal sagt ihr: Warum leiden die Menschen so sehr? – Das Leiden ist eins der angenehmsten Gefühle. Wenn der Mensch leidet, kommen die schönsten Gedanken zu ihm. Man kann sagen, dass die Leiden im Menschen die besten Ideen, die himmlischsten Impulse, die angenehmsten Bestrebungen hervorgerufen haben. Doch wenn ihr gefragt werdet, ob ihr Leiden wollt, antwortet ihr: Nee, uns soll Gott keine Leiden geben! – Und was soll er euch dann geben? Die Leiden sind das größte Gut für den Menschen! Leiden gehen dem Vergnügen immer voraus. Wenn ihr hier auf der Erde ein Festmahl gebt und euch amüsiert, haben auch eure Hühner ihr Fest. Ihr holt sie aus dem Hühnerstall und sagt ihnen: Wir sehen, dass eure Wohnung nicht so hygienisch ist, wir bedauern, dass ihr so lange darin gewohnt habt, aber wir holen euch hier raus und nehmen euch als Gäste in unsere Häuser auf, wir zeigen euch, wie man sich amüsiert. Die Hühner beginnen zu schnattern, krähen und gackern. Ihr kocht sie zu einem guten Essen, singt ihnen ein Lied, sie aber schweigen. Ich frage: Wenn die Seelen eines Hahns oder eines Huhns austreten, was denken sie dann? Sie beteiligen sich an dem Fest, d.h. sie treten in Verbindung mit den menschlichen Seelen. Dieses Huhn hat nichts verloren. Für ein Huhn ist es ein Privileg, von einem Menschen gegessen zu werden. Ich sage nicht, dass sie vom Menschen gegessen wird, sondern dass sie als Gast aufgenommen wird, obwohl sie durchs Feuer gehen muss. Auf dieselbe Weise müsst ihr auch durchs Feuer gehen, wenn ihr in die geistliche Welt eintreten wollt. Und wenn man euch aus eurem Hühnerstall holt, gibt es wieder ein Krähen.

 

Paulus sagte, nachdem er dieses große Gesetz des Lebens verstanden hatte: "Wo ist jetzt, Tod, dein Stachel?" Denn wenn die Gottesliebe heruntersteigt um Leben zu geben, werden Tod, alle Unglücke und Leiden verschwinden. Eines Tages werden alle diese Leiden, die euch widerfuhren, Perlenschmuck auf euren Kleidern sein, und ihr werdet sagen: Wir freuen uns sehr, dass wir diesen Weg gegangen sind und so wertvolle Lektionen gelernt haben. Und wirklich, Spaß muss sein. Eins aber ist dabei notwendig: Du musst dich selbst, dein tierisches, niedriges Selbst vergessen. Zum Beispiel, wenn ich mich irgendwo hinsetze, darf ich nicht daran denken, dass ihr mich beobachtet, sondern ich muss vollkommen still und ruhig sein und meine Gedanken müssen wo ganz anders weilen. So soll es auch für jeden von euch sein: ruhig denken, nicht beobachten und meinen, dass ringsum alles in Ordnung ist. Das ist eine der Eigenschaften des Vergnügens. Wisst ihr, wie das ist, wenn man beobachtet wird? Das ist, als seiet ihr im Gefängnis. Der Wärter kommt und untersucht alles. Er sieht nach, ob die Beinschellen an ihrer Stelle sind, wühlt deine Taschen durch usw. Dann kommt ein anderer, durchsucht deine Kleidung, deinen Kragen. Ich sage: So ist das im Gefängnis, du aber sollst natürlich beim Amüsement sein. Bei jeder Vergnügung ist der Mensch schön. Er selbst wird sich jene Kleidung anziehen, mit der er vor den anderen imponieren kann. Betrachten wir ihn dann, entdecken wir in seinem ganzen Gesicht jenes andere Antlitz, worin sich Gott zeigt. Und wir müssen wie die Kinder sein, vollkommen natürlich und frei, und Unglücke und Leiden vergessen. Dann bekommen wir alle einen Freifahrschein zur Sonne und werden fröhlich sein. Manche werden sagen: Diese Kinder sind nicht nüchtern. Ich frage: Was ist ein nüchterner Zustand? /Hier macht der Meister eine ernste, strenge Miene/. Ich frage: Was bedeutet diese Ernsthaftigkeit? Welche Idee steckt dahinter? /Jetzt macht der Meister eine lustige Mine/. Und was verbirgt sich hinter dieser Idee? Welche der beiden Posen ist die schönere? – Wenn man einen Verbrecher erschrecken will, bezieht man die erste Pose, aber wenn man einen Freund belustigen will, bezieht man die zweite Pose. Ich sage: Alle Soldaten, alle Wächter sind immer ernst, greifen zu den Waffen und ziehen los. Warum? – Gefahr besteht. Aber es gibt auch eine dritte Stellung, eine dritte Pose. Sie besteht darin, bei jeder Bewegung das Große und Angenehme im Leben zu zeigen. Man muss wie eine Quelle sein. Stellt euch vor, eine Quelle würde wie ich denken. Was ist für die Quelle das Angenehmste? – Wenn sie hervorquillt muss sie einen Weg zum Verlaufen haben. Das ist das Angenehmste für eine Quelle. Folglich, wenn mir Bedingungen im Leben gegeben wurden, muss auch ein Weg zum Verlaufen existieren, um an allen Pflanzen vorbei fließen zu können und seine Güte zu hinterlassen. Dort, wo ich vorbeiziehe lerne ich alle Blumen, Gräser, alle Pflanzen, Fliegen und Mücken kennen; ich hüpfe und sie übernehmen meine Freude. Ist das nicht ein Vergnügen? Den einen stoße ich an, den anderen necke ich, den Dritten bespritze ich und mit dem Vierten lache ich. Was gibt es Besseres? Macht das nicht jede Quelle? Nun stellt euch vor, dieses Wasser würde keinen Lärm machen, würde still und ruhig fließen. Seht: Kurze Zeit vergeht und es fängt an zu grünen, entwickelt einen unangenehmen Geruch. Ist das gut? Ich frage: Was ist besser, die Quelle mit fließendem Wasser oder das begrenzte Becken mit abgestandenem Wasser? Nun, unser Körper kann manchmal einer fließenden Quelle ähneln und manchmal einem Becken mit abgestandenem Wasser, und dann werden wir sauer und unzufrieden.

 

Nun also, welche Idee steckt hinter dem Amüsement? Du sollst morgens aufstehen und sagen: Gott ist gekommen und nach dem Gesetz des Amüsements muss ich das große Gesetz der Demut erlernen. Beim Vergnügen sind alle flink und beweglich, nur so kann man begreifen, was man im gegebenen Moment machen soll. Da ist kein Faulenzen erlaubt.

 

Stellt euch vor, dass ihr euch in dieser Gesellschaft amüsiert. Wie würdet ihr dann sein? Wenn ich euch jetzt sage, dass ihr lachen sollt, würdet ihr mich fragen: Warum sollen wir denn lachen? Ich frage: Und warum müssen wir immer so ernst sein? Ihr sagt: Na ja, das Leben ist ernst. Nein, das Leben ist Liebe und die Ernsthaftigkeit ist etwas Zufälliges innerhalb des Lebens. Ein liebevolles, sinnvolles und poetisches Leben ist ein schönes Leben. Das ist das Wunderbare. Und wenn du einem Menschen begegnest, dessen Seele offen ist, kannst du ihn nie vergessen. Du wirst sagen: Das ist ein ausgezeichneter Mensch! Er ist eine reine Quelle. Welchen Fehler kannst du an ihm finden? Ist es nicht schön wie diese reine Quelle zu sein, so dass man, wenn man zu ihr kommt, sich besser fühlt und seine Trauer vergisst?

 

Es gibt auch eine andere Regel für den Schüler: Man darf nicht mit zerrissenen Kleidern zum Vergnügen gehen. Man wäscht sich anständig, zieht seine beste Kleider, die man hat, an und geht so. Wenn man sich dieser großartigen Quelle des Lebens nähert, muss man sich zurechtmachen und sich über das Wohl freuen, das sie gegeben hat. Auch in der Schrift, so wie es dieses Gesetz des Amüsierens vorschreibt, steht: Es wird die Zeit kommen, wo sich die Menschen nicht mehr voreinander fürchten werden, doch jeder sitzt während des Amüsements unter seinem eigenen Feigenbaum.

Also, viele von euch brauchen ein Amüsement. Sich amüsieren ist Verjüngungsgesetz. Ein Mensch, der sich nicht amüsiert, kann sich nicht verjüngern. Zum Beispiel, man sitzt und beobachtet, wie sich die Kinder amüsieren und sagt: Kindereien! Nein, die Kinder amüsieren sich! Selbst Gott hat gewisse Stunden, während derer er sich mit den Menschen amüsiert, und danach kehrt er wieder zu seiner Arbeit zurück. Können wir uns nicht nach dem gleichen Gesetz verhalten? – Doch wir können. Du siehst, wie dein Freund etwas malt. Du lachst, sagst, dass es ausgezeichnet sei, aber dann pinselst du auf dem Bild herum – "Warte mal, so malt man das nicht" – korrigierst du ihn. Wenn du es korrigieren möchtest – dann bitte, aber nicht direkt auf dem Bild, sondern du nimmst eine lebendige Krähe und sagst: "Los, ich werde sie festhalten und du wirst sie malen." Du drehst sie von einer Seite zur anderen und wenn dein Freund fertig ist, sagst du ihm: Siehst du? Du hast gemalt und ich habe auch gemalt. Ich habe die Krähe festgehalten und du hast sie gemalt.

 

Vielleicht schockiert euch dieses Wort "Krähe" ein bisschen. Es kommt aus dem Türkischen. Auf Bulgarisch zum Beispiel bedeutet dieses Wort "schwarz". Also besteht der Fehler der Krähe darin, dass sie schwarz ist. Warum ist sie schwarz? – Einst starb die Schwester dieser Krähe. Sie trauerte um ihre Schwester und legte schwarze Kleider an. Wenn die Schwester nach einiger Zeit wieder auflebt, wird die Krähe weiß werden, wird sie weiße Kleider anlegen. Genauso ist es bei einem Menschen: Wenn er schwarz gekleidet ist, dann ist jemand gestorben; und wenn er in weiß gekleidet ist, dann ist die Schwester wieder auferstanden. Folglich braucht die Seele innere Veränderungen. Ernthaftigkeit macht das Leben hart. Im seriösen Leben überwiegen Kräfte, die die Lebenssäfte aussaugen und deswegen verhärten sich die Nerven; die Muskeln und die Knochen werden steif und eine innere Faulheit erfasst den Menschen. In einem jungen Menschen dagegen, der auf Gottes Stimme hört und sich amüsiert, kommt es zu einer inneren Ausweitung und der Stoffwechsel verläuft richtig. Darum muss sich jeder von euch amüsieren, aber nur die Liebe gibt Freude. Ohne Liebe gibt es keine Freude. Wenn wir uns vergnügen, fühlen wir uns alle frei. Während des Amüsements muss jeder mit seinem Benehmen zufrieden sein, und nichts in seinem Inneren verdrängen. Eine der Eigenschaften des Amüsierens ist, dass es immer eine Erweiterung gibt. Während man sich amüsiert, denkt man nicht über die Form der Dinge nach, sondern schätzt den jetzigen Augenblick. Wir üben nicht Kritik daran, warum Gott zu den Menschen gekommen ist, sondern wir freuen uns über diesen Augenblick. Das ist Liebe. Das einzige Wesen, das uns Freude geben und unser Leben sinnvoll machen kann, ist Gott. Und wirklich, jeden Tag, unabhängig davon wie viel Arbeit man hat, kommt am Morgen, Mittag oder Abend der Augenblick des Gefühls großer Freude. Aber weil unser Gehirn mit so großen Dingen beschäftigt ist, bleiben die schönen Sachen, die Gott uns gibt, unbemerkt, und wir erwachen, nachdem sie alle vorbei sind. Wir beschäftigen uns damit, was mit Europa geschieht, was mit Bulgarien, mit unseren Söhnen und Töchtern passieren wird, aber wir verlieren dabei diese schönen Momente, die uns Gott schenkt. In unseren Körper hat Gott das Schönste hineingelegt. In diesem kleinen Körper sehen wir alle Güter der Vergangenheit und Zukunft, aber für die weit entfernte Zukunft wird uns Gott einen neuen Körper geben, in den man das neue Wohl eingießen wird. Dieser Körper bildet sich jetzt. Für jeden wird ein schöner neuer Körper vorbereitet, in dem man sich amüsieren wird.

 

Ja, wir müssen die dunkle Lebensphilosophie bereits verlassen. Ich gebe euch ein Beispiel, wie ihr mit der guten Seite des Evangeliums umgehen sollt. Es geht um einen Mann, einen großen Säufer, der ganze zwanzig Jahre lang getrunken hatte und ein Luderleben führte. Seine Kinder hatte er vertrieben, seine Frau unter die Erde gebracht, sein Geld verloren und dann, ganz allein in seiner Verzweiflung, beschloss er, Selbstmord zu begehen. Er hatte nur einen Lewa in der Tasche und kaufte sich davon ein Evangelium. Nachdem er es gekauft hatte, las er: Gott ist Liebe. "Nun", sagte er sich, "ich habe alles weggegeben und verloren. Endlich habe ich jenen gefunden, den ich geliebt habe, und deswegen kann ich etwas Gutes für ihn tun." Er ging in die Kneipe um sich zu amüsieren. Er sagte zum Wirt: Gib mir ein Glas Wein! Dann betrachtete er den Wein und sagte leise zu seinem inneren Freund: "Hör mal, ich habe dir 20 Jahre spendiert, aber jetzt bringe ich dir ein neues Gesetz bei". Er schob das Glas zur Seite und trank nicht. Dann wandte er sich an den Wirt: "Gib mir mal ein Glas klares, reines Wasser." Das stellte er vor sich hin, aber jener in seinem Innern fordert: "Wein!" Doch er hob das Glas mit Wasser und trank. Der andere aber meldete sich wieder: "Wein..." "Nein, jetzt geht es nach meinem Willen! Ich habe Gott gefunden, den ich geliebt habe und er hat mir das hier beigebracht." Am nächsten, übernächsten, vierten, fünften, zehnten Tag ging er wieder in die Kneipe und bestellte je ein Glas Wein und ein Glas Wasser. Doch er trank nur das Wasser. Schließlich sagte er: "Ich bin willensstark!" So könnt auch ihr eine schlechte Angewohnheit besiegen. Das nenne ich ein Amüsement! Wenn ihr so eine Angewohnheit habt, setzt euch mit einem Glas Wein und einem Glas Wasser in die Kneipe. Das ist Wille! Ich sage: Gut ist jener, der seine guten Seiten unter den ungünstigsten Lebensbedingungen zeigen kann. Seine guten Seiten unter günstigen Bedingungen zu zeigen ist ganz normal. Folglich sollte man auch in schlechten Zeiten sagen: "Mein Herr, ich kann etwas für dich tun!" Von diesem Standpunkt aus, muss man die Liebe erweitern und zu einer Liebe zu allen machen, die überall hervorquillt. Wir müssen allen gegenüber gleich wohlgesinnt sein, ohne Voreingenommenheit. Und wenn wir jemanden sehen, werden wir ihm alles Gute wünschen, so wie es Gott will. Wir werden alle seine Fehler genauso vergessen wie Gott sie vergisst, weil die Liebe nie die Fehler sieht. Vor der Liebe Gottes lösen sich alle Sünden und Gebrechen der Menschen wie Rauch auf, und nach dem göttlichen Feuer bleibt nur das Reinste, Erhabenste und Edelste im Menschen übrig.

 

Nun kommt irgendein Geist und redet dir ein: "Aus dir kann kein Mensch werden!" Wieso soll aus mir kein Mensch werden können? Ich bin schon ein Mensch geworden. Setze ein Komma nach dem Wort "kein". Sage es jetzt so: "Aus dir kann kein, Mensch werden." Sondere das Gegenteil ab, denn in jedem negativen Gedanken gibt es eine positive Seite. Derjenige, der dir einredet, dass aus dir kein Mensch werden kann, hat den positiven Gedanken, dass aus dir ein schlechter Mensch werden kann. Wenn aus dir ein schlechter Mensch werden kann, kann auch ein guter aus dir werden. Gebrauche deine Aktivität, um einen guten Menschen zu werden. Wer ernst sein kann, der kann auch fröhlich sein und lachen. Das Leben selbst aber ist von vorn bis hinten nur ein Amüsement. Und das werdet ihr in Zukunft lernen. Ihr werdet nicht nur die äußere Seite des Lebens betrachten, sondern auch die innere. Es wird zum Beispiel komisch sein, wenn ich eine schreckliche Maske aufsetze und ihr vor ihr Angst habt, doch hinter der Macke lache ich eigentlich. Betrachtet nicht diese Maske, sondern seht, was hinter ihr steckt. Oder ich kann auch eine lustige Maske aufgesetzt haben, aber dahinter kann sich etwas wirklich Seriöses verbergen. Nicht die Maske gibt den Dingen Sinn, sondern was sich hinter ihr verbirgt. Dort verbirgt sich die menschliche Seele.

 

Und nun, diesen Abend will ich folgenden Gedanken bei euch hinterlassen: "Die größte Sache auf dieser Welt ist, dass Gott jeder Zeit zu uns auf die Erde kommt, um uns die Regel der Liebe beizubringen, d.h. nicht der Liebe selbst, sondern ihre Veränderungen. So wie wir die Wettertemperatur mit einem Thermometer messen, so messen wir auch die Temperatur der Liebe. Diese Temperatur studieren zu können ist etwas Ausgezeichnetes. Durch die Temperatur der Liebe wachsen alle Pflanzen. Ich frage euch Folgendes: Gibt es irgendeine Pflanze in der Welt, die ohne Licht und Wärme wachsen kann? Natürlich nicht. Gibt es auf dieser Welt eine Quelle, die ohne Licht und Wärme entspringt und später zum Fluss fließt? Wieder nicht. Gab es bis jetzt Stürme und Blitze ohne Licht und Wärme? Nein. Für alle diese Dinge muss es Licht und Wärme geben. Alle schönen Kristalle, alle wertvollen Steine, alle Diamanten sind durch die Kraft des Lichts und der Wärme entstanden. Alle Tiere entstanden durch die Kraft von Licht und Wärme – auch wir Menschen. Also haben sich unsere Seelen nach demselben Gesetz unter dem Einfluss von Gottes Liebe, Gottes Weisheit und Gottes Wahrheit formiert. Das sind die drei großen Geister, die an der Erschaffung des Menschen wirken. Sie nennen den Menschen den geliebten Sohn Gottes. In diesen Geistern gibt es eine ungewöhnliche Schönheit. Ihr werdet bestimmt fragen: "Und was sind dann die Engel?" Wenn der Mensch diese schöne Form erlangt, werden sich die Seelen der Menschen und Engel vereinigen und ein Ganzes bilden. Wenn das passiert, wird Gott in sie dringen und in ihnen leben, und sie werden sich der Unsterblichkeit erfreuen. Darauf bereiten wir uns vor. Die Neue Lehre bringt eine große Aufgabe mit sich, nicht diese Nichtigkeiten, mit denen ihr euch befasst. Vor uns steht die große Aufgabe der Unsterblichkeit, und zwar: den Himmel zu erben, uns mit den großen Seelen zu treffen, auf die wir uns vorbereiten. Doch dafür muss jedermann etwas von sich geben und etwas annehmen. Manchmal sagt ihr, der Mensch muss für sich selbst arbeiten. Ja, aber wenn man für sich arbeitet, wenn man sich auf sich selbst konzentriert, muss man sich ausweiten und sein weites Selbst einbeziehen. Da wir aber alle in Gott leben, so leben alle in uns. Wenn wir Gott einbeziehen, beziehen wir auch alle andere in uns ein. Das bedeutet, jemanden zu lieben, ihm alles Gute zu wünschen. Das bedeutet allen alles Gute zu wünschen und Gott zu lieben. Und falls ihr all das erfüllt, werden alle Schwierigkeiten und Handikaps, die ihr habt und um die es geht, zum Beispiel dass jemands Schuhe kaputtgegangen sind, oder jemands Mütze, oder dass jemand nur Brot gegessen hat, all das wird innerhalb einer Woche gelöst werden. Wenn die Liebe Gottes und diese Wärme kommt, sind wir bereit unser Brot mit jenem zu teilen, den wir lieben. Wenn wir keine Liebe besitzen, verstecken wir unser Brot in der Tasche. Wenn die Liebe kommt, lächeln wir und sagen: "Komm Bruder, amüsieren wir uns!" Die Kunst zu lieben lehrt uns Gott selbst, und in dieser Art können das nur die Kinder. In dieser Hinsicht möchte ich, dass ihr wie die Kinder werdet, denn nur die Kinder amüsieren sich. Denkt nicht, dass ihr alt seid, werft diese Bärte weg! Der Teufel hat den Leuten Bärte gegeben, als er auf sie neidisch war, um sie zu maskieren. Doch auch hinter ihren Bärten sind sie zu erkennen. Ich möchte, dass ihr in euren Seelen wie die Kinder seid – jung, munter und fröhlich. Vergesst eure Trauer. Wenn ihr zu Bett geht, sagt: "Morgen, wenn die Sonne aufgeht, wird Gott kommen und ich werde ihn empfangen. Und wenn du wieder zu Bett gehst, sei froh, aber nicht nur äußerlich, sondern empfinde, dass Wärme aus dir strahlt und alle von dir sagen: "Ich will diesen Menschen noch einmal treffen." Alle müsst ihr wie eine Quelle sein, die sprudelt, wie eine Blume, von der sich ein angenehmer Duft verbreitet. So muss unser Leben sein. Das ist das Amüsement, von dem Jesus sprach: "Ich werde euch wieder sehen, dann wird euer Herz sich freuen und niemand nimmt euch eure Freude"1 Das ist das Vergnügen ! Das ist das Schönste, das Größte!

 

Diesen Abend spreche ich über sehr einfache Dinge zu euch. Macht keine Philosophie daraus. Wie aber soll man das verstehen? Der Mensch muss sich fröhlich fühlen und bereit sein, alles herzugeben. Seid voller Freude – ich will euch nicht mehr mürrisch und ernst sehen.

Diejenigen, die euch gestört haben, sind weg, wir haben sie auf die Reise geschickt und ich werde euch sagen, wenn sie zurückkommen. Heute Abend, Morgen, Übermorgen und bis zu einer Woche werden sie weg sein, nur keine Angst. Deshalb könnt ihr euch bis zu einer Woche soviel ihr wollt amüsieren. Dann werden sie zurückkehren, ohne sie geht es nicht. Ihr werdet sie gut empfangen, ihnen zulächeln, weil sie auch nicht ohne euch können.

 

Jetzt geht eine Veränderung mit eurem Verstand vor sich und die Kräfte in der Natur begünstigen das. Deshalb muss es während unserer Versammlungen deutliche Veränderungen geben, von einem Zustand zum anderen. Wir werden alle Anwendungen durchmachen, werden philosophische, ernste und lustige Versammlungen haben. Die jetzige Versammlung ist die erste ihrer Art. Während dieses Amüsements haben wir Folgendes gelernt: Jeden Morgen kommt Gott, um uns die Kunst der Liebe zu lehren. Er streichelt jeden und sagt: "Ich will dass ihr artig seid", und dann geht er. Er weiß, dass wir uns auf dem Boden wälzen werden, dass wir fallen und aufstehen werden, und schließlich werden wir glatt wie ein Kieselstein sein und sagen: "Jetzt sind wir etwas sehr Schönes." Ihr habt doch schon gesehen wie ein Steinchen rollt und rollt, bis es schließlich ganz glatt ist. Alles Unangenehme verschwindet und es verbleibt das Schöne, Wunderbare vom Leben.

 

Vorgestern habe ich euch gesagt, dass das Wichtigste für den Menschen ist, zu lieben, und nicht, geliebt zu werden. Das gilt auch für den Schüler. Die Liebe kann durch diese Öffnung der Seele kommen.

 

Jetzt, wenn ihr das Evangelium öffnet, sind in ihm viele Regeln gegeben, doch die menschliche Seele muss frei sein. Als Moral müssen wir uns das zu Eigen machen, was der Liebe die Möglichkeit gibt, sich zu zeigen. So wie man in der unsichtbaren Welt lebt, so werden auch wir leben.

 

1 Joh. 16,22 – Einheitsübersetzung, Katholische Bibelanstalt GmbH, 1890, Stuttgart

 

 

Vortrag der Allgemeinen Okkultklasse, gehalten vom Meister am 1.September 1924

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