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1942_08_16 BEI TAGESANBRUCH


mariaK

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BEI TAGESANBRUCH

 

In der Bibel steht geschrieben, dass das Leben des Gerechten der Morgendämmerung gleicht.\footnote{Vgl. Spr 4,18 Der Gerechten Pfad glänzt wie das Licht am Morgen, das immer heller leuchtet bis zum vollen Tag.}

 

Oft werden folgende Fragen gestellt: Was ist der Grund des Lebens; was ist der Grund der Welt? Bevor man diese Fragen beantwortet, ist die Frage nach dem Leben des Menschen wichtig. Worauf gründet das menschliche Leben? -- Das menschliche Leben lässt sich von drei wichtigen Ursprüngen leiten -- vom Verstand, vom Herzen und vom Willen. Wenn der Mensch zu diesen Ursprüngen gelangt, dann schreitet er fort, er will wissen, was die Seele ist, ob sie existiert oder nicht. Die Seele ist überall; sie ist gleichzeitig so klein und so groß, dass sie mit nichts gemessen werden kann. Was stellt das Leben dar? -- Auch auf diese Frage kann man nicht so leicht antworten. Nur wer die höhere geistige Mathematik kennt, kann das Leben verstehen. Dasselbe gilt auch für die Welt. Sie wurde aus der Gesamtheit einer Menge von Zahlen erschaffen, die harmonisch aufeinander abgestimmt sind. Ihr werdet vielleicht fragen: "`Aus welchen Zahlen wurde die Welt erschaffen -- aus geraden oder ungeraden Zahlen?"' Die Antwort auf diese Frage ist ein Wahrsagen.

 

Was stellt das jetzige Leben der Menschen dar? -- Ein Wahrsagen. Die meisten Menschen leben so, als würden sie auf jemanden warten, der ihnen die Zukunft voraussagt. Sie leben Tag für Tag, stehen morgens aus dem Bett auf und denken sich dabei: "`Mal sehen, was uns heute geschieht."' Auf diese Weise handeln auch die junge Frau und der junge Mann. Sie suchen eine alte Frau -- eine Wahrsagerin -- auf, ihnen Bohnen zu werfen, ihnen Karten zu legen oder aus dem Kaffeesatz zu lesen, was sie in naher oder ferner Zukunft ereilen wird. Wenn man die Wahrsagerinnen fragt, was sie aus den Bohnen und dem Kaffeesatz herauslesen und verstehen, dann wissen sie es nicht einmal selbst; manchmal aber erraten sie etwas. Es gibt Wahrsagerinnen, die den Menschen wahrsagen, aber sich selbst können sie nicht wahrsagen. Wenn zwei Wahrsagerinnen zusammen kommen, so können sie sich zwar gegenseitig wahrsagen, aber nicht für sich selbst.

 

In der Gegend von Varna gab es eine Wahrsagerin, die die Zukunft der Menschen wahrsagen konnte. Zu ihr strömten Menschen aus der ganzen Umgebung und waren mit ihrem Wahrsagen zufrieden. Sie verdiente viel Geld. Das Interessante dabei war, dass sie allen wahrsagen konnte, was mit ihnen geschehen wird. Nur sich selbst konnte sie nichts wahrsagen. Eines Abends wurde sie von Räubern überfallen und ausgeraubt. Alles, was sie verdient hatte, fiel in deren Hände. Nun wurde sie wieder so arm, wie sie vorher war, bevor sie als Wahrsagerin berühmt wurde.

 

Während die Menschen leben, wollen sie sich selbst erziehen, ihren Verstand aufklären und das Herz veredeln. Allerdings wissen sie nicht, was der Gegenstand ihres Begehrens ist. Die erste Aufgabe des Menschen besteht darin, die Möglichkeiten und die Bedingungen zur Äußerung seines Verstandes und Herzens zu nutzen und sich erst danach um die Aufklärung des Verstandes und die Veredelung des Herzens zu kümmern. Wenn diese sich äußern, dann ist es ganz natürlich, dass der Verstand nach Bedingungen für seine Aufklärung und das Herz nach Bedingungen für seine Veredelung suchen werden.

 

Die Aufgabe des Menschen besteht zunächst darin, seinen Bezug zum Göttlichen in sich selbst und zu seiner Seele zu bestimmen und sich auf diesen Bezug zu verlassen. Über was für ein Kapital die Menschen verfügen, wie sie denken -- wie gut und stark sie sind -- darauf sollst du dich nicht verlassen. Verlasse dich nur darauf, worüber du selbst verfügst und was du in deinem Verstand und in deinem Herzen hast. Ihr werdet sagen, man solle sich nur auf Gott verlassen. Das ist eine andere Frage. Um sich auf Gott verlassen zu können, müsst ihr Ihn kennen und Ihn als eine in euch und außerhalb von euch existierende Realität verstehen. Gott ist sowohl im Kleinen als auch im Großen des Menschen. Gott ist gleichzeitig im Kleinen und im Großen außerhalb des Menschen. Folglich, wenn wir sagen, dass wir uns auf das Göttliche in uns verlassen müssen, meinen wir Gott als Realität, die sich niemals verändert. Erst danach kann man sich teilweise auch auf die Menschen verlassen.

 

Das Leben der Menschen braucht einen festen Grund, auf dem alles seinen Platz hat. Nur in diesem Fall wird der Mensch eine klare Vorstellung vom Tod und vom Leben, von der Geburt und von der Wiedergeburt haben. Heutzutage äußern sich viele oberflächlich über den Tod und plötzlich hört ihr jemanden sagen: "`Ich werde bald sterben."' Wie kam dieser Gedanke in seinen Kopf? Warum denkt der junge Mensch nicht an den Tod und spricht nicht darüber? Wenn die Zeit reif ist, dass ein Kind zur Welt kommt, sagen alle: "`Ein Kind wird in diesem Haus geboren werden."' Was bedeutet die Geburt? Im weitesten Sinne hat die Geburt viele Manifestationen. Allein dass der Mensch nur auf die Welt kommt, ist noch keine Geburt. Wenn euch jemand besucht, ist das auch eine Art Geburt. Solange er euer Gast ist und sich unter euren Bedingungen befindet, ist er eingeschränkt. Sobald er euer Haus verlassen hat, ist er für euch tot, für sich selbst erlebt er eine Geburt, er ist aus den Einschränkungen eures Hauses herausgekommen. Daher sind die Begriffe "`Geburt"' und "`Tod"' relativ. Der Mensch wird geboren, wenn er die Einschränkungen verlässt, in denen er ganze neun Monate gelebt hat. Danach tritt er unter andere beschränkende Lebensbedingungen. Nach einiger Zeit verlässt er die Erde -- er stirbt, kommt ins Jenseits, wo er wiedergeboren wird. Also wird der Mensch ständig für bestimmte Bedingungen neu geboren und für andere stirbt er. Das zeigt, dass Tod und Geburt im Leben vielfältige Prozesse sind.

 

Wenn die Rede von freien und von begrenzten Menschen ist, so nennen wir diejenigen frei, die keine Häuser haben, das heißt diejenigen, die außerhalb ihres Körpers leben. Ihr würdet sagen, das seien Tote. Wir nennen die Toten freie Menschen. Dagegen sind diejenigen nicht frei, die in kleinen, verschlossenen Häusern wohnen. Der menschliche Körper ist ein kleines Haus, in dem sich der Geist und die Seele nur zeitweilig aufhalten. Ihr werdet erwidern, dass das einzig Reale im Leben der Menschen in der Gründung einer Familie bestehe -- man solle heiraten, eine Frau und Kinder haben. Wie lange könnt ihr eine Frau oder einen Mann haben? Gibt es so etwas im Leben, dass Mann und Frau ein Leben von hundert Jahren zusammen verbracht haben? Wenn sie mit zwanzig geheiratet und hundert Jahre miteinander gelebt hätten, so würden sie beide mit hundertzwanzig Jahren ins Jenseits kommen müssen. Ein solcher Fall ist mir bis jetzt noch nie im Leben begegnet. Wenn also ein Mann und eine Frau heiraten, leben sie insgesamt höchstens vierzig bis fünfzig Jahre zusammen und dann scheiden sie dahin -- der eine früher als der andere. Ist das, was nur vierzig bis fünfzig Jahre dauert, real? Irgendwo lebten der Mann und die Frau nur ein, zwei Jahre zusammen und trennten sich danach. Die wirklich realen Dinge dagegen sind ewig.

 

Wer den Sinn des Heiratens nicht versteht, möchte so schnell wie möglich heiraten und in ein neues Leben treten. Das lässt sich leicht machen, aber man sollte dabei wissen, dass das Heiraten ein Dienen ist. Jeder kann ein Diener werden. Wenn du irgendwo einen Dienst ausgehandelt hast, ist es jedoch wichtig, dass man dich nicht vorzeitig vertreibt, ohne dich bezahlt zu haben. Wenn dein Lohn gekürzt wird, zeigt das an, dass es etwas gibt, das nicht in der natürlichen Ordnung der Dinge ist. Wenn man dagegen deinen Lohn erhöht, ist das in der Ordnung der Dinge. Wenn ein junger Mann und eine junge Frau heiraten, bezahlen sie einander teuer. Sie geben sich hundert Küsse am Tag. Jeder Kuss ist pures Gold, ein Vermögen. Je länger sie zusammenleben, desto seltener werden auch die Küsse. Im zweiten oder dritten Jahr ihres Zusammenlebens geben sie sich kaum einen Kuss am Tag und im zehnten Jahr nur einen Kuss im Jahr. Das bedeutet, dass ihr Lohn bis auf das Minimum gesunken ist. Wenn der Lohn zwischen den Eheleuten sinkt, verschlechtert sich ihr Leben allmählich; es verliert jegliche Poesie. Viele der heutigen Menschen wissen nicht, wie man sich richtig küsst. Das ist nichts anderes als ein Betrug. Viele Menschen geben sich nicht richtig die Hand. Sie reichen nur einen, zwei oder drei Finger. Du sollst aber die ganze Hand reichen, damit man weiß -- auf dich ist Verlass. 

 

Die jetzigen Menschen leugnen die Existenz der Seele, aber ihr Streben, sich zu manifestieren ist eigentlich nichts anderes, als ein Streben der Seele nach Ausdruck. Sie manifestiert sich mit Hilfe des Verstandes, des Herzens und des Willens. Der Verstand manifestiert sich durch die Augen, das Herz durch die Nase und der Wille durch den Mund. Schaut, was ein Löwe tut, wenn er ein Opfer fängt. Er packt es mit den Pranken und steckt es in sein Maul, um es zu zerreißen. Folglich ist der Mund eine Manifestation des Willens. Manche wollen wissen, ob sie einen Willen besitzen oder nicht. Das ist aber unwichtig. Wichtig ist, einen starken Willen zu haben. Je größer der Mund des Menschen, desto stärker der Wille; aber wie groß der Mund sein soll, ist eine Frage, die ihr selbst studieren sollt. Jeder Mensch hat einen Mund, eine Nase, Augen, Augenbrauen und Ohren, aber nur wenige wissen, wie viele Zentimeter diese Körperteile messen. Keiner hat sie genau gemessen, um die Länge seiner Körperteile zu kennen. Wenn man einen Landwirt nach der Größe seines Ackers fragt, sagt er das ganz genau. Fragt man ihn nach der Größe seines Hauses, so weiß er auch das. Fragt man ihn aber nach seinem Kopf, so weiß er es nicht, weder wie lang noch wie breit er ist.

 

Das Leiden der Menschen lässt sich auf die Tatsache zurückführen, dass die Dinge, derer sie sich bedienen, nicht richtig geschaffen wurden; sie entsprechen nicht den genauen Maßen, die die Natur für sie vorgesehen hat. Die gegenwärtigen Häuser sind sehr schön. Schönere und bequemere Häuser kennt die Menschheit nicht und trotzdem sind sie unhygienisch. Das Licht fällt nicht richtig in die Räume, weshalb die meisten Menschen nervös und leicht reizbar sind. Die Lichtstrahlen werden von den Wänden und der Decke nicht harmonisch gebrochen. Nicht nur das, sondern auch die Betten sowie die Decken sind unhygienisch. Dasselbe trifft auch auf die Kleidung zu, mit der sich die Menschen kleiden. Sie ist unhygienisch, weshalb die Menschen Kleider schaffen sollen, die den Anforderungen der Natur entsprechen. Wenn man auf das Essen zu sprechen kommt, gibt es dort auch etwas Unharmonisches. Das Hauptelement der Ernährung -- der Weizen -- wird mit Steinen gemahlen. Das bedeutet, ihm die Nährwerte, die ätherischen Öle, zu entziehen und nur die Kleie zu behalten. In Zukunft wird der Weizen nicht trocken gemahlen werden.

 

Das Überwiegen gerader Linien und spitzer Winkel im Leben der Menschen ist eine der Ursachen für ihre Leiden überhaupt. Wegen der Entstellung seines Lebens entstellte der Mensch seine Körperteile. Selten werdet ihr auf einen wohlgeformten Kopf treffen. Aus diesem Grund wird das Licht von den Menschen nicht gleichermaßen wahrgenommen. Das Licht fällt nicht unter den gleichen Winkeln ein, weshalb die Menschen unterschiedliche Ansichten sowohl über die religiösen als auch über die sozialen Fragen haben. Ihr könnt nicht zwei Menschen treffen, die dasselbe Verständnis von der Liebe haben. Wenn zwei gute Künstler sich vornehmen, ein und denselben Menschen zu malen und seine Hauptzüge wiederzugeben, so werden sie sich in ihren Auffassungen voneinander unterscheiden: Beide werden seine Züge unterschiedlich darstellen. Jeder von den beiden Künstlern wird in seinem Bild das hervorheben, was ihn beeindruckt hat. Schließlich werden wir zwei verschiedene Abbilder ein und desselben Menschen haben. Um genau malen zu können, muss der Künstler dem Weg der Natur folgen: die Charakterzüge des Menschen so wiedergeben, wie die Natur sie geschaffen hat, ohne jegliche Minderung oder Verstärkung. Keiner ist in der Lage, die Natur zu übertreffen. Die Aufgabe des Menschen besteht darin, die Natur nachzuahmen und nicht, mit ihr in Konkurrenz zu treten.

 

Was ist der Mensch an sich? -- Die Summe von Milliarden kleiner Seelchen oder Wesen, die sich im Namen der göttlichen Liebe einverstanden erklärt haben, in den Menschen einzudringen und für ihn zu arbeiten, ihm den Ausdruck eines Menschen zu verleihen. Sie haben ihr Leben für ihn geopfert, sind seine Diener geworden und, weil der Mensch sie nicht versteht, sagt er: "`Was stellt eigentlich der menschliche Körper dar?"' -- Nichts weiter als eine Maschine. Einige Gläubige betrachten den Körper sogar als ein Hindernis für das geistige Leben und sagen: "`Wir brauchen keinen Körper und können uns von ihm befreien. Für uns ist nur die Seele wichtig, die flexibel, beweglich und allgegenwärtig ist."' Wie groß auch immer die Seele sein mag, sie ist gleichzeitig in allen Zellen des menschlichen Körpers anwesend. Je nach Bedarf kann sich die Seele verkleinern und vergrößern. Die kleinen Zellen bauen den großen Körper.

 

Wenn jemand seinen Körper betrachtet, so fragt er sich, mit welchem Körper er in Zukunft auf die Erde kommen wird. Es ist unwichtig, mit welchem Körper der Mensch auf die Erde kommt; wichtig ist es vielmehr, mit wie vielen Seelen er kommen wird, das heißt mit welcher Anzahl. Wenn er mit weniger Seelen kommt, als jenen, die zurzeit Teil seines Körpers sind, so wird er nie ins Paradies kommen. Es ist bewiesen worden, dass den schlechten Menschen und den Kriminellen etwas fehlt. Das bedeutet, dass in jedem weiteren Leben die kleinen Seelen, eine nach der anderen, diese Art von Menschen verlassen. Sie werden dann einem leeren Bienenstock gleichen. Die Bienen sind weg, die Körbe bleiben. Sobald die kleinen Seelchen erfahren, dass jemand den Willen Gottes nicht befolgt hatte, sagen sie: "`Dieser Mensch wird nicht zur Vernunft kommen; verlassen wir ihn, bis er seine Lektion gelernt hat."' Dieser Mensch merkt, dass etwas von ihm verschwindet und er allein bleibt. Dieser Zustand der Einsamkeit beängstigt ihn und er fühlt sich innerlich verlassen und arm. Solange sich die kleinen Seelchen im Menschen befinden, ist er froh und munter. Verlassen sie ihn, überkommt ihn Trauer, er beginnt, über sein Leben zu klagen, bis er eines Tages dahinscheidet.

 

Wenn der Mensch im Leben allein bleibt, beginnt er nach Gott zu suchen und zu beten. Er fragt, wo Gott sei und möchte Ihn außerhalb von sich finden. Ohne Liebe (ljubov) und \textit{Liebe} (obitsch)\footnote{Vgl. Anmerkung 49.} kann man nicht in Kontakt mit Gott kommen. Zu denken, dass der Mensch ohne Liebe (ljubov) und \textit{Liebe} (obitsch)\footnote{Vgl. Anmerkung 49.} im Leben auskommen kann, bedeutet, ein materialistisches Verständnis vom Leben zu haben. Wenn alle Zellen, alle Körperteile eines Menschen nicht einzeln lieben können, so kann auch der ganze Mensch nicht lieben. Die Liebe ist eine Eigenschaft der Seele. Also liebt der Mensch mittels der Zellen seines Verstandes und seines Herzens; der Mensch liebt mittels der Seele und des Geistes. Je mehr Tugenden der Mensch besitzt, desto stärker ist seine Liebe. Je größer sein Verstand, sein Herz, seine Seele und sein Geist sind, desto stärker ist seine Liebe. Ein Haus, in dem die Menschen nicht streiten, ist ein Haus der Liebe. Über dieses Haus kann man sagen, es sei hygienisch. Was sagt ihr über ein Haus, in dem die Menschen ständig streiten? Ihr werdet sagen, dass sie täglich dreimal zu Gott beten. Ich lese die Überschriften und sehe, dass sie sich dreimal täglich streiten und über ihr Leben klagen. Sie beten für Brot, Kleider, Häuser, Geld. Selten sehe ich Überschriften, die mir zu verstehen geben, dass das Haus den Willen Gottes erfüllt und die Menschen in diesem Gott dienen.

 

Es gibt nichts Großartigeres im Leben der Menschen als das Dienen. Wem kann man dienen? -- Dem Vollkommenen. Wem kann der Schüler gehorchen? -- Seinem Lehrer. Damit der Schüler absolut gehorsam ist, muss der Lehrer genial sein. Ein genialer Lehrer zeichnet sich durch seine große Standhaftigkeit und Entschlossenheit aus.

 

Als Mohammed seine Lehre predigte, überkam ihn letztendlich ein großer Zweifel und er beschloss, vor den Menschen die Flucht zu ergreifen. Er konnte den Verleumdungen und Verfolgungen, denen er ausgesetzt war, nicht standhalten. Er kam an einen Ort, um zu rasten und versank in tiefes Nachdenken. Da sah er eine Ameise, die eine für sie viel zu schwere Last trug, sie wollte sie in den Ameisenhaufen bringen. Mohammed zählte, wie viele Male die Ameise ihre Last fallen ließ und wieder vom Boden aufhob. Endlich hob die Ameise die Last auf und schaffte es, sie in den Ameisenhaufen zu bringen. Als Mohammed ihre Beharrlichkeit sah, dachte er: "`Welch seltsame Sache, dass eine Ameise eine solche Hartnäckigkeit und einen solchen Mut ausdrücken kann! Sie konnte ihre Last neunundneunzig Mal fallen lassen und wieder aufheben in der Hoffnung, dass sie es beim hundertsten Mal schafft und ich bin schon bei meinen ersten Versuchen verzweifelt. Ich gehe wieder zu den Menschen zurück und werde die Beharrlichkeit der Ameise anwenden. Beim hundertsten Mal werde auch ich Erfolg haben."'

 

Die Ameise ist klein, aber auch von ihr könnt ihr lernen. Der Mensch will nur eines -- sich absichern. Wenn er diesen Wunsch nicht verwirklicht, überkommt ihn die Verzweiflung. An welche Absicherung kann der Mensch denken, wenn er schon bei seiner Ankunft auf die Erde abgesichert ist? Derjenige, der ihn auf die Erde geschickt hat, hat ihn abgesichert. Glaubt an Denjenigen, der in eurem Verstand und in eurem Herzen lebt. Er bringt eure Angelegenheiten in Ordnung, so wie es sich gehört. Solange ihr Gott liebt, solange sorgt Er auch für euch. Hört ihr auf, Gott zu lieben, so verlässt Er euch auch. Wer auf die Liebe verzichtet, hält sich selbst für eine Gottheit. Er will im Leben eine große Rolle spielen. Um richtig groß zu sein, müsst ihr auch eine große Last tragen. Ein großer Mensch löst große Fragen. Er muss dabei das Wohl der ganzen Menschheit im Sinn haben. Jeder Mensch soll nicht nur für sich, sondern auch für seine Nächsten einen Beitrag leisten. Die Welt braucht lebendiges Brot. Wer auch an seine Mitmenschen denkt, ist ein guter Mensch. Auf diese Weise gibt man dem Göttlichen in sich einen freien Weg und zieht dadurch die Menschen an. Wer nur an sich denkt, stößt die Menschen ab, auf ihn ist kein Verlass. Derjenige, der das Licht Gottes nicht aufnehmen kann, kann auch nichts erreichen.

 

Der Mensch ist auf die Erde gekommen, um sich selbst zu erziehen und drei Dinge zu erreichen: erstens die Kunst zu erlangen, richtig zu gehen und sich zu bewegen; zweitens zu lernen, Wissen und Erfahrung zu sammeln und drittens, arbeiten zu lernen. Arbeiten heißt, alles anzuwenden, was der Mensch bisher gelernt hat. Es reicht, sich im Spiegel zu betrachten, um nachzusehen, ob die Augen klar oder trübe sind. Klare Augen zeigen, dass der Mensch in sich gerade Gedanken, gerade Gefühle und gerade Handlungen hervorgebracht hat. Denkt, fühlt und handelt der Mensch nicht gerade, sind seine Augen trüb und voller Nässe. Einst war die Erde auch feucht, aber als Gott nur ein Wort sagte, verteilte sich die Feuchtigkeit, das heißt das Wasser, in Meere und Ozeane und der Himmel wurde klar. Unsere Gedankenwelt muss sich aufklären, die Wolken müssen wegziehen und der Horizont muss sich klar und rein ausbreiten. Die Sterne am Himmel symbolisieren die Menschen. Sonne und Mond stellen die zwei Systeme dar, derer sich die Menschen bedienen. Die Sonne ist der Vertreter der gelehrten und der Mond der Vertreter der religiösen Menschen. In der Heiligen Schrift steht geschrieben, dass sich Sonne und Mond verfinstern werden. Darunter ist zu verstehen, dass Religion und Wissenschaft von ihrem derzeitigen Stand absteigen werden.

 

Ein neues Leben, neue Wege, neue Bedingungen kommen in die Welt. Heutzutage kämpft die ganze Welt, kämpfen alle Völker, für eine Idee. Ist diese Idee an der richtigen Stelle? Wenn ein Steinhauer Steine bricht, um sie für den Bau eines Hauses zu verwenden, ist das Steinebrechen an seinem Platze. Wenn ein Holzfäller Bäume fällt, um damit ein Haus zu bauen, ist das Holzfällen an seinem Platze. Aber wenn ein Steinhauer und ein Holzfäller eine Arbeit verrichten, ohne ein Wohl im Sinn zu haben, ist ihre Tat nicht an ihrem Platze. Die Wälder wahllos abzuholzen, das bedeutet, großes Unglück zu schaffen. Bearbeitet den Boden und stärkt die Vegetation, um nicht zu leiden. Die Ursache für viele Krankheiten des Menschen ist die schwache Vegetation in seinem Organismus. Die Vegetation in seinem Gehirn, in seinen Lungen und in seinem Magen lässt nach, weshalb diese Organe erkranken und es kommt zu Gehirnstörungen, Magenverstimmungen und Lungenschwächen. Ist die Vegetation des Menschen stark genug, so erfreut er sich eines langen Lebens. Die Pflanzen kennen das Gesetz des langen Lebens besser als der Mensch. Es gibt Bäume, die Jahrhunderte und Jahrtausende leben; dagegen hat kein Mensch jemals tausend Jahre erreicht. Im Alten Testament haben wir das Beispiel nur eines Menschen, der am längsten gelebt haben soll und selbst das nur neunhundert Jahre.

 

"`Das Leben eines Gerechten gleicht dem Tagesanbruch."'\footnote{Vgl. Spr 4,18 Der Gerechten Pfad glänzt wie das Licht am Morgen.} Verkehrt mit guten und gerechten Menschen, damit auch in euch die Morgendämmerung des neuen Lebens anbricht. Ein bulgarisches Sprichwort besagt: "`Dem, mit wem du verkehrst, dem ähnelst du."'\footnote{Deutsch: Sage mir, mit wem du umgehst und ich sage dir, wer du bist.} Wenn du mit einem Kranken verkehrst, so wirst du selber krank; verkehrst du mit Gesunden, wirst auch du gesund sein; wenn du mit dem Klugen verkehrst, so wirst auch du klug; verkehrst du mit starken Menschen, so wirst du selber stark. Folglich, damit sich die Welt in einem Tag verbessert, sollen die Menschen mit der Liebe, das heißt mit Gott, verkehren. Das Leben auf der Erde ist vergänglich. Der Mensch gleicht einem Mieter -- von ihm hängt es ab, für längere oder kürzere Zeit in dem Haus zu bleiben, das er gemietet hat. Wenn seine Beziehung zum Vermieter gut ist, wird er länger im Haus leben. Verschlechtert sich die Beziehung zu ihm, wird ihn der Letztere rauswerfen. Wenn man sein Leben verlängern will, soll man Liebe zu sich selbst und zu seinen Nächsten haben. Was für eine Liebe? -- Die Liebe, die den Menschen auferstehen lässt. Wenn ein junger Mann leuchtenden Verstandes und guten Herzens einer jungen auf dem Sterbebett liegenden Frau sagt, er liebe sie, so wird sie zu sich kommen, genesen und das Bett verlassen. Sie war bereit zu sterben, weil sie dachte: "`Niemand liebt mich."' Im gleichen Moment, wo die junge Frau sich vergewissert hat, dass jemand sie liebt, erwacht sie für ein neues Leben und wird gesund.

 

Die heutigen Menschen sterben an Lieblosigkeit und erwachen zum Leben, wenn sie geliebt werden. Daraus folgt: Der Mensch lebt, solange es jemanden gibt, der ihn liebt und stirbt, wenn er von niemandem geliebt wird. Ihr müsst davon überzeugt sein, dass es den Einen gibt, der euch liebt. Wer ist Er? Er ist der Eine, der Ewige, der sich von niemandem lossagt, niemanden verurteilt, auf niemanden einen bösen Blick zu werfen vermag, niemandem ein bitteres Wort sagt. Wenn er jemandem, der einen Fehler begangen hat, begegnet, sagt er zu ihm: "`Du bist ein gutes Kind, aus dir wird ein Mensch werden."' Es mag sein, dass die Engel an diesem Menschen keinen Gefallen finden, Gott aber liebt alle. Gott wird lächeln und ihn segnen. Dank des Blickes und des Lächelns, mit denen sich Gott an euch richtet, seid ihr froh und munter. Zweifelt ihr an Gott, so verlässt euch die Freude. Fasst ihr Mut in eurem Leben, besucht euch die Freude wieder.

 

Jeder Mensch soll an sich selbst arbeiten, um das Bild des wahren Menschen zu erschaffen. Als Vorbild des wahren Menschen dient uns Christus. Er sagte: "`Ich bin gekommen, nicht dass ich meinen Willen tue, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat."'\footnote{Joh. 6,38.} Mit seinem Leben hat er bewiesen, dass er nicht kam, um seinen Willen zu erfüllen. Wenn Christus seinem eigenen Willen gefolgt wäre, so hätte er bitten können und ihm wären zwölf Legionen Engel zu Hilfe gekommen. Ein Engel ist imstande, mit 150000 Seelen zurechtzukommen. In nur einer Nacht hätten sie es geschafft, mit der ganzen Menschheit zurechtzukommen. Dies war aber nicht das Ziel Christi. Christus kam, um die Liebe der Menschen zu prüfen und die Liebe Gottes anzuwenden. Wie die Liebe der Menschen war, spürt Christus bis heute auf seinem Rücken. In der Heiligen Schrift steht, dass Christus Saulus auf einem Pferd traf und ihn mit seinem Licht blendete. Christus fragte ihn: "`Saul, Saul, was verfolgst du mich?"' "`Wer bist du, Herr?"' "`Ich bin Jesus, den man gekreuzigt hat. Es ist hart für dich, wider den Stachel auszuschlagen."'\footnote{App. 26,14.} Ab diesem Moment bekannte sich Saulus zu Christus und wurde zu seinem eifrigsten Anhänger. Saulus hatte begriffen: Auf das Opfer, das Christus für die ganze Menschheit erbracht hatte, soll man wieder mit einem Opfer antworten.

 

Die heutigen Menschen denken, dass sie ihre Frau, Kinder und Haus verlassen müssen, wenn sie sich für Christus opfern sollen, aber das stimmt nicht. Wenn der Mann Christus erkennt und ihn zu lieben beginnt, dann wird er auch seine Frau und seine Kinder lieben. Wenn die Frau Christus zu lieben beginnt, wird sie ihren Mann und ihre Kinder lieben. Dasselbe gilt auch für die Kinder. Wenn sie Christus lieben, so werden sie auch ihre Eltern lieben. Wenn die Menschen Christus erkennen und lieben, werden sie auch ihre Heimat lieben und wahre Patrioten werden. Das bedeutet Christus zu erkennen! Wenn die Menschen Christus erkennen und ihn lieben, werden sie bereit sein, von ihren Gütern etwas an diejenigen abzugeben, die nichts haben, genauso wie der Briefträger die Briefe an diejenigen verteilt, für die sie bestimmt sind.

 

Ich will, dass ihr heute folgenden Versuch macht: Bleibt fünf bis sechs Stunden in absoluter innerer Ruhe, nachdem ihr den Saal verlassen habt. Was euch tagsüber auch immer geschehen mag, seht keinen Widerspruch, keinerlei Disharmonie darin. Stellt euch vor, ihr würdet in der Welt der Engel leben. Wer auch immer zu euch spricht, hört ihm gut zu und stellt euch vor, ihr würdet irgendeine Musik hören. Wenn euer Mann und eure Kinder zornig und böse sind, hört ihnen zu und sagt euch: "`Wie schön sie reden!"' Seid blind und taub für die Fehler der Menschen. Nur so werdet ihr die Liebe Christi verstehen. Christus lebt in den Seelen der Menschen. In der Bibel steht: "`Ich habe kein Gefallen am Tode des Gottlosen."'\footnote{Hesekiel 33,11; s.o. 18,23.} Warum? -- Weil Gott auch in der Seele des Gottlosen lebt. Gott interessiert sich für das Leben und nicht für den Tod. Folglich hat der Tod einen Sinn, wenn der Mensch stirbt, um zu leben; aber wenn der Mensch lebt, um zu sterben, dann haben weder Leben noch Tod einen Sinn.

 

Das Erste, was vom Menschen verlangt wird, ist Gott für seinen Kopf zu danken, der ihm gegeben wurde. Nachdem er erkannt hat, wer ihm den Kopf gab, muss er ihn aufrecht und nicht gesenkt halten. Wenn der Mensch sich dessen bewusst geworden ist, welches Gut ihm damit gegeben wurde, soll er zu sich selbst sagen: "`Ich danke für das göttliche Licht, das ich mit meinem Kopf wahrnehmen kann. Ich danke für die Liebe, die ich mit meinem Herzen wahrnehmen kann. Ich bin bereit, das Licht und die Liebe, die ich wahrnehme, anzuwenden, nicht nur den Menschen gegenüber, sondern auch gegenüber den kleinsten Wesen. Ich bin bereit, der Ameise den Weg frei zu machen und ihr schnell Hilfe zu leisten."'

 

Eines Tages beobachtete ich, wie sich zwei Ameisen um ein Brotkrümelchen stritten. "`Warum streitet ihr?"' fragte ich. Die eine Ameise antwortete: "`Ich habe als erste das Krümelchen gefunden. Sie will mir die Hälfte davon nehmen, aber ich gebe sie nicht her."' In diesem Moment nahm ich viele Krümelchen aus der Tasche und gab sie ihnen. Der Streit wurde sofort beigelegt. Für beide Ameisen gab es jetzt reichlich zu fressen. Folglich löst die Fülle die Fragen. Ein Liter Wasser kann einen Streit nicht beenden, denn alle Menschen haben Durst, aber eine ausreichende Wassermenge kann jeden Streit beilegen und jeden Widerspruch lösen. Geringe Liebe reicht nicht aus, um Fragen zu lösen, aber große Liebe löst sie. Große Liebe in sich zu tragen, bedeutet, abends, nachdem du den ganzen Tag fleißig gearbeitet hast, trotzdem munter, voller Lebenskraft nach Hause zurückzukehren. Der Bulgare, der seine Wasserkrüge töpfert, macht zwei Öffnungen: Durch die große wird der Krug gefüllt und durch die kleine, etwas abseits liegende, wird das Wasser getrunken. Das heißt, dass der Bulgare viel nimmt und wenig gibt. Die Linie der seitlichen Öffnung ist schön, aber sie müsste doppelt so groß wie die jetzige sein.

 

Bedenkt folgendes Gesetz: Wenn du viel gibst, wirst du auch viel nehmen; wenn du wenig gibst, wirst du wenig nehmen. Wenn du viel denkst, erlangst du viel Wissen; wenn du wenig denkst, erwirbst du wenig Wissen. Arbeitest du viel, verdienst du auch viel; arbeitest du wenig, verdienst du wenig. Das sind Prozesse der Liebe. Du kannst nicht handeln, wie du willst und dennoch einen Gebrauch von der Liebe machen. Junge Männer und junge Frauen, die mit ihrem Vater, ihrer Mutter, ihren Geschwistern streiten, können auch miteinander nicht gut auskommen. Was für Versprechen der junge Mann der jungen Frau auch gibt, er wird sie nicht halten. Es ist unmöglich, böse, streitlustig und zornig mit den Eltern umzugehen und gleichzeitig gut mit seinem Geliebten zu leben. Solche jungen Männer und Frauen können dem Dienst eines Aufsehers nachgehen, aber nicht dem eines Mannes oder einer Frau in der Familie. 

 

Wenn Gott heute sieht, was wir tun, wundert er sich über unseren Verstand. Die heutigen Christen denken, das Reich Gottes leichten Weges betreten zu können. Es gibt keinen leichten Weg, der ins Reich Gottes führt. Wer dorthin will, muss bereit sein, den Weg Christi zu gehen. Er ist in die Welt gekommen, brachte die Liebe Gottes mit sich, opferte sich für die Menschheit und wurde dafür gekreuzigt. Eine ganze Nacht verhöhnten ihn die römischen Soldaten, aber er ertrug alles voller Liebe und bewahrte großartige Fassung. Christus wusste, dass die Schläge eines Tages auf ihre Rücken hageln würden. Die römischen Soldaten bestimmten genau die Anzahl der Schläge, die die zukünftige Menschheit erdulden muss.

 

Heutzutage interessieren sich alle dafür, wer den Sieg im jetzigen Krieg erringen wird. Sobald der Krieg zu Ende ist, werdet ihr sehen, wer siegen wird. Ich sage: Selig ist das Volk, welches zuerst die Liebe, die Gerechtigkeit, die Weisheit und die Wahrheit Gottes anwenden wird. Das Alte muss getilgt werden, damit das Neue kommen kann, das die Bedingungen für den Sieg bringen wird. Der wahre Sieg kommt durch die Liebe, die jede Rechtlosigkeit ausschließt. Die Welt braucht eine neue Ordnung, sie braucht Vernunft und Recht. Die Rechtlosigkeit muss aus jedem Haus und jedem Staat verschwinden und durch die Ordnung der Gerechtigkeit und Liebe ersetzt werden.

 

"`Der Gerechten Pfad glänzt wie das Licht am Morgen."'\footnote{Spr 4,18.} In der Bibel steht: "`Gott ist Liebe."'\footnote{1.Joh 4,16.} Sucht deshalb die Lösung aller Fragen in der Liebe und nicht außerhalb von ihr. Wenn die Liebe unter die Menschen kommt, wird sie alle ungeordneten Dinge in Ordnung bringen. Sie bringt das neue Leben mit sich, das sich durch den Verstand, das Herz und die Seele der Menschen offenbart. Öffnet euren Verstand, eure Herzen und eure Seelen für Denjenigen, der durch alle Lebewesen ununterbrochen zu euch spricht. Hört darauf, was Er euch sagt und folgt Seinem Willen. Öffnet euch für die Liebe. Ihr werdet sagen, die Liebe sei nur für die jungen Menschen. Das stimmt nicht. Alle brauchen sie -- Alte und Junge, Verheiratete und Ledige. Nur wer die Liebe in sich trägt, darf heiraten. Ein Liebender ist gesund, klug und gutmütig. Wenn dem so ist, heiratet keine kranken, schlechten und ungebildeten Menschen. Eine liebende Frau setzt ihre Liebe bei jeder Tätigkeit ein. Wenn sie kocht, überträgt sie ihre Liebe in das Essen und wer davon isst, wird genesen, wenn er krank ist; wenn er unzufrieden war, wird er zufrieden sein. Wenn euch jemand sagt, er habe Liebe im Herzen, dann sollte er euch etwas kochen. An dem Essen werdet ihr erkennen, wie seine Liebe ist.

 

Solange der Mensch der Liebe den Weg in sich bereitet, verfügt er über alle ihre Möglichkeiten. Verliert er die Liebe, so verliert er auch die Möglichkeiten, über die sie verfügt. Das Leben ist hauptsächlich der Liebe wegen wertvoll, die es mit sich bringt. Sie ist imstande, alle Ermordeten und Toten auferstehen zu lassen. Sie werden auferstehen, werden wieder auf die Erde kommen als schöne, große und starke Männer und Frauen. Und sie werden dann einstimmig ausrufen: "`Vorwärts mit der Liebe!"'

 

Selig ist, wer in Liebe geboren wurde. Josef wurde von einer liebenden Mutter zur Welt gebracht und wurde von der Liebe gesegnet. Davor musste er aber zwei große Prüfungen bestehen. Er hatte einen Traum, von dem er seinen Brüdern erzählte. Sie lehnten sich gegen ihn auf und beschlossen, ihn zu töten, aber dann änderten sie ihre Entscheidung. Letztendlich verkauften sie Josef an reiche, nach Ägypten reisende Händler. Er wurde von Potifar dem Vorgesetzten der Leibwächter abgekauft. Seine Frau verliebte sich in Josef. Um sich von ihr zu befreien, lief Josef davon, aber hinterließ bei ihr seine Kleidung. Josef wurde von der Frau verleumdet und ins Gefängnis geworfen. Josef nahm Vorlieb mit dem Gefängnis, statt seinem Herrn gegenüber einen Fehler zu begehen. Nachdem er den Traum des Pharao gedeutet hatte, wurde er aus dem Gefängnis freigelassen und nahm einen hohen Posten an der Seite des Pharao ein. Als in Kanaan großer Hunger ausbrach, kamen seine Brüder des Weizens wegen zu Josef und verbeugten sich vor ihm. Damit hatte sich Josefs Traum verwirklicht. Er offenbarte sich ihnen als ihr Bruder und verzieh ihnen ihre Fehler.

 

Das Leben Josefs zeigt den Weg, den alle Menschen gehen. Um den Segen Gottes zu bekommen, muss der Mensch den Weg der Schwierigkeiten und Prüfungen gehen. Er muss die Schwierigkeiten überwinden und mit ihnen zurechtkommen. Dann wird die Liebe kommen. Eine Liebe ohne Prüfungen und Schwierigkeiten ist keine wahre Liebe. Die Liebe Gottes kommt erst nach großen Prüfungen und schweren Leiden. Den Menschen werden große Güter, Möglichkeiten und Bedingungen gegeben, aber sie können sie nicht nutzen. Gott wartet geduldig, bis alle Menschen zu sich finden und sich zu Ihm bekennen. Mühevolle Zeiten stehen bevor. Wer möchte, kann in Liebe leben. Ihr alle habt Erfahrungen, die angewandt werden müssen. Die Natur mag keine Wiederholung der Dinge. Sie erlaubt nicht, dass man einen Fehler zweimal begeht. Wenn man einen Fehler macht, ist das in Ordnung, daraus kann der Mensch etwas lernen. Es ist aber nicht erlaubt, den gleichen Fehler noch einmal zu machen.

 

 

 16. August 1942, 10.00 Uhr -- Sofia-Izgrev

 

Aus dem Bulgarischen Stanislava Stefanova.

 

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