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Die lebendige Natur

 

Die lebendige Natur in ihrer Gesamtheit ist eine Offenbarung vernünftiger Kräfte, vernünftiger Wesen verschiedener Grade, die in vollkommener Harmonie, engem Kontakt und Einheit leben. Sie alle haben ein hohes Ziel, das wir Gott nennen, d. h. das, was kein Ende, keinen Anfang hat, in dem alles existiert, sich bewegt und entwickelt.

 

Offensichtlich verstehen wir unter lebendiger Natur nicht jenes, was die heutigen Naturwissenschaftler darunter verstehen. Für uns ist die Natur etwas Großes, nicht nur ihrem Aufbau, sondern auch ihrer Intelligenz und ihrer höchsten Vernunft zufolge, die sie offenbart.

 

Die lebendige Natur ist eine Summe denkender Wesen, die die Atome der wunderbaren und großen Welt darstellen. Der ganze Raum, in dem wir leben und uns bewegen, ist voll von Wesen verschiedener Kategorien und Kulturen. Also, wenn wir vom Kosmos sprechen, verstehen wir darunter eine Summe von vernünftigen Wesen, unter denen die Beziehungen absolut harmonisch sind. Diese Wesen sind es nämlich, die dem ganzen Kosmos einen Wert verleihen.

 

Aus diesem Grund ist der ganze Kosmos aus der Sicht derjenigen, die über ein kosmisches Bewusstsein verfügen, ein lebendiges Wesen, in dem sich alles vereinigt. Und dieser Kosmos kann sowohl grenzenlos als auch begrenzt, sowohl groß als auch klein sein: Eine große Eigenschaft des Ewigen ist es, alle beliebigen Formen anzunehmen.

 

Aus der Sicht der großen Eingeweihten aller Zeiten und Epochen erscheint der ganze Kosmos, der ganze in der Antike sog. Makrokosmos in der Form eines Menschen -- des großen himmlischen Menschen. Das Bild dieses kosmischen Menschen betrachtend, entdeckten sie die Übereinstimmungen, die zwischen ihm und dem kleinen Menschen -- dem Mikrokosmos -- bestehen. Aus diesem Grund sage ich euch, dass ein Mensch, bei dem jede Zelle wach und bewusst ist, mit der ganzen lebendigen Natur umgehen kann.

 

Ihr seht die Sterne als ferne, leuchtende Punkte am Himmel. Aber jeder Stern von der Milchstraße oder von jedem beliebigen System der Galaxie hat seinen Empfänger im menschlichen Gehirn. Der Mensch kann augenblicklich die Schwingungen, die von den verschiedenen Sternen kommen, empfangen. In diesem Sinne sage ich, dass sich der Mensch mit dem ganzen Kosmos unterhalten kann.

 

Wenn für die Menschen auf der Erde die Sterne nur helle Punkte sind, sind sie für einen Engel ganze Welten, die mit Millionen von Wesen bevölkert sind. Diese Wesen haben eine viel höhere Kultur als die menschliche.

 

Also, wir nennen das, was offenbart ist, die vernünftige lebendige Natur. Und das, was noch nicht offenbart ist, nennen wir die ideelle Seele des Seins. Das, was mit den Ideen, der Ewigkeit, dem Heiligen, dem Nichtoffenbarten zu tun hat, ist Gott, das ist der große Lebensbeginn. Er ist mit dem Offenbarten verbunden. Aus diesem Grunde bezeichnen manche Menschen die Natur als den göttlichen Körper. Das ist aber nur eine Gestalt. Aber viele schwärmen so stark für diese Gestalt und behaupten, dass die Natur und Gott ein und dasselbe sind. Aber wenn Natur und Gott ein und dasselbe wären, dann wäre Gott ein begrenztes Wesen. Wir wissen eins mit Sicherheit, dass die Natur das Offenbarte und Gott das Nichtoffenbarte, Grenzenlose ist, das sich ewig offenbart und nie ganz offenbart sein wird.

 

Die gewöhnlichen Menschen, die einen kleinen Ausschnitt von der Welt sehen, denken, dass die Natur etwas Mechanisches, Unvernünftiges sei, in dem die Zufälle herrschen.

 

Offensichtlich projizieren sie sich selbst in die Natur. In der Natur gibt es eigentlich nichts Zufälliges, nichts Beliebiges. In ihr ist alles nach den Gesetzen der göttlichen und unveränderlichen Mathematik aufgebaut. Aus diesem Grund sind alle ihre Taten streng, vernünftig und bestimmt.

 

Die Vernünftigkeit in der Natur kann man überall deutlich sehen. Welchen Organismus wir auch immer betrachten, seinen Aufbau, seine Funktionen, mit all ihrer Gesetzmäßigkeit und Zweckmäßigkeit erforschen und durchdringen, dann überzeugen wir uns von der großen Vernünftigkeit der Natur, die alles steuert. Man muss natürlich eine hochintelligente und weitblickende Vernunft, gut entwickelte Fähigkeiten und eine Gabe zur feinen und durchdringenden Beobachtung haben, um die Feinheiten des Vernünftigen, das sich in der Natur offenbart, zu erfassen.

 

Die lebendige Natur hat ihre eigene Sprache, und wenn der Mensch sie gut verstehen will, soll er danach streben, ihre Sprache zu erlernen. Die Natur bedient sich immer der Abbilder. Sie spricht immer durch Bilder und Symbole. Ihre Sprache ist nicht wie die Sprache der heutigen Menschen, die aus trockenen Begriffen, leeren logischen Formen des analytischen Intellekts besteht. Ihre Sprache ist lebendig, bildhaft, symbolisch -- eine Sprache von großer und schöner Vielfalt.

 

Die Natur duldet überhaupt keine Gleichförmigkeit oder Wiederholung. Sie mag die Vielfalt in progressiver und aufsteigender Folge. Und deswegen erzeugen die Menschen etwas Böses, wenn sie alles im Leben auf eine mechanische Gleichförmigkeit zurückführen wollen. Wenn sie wie die Natur nach den Gesetzen der Vielfalt und der Harmonie arbeiten, tun sie etwas Gutes.

 

Die lebendige Natur mag die Vielfalt und die Fülle, aber sie duldet die Überschüsse nicht. Wenn ihre Energien nicht vernünftig genutzt werden, wenn sie in ihrem unaufhörlichen Gang und in ihren Umwandlungen gehemmt und im geschlossenen Kreis der Gleichförmigkeit begrenzt werden, wirkt die Natur dem entgegen. Die Natur mag keinen Stillstand. In ihr gibt es ewige Bewegung, ewiges Schaffen, das von vernünftigen Gesetzen geleitet wird. In diesen Gesetzen erkennt man einen Rhythmus, eine Periodizität, die sich tief im Wesen des Daseins und seinen Offenbarungsweisen verbirgt.

 

Auf diesem kosmischen Rhythmus beruhen jene beiden großen Prozesse in der lebendigen Natur -- die Involution, bei der es eine Bewegung vom Zentrum zur Peripherie gibt, und die Evolution, die eine Bewegung des Lebens von der Peripherie zum Zentrum darstellt. In diesen beiden Prozessen entstehen die Bedingungen, unter denen sich das universelle Leben offenbaren kann.

 

Es gibt zwei große Strömungen: eine von dem Grenzenlosen kommend, die ständig kleiner wird und zum unendlich Kleinen -- der Zelle -- herabsteigt; die andere, die ständig von dem unendlich Kleinen -- von der Zelle her -- zum Großen, Unendlichen hinaufsteigt. Und wenn diese zwei Strömungen des Weltalls sich im Menschen begegnen, werden die großen Fähigkeiten und Tugenden der menschlichen Seele geboren.

 

Die lebendige Natur umfasst alles in ihrer Aura. Diese Aura ist hell, rein, vernünftig und sanft. Die lebendige Natur hat alles in den Menschen hineingelegt und unterstützt ihn jederzeit beim Aufziehen jener Keime, die in seiner Seele gepflanzt sind. Als eine fürsorgliche Mutter hält sie sein Bewusstsein ständig wach, indem sie ihn auf unterschiedliche Wege und Weisen auf alles aufmerksam macht, was um ihn herum geschieht.

 

Und die heutigen Menschen irren sich, wenn sie meinen, dass sie die Natur beherrschen können. Wenn ihnen das wirklich gelingen würde, würde die ganze Erde zerstört sein und kein einziges Lebewesen mehr darauf leben können. Die lebendige Natur lässt sich aber nicht erobern. Das Einzige, was sie erlaubt, ist, dass man ihre Kräfte in die Arbeit einspannt. Aber nur der vernünftige Mensch, der ihre Gesetze berücksichtigt, kann, ohne bestraft zu werden, ihre Kräfte in die Arbeit einspannen. Jeder, der ihre Gesetze nicht berücksichtigt, wird vernichtet. Und die Erfahrung zeigt, dass all jene, die sich eingebildet haben, dass sie die Natur beherrschen, unter dem Staub ihrer illusorischen Phantasien zugeschüttet wurden. Menschen, die sich vorstellten, dass sie gegen die Natur kämpfen müssen, um sie zu beherrschen, sahen immer dann, dass sie sich gewaltig in ihren Hoffnungen getäuscht hatten, wenn sie den Gipfel ihrer Vorhaben erreicht hatten und ihre Früchte kosten wollten. Die Natur nahm ihnen im letzten Augenblick die Frucht ihrer Bemühungen weg und ließ sie wieder arbeiten, um all ihre Fehler und Irrtümer zu korrigieren.

 

Der Mensch darf nicht gegen die Natur kämpfen, denn er wird immer eine Niederlage erleiden. Und wisst ihr, was seine Niederlage ist? -- Der Tod. Der Grund für den Tod des Menschen ist sein ständiger Kampf mit der lebendigen vernünftigen Natur, die er umsonst zu erobern versucht.

 

Denn man darf es nicht vergessen, dass die Natur nicht so leicht verzeiht. Der Mensch kann zehnmal bereuen und trotzdem können seine Sünden nicht vergeben werden. Die Natur vergibt dem Menschen nur, wenn er ihre Gesetze berücksichtigt, und zwar nicht nur äußerlich, mechanisch, sondern ganz bewusst. Alle, die bestrebt sind, über die Natur zu herrschen, alle, die gegen sie kämpfen und ihr widerstreben, sind genau betrachtet außerhalb von ihr. Wir sprechen allegorisch. Die Natur ist für sie verschlossen, sie bleibt für sie eine geschlossene Welt. Und wisst ihr, was für Schönheiten es auf dieser Welt gibt, was für Wesen darin leben?

 

Die Menschen, die heute auf der Erde nur herumkriechen, kann man gescheiterte Schüler der Natur und Gefangene nennen. In diesem Sinne des Wortes sind sie tatsächlich außerhalb von ihr. Für diese Menschen hat die Natur ihre Erziehungsanstalten. Und sie betritt diese oft mit ihrem Zauberstab. Aber für die vernünftigen Menschen ist die Natur eine herrlich geregelte Welt -- eine Welt der Harmonie, Musik und Schönheit.

 

Und wenn eines Tages die Ohren der Menschen geöffnet werden, werden sie überall auf der Welt diese großartige Musik in der Natur hören. Es gibt eine besondere Musik in der Natur. Denn sie singt nicht immer. Manchmal schweigt sie auch. In ihrem Schoß herrscht dann unaussprechliches Schweigen. Aber in diesem Schweigen ist ein tiefer Sinn: Tief unter dem Erdboden entsteht eine große Idee, und bis sie sich formt und geboren wird, schweigt die große Natur. Wird sie geboren, beginnt sie ein neues Lied zu singen. Und wenn ihr ein bewusstes Leben führt, wenn eure Seele wach und liebevoll auf alle Lebewesen eingestimmt ist, dann nehmt ihr die göttliche Musik der Natur wahr, die sich als lebendige Freude in eurem ganzen Wesen ausbreiten wird. Durch diese Musik werden euch die Gedanken aller Vernunftwesen übermittelt werden. Das Leben aller Vernunftwesen in der lebendigen Natur wird euch mit einer viel höheren Geschwindigkeit als die des Lichtes übermittelt, und ihr werdet euch als Bürger ihres großen Reiches fühlen.

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