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  1. mariaK

    1914_11_08 Im Anfang war

    Im Anfang war „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.“ (Joh 1,1) Das ist die härteste Nuss und die philosophischste Frage im Christentum. Tausende von Streitigkeiten gab es über diesen Vers und selbstverständlich deutet ihn jeder der unterschiedlichen Philosophen, Priester und Gläubigen auf seine Weise. Auch in der orthodoxen Kirche gab es Streitigkeiten über das Wort, man hat seinetwegen gekämpft; mit Schlägereien ist jedoch die Frage nicht zu lösen. Was sollen wir im gewöhnlichen Sinne unter den Worten „Im Anfang war das Wort“ verstehen? Was ist das für ein Anfang“ oder ist dieser Anfang? Wenn die heutigen Philosophen eine bestimmte philosophische Frage erörtern möchten, gehen sie von gewissen Prämissen aus – machen etwas zum Prinzip und erklären damit eine bestimmte Sache. Zum Beispiel erklärte ein schwarzer Prediger die Schöpfung des Menschen folgendermaßen: „Gott hat sich einen ganzen Tag abgemüht, um den Menschen aus Lehm zu schaffen, hat ihn an den Zaun gehängt und dort drei Tage trocknen lassen.“ Einige der Zuhörer fragten ihn jedoch: „Worauf aber stützt sich dieser Zaun?“ „Das ist nicht eure Sache“, antwortete ihnen der Prediger. Auch die heutigen Philosophen haben einen Zaun, an dem sie das Wort und den Menschen trocknen lassen, alle Fragen lösen und sagen: „Der Mensch wurde aus feuchtem Lehm geschaffen und an einem Zaun getrocknet.“ Wenn ihr sie aber nach dem Zaun fragt, sagen sie: „Das zu wissen ist nicht eure Sache.“ Doch dieser Zaun versperrt uns den Weg und sobald wir bei ihm angekommen sind, bleiben wir stehen und müssen ihn umgehen. Ähnlich sprach auch ein evangelischer Prediger über den Propheten Jonas, als er meinte: „Der Wal quälte sich eine ganze Stunde ab und hatte seine liebe Not, bis es ihm gelang, Jonas zu verschlingen.“ Genauso quälen auch wir uns stundenlang, um die Frage zu lösen, doch sie ist noch immer nicht gelöst. „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.“ Hier geht es hauptsächlich um das Wort. Was ist unter dem Begriff Wort zu verstehen? Das ist jener vernünftige Akt Gottes, der sich in bestimmten, von uns wahrnehmbaren, Vibrationen äußert. Wenn also die Dinge sichtbar, spürbar und für den menschlichen Verstand begreifbar werden – wenn sie eine Form haben und für uns verständlich sind – das nennen wir Wort. Zum Beispiel sprecht ihr einen Begriff aus – das ist ein Wort. Aus wie vielen Elementen, aus wie vielen Buchstaben besteht das Wort Liebe? Aus fünf. Wenn ihr diese Elemente trennen könntet, würdet ihr verstehen, woraus die Liebe in Bezug auf die Menschen besteht, d.h. nicht in ihrem ursprünglichen Sinn, sondern in ihrer Erscheinungsform. Diejenigen, die die Frage nach dem wahren Wesen dessen, was wir Wort oder was wir Gott nennen, lösen möchten, werden in einen Widerspruch geraten. Man kann nie etwas bestimmen, das keine Form hat. Gott ist etwas ohne Form, also können wir ihn nicht definieren. Sagt, was Gott ist! Um ihn definieren zu können, müsst ihr ihm gewisse Grenzen setzen, ihm eine gewisse Form geben, ihm aus menschlicher Sicht eine Position und einen bestimmten Platz zuweisen. Diejenigen, die über Gott und das Wort schreiben, glauben die Frage geklärt zu haben. Sie erklären sie zwar, aber genau wie der evangelische oder der schwarze Prediger – entweder am Zaun oder im Maul des Wals. Doch das ist keine Erklärung. Es heißt: „Im Anfang.“ Darunter verstehe ich jenen vernünftigen Akt, als alle von Gott erschaffenen Wesen sich dessen bewusst geworden sind, dass Er erschafft und begannen, mit Ihm gemeinsam zu arbeiten. Ich werde mich einer Analogie bedienen: Stellt euch vor, eine Mutter bringt ihr Kind zur Welt und sagt: „Das Leben meines Kindes hat begonnen.“ Ihr Kind steht am Anfang des Lebens, doch der Anfang seines vernünftigen Lebens begann noch nicht. Was für ein Anfang ist das? Geschrei und Weinen, und keiner versteht, was das Kind sagen will. Im Evangelium ist von einem vernünftigen Anfang die Rede. Erst wenn das Kind 21 Jahre alt wird und nachzudenken beginnt, können wir behaupten, dass dies der Anfang des vernünftigen Lebens ist, d. h. wenn es zu einem wirklichen Gedankenaustausch zwischen Mutter und Kind kommen kann. Also versteht man unter „Im Anfang war das Wort“ den Anfang, an dem wir begonnen haben, Gott zu verstehen, anstatt weiter nur von Ihm herumzuplärren. Jahrhunderte lang haben die Menschen geweint und dies oder jenes verlangt. Um meine Worte in einer wissenschaftlichen Form auszudrücken, möchte ich zeigen, dass dies alle Lebensstadien sind, die das Menschenkind durchlaufen hat. So ging dieser Anfang durch Millionen Formen, beginnend bei den kleinsten. Und da das Kind ständig weinte, musste ihm Gott laufend neue Kleider nähen, d.h. es in einen Vogel, in ein Säugetier usw. verwandeln. Wenn aber der Zeitpunkt gekommen ist, wo dieses eigensinnige Kind den Anfang versteht, bedeutet das, dass das Wort in es eingegangen ist. Deshalb sagt der Evangelist: „Der Anfang wird im Buch des Himmels als eine vernünftige Form der Ordnung vermerkt.“ Jeder Mensch beginnt mit Unordnung, beginnt als feuchter Lehm, den man oben am Zaun trocknen lässt. Doch wenn ihr vom Zaun heruntersteigt und euch auf eigene Füße stellt, wird im Himmel über euch geschrieben: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott“ – und dieser Anfang befindet sich bereits im Kopf des Menschen. Ich werde mit einer anderen Analogie erklären, wann dieser Anfang beginnt. Stellt euch vor, ihr geht stromaufwärts und erreicht die Quelle eines Flusses. Ihr sagt dann, der Anfang des Flusses sei diese Quelle und bleibt dort stehen. Ja, das ist der Anfang, kein Philosoph kann das bestreiten. Hier ist der sichtbare Anfang, aber es gibt auch andere Anfänge, die wir nicht kennen. Dieses Wasser könnte vom Ozean stammen, es könnte in Form von Wasserdampf durch den Wolken gewandert und als Regen herab gefallen sein, es könnte sich durch die Erdschichten bewegt und die Quelle erreicht haben usw. Wir vereinfachen also, wenn wir sagen, dass dieser Fluss mit dieser Quelle beginnt. „Im Anfang war das Wort“ bedeutet jener vernünftige Anfang der gesamten Menschheit, als dieses Wort die Form angenommen hat, deren Existenz wir jetzt sehen. Natürlich seid ihr heute weit von diesem Anfang entfernt, Millionen von Jahren sind vergangen und alles hat sich getrübt. Nun mache ich einen anderen Vergleich. Wenn ihr den Brief an die Galater lest, werdet ihr sehen, dass man dort über die Früchte der Liebe spricht. Nehmt eine Frucht und nehmt an, sie habe nur einen einzigen Fruchtkern. Falls ihr ihn irgendwann einpflanzt, wird das der Anfang seiner Entwicklung sein. Fragt ihr den Baum, wo er seinen Anfang nimmt, wird er euch antworten: „Von dem und dem Moment an – seit der Pflanzung des Kernes.“ Wenn man euch also fragt, was ihr in der Vergangenheit gewesen seid, könnt ihr sagen, dass ihr ein Kern wart, den Gott in den Boden gepflanzt hat, damit ihr aufgeht, euch verzweigt, aufblüht und Früchte ansetzt, die reif werden. Unser vernünftiges Leben ist ein Baum. Und dieser vernünftige Anfang wurde jetzt in unseren Kopf eingepflanzt. Der Körper wiederum zeigt, wie viele Millionen von Jahren der Mensch unter der Einwirkung der Anziehungskraft der Erde von diesem Anfang an abwärts geflossen ist. Der Kopf ist ein Sinnbild des ursprünglichen Anfangs, als der Mensch gepflanzt wurde. Nun, ich werde jetzt nicht lang und breit über die tiefen Ursachen von etwas reden, was für viele zu kompliziert sein wird. Auf den ursprünglichen Zustand der Welt einzugehen und die Kräfte, die gewirkt haben, auf jene ursprüngliche Intelligenz, die am Werk war, usw. – das ist etwas Abstraktes, worüber auch die größten Philosophen geschwiegen haben. Als man den großen ägyptischen Meister Hermes danach fragte, presste er nur seine Lippen zusammen. Was wollte er damit sagen? Das bedeutet, dass der Mensch seinen Körper verlassen und selbst die Dinge an Ort und Stelle erforschen muss. Und wenn man sagt, dass jemand schweigt, deute ich dieses Schweigen so: „Geh hinaus, geh an Ort und Stelle und forsche.“ Fragt mich jemand zum Beispiel, wo die Quellen des Flusses Maritza sind, erkläre ich es ihm, aber er kann es nicht verstehen. Schließlich sage ich ihm, er soll schweigen, um zu verstehen. Das wollte auch Hermes sagen. Mancher wird fragen, wie das möglich sei. Das zeigt, dass ihr noch nicht für diesen Ort bereit seid. Ihr seid noch Kinder, die ihre hiesigen Häuschen bauen und sich mit Spielsachen und Puppen beschäftigen. Es müssen noch Millionen von Jahren vergehen, bis ihr die Stufe erreicht, wo ihr über diese tiefe Frage nachdenken werdet. Diejenigen, die mich verstehen, werden die Lippen zusammenpressen und ich werde ihnen sagen: „Kommt mit mir, um dorthin zu gehen.“ Auf diese Weise habe ich die Frage philosophisch bereits erklärt. Sobald sie die Lippen zusammenpressen, ist das keine theoretische, sondern schon eine praktische Lösung der Frage. Und wenn mich die Menschen fragen, was der Anfang war, was das Wort im ersten Moment der weit entfernten Vergangenheit war, fordere ich sie auf, mir zu folgen. „Das können wir nicht.“ Dann spielt mit eurem Spielzeug auf der Erde – egal ob ihr Häuser baut, heiratet, oder Händler werdet, ob ihr Kriege führt. Erst nachdem ihr diesen ganzen Entwicklungsprozess durchlaufen habt, nachdem ihr erwachsen und klüger geworden seid und „Weg mit den Puppen!“ gerufen habt, erst dann wird sich ein Meister finden, der die Lippen zusammenpresst und sagt: „Kommt mit mir.“ Diejenigen, die dem Weg Christi folgen wollen, müssen eine bestimmte Auffassung von der Wahrheit haben. Denkt nicht, dass sie sehr leicht zu erwerben sei, denkt nicht, dass der Weg, den ihr jetzt eingeschlagen habt, leicht ist. Nein, es gibt Schwierigkeiten. Ich sage nicht, dass er äußerst schwierig ist, aber es gibt große Hindernisse. Wer sich entscheidet, diesen Weg einzuschlagen, muss dazu bereit sein. Auch die Natur errichtet stets große Hindernisse vor uns – kleine Balken, die wir ständig benutzen müssen, bis wir uns auf den weiten Weg vorbereiten. Die Frage besteht nicht nur darin, dass sich der Mensch auf den Weg macht, sondern er muss auch ankommen. Ihr aber geht ein, zwei, drei Tage, woraufhin ihr meint, dass aus dieser Sache nichts wird, und umkehrt. Und wenn euch die Leute fragen, was für Nachrichten ihr mitbringt, sagt ihr: „Lasst sein, das ist Unsinn!“ Erst nachdem ihr zu dieser ewigen Quelle gegangen seid, wo das menschliche Leben begann und wo das Wort ursprünglich war, erst dann werdet ihr verstehen, wie die damalige Form der Menschheit aussah, was die Menschensöhne darstellten. Das, was wir das Ebenbild Gottes nennen, ist für die Menschen auf der Erde eine Karikatur. Wenn ich mir die Menschen ansehe, die nun behaupten, nach dem Ebenbilde Gottes geschaffen zu sein, kann ich nur lachen, denn vor mir stehen Menschen-Karikaturen, deren Gedanken, Verstand und Herzen total verdorben sind. Das Bild, von dem man behauptet, es sei das Ebenbild Gottes, ist verdorben, ist nicht so, wie es einmal war. Und als das Wort, durch das alle Dinge entstanden sind, sah, dass sich das, was es nach dem Bilde Gottes geschaffen hatte, in eine Karikatur verwandelt hat, schickte es Christus aus der unsichtbaren in die sichtbare Welt, um den Verirrten zu sagen: „Hört auf mit den Lügen! Das, was ihr jetzt habt, ist nicht das Ebenbild! Es ist euer Bild!“ Man wird einwenden: „Am Anfang wurde ich doch von Gott geschaffen, ich wurde von ihm geboren.“ Wie aber wurdest du von Gott geboren? Dieser Anfang war in sich klar und rein, doch nun befinden sich in euch gewisse Beimischungen. Um also den tiefen Sinn der Lehre, die Christus gepredigt hat, verstehen zu können, müssen wir uns reinigen. Das Wort reinigen bedeutet in einem anderen Sinne leichter werden, was wiederum ein Prozess der Organisation ist, d.h. ein vernünftiger Vorgang bei unserem Körperbau. Das Körperliche geht aus dem Gesetz hervor, dass es in der Natur ein gewisses Aufeinanderprallen zwischen den Kräften gibt. In uns existiert eine gewisse Kraft, ein gewisses Bestreben, uns Gott zu nähern, aber gleichzeitig existiert auch ein anderes Prinzip, das uns zur Erde zieht. Also ist unser Kopf mit dem Himmel verbunden und zieht uns nach oben, während uns der Körper nach unten, zur Erde zieht. Auf diese Weise sind wir gekreuzigt. Und wie kann man gekreuzigt denken? Nachdem wir gestorben sind, muss ein Nikodemus kommen, der die Nägel herauszieht, uns vom Kreuz abnimmt und in das Leichentuch hüllt. Und nachdem wir leichter geworden sind, erheben wir uns nach oben. Das ist die Auferstehung. Die Auferstehung ist ein Akt, bei dem wir uns auf den Weg begeben, um die Dinge an ihrem Platz zu sehen, um zum Wort, zu Gott zurückzukehren. Nun wollt ihr, dass ich euch von Gott erzähle. Was soll ich euch erzählen, wenn ihr noch am Kreuz hängt und noch nicht leichter geworden seid? Ihr bittet: „Erzählen Sie von der Liebe.“ Was soll ich euch darüber erzählen, wenn ihr gekreuzigt seid und Schmerzen habt? Das Einzige, was ich einem gekreuzigten Menschen sagen kann, ist zu dulden und zu leiden, und ein Held im Leiden zu sein. Ich kann ihm nur diesen Trost geben. Das ist die Freiheit der Menschen – sie müssen durch den Leidensprozess gehen. Christus selbst hat das Beispiel dafür gegeben. Christus hat also den Anfang für das Wort in unser Gehirn gelegt. Das Wort ist eine Offenbarung Gottes in der geistigen Welt, und mit ihm sind die Engel gemeint. Das heißt, anfangs bewegten sich die Engel in Gott und Er sich in ihnen. Und wenn der Evangelist sagt: „Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns“(Joh 1,14), so meinte er damit, dass das Wort von den Engeln nach unten kam, eine andere Form annahm und in den Menschen herabstieg. Wenn wir über das Wort sprechen, das im Anfang bei Gott und Gott war, meinen wir damit all jene Wesen, die eine vom Menschen unterschiedliche Evolution haben. Sie sind etwas Großes, Söhne des Gedankens, der Vernunft – das sind sie. Das bedeutet nicht, dass sie die gleiche Form wie wir haben, sondern dass sie vernünftige Wesen sind. Christus verkörperte sich auf unserer Erde, um dieses Wort in artikulierter Rede zu predigen. Unsere Rede ist eine Übersetzung des Wortes. Auch früher schon habe ich über die richtige Übersetzung der Wörter gesprochen. Wenn uns jemand zum Beispiel fragt, wie die Übersetzung von den Wörtern "Fluss", "Quelle", "Licht" und "Wärme" lautet, werden wir sagen: Das Licht ist die Übersetzung von Wahrheit, die Wärme ist die Übersetzung von Liebe. Zwischen den Wörtern gibt es gewisse Wechselbeziehungen. So wie das Licht die äußeren Gegenstände beleuchtet, so beleuchtet die Wahrheit den menschlichen Verstand von innen. So wie die Wärme den Pflanzen beim Wachsen hilft, so bringt auch die Liebe, wenn sie in uns eindringt, jene Gefühle in Bewegung, die den Menschen zum Wachsen und Erheben anregen. Wer also die ursprüngliche Form des Wortes kennen will, muss die richtige Übersetzung finden. Natürlich hat der Begriff Wort auf Bulgarisch die eine Bedeutung und in der griechischen Sprache, in der diese Phrase des Evangeliums zuerst geschrieben wurde, eine etwas andere. Auf Griechisch fängt dieses Wort mit dem Buchstaben λ an (λόγος, logos), und auf Bulgarisch fängt es mit dem Buchstaben „c“ an (–слово, slowo). Diese Tatsache deutet gleichzeitig darauf hin, dass sich das griechische und das bulgarische Volk nicht auf ein und demselben Platz, auf ein und derselben Ebene befinden. Als das Wort „logos“ auf Griechisch geschrieben wurde, besaßen die Hellenen ein Streben nach oben zu den Engeln, und unser Buchstabe C ist das Symbol des Halbmondes, was bedeutet, dass wir uns auf der Rückseite der astralen Welt befinden, und da wir kein Licht haben, nehmen wir das vom Mond widergespiegelte. Wir können also sagen, dass die Slawen in Bezug auf das Wort ein Volk sind, das absteigt, dass sie die tiefste Stelle erreicht haben, zu der man herabsteigen konnte, und dass sie jetzt mit ihrer neuen Evolution beginnen. Das ist der Grund, weshalb ich euch das Wort nicht erklären kann und ihr es nicht verstehen könnt. Denn in eurem Gehirn, in eurem Verstand scheinen immer noch der Mond und die Bilder, die Figuren, alles bei euch liegt noch im Dunkeln. Wenn aber das Tageslicht kommt oder wenn Christus in einer neuen Form erscheint, dann wird für euch alles hell und klar werden. Unter Wort verstehe ich also jenen vernünftigen Anfang, der die Gedanken, die Wünsche und die Taten in uns schafft. Und jetzt müssen wir zu diesem Anfang zurückkehren. Alle Gegensätze im individuellen Leben und unter den Völkern werden erst verschwinden, wenn wir zu ihm zurückkehren. Und das gelingt dadurch, dass wir leichter werden. Wenn mich ein Fluss, der von der Quelle hinunter zum Meer fließt, fragt, was er tun soll, um zu seinem Anfang zurückzukehren, werde ich ihm antworten: Verdunste, werde leichter, erhebe dich in die Luft, damit dich die Winde wieder zur Quelle, zum Kopf zurücktragen, aus dem du entsprungen bist. Auch euch sage ich, ihr sollt dasselbe Gesetz anwenden. Dieses Gesetz ist die Selbstlosigkeit. Deshalb sagt Christus: „Wenn jemand mir nachkommen4 will, verleugne er sich selbst und nehme sein Kreuz auf und folge mir nach!“(Mk 8,34) Wir müssen uns von der Materie, von den Häusern, den Kindern, von den Dingen lossagen, an die wir wie mit Tausenden von Stricken gebunden sind. Ihr sagt, ihr wollt zum Herrn gehen. Niemals werdet ihr zu Ihm gelangen, wenn ihr die Seile, mit denen ihr gebunden seid, nicht zerschneidet. Priester und Popen predigen über den Himmel, doch alle sind gebunden. Schweigt! Ihr belügt die Welt. Ihr lernt vom Mond und seht die Dinge in seinem Licht. Wenn die Sonne in eurem Verstand aufgeht, dann werdet ihr eine andere Vorstellung von der Welt und vom Leben haben, ihr werdet sehen, wie falsch eure Auffassungen waren. Deshalb bedeutet Selbstlosigkeit ein Leichterwerden. Manche meinen, dass sie sich nicht lossagen wollen. Gut, aber sie steigen die Schräge hinunter und gelangen zu den Ozeanen. Es gibt keinen anderen Weg – entweder nach oben steigen oder nach unten rutschen. Damit wir uns aber erheben können, damit wir leichter werden, muss uns die Sonne bescheinen. Der Mond kann uns nicht verdunsten lassen, im Gegenteil – oft ist er der Grund für eine Verdichtung des Dunstes. Dieselbe Analogie über die Sonne und den Mond finden wir im ersten Kapitel der Genesis, wo es heißt, dass Gott diese zwei Prinzipien geschaffen hat und dass sie die ganze Wahrheit enthalten – der Mond ist ein Prozess des Hinabsteigens zur Erde und die Sonne ist ein Prozess des Hinaufsteigens zu Gott. Der Sonnenuntergang bedeutet ebenfalls Herabsteigen und der Sonnenaufgang – den Prozess einer neuen Evolution. Deshalb erzählt euch der Mond alle achtundzwanzig Tage die Geschichte eures Untergangs. Wenn ihr euch fragt, warum ihr gefallen seid, warum ihr nicht denken könnt, warum ihr keinen Willen habt, wird es euch der Mond sagen. Alle seine Phasen erzählen euch über die Ursache eures Untergangs. Und dann wird jemand fragen, wie er sich erheben und zu Gott kommen kann. Steht morgens auf, wenn die Sonne aufgeht, betrachtet Gott und ihr werdet den Weg finden. Einige meinen, dass sie ununterbrochen an Gott denken müssen. Nein, ihr könnt zwar einen Gedanken mit euch herumtragen, aber wahrscheinlich benötigt er bestimmte Bedingungen, um wirksam zu werden. Die Keime eurer Rettung sind gesetzt, aber erst wenn sie zu wirken beginnen, werdet ihr euch erheben. Man sagt, Christus sei gekommen, um die Welt zu retten. Inwiefern wird er sie retten? Als Christus kam, tauten unter der Eiskruste alle Keime auf, die Millionen von Jahren in einem sozusagen potenziellen, gefrorenen Zustand waren, und traten aus dieser Eiszeit heraus. Jetzt werde ich mich nicht darüber auslassen, dass die Erde einmal eine Eiszeit durchlaufen hat. Auch im geistigen Leben gibt es oft so eine Eiszeit. Wenn der Mond in eurem Verstand scheint, sage ich, dass ihr in der Eiszeit seid – eure großen vorsintflutlichen Tiere sind ausgestorben, die Pflanzenwelt ist verschwunden und ihr habt nur ein minimales Leben – so viel, wie euch der Mond gibt. Falls ihr mich fragt, was ihr machen sollt, antworte ich euch: Die Sonne muss euch bescheinen, Christus muss in eurer Seele aufgehen, an eurem Horizont erscheinen und mit seinen Strahlen der Wahrheit auf euch einwirken. Nun könnt ihr mir sagen, dass Christus kommen wird. Ja, er kommt unbedingt. Aber wo werdet ihr sein, wenn er kommt – am Äquator oder am Nordpol, in dem gemäßigten Gürtel oder am Südpol? Ihr müsst eure Position in Betracht ziehen und einschätzen, wie die Strahlen Christi in eure Seele fallen werden – ob senkrecht oder schräg. Wir alle müssen zu der Stelle gelangen, wo uns Gott trifft, d. h. auf göttlichen Boden. Seid ihr Hellseher, so erkennt ihr, dass es auch eine andere Erde gibt. Wenn ich anfangen würde, euch die Ansichten der Okkultisten über die Erde, über die Bewegung der Sphären zu erklären, würdet ihr sagen, es sei besser, wenn ihr all das nicht wüsstet, weil ihr in einen großen Widerspruch geraten würdet. Ich sage euch, warum. Als die Gelehrten das Radium entdeckten, erschraken sie und begannen zu behaupten, alle bisherigen Theorien und Anschauungen würden in die Brüche gehen, man müsse sie gründlich umgestalten, deswegen wäre es besser, wenn sich die Wissenschaft nicht mit diesem Element beschäftige. Ich aber sage: Wenn das Radium Christi kommt, müsst ihr eure Auffassungen und euer Leben von Grund auf, durchgreifend umgestalten. Johannes wendet sich in dem zitierten Vers also an diejenigen, die verstehen. Das ist die tiefste Frage im Evangelium. Diejenigen, für die es geschrieben wurde, verstanden es. Eines Tages werdet auch ihr anfangen zu verstehen. Wenn ihr meint, euer Verstand sei verwirrt, gebe ich euch den Trost: Noch bescheint euch der Mond. Wenn euch die Sonne beleuchtet, wird diese Frage für euch klar sein. Ihr braucht nur aufrichtig zu sein und an dem Ort stehen, an den Gott euch gestellt hat. Nach diesen Gesetzen werden die Bedingungen für euer Wachstum unbedingt kommen, man muss nur warten. Diejenigen aber, für die Gott erstrahlt ist, müssen selbstlos sein, leichter werden, nicht nach unten abrutschen oder im philosophischen Sinne gesagt: Eure Gedanken müssen einen Inhalt haben. Außerdem müssen sie auch ein Ziel haben, das ihr anstrebt. Ein Christ, der seine Pflicht erfüllen will, muss wissen, warum alles geschehen ist. Zum Beispiel kommen Kinder zur Welt. Warum? Ihr sagt, dass der Herr es so angeordnet hat. Wisst ihr wirklich, ob der Herr es so angeordnet hat? Auch die Säufer könnten sagen: „Der Herr hat den Wein gegeben, damit wir trinken.“ Hat wirklich Gott ihn geschaffen oder haben wir ihn gemacht? Gott hat die Weintraube geschaffen, aber der Wein ist unsere Erfindung. Auf dieselbe Weise nehmt ihr Mehl und knetet einen Brotlaib daraus, aber hat Gott bestimmt, dass ihr das tut? Nein, das ist eure Erfindung. Ihr stellt zwei Steine auf, die das Korn mahlen. Hat aber Gott bestimmt, dass der Weizen zu Mehl gemahlen wird? Nein, das ist euer Wille, weil ihr die Weizenkörner in eurem Magen nicht verdauen könnt. Wenn also die heutigen Menschen sagen, dies oder jenes sei Wahrheit, müsst ihr sie fragen: „Ist das die Wahrheit Gottes oder die eurige?“ „Aber ich predige doch Christus.“ Du predigst deinen Christus. „Ich predige doch Gott.“ Du predigst deinen Gott, belüge mich nicht! Ich sage: Weder lasse ich mich belügen noch lüge ich. Jeder Mensch predigt seinen Christus, seinen Gott. Wenn sich ein Mädchen in einen jungen Mann verliebt, ist er für sie ein Engel, sie würde für ihn sterben, aber wenn sie heiraten, fängt sie an zu behaupten, er sei ein Teufel und sie stürbe schon seinetwegen. Wer hat dann Recht? Im Leben sagen wir auch, dass wir für unseren Christus sterben würden, aber wenn wir den Herrn heiraten und sehen, dass Er nicht so ist, wie wir erwartet haben, wollen wir Ihn nicht mehr und behaupten, er sei der Falsche. Wenn wir also sagen, „im Anfang war das Wort“, welches Wort verstehen wir dann darunter: das Wort nach unserer Auffassung oder das ursprüngliche Wort, das die Grundlage aller Menschen ist? Jenen Anfang, auf den wir uns alle stützen, in einem Organismus vereint und ein und denselben Saft schöpfend, oder irgendeinen anderen, falschen Anfang? Jeder von euch muss zuallererst diese Frage lösen und wissen, in welchem Anfang er sich befindet. Ihr werdet meinen: Das weiß ich doch. Stets höre ich das – der Mann sagt „ich“, die Frau sagt „ich“, alle sagen „ich“, „es gibt keinen wie mich“, „ich bin groß“. Ich betrachte ihn und sehe, dass er nur ein 5 cm großes Ästchen am Baum ist, manch einer sogar nur ein Blatt. Bald kommt der Herbst, du fällst ab, gelangst zu den Wurzeln dieses Baums und dann begreifst du, dass es einen anderen Anfang gibt – der eine ist oben und der andere ist unten. Jeder von euch sollte also wissen, wo sich dieser Anfang befindet – in der Wurzel, im Stamm, in den großen oder in den kleinen Zweigen, in den Blättern, in der grünen oder in der reifen Frucht, oder in deren Kern. Falls ihr meint, dass er im Kern der reifen Frucht ist, dann sage ich euch: Du bist bereits ein Mensch, der sich auf den Weg machen und prüfen muss, wo der ursprüngliche Anfang liegt, über den Johannes sprach. Falls ihr sagt, ihr seid in den Blättern, habt ihr noch viele Millionen von Jahren zu warten. „Ich bin doch in der grünen Frucht.“ Wieder wirst du warten, bis du völlig reif wirst. „Ich habe doch schon angesetzt.“ Gut, aber es könnte ein Gewitter kommen, welches du nicht überstehst und hopp, vom Baum – hinunter auf die Erde. Der Kern jedoch hat noch kein Leben in sich und nach diesem Gesetz musst du verfaulen, erneut die Entwicklung durch die Wurzeln und den Stamm durchlaufen, wieder nach oben wachsen und ein neues Leben beginnen. Wenn wir Zeit hätten, würde ich auf die Frage nach dem Fallen der Frucht eingehen. Viele fordern mich auf: „Erzähle uns, wo wir einst waren.“ Ich weiß, wo und was ihr wart, ich könnte darüber sprechen, aber wer weiß, was ihr mir entgegnen werdet? Jemand würde sagen: „Wenn das Wahrheit ist, dann ist es eine große Lüge.“ Und wenn man das einem Außenstehenden erzählt, wird er sagen: „Das ist eine große Lüge.“ Die Lüge aber ist der Schatten der Wahrheit. Du kannst solange lügen, wie du die Wahrheit kennst, d.h., um jemanden zu belügen, musst du ihn über eine gekannte Wahrheit belügen. Die Lüge ist eine Gefährtin der Wahrheit – wo es Wahrheit gibt, gibt es auch Lüge und umgekehrt. Lasst mich wieder auf die Frage zurückkommen: Wie sollen wir dieses vernünftige Prinzip bei uns anwenden? Jemand meint, es handele sich um eine Kraft, die wirkt. Was versteht ihr darunter? In den Köpfen der heutigen Gelehrten ist das so unbestimmt. Man sagt, es sei eine Kraft, die aufbaut, aber wie baut sie auf? Man sagt: durch Anziehung und Zusammenschluss, aber auf welche Weise? Zwei Menschen fassen sich bei den Händen und fühlen sich zueinander hingezogen; der Magnet zieht Eisenspäne an. Nun gut, aber die Anziehungskraft muss in einem gewissen Verhältnis zueinander stehen. Es ist die innere Kraft, die unsere Gedanken und Gefühle zum vernünftigen Anfang hinziehen muss. Um zu begreifen, ob wir von diesem vernünftigen Anfang angezogen werden, ob wir von der Erde befreit sind, müssen wir spüren, wann die Widersprüche in uns verschwinden. Das ist ein Merkmal dafür, dass wir auf dem richtigen Weg zum Anfang sind. Solange es ein Ringen gibt, stehen wir zwischen beiden Prinzipien und ähneln dem Wanderer, der die Orientierung nach den vier Himmelsrichtungen verloren hat. Anstatt nach Osten zu gehen, geht er nach Westen und kann sich nur orientieren, wenn die Sonne aufgegangen ist. Man sagt: Das Ende ist nah. Welches Ende ist nah? Stirbt der Schüler etwa nach dem Gymnasialabschluss? Nein, das ist das Ende seiner Schulzeit und der Anfang seines Eintritts in die Welt. Und wisst ihr, was das Wort „Ende“ ursprünglich bedeutete? Ein mutiger, kluger und geschickter Mensch, der zu arbeiten weiß und alles ertragen kann. Auch jetzt, wenn die Menschen sagen, „das Ende ist gekommen“, bedeutet dies, dass die Arbeit beendet ist. Ist der Stoff, den ihr webt, beendet, nehmt ihr ihn vom Webstuhl und beginnt zuzuschneiden, d.h., das Ende des Webens ist der Anfang eures Bekleidens. Nachdem ihr euch angekleidet habt und euch die Leute wegen des schönen Kleidungsstücks loben, solltet ihr nicht stolz sein, denn nicht ihr habt es genäht. Seid nicht stolz, sondern bedankt euch bei dem Schneider, dem es gelungen ist, das Kleidungsstück zuzuschneiden und zu nähen. Es gibt Menschen, die, nachdem man sie auf diese Weise gelobt hat, denken, das beziehe sich auf sie. Nein, das Lob ist für den Schneider und sie sind nur seine Werbung. Ist euer Kleid schlecht genäht, verschandelt, werdet ihr gleich sagen, ihr wollt nicht mehr zu diesem Schneider gehen. Man wendet sich zum Beispiel an jemanden mit den Worten: „Sie haben edle Gedanken“, und er fängt an sich einzubilden, er sei etwas Großes und wird überheblich. Warte, das sind nicht deine Gedanken! Danke demjenigen, der sie dir eingegeben hat und dich dabei nicht betrog. Wenn euer Verstand in Aufruhr ist, wisst ihr dann, was ihr tut? Natürlich nicht. Vorerst herrschen in eurem Verstand unklare Ideen. Christus sei ein Prinzip, meint ihr. Ein Prinzip bedeutet ein Ursprung, ein Haupt, eine Quelle. Wenn ihr zu dieser Quelle geht, könnt ihr bereits reines Wasser kosten. Wenn wir aus der Quelle Christi schöpfen und von diesem Wasser des Lebens trinken, so werden sich unsere Gedanken und Wünsche unbedingt herauskristallisieren. Das wird außerdem zu einem weiteren Ergebnis führen: Der Aufbau unseres Körpers wird von nun an richtig vonstattengehen, Leiden und Schmerzen werden verschwinden, wir werden richtige Auffassungen haben, den Menschen nützliche Dinge sagen und den Durst der Durstigen stillen können. Christus sprach zu jener Frau: „Das Wasser, das ich ihm geben werde, wird in ihm eine Quelle Wassers werden, das ins ewige Leben quillt.“(Joh 4,14) Auch ihr kommt jeden Morgen hierher, um aus diesem Brunnen zu trinken. Gut so, aber ich, der ich es liebe, die Wahrheit zu sprechen, der ich weder lügen mag noch belogen werden will – ich möchte, dass ihr euch ein Rohr von dieser wasserreichen Quelle, aus der ich schöpfe, bis zu eurem Hof legt und wenn die Zeit herangekommen ist, sollt ihr den Wasserhahn öffnen und trinken. Ich rede zu jenen von euch, die Schüler von Christus sein wollen und wenigstens ein ein Zentimeter langes Röhrchen von dieser Quelle aus verlegt haben. Und wenn die Welt in einen Belagerungszustand gerät und die Menschen dürsten, wird euch euer Rohr zu trinken geben und ihr werdet keinen Durst verspüren. Die Quelle wird in eurer Seele sein – das ist der Anfang und auch das Ende. Wisst ihr aber, was ein Ende ist? Wenn ihr aus der Quelle einen kleinen Wasserhahn in euer Haus leitet – das ist das Ende der Dinge. Also müssen wir die Gedanken und Wünsche, die wir haben, als uns gegeben betrachten. Von uns wird nur verlangt, sie zu benutzen. Jeder Gedanke kommt und geht, ihr könnt ihn nicht festhalten. Und denkt nicht, dass ihr auch die Wünsche festhalten könnt! Nein, so wie die Nahrung durch uns hindurchgeht, so kommen und gehen nach demselben Gesetz die geistigen Gedanken. Sie sind Formen, die gewisse Lebenssäfte beinhalten. Benutzt die Säfte, die in ihnen enthalten sind, den Blütenstaub aber verstreut im Raum, der sich von neuem anfüllen wird. Lasst ihr die Säfte lange Zeit in einer Flasche, so werden sie verderben und der Herr wird euch dafür verantwortlich machen. Einige möchten reich an Gedanken werden, aber man kann leicht hineingreifen und sie berauben. Wie das Geld, erkennen auch die Gedanken keinen Herrn an, sondern sie kennen nur denjenigen, der sie besitzt. Irgendein Mensch kann in eurem Kopf wühlen und eure Gedanken wegschnappen, er kann in euer Herz greifen und eure Wünsche wegschnappen. Zum Beispiel verliert ein Mädchen sein Herz und beginnt dahinzusiechen oder jemandem werden die Gedanken weggeschnappt und er wird verrückt. Warum? Weil sie das grundlegende Gesetz nicht verstehen, dass jeder Gedanke und jeder Wunsch von der unsichtbaren Welt zu uns geschickt sind, damit wir sie benutzen, worauf wir sie wieder in die Welt entlassen. Wenn es Bewegung, wenn es einen Austausch der Gedanken und Wünsche gibt, dann gibt es auch eine Bereicherung. Im Austausch für die Gedanken und Wünsche, die wir weiterschicken, werden wir die entsprechenden Lebenssäfte bekommen. Deswegen sagt Christus: „Ich bin das Leben.“(Joh 14,6) Das Wesentliche für uns ist das Leben. Also müssen wir alle unsere Gedanken und Wünsche einspannen, um das Leben zu erwerben. Und nachdem wir es erworben haben, werden wir freie Bürger sein und uns auf den Weg zu diesem Anfang machen – zur ewigen Quelle, wo wir unseren Durst löschen müssen. Wenn jemand stirbt, sagt man: „Er ist ins Jenseits gegangen.“ Ist der Kern reif, kommt er ins Jenseits, ist er aber nicht reif, fällt er neben den Stamm, dicht bei der Wurzel und kommt nicht ins Jenseits. Manch einer hält sich für reif. Wenn man wirklich reif ist, kommt der Herr, nimmt die Frucht und bringt sie an einen guten Ort. Also sollte sich jeder fragen, ob sein Kern reif ist. Nun sagt ihr aber: „Ich glaube an Christus.“ Gut. – „Er wird mich erlösen.“ Das ist auch gut, aber ihr werdet lange Zeit zu Füßen des Baumstamms fallen, ehe der Kern in euch reif wird. Erst nachdem er reif geworden ist, werdet ihr geistige Freiheit erlangen. Dieser kleine Keim ist der einzige Reichtum, den der Mensch von der Erde mit in den Himmel nimmt. Dort aber pflanzt ihn der Mensch wieder ein für ein neues Leben, denn im Himmel gibt es dieselbe Schule und auch dort wird gearbeitet. Und wenn man euch dort eine hohe Wissenschaft predigt, wie wollt ihr sie verstehen, wenn ihr keine Fähigkeiten habt, wenn ihr auf der Erde nicht gelernt habt, eure Gedanken und Wünsche zu steuern? Wenn ihr die Lehre Christi verstehen und in der Lage des Räubers sein wollt, der rechts von ihm gekreuzigt wurde, und zu dem Christus sagte: „Heute wirst du mit mir im Paradies sein“(Lk 23,43), dann müsst ihr arbeiten. Einige meinen vielleicht, dass auch sie gekreuzigt seien. Ja, aber auf welcher Seite? Wenn ihr euch links von Christus befindet, bedauere ich euch – trotz eurer Leiden werdet ihr nicht in den Himmel kommen. Wenn ihr rechts gekreuzigt seid, dann freue ich mich – eure Erlösung ist gekommen. Alle, die rechts gekreuzigt sind – Lehrer, Priester, Philosophen, Könige – werden erlöst. Seid ihr aber links gekreuzigt, dann kommt ihr wieder in diese Welt zurück, um an euch zu arbeiten. So lautet das Gesetz Gottes. Der Anfang, das ist die rechte Seite, das ist Christus. Das bedeutet nach dem Gesetz Gottes zu handeln, es im Leben anzuwenden und keinen zwiespältigen Verstand zu haben. Einige, die mir zuhören, fragen sich: „Worauf soll ich hören? Darauf, was die Kirche sagt, oder darauf, was dieser Mensch predigt?“ In diesem Fall hast du, mein Freund, zwei Köpfe. Wenn wir – die Kirche und ich – die Wahrheit Gottes predigen und lehren, kann es keinen Widerspruch geben und die Ergebnisse werden immer dieselben sein. Mit anderen Worten: Wenn wir nach dem Gesetz Gottes handeln, wird der von einem Priester gepflanzte Apfel auf dieselbe Weise wachsen wie der von mir gepflanzte. Nur die Ergebnisse unserer Taten müssen betrachtet werden. Warum zweifelt ihr – ihr habt eine Kerze, mit der ihr sehen könnt, ob wir die Wahrheit sprechen. Jemand begegnete mir und fragte mich, ob ich schwarz oder weiß sei. „Du hast doch eine Kerze, sieh hin!“ „Aber ich sehe nichts.“ Dann stehst du im Dunkeln. Ich kenne dich und sehe, wer du bist. Du bist zum Beispiel evangelisch und meinst, dein Glaube sei der richtige. Wie kannst du dann die Wahrheit nicht erkennen? Mein Freund, du bist ein Mensch, der sich selbst und auch die anderen betrügt. Die Wahrheit hat nur ein Gesicht und das ist Harmonie, Selbstlosigkeit, Tugend, Weisheit, Gerechtigkeit. Erwerbt ihr dieses Gesicht, dann habt ihr sicheren Frieden, Ruhe und Kraft. Dann kann die Welt in Aufruhr geraten, das Meer stürmisch sein, ihr aber werdet still, ruhig und frei sein wie die Vögel, die sich auf ihren Flügeln erheben. Wenn euer rechter oder linker Flügel verkrüppelt ist, stürzt ihr kopfüber zur Erde hinab. Und die Erde wird sagen: „Wer nur einen Flügel hat, der bleibt bei mir.“ Sünder sind Vögel mit nur einem Flügel. Die Teufel sagen: „Wir brauchen Menschen mit nur einem Flügel!“, Christus aber sagt: „Ich brauche Menschen mit zwei Flügeln!“ Wir haben zwei Arme – einen rechten und einen linken – und würden wir die Gesetze der Materieverdünnung beherrschen, könnten wir mit ihnen fliegen, uns erheben, wären frei, unseren Körper zu verlassen, wann immer wir möchten. Vorerst habt ihr Angst vor dem Tod und meint: „Die Teufel sind schlechte Geister, sie werden uns daran hindern.“ Was könnten sie euch antun, nachdem auch sie demselben Gesetz unterliegen? Wenn wir beide Flügel beherrschen und Christus in uns ist, brauchen wir nichts zu befürchten. Die Angst in uns zeigt, dass wir nicht mit Gott sind. In der Schrift steht: „Die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus.“(Joh 4,18) Wenn du Angst hast, ist die Liebe nicht in dir. Ihr fragt jetzt, wie Christus uns retten wird. Seltsame Leute seid ihr! Sobald ihr das Weizenkorn sät, kommt eure Rettung und es wird keine Hungerjahre geben. Ihr wollt Engel sein. Wie könntet ihr solche werden, wenn ihr zuvor nicht gesät wurdet und gesprossen seid? Engel fliegen wie Vögel, ihr aber seid Pflanzen. Wie solltet ihr euch dann so schnell verwandeln? Wisst ihr, wie viele Formen ihr durchlaufen müsst? Unter dem Wort Formen verstehe ich die Kräfte, die ihr beherrschen müsst. Um eine Form verändern zu können, müsst ihr die Gesetze der in ihr wirkenden Kräfte kennen, weil sie euch einschränken. Euch wurden bestimmte Grenzen gesetzt. Ihr müsst, beispielsweise, dreimal täglich essen, sonst verliert ihr euer Wohlbefinden. Wenn ihr nicht trinkt, geschieht dasselbe. Jemand sagt: „Ich bin stark.“ Du bist nur innerhalb von drei Tagen stark. „Ich bin Patriot.“ Wenn ich dich drei Tage lang hungrig halte, beginnst du anders zu denken und um Brot zu betteln. Wir müssen lebendiges Brot erwerben, wir dürfen es nicht nur von der Erde nehmen. Die Erde ist für uns ein Wucherer. Alle Wucherer und alle schlechten Geister sind in solche Ämter eingesetzt und sagen: „Wir geben dir Brot, aber du wirst uns so und so viel zahlen!“ Ihr jedoch müsst klug werden. Wenn sich zehn kluge Menschen finden, fesseln sie diesen Teufel und sagen: „Dieser Weizen wurde uns von dem himmlischen Vater geschickt.“ Folglich müsst ihr einen reinen Verstand und ein reines Herz haben, um das wahrnehmen zu können, was euch von oben geschickt wird. „Im Anfang war das Wort und Gott war das Wort.“ Fragen wir uns also, ob dieser Anfang in uns ist, ob wir in Gott sind und Gott in uns ist. Ich sage nicht, dass ihr nicht in Gott seid. Ich behaupte sogar mit Sicherheit, dass ihr in Gott existiert, lebt und euch bewegt, aber Gott ist nicht in allen von euch. Denn der Mensch kann eine vertrocknete Wurzel sein und obwohl die Säfte des Baums fließen, können sie nicht eindringen. Was nützt euch Christus, wenn ihr eine dürre Wurzel seid? Nicht nur wir müssen in Gott sein, sondern auch Gott muss in unserem Verstand und in unserem Herzen sein. Was habt ihr nun von dem heutigen Vortrag verstanden? Merkt euch Folgendes, was für euch aus rein praktischer Sicht wichtig ist: Ihr müsst je ein dünnes Rohr von dieser Quelle in euren Hof verlegen und von jetzt an weder mich noch die Pfarrer bemühen. Ihr meint, unsere Pfarrer predigen nicht. Sie sind schließlich nicht eure Lastträger. Baut euch einen Brunnen und trinkt. Ihr meint, die Pfarrer seien schlecht, weil sie euch kein Wasser geben. Leitet euch selbst Wasser von der Quelle nach Hause und möge diese östliche Frage1 damit geklärt sein. Nachdem ihr Wasser aus dieser Quelle zu euch geleitet habt, werden alle Streitigkeiten verschwinden. Der englische Gelehrte Drawmond hat einmal gesagt, dass es drei Elemente gibt, mit denen wir uns ständig ernähren: Die ersten zwei sind Luft und Wasser, die uns der Herr umsonst geschenkt hat, und das dritte Element ist die Nahrung, für die wir ständig arbeiten müssen. Wenn wir für den Erwerb nur eines dieser Elemente Sklaven geworden sind, in welchem Zustand wären wir, wenn wir auch die anderen zwei Elemente auf dieselbe schwierige Weise erwerben müssten? Unsere Lage wäre dreimal so schwierig. Eines Tages, wenn wir klüger geworden sind, wird uns der Herr auch das dritte Element schenken und dann werden wir freie Bürger sein. Jetzt sind wir im dritten Stadium unserer Entwicklung. Christus löst die Frage und sagt: „Ich bin das lebendige Brot.“(Joh 6,51) Wenn er als lebendiges Brot in uns eingeht, werden wir alle – Männer, Frauen, Kinder, Pfarrer, Lehrer – frei und dann werden wir uns mit wichtigeren Dingen beschäftigen, so wie es von Gott bestimmt wurde. Aber jetzt treiben wir nur Biertischpolitik – wer hat mehr, wer hat weniger. Jetzt beruht alles, einschließlich Kriege, auf dem Brot und wenn jemand das ihm notwendige Brot besitzt, will er auch das Brot der anderen nehmen, um noch mehr zu haben. Christus sagt: „Ich bin das lebendige Brot, ich löse die Frage, ich werde eine Quelle sein.“ Eine Quelle wovon? Von Freiheit, von einem vernünftigen Leben, von einer vernünftigen Heldentat, von einer Umwandlung der Welt. Das ist der Anfang. Also, wenn ihr mit Jesus Christus arbeiten wollt, solltet ihr euch mit diesem Anfang verbinden. Und danach werdet ihr alle Güter haben, die Kraft Christi wird auch eure Kraft sein und alle Menschen auf dieser Welt, die sich rechts von Christus befinden, werden eure Freunde sein. Dann werdet ihr euch vereinen und mit einer brennenden Kerze eure Brüder suchen. Vom Herrn werdet ihr einen Rat erhalten, was ihr mit euren links stehenden Brüdern tun sollt. Ihr kommt zur Erde zurück, um ihnen zu helfen, bis wir alle – sowohl diejenigen, die sich rechts befinden als auch diejenigen, die sich links befinden – in den Himmel zurückkehren, um mit Christus eins zu sein. Das ist der Anfang, das ist das Wort, das ist Gott, über den ich heute Morgen vor euch predige. Und dieses lebendige Wort, das die Welt aufbaut, erhebt und umwandelt, befindet sich in euch – es ist der lebendige Christus. Ein Vortrag, gehalten am 8. November 1914, Sofia 1Östliche Frage – ein Problem der internationalen Politik, das seinen Anfang von der Eroberung Konstantinopels durch die Türken 1453 nimmt, teilweise mit dem Sieg der christlichen Länder über die Türkei während des Balkankriegs 1913 und erst mit dem Abschluss des Waffenstillstands zwischen der Entente und der Türkei zum Ende des I. Weltkriegs (30.10.1918) endet. Hier steht „die östliche Frage“ im übertragenen Sinn für „ein ewiges Problem“.
  2. mariaK

    1914_10_19 Die Furcht

    Die Furcht "Und fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten und die Seele nicht können töten; fürchtet euch aber viel mehr vor dem, der Leib und Seele verderben kann in der Hölle". (Mt. 10:28) Die Furcht ist ein Gefühl, das die Seele bedrückt. Es existiert nicht nur bei den Menschen, sondern auch bei den Tieren; es ist ein im lebendigen Organismus angelegtes Gefühl, das eine bestimmte Mission auszuführen hat. Furcht bedeutet, dass in der Umgebung, in der wir leben oder in den Bedingungen, unter denen wir existieren, bestimmte Elemente vorhanden sind, die unserem Leben schaden oder entgegenwirken können. Die Funktion dieses Gefühls ist einfach, uns vor Allem zu beschützen, was uns schaden kann. Wann, zu welchem Zeitpunkt ist die Furcht bei den Menschen aufgetaucht? Der allgemein akzeptierten Auffassung nach ist die Furcht mit dem Sündenfall entstanden. Ursprünglich kannte der Mensch nicht die Furcht. Und tatsächlich - die Furcht kann sich zweifach äußern. Zum einen äußerlich und zum anderen innerlich. Wenn ein Kind zum ersten Mal einen Fehler macht, entsteht sofort das Angstgefühl in seiner Seele. Bei wem bleibt schon die Seele ruhig und unberührt, wenn man einen kleinen Fehler gemacht hat? Dieses Angstgefühl entsteht sofort in ihr. In die Seele dringen also bestimmte Elemente ein, die sie bedrohen. Ich kann es mir gut vorstellen, dass diejenigen unter euch, die ein Haus mit einem Nadelholzboden haben, leicht es mit der Angst bekommen, wenn sie daran denken, wie schnell es in Flammen aufgehen und vollständig ausbrennen kann. Es gibt also ein bestimmtes Element, das in eurem Fußboden enthalten ist; Stoffe, die leicht endzündlich sind und schnell Feuer fangen können nehmen diese Eigenschaften auf, so dass euer ganzes Haus den Flammen zu Opfer fallen kann. Indem dieses Gefühl in der organischen Welt Tausende von Jahren gewirkt hat, hat es die Menschen und die Tiere zu Sklaven der Angst gemacht. Jedoch hat die Angst auch eine gute Seite: ihr ist zu verdanken, dass die Wachsamkeit ins Leben gerufen wurde. Viele Tiere bekamen infolge der Angst lange Beine. Ein Tier, das lange Beine hat, ist immer ängstlich. Das könnt ihr als Tatsache betrachten. Die Hinterbeine des Hasen sind sehr lang und die Vorderbeine kurz; wären auch die Vorderbeine lang, würden sie ihm beim Laufen viel nützlicher sein. Nun, ich möchte auf eine ausführliche Erzählung über die Rolle der Angst in der Evolutionsgeschichte verzichten. Die modernen Gelehrten meinen, dass die Entstehung der Religion in der Angst zu suchen ist. Diese Auffassung ist falsch, weil die Religion auch vor der Erscheinung der Angst existiert hat. Christus wendet sich an Seine Jünger, da Er weiß, dass sie sich in dieser Angstsituation befinden, dass sie Angst um ihr Haus, um ihren Leib haben, und Er sagt zu ihnen: "Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten und die Seele nicht verderben können". Warum? Wenn ihr ein gewisses Kapital auf der Bank angelegt habt und irgendein Mensch euer Haus in Brand setzt, werdet ihr euch keine Sorgen machen, weil ihr ein neues und besseres Haus bauen werdet. Also, solange ihr das Kapital eurer Seele woanders angelegt habt, braucht ihr keine Angst zu haben. Nun möchte ich auf den zweiten Teil des Verses eingehen. Fürchtet euch vor demjenigen, der sowohl den Leib als auch die Seele töten kann. Über den zweiten Teil des Verses wurden lange Diskussionen geführt - wer kann dieser zweite sein, vor dem wir uns fürchten sollten. Manche sagen, dass derjenige, vor dem wir uns zu fürchten hätten, der Teufel sei. Ich muss euch sagen, dass derjenige, vor dem wir uns zu fürchten haben, Gott ist, und zwar in dem Sinne, dass wir uns hüten sollten, Ihn zu verletzen, und das heißt, fromm sein. müsste ich das Göttliche Gesetz des Lebens interpretieren, würde ich euch nicht zu sagen brauchen, vor wem ihr euch fürchten oder nicht fürchten sollt, sondern ich würde euch sagen, wie ihr dem Göttlichen Gesetz nachzugehen habt. Das ist die Negation der Angst. Die negative Form der Angst tritt ein, wenn wir gesündigt haben: wer den Willen Gottes erfüllt, braucht sich nicht zu fürchten, derjenige aber, der ihn nicht erfüllt, wird immer Angst in seinem Herzen empfinden und wird sich nie ruhig und frei fühlen. In dem von mir vorgelesenen Kapitel will Christus Seinen Jüngern versichern, dass es gewisse Gesetze in der Welt gibt, die das Menschenleben regeln: "Nun aber sind auch eure Haare auf dem Haupte", sagt Er zu Seinen Jüngern, "alle gezählt". Kein einziges Haar könnt ihr ohne weiteres verlieren. Wenn ich das Gesetz Gottes ausführe, werde ich in Seiner Obhut bleiben wie die Vögel. Bei den heutigen Christen macht sich eine falsch verstandene Auffassung über unsere Beziehung zu Gott und zur Religion bemerkbar, in deren Folge auch viele Leiden in der menschlichen Seele entstehen. Manche meinen zum Beispiel, dass Religion heißt, einfach in die Kirche zu gehen, eine Kerze anzuzünden, sich zu bekreuzigen. Wenn sie diese Dinge getan haben, denken sie, sie wären religiös. Die Religion aber ist etwas viel Tiefsinnigeres. Der tiefste Sinn der Religion besteht darin, Liebe zu Gott zu haben. Wenn wir uns dieses Grundgesetzes bewußt sind, wären wir auch dazu bereit, noch Tausende von Sachen im Namen Gottes zu verrichten. Wie können wir aber Liebe zu Gott empfinden, wenn wir Ihn nicht sehen? Christus sagt: "Euer Vater ist im Himmel". Ich schaue hin und sehe, dass Er nicht da ist und sage zu mir: wenn ich meinen Körper verlasse, gehe ich zu diesem Ort. Christus richtet an Seine Jünger die folgenden Worte: "Fürchtet euch nicht vor denen, die auf der Erde sind und töten". Welche sind diejenigen, die töten? Wenn ihr den ersten Spruch durchlest, werdet ihr feststellen, dass es in der Macht der bösen Geister steht, zu töten, aber diese Macht erfaßt nicht die guten Leute, sondern die bösen. Der Christ von heute sagt: "Ich will über meine Brüder regieren". Ihr seht, dass Christus keine Macht den Aposteln gab, über die Menschen zu regieren, sondern über die bösen Geister. Jeder von uns soll über diese regieren. Derjenige, der dieses Gesetz nicht begreift, wird immer wieder Fehler machen, er wird hinterhältig von diesen Geistern an verschiedensten Orten überfallen. Die Menschen verfügen über manche Methoden, den etwas Geistern anzudrohen; die Geister aber fürchten sich nicht davor; sie haben keine Angst, weder vor dem Rohrstock, noch vor den Worten. Um über einen bösen Geist regieren zu können, darf man selbst dessen Schwächen nicht haben. Hast du diese, egal ob du Gelehrter, Philosoph, Minister bist, wirst du deren Sklave sein - sie werden Intrigen schmieden, Zaren stürzen, sie können alles tun. Wenn du ihre Schwächen nicht hast, bist du ihr Herr. Deswegen befiehlt auch Christus den Geistern. Er war rein, und wenn Er ihnen sagte: "Kommt heraus!", antworteten sie: "Jawohl!". Jene, die die Krankheiten erregen und sie dann heilen, sind wiederum die bösen Geister. Ihr sagt "merkwürdig", nicht wahr? Das Gesetz ist aber so. Wenn ihr euch bei jemandem Geld borgt, müsst ihr es nachher auch zurückgeben. Wenn ihr einen anderen verletzt habt, ihr müsst doch auch seine ärztliche Behandlung bezahlen? Der Teufel richtet das Unheil an und ihr ruft nach Gott, eure Angelegenheiten zu regeln. Gott packt den Teufel an die Hörner und sagt zu ihm: "Du hast diesem Menschen das Haus zerstört, gehe und bring wieder alles in Ordnung!" Und der Teufel muss sich anstrengen. Danach sagt Er zu ihm: "Wenn es dir nichts ausmacht, zerstöre wieder dieses Haus". Nun warum reagiert Gott nicht auf euer Gebet. Ich sage es euch. Weil ihr Sünder seid: wenn diese Arbeiter zu euch kommen, könnt ihr sie nicht kontrollieren und sie laufen weg. Wenn Gott sie zu euch schickt, so ist es notwendig, dass ihr Macht ausübt, ihnen befehlt, dass ihr hinter ihnen her mit der Peitsche seid. Sonst, laßt ihr sie frei, werden alle weglaufen und euer Haus bleibt ungebaut. Ihr dürft nie die Schwächen haben, die diese Geister haben. Manche sagen: "Ohne Schwächen können wir nicht sein". Wenn ihr es nicht könnt, werden sie euch töten, euch den Körper, das Geld wegnehmen, sie werden euch ins Gefängnis bringen - irgendjemand anders soll den Weg zu Ende gehen. Nun kommt Christus und sagt: "Ich sage euch, vor wem ihr euch fürchten sollt." Er sagt: "Übertretet nicht das Gesetz Gottes". Der zweite Teil dieser Auslegung meint die Ausführung des Gesetzes Gottes, damit eure Körper und Seelen frei sind". Jeder von uns muss eine kleine Inventur in seinem Herzen und in seinem Verstand machen, um festzustellen, was für Schwächen da sind. Wenn ihr gerne ein bißchen lügt, so sind alle Lügengeister in eurer Nähe, sie sind bei euch zu Besuch, ihr zieht sie an. Wenn ihr schadenfroh zu sein pflegt, sind alle Geister, die gerne schadenfroh sind, auch um euch herum. Und wäret ihr Hellseher, so könntet ihr sehen, dass sich in euren Häusern ganze Horden von denen gibt, die nichts anderes tun, als essen und trinken. Wenn ihr haßt, so essen und trinken alle Geister des Haßes auf eure Kosten. Deswegen sterben auch die Menschen. Wenn sie zu euch kommen und einen oder etwa zwei Tage bei euch bleiben, fangt ihr selbstverständlich an, euch zu beklagen: "Hier tut mir der Kopf weh, die Augen tun mir weh, die Hände, die Beine, der Magen, das Herz, die Lunge tun mir weh". Klar, dass sie weh tun! Diese bösen Geister schöpfen ja Säfte von euch und lassen eure Augen wie durch einen Schleier sehen, ihr fangt an, blind, taub zu werden, eure Hände und Beine erkranken auch und eines Tages werden sie euch anpacken und ins Grab bringen. Und wenn ihr zu Gott in zerlumpten Kleidern geht, wird Er euch fragen: "Na, Söhnchen, hast du alles aufgegessen, was Ich dir gegeben habe?" - "Vater, verzeihe, wir haben gegessen, getrunken, Unzucht getrieben, wir werden es in Zukunft nicht mehr tun". Und da Gott gut ist, sagt Er: "Wenn ihr die Lektion lernen wollt, werde ich euch wieder Kredit geben". Deswegen sagt auch Christus: "Ich werde euch sagen, vor wem ihr euch fürchten sollt". Diese Angst, diese Furcht ist die Vernunft. Wenn sich beim Menschen das negative Gefühl mit dem positiven vereinigt, das Gefühl der Vorsicht mit der Fähigkeit, zu überlegen, dann entsteht bei ihm die Vernunft. Die Angst ist das negative Element der Vernunft. Christus will also sagen: "Trennt diese zwei Elemente nicht voneinander, weil, trennt ihr sie, das heißt, trennt ihr euren Verstand von dem Gefühl der Angst, so dass sie sich nicht gegenseitig konrollieren, verliert ihr sowieso euren Körper wie auch eure Seele". Was ist die Hölle? Ihr werdet sehen, dass sie aus jenen eingeschränkten Entwicklungsbedingungen besteht, unter denen ihr ein Leben voller Leiden verbringen werdet, so dass in euch als Einziges nur noch ein Bewußtsein übrig bleibt. Und wißt ihr, in welcher Situation sich ein Mensch befindet, der gestorben ist? Eines Tages bekommt ihr dieses Gefühl etwas deutlicher zu spüren. Wenn der Verstorbene nur noch als Knochen existiert, kommt seine Seele ab und zu vorbei und sagt: "Wie schön waren sie einmal!" Und sie weint: "Nur dieser Reichtum ist mir übrig geblieben, der ganze Putz ist weg". Die Ziegelsteine und die Platten sind da und nach einiger Zeit werden diese Knochen ihren ursprünglichen Tempel wiederherstellen und aus diesem Grund fragt Gott den Propheten: "Du Menschenkind, meinst du wohl, dass diese Gebeine wieder lebendig werden?" Der Prophet antwortet: "Herr, mein Gott, du weißt es!" Gott sagt: "Weissage dann über den Geist, dass er kommt und sie wieder lebendig macht" (Hesekiel: 37). Einmal machte Edison einen kleinen Scherz mit einigen seiner Freunde: er ließ zwei Skelette sich automatisch bewegen, ihre Beine und Arme hatte er mit Draht verbunden, einen Plattenspieler daran installiert und in die Augenhöhlen zwei elektrischen Lämpchen gebracht; dann ließ er diese beiden Automaten sprechen: "Einst waren wir wie ihr - wir aßen und tranken, schaut uns jetzt an, wie wir aussehen!" Alle bekamen es mit der Angst zu tun und liefen fluchtartig davon. Lange musste sie Edison davon überzeugen, dass es sich nur um einen von ihm selbst gemachten Scherz gehandelt habe. Bei der heutigen anormalen Lebensweise wird sich jeder Mensch selbst in einem Skelett wiederfinden, nicht zur Arbeit, zum Denken und zum Handeln fähig. Und deswegen richtet auch Christus die folgenden Worte an Seine Jünger: "Fürchtet euch nicht". Damit wir dieses Gefühl, die Angst, regulieren können, müssen wir uns absolut auf das Gesetz Gottes verlassen, auf das Bewußtsein in uns, dass wir mit Gott verbunden sind. Manchmal entsteht in uns der Gedanke: "Wir wollen Gott den Herrn, wir wollen Jesus Christus sehen". Ihr seht Ihn jeden Tag. Immer, wenn in euch die Gefühle Liebe und Zuneigung entstehen, ist Er da und ihr fühlt Ihn; ihr braucht nur eure geistigen Augen weit offen zu halten, um Ihn sehen zu können; jetzt seht ihr nur die Äußerlichkeit der Dinge, deren wahres Wesen aber nicht. Jeden Tag tritt jeder von euch in Berührung zu Gott, wenn ihr leidet und wenn ihr liebt. Wenn man leidet und sich in der Lage eines Kranken befindet, heilt ihn Gott, indem Er ihm die Wunden verbindet, dabei entstehen aber Schmerzen und der Kranke beschwert sich. Gott gibt eine Erklärung über die Ursachen dieser Schmerzen: "Weil du Meine Gesetze nicht erfüllt hast, musst du leiden, aber sei geduldig, Ich werde dich wieder gesund machen". - "Diese Schmerzen sind aber unerträglich". - "Ja, aber als Ich dir sagte, das Gesetz nicht zu übertreten, hast du nicht auf Mich gehört". - "Es braucht aber seine Zeit". - "Du wirst es lernen". Von nun an sollt ihr den Versuch machen - das haben bereits die alten Christen getan - aus eurem Körper herauszugehen. Euer Verstand spricht: "Es wird prächtig sein, hinausgehen zu können". Ja, es ist prächtig, aber dazu brauchst du Kenntnisse. Als allererstes solltest du dich von den gesamten Schwächen dieser Geister befreien, die um uns herum sind und wenn du herauskommst, sagst du zu ihnen: "Niemand darf sich meinem Körper nähern, sonst wird die Peitsche tanzen!" Und wenn die Geister wissen, dass du Schwächen hast, sobald du weg bist und dein Körper allein bleibt, stehlen sie ihn sofort. Deswegen sind auch die heutigen Menschen von Gott fest an ihren physischen Körper gebunden worden, weil, gehen sie aus ihm heraus, wäre es noch schlimmer für sie - ihre Evolution würde aufhören. Christus richtet Seine Worte an diejenigen Seiner Jünger, die Ihm folgen wollen, um diese Geheimnisse des Reichs Gottes zu erfahren. Und ich denke mir, der Schlüssel zum langen Leben ist hier zu suchen. Ich möchte euch eine Tatsache mitteilen. Schaut euch die Leute an, die sich quälen und ärgern, die in ihrem Leben viele stürmische Zeiten erlebt haben. Ihr Leben ist von kurzer Dauer; jene dagegen, die ruhig und wie man so sagt "gemütlich" sind und sich nicht ärgern, sich nicht selbst plagen, die leben lange. Und deswegen macht Herbert Spencer an einer Stelle die folgende Äußerung: "Wenn sich die äußeren natürlichen Kräfte mit den inneren Prozessen des menschlichen Organismus ausgleichen, werden wir ein ewiges Leben in der physischen Welt haben". Welche sind diese äußeren Kräfte? Das sind diese schädlichen Elemente. Wenn wir ausgeglichen sind, wenn wir anfangen zu verstehen, was wir wünschen, was wir wollen, und wenn wir gelernt haben, gegen die schädlichen Elemente zu reagieren, sie zu unterwerfen verstehen, dann können wir so lange auf der Erde leben, wie wir es wünschen - 100, 500, 1000 Jahre lang; und wir können auch gehen, wenn wir wollen - es wird nur von uns selbst abhängen. Nachdem wir ein paar Jahrtausende gelebt haben, werden wir sagen: "Wir haben zur Genüge gelebt, jetzt wollen wir auf einen langen Spaziergang durch die andere Welt losgehen". Dann werden uns die Verwandten und Freunde so begleiten, wie wenn man einen jetzt zum Bahnhof bringen würde, wenn er verreist. So wird das Scheiden aussehen. Wir fühlen uns dann frei, wir kaufen uns ein Ticket und wir verreisen, und unsere Freunde werden dabei nicht hinterher gehen und sagen: "Der Arme, der Tod hat ihn aus dem Leben gerissen". - "Nein", werden wir sagen, "ich gehe nur spazieren, ich gehe nur meines Vaters Haus besuchen, kann sein, dass ich eines Tages zurückkehre". Und sie werden uns "gute Reise" wünschen. Die christliche Lehre ist eine Wissenschaft, die diese Reise vorzubereiten hat, wobei ihr einen langen Weg zu gehen habt. Denkt aber bloß nicht, dass der Ort, wo ihr hin geht, ganz nah ist; er ist sehr nah und gleichzeitig sehr weit von hier. 'Nah' und 'fern' ist relativ. Wenn ihr euch mit einer mittelhohen Geschwindigkeit bewegt, würdet ihr 250 Jahre gebrauchen, um die Sonne zu erreichen; wenn ihr euch aber mit der Geschwindigkeit des Sonnenlichtes bewegt, werdet ihr innerhalb von 8-9 Minuten dort sein. In 9 Minuten könnt ihr nicht einmal bis zum Zar-Boris- Park kommen. Von hier aus bis zum Zar-Boris-Park brauche ich 20 Minuten, und das Sonnenlicht legt innerhalb von 9 Minuten 92 bis 93 Millionen Meilen zurück. Wenn wir über Raum sprechen, so wird er nach der Geschwindigkeit gemessen, mit der man sich bewegt. Wollten wir den nächsten Stern Alpha Centauris besuchen, wißt ihr, wieviele Jahre wir dazu brauchen würden? 34 Millionen Jahre mit der Zugsgeschwindigkeit, und mit der Geschwindigkeit des Lichtes - drei Jahre. Und wenn ihr mit der Lichtgeschwindigkeit, sagen wir, zum nächsten, mit unserem Universum verbundenen Universum wollt, bräuchtet ihr 90 Millionen Jahre. Es kommt nämlich darauf an, wohin ihr wollt. Wenn ihr zur Sonne wollt und ihr bewegt euch mit der Geschwindigkeit eines Zuges, dann müsstet ihr, auf die Frage eurer Freunde, wann ihr wieder zurückzuerwarten seid, sagen: "250 Jahre hin und 250 Jahre zurück macht 500 Jahre, und wenn man 250 Jahre da bleibt, sind wir in insgesamt 750 Jahren wieder zurück." Fragt ihr einen danach, der zu Alpha Centauris will, in wievielen Jahren er zurück ist, wird er euch sagen: "34 Millionen Jahre hin, 34 Millionen Jahre zurück und genauso lange da bleiben - ich komme also in 100 Millionen Jahren zurück." Das ist ein abstraktes Philosophieren, das nur einem Engelsverstand zugänglich ist; ihr könnt euch nicht vorstellen, was Raum bedeutet - 34 Millionen Jahre; ihr benötigt den Verstand eines Engels, um die Größe Gottes in diesem Gedanken zu begreifen vermögen. Und Christus sagt zu Seinen Jüngern: "Fürchtet nicht"; Er richtet Seine Augen nach oben und fügt hinzu: "Fürchtet nicht um diese kleinen Häuser, die ihr besitzt, quält euch nicht wegen dieser unbedeutenden Dinge, denn euer Vater hat euch für große Sachen bestimmt." Bemüht euch, eure Seele rein und hell zu erhalten; wenn ihr sie als Kapital habt, könnt ihr diese Entfernungen bewältigen. Eines Tages, wenn ihr euch auf dem Weg zum Himmel macht, werdet ihr euren Körper nicht dorthin mitnehmen - ihr geht nur mit eurer Seele hin; den Körper werdet ihr auf der Erde lassen, weil er von dort her kommt. Er ist ein Fuhrwerk, das provisorisch aus irdischen Elementen gemacht worden ist und solange ihr euch im Reich dieser Elemente befindet, bleibt ihr in diesem Fuhrwerk; wenn ihr aber einen Gebirgsort erreicht habt, und von dort an einen Gebirgspfad laufen müsst, werdet ihr das Fuhrwerk verlassen und weiter zu Fuß euren Weg fortsetzen. Darum sagt auch Christus: "Fürchtet euch nicht, wenn ihr beim Gebirgspfad ankommt, dass eure Seele verloren geht und eure Evolution aufgehalten wird." Ihr wollt Herren werden; werdet keine Herren eurer Brüder. Das größte Verbrechen der heutigen Menschen ist, übereinander herrschen zu wollen. Ihr dürft nicht den Menschen befehlen; den bösen Geistern dürft und müsst ihr befehlen. Ich will, dass ihr einem bösen Geist befehlt und ihn belehrt, ich will aber nicht, dass ihr Menschen befehlt. Das sagt Christus. Manchmal wollt ihr wissen, wer größer und wer kleiner, wer älter und wer jünger gewesen ist. Aber, dass du größer oder kleiner, älter oder jünger bist, was spielt das für eine Rolle? Es kann sein, dass Gott dich eher oder aber später geschickt hat. Ein Mensch mag ganz hinten oder aber ganz vorn gewesen sein, was spielt das für eine Rolle? Einmal wird dich Gott nach oben, ein anderes Mal - nach hinten setzen, einmal auf die Wirbelsäule, ein anderes Mal - auf die Füße, es ist auch vollkommen egal. Diese Dinge sind nicht wesentlich. Kraft zu haben bedeutet, das Gefühl zu haben, Herr böser Geister zu sein, ihnen zu sagen, dass sie auf dich hören, dies oder jenes zu tun. "Ich will meiner Frau Angst einjagen, indem ich sie verprügle". Nun, heute prügelst du, morgen prügelst du wieder, sie wird dir aber weglaufen und du wirst zu ihr gehen und sie bitten, dass sie zurückkommt. Die Kraft des Menschen ist in seinem Inneren, darauf hat er zu achten. Jeder von euch muss sich das Ziel setzen, diese Geister unter Kontrolle zu bekommen. Es ist mir bekannt, dass viele von bösen Geistern geplagt werden; viele gehen zu Christus, um sich helfen zu lassen. Wie wird Er ihnen aber helfen können? Er bindet diese fest und sie binden sie los. Solchen Menschen ist nicht zu helfen. Wenn Christus bei euch ist, wird Er sich etwa mit euren Füchsen und Wölfen befassen? Spannt diese zur Arbeit ein. Dieser Gedanke ist vielleicht etwas allegorisch, ich möchte ihn euch aber als eine Art Hinweis mitgeben. Ihr könnt nicht Herr eures eigenen Lebens werden, bevor ihr nicht gelernt habt, diese Geister zu regieren. Es gibt sieben Schritte, die ihr tun müsst, um über die bösen Geister herrschen zu können. Die bösen Geister fürchten das Licht. Das Erste, das ihr zu tun habt, ist, euch an Gott zu wenden. Was bedeutet 'sich wenden'? Ihr seid jetzt Gott mit dem Rücken zugewandt; in eurer Welt herrscht Dunkelheit. Macht kehrt, wendet euch mit dem Gesicht zu Gott. Ohne dieses wird nichts gelingen. Wenn ihr ein Kleidungsstück abklopft, um den Staub los zu werden, wendet ihr es auch um, nicht wahr? Also ihr sollt auch euer Herz und euren Verstand umwenden und den Staub von ihrem Inneren abschütteln. Das Wenden bedeutet zweierlei - ein Wenden der Sonne zu und ein Umwenden des Kleidungsstückes, um den Staub abzuschütteln. Als zweiter notwendiger Schritt ist die Buße zu betrachten - das Durchsehen und das Begleichen der Rechnung. Du musst ein Schild an deiner Ladentür aufhängen: "Ich stelle alle Zahlungen ein, weder gebe noch nehme ich - ich ziehe die Jahresbilanz". Du ziehst Bilanz, rechnest aus: soviel ist zu nehemen, soviel - zu geben; zum Schluss stellst du fest, dass du zehntausend Lewa Schulden hast. Es bleibt dir nichts anderes übrig, als zu deinen Gläubigern zu gehen, und sie um einiges zu bitten - das ist eine Buße. Du holst deine Kladden: "Freunde, ich bin ein ehrlicher Mensch, ich selbst weiß nicht, wie es geschah, aber ich habe zehntausend Lewa verloren, verzeiht, entschuldigt, ich bitte um noch ein bisschen Kredit." Wenn du nicht bittest, wirst du eingesperrt. Wenn man deine Rechnung durchsieht und sich davon überzeugt, dass du ehrlich bist, wird man sagen: "Wir haben mit dir so oft zu tun gehabt, wir wollen dir verzeihen und dir aufs neue Kredit gewähren". Vergebung und Erlösung sind zwei miteinander eng zusammenhängende Sachen. Das, was wir beim Christentum Erlösung nennen, tritt ein, wenn wir die zwei Schritte des Wendens und der Buße Christus gegenüber durchgemacht haben. Er sagt: "Ich gebe dir einen neuen Kredit und ich schicke dich in die Welt, erneut zu arbeiten". Du machst den Laden wieder auf: Da funktioniert alles wieder normal: jemand fängt an, zu geben und zu "nehmen". Der vierte Schritt stellt eine Wiedergeburt dar. Die Wiedergeburt werde ich mit einem anderen Beispiel aus der Landwirtschaft veranschaulichen. Ein Landwirt hat einen Garten, er zerstört ihn und bepflanzt ihn danach aufs neue; wenn die neuen Äpfel aufzukeimen beginnen, bedeutet es Wiedergeburt; durch sie entsteht die Hoffnung, dass der neue Garten wieder Früchte bringt. Auch beim Christentum, wenn dieser Prozess vollzogen ist, geschieht eine innere Wiedergeburt - das Neue in uns hat begonnen, nach oben zu keimen. Die Wiedergeburt ist ein Prozess des Blühens und des Fruchtansetzens. Es gibt Buße, Vergebung, Erlösung und eine neue Geburt - die fünfte. Durch die Neugeburt befreit sich der Mensch von dem Karma-Gesetz der Ursachen und der Folgen: ihr seid dann freie Bürger, Herren, keiner kann über euch herrschen. Nur in diesem fünften Schritt könnt ihr über die bösen Geister herrschen; nur, wenn ihr an der Stelle von Christus seid, könnt ihr diesen Geistern befehlen. Dann werdet ihr Christi Schüler sein. Und das ist eine Angelegenheit vom hohen Rang. Er hat Seinen Jüngern die Macht über die bösen Geister gegeben und Er hat sie die Menschen heilen und zu einem neuen Leben erwecken lassen. Wie kann diese Macht verliehen werden, wenn der Mensch sich noch kaum gewendet und seine Rechnung nicht zu Ende durchgesehen hat? Es ist ihm noch nicht vergeben worden, er ist noch nicht wiedergeboren, und er will über die Welt regieren! Es geht nicht. Ihr wollt den bösen Geistern befehlen. Es geht nicht. Ihr müsst diese vier Schritte durchgemacht haben und dann seid ihr absolute Herren eurer eigenen Lage. Jetzt sitzt ihr und überlegt, aber innerlich fürchtet ihr euch, ob ihr diese Tugend besitzt oder nicht. Es gibt zwei Extreme im Christentum: manche zeigen sich mehr demütig, als sie in Wirklichkeit sind, andere dagegen fühlen sich als größere Sünder, als sie es in Wirklichkeit sind. Das Eine wie das Andere ist extrem. Sagt es ehrlich: "Ich habe in der Kasse zehntausend Lewa", und nicht, wenn du zehntausend hast, du hättest fünftausend - das wäre eine Lüge. Du hast zehntausend Lewa, sagst aber, du hättest fünfzehntausend - du hast gelogen. Wenn du zehntausend Lewa hast, so schreib auf die Rechnung eben zehntausend - nicht mehr und nicht weniger. Wir müsen immer die Wahrheit sagen, so, wie wir sie in uns kennen. Wir müssen klar, eindeutig, positiv sprechen. Dann sind unsere äußeren Beziehungen zu den Menschen gut. Warum? Weil diese Geister, die euch leiten, im Himmel leben; wenn die Rechnung mit deinem Geist stimmt, wird er die Rechnungen mit den anderen Geistern regeln und sie können euch nicht hassen. Sie können behaupten: "Ich bringe dich um"; ihr antwortet ihnen gelassen: "Du kannst es nicht, weil du festgebunden bist". Jemand sagt: "Ich werde das tun". - "Du kannst es nicht, probier es nur". Einmal sagte einer zu mir: "Wenn ich meinen Revolver heraushole, werde ich es dir zeigen". - "Los, hol ihn raus. Man zieht ein Messer nicht einfach so heraus". Dafür muss man eine Erlaubnis von oben bekommen. Wenn deine Härte von oben auf die Probe gestellt wird, um herauszufinden, ob du Geduld und Selbstaufopferung aussühnen kannst, wird man dich möglicherweise verschiedenen Prüfungen unterziehen, und du musst sie erdulden; gibt es aber keine Erlaubnis von oben, dann kann die ganze Welt gegen dich sein, ohne dir etwas antun zu können. Ein Engländer geht eine viertausend Sterling - Wette mit einem anderen ein, der 40 Hunde der Rasse Buldogge besaß und sagte: "Es gibt keine anderen Hunde, die schrecklicher als meine Hunde sind, man kann kaum in ihre Nähe kommen". Also geht der erste Engländer die Wette ein und zieht einen Kreis um sich herum, und der andere ließ die Hunde auf ihn loslaufen, sie liefen aber nur um den Kreis herum und konnten nicht durch. Zum Schluss pfiff jener Engländer auf eine besondere Art und die Hunde liefen fluchtartig durch die Menschenmenge weg. Womit hat er ihnen Angst eingejagt? Er besaß eine besondere innere Kraft. Er hat sie weder mit einer Flinte noch mit einem Stock gejagt. Er hatte eine gewisse Kraft, von der er Gebrauch gemacht hat, deshalb flohen sie davon. Ich frage jetzt, wo eure Kraft steckt. Eines Tages kann ein böser Geist sagen: "Wenn ich meine Hunde nur loslasse". - "Laß sie los, ich werde einen Kreis machen und wenn ich pfeife, verschwinden sie blitzschnell". In dieser Göttlichen Pfeife ist die Kraft verborgen, und wer sie hat, ist jederzeit frei und mächtig. Nun habt ihr jetzt das Verfahren, das euch lehrt, wie ihr über die bösen Geister herrschen und wie ihr deren Schwächen meiden könnt. Wenn ihr Angst habt, so sind alle Geister der Angst um euch herum. Deshalb werft all die Schwächen von euch weg. "Aber", sagt ihr, "ich tue dieses nicht mehr, ich werde nie wieder rauchen", am nächsten Tag aber schon raucht ihr wieder. Tut es, ohne vorher etwas gesagt zu haben: "Ich habe beschlossen, zu pflanzen" - Gepflanzt hast du aber noch nichts. Pflanze mal erst etwas an und ruf dann deine Freunde zu dir und sag ihnen: "Kommt, Freunde, seht, was ich hier getan habe". Sie werden sich freuen. Ihr sagt: "Ich habe beschlossen, gut zu sein, kommt und seht, wie mein Plan aussieht; ich werde dieses, ich werde jenes tun". Nichts wirst du tun. Ich habe bereits Millionen von Plänen erlebt - die ganze Hölle ist voller Pläne. Wenn ihr vorhabt, etwas zu tun, erzählt nichts darüber, sagt nur: "Gott, komm mir zu Hilfe". Und wenn euer Garten aufgewachsen ist und angefangen hat, Früchte zu tragen, versammelt all eure Freunde und sagt zu ihnen: "Eßt, trinkt und seid fröhlich". Dann wird euch Gott segnen. Das ist das Christentum. Und wenn Christus zu euch sagt: "Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib, sondern vor denen, die den Geist töten", will Er damit sagen, dass das, was sie wegnehmen, kann man, wie der Spruch lautet, auch zu Ostern wegnehmen. Eines Tages ist die Frist abgelaufen und dir wird etwas weggenommen. Du bist Fuhrmann, dir wird das Fuhrwerk weggenommen und du wirst sagen: "Ich wurde aus meinem Haus vertrieben". Warum sollte man dich auch nicht vertreiben? Sei dankbar, dass man die Güte gehabt hat, dich so viele Jahre zu dulden. Die Geister sind Herren dieser Elemente, die sie in der Erde haben; diese gehören ihnen. Deswegen besagt die heilige Schrift, dass wir auf dieser Welt "Fremdlinge" sind, dass diese Erde, auf der wir leben, uns nicht gehört. Gott hat uns hierher geschickt, damit wir sie mit Gewalt erobern. Und ihr wollt sie auch erobern, Herren sein, ihr müsst aber euch gedulden und zuerst die Geister, danach die äußeren Elemente erobern, weil jedes Element seinen eigenen Herrn hat. Ihr könnt keine Herren des Wassers sein, wenn ihr nicht die Geister des Wassers erobert; ihr könnt keine Herren der Luft sein, wenn ihr nicht die Geister der Luft erobert; ihr könnt auch nicht Herren des Feuers sein, solange ihr nicht die Geister des Feuers erobert habt, usw. Folglich gibt uns Christus ein Gesetz, nach dem wir zu handeln haben; die erste Bedingung ist, rein zu sein und nur dann sich Ihm zuzuwenden. Nun, weil Christus in diese Welt kommt, wie wird Er euch vorfinden? Selbstverständlich findet Er manche reich, andere dagegen arm. Es steht geschrieben: "Und wenn jemand aus diesem Grund Gold, Silber, Edelsteine, Holz, Heu, Stroh, vorfindet, wird die Sache jedem klar; weil der Tag wird sie ans Licht bringen. Da das Feuer aufdecken kann, wird das Feuer bei jedem zeigen, wie beständig sein Werk ist: wer sein Werk stabil aufgebaut hat, dem wird es auch erhalten und er wird einen Lohn empfangen; wenn einem das Werk verbrennt, wird er mit Schäden davonkommen, er selbst wird aber erlöst werden, jedoch so, wie man durch das Feuer erlöst wird". Und ein jeder, der die Unschuld mißachtet und die Furcht vor Gott dem Herrn nicht in sich trägt, "den sollten wir dem Satan überlassen, damit sein Fleisch verdirbt und sein Geist errettet wird am Tage des Herrn Jesus". Wenn ihr im Laufe von soviel Jahren Erfahrung gesammelt, gelitten und die Fahne der Wahrheit hoch gehalten habt, vor denen aber, die den Leib töten, euch nicht gefürchtet habt, euch aber geopfert habt für den Triumph des Reichs Gottes, dann wird Gott euch aufs neue erheben, Er wird euch zum Leben erwecken. Und deswegen sagt Christus: "Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten": wenn sie euren Leib töten, bleibt eure Seele frei und das ist das Wertvolle am Leben. Jeder andere, euch von der Wahrheit ablenkende Weg, wird für euren Leib wie auch für eure Seele tödlich sein. Weil die Ängstlichen, die Kleinmütigen das Reich Gottes nicht ererben werden. In der rechten Sache Gottes, in der rechten Sache der Menschheit, in der rechten Sache des Volkes, in der rechten Sache der Gesellschaft, in der rechten Sache des Hauses, in der rechten Sache der individuellen Seele darf weder Furcht, noch Angst, noch Zögern, noch Kleinmut, noch Abkehr von dem großen Grundprinzip des Lebens sein. Das Rechte bleibt jederzeit recht. Liebe und Angst sind Dinge, die im menschlichen Geist, im Geist des richtigen Menschen unvereinbar sind. Dort, wo die Liebe ist, fehlt die Angst; und dort, wo die Angst ist, fehlt die Liebe. Die Liebe ist ein Zeichen der Vollkommenheit, der Harmonie zwischen allen Kräften, Gefühlen und Fähigkeiten des menschlichen Geistes; und die Angst ist ein Zeichen der Abwesenheit, Zerstörung dieser inneren Harmonie des geistigen Friedens. Mit diesen letzten Worten weise ich auf das Erhabene, Edelmütige, Gute im Menschen hin. Ich meine nicht jene Frechheit, Grobheit, Hartherzigkeit, jene Gefühlslosigkeit, die oft für Tapferkeit und Furchtlosigkeit gehalten werden. Das Ideal des Heldentums besteht darin, wenn man dich für eine gerechte Sache an den Schandpfahl stellt, großmütig alle Leiden, alle Schande, alle Schmähungen und alle Schadenfreude und Anschuldigungen deiner Umgebung, ja der ganzen Welt zu ertragen, um Deiner Mutter sagen zu können: "Für Dich, Die Du mich in diese Göttliche Welt geboren hast, opfere ich alles. In Deiner Liebe finde ich die letzte Stütze meiner Seele. Die Angst vor der Welt, vor denjenigen, die meinen Leib töten, hat sich bereits überlebt. Ich fürchte mich nicht, weil ich Dich kenne. Ob Du mir Tod oder Leben gibst, ich werde beide mit derselben Dankbarkeit entgegennehmen. Mit Dir gibt es auch im Tod einen Sinn; ohne Dich gibt es auch im Leben kein Ziel. Im Tod oder im Leben, sei Du immer der Helle Kranz meines Geistes". Ein Vortrag von Meister Beinsa Douno, gehalten am 19.10.1914 in Sofia
  3. Pharisäer und Zöllner "Es gingen zwei Menschen hinauf in den Tempel, um zu beten, der eine ein Pharisäer, der andere ein Zöllner."Lukas 18,10 Sicherlich werdet ihr fragen, was daran so merkwürdig sei, dass zwei Menschen, ein Pharisäer und ein Zöllner in den Tempel eingetreten sind! Für Leute, die die Dinge verstehen, gibt es hier nichts Merkwürdiges, doch für Menschen, die sie nicht begreifen, ist alles merkwürdig. Für Menschen, die verstehen, hat alles einen Sinn, doch für jene, die nicht begreifen, ist alles sinnlos. Ich mache nun diese zwei Menschen, den Pharisäer und den Zöllner zum Gegenstand meines heutigen Vortrags. Diese beiden Personen sind wichtige Vertreter einer uralten Kultur. Lasst mich ihre charakteristischen Züge parallel vergleichen, damit ihr eine klare Vorstellung von ihrer Lebensweise und ihrem geistigen Charakter bekommt. Das Wort Pharisäer stammt vom hebräischen Wort parasch ab, welches "teilen"bedeutet. Außerdem gibt es ein arabisches Wort farsi, das aus derselben Wurzel stammt und etwas "in Form einwandfreies"bedeutet; zum Beispiel eine Sprache "farsi" zu können bedeutet, sie sehr gut zu beherrschen. Christus stellt in diesem Kapitel zwei Charaktertypen vor. Ein begabter Maler, der sich in der Menschenkunde auskennt, würde diese zwei Typen mit all ihren charakteristischen Zügen malen und es würde sich lohnen, dieses gelungene Bild in jedem Haus als Muster zu besitzen. Welche augenfälligen Züge hat der Pharisäer und welche der Zöllner? Es reicht nicht zu sagen: "Er ist ein Pharisäer"oder "er ist ein Zöllner", sondern wir müssen die äußeren Merkmale ihrer Gesichter, ihrer Hände, ihres Körperbaus sowie den Aufbau ihres Kopfes kennen. Ferner müssen wir zu den Besonderheiten ihrer geistigen Einstellungen gelangen. Nur so können wir uns, die für uns im Text eingeschlossene Idee, erklären und von ihr Gebrauch machen. Christus war ein großer Künstler, er gab diesen zwei Charakteren typische Züge und nach ihnen werde ich nun den Pharisäer und Zöllner beschreiben. Doch ihr werdet sagen: "Wie können Sie einen Menschen nur nach den paar Worten, die über ihn gesagt wurden, beschreiben?"Das ist eine Wissenschaft, das kann man. Es gibt gelehrte Menschen, die sich lange Zeit mit vergleichender Anatomie beschäftigt und den Aufbau der Tiere sehr gut studiert haben. Wenn man ihnen den kleinsten Teil eines vorsintflutlichen Tiers gibt, so könnten sie euch seine Größe beschreiben, alle seine Knochen vergleichen, seine Muskeln und Sehnen rekonstruieren und auf diese Weise die verschwundene Form wiederherstellen. Wenn ihr einem erfahrenen Botaniker auch nur ein Blatt von einer Pflanze gebt, so wäre er wohl imstande euch den ganzen Baum zu beschreiben. Auf der Grundlage desselben Gesetzes bemühe ich mich, euch den Pharisäer und den Zöllner einigermaßen zu beschreiben und zu zeigen, wie sie sind. Ihr aber meint: "Was haben diese beiden, die vor zweitausend Jahren lebten, gemeinsam?"In der Welt leben zwei Typen von Menschen - Zöllner und Pharisäer. Von ihnen stammen viele andere ab, aber sie bleiben die Grundtypen. Ihr könnt zum einen oder zum anderen Typ gehören - egal ob ihr Priester seid oder nicht, ob ihr Adlige seid oder nicht, ob ihr Gelehrte seid oder nicht, ob ihr Philosophen, Männer oder Frauen seid. Diese zwei Charaktere verflechten sich und sind im Leben aller Menschen zu beobachten. Sie bleiben für immer die Charaktertypen in der Menschheitsgeschichte. Die Kunst Christi bestand gerade darin, dass es ihm mit sehr wenigen Worten gelang, sie so anschaulich zu beschreiben und darzustellen. Die äußere Gestalt des Pharisäers ist dem Anschein nach ganz anständig. Er ist gut aussehend, stattlich, schlank und von hoher Figur - 175 -180 cm, d. h. höher als üblich. Seine Hände und Finger sind länglich, sein Daumen ist lang und symmetrisch, was von konstituierten Ansichten, von Wille und Intelligenz zeugt. Der Zeigefinger hat die gleiche Länge wie der Ringfinger und das bedeutet, dass er eine Idee, sobald sie in ihm aufkommt, maximal in die Tat umsetzt. Sein Verdauungssystem funktioniert gut, im Essen und Trinken ist er mäßig; er hat die Schwächen des Schlemmers und des Weintrinkers nicht, sondern einen feinen Geschmack. Seine Taille ist schmal. Was das Alter betrifft, hat er die vier Jahrzehnte hinter sich und ist ins fünfte eingetreten, d.h. er ist 45 Jahre alt. Seine Schultern sind ein bisschen rundlich, das Gesicht ist wenig länglich und birnenförmig, mit einem entwickelten Nervensystem. Der Unterkiefer ist gleichmäßig geformt und mit einem länglichen und zugespitzten Kinn versehen - das Zeichen eines flexiblen und schnell begreifenden Menschen; der Mund ist weder groß noch klein; die Lippen sind weder dick noch dünn; die Ränder der Mundwinkel sind etwas gehoben mit einem Lächeln der Verachtung - "die Menschen sind eine Masse"; doch er drückt seine Verachtung niemals aus. Die Augen sind aschgrau; die Augenbrauen bogenförmig, etwas gebeugt wie die Äste eines alten Baumes - ein Mensch, der lange lebt und Erfahrung im Leben hat. Die Stirn ist schön, ziemlich hoch, springt über die Nasenwurzel hervor - das Zeichen eines Menschen mit starker Individualität, mit einem aufmerksamen und praktischen Verstand. Die Schläfen sind mittelmäßig entwickelt. Die Ohren sind gleichmäßig geformt und am Kopf anliegend - ein Merkmal materieller Ordnung. Die Haare des Bartes sind etwas spärlich und rötlich - das zeugt von Impuls und Trotz. Der Kopf ist rundlich, der Kopfumfang über den Ohren 56-60 cm; mit stark entwickelter und erhobener Scheitelgegend - das Zeichen eines Menschen mit großer Selbstbeherrschung, Selbstachtung, mit großem Stolz, hohen Ansprüchen und Ruhmsucht. Dieser Mensch besitzt ein religiöses, aber einseitig entwickeltes Gefühl; er kennt die Barmherzigkeit, aber nur sich selbst und seinen Nächsten gegenüber. Das Gesicht ist bleich, weißlich, mit einer griechisch-römischen Nase. Das ist ein Mensch mit ästhetischem Geschmack, aber ohne Poesie und Liebe zur Natur, zum Erhabenen und Idealen. Das ist ein Mensch mit starkem Glauben, aber es ist ein Glaube nur an den eigenen Verstand, und auch mit einer großen Zuversicht, aber einer Zuversicht nur auf die eigene Kraft. Er hat eine Religion, aber er achtet und ehrt in dieser Religion nur sich selbst. Wenn wir seinen Tempel betreten, finden wir an erster Stelle nicht die Gestalt von Jesus Christus sondern sein eigenes Bild und anstelle der Gottesmutter, des Johannes des Täufers und anderer Heiliger befinden sich dort seine Ahnen und Urahnen, denen er Weihrauch abbrennt und an die er Gebete richtet - "ruhmreich und groß ist unser Stamm."Das ist ein intelligenter Mensch, der Lebenserfahrungen sammelt, der mit der hebräischen Kabbala und den Prinzipien der damaligen Zivilisation vertraut ist und wenn er in unserer Zeit lebte, würde er als angesehener Schriftsteller, Philosoph, Künstler, Staatsmann und geistliches Oberhaupt gelten. Warum stellt Christus diesen Typ dar? Was ist schlecht an seinem Gebet? Beim Pharisäer bemerkt man eine Philosophie, deren Zeit vorüber ist - ein Mensch, der nur mit der Vergangenheit lebt und die Gegenwart und Zukunft versäumt: ein Mensch, der wie ein Mädchen oder ein junger Mann in sein eigenes Porträt verliebt ist und, wo immer er auch hingeht, nur dafür Augen hat. Es ist merkwürdig, wenn man in seine eigene Gestalt verliebt ist! Einmal beobachtete ich einen bulgarischen Schriftsteller. Er saß in der Öffentlichkeit, neben ihm war ein Spiegel. Er steckte sich eine Zigarette an, drehte sich dann dem Spiegel zu und betrachtete sich dort, als wolle er zu sich sagen: "Ich bin schön, ich beeindrucke die Menschen."Er wird immer wieder rauchen und vor dem Spiegel posieren. Wenn der Spiegel eines Tages zerbricht, wird auch sein Glück zerbrechen. Der Pharisäer ähnelt diesem in sich verliebten Typ. Und seht nur, wie interessant seine Worte sind, wenn er sich an Gott wendet: "Gott, ich danke Dir, dass ich nicht wie die anderen Menschen bin, sondern etwas Besseres."Jedoch ist seine Philosophie gerade hier falsch, weil Gott alle Menschen geschaffen hat. "Ich bin nicht wie die anderen Menschen." Und was bist du dann? Bist du ein Engel? Nein. Du bist aus demselben Brei gemacht, und in deinen Adern fließt dasselbe Blut. Er möchte sowohl sich selbst als auch Gott betrügen. Das ist die erste Lüge, die er benutzt. Und Gott sagt zu ihm: "Du sprichst nicht die Wahrheit." Die Behauptung des Pharisäers ist negativ: Er vergleicht sich nicht mit höheren Wesen, mit den Engeln, sondern mit niederen Typen, mit Verbrechern, dass er nicht wie sie sei. Nehmen wir einmal an, ich würde mich mit den Tieren vergleichen und sagen: "Gott sei Dank, dass ich nicht wie diese Ochsen, Esel, Köter, Eidechsen und Schlangen bin."Wie könnte ich mich mit ihnen vergleichen? Das ist eine Schwäche, die man bei allen Menschen antrifft. Vor Jahren gab es eine gewisse Strömung unter den Gymnasiasten und Studenten in Bulgarien, die sich beim Studium des Lebens großer Schriftsteller, zum Beispiel Shakespeares, deren Mängel zueigen machten, weil sie ihre positiven Eigenschaften nicht besaßen, nach dem Motto: "Mal sehen, vielleicht habe ich die auch?". Und sobald sie diese Mängel bei sich selbst fanden, meinten sie: "Auch ich bin genial wie Shakespeare."Sie untersuchten den Charakter von Schiller, suchten nach einem exzentrischen Zug von ihm, und wenn sie diesen in sich selbst fanden, meinten sie: "Auch ich bin wie Schiller."Indem sie eine ganze Reihe von Schriftstellern studierten, sagten sie: "Wir sind bewunderungswerte Menschen."Ja, bewunderungswert, aber im negativem Sinne; bewunderungswerte Menschen, denen ein Groschen fehlt. Ich bevorzuge einen Menschen, der gar keinen Groschen hat, weil er weder etwas zu nehmen noch etwas zu geben hat. Auch der Pharisäer macht einen Vergleich und sagt: "Danke dir, Gott, dass ich nicht ein Räuber wie der andere bin."Gott sagt zu ihm: "Wenn ich dich an seinen Platz gestellt hätte, was würdest du dann sein?"Als einst ein Engel vom Himmel sah, wie ein Mensch einen Fehler beging, wandte er sich an Gott und sagte zu ihm: "Wie kannst du diese niedrige Kreatur dulden? Wenn ich an deiner Stelle wäre, würde ich die Erde von ihr befreien."Gott schickte den Engel auf die Erde, damit er sich dort inkarniere, und ließ ihn in die gleiche Lage kommen. Und der Engel sündigte zweimal mehr als jener Mensch, den er so scharf verurteilt hatte. Also darf der Mensch von dem Platz aus, auf den er gestellt wurde, nicht die anderen für ihre Taten tadeln, denn an ihrer Stelle würde er genauso handeln. Zu mir sind viele Menschen gekommen und begannen mit: "Wir sind nicht so schlechte Menschen, wir sind wohlerzogen, weil wir aus einem vornehmen Geschlecht stammen." Ich bezweifle eure Worte nicht, ich glaube tief in meiner Seele an das, was ihr mir sagt. Wir alle stammen aus einem vornehmen Geschlecht - darauf bestehe ich. Aber meine und eure Ahnen und Urahnen sind nicht so edel gewesen wie wir denken; viele von ihnen waren große Taugenichtse, Verbrecher, Übertäter und Gauner. Das Zeugnis, welches Gott ihnen gegeben hat, tragen wir, ihr und ich, mit uns. Die Dinge können äußerlich einigermaßen gut aussehen, aber im Innern haben sie keinen entsprechenden Inhalt. Dass unsere Ahnen und Urahnen nicht so rein gewesen sind wie wir annehmen, davon zeugen jene schlechten Eigenschaften, die wir von ihnen geerbt haben und die wir mindestens zweimal pro Tag zeigen. Wenn deine Großeltern und Eltern rein und gut wie Engel gewesen sind, woher stammen dann diese Züge und schlechten Auftritte in deinem Leben? Wenn ihr einer Flüssigkeit einige bittere Tropfen oder Gift beimischt, so wird sich dies bemerkbar machen und man erkennt, dass dem Guten etwas Böses beigefügt wurde. Also können wir jene Menschen, die eine Philosophie des Pharisäers haben, konservativ nennen, sozusagen von der konservativen Partei. Das sind Leute mit einer hohen Meinung von sich selbst. Eine hohe Meinung von sich selbst zu haben, ist nicht schlecht, aber nur, wenn sie gerechtfertigt ist und keine bittere Substanz beinhaltet. Der größte Konservator und Regulator in der Natur ist der Stickstoff, der jedes Brennen, jedes Leben erstickt. Der Stickstoff ist das älteste, das am meisten ausgeglichene Element in der Natur. Wenn aber die Natur nur aus ihm bestehen würde, wäre alles tot. Trotzdem verdankt ihm die organische Natur sehr viel... Der Pharisäer wendet sich nicht an Gott, damit dieser ihm hilft, einige Unebenheiten seines Charakters auszugleichen - nicht im Geringsten. Er dankt nur dafür, dass er nicht wie die anderen Menschen ist: Verleumder, Räuber, Mörder, Ehebrecher. Gerade als Schriftgelehrter und Philosoph müsste er bei den Ursachen verweilen, die Verleumdung, Raub, Mord und Ehebruch hervorrufen. Wenn wir auf Leute treffen, die auf einer niedrigeren Stufe stehen als wir, dürfen wir sie laut Christuslehre nicht in unseren Seelen verurteilen, sondern müssen daraus lernen, müssen die Ursachen ermitteln, die zu dieser miserablen Lage geführt haben. Und sollten wir sie auch in uns finden, müssen wir sie ausrotten. Weil derjenige, der die großen Gesetze des Lebens festgelegt hat, sagt: "Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet."Diese Worte haben einen tieferen Sinn und wer sie begriffen hat, der hat das große Gesetz des menschlichen Wohls verstanden. Die gegenwärtigen Zoologen erforschen die Tiere und haben der Welt viel Wertvolles gegeben, aber noch niemand hat die tiefen Ursachen ergründet, die die Tierarten schufen. Warum zum Beispiel manche Tiere Hörner haben und andere nicht; warum manche kriechen und andere auf vier Beinen gehen; warum manche Fleisch fressen und andere grasen; warum ihnen eine menschliche Intelligenz vorenthalten blieb. Dabei gibt es dafür tiefe und grundlegende Ursachen und es ist nicht so willkürlich, wie manche denken. Wenn die Menschen diese tiefen Gründe begreifen, gelangen sie zu jener vernünftigen Philosophie, auf der sich die künftige Gesellschaft aufbauen wird - "die Morgenröte der neuen Zivilisation." Die ganze gegenwärtige Zivilisation beruht auf den Auffassungen des Pharisäers - sie ist eine pharisäische Zivilisation. Diese Zivilisation, wo sich die Menschen durch Form, Äußeres und Benehmen voneinander unterscheiden, entstand in der fernen Vergangenheit Ägyptens, Indiens, Babyloniens, Chinas, Persiens, Judäas, Griechenlands und Roms. Heute besteht sie auch in Europa, gehüllt in einen schönen christlichen Mantel. Ich sage nicht, dass diese Zivilisation in ihren Grundlagen etwas Schlechtes ist. Aber ich sage, dass die Form immer einen gewissen Inhalt haben muss; sonst bleibt sie eine bloße Schale, wo nur Parasiten leben können. Man sagt: "Er hat wunderbare Augen."Na und? "Sie sind schön."Worin besteht ihre Schönheit? "Nun, sie glänzen, sind angenehm."Worin genau sind sie angenehm? - Die Nase von jemandem sei schön, regelmäßig. Worin besteht ihre Schönheit? Sein Mund sei schön, richtig geformt. In welcher Beziehung? Die Menschen haben über bestimmte Dinge Ansichten, die wir nicht ausdrücken können, und zwar, dass es gewisse geheime Kräfte in den schwarzen oder blauen, in den aschgrauen, grünlichen oder braunen Augen gibt. Wenn ein Mensch etwas mit schwarzen Augen betrachtet, verursacht er einen gewissen Gedanken; wenn er mit braunen Augen blickt, verursacht er eine gewisse Stimmung usw. Menschen mit blauen Augen sind kühl. Sie sind rein wie ein klarer Himmel, doch kühl und kalt. Solche Menschen sind nicht für die Erde geschaffen. In ihnen ist der Glaube vorhanden, doch wurden sie vorzeitig geboren. Vielleicht sind sie Menschen, die erst jetzt hierher kommen. Ich spreche von jenen blauen Augen, die ein Ausdruck des Himmels sind. Der Überlieferung nach soll Christus solche Augen gehabt haben. Da behauptet man von jemandem: "Sein Mund ist schön wie eine Rose."Was ist der Mund? Er ist ein Ausdruck des menschlichen Herzens - ob der Mensch ein weiches oder hartes Herzen hat, - der Mund zeigt, inwieweit der Mensch intensiv und offenherzig ist. Bei Leuten, die einen guten Appetit haben, bemerkt man, dass die Lippen dicklich sind. Das ist ein physiologisches Gesetz. Es strömt mehr Blut zu, deshalb sind sie dicklich und rot. Wenn diese Menschen vom Essen kosten, sagen sie: "Hm, das schmeckt gut"und ihr Gesicht erleuchtet ein feines, kaum wahrnehmbares Lächeln. Es verkündet, dass in ihren Seelen diese Stimmung herrscht. Wenn wir einen Menschen mit schöner Nase betrachten, ist sie ein Ausdruck der menschlichen Intelligenz und des menschlichen Verstandes. Ob die Nase gerade oder krumm ist, ob sie vom römischen oder griechischen Typ ist - das hat einen tieferen Sinn. Das Äußere des Gesichts ist nicht bedeutungslos, außerdem ist es auch ein Ausdruck des äußeren Lebens des Menschen. Wenn wir uns in ein menschliches Gesicht vertiefen und sehen, dass es asymmetrisch ist, dass eine seiner Augenbrauen nicht wie die andere ist - die eine mehr entwickelt und die andere vorspringender - so zeugt das von einer gewissen Unausgeglichenheit. Wenn ihr eine Gerade zieht, könnt ihr euch vergewissern, ob eure Nase richtig steht. Die Nase ist ein Barometer, ein Wärmezähler, der anzeigt, in welchem Zustand sich euer Verstand befindet. Wenn Lokomotivführer eine Lok fahren, gibt es ein Gerät, das den Druck im Dampfkessel angibt. Nach seinen Angaben wirft man entweder mehr Kohle für mehr Dampf ein oder man lässt, wenn zuviel davon ist, Dampf ab. Habt ihr mal versucht, wie Maschinisten, nachzuprüfen, in welchem Zustand sich euer Dampf - euer Herz - befindet? Dafür hat euch Gott mit einer Nase versehen. Stellt euch vor den Spiegel und fragt euren Verstand. Er wird euch erzählen, wie es um euer Herz bestellt ist. Wenn man eure Augen betrachtet, sieht man in welchem Zustand sich eure Seele befindet. Das Einzige, was niemals lügen und heucheln kann, sind die Augen. Deshalb verschließt der Mensch, wenn er lügen will, die Augen oder verdeckt sie mit der Hand. Dem Kind ist bewusst, dass die Mutter seine Lüge erkennen wird, wenn sie es ansieht und es verdeckt deshalb die Augen mit der Hand. Während der Pharisäer betete, sah ihn Christus an und sagte ihm: "Deine Seele ist getrübt, deine Urahnen haben kein so reines Leben gelebt, wie du es dir vorstellst. Du meinst, dass du nicht wie die anderen Menschen bist, aber in der Vergangenheit bist du es gewesen und auch jetzt bist du nicht weit von ihrem Niveau entfernt."Wie man diese Tatsache auch auslegt - ob nach der Lehre der indischen Philosophen von der Reinkarnation oder nach der Lehre der ägyptischen Weisen von der Transmigration, oder nach der Lehre der Kabbalisten und Okkultisten von der Emanation (d.h. vom Ausströmen/Ausstrahlen) und von der Vervollkommnung des Geistes, oder nach der modernen genetischen Lehre - das ist einerlei. Diese Lehren und Theorien sind nur Hilfsmittel, damit wir uns einiges besser erklären können, damit für uns die Ereignisse im menschlichen Leben klarer und verständlicher werden. Jedoch bleibt das Grundprinzip, das allen Dingen zugrunde liegt, immer ein und dasselbe, unabhängig davon, wie wir seine Ausdrucksweisen erklären und auslegen. Das große Gesetz der Ursachen und Folgen, der Taten und Vergeltungen, lügt niemals. Es sagt immer die absolute Wahrheit. Wenn du gut bist, steht im Buch des Lebens geschrieben, dass du gut bist. Wenn du schlecht bist, steht im Buch des Lebens, dass du schlecht bist. Wenn du die Wahrheit sprichst, ist im Buch des Lebens verzeichnet, dass du die Wahrheit gesprochen hast. Wenn du lügst, steht geschrieben, dass du gelogen hast. Wenn du deinen Nächsten hilfst, wenn du dich für dein Volk aufopferst, wenn du zum Wohle der Menschheit arbeitest und Gott mit Liebe dienst, so ist all das im Buch des Lebens verzeichnet. Wenn du deine Nächsten bedrängst, dein Volk verrätst, die Entwicklung der Menschheit behinderst und Gott untreu bist, so steht auch das im selben Buch. Das Gesetz schreibt erbarmungslos seine Aussagen über die menschlichen Handlungen: auf die Stirn, auf die Nase, auf den Mund, ins Gesicht, auf den Kopf, auf die Hände, auf die Finger und auf alle anderen Teile des menschlichen Körpers - jeder Knochen ist ein Zeugnis für oder gegen uns. Und diese Geschichte des menschlichen Lebens lesen wir jeden Tag. Auf ihren früheren Seiten steht das Leben aller unseren Vorfahren: über manche von ihnen steht geschrieben, dass sie furchtbare Verbrecher, Diebe und Räuber gewesen sind. Wenn wir die Seiten durchblättern und die Linie verfolgen, von der Abraham, Isaak, Jakob, David, Salomo und viele andere abstammen, finden wir dort ihre Handlungen vollständig ausgedruckt. Von Abraham lesen wir, dass er ein gerechter, sehr kluger, weitherziger Mensch war, ein Mensch mit großem Glauben und erhabenem Geist. Er war mit der tiefen Weisheit der göttlichen Verordnungen für die große Zukunft der Menschheit vertraut. Von Jakob lesen wir, dass er ursprünglich ein doppelzüngiger, listiger und selbstsüchtiger Mensch war, dem es durch Lüge und Betrug gelang, seinem Bruder das Erstgeburtsrecht zu nehmen. Und erst um sein dreiunddreißigstes Lebensjahr herum tritt eine Wende in ihm ein: Nachdem er seinem Onkel Laban für seine zwei Töchter vierzehn Jahre lang gedient hat, vollzieht sich in ihm eine Wende zum Guten. Von David wissen wir, dass er ein tapferer, entschlossener Mensch mit einem ausgezeichneten angeborenen und poetischen Verstand war, doch er hatte eine besondere Schwäche für schöne Frauen. Durch Betrug eignete er sich die Frau von Uria an. Von diesem Tag an begannen seine Heimsuchungen. Und der mutige Prophet Nathan hat nicht gezögert, ihm die Wahrheit ins Gesicht zu sagen und ihm die schlechten Folgen aufzuzeigen, die dieses Gesetz über ihn in sein Buch für die Nachkommenschaft schreiben wird. Von Salomo wird behauptet, dass er einen ausgezeichneten philosophischen Verstand, ein gutes, aber verdorbenes Herz mit außerordentlich starken Gefühlen und Leidenschaften, eine große Ruhmsucht und einen schwachen Willen besaß. Er soll ein erstklassiger Epikureer im Essen und Trinken und in den Vergnügungen mit Weibern gewesen sein. Christus war das bekannt. Er wusste, wie sein Stamm gelebt hatte und als ihm die Menschen sagten: "Guter Meister,"widerspricht er ihnen: "Warum nennt ihr mich gut? Niemand ist gut außer Gott, dem Einen."Er will damit sagen: "Die Familie, aus der ich stamme, ist nicht so edelmütig, wie ihr meint. Denn Gott hat ein anderes Maß, das sich euch entzieht. Er verlangt in jeder Hinsicht vollständige Reinheit. Viele aus dieser Familie haben nicht so gelebt, wie es dem wahren Gott, dessen Willen ich erfülle, recht gewesen wäre."Eben deshalb wandte er sich an den Pharisäer und sagte ihm: "Du belügst sowohl dich selbst als auch die Leute und Gott. Viele deiner Vorfahren haben Verbrechen begangen und deshalb hast du kein Recht zu sagen: 'Ich bin nicht wie jene'. Und weil keine Demut in deiner Seele herrscht, kann dein Gebet nicht angenommen werden und auch du kannst nicht freigesprochen werden. Ihr, Pharisäer, habt das Gesetz Gottes entstellt, indem ihr die Heuchelei als Schleier darauf gelegt habt. Hört auf, euch als jemand auszugeben, der ihr nicht seid, denn Gott ist nicht ein Mensch, der sich vom Äußeren irreführen lässt; er sieht euer Herz und nach ihm urteilt er über euch." Jetzt betrachte ich den anderen Typ, den Zöllner. Da haben wir einen Menschen von mittlerer Größe, dicklich; die Beine ziemlich kurz, die Arme - dick, die Finger auch dicklich und spitz; das Gesicht - rund; das Verdauungssystem - ausgezeichnet entwickelt, er mag das reichliche Essen und Trinken. "Mir steht einen langen Weg bevor und ich muss Nahrung haben"- so philosophiert er und deshalb wird er Steuereinnehmer: von hier erbettelt er etwas, von dort nimmt und entwendet er etwas - so füllt er seinen Sack. "Du handelst wie ich, also entschuldige, vielleicht hältst du es für Diebstahl, aber ich brauche das. Wenn du es mir nicht geben willst, dann nehme ich es mir mit Gewalt oder ich stehle es."Wie gesagt: Der Zöllner hat ein rundliches Gesicht, dicke Augenbrauen, ein breites Unterkinn - was er auch unternimmt, beendet er mit Erfolg. Er ist im Alter von 40 bis 45 Jahre. Er hat einen Bart mit schwarzen buschigen Haaren, auch Schnauzer dazu - das Zeichen großer Hitze; die Nase ist entwickelt, ziemlich kurz, dick, mit breiten Nasenflügeln - das Zeichen eines guten Atmungssystems. Das ist ein Mensch der Gefühle, impulsiv wie ein Kind, immer kann er seine Freude äußern. Nach einem halben Liter Wein kann er springen und sich freuen; wenn er ausgenüchtert ist, beginnt er zu klagen, dass seine Frau krank sei. Die Schläfen sind stark entwickelt; die Ohren sind ziemlich groß, fast wie die von Tolstoj, eben wie die eines Menschen, der sowohl stiehlt, nimmt aber auch gibt. "Mein Vater und meine Mutter haben die andern bestohlen, nun beschenke ich sie, ich erweise ihnen Wohltaten, damit Gott uns unsere Sünden vergibt."Seine Augen sind braun oder weinfarben - das Zeichen einer natürlichen Weichheit und Gutmütigkeit, die nur auf ihre Zeit wartet, um sich zu äußern. Der Kopf ist gleichmäßig entwickelt wie dieser des Sokrates. Er besitzt ein ausgezeichnet entwickeltes Gefühl für Haus und Gesellschaft, auch ein stark entwickeltes religiöses Gefühl, empfindet Barmherzigkeit, hat eine richtige Auffassung vom Leben, einen ausgezeichneten Verstand, dem Sophistik fremd ist, ein stark entwickeltes Gewissen, das ihm seine Fehler zeigt, und er schämt sich nicht sie zu beichten - sowohl vor Gott als auch vor den Menschen und vor sich selbst. Er hat keine übertriebene Ansicht von seinem Edelmut. Zwar hat er eine Religion, aber in ihr waltet die Gestalt des "guten"Gottes und nicht seine eigene. Immer ist er überzeugt, dass ihn dieser gute Gott ans Licht bringt. Ihm glaubt er mehr als sich selbst. Seine Philosophie ist richtig: Er vergleicht sich nicht mit unter ihm stehenden Dieben und Gaunern, sondern sagt: "Gott, wenn ich dich, die Engel und die Heiligen betrachte, was bin ich dagegen? Ich muss mich höher erheben und dir ähnlich werden. Ich bin ein Sünder; aus meinen Urahnen, Ahnen und mir sind keine Menschen geworden; ich fresse und trinke, bin wie ein Schwein geworden. Vergib mir, dass ich das Wohl, das du mir gegeben hast, nicht nutzen kann." Und was sagt Christus? Dieser Mensch, der seine Fehler einsieht, hat ein erhabenes Ideal. Eines Tages wird er den Pharisäer übertreffen. Wie kann das sein? Die reichen Menschen verlassen sich nur auf ihre Renten oder auf ihr Einkommen, sie arbeiten nichts, sondern reden nur leere Worte über die Politik und über das öffentliche Leben. Andere, die morgens früh aufstehen, zehn Stunden pro Tag arbeiten, erleiden einen Misserfolg nach dem anderen im Leben, aber sie bleiben konsequent und erwerben nach Jahren Kenntnisse und werden zu angesehenen Menschen. Nun, mit Verlaub, unter euch gibt es beide Typen. Aber weil Christus beide entgegengesetzten Pole beschreibt, sage ich euch: nehmt das Gute von dem einen und vom anderen Charakter zugleich und schafft den gemeinsamen, edelmütigen, pharisäischen und zöllnerischen Charakter. Schafft den dritten Typus, den des Christen, des neuen Menschen. Das ist mein Gedanke. Ihr meint: "Bin ich so sündig in meinem Leben, dass ich ein Pharisäer sein kann? Du beleidigst mich."Ich sage euch eine Wahrheit. Wenn ein Unglück in eurem Leben geschieht, sagt ihr: "Gott, warum kam dieses Unglück? Es gibt andere, die größere Sünder sind als ich."Seid ihr dann nicht wie der Pharisäer, ein Mensch, der mit Gott streitet? Gott wird euch sagen: "Du bist sehr gerecht, aber weißt du, wie viele Scheußlichkeiten deine Ahnen angerichtet haben, denen du mal ein Partner warst? Hier hast du einen Wechsel, unterschrieben vor vielen Jahren, du musst ihn begleichen."- "Ich erinnere mich aber an nichts." - "Das bedeutet gar nichts. In meinem Buch ist der Wechsel notiert. Das Buch lügt nicht." Kommt ein Unglück über euch, dann dankt mit den Worten: "Es ist gering."Dann werdet ihr wie der Zöllner sein. Und Christus wird euch sagen: "Ihr kommt in das Haus des Vaters." Manchmal verurteilt ihr die Pharisäer: "Sie sind heuchlerische Menschen."Ihr verurteilt diese Menschen, aber wisst ihr, dass ihr die Pharisäer von heute seid? Zieht eine Lehre aus dem Charakter dieses Pharisäers, um seine schlechten Züge nicht zu bekommen, oder, wenn ihr diese besitzt, um sie auszurotten, damit ihr nicht den Weg des negativen Lebens begeht. Was einmal deine Großeltern und Eltern alles besessen haben, das nützt euch nichts. Ihr kennt das Märchen von den Gänsen, die jemand zur Stadt trieb. Die Gänse sagten dem Wanderer: "Wie unverschämt ist dieser Herr! Er treibt uns wie einen Schwarm. Er weiß nicht, dass unsere Urahnen einst Rom befreit haben." "Und ihr - was habt ihr getan?", fragte der Wanderer. "Nichts." "Dann habt ihr verdient, in den Kochtopf zu kommen." Euer Großvater und euer Vater sind große, edle Menschen gewesen, aber ihr - was seid ihr? Wenn du keinen edlen Charakter hast - erwirb ihn! Dein Großvater und dein Vater haben dir vielleicht ein gewisses Vermögen hinterlassen, doch du kannst es ruinieren und verlieren. Selbst wenn wir an die Religion denken, auch da gibt es religiöse Pharisäer: "Ich bin von der orthodoxen Kirche", "ich bin von der evangelischen Kirche", "ich bin von der katholischen Kirche", "ich bin ein Freidenker". - "Es freut mich, dass du orthodox, evangelisch, katholisch oder frei denkend bist, aber hast du die edelmütigen Züge von Jesus?" - "Ich habe sie nicht." - "Dann bist du weder ein Orthodoxer noch ein Evangelischer - du bist gar keiner. Erwirb diese Züge, damit du einer wirst."- "Aber ich bin ein Freidenker." - "Hast du die edelmütigen Züge der ehrlichen, frei denkenden Menschen? Unter einem Freidenker verstehe ich einen Menschen, der ein Freund der Wahrheit ist. Wenn du das nicht bist, dann bist du ein erstklassiger Lügner." Oftmals sagen die Leute: "Du bist ein ausgezeichneter Mensch."In der Gesellschaft von heute versammeln sich Menschen zu dritt, zu viert an einem Ort und beginnen mit Edelmut und Auszeichnungen zu prahlen. Zu dem einen sagen sie: "Wir haben dein Werk gelesen und sind begeistert!"Sobald er sie aber verlassen hat, beginnen sie: "Er ist ein erstklassiger Dummkopf."Geht der zweite, reden sie genauso über ihn. Geht der dritte, dann trifft es auch ihn. Und ist endlich ein einziger übrig geblieben, so sagt er natürlich nichts Schlechtes über sich. Lasst euch nicht davon irreführen, was die Menschen reden, weil sie über euch viel Unangenehmes sagen können. Niemand sagt die Wahrheit. Eure Feinde werden euch sagen: "Du bist ein Gauner, ein Lügner, ein Taugenichts."Sie sagen eher die Wahrheit, als einer, der euch mit "du bist edelmütig"schmeichelt. Du kannst gut sein, aber so sehr auch wiederum nicht. Denk ja nicht, dass du ausgezeichnet bist. Manchmal gehst du aufrecht, fuchtelst mit der Hand und dem Stock herum, als ob du eine große Aufgabe des Archimedes gelöst hättest; du denkst, es gäbe keinen anderen wie dich. Wenn du ein Zöllner bist, sagst du: "Ich werde über die Welt regieren."Christus meint dazu: "Höre, vor vielen Jahren haben deine Ahnen und Urahnen regiert und ich erinnere mich, was dort in meinem Buch geschrieben steht: dass sie Verbrechen begangen haben. Du kannst auch auf diesen Weg geraten, sei nicht selbstgefällig!" Deshalb dürfen wir, in welcher Lage wir uns auch befinden, nur den Herrgott als Ideal haben. In dieser Welt werden wir auf viele Bitterkeiten stoßen. Wir können einen Freund treffen, der uns liebt und uns so manches sagt, was wahr ist. Ich sage nicht, dass wir alle verdächtigen sollen, Lügner zu sein, nein. Aber wenn euch hundert Menschen loben, sagen euch nur drei unter ihnen die Wahrheit; die andern werden euch die Wahrheit entweder sehr grob oder sehr schmeichelhaft sagen - das sind die zwei Extreme. Dort liegt nicht die Wahrheit sondern im folgenden Mittelweg: indem ihr vom Pharisäer die guten Züge, seinen ausgezeichneten Verstand, seine Auffassung und Ordnung übernehmt und vom Zöllner - seine Barmherzigkeit, die tiefe Religiosität, das innere Bewusstsein, seinen Fehler zu erkennen und das Bestreben, sein Leben zu berichtigen. Es gibt diese Zöllner und Pharisäer auch in den Familien: der Mann ist ein Pharisäer, die Frau - ein Zöllner. Der Mann, von gehobener Herkunft, reich, schlank, schön - ein "edelmütiger Mensch", wie er im Buche steht, und die Frau aus einer einfachen Familie, ihr Vater und ihr Großvater sind einfache, ungebildete Menschen. Er betrachtet sie und meint: "Weißt du überhaupt, aus welcher Lage ich dich herausgeholt habe?"und sie duckt sich. Es gibt keinen Ausweg für sie - sie wird sich fügen und kochen. Jedes Fingerzucken des Pharisäers, dass sie nicht gut gekocht habe, bringt sie zum Weinen und sie muss sich anhören: "So eine einfältige, schlecht erzogene Frau will ich nicht; so einen Zöllner dulde ich nicht in meinem Haus." Irgendwo anders ist die Frau ein Pharisäer und der Mann ein Zöllner. Sie stammt aus einer reichen Familie, ihr Vater hat ihren Mann, der bei ihm Lehrling war, in eine hohe Stellung erhoben. "Weißt du nicht mehr, mit welcher Gunst ich dich geheiratet habe? Du weißt dich nicht zu kleiden, wie du die Krawatte umbinden und dir die Nase putzen sollst". Widerliche Formalisten sind diese Pharisäer, wenn sie etwas aufzählen. Jetzt müssen alle beide, sowohl der eine als auch der andere, ihr Leben berichtigen. Als Christus sagte, dass der Zöllner mehr als der Pharisäer gerechtfertigt sei, so meinte er damit, dass, obwohl auch der Zöllner nicht ganz im Recht sei, er jedoch in seinen Gedanken über das Leben und über die Gottesordnung eine bessere Auffassung als der Pharisäer vertrete. Christus meinte, dass sich dieser Zöllner eines Tages auf einer viel höheren Stufe als der Pharisäer befinden wird. Wenn ihr nicht demütig und sanft werden wollt, so wird euch Gott demütigen, weil er die Stolzen erniedrigt und die Demütigen erhebt. Stolz und Demut sind die Synonyme dieser zwei Menschentypen, des Pharisäers und des Zöllners. Ihr wisst nicht, was in der Zukunft passieren wird. Alle eure edelmütigen Züge und alle eure Ahnen und Urahnen können euch nicht retten. Vor Jahren ging in England, - wenn ich mich nicht irre, in London, - einer der reichsten und angesehenen Engländer in seine Schatzkammer um seine Schätze zu betrachten, und machte ganz zufällig die Tür hinter sich zu, wobei er den Schlüssel außen stecken ließ. Nachdem er seinen ganzen Schatz angeschaut und sich an ihm erfreut hatte, wollte er hinausgehen, doch ihm wurde klar, dass er eingesperrt war. Er saß dort ein, zwei, drei Tage fest, um ihn herum Gold, ein riesiger Reichtum, aber er konnte weder heraus noch jemanden herbeirufen. Schließlich war er gezwungen, an diesem Ort seinen Geist aufzugeben; dabei hinterließ er folgenden Zettel: "Wenn mir jemand auch nur ein Stück Brot gegeben hätte, hätte ich ihm die Hälfte meines Schatzes überlassen". Sollte es euch eines Tages passieren, wie dieser Reiche in den Kellergewölben eurer edelmütigen Ahnen und Urahnen eingeschlossen zu sein, kann euch ein Stückchen Brot retten. Deshalb sagt Christus: "Das Brot kann euch retten, und nicht diese Sachen, um die ihr kämpft". Und wisst ihr, dass viele Menschen so sterben, in sich verschlossen? Verzweifelte Menschen begehen Selbstmord. Und wer nimmt sich das Leben? Nicht Zöllner begehen Selbstmord, sondern immer nur Pharisäer. Dichter, Künstler und Staatsmänner sagen: "Uns wusste die Welt nicht zu schätzen, sie konnte unsere Schriften, Werke und Bilder nicht würdigen", und begehen Selbstmord. Immer wieder sind es die Pharisäer, diese edelmütigen Denker mit den gleichmäßig geformten Gesichtern und roten Bärten, die allgemein Selbstmord begehen. Die Pharisäer in Bulgarien haben keine roten Bärte, hier ist die Rede von den jüdischen Pharisäern, diese beschreibe ich. Unsere hätte ich anders beschrieben. Auch die bulgarischen sind ihnen ähnlich, doch sie unterscheiden sich in etwas von ihnen. Da es aber nicht um die bulgarischen sondern um jüdische Pharisäer geht, so folgert selbst über die bulgarischen und sucht diese Typen. Wie sollt ihr sie suchen? Das Ziel meines Vortrags ist, dass ihr das Gehörte in der Praxis, in eurem Leben anwendet. Die heutigen Menschen predigen, dass der Mensch, um Erfolg zu haben, einen starken Willen haben muss. Der Wille hat eine dreifache Dimension - erstens kann er Eigenwilligkeit sein; zweitens ein Wille, der sich nur auf unsere Interessen und auf die Interessen unseres Volkes bezieht und drittens ein Wille, der nicht nur auf die Interessen unserer Gesellschaft und unseres Volkes gerichtet ist, sondern auch auf die Interessen des Menschen und Gottes. Dieser letzte Wille, der in sich alle unseren Verpflichtungen dieser Welt gegenüber umfasst; ein so starker Wille, dass es keine Kraft gibt, die uns von unserer Pflicht ablenken kann - das ist ein guter Wille. Ein Wille, für den Ruhm Gottes und der Menschheit, für dein Volk, dein Haus und auch für die Entwicklung deines Charakters zu arbeiten - das ist ein richtiger Wille. Manche sagen: "Du musst einen edelmütigen Verstand haben". Ein Verstand, mit dem man seine Beziehung zu Gott begreift, ein Verstand, der damit beschäftigt ist, im Leben erhabene Gedanken in die Tat umzusetzen - das ist ein edler Verstand. Ihr habt alle Voraussetzungen dafür. - "Aber meine Nase ist nicht so, wie ich sie mir wünsche". - Sie entwickelt sich noch. Seht mal jene kleinen Vögelchen in ihren Nestern, die noch keine Federn haben, wie sie auf ihre Mutter warten und wenn sie auftaucht, sperren sie ihre Schnäbelchen auf und piepsen: "tschirrrk!", und hopp, ihre Mutter stopft ein Würmchen ins Schnäbelchen. Zwanzig Mal am Tag: "tschirrrk!" und wieder sperren sie die Schnäbelchen auf. Je mehr diese Vögelchen mit "tschirrrk!" bitten, desto mehr Würmchen fallen in ihre Schnäbel. Nun beginnen ihnen Flügel zu wachsen und schließlich fliegen sie auf. Demselben Gesetz müsst auch ihr folgen - den Mund aufmachen, d.h. beten. Wenn ihr ihn nicht öffnet, seid ihr Pharisäer, und Christus wird euch sagen: "Die Welt, das Gottesreich und die Zukunft sind nicht für euch". Das wollte Christus sagen. Es gibt Menschen, die ihren Mund nicht gern öffnen, sie schweigen nur. Ich verstehe, dass man schweigt, die Frage ist nur wann. Wenn man zornig ist, wenn man einen Menschen beleidigen will oder wenn man ihn beneidet. Aber wenn man heiter ist, wenn ein tröstendes Wort gesagt werden muss, dann öffnet den Mund und sprecht es aus. Öffnet ihr den Mund, wenn ihr die Kinder erzieht? Das ist die Frage, die vor euch steht. Ihr erzieht eure Kinder, wie die Pharisäer: Sie sollen das Geschirr nicht berühren, um sich nicht schmutzig zu machen, sie sollen noch nicht einmal ihre Hände ins Wasser tauchen - ihre Mutter wird das Geschirr abwaschen. Der Vater soll ihnen neue Schuhe, Uhren und Uhrketten kaufen. Der Vater wird zum Diener dieses Pharisäers. Wenn der Vater am Abend heimkommt, verziehen sie ihre Gesichter: "Wir wollen schon bald dies, wollen jenes", und er gibt nach. Warum sagte Christus: "Wehe euch, Schriftgelehrten und Pharisäern". Zu Hause, bei unseren Kindern und auch in den Kirchen äußern wir diese Züge der Pharisäer und wundern uns, warum die Zeit des Gottesreiches nicht anbricht. Obendrein machen wir noch Vorwürfe: "Schlechte Welt, schlechte Gesellschaft, unmögliche Geistliche, schlechte Lehrer, schlechte Regierende". Wir aber sind - Heilige! Auch du bist so wie jene, die du tadelst. Hör auf damit und lass das, denn deine Mutter ist bei dir und wenn du "tschirrrk!" sagst, hopp, bekommst du Nahrung. All das scheint euch lächerlich vorzukommen, doch das sind große Wahrheiten, Kleinigkeiten, aus deren Beispiel wir eine Lehre ziehen müssen. Im Vergleich zum himmlischen Leben sind wir arme Schlucker und Gott schickt uns immer wieder die Mutter mit diesen Würmern. Begrüß deine Mutter, weil sie dir Nahrung bringt. Wie viele Orte hat sie durchwandert, bis sie einen Wurm gefunden hat! Wie können wir Gott danken, der jeden Tag an uns denkt und uns Nahrung liefert? Jeden Morgen sollten auch wir "tschirrrk!" sagen, d.h. zu ihm beten. Wisst ihr, was dieses "tschirrrk!" bedeutet? Es hat einen tiefen Sinn. Was beinhaltet dieses "tschirrrk!"? Wenn ihr das wüsstet, würdet ihr die Worte kennen, mit denen der Himmel spricht. Ein sehr kurzes Wort, aber inhaltsreich. Ihr seid im Tempel; Christus wendet sich an euch und fragt euch: "Wie betet ihr, wie dieser Pharisäer oder wie der Zöllner? Wie geht ihr in die Welt und beginnt eure Arbeit, wie der Pharisäer oder wie der Zöllner? Auch ihr seid aus dem gleichen Schlamm gemacht". Christus will uns damit sagen, dass wir keine Pharisäer sein sollen. Mir brummt der Kopf von diesen Pharisäern. Wenn es etwas in der Welt gibt, was stört, so sind es diese Pharisäer. - "Aber da gibt es jemanden, der hat diese Züge". - Das weiß ich, aber was soll ich tun? Warte mal, lass mich erst einmal mich selbst reinigen und dann die Menschen. Warte, lass mich meine eigenen Läuse beseitigen und dann die der anderen. Denn sonst wird jener, der weniger Läuse hat als ich, von meinen Läusen befallen, wenn ich zu ihm gehe. - "Aber er muss umerzogen werden". - Warte mal, lass mich zuerst einmal mich selbst erziehen. - "Aber ihr müsst predigen". - Wenn ich zu früh zu predigen anfange, werde ich die Menschen irreführen. - "Tritt heraus und sage das und das". - Was soll ich sagen? Soll ich die Menschen belügen? Wenn du heraustrittst, musst du die große Wahrheit sowohl mit Worten als auch mit deinem Leben ausdrücken. Das hat Christus gemeint. Wenn wir zu lernen anfangen, müssen wir gleichzeitig mit Worten und mit unserem Leben arbeiten. Mir gefallen jene gegenwärtigen Lehrer sehr, die, wenn sie ein Fach unterrichten, Physik oder Chemie, sofort mit Experimenten beginnen: Sauerstoff erhält man so, jenes entsteht so. Man betritt die Tischlerei - der Meister unterrichtet Theorie und Praxis. Man betritt die Schneiderwerkstatt - dort geschieht das Gleiche. Christus sagt den Christen: "Tretet ein und nehmt euere Messlatte und die Schere". Einige müssen mit der Nadel beginnen und erst dann bekommen sie die Schere. Was für eine Schere ist das? Das ist eure Zunge. Wenn ihr zuschneidet und zu nähen beginnt, gibt es keine schönere Schere als eure Zunge. Wenn ihr drauflos schneidet ohne nachzudenken, ist eure Schere fehl am Platz. "Müssen wir nicht reden?" Man muss, doch am rechten Platz. Denn wenn ihr nicht am rechten Platz redet, wenn ihr drauflos schneidet, ohne nachzudenken, verpfuscht ihr den Stoff. Das alles sage ich nicht zur Entmutigung. Ich will nicht sagen, dass ihr geborene Pharisäer seid, sondern, dass ihr die Anlage zum Pharisäer habt. Alle haben sie. Und es ist gut, dass ihr sie bis zu einem gewissen Grade besitzt. Wenn ihr aber sagt: "Gott, ich danke dir, dass ich nicht wie die anderen bin", dann ist der Pharisäer in euch stark und ihr könnt euch nur schwer von ihm befreien. Er lebt im Hinterkopf, im Scheitel, in den Ohren, im Kopf, in der Nase, im Augeninnern. Wo findet ihr diesen Pharisäer? In allen euren Gesichtszügen und Handlungen. Also, jetzt fragt uns Christus: "Wie schicken wir unser Gebet richtig an Gott?" Dieses Gebet begreift er im weiten Sinne - zugunsten des gesellschaftlichen Lebens. Manche denken, dass man ein echtes Gebet nur in einer Kirche verrichten kann. Überprüft, ob dieses Gebet, das ihr in der Kirche verrichtet, eine gewisse Beziehung zum Familienleben hat, ob es euch helfen kann? Und diese Kirche müsst ihr erst einmal finden. Wo ist sie? Der Lehrer bringt den Schülern zuerst bestimmte Elemente bei und lässt sie dann selbständig die Aufgabe lösen, die Verhältnisse eines bestimmten Gesetzes finden. An einer Stelle in den Apostelbriefen wurde gesagt: "Ihr seid Gottes Tempel". Wenn wir Gottes Tempel sind, wie müssen wir dann, wenn wir in unser geheimes Kämmerchen vor Gott gehen, dort eintreten? Wenn wir es wie Pharisäer tun, sagt uns Christus: "Ihr habt euer Ziel nicht erreicht". Wenn wir es wie der Zöllner tun und unsere Fehler eingestehen und versprechen, sie zu berichtigen, dann werden wir Erfolg haben und Christus Antwort hören: "Du bist freigesprochen, du hast eine Zukunft." Vielleicht findet der Lehrer im Heft viele Fehler, doch der Schüler darf nicht sagen: "Wie kleinlich er ist - nur drei Fehler!" Der Lehrer kann das Heft beschmutzen, kann 4-5 Wörter durchstreichen und der Schüler meint dann: "Er hat mein Heft verpfuscht". Ja, aber wenn du vollkommen sein willst, musst du ihm dankbar sein, dass er dich auch auf diese Fehler hingewiesen hat, weil sich aus diesen drei Fehlern viele weitere ergeben können. Berichtige sie, lass sie nicht so stehen, weil der Fehler wie eine Laus ist: wenn du nur eine zurücklässt, kann sie sich in einer Woche tausendmal vermehren. Ein Fehler genügt um den Menschen an den Pranger zu stellen. Es genügt laut demselben Gesetz eine Tugend, um euch in den Himmel zu erheben und euch unter die Engel zu bringen. Schafft die Bedingungen und wenn eine Tat falsch ist, wird sie euch erniedrigen; wenn sie tugendhaft ist, wird sie euch erheben. Folglich berücksichtigt sowohl eine einzige Tugend als auch einen einzigen Fehler. Wenn einem, der ein lasterhaftes Leben geführt hat, eine einzige Tugend verblieben ist, dann ist sie jenes dünne, ins stürmische Meer des Lebens geworfene Seil, mit dessen Hilfe er, wenn er es packt, das Festland erreichen kann. Entsprechend ist der letzte Fehler, der übrig bleibt, sehr schlecht und kann den Menschen ebenso zugrunde richten wie die letzte Tugend sehr stark ist und den Menschen retten kann. Sie sind es, die unser Leben verändern können. Das ist ein Gesetz. Deshalb sagte Christus: "Seid nicht nachlässig." Der Pharisäer hatte edelmütigere Züge als der Zöllner; er stand in vieler Hinsicht höher als dieser, aber er hatte einen letzten Fehler - den Stolz, der ihn in die Hölle bringen konnte. Der Zöllner war ein großer Sünder, aber ihm war eine letzte Tugend geblieben - die Demut, und er sagte: "Ich werde für meine Rettung arbeiten". Dafür hat ihn Gott gesegnet, denn der Zöllner hatte die Hoffnung sich in Zukunft zu verbessern. Heute Morgen frage ich euch: Wo seid ihr - bei eurem letzten Fehler oder bei eurer letzten Tugend? Wenn ihr bei eurem letzten Fehler seid, bemitleide ich euch: Passt auf, ihr befindet euch an einer gefährlichen Stelle im Leben. Wenn ihr bei eurer letzten Tugend seid, befindet ihr euch an einer zuverlässigen Stelle und wohl euch! - ihr seid auf einem sicheren Felsen. Haltet euch an dieser letzten Tugend fest und Christus wird mit euch gehen. Ein Vortrag, gehalten vom Meister am 5. Oktober nach dem Julianischen Kalender 1914 in Sofia
  4. Die Bedingungen für das ewige Leben "Das ist aber das ewige Leben, dass sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen (Joh. 17:3) Wenn der junge bulgarische Bursche, rein wie der Tau, zum ersten Mal seinem Ideal in der Welt begegnet, hält er inne und sagt zu sich: "Ich habe sie gefunden, sie ist es. Jetzt kann ich wie Archimedes das relative Gewicht der Körper bestimmen, angeben, wie viel Silber, wie viel Kupfer, wie viel Gold in dieser Zarenkrone erhalten sind. Jetzt kann ich wie Newton sagen, warum die Äpfel reif werden und auf den Boden fallen, warum die Felsenbrocken von der Höhe herunterrollen, warum die Gebirgsquellen nach unten laufen, springen, rauschen und in aller Eile fließen, warum sich die Himmelskörper im Weltraum bewegen und um ihre zentralen Heimstätten kreisen. Jetzt offenbaren mir mein Verstand, mein Herz dieses große Geheimnis der Bewegung im Leben; ich kann euch sagen, was das ewige Leben darstellt; ich kann euch seine Eigenschaften, Merkmale, Voraussetzungen und Elemente nennen. Ich habe sie gefunden, ich habe den Stein der Weisen gefunden, ich habe das kostbare Lebenselixier erworben. Ich kann mutig wie der Löwe, geduldig wie der Ochse, fliegend wie der Adler, vernünftig wie der Mensch sein. Und es ist recht gesagt worden: "Den Unmündigen hast Du es offenbart." - Dieser junge Mann ist nicht weit entfernt von der Wahrheit. Er hat die ursprüngliche Sprache begriffen, die Sprache, in der Gott gesprochen hat. Seine Schlussfolgerungen und Ansichten zeugen davon, dass er das Original versteht, aus dem er seine Inspiration schöpft. Er spricht, denkt, empfindet, handelt richtig: grammatikalisch wie logisch und philosophisch. In seiner Seele herrscht Frieden und Eintracht, es gibt keinen Streit um das Wort "ewig" - ob es vor oder nach dem Wort 'Leben' gesetzt werden soll. "Das ist die äußere Hülle der Dinge", sagt er. "Für mich ist es wichtig, dass es in meinem Verstand, in meinem Herzen ist, dass es tief in meine Seele eingedrungen ist und meinen Geist mit seinem Göttlichen Feuer stärkt". Richtig ist seine Antwort. Vor Jahren war es richtig, dass der Kutscher in der Kutsche vorne saß, und der Herr hinten; in der moderneren Zeit hat sich die Regel geändert: der Herr sitzt vorne und der Kutscher hinten. Vorne oder hinten - es ist egal, es ist nur wichtig, dass sich die Zügel in erfahrenen Händen befinden, dass die Pferde stark sind, die Kutsche heil, der Kutscher schnell von Begriff, sein Herr klug und gut - dann ist das Ziel erreicht. Jemand wird wohl sagen: "Was wollen Sie damit sagen?" - "Nichts mehr als das. Mit einem Wort, dass der Herr und der Kutscher auf seinen Plätzen sein müssen -"Und noch etwas?" - Könnt ihr wie dieser junge Bursche sagen: "Ich habe sie und ihn gefunden!" Das ist die für euch wichtige Frage. Wenn ihr eine Antwort darauf findet, werden die Welt und das Leben ein ganz neues Aussehen gewinnen. Aber kommen wir zu unserem Thema zurück. Als Christus diese Worte über das "ewige Leben" in Anwesenheit Seiner Jünger geäußert hat, hat Er ihnen ein "ewiges Gesetz" des Lebens offenbart; in diesem Gesetz sind schon zwei seiner wesentlichen Bestandteile abgesteckt und festgelegt, die im irdischen wie im ewigen, im vernünftigen wie im übersinnlichen Leben enthalten sind. Nun, Menschen, die den tiefen Sinn der ursprünglichen Sprache nicht verstehen, können diese oder jene Übersetzung machen, die Worte verstellen, aber es gibt gewisse Gesetze, die den menschlichen Gedanken regeln und die keine willkürliche Verstellung zulassen. Solange der Mensch nicht gelernt hat, richtig zu denken, wird er Fehler machen, und er wird sie mit einer Reihe von Leiden sühnen. Die geschriebenen Dinge, die im großen Buch des Lebens stehen, sind für die vernünftigen Leute; sie sind nicht für die niedrigeren Wesen bestimmt, die dieses Gesetz nicht verstehen. Wenn nun jemand "ewiges Leben" oder "Leben ewig" liest, wird fragen, was wir unter dem Wort 'ewig' verstehen können. Dieses Wort hat einen äußeren und einen inneren Sinn. Unter `ewigem Leben' versteht man bei uns langes, grenzenloses Leben ohne Unterbrechung. Auf Englisch heißt es 'eternal', aber die Wurzel dieses Worts stammt aus dem Sanskrit und bedeutet 'Erde', und 'Erde' bedeutet auf Sanskrit ein Wesen, das empfängt und gebiert. Oft wird das 'ewige' Leben mit dem Existieren des Menschen verwechselt; aber ein Mensch kann existieren, ohne zu leben. Die Metaphysiker streiten über diesen Gegenstand, aber, wenn wir uns schon auf dem Gebiet der Experimentalphilosophie befinden, wo wir die Göttlichen Gesetze überprüfen, müssen unsere Schlussfolgerungen auf der Wahrheit beruhen und die Ergebnisse stimmen. Im Leben des Menschen gibt es drei Grundelemente, die sich niemals ändern; drei Grundprinzipien, auf denen sein jetziges Leben beruht. Sie sind in der Grammatik, in der Logik und in der Mathematik präsent. Zum Beispiel, wenn die Kinder sich mit der Satzlehre vertraut machen, sagen sie, dass die Sätze ein Subjekt, ein Prädikat und eine Bindung haben. Er kann auch Attribute, Objekte usw. haben, aber die Basis stellen diese drei Wörter dar, die einen Gedanken ergeben. Hätte ich euch gefragt, was 'Subjekt' ist, hättet ihr geantwortet: "Das Wort, das den Gegenstand bezeichnet, wovon die Rede im Satz ist." "Und ein Prädikat?" - "Das Wort, das zeigt, was über den Gegenstand gesagt wird." Gut. Wenn ein Lehrer euch die Aufgabe stellen würde, das vorgelesene Zitat grammatikalisch zu analysieren, zu sagen, welche die wichtigsten Wörter in ihm sind, so würden alle die Wörter 'Gott' und 'Jesus Christus' nennen. Aber der Grundgedanke hier heißt 'ewiges Leben' und 'Jesus Christus' ist eine Ergänzung dieses Gedankens. Gott und Jesus Christus sind die beiden Prinzipien, die den Anfang des ewigen Lebens ergeben, oder die zwei Pfeiler, die es stützen. In der Sprache der Logik ausgedrückt, ist 'Gott' die große Prämisse, 'Jesus Christus' ist die kleine Prämisse, und 'ewiges Leben' - die Schlussfolgerung. Wollen wir diesen Gedanken etwas deutlicher machen. Die Worte 'ewiges Leben' meinen die vernünftige Seelenwanderung; das Wort 'Gott' - die Keime des Geistes, die Voraussetzungen, die Kräfte, die Gesetze in der Natur, auf denen baut und sich stützt diese majestätische Ordnung der Dinge, und 'Jesus Christus' - das vernünftige Prinzip, das von dem Einzigen Gott ausgeht und das alle Lebewesen lenkt und erhält. Nun könnt ihr auch denken, dass, wenn ihr 'ewiges Leben' sagt, begreift und wißt, was ein ewiges Leben eigentlich ist. Aber welches ist das Grundelement der Erkenntnis? Wir erkennen nur jene Dinge, die wir ausprobieren, die wir tun können. Jedes Ding, das wir nicht ausprobieren und das wir nicht selbst tun können, erkennen wir nicht. Von solchen Dingen, welchen Charakters sie auch sind, haben wir nichts anderes als eine Vorstellung und wir können nur Vermutungen anstellen. Wenn man euch einen Stoff gibt, werdet ihr sagen: "Ich weiß, wie er zustandegekommen ist", aber, lässt man euch ihn selbst machen - den Schuß fertigspinnen, die Kette setzen - werdet ihr sagen: "Ich kann es nicht". Die Wissenschaft lehrt, dass für die Existenz eines Lebewesens bestimmte Bedingungen und eine bestimmte Umgebung erforderlich sind. Zum Beispiel ist die Umgebung des Fisches das Wasser. Was ist unter dem Wort 'Umgebung' zu verstehen? 'Umgebung', 'Grundlage', 'Boden' sind Dinge, die viele Berührungspunkte haben. Im Bulgarischen und in anderen Sprachen gibt es kein Wort, das auf einen wesentlichen Unterschied zwischen diesen drei Wörtern hinweist. Das erste Element des 'ewigen Lebens' ist jenes Element, in dem die Seele so untertaucht, wie der Fisch - dieses Element nennen wir Umgebung. Wenn wir mit dem Errichten eines Hauses beginnen, bezeichnen wir diese Umgebung Grundlage - auf der Grundlage bauen wir Wände und wir setzen ein Dach auf. Wenn wir eine Pflanze säen, bezeichnen wir diese Umgebung als Boden - im Boden säen wir die unterschiedlichsten Samen. Zunächst müssen wir für jedes Ding die Umgebung erkennen. Was ist 'die Umgebung' bem 'ewigen Leben'? Gott. Es gibt aber noch zwei Übergangselemente oder Bedingungen. Manche verwechseln 'Bedingungen' mit 'Umgebung'. Zwischen den beiden besteht ein Unterschied. Damit ein Zug von Sofia nach Varna kommt, braucht er gewisse Bedingungen; das sind: Gleise, Kohle und Wasser. Und wenn wir es auf den Menschen beziehen, welche sind dann die Bedingungen seines Lebens? 'Die Umgebung', in der der Mensch lebt, ist die Luft. Der Mensch ist darin eingetaucht. Die Luft ist aber nicht das einzige Element, das der Mensch, die Fische und die Vögel brauchen, um zu existieren; es ist ein weiteres Element erforderlich - die Nahrung; wir sind aber nicht in die Nahrung eingetaucht: dieses Element ist ein Übergangselement, es kommt von außen, geht in uns hinein und kommt aus uns heraus, indem es seine Folgen hinterlässt. Das dritte Element für den Menschen, das Element, wo der Fisch eingetaucht ist - das Wasser - das ist die Umgebung des Fisches, für den Menschen stellt es aber nur eine Bedingung dar. Wenn wir den Menschen dort eintauchen, wo der Fisch sich befindet, wird er sterben. Folglich ist das Wasser für den Menschen eine Bedingung seiner Existenz. Nehmen wir die Luft, die für den Menschen eine Umgebung ist - berauben wir ihn der Luft, so stirbt er - für den Fisch aber ist die Luft nur eine Bedingung. Diese Bedingung befindet sich im Wasser selbst, und wenn sie durch die Kiemen eines beliebigen Fisches geht, geht diese Luft in ihr Atmungssystem über und reinigt das Blut. Das Wasser ist eine Umgebung für den Fisch. Die Luft ist eine Umgebung für den Menschen. Aber die Umgebung ist nur ein Drittel der Wahrheit. Wo entstehen die falschen Begriffe? Wenn wir zum Vergleich ein Beispiel nehmen, müssen wir wissen, wie viel Wahrheit dahinter steckt. Wir müssen immer ehrlich sein und nicht nur unsere Schlussfolgerungen müssen richtig sein, sondern gleichzeitig auch die kleine und die große Prämisse müssen stimmen. Die eine Prämisse kann richtig sein, aber, ist die andere falsch, wird auch eure Schlussfolgerung nicht richtig sein. Und wenn die Mathematiker und die Ingenieure die nötigen Ausrechnungen und Pläne machen, so erwägen sie genau alle Umstände, um eventuelle Fehler auszuschließen. Demselben Prinzip nach solltet ihr auch die Dinge in euch selber aufbauen, wenn ihr euren Charakter aufbauen wollt - euren Verstand und euer Herz. Ihr müsst auch wissen, wie ihr ihn aufbauen sollt - ihr müsst wissen, was eine Umgebung, was eine Bedingung, was ein Element ist. Weil es auch Elemente gibt. Die Elemente beziehen sich auf den Unterhalt des Lebens, und die Bedingungen - auf die Existenz des Lebens. Die Felder, die Gärten, die Weinberge usw. stellen zum Beispiel die Lebensbedingungen dar, aus denen die Elemente des Lebens - der Weizen, das Obst usw. hervorgehen. Das Licht ist ein für das Leben notwendiges Element aber es ist das vierte Element - die Luft, die Nahrung und das Wasser sind die ersten drei Elemente. Wenn der Fisch sagen könnte: "Mir genügt das Wasser", weil er im Wasser seine gesamte Nahrung findet, und wenn der Mensch auch im Wasser leben wollte, so würde er in Widerspruch mit den Grundgesetzen geraten, die sein Leben regeln, weil er nicht ins Wasser gehen und drin, wie der Fisch, leben könnte. Gerade aus diesen falschen Auffassungen gehen auch die Fehler in allen modernen philosophischen und religiösen Lehren hervor. In ihnen gibt es viele Dogmen, die nur halbe Wahrheiten enthalten. Kommen wir zum Wort 'ewig' zurück. Es bezieht sich auf die geistige Welt, es meint Bausteine, aus denen man das unsterbliche Leben aufbauen könnte. Das Wort 'Leben' meint das organische Leben in der Materie, das wächst und sich entwickelt und nicht ununterbrochen ewig sein kann: seine Form kann verändert werden, und diese Veränderung nennen wir Tod. Die Vorstellungen von dem 'Tod' aber können unterschiedlich sein. Sterben bedeutet für den Menschen nicht im geringsten, dass er sein Bewusstsein verliert, sondern, dass er jene Bedingungen verlieren kann, unter denen sich das Leben äußert. Das Bewusstsein kann so werden, wie der Mensch wird, wenn er stirbt - es bleiben seine Knochen. Das Bewusstsein - das ist die geistige Wirbelsäule des Menschen. Das heißt, auf dieser Wirbelsäule, der Wirbelsäule des Menschen ähnlich, beruht die Funktion des ganzen Nervensystems und der Glieder, die zusammen mit den anderen Sinnen und Fähigkeiten wirken. Wenn wir über Gott sprechen, so ist Er die oberste Macht oder die notwendige Umgebung, in die der Mensch geistig eingetaucht ist. Wollen wir diese Analogie erklären. Wenn wir sagen, dass das menschliche Auge das Licht braucht, so heißt das, dass die Augenzellen in das Licht eingetaucht sind und dass es für ihre Auferhaltung notwendig ist. Die menschliche Seele muss auch eingetaucht sein. Habt ihr sie nicht eingetaucht, so seid ihr außerhalb eurer Umgebung, ihr werdet im Keim leben, so wie viele Weizenkörner sich 5-6 Jahrtausende in den ägyptischen Pyramiden und Grabstätten im Trockenen erhalten und auf Bedingungen gewartet haben, um gesät zu werden und danach hervorzusprießen. Solche Weizenkörner sind neulich herausgeholt und gesät worden und sie haben sich ausgezeichnet entwickelt. Auch die menschliche Seele, einem Körnchen gleich, verweilte in der Göttlichen Getreidekammer und wartete auf die drei notwendigen Elemente, die in den Bedingungen, in den Kräften und in den Gesetzen enthalten sind, damit sie aufs neue ihr Leben beginnen kann. Im christlichen Sinne gesagt, müssen wir die Bedingungen finden, unter denen wir in Gott eintauchen und in Gott leben können. Die Bestrebung eines jeden bewusst lebenden Menschen muss darauf gerichtet sein, dieses Ziel zu erreichen. Ihr lebt, ihr existiert, aber dieses Leben und Existieren ist ein glattes Vegetieren. Eure Existenz besteht nur aus einem Element und ihr werden von der Göttlichen Wesenheit, die euch wie Weizenkörnchen und kleine fruchtbringende Samen geschaffen hat, Grenzen gesetzt. Ihr könnt eurem Dasein nicht entfliehen, ihr könnt euch selbst nicht vernichten: euer Dasein liegt außerhalb der Zeit und des Raumes. Die Menschenseele hat in diesem Zustand Milliarden von Jahren in der Tiefe des Göttlichen Bewusstseins verbracht, ihr damaliges Leben ist aber von einer ganz anderen Art gewesen: sie war nichts Individuelles, sie kannte nicht das Einzelleben des individuellen Geistes; sie hat in der Betrachtung der Göttlichen Seligkeit gelebt - in einem dämmernden Zustand. Aber mit ihrem Erwachen jetzt kommt sie zur Erde, um den inneren Sinn auch dieses Lebens, des individuellen Lebens, zu erfahren, selbst ein eigenes unsterbliches Leben zu erlangen und Bürgerin des Himmels mit bestimmten Rechten und Pflichten zu werden. Dieser innere Drang ist eine Bedingung, die uns auch von Gott auferlegt worden ist. Nun möchten manche einen Körper erlangen und gleichzeitig wie Gott leben. Jedoch wie Gott zu leben ist widersprüchlich, weil, um wie Gott zu leben, brauchst du gar nicht aus Ihm hinauszugehen. Welches Bedürfnis hat dieses Göttliche Bewusstsein, sich zu trennen, nach einem anderen Leben zu suchen? Das bedeutet, dass die menschliche Seele immer in Gott existiert hat, und dass ihr ewiges Streben immer da gewesen ist, nach Ihm zu suchen in allen Seinen Äußerungen und Ihn nachzuahmen. Kommen wir aber zu der wissenschaftlichen Seite des Gegenstandes zurück - die Beherrschung dieser drei Grundtatsachen: Umgebung, Bedingungen und Elemente der Existenz. In der Kirche ist diese Idee als "Dreifaltigkeit" Gottes verkörpert. Was bedeutet dieses Wort? Drei verschiedene Personen, die einen gemeinsamen Gedanken, einen Willen haben - Vater, Sohn und Heiliger Geist. Sie sind auch in der Grammatik vorhanden: Subjekt, Prädikat und Bindung; in der Logik heißt es: große Prämisse, kleine Prämisse und Schlussfolgerung. Die Umgebung für alle Wesen und für unsere Seele ist Gott; das Element, das das Leben in sich hat, ist Christus, und die Bedingungen, die zur Manifestitation des Lebens verhelfen, verweilen im Heiligen Geist. Wenn ihr die Ordnung der Dinge verändert, müsst ihr gleichzeitig auch die Gesetze verändern, die die Form der Dinge regeln. Ihr könntet in das Wasser tauchen, aber, um darin zu leben, müsstet ihr auch eure menschliche Form in eine Form, die dem Fisch eigen ist, umwandeln. Das wäre ein Degradieren des Lebens, weil ihr die Bedingung - in diesem Fall das Wasser - zur Umgebung gemacht habt. Und eine Erhöhung des Lebens gibt es dann, wenn man die Umgebung zur Bedingung macht. Im ersten wie im zweiten Fall ist die Form des Wesens notwendigerweise zu verändern. Wir können die Form eines Fisches nur verändern, wenn wir seine Umgebung verändern. Wenn wir ihn aber nach und nach aus dem Wasser holen und ihn der Luft aussetzen, wird er zum Vogel, er wird sich an die Luft anpassen. Dann wird das Wasser zu einer Bedingung seines Lebens werden, so wie für ihn es die Nahrung und das Licht Lebensbedingungen sind. Wenn Christus sagt: "Dich, Den allein wahren Gott zu erkennen, das ist ein ewiges Leben", was wollte Er mit 'allein wahren Gott' sagen? Das ist jene Oberste Kraft, Die Sich stets in uns bewegt, Die das Leben in Sich trägt, die Bedingungen schafft, durch die wir Sie erkennen können. Ein Wesen, das in eine bestimmte Umgebung getaucht ist, kann diese Umgebung nicht erkennen; zum Beispiel kann der Fisch das Wasser nicht erkennen, in das er getaucht ist. Manche wollen Gott erkennen; wenn ihr in Gott eingetaucht seid, werdet ihr Ihn nicht erkennen, weil ihr mitten drin in Ihm seid; so lebt ihr nur in Ihm, ohne dass ihr Ihn erkennt. Ihr müsst aber aus Ihm hinaus und Ihn zur Bedingung eurer Existenz machen, wenn ihr Ihn erkennen wollt. Nehmen wir an, ihr sprecht zu einer eurer Zellen, die in euch lebt. Die menschlichen Zellen sind vernünftige Wesen, sie besitzen eine gewisse Art von Intelligenz. Sie sind wie die Vögel und die Fische. Mag sein, dass ihr es merkwürdig findet, aber es ist so. Ihr könnt versuchen, zu diesen Zellen zu sprechen - sie werden euch verstehen. Und wenn ihr zu ihnen in ihrer Sprache sprecht, werden sie ihrem Dienst vorzüglich nachgehen. Ihr könnt sie aber auch einschüchtern; sie werden sich ducken. Wenn eine Zelle aber folgendes sagt: "Ich möchte wissen, was der Mensch ist", wird es dasselbe sein, wie wenn der Mensch sagen würde: "Ich möchte sehen, was Gott an sich ist"; dann muss Gott keine Umgebung sein, der Mensch muss aus Ihm hinausgehen. "Aber ist so was möglich?" Es ist möglich. Du musst nur deine Form ändern. "Ich kann es aber nicht!" Warte dann, bis du sie geändert hast. Das ist die ganze Philosophie. Auch die Zelle muss, um erkennen zu können, was der Mensch ist, durch Milliarden von Bedingungen gehen, durch das gesamte Gewebe, sich im Magen, im Herz, in den Lungen, im Gehirn usw. aufhalten; erst danach kann sie innehalten und sagen: "Ich habe meine Meinung über den Menschen gebildet, ich weiß schon, was der Mensch darstellt." Und jetzt, nachdem wir, die Philosophen dieser Welt, überall gewesen sind, bleiben wir stehen und sagen: "Komm, ich will dir sagen, wie Gott ist, Er ist allmächtig, hast du es jetzt begriffen?" - "Ich habe es begriffen." Nichts hast du begriffen. Nur, wenn du aus diesem Umfeld heraus bist, nur wenn du durch die Tür gehst, die man "Tod" nennt, nachdem du "stirbst", erst dann wirst du erkennen, was Gott ist. Deswegen "sterben" auch die Menschen. Und wenn in einer Seele der Wunsch entsteht, Gott zu erkennen, muss sie "sterben", indem sie sich sagt: "Ich muss sterben, um Gott zu erkennen" - das ist die treffendste Definition der Gotteserkenntnis. Diejenigen, die das Evangelium geschrieben haben, sind sehr weise Menschen gewesen. Manche denken, die Evangelisten seien wie die Fischer gewesen, einfach, ungebildet, und dass Jesus Christus einfach und ungebildet gewesen sei. Es ist aber überhaupt nicht so gewesen. Christus war auf der himmlischen Schule, Er hatte es nicht nötig, auf der Erde zu lernen. Ich muss gerade über diese oberflächliche Schlussfolgerung staunen, dass einer, der nie eine Ausbildung genossen hat, die Welt wenden und die Menschen zu Gott führen konnte. Die Materialisten, die Pantheisten sagen: "Ihr Christen seid sehr große Dummköpfe, ihr habt keine Logik - ihr vertraut einem Menschen, der einfach, ungebildet gewesen ist, ihr hofft, dass er euch zu Gott führt. Wir - wenn wir unsere Überlegungen anstellen - ziehen alle Dinge in Erwägung". Bei einer Predigt in der Kirche darüber, dass Christus mit fünf Broten und zwei Fischen fünftausend Menschen satt gemacht hat, um seinem Publikum das Begreifen dieses Wunders leichter zu machen, sagte einer: "Ihr denkt nicht etwa, diese Brote seien ganz normal gewesen, nein, sie waren groß wie Hügel". Ein Schäfer, nachdem er das gehört hatte, pfiff auf seine Art vor sich hin und sagte zu ihm: "Warum erzählst du so was? Ich staune nicht darüber, dass die Brote so groß waren, sondern darüber, wie groß der Rachen dieses Ofens gewesen sein muss, in dem diese Brote gebacken worden waren". Das ist unsere Unlogik, unser oberflächliches Urteilen. Das erste, das ein Christ tun muss, ist, sich von allen falschen Schlussfolgerungen, falschen Gedanken, falschen Wünschen zu befreien. Und er kann es tun. Ein Logiker kann sich sofort davon befreien. Und ein Schüler kann zum Beispiel überprüfen, inwieweit dieser Vorschlag richtig ist: "Ein Mensch ist ein Wesen, das zwei Beine hat; jedes zweibeinige Wesen ist ein Mensch; deshalb ist auch das Huhn, das zweibeinig ist, ein Mensch." Die Schlussfolgerung ist zwar sehr richtig, aber die zwei Beine sind nicht gerade dasjenige, das den Menschen kennzeichnet - er kann auch auf vier Beinen gehen; und dasjenige, das den Menschen kennzeichnen kann, ist sein Verstand, sein Herz, seine Seele. Das sind drei Elemente. Die Beine oder die Hände sind nichts anderes als ein Ausgang, ein äußerliches physisches Produkt für die menschliche Tätigkeit. Wenn der Mensch tätig sein muss, braucht er Hände und Beine. Die Bedingungen werden sie schaffen. Ihr werdet bestimmt fragen, was für welche sie sein sollten. Sie werden der Umgebung entsprechen müssen. Wir sagen, dass sich bestimmte Organe nicht verändern lassen, solange das Wesen in einer und derselben Umgebung lebt. Wenn wir den Fisch als Beispiel nehmen, werden wir sagen, dass die Flossen, mit denen er schwimmt, für ihn im Wasser notwendig sind, und dass sie nicht verändert zu werden brauchen; wenn aber der Fisch aus dem Wasser herauskommt, falls er es tun könnte, und will ein Mensch werden, so müssen sich seine Flossen in Hände und Füsse verwandeln. Wir, die in die geistige Welt wollen, wir sind wie die Fische, die in dieselbe Umgebung getaucht sind. Wenn wir die Bedingungen kennenlernen wollen, unter denen die Engel leben, so werden die letzteren zu uns das sagen, was wir dem Fische sagen würden, wenn er das Wasser verlassen und in unsere Umgebung will, wenn er denken und handeln will: "Du musst zuerst deine Kiemen verändern, eine Lunge bilden und atmen lernen." Der Fisch, der anderen Fischen beibringt, Lungen zu bilden, wird der gebildeteste Fisch sein. Auch ich empfehle euch diesen Weg - bildet Lungen für das Jenseits, weil, besitzt ihr sie nicht, könnt ihr auch nicht hineintreten. Ihr müsst vorbereitet sein, weil sich euer Leben kontinuierlich nach oben erhebt, nachdem ihr die Erde verlassen habt. Nun wollen wir uns mit dem Wort "Erkenntnis" befassen. In unserer schriftlichen Sprache bestehen die Wörter aus bestimmten Zeichen - den Buchstaben, mit deren Hilfe sie geschrieben werden. Als Beispiel nehmen wir das bulgarische Wort 'Erkenntnis'- 'ïîçíàâàíå'. Zunächst haben wir es mit zwei Strichen zu tun, die von oben nach unten gezogen werden, bekommen diese noch einen Strich oben, entsteht der Buchstabe Ï. Wollen wir den Buchstaben O schreiben, so machen wir einen Kreis und stellen diesen neben das Ï - so entsteht ÏÎ. Für den Buchstaben Ç brauchen wir die beiden Hälften des Buchstaben O, die eine stellen wir oben, die andere unten. Um den Buchstaben Í zustandezubringen, brauchen wir die senkrechten Striche des Ï-s und deswegen setzen wir seinen oberen Strich in ihre Mitte. Als nächstes haben wir das A zu schreiben: dazu brauchen wir zwei sich oben berührende Striche und durch deren Mitte ziehen wir wieder einen Strich. Für den Buchstaben B brauchen wir eine gerade Linie, an die wir das Zeichen des Ç-s ankleben usw. Aber jener, der diese Zeichen geschaffen hat, hat eine bestimmte Idee gehabt. Ich stelle meine Überlegungen in Analogie zu den Pflanzen, den Blumen, an: Die Blume, wenn sie wächst, steht wie ein nach oben geöffneter Becher, bis sie ihren Keim empfängt; wenn sie in sich die Frucht schon trägt, beginnt sie sich nach unten zu biegen und bleibt schließlich hängen - sie bildet den Buchstaben Ï. Und ich meine, in der Erkenntnis ist der Becher Gott zugewandt, damit Er ihm etwas hineingießt; nachdem der Becher es empfangen hat, will er es in seinem Inneren ausprobieren - er macht seine Erfahrung, das heißt, im organischen Sinne ist es so zu verstehen, dass diese Blüte schon befruchtet wurde, und dass die Frucht reifen muss. Folglich könnt ihr keine Erkenntnis erwerben, bevor ihr nicht etwas empfangen habt. Sonst seid ihr nur eine nach oben gewandte leere Seele. Wenn sich die Seele nach unten wendet, sagen wir, dass Gott etwas in uns hineingelegt hat. Möglicherweise fällt diese Frucht vorzeitig, aber dann kann sie den Prozess der Entwicklung und des Reifens wiederholen, weil es ohne Mühe keinen Erfolg gibt. Das O, die Null, sagt man, sei nichts, in der Mathematik aber hat sie die Macht, zehnmal zu vergrößern und zu vermindern, wenn man sie vor oder hinter eine Ziffer setzt. Wenn wir zum Beispiel nach der 1 eine Null setzen, ergibt sich eine 10 Mal größere Zahl, und wenn wir sie vor die 1 setzen - eine 10 Mal kleinere Zahl. Also ist auch das Nichts ein Etwas. Wie kommt es denn, dass das, was nichts enthält, die Dinge vergrößern und vermindern kann? Nach meinem Begriff existieren im Nichts die Zeit und der Raum als zwei Elemente unserer organischen Entwicklung, im Raum wirken das Licht und die Wärme. Also wenn wir hinter dem Ï eine Null setzen, zeigt das, dass es Bedingungen für die Entwicklung der Blüte gibt. Wir haben aber mit dem Baum zu tun, der ein Doppelleben führt - oben im Stamm und in den Ästen und unten in den Wurzeln. Wir sagen, dass der Fisch in das Wasser, und der Mensch - in die Luft eingetaucht ist. Das stimmt nur zur Hälfte. Es gibt andere Elemente, mit deren Beseitigung auch das Leben aufhört. Die Obstbäume haben zwei Umgebungen - den Boden für die Wurzeln und die Atmosphäre für die Äste und die Blüten. Dann meint 'die Erkenntnis' das Erkennen des Bodens als eine Umgebung für die Äste, und für die Wurzeln - als Bedingung für Nahrungsanschaffung der Äste, der Blätter und der Blüten. Angenommen ihr seid unten in den Wurzeln bei eurer Reise diesen Baum entlang - der Baum des Lebens - da gibt es ein doppeltes Leben, ein materielles in den Baumwurzeln und ein geistiges in den Ästen. Sie sind dem Subjekt und dem Prädikat ähnlich. Die Welt der Geister, der Engel, die manche Astralwelt nennen, stellt die Verbindung zwischen der menschlichen (physischen, materiellen) Welt und der rein geistigen oder Göttlichen Welt dar. Derjenige, Der spricht, ist Gott - Er stellt das Prädikat dar und ist eine Quelle von Wissen, Kraft und Leben; der Mensch ist das Subjekt, der Boden, der die Lebenssäfte zubereitet, und das Hilfsverb 'ist' - das sind die Geister, die Engel, die die physische Welt mit der geistigen verbinden und die die Gesetze der harmonischen Wirkung dieser zwei Welten anwenden. Ihr könnt ein Subjekt, ein Prädikat haben, habt ihr aber diese Verbindung nicht, so habt ihr auch keinen Satz. Die Engel gerade bringen in uns die Erkenntnis von Gott, ohne die wir kein Leben in uns haben können. Ich möchte einen Vergleich machen. Angenommen ihr geht im Winter nachts nach draußen, ihr zittert und laßt euch vom Mond bescheinen. Man fragt euch: "Warum sitzt ihr hier?" - "Wir sonnen uns." - "Aber es gibt keine Sonne." - "Du bist ein blinder Mensch, du irrst dich, diese Sonne wird mich nach und nach erwärmen." Wenn ihr keine Vorstellung von Gott habt, so bedeutet das, dass zwischen Gott und euch eine gewisse Leere vorhanden ist, eine Schranke, die die Verbindung zwischen eurem und dem Göttlichen Leben verhindert. Nun, ich merke, dass es in meinen Ausführungen manches gibt, das eurem Verstand vielleicht nicht ganz zugänglich ist. Wißt ihr warum? Wenn ich von dieser Welt aus euch Sachen jener Welt zu erklären versuche, stoße ich auf einen leeren Zwischenraum. Wenn ich euch etwas über die Musik erzählen würde, würde ich sagen, dass ein Mensch mit seinem Ohr höchstens zwischen 32 bis 46 Tausend Schwingungen der Schallwellen empfangen kann. Handelt es sich um das Licht, so ist es als ein roter Strahl aufzufassen, der in unserem Auge von 428 Billionen Schwingungen in einer Sekunde erzeugt wird. Wenn wir weiter hinaufsteigen, so erreichen wir zwischen den roten und den violettfarbenen Strahlen 739 Billionen Schwingungen in der Sekunde. Wir können nur dann logisch denken, wenn wir im engen Kreis der Dinge bleiben, die wir auch begreifen können, das heißt, die wir prüfen können und zu verstehen versuchen. Wenn wir abrupt vom Schall zum Licht übergehen, können wir nicht immer logisch bleiben, weil es zwischen dem Schall und dem Licht gewisse Schwingungen gibt, die wir nicht berücksichtigt haben. Wir gehen vom Schall zum Licht über, dabei haben wir aber gewisse Bereiche nicht in Betracht gezogen, von denen wir keine Ahnung haben. Wir machen uns auf den Weg zu jener Welt mit 32 Tausend Schwingungen und erreichen 46 Tausend Schwingungen pro Sekunde - die unserem Hörorgan zugängliche Welt und sagen: "Wir kennen uns bis hierher aus", aber, wollen wir weiter gehen, tappen wir im Dunklen und sagen: "Das kennen wir nicht". Kommen wir zu den roten Strahlen, sagen wir: "Gott sei Dank, wir haben diese Wüste hinter uns." Diese Wüste erfasst aber einen unvorstellbar großen Raum zwischen zwei Grenzen von 46 Tausend und 428 Billionen Schwingungen pro Sekunde. All diejenigen Dinge, die die Menschen nicht begreifen, stellen für sie eine Wüste dar, in der nichts wächst, in der nichts ist. Als Christus von "dem ewigen Leben" gesprochen hat, war Er sehr behutsam. Er hat alle Lücken geschlossen, Er hat die Welten in eine Einheit vereinigt: die "geistige" - mit der Welt der Engel, die "Göttliche" - mit der Welt der Trinität, die "physische" - mit der Welt der Menschen - der Seelen. Deshalb sagt Er: "Ich bin der Weg von der Wahrheit zum Leben; Ich verbinde diese zwei Welten und ich führe sowohl zu der Welt der Engel als auch zu der Welt Gottes und der Wahrheit. So dass derjenige, der Mir folgt und diesen Weg geht, den Ich ihm zeige, das für seine Seele nötige Wohl - den Göttlichen Frieden - finden wird." Deshalb sagt Er noch folgendes: "Ich gebe euch Frieden, Meinen Frieden hinterlasse Ich euch." Und der Frieden ist ein Kind des Himmels. Er ist im Haus Gottes großgezogen worden. Aus dem Gesagten ziehen wir den folgenden Schluss: Der Weg - das ist die Bewegung des Geistes in der vernünftigen Anwendung der Gesetze in der Natur; das Leben - das ist die harmonische Organisation der Elemente und die Entfaltung der Kräfte in der Göttlichen Seele; die Wahrheit - das ist die Äußerung des Alleinigen Gottes, Der die Bedingungen schafft, unter denen der menschliche Geist und die menschliche Seele nach etwas Besserem und etwas Hellerem in dieser weiten Welt streben können. Wollen wir uns das "ewige Leben" als eine Quelle vorstellen, die einer Bergspitze des Göttlichen entspringt, das Wasser unter einem Felsen ist das Element, das das Leben trägt, der Fluss ist der Weg dieses Abstiegs nach unten zu einer niedrigeren Welt. Deshalb sagt Christus: "Ich bin aus der Wahrheit hergekommen - aus Gott, und ich bin in die materielle Welt hinabgestiegen, um den Menschen zu helfen, ihren Durst mit diesem lebendigen Wasser zu stillen." Deshalb sagt Er wieder an einer anderen Stelle: "Ich bin das Wasser des Lebens". Diese drei Dinge, von denen hier die Rede ist: ewiges Leben, Gott, Jesus Christus; Weg, Wahrheit und Leben sind untereinander verbunden. Wenn das Wasser nicht der Bergspitze entspringt und wenn es nicht auf diesem Weg fließt, im Flussbett, worüber Christus spricht, kann es auch nicht die zu erwartenden Wohltaten mitbringen. Aus rein christlicher Sicht müssen wir auch dieser Quelle ganz nahe sein. Der lebendige Christus ist Die Quelle. Man muss nur wissen, wie man das Wasser Dieser Quelle trinken soll. Ich will nicht sagen, dass ihr nicht wisst, wie man trinken soll, ihr trinkt aber 500 oder 1000 km weit von Der Quelle entfernt und sagt dabei, es sei euch bekannt, was für einer Christus sei. Ihr wisst aber nicht, welche anderen Elemente in dieses Wasser noch hineingekommen sind und es getrübt haben, so dass sie euren Geschmack verwirrt haben. Ihr müsst der Flussströmung entgegen gehen, der Weg ist ein bisschen lang, eure Füße werden voll Blasen sein, aber wenn ihr die Quelle erreicht haben, werdet ihr sagen: "Das nenne ich Wasser." Und diejenigen, die zur Quelle nicht gehen können, sie werden trübes Wasser trinken müssen; nun ja, trüb, aber ohne Wasser ist es noch schlimmer. Ich sage euch, obwohl ihr euch Blasen an den Füßen laufen werdet, geht zur Quelle und trinkt von Seinem reinen Wasser. Wenn ihr zurückkehrt, habt ihr einen klaren und frischen Verstand, ein gutes Herz und einen weiten Horizont. Es kostet viel Mühe, und man muss viel an sich selbst arbeiten, damit man die Lehre Christi anwenden kann, damit man jene günstigen Ergebnisse erlangt, die eines Tages den Menschen zum Mitbürger der Heiligen und der Engel im Himmelreich erheben werden. Ich kehre nun zu unserem Thema zurück. Wenn wir von ewigem Leben im Sinne von Unsterblichkeit sprechen, wird ein jeder sagen, dass ein solches Leben hier auf der Erde nicht möglich ist. Und tatsächlich - kann ein Mensch, wenn er stirbt, ein Leben erlangen? Die Schlussfolgerung ist richtig, aber nicht alle richtigen Schlussfolgerungen sind auch wahr, weil, woher sollten wir wissen, dass der Mensch tatsächlich verstorben ist? Wenn ein Mensch im Frühling, im Sommer und im Herbst nicht gearbeitet hat und sagt: "Ich werde im Winter arbeiten"; werde ich ihm sagen: Du hast keine Bedingungen zur Arbeit; wenn du im Frühling, im Sommer, im Herbst nicht reich geworden bist, wie willst du im Winter reich werden? Wenn du nicht da gearbeitet hast, wo es an der Zeit gewesen ist, wie wirst du ein ewiges Leben erreichen? Das ewige Leben kannst du jetzt, heute erreichen. Unter der Voraussetzung, dass du den Mut jenes bulgarischen Schäfers hast, dass du deinen Stock richtig zu tragen und damit umzugehen verstehst, damit gut schlagen kannst. Das Schlagen ist wissenschaftlich als die Bedingungen auszulegen, unter denen ihr reagieren könnt, wenn vor euch eine Schwierigkeit im Leben auftaucht. Ihr sagt oft: "Wie es Gott will". Gott sagt aber, dass man einem solchen Feigling die Schafe wegnehmen wird, dass er zum Sklaven wird und wie die Juden in Ägypten Ziegel machen soll. Und es stimmt auch, wir machen nur Ziegel und Häuser. Wir bauen, und bauen, wir bauen ein Haus, dann kommt Gott und jagt uns fort. Wir fangen wieder an: fünf, zehn, fünfzehn, zwanzig Jahre sparen wir, ein paar Jahre später nimmt Er es uns wieder weg. Warum diese nutzlose Arbeit? Ich will nicht sagen, dass wir aufhören sollen, zu arbeiten, aber wir sollen mit Verstand arbeiten, damit wir etwas verdienen, was uns gehören wird. Wenn ich auf diese Art und Weise predige, wird jemand sagen: "Du predigst aber gegen die Arbeit". Ich lehre, dass ihr arbeiten sollt. Jener, der gekommen ist, der Zöllner, nimmt euch den Besitz und das Herz weg und verkauft sie, er hat jedoch nie den Verstand des Menschen verkaufen können. Wieviele Herzen, wieviele Seelen sind verpfändet und verkauft worden! Und die Menschen sagen, sie seien Besitzer. Wir erleben viele, die nicht denken, nicht handeln können. Hassen können sie, aber lieben nicht. All diese Leute bilden mit ihrem verdorbenen Verstand und Herz ein Karma und man kann in die Zukunft hineinschauen, wie die gesamte Bevölkerung leidet und stöhnt unter der Last der Gesetze, die ihre Abgeordneten gemacht haben. Fragt doch eure Abgeordneten, fragt doch eure Gesetzgeber, was für Gesetze sie verabschiedet haben? Irgendeine Kammer kündigt an: "Ich mache solche Gesetze, dass es in Zukunft keinen Religionunterricht in den Schulen gibt"; eine andere meint: "Gott muss weg, das ist etwas Veraltetes, man braucht nicht in die Kirche zu gehen, es werden nur noch die neuen Ideen respektiert und wer dieses Gesetz nicht erfüllt, muss so und soviel Lewa Geldstrafe bezahlen". Ihr sagt: "Wir können nichts dagegen tun, wir haben solche Abgeordneten gewählt, damit sie Gesetze machen - wir müssen uns fügen". Ihr werdet aber noch sagen: "Dieses Gesetz, das verabschiedet wurde, ist ungerecht". Ihr müsst andere Abgeordnete finden, die, nachdem sie euer Recht nachgewiesen haben, ein neues Gesetz machen werden. Das, was in der Welt geschieht, geschieht auch in uns selbst. Christus sagt, dass ein Mensch, um ein ewiges Leben zu erreichen, zuerst richtig denken und handeln lernen muss. Ihr sagt euch jetzt: "Wir wissen es jetzt, wenn wir nach Hause zurückkommen, beginnen wir, das Gesetz richtig anzuwenden." Was werdet ihr anwenden? Wieder das alte Gesetz. Eine kleine Unannehmlichkeit bringt euch aus dem Gleichgewicht und ihr vergesst sofort das ewige Leben. Das Dienstmädchen hat das Essen anbrennen lassen, ihr fangt an, zu schreien und zu streiten, verliert bei dieser Essenzubereitung eueren ganzen Verstand und euer ganzes Herz. Wisst ihr, woran ihr mich erinnert? Oft haben kluge Leute über gewisse Dinge, die passiert sind, Geschichten geschrieben. So lief einmal ein Hund über eine Brücke und nachdem er sah, dass im Wasser ein anderer Hund einen Kochen trug, ließ er seinen eigenen los und stürzte sich in den Fluss, um dem anderen den Knochen wegzunehmen, wobei er seinen eigenen verlor. So lassen auch wir, denkt nur an das Sprichwort, den Spatzen aus der Hand losfliegen, um der Taube auf dem Dach nachzujagen. Lasst doch das Dienstmädchen euer Essen anbrennen - das soll euch nicht stören; wenn ihr ein ewiges Leben für euch vorbereitet, so habt die Geduld und die Selbstbeherrschung jenes Philosophen, der, nachdem er zwanzig Jahre lang an gewissen Mathematikproblemen gearbeitet und sich Notizen auf kleinen Zettelchen gemacht hatte, auf das Dienstmädchen nicht wütend wurde, als er, nach Hause zurückkehrend, sah, dass sie beim Aufräumen seines Zimmers alle Zettelchen ins Feuer geschmissen hatte. Ihr sollt einfach auf eure Zettelchen aufpassen. Jetzt nehmt ihr in die Hand all diese Zettelchen, die Gott vollgeschrieben hat und sagt: "Was sind das für Lumpen", und ihr schmeißt sie danach ins Feuer. Wenn Gott kommt und fragt: "Wo sind eure Zettelchen?", was werdet ihr dann antworten? - "Wir haben das Zimmer aufgeräumt". - "Ein anderes Mal darf das nicht passieren." Ihr dürft nicht auf diese Art und Weise euer Göttliches Zimmer sauber machen. Diese kleinen Zettel stellen die verschiedenen Zentren im Menschen dar, wo Gott viele und für euch sehr interessante Dinge aufgeschrieben hat. Alles muss in Ordnung gebracht werden. Es gibt viele Dinge, die um das Wissen, das Gott baut, herum verstreut sind: es liegen Ziegel, Sand, Steine herum; all diese Baustoffe werden beim Errichten eurer neuen Wohnung gebraucht. Ihr selbst habt dieses Baumaterial vorzubereiten. Deswegen sagt auch Christus: "Wenn ihr in euch den allein wahren Gott, Der baut, Der eine Umgebung, eine Bedingung, ein Element für euch ist, erkennt, werdet ihr das ewige Leben erlangen." Und nun gebe ich euch drei Dinge zum Überlegen auf - Umgebung, Bedingungen und Elemente. Diejenigen, die nicht darüber nachzudenken vermögen, sollen darüber nachdenken, worüber sie nachzudenken vermögen. Jene aber, die denken können, sollen überprüfen, ob sie in die Umgebung eingetaucht sind, die 'Gott' heißt, ob sie über die entsprechenden Bedingungen und Elemente verfügen, ob ihre Luft sauber, ihre Fenster geöffnet, ihre Augen, ihre Zunge auf ihrem Platz sind. Die Zunge ist nicht so klein, wie sie scheint - die kleine Zunge, diese Zunge, die erschafft und die in der Welt zerstören kann, wovon ein bisschen zu sehen ist, sie ist unsichtbar, aber was für ein Recke sie ist! Sie bricht Knochen; die Menschen treibt sie, aufeinander loszugehen und zu kämpfen. Wenn eure Zunge nicht auf ihrem Platz ist, so habt ihr ihre Schrauben ein bisschen fest zu machen, nachzuschauen, ob sie nicht verstimmt ist, weil, wenn Gott kommt, wird er überprüfen, ob alle Schrauben eurer Zunge auf ihrem Platz sind und ob eure Zunge so funktioniert, wie Er sie damals geschaffen hat. Irgendwo sind die Schrauben nicht in Ordnung - sie plaudert; her mit den Schrauben! Wie viele verlorene Schrauben ich nur kenne! Die verlorengegangenen Schrauben, die Ringe, alle Teile eurer Zunge, eures Verstandes, eures Herzens müsst ihr mitbringen, all dies muss auf seinen Platz kommen. Deswegen kommt auch Christus jetzt. Ihr habt das kleine Rad weggeworfen - das ist nicht richtig gewesen. Wieso? Die Wissenschaftler meinen, dass der Blinddarm nicht notwendig ist und dass er herausoperiert werden muss, damit der Mensch ihn los wird und darunter nicht zu leiden hat, falls er ihm weh tun sollte. Wie könnt ihr behaupten, dass er fehl am Platze ist? Es wird die Zeit kommen, wenn er zu funktionieren anfangen wird. Die Ärzte sagen: "Es liegt eine Blinddarmentzündung vor, wir operieren ihn heraus". Lieber sterbe ich, als dass ich ihn verlieren muss, weil die Krankheit woanders auftauchen wird. Es dürfen keine Glieder wegoperiert werden, weil es Gott so viele Millionen Jahre Zeit gekostet hat, diesen Blinddarm zu machen, und jetzt kommt ein dummer Arzt und befindet, dass dieser nicht nötig sei - Schnipp, raus, weg ist er! Der Mensch sei davon befreit! Mehrmahls rebelliert der Blinddarm und sagt: "Fleisch dürft ihr nicht essen, die Tiere dürfen nicht geschlachtet werden." Bohnen, Linsen, Hülsenfrüchte und dergleichen werden solche Schmerzen nicht verursachen. Wir aber sind der Meinung - "Raus mit dem Blinddarm, wir essen wieder Fleisch." Der Blinddarm aber hat Freunde im Herzen und im Verstand, wenn wir ihn unten wegoperieren, sterben gleichzeitig sein Freund im Herzen und sein Freund oben im Verstand mit. Deswegen sagt Christus: "Diese drei Elemente des Lebens: die Bedingungen, die Kräfte und die Gesetze, müsst ihr auf ihren Platz bringen." Das meint auch das Christentum und hier liegt der tiefe Sinn der Wissenschaft vom Leben. Ich will euch keine leere Philosophie geben, sondern ich will euch im Leben das überprüfen und probieren lassen, was ich euch sage. Wie wird sich die Welt bessern? Sie wird sich bessern, indem alle Schraubenmütter auf ihren Platz kommen und das Leben wie ein Uhrwerk zu funktionieren beginnt. Ich gebe euch ein Beispiel. Ein Mann kaufte sich eine Uhr, die sehr bald darauf stehenblieb: "Ich habe so viel Geld ausgegeben, ich habe sie kaum eine Woche getragen und sie ist stehengeblieben", so sagte sich der Mann; er ging zum Uhrmacher und ließ ihn seine Uhr reparieren, so dass sie wieder funktionieren sollte. "Wieviel Geld wirst du dafür verlangen?" Der Uhrmacher schaute auf die Uhr und sagt: "Zehn Groschen." - "Einverstanden." Der Uhrmacher blies auf das Uhrwerk, da kam eine Laus raus, die drin verklemmt war und die Uhr fing an, wieder normal zu laufen. "Wirst du wirklich von mir zehn Groschen für ein Pusten haben?" - "Ja". So wird auch Gott kommen - Er wird pusten und alles wird wieder funktionieren. Wie einfach ist das! Diese Tierchen sind schließlich für woanders bestimmt, sie gehören gar nicht in die Uhr. Die christliche Lehre ist diejenige Philosophie, die den menschlichen Geist von allen möglichen Parasiten befreien will, damit die Schraubenmütter der Zunge, des Verstandes und des Herzens zurechtgerückt werden - das ist die Erlösung. Und wenn alle Schraubenmütter und Schrauben auf ihrem Platz sind, wenn der Verstand und das Herz in Ordnung und auch auf ihren Plätzen sind, dann werden auch die Bedingungen geschaffen für das ewige Leben. Da wird die Auferstehung eine Sache sein, die realisierbar und möglich ist. Ich weiß, dass dieses Zurechtrücken der Schrauben eine schwierige und mühsame Arbeit ist, aber wenn sie erfolgreich beendet wird, wird auch die Menschheit ihr Jubiläum auf der Erde feiern. Kinder - Söhne und Töchter - werden das neue Lied des Lebens singen, ein Lied darüber, dass ihre Eltern die Schraubenmütter gefunden und zurechtgerückt haben, dass auch für sie selbst eine helle Zukunft näher kommt; die Völker werden jubeln, lobpreisen und den Guten Gott rühmen, dass ihre geistigen Häupte, ihre Geistlichen, Prediger, Lehrer, Zaren und Minister ihre eigenen Schraubenmütter gefunden und zurechtgerückt haben und dass auch für ihr Leben auf der Erde eine helle Zukunft gekommen ist. Sie alle werden ein Lied, und zwar ein großes Lied des Lebens singen, das ihre Herzen und Seelen zutiefst rühren wird. In diesem Lied wird die ganze Vergangenheit verkündet, die gesamte Zukunft wird darin münden und der Geist des neuen Lebens seinen Ausdruck finden. Aber, wird jemand fragen, was sind das für Schrauben? Was können sie verursachen? In diesen Schrauben ist der Weg abgesteckt, den man gehen muss. Sie vereinigen, sie lassen die losen Lebensteile wieder eins werden. Und wer sich ihre spiralförmigen Gewinde und die Hand, die sie zurechtrückt, genau anschaut, der wird den tiefen Sinn der großen Gesetze begreifen, die alles auf ein bestimmtes Ziel hin bewegen. Das sind Göttliche Kräfte, die dem Göttlichen Willen folgend, bald im Leben erscheinen und die verstreuten Elemente wieder auf ihren Platz bringen, die göttlichen Säfte der menschlichen Seele zuführen und die Seele in ihre wahre Umgebung stellen werden - die besten Bedingungen für ihre Entfaltung werden sie schaffen und die wahren Elemente des Lebens hineinführen. Dann wird unsere Seele saugen, so wie das Kind von der Brust seiner Mutter Milch saugt, eine gesunde, reine und saubere Milch. Dann werden in unserem Unterbewusstsein die Wurzeln des Göttlichen Bewusstseins erscheinen und daraus werden der Stamm, die Äste aufwachsen, sich die Blätter unseres Selbstbewusstseins entfalten, und aus den Zweigen des letzteren - die Knospen und die Blüten des Überbewusstseins, des Engelsbewusstseins, hervorsprießen. Wenn dieses geschieht, wird es ein Zeichen des geistigen Frühlings sein, die menschliche Seele wird sich im Bereich des Unsterblichen befinden, weit weg von den Todeskrallen, von der Sünde und der Kriminalität. Und wir können guten Glaubens und mit positivem Wissen den unschätzbaren Reichtum erwarten - die Frucht von dem Baum des ewigen Lebens, dessen Blätter im Dienste der Heilung menschlicher Fehler, und dessen Frucht - im Dienste der Aufrechterhaltung und der Unsterblichkeit der menschlichen Seele und ihrer Vereinigung mit Gott stehen. Und dieses große Ereignis steht an der Schwelle des heutigen Lebens. Ein Vortrag von Meister Beinsa Douno, gehalten am 12. Oktober 1914 in Sofia
  5. Wie viel mehr ist nun ein Mensch als ein Schaf! "Wie viel mehr ist nun ein Mensch als ein Schaf! Darum darf man wohl am Sabbat Gutes tun" (Mt 12,12) Wir haben den jüdischen Pharisäern zu verdanken, dass Christus durch ihre Herausforderung diese große Wahrheit äußerte; Er hätte sie sonst nicht gerade auf die Art und Weise ausgesprochen. Die Pharisäer, die extrem formalistisch denken und immer auf Kleinlichkeiten achten, die als Fachleute im Entdecken und Hervorheben fremder Fehler gelten, konnten es nicht fassen, wie es möglich war, dass man den Sabbat brach. Ihrer Meinung nach sollte nach dem Gesetz des Mose der Sabbat in Ruhe und Untätigkeit verbracht werden. Die Juden verstanden den Sabbat eigenartig - genauso wie die Bulgaren den Sonntag. Der Bulgare bringt seine Ochsen in den Stall, lässt den Pflug in der Scheune liegen, zieht sich die guten Sachen an und mit der Pelzmütze auf dem Kopf geht er in die Kneipe; kaum hat er die Kneipe betreten, bestellt er schon laut: "Gib mal einen halben Liter Wein von dem Besten her - heute haben wir Sonntag. Sechs Tage müssen wir arbeiten, am siebten wollen wir trinken und schön feiern". So ähnlich haben auch die Juden den Sabbat begriffen. Und Christus verurteilte sie, indem Er einen Vergleich anstellte: "Wenn euer einziges Schaf", sagte Er zu ihnen, "euch am Sabbat in eine Grube fällt, werdet ihr es doch ergreifen und ihm heraushelfen - selbstverständlich nicht aus Liebe zu dem Schaf, sondern damit euer Interesse nicht darunter leidet. Aber, wenn es darauf ankommt, einem Menschen, der Hilfe braucht, etwas Gutes zu tun, macht ihr daraus eine Geschichte - man bräuchte nicht ausgerechnet am Samstag seine Hand zu heilen. Christus fügt noch etwas hinzu, das sehr wichtig ist - "und wieviel besser ist nun ein Mensch als ein Schaf", das heißt, wieviel höher steht das vernünftige Wesen als das unvernünftige. Wenn ihr für euren Magen 4-5 Stunden pro Tag kocht, um ihn zu bewirten, weil er ja stets blöckt, und ihr denkt: "Ich will ihn nicht leiden lassen, ich muss ihm doch etwas zu essen geben". Und warum, wenn es sich gerade um das vernünftige Wesen, um den Menschen, handelt, um die Erhebung seiner Gedanken, seines Herzens, sagt ihr: "Samstags geht es nicht, der richtige Augenblick wird noch kommen, es ist genug Zeit da, es kann warten"? Christus stellt zwei Bedingungen, indem Er sagt: "Genauso wie ihr euch um euer Schaf kümmert, demselben Gesetz folgend, müsste ich mich auch um das Vernünftige kümmern. Und wie ihr euerem Schaf aus der Grube heraushelft, so bin ich auch auf die Erde gekommen, um diese vernünftigen Wesen zu befreien - ihnen aus der Grube herauszuhelfen". Jener Mensch hatte eine verdorrte Hand. Wißt ihr, was es bedeutet, wenn die Hand gelähmt ist? - Sein Wille war gelähmt und Christus sagte: "Ich werde seinen Willen wieder herstellen, damit er frei wirken kann, damit er seine Gedanken, sein Gefühl anwenden kann, weil er auf die Erde geschickt wurde, um zu arbeiten. Ob das am Montag, Dienstag, Mittwoch oder Samstag sein wird, spielt keine Rolle - wann es auch immer sei, Ich werde Meine Mission erfüllen". Und eine solche Arbeit, die das Göttliche Gesetz nicht verletzt, kann ein jeder verrichten, weil die Erholung nur für den Körper und nicht für den Geist bestimmt ist. Auf der Erde ruhen sich nur die Faulen aus, und sie ruhen sich jeden Tag aus. Die Fleißigen aber sagen: "Wenn Christus zu uns zurückkehrt, dann ruhen wir uns aus". So muss der wahre Christ die Arbeit begreifen. Es gibt ein Grundprinzip, das wir zu berücksichtigen haben; es gibt bestimmte Gesetze, die wir begreifen müssen. Und nicht nur sie begreifen, sondern sie in unserem Leben anwenden. Ohne diese Anwendung ist jede Lehre, jede Religion, welche sie auch sei, fruchtlos. Es reicht nicht aus, dass eine Pflanze hervorsprießt, aufwächst, sich entfaltet, aufblüht, Früchte ansetzt - diese Frucht muss auch reif werden. Nur wenn die Frucht reif geworden ist, ist auch das Ziel dieser Pflanze erreicht. Folglich, laut dieses Gesetzes, kann ein Mensch zur Welt gebracht werden, aufwachsen, sich entwickeln und eine Frucht ansetzen, aber, wird die Frucht in seinem Inneren nicht reif, bleibt sein Leben fruchtlos. Christus machte die Hand des Menschen frei - Er stellte seinen Willen wieder her. Wenn ihr das besagte Kapitel weiter lest, werdet ihr erfahren, dass man zu Jesus einen Besessenen, einen Blinden und einen Stummen brachte, und dass Er auch sie heilte. Diese Dinge hängen miteinander zusammen. Wer sind sie: der Besessene, der Blinde und der Stumme? Ihr könnt sagen, dass es diese Dinge nur zu Jesus Zeiten gegeben hat. Es gibt sie aber auch zu unserer Zeit. Ich möchte an dieser Stelle meine Ausführungen mit einem Beispiel unterbrechen, das den in diese Worte von Christus hineingelegten Sinn erklären soll. Es gibt eine Erzählung über den König Salomon, in der es heißt, dass er einen erfahrenen Geisterprinzen kommen ließ, damit dieser ihm beim Tempelbau hilft. Dieser Prinz aber, nachdem er ihm zeigte, wie man den Tempel bauen sollte, wollte auch seinen Thron ergattern. Als Salomon davon erfuhr, hielt er diesen Geist fest und steckte ihn dann in einen Krug, den er mit dem eigenen Siegel versiegelte und ins Meer warf. Nachdem der Prinz ungefähr zehn Jahre im Meer verbrachte, versprach er demjenigen, der den Krug aufmachen und ihn befreien würde, die schönste Frau der Welt zu geben. Keiner machte den Krug auf. Es vergingen hundert Jahre, er machte eine neue Versprechung: demjenigen, der den Krug aufmachen würde, um ihm herauszuhelfen, werde er nicht nur die schönste Frau, sondern auch die besten Kinder geben. Es erschien wieder keiner. Weitere 100, 200, 300 Jahre vergehen - wieder ein Versprechen: demjenigen, der den Krug aufmachen würde, werde er nicht nur die schönste Frau und die besten Kinder geben, sondern ihn selbst zum größten Gelehrten machen. Auch für dieses Glück fand sich da keiner. Er verspricht dann wieder etwas Anderes: demjenigen, der ihn erlöse, werde er nicht nur alle, vorherversprochenen Sachen geben, sondern ihn noch dazu zum König der Erde machen. Wieder erscheint keiner. Nach 500 Jahren sagte er: "Wer mich von nun an erlöst, den werde ich töten". Es vergeht einige Zeit, ein Fischer kommt fischen. Er wirft sein Netz, fängt den Krug auf und zieht ihn heraus. Er dachte, dass es im Krug einen großen Schatz gebe und begann, ihn zu entsiegeln. Als der Krug aufgemacht wurde, kam ein schwarzer Rauch daraus hoch und auf einmal erschien die Gestalt des Prinzen, der sagte: "Ich habe versprochen, denjenigen zu töten, der mich aus dem Krug befreit. Früher habe ich das und das versprochen, es erschien aber keiner; es ist dein Pech, niemand ist an deinem Los schuld". Der Fischer dachte: "Warum habe ich bloß diesen Krug entsiegelt!" Nach einer Weile sagte er aber zu dem Prinzen: "Ich kann es nicht glauben, dass du aus dem Krug herausgekommen bist. Du sollst mir zuerst beweisen, dass du aus dem Krug herausgekommen bist und dann kannst du mich töten". - "Ich war im Krug". - "Du warst nicht im Krug". - "Ich war im Krug". - "Warst du nicht". - "Ich war". - "Beweise es". Der Geist ging langsam wieder in den Krug hinein und als er ganz drin war, stopfte der Fischer den Krug sofort zu und sagte: "Wenn du mir die zuerst versprochenen Dinge gibst, lasse ich dich heraus". So ist das Leben. Ihr kommt zu dieser Welt, die einem Meer gleich ist, ihr werft euer Netz, fangt einen Fisch auf und ihr habt gewonnen. Wenn die günstigen Bedingungen, einen guten Fischfang zu haben, vorhanden sind, seid ihr nicht da; wenn die Verhältnisse Leiden und Unglück mit sich bringen, werft ihr euer Netz und zieht den Krug mit dem bösen Geist heraus. Euch wird bestimmt ein Gegensatz bei diesem Märchen auffallen. Obwohl es nur ein Märchen ist, so zeigt es, dass jedes Leben mit günstigen und ungünstigen Bedingungen konfrontiert wird. Wir müssen die Gesetze verstehen, damit wir die günstigen Bedingungen ausnutzen können. Wenn wir wie dieser eine Fischer in ungünstige Verhältnisse geraten, werden wir den Tod ernten. Kommen wir wieder zu den Worten Christi zurück, die Er gesagt hat, als man zu Ihm einen Besessenen, einen Blinden und einen Stummen gebracht hat. Der Besessene, der Blinde und der Stumme - all diese drei befinden sich in euch selbst. Hier gleicht ihr alle den Engeln, so schön und fromm seid ihr. Aber es kommt irgendein Besessener in euch und von da an gibt es nichts Anderes als Weinen und Zähneknirschen. Der Mann, die Kinder - sie alle laufen weg - "die Mutter ist besessen geworden". Ihr, die vernünftig seid, sollt die Hand ausstrecken, um den Besessenen zu heilen, indem ihr sagt: "Friede sei mit euch!"; so wie nur durch ein Wort Christi der Besessene aus dem Menschen vertrieben wurde, könnt ihr auch diese Worte aussprechen und den Kranken heilen. Wenn ihr eure Pferde in den Ställen zu füttern beginnt, da treten sie um sich herum los, ohne darauf zu achten, dass kleine Kinder in der Nähe sind; was sollt ihr tun? Ihr sagt wie der Bulgare "Pscht!" und zieht es am Zügel. Der Zügel - das ist das Gesetz. Jedes unvernünftige Wesen soll mit einem Zügel versehen sein. Dem vernünftigen Wesen aber ist die Rede gegeben worden, damit es sprechen kann. Also ihr sollt diesen Besessenen in euch auskurieren. Das Schaf da ist widerspenstig geworden, es ist besessen; ihr sollt es heilen. Es ist blind. Die Menschen sagen: "Wir aber sind nicht blind". Ich glaube, dass ihr es vielleicht nicht seid, es gibt aber viele, die es sind. Man hat eine Frau danach gefragt, die nicht lesen konnte, und sie hat geantwortet: "Ja, mein Sohn, ich bin blind, blind bin ich!" Könnt ihr nicht dieser Frau die Augen öffnen? Öffnet sie. Die Lehrer sind Menschen, die den Blinden die Augen öffnen; sie sind Wundertäter. Ihr schickt euren Sohn zu ihnen, in 10-15 Jahren schickt man ihn euch mit geöffneten Augen zurück. Und dem Tauben, dem sollt ihr auch die Ohren öffnen, so dass er hören und begreifen kann. Einem Menschen fällt das nicht schwer, weil er einen Verstand hat. Deshalb sagt Christus: "Wie viel mehr ist nun ein Mensch als ein Schaf!" Worin besteht das Leben eines Schafes? Es muss Gras weiden, um seinen Rücken mit ein bisschen Wolle zu bedecken und Milch zu geben. Dabei blöckt es manchmal euch zu. Ihr werdet sagen, was das Vernünftige an diesem Blöcken ist. Einige Zeitgenossen sind genauso wie die Schafe. Andauernd blöcken sie: ein Bruder beklagt sich über seinen Bruder, Diener beklagen sich über ihre Herren und Herren beklagen sich über ihre Diener; 365 Tage im Jahr singen sie alle ein und dasselbe Lied. Ist denn nicht ein solches Leben ein ständiges Blöcken? Christus sagt: "Wieviel höher steht der Mensch als ein Schaf", weil der Mensch denken kann. Seine Hand muss losgebunden sein; der Besessene in ihm muss geheilt werden; seine Blindheit muss weg und sein Gehör wiederhergestellt werden. Das will Christus mit diesen Worten sagen. Er spricht zu den Pharisäern: "Ihr versteht das Göttliche Grundgesetz nicht, und ich weiß, warum ihr Menschen mit gebundenen Händen bevorzieht: eure Interessen verlangen es, dass ihr gebrechliche Menschen haben wollt. Ihr sagt über den Blinden: "Es ist besser, dass er blind ist, so kann er unsere Verbrechen nicht sehen"; über den Tauben sagt ihr: "Es ist in unserem Interesse, dass er unwissend bleibt". Die Tatsache, dass es Menschen gibt, die die Aufklärung ablehnen, ist mit rein praktischen Gründen verbunden. Christus aber behauptet genau das Gegenteil: Er sagt, dass den Lahmen die Hände losgebunden werden sollen; die Besessenen, die Blinden und die Taubstummen sollen geheilt werden. Er will kluge Menschen haben, die den Willen Gottes verstehen und erfüllen können. Das bulgarische Wort 'Mann' (bulg. 'mash') verbirgt einen tiefen Sinn, es entstammt dem sanskritischen Wort 'manas', das 'Wesen, welches denkt' bedeutet; deshalb sagen auch die Leute: "Sei ein Mann", das heißt ein Wesen, das denkt, das überlegt, das den Willen hat, das zu tun, was gut ist. Das bedeutet, ein Mensch zu sein. Und seid fest davon überzeugt, dass es ein Gesetz gibt, das besagt: man kann nicht einen starken Willen haben, wenn man nicht Gutes tut. Manche behaupten: "Ich habe einen starken Willen". Wenn ich ein Rad von Vitoscha-Gebirge hinunterrolle, wird es hinunterrollen, aber es kann nicht nach oben zum Gipfel hinaufrollen. Von der Bergspitze an strömt ein Fluß mit Schwung herunter, er kann aber nicht bergauf zurückströmen. So ähnlich rollen und laufen die meisten Menschen herunter. Nur derjenige aber, der auf den Berg steigen kann, hat einen Willen; er kann bestimmte Hindernisse und Widerstände wegräumen und besiegen. Auch Christus wendet sich an die Juden und sagt: "Ihr sollt keine Schafe sein, ihr sollt nicht wie die Wesen sein, die nur herunterrollen, wie die Flüsse und die Steine, sondern ihr sollt Menschen sein, die hinauf zu Gott steigen, und folglich Seinen Willen erfüllen". Das wollte Er ihnen sagen. Sie verstanden Ihn. Auch im gegenwärtigen Leben kommen die Leute stets herunter, rollen bergab und fragen sich noch dazu, warum sie unglücklich sind. Ein jeder, der nach unten rollt, ist unglücklich. Glücklich ist man, wenn man anfängt, hinaufzusteigen. Solange man nicht begonnen hat, zu denken und zu überlegen, ist man unglücklich; beginnt man zu denken und zu überlegen, wird man glücklich und die früher unmöglichen Dinge des Lebens beginnen möglich zu werden. Der in diesen Worten von Christus hineingelegte Gedanke hat für uns eine große Bedeutung. Wenn Gott im ersten Kapitel der Genesis sagt, Er habe den Menschen nach Seinem Bild und Gleichnis gemacht, wollte Er zum Ausdruck bringen, dass der Mensch so denken und handeln sollte, wie Gott denkt und schöpft, so dass er einen Willen hat. Nach Gleichnis bedeutet, die Dinge zu vergleichen, das heißt zwischen Gutem und Bösem zu unterscheiden, Harmonie zu schaffen. Zu denken und zu handeln - das ist ein Göttliches Prinzip, das Gott in uns hineingelegt hat. Und jeder, der nicht denkt und nicht handelt, wie es ihm Gott gebietet, ist nicht das Ebenbild Gottes, er ist ein Schaf. Damit wollen wir nicht sagen, dass das Schaf schlecht ist, wir meinen nur, dass die Bestimmung des Schafes zu weiden und Milch und Wolle zu geben ist, während die Bestimmung des Menschen eine ganz andere ist; er ist geschaffen worden, um alle Wesen zu regieren, um die Atmosphäre und alle anderen Elemente zu regulieren, die Erde zu verwalten. Er soll ein guter Herr werden und er kann ein solcher nur dann werden, wenn er das versteht, was Gott in ihn hineingelegt hat. Nun man fragt oft: "Bist du ein Christ?" - "Was verstehst du unter dieser Bezeichnung?" - "Glaubst du an Christus?" - "Ich glaube an Ihn so wie ich daran glaube, dass der russische Zar einmal nach Bulgarien gekommen ist." - "Na und? Glaubt ihr, dass euer Schüler heute zur Schule gegangen ist?" - "Ich glaube es". Dieser Glaube aber soll ein bißchen weiter gehen; ich werde den Schüler folgendes fragen: "Hast du heute dem Lehrer aufmerksam zugehört?" - "Hab ich nicht". Ich werde zu ihm dann sagen: "Ich habe seinen Vortrag gehört und ich weiß über mehrere Dinge besser Bescheid als du". Dann werdet ihr sagen: "Du hast jenen Gedanken begriffen". Die Leute sagen: "Wir glauben, dass Christus gekommen ist, um die Welt zu erlösen". Gut, ihr predigt es immer wieder zweitausend Jahre lang; wie wird Er sie aber erlösen? - "Er hat Sein Blut vergossen, um die Menschen freizukaufen". Na gut, wenn ein bulgarischer Landwirt ein Paar Ochsen auf dem Markt kauft, was macht er mit ihnen? Er legt ihnen einen Halfter und ein Joch an, nimmt den Pflug und den Ochsenstachel und geht auf den Acker. Du glaubst an Christus, aber wenn du in der Situation eines Schafes bist und nicht tüchtig an die Arbeit gehst, dienst du etwa Christus? Du glaubst also, dass Er gekommen ist; sehr gut - hörst du aber auf Ihn? Nein. Ich rate dir, hinzugehen und Christus zuzuhören, wenn Er in Seiner Schule spricht, Seine Lehre zu begreifen und sie in deinem Leben anzuwenden. Von den Menschen verlange ich ja gar nicht, all das wegzuwerfen, was sie haben. Was ihr jetzt habt, ist, dass ihr immer noch die Grundschule besucht. 30-40 Jahre lang lernt ihr immer aus der Fibel und diese Fibel ist schon ganz zerfetzt. Nieder mit euren Fibeln, nehmt jetzt die Lesebücher. Ich kann es schon verstehen, wenn ein Mensch ein, zwei oder drei Jahre lang aus derselben Fibel lernt, aber 100 Jahre immer noch aus der Fibel zu buchstabieren, das verstehe ich nicht. "Die Lesebücher sollt ihr jetzt in die Hand nehmen!", sagt Christus. Und jenen, die die Lesebücher schon durch haben, sagt Er: "Nieder mit den Lesebüchern! Nehmt euch der Grammatik, der Mathematik, der Physik, der Chemie, des Religionsunterrichts an und geht voran. "Genug mit dem Blöken jetzt". - "Glaubst du, dass Christus gekommen ist!" Etwas mehr wird von euch verlangt. Hört zu, was Christus sagt, und lernt das, was Er mitgebracht hat. Nur dann werdet ihr den tiefen Sinn dieses Lebens erkennen. Und wenn ihr die Fähigkeit habt, zu denken, zu handeln und zu schaffen, habt ihr einen in euch verborgenen Vorteil, ihr habt Reichtümer, eine Fundgrube, die ihr fördern sollt - das sind euer Verstand, euer Willen. Ich frage euch jetzt: habt ihr an eurem Verstand und an eurem Willen gearbeitet oder bis jetzt nur über eurer Fibel herumgeblökt? Wenn Christus, Der kommt, in euren Häusern eine Kontrolle durchführt, wird Er absolut sicher feststellen können, ob ihr euch damit befaßt habt oder nicht. Ich meine nicht jene normalen Häuser, die ihr aufgebaut habt, sondern diese, in denen ihr jetzt wohnt und mit denen ihr hierher gekommen seid. Christus wird sehen, ob es in diesen kleinen Zellen, in diesen Räumen etwa einen vernünftigen menschlichen Gedanken und eine Handlung gibt oder es nur voll Schafskot ist. Das Letztere ist als Dünger auch nicht schlecht, aber es ist eine Sünde, wenn ein Mensch, den sein Vater zur Schule geschickt hat, dem er alle Bedingungen gegeben hat, ein vernünftiges Wesen zu werden, draußen bleibt und blökt. Und wenn die Engel herunterkommen und danach wieder in Den Himmel steigen, um einen Bericht über die Menschen zu erstatten, was sollen sie denn da oben sagen? - "Unten blöken sie alle immer noch". Dieses Blöken wird irgendwann zu Sprechen. Und nun, wenn Christus jetzt dieses Schaf vernünftig werden lässt, weil es die entsprechenden Bedingungen dazu gibt, stellt Er diese beiden Prinzipien nebeneinander und sagt, dass man die Wolle des Schafes fertigspinnen und daraus einen Stoff machen kann. Ein Schaf scheren kann ein jeder, aber seine Wolle muss man richtig bearbeiten können. Auch das Schafsfell aber, wenn man es nicht rechtzeitig schert, wird abfallen wie die Blätter der Bäume. Die Wolle muss man einsammeln, verarbeiten und daraus einen Stoff weben - unsere Gedanken und Wünsche sollen sich in Handlungen verwandeln und dann können die nackten Menschen angekleidet werden. Wann ist der Mensch eigentlich im Paradies nackt geworden? - Als er verdummte, als er ein Schaf wurde und zu blöken begann, als seine Hand lahm wurde, seine Frau der Versuchung nachgab und das keusche Leben verließ wegen des äußeren Glanzes, und er selbst diesem Beispiel folgte, so dass sie beide sich einem ausschweifenden Leben hingaben. Dann verdummten sie und verloren ihre Sehkraft, ihr rechtes Urteilsvermögen. Christus sagt jetzt: "Ich bin auf die Erde gekommen gerade dieses Menschen wegen, der nach Gottes Bild und Gleichnis geschaffen wurde, um seine Hände loszubinden, so dass er das Gesetz Gottes erfüllen kann. Ihr, die bis jetzt die Schweine auf dieser Welt geweidet habt, während man euch auch die Eicheln verboten hat, was erwartet ihr noch? - Etwa das Lied der Sänger: "Gott, gib Frieden der Seele deines Dieners?" Soll Gott eurer Seele unter den Eicheln dieser Welt etwa Frieden geben? Nein, nehmt euren Stock, euren Beutel mit und los zum väterlichen Haus, zur väterlichen Schule, die Der Herr für euch vorbereitet hat. Christus rät euch, die Fibel und das Lesebuch beiseite zu legen und die Grammatik in die Hand zu nehmen; das ist eine Wissenschaft, die Nutzen bringt; sie lehrt uns, wie wir richtig sprechen und lesen sollen. Von allen wird ein richtiges Denken, ein richtiges Urteilsvermögen, ein richtiges Fühlen und ein richtiges Handeln erfordert. dass unser Leben schön ist sowohl in seiner Form, als auch in seinem Inhalt und - wie es bereits vor zweitausend Jahren gesagt wurde: "Seid vollkommen wie Euer Himmlischer Vater vollkommen ist" - das ist der Spruch des neuen Lebens, nach dem wir streben sollen. Das ist ein Göttliches Gesetz, aber von uns wird erwartet, dass wir uns etwas mehr Mühe geben. Und ich rühme die weltlichen Menschen in einer Hinsicht: Schaut nun mal zu, wie eine Dame sich fertig macht, bevor sie zu einem bunten Abend oder Ball oder ins Theater geht - wieviel Mühe sie sich nur dabei im Zimmer gibt, in dem sie sich umzieht. Eine ganze Stunde lang dreht sie sich nach allen Seiten, studiert ihr Gesicht, ihre Nase, ihre Hände durch, bis sie sich davon überzeugt hat, dass alles in Ordnung ist. Ich finde das lobenswert. Aber ihr Christen, wieviele Male habt ihr vor eurem Spiegel gesessen, um euch euren Charakter anzusehen und ihn zu bessern? Ihr sagt: "Ich kann auch ohne einen Spiegel auskommen". Ihr braucht einen Spiegel. Nehmt euch ein Beispiel an dieser Weltdame. Ich bin für den Spiegel, aber für den Spiegel des Herzens und des Verstandes: wenn ihr euch in diesem Spiegel anseht, soll alles in Ordnung sein. Nur dann sollt ihr vor Gott erscheinen. Ihr dürft nicht denken, dass Gott euch so, wie ihr jetzt seid, aufnimmt, nein. Die Menschen von Welt verstehen dieses viel besser. Deswegen sagt auch Christus: "Die Söhne dieses Jahrhunderts sind klüger". Und nicht nur, dass wir sie nicht verurteilen dürfen, sondern wir sollen an ihrem guten Beispiel auch lernen. Ich empfehle die weltlichen Menschen in jeder Hinsicht, weil sie ein ausgezeichnetes Beispiel für Auffassung, Tatkraft sowie Vorbereitung geben. Wenn wir an ihnen ein Beispiel nehmen würden, um es in die geistige Welt anzuwenden, würden wir viel höher stehen als jetzt. Ihr sagt dazu: "Ihre Angelegenheiten sind dumm, wir brauchen dieses und jenes nicht". Na, was braucht ihr - etwa Den Himmel? Aber Der Himmel will keine dummen Menschen haben. Wenn ihr nicht schafft, ein Haus aus Stein aufzubauen, wie werdet ihr dann einen Charakter aufbauen können, der sehr viel Mühe abverlangt. Du hast keine tausend Lewa, um ein Haus aufzubauen, und du willst einen großartigen Charakter aufbauen! Und wenn Gott sagt, ihr sollt nicht so sehr die weltlichen Dinge beachten, so meint Er folgendes: " Wenn ihr ein, zwei oder drei Häuser aufgebaut habt, sagt Er: "Es ist schon genug, du bist ein Fachmann, nun will ich von dir, dass du dein Herzenshaus aufbaust. Und wenn du gelernt hast, wie du dein Herzenshaus aufbauen kannst, baue dann dein Verstandeshaus auf". Das gleiche Gesetz wirkt analog von unten nach oben. Deshalb sagt Christus: "Wieviel höher steht ein Mensch, der denkt, der seinen Charakter entwickeln kann, als ein Schaf, das stets weidet und blökt!" Die moderne Welt verlangt: "Brot, Brot!" - dieser Ruf ist von überall her zu hören. Schafe brauchen wir auch allerdings, weil sie uns Wolle geben: aber wenn die ganze Erde voll mit Schafen besiedelt wäre, würde es keine Harmonie mehr geben. Was ich darunter verstehe, ist, dass das vernünftige Element in uns die Überhand über das unvernünftige gewinnen muss, dass das Tierische durch das Menschliche zu ersetzen ist. Überall ist beim Streit zu hören: "Er ist ein Tier". Es ist nicht schlimm, wenn man ein Tier ist; aber es gibt etwas, was höher steht als das Tier. Für das Schaf ist es normal, ein Tier zu sein, nicht aber für den Menschen. Auch in der Heiligen Schrift steht: "lebendige Seele" und "lebensschaffender Geist", Der die Menschheit und deren berufene Schüler, damit sie Christus unterstützen, lehren, veredeln und retten will: Er will, dass Ihm kluge Menschen helfen - Menschen, die es gut verstehen, nach allen Regeln der Göttlichen Wissenschaft zu bauen, Menschen, in deren Verstand das Wohl des "Gottesreiches" im Vordergrund steht. Jetzt werden solche Leute gebraucht, die sich weder verführen, noch irreführen lassen von dem äußeren Schein der Dinge. Ich nehme an, dass einige Priester ihrem Dienst nicht so nachgehen, wie es sich gehört, aber ich verurteile sie nicht - es ist ihre Vorstellung davon; ich für mein Teil muss dem nachgehen, was ich zu tun habe. Wenn man sich nicht von der Stelle rührt und die anderen stets verurteilt, die eigenen Verpflichtungen aber vernachlässigt, was nützt das alles? Nichts, gar nichts. Es wird an jenen Fall erinnern, bei dem ein Lehrer seine Schüler bestrafen wollte, weil er ihnen die Lektion vorher nicht erteilt hatte. Wollen wir das Stadium des vernünftigen Daseins betreten, das als Ziel die Verbesserung aller Völker, der ganzen Menschheit hat. Wir müssen dabei die menschliche Seele, das Zuhause, die Gesellschaft, das Volk, die Menschheit berücksichtigen - all diese Kategorien sind von Christus beachtet worden; dies alles bildet ein Ganzes. Das Zuhause ist ein größeres Individuum; die Gesellschaft ist größer als das Zuhause; das Volk ist noch größer als die Gesellschaft, und die Menschheit ist größer als das Volk. Deswegen gehen wir von den kleinen Dingen aus und streben nach den größeren, das heißt - von der tierischen zu der vernünftigen Erscheinung. Christus, Der den Gedanken "Wieviel höher ist ein Mensch als das Schaf" euch präsentiert, meint, dass der Mensch viel mehr fähiger ist, zu bauen und sein Leben aufzubauen. Das Erste, das ihr zu tun habt, nachdem ihr nach Hause zurückgeht, ist, den Besessenen zu heilen zu beginnen; das Zweite, das ihr zu tun habt, ist, eurem Blinden die Augen zu öffnen; das Dritte - eurem Tauben die Ohren aufzumachen; das Vierte - demjenigen die Hand loszubinden, dem sie gebunden ist - euren Verstand zu betätigen. Das ist eine ernsthafte Aufgabe. Ihr habt die Regeln, jetzt müsst ihr die Lösung schaffen. Selbsverständlich können ein Tag, zwei oder drei Tage vergehen, aber wenn ihr darauf beharrt, werdet ihr sie lösen. Und während ihr an der Lösung arbeitet, werden die Ergebnisse zeigen, wie ihr zu arbeiten habt. Wenn der Lehrer immer wieder die Aufgabe für den Schüler lösen würde, würde dieser nie rechnen lernen. Der Lehrer stellt eine, dann zwei, drei, vier, fünf Aufgaben und sagt: "Das nächste Mal werdet ihr mir diese Aufgaben gelöst mitbringen". Und die ganze Welt um uns herum besteht nur aus Aufgaben, die uns Gott zu lösen aufgegeben hat. In dem Kapitel, das ich vorgelesen habe, sind viele Aufgaben von Christus gestellt worden. Ich habe hier nur auf eine von ihnen eingehend hingewiesen, die anderen Aufgaben sind viel schwieriger - sie gehen nach dem komplizierten Dreisatzverfahren auf. Jetzt gebe ich euch nur die Aufgabe mit den vier Grundrechnungsarten: Addieren, Subtrahieren, Multiplizieren und Dividieren auf. Wenn ihr beim Dreisatz seid, werdet ihr es nicht leicht haben, da es eine schwierige Sache ist, aber mit Hilfe der vier Grundrechnungsarten könnt ihr die Aufgabe sehr gut lösen. Manche von euch sagen: "Wir können nicht addieren". Ihr werdet es lernen. Zwei Äpfel und noch zwei dazu machen vier Äpfel. So wißt ihr nicht, mit wem ihr zusammenkommen sollt - der Mann weiß nicht, mit was für einer Frau er zusammenkommen sollte. Danach kommt das Subtrahieren: der Mann heiratet zunächst eine Frau, dann gefällt sie ihm nicht, er will sie verlassen - er weiß nicht, wie er subtrahieren soll. Es sei jetzt nicht die passende Zeit zu subtrahieren. Es werden ihm eine Menge Kinder geboren, er will sie wegjagen, weil sie nicht klug genug seien. Er soll sie lehren. Was für ein großes Gesetz steckt in diesen vier Regeln: zu wissen, wie man addiert, subtrahiert usw.! Es ist eine tiefgreifende Wissenschaft, mit der die Menschen seit Tausenden von Jahren konfrontiert sind. Wir kennen uns nur in der mechanischen Seite des Rechnens aus. Wenn wir anfangen, uns mit den Heiligen, mit den Engeln zu versammeln, wenn wir mit Gott eins werden, dann werden wir das wahre Addieren lernen. Ein Groschen und noch ein Groschen machen zusammen zwei Groschen; was ist aber, wenn es beim Addieren sowohl ein Plus wie auch ein Minus gibt? Einer sagt: "Ich kann addieren". Aber wie - mit plus oder mit minus? "Ich habe plus zweitausend Lewa", sagt dieser. Oh, du bist dann ein reicher Mann, du kannst über Geld verfügen und dazu noch anderen Menschen was Gutes tun. Das ist das Christi Grundgesetz. Dieses Schaf werdet ihr hinzutun und dann es abziehen; es wird euer Schlüssel zu den Einzelelementen sein. Wenn ihr einen Schäfer besucht, wird er euch das Grundgesetz des Addierens und des Subtrahierens beibringen: wenn er Milch verkäst, wird er einen Teil davon addieren, einen anderen dagegen abziehen. Weiß er, wie man das Überflüssige abzieht, wird er gewinnen, weiß er es nicht, wird er verlieren. Auch ihr, wenn ihr wißt, eure Milch zu verkäsen - die eine Milch zu addieren und die andere abzuziehen - auch ihr werdet sagen, wenn die Zeit zum Bilanzziehen gekommen ist: "Jetzt haben wir einen Gewinn". Habt ihr einen Verlust, so zeugt dieses davon, dass ihr jenes vernünftige Prinzip Christi nicht angewendet habt, dass ihr selbst Schafe seid, die nur geweidet und geblöckt haben während der ganzen Zeit. Das Schaf, sobald es einen Wolf gesehen hat, stampft mit dem Fuß und will ihm sagen: "Du sollst hier verschwinden, weißt du nicht, dass ich weide?" Er aber greift zu und frißt es auf. So klug ist es! Auch ihr, wenn ihr den Teufel erblickt, stampft nicht ihm mit dem Fuß entgegen - er erschrickt nicht. Er erschrickt nur vor Menschen, die einen Verstand und einen Willen haben und deren Hände losgebunden sind. Deswegen ist Christus gekommen, um die Hand des Menschen loszubinden und ihm Kraft zu geben, damit dieser gegen den Wolf - gegen den Teufel, mitkämpfen kann. Die Wölfe sind auch in ihrem Recht, durch die Welt zu ziehen, von ihren Zähnen Gebrauch zu machen; wir haben aber gleichfalls das Recht, gegen sie unseren Verstand und unseren Willen einzusetzen. Sie haben das Recht, zu fressen, wir aber haben das Recht, ihnen die Zähne zu ziehen; sie haben das Recht, von ihren Krallen Gebrauch zu machen, wir aber haben auch das Recht, diese auszuschneiden. Zieht die Zähne dieses Teufels und reißt ihm seine Krallen aus. Und habt ihr aus dem Teufel ein Schaf gemacht, das euch mit Wolle und Milch versorgt, fürchtet euch nicht, in einem nächsten Schritt könnt ihr aus ihm einen Ochsen machen, ihm einen Halfter einlegen und ihn ackern lassen. Und so sagte auch Christus in einem anderen Fall, dass der böse Geist, der den Menschen verlasse, sehr unruhig sei, und käme er wieder zurück, sei er um siebenmal schlechter als zuvor. All die dummen Leute werden auch siebenmal schlechter. Deshalb sagt auch Christus: "Ich bin gekommen, um den vernünftigen Menschen zu erlösen", also nicht der Tiere, sondern des Menschen wegen. Gerade diese tiefgreifende Erlösung der christlichen Lehre müssen wir in unserem Leben anwenden, durch unseren Verstand und durch unser Herz ein Vorbild sein; unser Zuhause muss ein idealer Garten sein - das alles ist die Aufgabe unseres Lebens. Deshalb, fangt an zu arbeiten und ein jeder soll in seinem Inneren arbeiten. Wenn der Bulgare von einem Freund besucht wird, nimmt er ihn bei der Hand und zeigt ihm, was er alles in seinem Haushalt hat, wie er alles eingerichtet hat und sein Freund lobt ihn und freut sich. Eines Tages kommt Gott vom Himmel herunter - wo werdet ihr Ihn umherführen? Eure Scheune, euer Speicher sind verfallen, die Kirche und die Schule genauso. Wenn Er jedes Ding hier in bester Ordnung findet, wird Er sagen: "Hier ist ein Mensch, der vernünftig gearbeitet hat". Das ist der Sinn, den Christus euch Menschen heute früh offenbart - "Wie viel mehr ist ein Mensch als ein Schaf". Ein Vortrag von Meister Beinsa Douno, gehalten am 28. September 1914 in Sofia
  6. Die Notwendigkeit, Gott zu erkennen "Das ist aber das ewige Leben, dass sie Dich, der Du allein wahrer Gott bist, und den Du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen." (Joh 17,3) Das Leben ist das Natürlichste und das Stärkste, wonach die menschliche Seele strebt; es ist der Reichtum, den sie zu verdienen wünscht. Dieses Streben besteht nicht seit jetzt, sondern seit Tausenden und Millionen von Jahren, und es ist nicht nur dem Menschen eigen, sondern auch den anderen Säugetieren, den Vögeln, den Fischen und sogar den Pflanzen. Nur in den Methoden, das Leben zu erlangen, gibt es einen Unterschied bei diesen verschiedenartigen Geschöpfen. Wollen wir uns auf das menschliche Streben nach Leben konzentrieren - es betrifft uns, es ist wichtig für unsere Entwicklung. Ihr geht zum Beispiel auf eine Musikschule nicht nur, um zuzuhören, sondern auch um zu lernen. Man gibt euch eine Geige, man gibt euch einen Bogen, man zieht eurerer Geige Saiten auf und man bringt euch bei, wie ihr sie stimmen sollt; man teilt euch einen Lehrer zu, damit er euch die Grundregeln der Musik beibringt und ihr fangt an, euren Verstand zu trainieren, eure Hände, eure Finger. Und auf diese Art und Weise, im Laufe der Zeit, eignet ihr euch die Kunst des ausgezeichneten Violinspielers an. Demselben Gesetz nach will Gott uns die Methode, die Art und Weise, das Leben zu erlangen, beibringen. Der Mensch besaß einst ein ewiges Leben, aber er hat es verloren. Er hat es aus einem einfachen Grunde verloren und jetzt bemüht er sich, seinen Fehler zu korrigieren. Dieser Fehler von ihm hat den Tod verursacht. Erst nachdem der Mensch nach und nach die ständige Zerstörung seiner Seele, seines Verstandes, seines Herzens, seines Organismus, all dessen, das er baut, zu spüren begonnen hat, erst dann hat er begriffen, was er verloren hat. Im ersten Kapitel der Genesis heißt es, dass Gott den Menschen in das Paradies hineinversetzte und ihm sagte, alles dort zu bebauen und zu nutzen, allerdings verbot Er dem Menschen eins - einen bestimmten Baum zu berühren, den Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen. Der Mensch aber wollte einen kleinen Versuch des Ungehorsams machen und als erste machte diesen Versuch die Frau. Es heißt in diesem Kapitel, dass sich die Schlange um den Baum der Erkenntnis wand und ins Gespräch mit Eva kam, indem sie ihr die Frage stellte: "Wieso dürft ihr, die als Herren des Paradieses alle Paradiesbäume nutzt, diesen Baum nicht nutzen, der in sich ein großes Geheimnis verbirgt?" Die Frau fragte ihrerseits: "Welches Geheimnis?" - "Wenn ihr Früchte von diesem Baum esst, werdet ihr die Erkenntnis Gottes haben, ihr werdet wissen, warum ihr lebt, ihr werdet zwischen Gutem und Bösem unterscheiden, auf der Erde werdet ihr sehr stark sein, so wie Gott stark ist". Und in der Frau entsteht sodann Eitelkeit, und sie sagt zu sich: "Wie Gott werden - das ist mein sehnlichster Wunsch." Und sie pflückte von den verbotenen Früchten, schmeckte sie und ging zu ihrem Mann, den sie überredete und auch er aß davon. Und in Folge dessen, sagt die Schrift, wurden sie beide nackt - sie sahen sich nackt. Wann werden die Menschen nackt? Irgendein reicher Vater stirbt und hinterlässt seinem Sohn Geld, Güter und Wälder. Der Sohn lernt andere junge Leute kennen, befreundet sich mit ihnen und sie ziehen zusammen durch die Gegend; er vergnügt sich, gibt alles aus und verarmt, so dass er nichts anzuziehen hat. Er ist aber nicht von ungefähr nackt, sondern wegen zuviel Essen, Trinken und Faulenzen. Das bringt uns auf den Gedanken, dass Adam und Eva lange Zeit von diesem Baum gegessen haben. Danach begannen sie, das Paradies zu verpfänden und Gott sagte dann zu ihnen: "Was verpfändet ihr da, ist es etwa euer Besitztum? Macht, dass ihr schnell rauskommt! Von jetzt an werdet ihr mit Mühe und im Schweiße eures Angesichts euer Brot verdienen, damit ihr dieses große Gesetz erkennt - das Leben zu schätzen, das ich euch gebe." Man kann leicht verarmen. Ein amerikanischer Millionär, dessen Vater ihm etwa zwanzig Millionen Dollar Erbe hinerlassen hatte, zeigte eine Schwäche für Blumen und fing an, die verschiedensten Sorten aus allen Weltteilen zu sammeln; er entsandte sogar eine Sonderexpedition, um einige besonders selten vorkommende Blumen erhalten zu können. Ein paar Jahrzehnte später hatte er schon alles ausgegeben, was er besaß und als er starb, musste man ihn auf Gemeindekosten bestatten. Ihr werdet vielleicht die Frage stellen: "Wie kann man sein Leben verlieren?" Ich sage euch wie. Angenommen, ihr habt einen Sohn, der gesund und munter ist; der hat im Ausland seine Ausbildung bekommen. Plötzlich entsteht in ihm die Idee, groß, berühmt zu werden, das Sankt–Georgs–Kreuz zu erlangen, und er sagt: "Ich gehe des Ruhms wegen kämpfen" und geht. Eine Kugel trifft ihn, der Ruhm kommt ihm zu, er verliert aber dabei sein Leben. Adam und Eva haben sich ein solches Kreuz gewünscht und Gott hat sie auf das Schlachtfeld geschickt. Sie verlassen das Paradies, sie gehen die Welt erobern, verlieren aber dabei ihr ewiges Leben. Und nun kommen wir auf den Gedanken Christi zurück. Geld auszugeben, unser Leben zu verlieren - das verstehen wir, aber das Leben zu verdienen - das verstehen wir nicht. Christus ist gerade deswegen gekommen, um uns zu erklären, wie wir das verlorene Leben zurückgewinnen können. Genau diesen Gedanken möchte ich jetzt für euch weiterführen. Christus sagt: "Ich bin das Leben." Worin unterscheidet sich das Leben von den anderen Kräften? Es ist eine Kraft, die baut, erhebt, verbindet, vereinigt und der menschlichen Seele Freude und Heiterkeit spendet. Im letzten Vers des Kapitels, das ich euch vorgelesen habe, sind drei Wörter wichtig: 'Leben', 'Erkenntnis' und 'Gott'. Das Leben ist das von uns angestrebte Ziel, die Erkenntnis ist die Methode zum Erreichen dieses Ziels und Gott stellt die Umgebung bzw. die Verhältnisse dar, von denen wir dieses Leben schöpfen können. Diese Frage enthält einen doppelten Sinn. Ich kann für euch seine rein philosophische Seite interpretieren, ich kann euch seine biologische Herkunft sowie seine physiologische oder psychische Äußerung usw. erklären. Das alles wird euch aber nichts nützen. Es wäre dasselbe wie wenn ich einem Hungrigen kein Brot, sondern eine Erklärung geben würde, nämlich, wie es zubereitet, aus was für einem Mehl es gemacht worden ist, welche Frau den Teig geknetet und nachher gebacken hat, aus welchen Elementen es besteht und wie die Chemiker diese Elemente im Labor entdeckt haben usw. Der Mann sagt: "Ich bin hungrig, gib mir zu essen. Dass es eine Frau geknetet hat, will ich gar nicht wissen. Dass es aus diesen oder aus anderen Elementen besteht, will ich ebenso nicht wissen. Das Einzige, das mich jetzt interessiert, ist, satt zu werden, erst danach kann ich dir zuhören und mir über diese Dinge erzählen lassen." Dasselbe würden wir auch jetzt dem Philosophen sagen: "Wir wollen nicht wissen, aus welchen Elementen das Leben besteht, wie und woraus es gemacht und wie es entstanden ist; wir wollen uns satt essen, von dem ewigen Leben essen. Erst danach können wir mit Ihnen Diskussionen darüber führen und zwar so lange, wie Sie wollen; jetzt wollen wir diesen Tod los werden." Und ich glaube, das wäre die richtige Lösung dieses Problems. Wie könnt ihr das ewige Leben erlangen? Ihr habt ja noch gar nicht gelebt! Ihr meint zwar, dass ihr lebt, dieses Leben aber gehört euch nicht; es ist ein verpfändetes Leben; morgen wird derjenige erscheinen, dem ihr schuldet, er wird den Wechsel eurer Schuld zeigen, euch ins Gefängnis schicken und euch das Leben nehmen. Ihr werdet aufgebahrt und der Priester wird kommen, um euer Urteil zu bestätigen, indem er euch ein Totengebet vorliest, so dass Gott euer in Seinem Reich gedenkt, das heißt, mit euch gnädig ist. Danach werden die Sänger das für diese Fälle übliche Lied vorsingen und ihr werdet beerdigt. Was bedeutet es, einen Menschen zu beerdigen? Das heißt, ihn unten in dem finsteren Gefängnis einzuschließen, damit er seine Schuld zahlt. Jeder, der, anstatt dass er seine Schulden bezahlt, nach dem Sankt-Georgs-Kreuz trachtet, wird in die Erde gelegt, damit er zuerst seine Schuld zahlt, damit er lernt, sein Leben zu verdienen. Alle Menschen weinen, wenn ein Verwandter stirbt; das Weinen aber hilft nicht: derjenige, dem wir schulden, wird kein Erbarmen mit uns haben, soviel auch wir weinen, sondern er wird sagen: "Bezahle deine Schuld." Auch der Tod, wenn er kommt, wird sagen: "Ich will eure Tränen nicht haben, sondern ich will, dass ihr eure Schuld zahlt - ihr schuldet mir." So müssen wir das Grundgesetz des Lebens kennen, um uns von dem Tod zu befreien. Dieses möchte ich an einem Beispiel erläutern. Während die Bulgaren von den Türken unterjocht waren, zu der Zeit der Janitscharen, eroberte ein gewisser Türke, ein Räuber und Ringkämpfer, eine ganze Gegend und versetzte ihre gesamte Bevölkerung in Angst und Schrecken. Egal wen er auch erwischte, den schlug, prügelte, verletzte und tötete er. Er prahlte überall damit, dass er die ungläubigen Bulgaren immer wieder in Angst und Schrecken halte. Kein Einheimischer traute sich, die Stimme zu erheben, alle beteten zu Gott, er möge sie von diesem Übel erlösen. Alle Männer trugen die von dem türkischen Räuber hinterlassenen Narben. Jedoch wagte niemand, den Kopf zu erheben. Aus Angst trug ein jeder sein Joch. Eines Tages kam ein junger bulgarischer Schäfer an diesem Ort vorbei, adrett und beschuht, mit einem Hirtenstab in den Händen. Als er in einen Wald eintrat, erblickte ihn der türkische Räuber von weitem und rief ihm zu: "Hei, Ungläubiger, halt! Wer hat dir erlaubt, hier vorbeizukommen?" - "Ich bin Hirt, meine Herde führe ich hier über". - "Los, wirf diesen Stock weg." - "Aber ich bringe ihn dir als Geschenk - er ist voll Gold. Meine Großmutter hat mir erzählt, dass mein Großvater ihn aus dem Paradies mitgebracht hat. Dieser Stock hat mich nie enttäuscht, er hat mir den Weg immer geebnet." - "Schau mal diesen ungläubigen Dussel, was für ein dummes Zeug er da redet! Ich werde es dir schon zeigen, aus welchem Paradies der Stock gekommen ist - aus eurem oder aus unserem! Deinen Kopf werde ich darauf aufspießen." Der mutige Schäfer aber entzweit mit einem Hieb schon den Säbel des türkischen Ringkämpfers; beim zweiten Hieb hängt die rechte Hand des Räubers gebrochen herunter; der dritte Hieb bricht ihm das linke Bein in zwei Teile, und der Ringkämpfer stürzt auf die Erde hinab. "Habe ich dir nicht gesagt, dass mein Stock zu jeder Zeit recht spricht, und dass er aus dem Paradies kommt? Zunächst reichen dir diese drei Wörter, die du durch ihn gelernt hast. Gott vergilt immer gut. Wenn ich hier wieder vorbeikomme, so sagt mir mein Stock wieder Bescheid, dann werde ich dir wiederum drei Wörter sagen und dir den Kopf zerquetschen." - "Ich glaube an deinen Stock", antwortete der räuberische Ringkämpfer, "im Sinne seiner Wörter werde ich jetzt in meinem Leben handeln. Wie kann ich mich schon gegen einen solchen Stock wehren, wenn er aus dem Paradies kommt und immer recht spricht? Von nun an sei das ungläubige Volk frei - so will es Allah haben." Ich erzähle diese Geschichte, um eine Wahrheit in volkstümlicher Form besser veranschaulichen zu können. Dieser Türke ist nämlich der Tod. Das ungläubige Volk - das sind wir Menschen. Gibt es einen Ort irgendwo auf der Welt, den dieser Ringkämpfer nie heimgesucht hat? Gibt es irgendwo ein Zuhause, das er nie besucht hat? Was zeigen die Kreuze auf den Gräbern? Alles auf dieser Welt spricht von dem räuberischen Ringkämpfer; über seine 'Heldentaten' erzählen Väter und Mütter. Es gibt eine Menge dicker Bücher über seine Geschichte und über seine Macht. Alle singen ein und dasselbe Lied - unbesiegbar ist auf dieser Welt unser räuberischer Ringkämpfer. Und wenn jemand versucht zu sagen, dass es möglich ist, uns von ihm zu befreien, dann hört man sofort die Worte: "Bist du verrückt, bist du bei Sinnen? Das ist unmöglich, wir glauben es nicht. Das sind nur leere Worte, dumme Phrasen, Illusionen eines Jugendlichen." Aber es genügt, wenn dieser junge bulgarische Hirt mit seinem aus dem Paradies stammenden, immer die Wahrheit sagenden Stock in der Hand auftaucht und mit drei Schlägen - gegen das Messer, die rechte Hand und das linke Bein des Räubers die falsche Theorie widerlegt, dass der räuberische Ringkämpfer unbesiegbar sei. Um einen solchen gigantischen Kampf zu führen, müsste man aber Mut, müsste man Willen haben. Nun könnte jemand einwenden: "Ich sehe aber keinen besonders tiefen Sinn in diesem gewöhnlichen Beispiel." Ja, von Ihrem Standpunkt aus haben Sie recht, weil Sie sich keine Mühe geben, die Sachen in eine Ordnung zu bringen. Aber wenn hinter dieser Formel die folgende Wahrheit steckt, was würden Sie dann dazu sagen? Denn wenn gerade dieser junge Schäfer den vernünftigen, unverdorbenen Menschen darstellt, wenn seine Großmutter die Göttliche Liebe darstellt, die in unserer Seele immer wieder sagt, dass die Freiheit ein Menschenrecht ist; und wenn der Großvater die göttliche Weisheit darstellt, die den Stock, das heißt Die Gottesgesetze aus dem Paradies bringt und sie diesem vernünftigen Wesen überreicht, damit es seine Seele vor Unterwerfung schützt; und wenn das Messer das Symbol für die Naturkräfte ist, die im Widerspruch zum menschlichen Fortschritt stehen; und wenn die Hand den verdorbenen Menschenwillen, das linke Bein - das verdorbene Menschenherz, symbolisiert! Dann glauben wir also, dass, wenn man auf diese Kräfte auf eine bestimmte Art und Weise reagiert, die zerstörerischen Wirkungen beseitigen kann. Gerade in diesem Sinne sind auch die Worte zu verstehen: "Wer zuletzt siegt, der wird gerettet sein." Der Sieg ist die Bedingung, unter der man das Leben erhält. Und die Worte Christi: "Erst nachdem der Stärkere in das Haus des Starken eindringt und ihn festgebunden hat, kann er sein Haus ausrauben" beinhaltet dieselbe Idee. Deswegen brauchen wir jenes Wissen, das uns mit den Gesetzen dieses Prozesses vertraut machen kann, durch den man das Leben erhält. Wenn eine Frau einen Stoff weben will, muss sie vor allem die Wolle zu waschen und zu spinnen verstehen; sie muss ihren Webstuhl, ihre Webstuhlgeräte, den Webkamm und die Steppwatten vorbereiten und danach die Kettfäden anzetteln und sie auf den runden Webstuhlteil aufwickeln, sie spannen und erst dann mit dem Weben selbst nach den festgelegten Regeln dieser Kunst anfangen. Das Schiffchen muss man ununterbrochen bald nach links, bald nach rechts werfen, es muss die Fäden des Schusses tragen, die, nachdem sie mit den Kettfäden verflechtet werden, den gewünschten Stoff entstehen lassen. Der Maler, der ein wertvolles Gemälde schaffen möchte, muss mit den Gesetzen dieser Kunst vertraut sein; er muss die Farbenharmonie und seinen Pinsel beherrschen. Der Skulptor, der eine großartige Skulptur meißeln möchte, muss seinen Hammer beherrschen. Wer ein Haus baut, muss es zu konstruieren, aufzubauen und einzurichten wissen. Wenn ein Arzt angesehen und nützlich sein will, muss ganz genau die Heilmittel kennen, die die Kranken heilen. Ein Lehrer, der lehrt und erzieht, muss Grundkenntnisse über die menschliche Seele, über den menschlichen Verstand haben, und ihnen gemäß handeln. Nun muss auch der christliche Mensch, der nach dem ewigen Leben strebt, die Grundlagen dieses Lebens kennen und die Gesetze anwenden, nach denen man das Leben erlangt. Das Leben kann man mit einem Stoff vergleichen, den wir zunächst weben müssen und erst danach anziehen können. Es ist das erste Kleidungsstück, mit dem der menschliche Geist umhüllt weren muss. Wenn wir diesen Stoff abgetragen haben, werden wir äußerlich nackt. Dieses Nacktwerden nennt man moralischen Verfall. Christus sagt eindeutig: "Ein ewiges Leben bedeutet, Gott zu erkennen." "Ihn zu erkennen" - das ist das Geheimnnis des Erreichens des ewigen Lebens. Ihr werdet mir aber bestimmt die Frage stellen: "Kennen wir etwa Gott nicht?" Wenn ihr Ihn im Sinne Christi kennen würdet, würdet ihr nicht sterben. Aber, werdet ihr mir dann widersprechen, wer stirbt denn nicht? Nun ja, das ist es gerade, was die menschliche Behauptung widerlegt, dass man Gott kennt. Aber, werdet ihr sagen, Christus ist ja auch gestorben. Er ist nicht gestorben, sondern Er ist auferstanden und hat sich Seinen Liebsten gezeigt. Wenn ihr sterbt, werdet ihr auferstehen, um vor euren Nächsten zu erscheinen? Das ist die Frage, die für euch von Bedeutung ist. Mag sein, dass ihr eine Vorstellung habt, was für einen Gott der Philosoph, der Pantheist, der Materialist oder mancher Gottesdiener hat, sie wird aber in euch das ewige Leben nicht einführen - jenen ewigen Anfang, jenes ewige Wohl, nach dem wir alle streben und das unser Ziel darstellt. Ohne die richtige Vorstellung werdet ihr euch in der Lage eines Kranken befinden, der sich nachts in dem Mond sonnt und erwartet, dass es ihm wärmer wird; oder etwa in der Lage eines Hungrigen, der von weitem die schönen Brotlaibe beobachtet, oder des Durstigen, der sich von weitem einbildet, klares Wasser zu trinken und zu sich sagt: "Ich kenne es." Ich sage euch: das ist keine Erkenntnis, das ist eine Vorstellung von dem Außenschatten der Dinge. Wenn ihr die wahre "Erkenntnis Gottes" erreicht, wird das ewige Leben in eurer Seele vollzogen; dann werdet ihr dem Tod wie jener junge Schäfer entgegenkommen. Und die Inschrift auf eurem Grab wird nicht lauten: "Hier ruht der, den der Tod blutjung wegriss." Nun kommen wir wieder zum Gegenstand unseres Gesprächs zurück, damit ich diese These durch ein Gleichnis näher erklären kann. Jedes Lebewesen benötigt eine bestimmte Umgebung und Lebensbedingungen, die seine Existenz ermöglichen. Für die Pflanzen sind es der Boden, die Feuchtigkeit und das Licht; für die Fische ist es das Wasser, da sie außerhalb des Wassers nicht leben können; für die Vögel, die Säugetiere, den Menschen ist es die Luft, die sie zum Leben benötigen. Dieses Gleichnis ist richtig auch hinsichtlich der äußerlichen menschlichen Empfindungen. Das Medium des menschlichen Auges ist das Licht, des Ohres - der Schall, der Nase - der Geruch, die Blumen, die ständig die diesen Sinn mit Nährstoff versorgenden ätherischen Schwingungen ausscheiden. Das Medium des Geschmacks ist die Nahrung, all die organischen Stoffe und Säfte, die unermüdlich hineinströmen und Leben spenden. Wenn wir nun noch höher auf diese Leiter steigen, werden wir erkennen, wie dieses große Gesetz wirkt. Der Lebensraum unseres Herzens sind die Wünsche, der Lebensraum des menschlichen Verstands, in dem er leben und sich entfalten kann, das sind die Gedanken; ohne die Gedanken verkümmert der menschliche Verstand, ohne die Wünsche verkümmert das menschliche Herz genauso. Der Lebensraum des menschlichen Willens ist die Kraft, die Tatkraft und der Arbeitsdrang; ohne die Arbeit verkümmert der Wille. Nach demselben Gesetzt dieses Gleichnisses ist Gott das Medium der Menschenseele. Deshalb besagt auch die Schrift: "In Ihm leben wir, in Ihm bewegen wir uns und existieren wir", durch Ihn kann die Seele ihr ursprüngliches Leben zurückerhalten, das heißt, sich in Unsterblichkeit verhüllen. Gott stellt also ein inneres Medium dar, eine innere Voraussetzung, eine innere Kraft, aus der wir immer wieder schöpfen müssen. Und genauso wie zum Beispiel unsere Augen mit dem Licht, unsere Lunge mit der Luft, unser Magen mit dem Mund, damit ihm Nahrung zugeführt werden kann, verbunden sind, so sind auch unser Herz und unser Verstand zwei Mittel, durch welche die Seele das Leben empfangen kann. Das sind die Medien, die den Boden für das Göttliche Medium vorbereiten - das universale Göttliche Bewußtsein, in das unsere Seele getaucht ist. Es ist wahr, dass immer, wenn ein Lebewesen die Verbindung zu seinem Lebensraum verliert, sich dem Tod preisgibt, ganz egal, ob es eine Pflanze, ein Fisch, ein Vogel, ein Säugetier oder ein Mensch ist - das Gesetz hat immer die gleiche Wirkungskraft. Christus, der dieses Gesetz zutiefst erkannte, beharrte darauf, dass es notwendig ist, Gott zu erkennen oder - in der Sprache der Wissenschaft ausgedrückt - die Verbindung zu der eigenen Umgebung zu erhalten. Ihr werdet aber sagen: "Wir werden Ihn erkennen, wenn wir ins Jenseits gehen." Das Jenseits, das ist Gott. Die Menschen, die denken, sie gehen ins Jenseits, erst nachdem sie gestorben sind, sie erinnern an jenen Sohn eines Verbrechers, der bei seiner Festnahme zu sich sagte: "Ich gehe meinen Vater sehen." Werdet ihr etwa im Gefängnis euren Vater sehen? Ihr werdet an einem Ort sein, wo ihr euch bessern solltet. Im Jenseits werdet ihr nicht bei eurem Himmlischen Vater sein, denn bevor ihr dorthin geht, müsst ihr zuerst den Tod besiegen, aus dem Gefängnis entlassen werden, frei sein. Deshalb sagt Christus in dem hier interpretierten Kapitel des Evangeliums: "Ich bin die Tür", und an einer anderen Stelle sagt Er: "Derjenige, der durch Mich ein- und ausgeht, wird auch Weide finden." Nun sagt mir, seid ihr schon durch diese Tür ein- oder ausgegangen und wie habt ihr es geschafft? Wenn ich euch nach dem Haus eines eurer Freunde fragte, so würdet ihr sagen: "Die Außentür seines Hauses geht nach Westen und die Innentür - nach Norden oder nach Süden; ihr werdet auch beschreiben können, wie groß sie ist, welche Farbe sie hat und wie man sie zuschließt. Alle Kirchenväter sagen: "Christus ist eine Tür". Wenn Christus die Tür wäre, klärt uns bitte auf, woraus sie gemacht worden ist - aus Holz, aus Eisen, aus Gold oder etwa aus Silber; vielleicht aus Edelsteinen oder aber aus etwas ganz anderem; was hat sie für eine Angel und Pfosten?" "Na ja", werdet ihr darauf antworten, "es ist im übertragenen Sinne gemeint." Gut, legt mal dann den Begriff "Tür" aus, was soll Christus sein, in welchem Sinne stellt er eine Tür dar? Ihr werdet sagen: "Christus hat uns gerettet." Wie hat Er uns gerettet? "Er ist für uns gestorben". Kann denn ein Toter retten? "Er ist aber auferstanden." Wie ist Er auferstanden? "Durch das Göttliche Leben." Also war Christus mit Gott eins, er kannte Gott und durch diese Erkenntnis Gottes besiegte Er den Tod. Dadurch ist Er auferstanden und zu unseren Seelen gekommen. Jetzt ist Er bei uns. Zunächst war Er 33 Jahre lang zusammen mit uns eingesperrt und Er hat uns gezeigt, wie wir aus diesem Gefängnis herauskommen, wie wir den Tod und das Böse besiegen können. Christus ist jetzt draußen - in jener Welt beim Vater des Lichtes. Er kommt unseren Verstand, unsere Herzen besuchen und die Welt wird Ihn durch jene drei Schläge - gegen das Messer, die Hand und das Bein, sehen. Er wird alle falschen Lehren stürzen. Welche sind diese falschen Lehren? Das sind jene Elemente, Gedanken, Wünsche, Handlungen, die das menschliche Glück, den menschlichen Verstand, das menschliche Herz, die menschliche Seele, den menschlichen Geist zerstören und die Tod, Anarchie und Sklaventum überall herrschen lassen und unser Leben lahm legen. Und was ist die Lebenslehre? Das sind all die Elemente, die Glück, Wohl, Güte, Aufklärung spenden, die den menschlichen Geist, das menschliche Herz erheben und Wohlwollen und Liebe allem gegenüber hineinbringen - das ist der lebendige Christus. Und darum sagt Er: "Damit ihr diese Grundelemente besitzen könnt, die in euch ein ewiges Leben bringen, müsst ihr unbedingt Gott erkennen". In der Welt muss man kämpfen. Aber gegen wen? - Gegen den Tod. Jedoch ist diese Kunst richtig zu verstehen. Widrigenfalls werden uns die Fehler andauernd verfolgen. Ich erkläre es euch: eine Mutter, Bulgarin, schickt ihren Sohn, ich glaube nach Deutschland, damit er dort studiert. Diese Frau war ziemlich vermögend: jeden Monat schickte sie dem Sohn 3 bis 4 oder 5 000 Lewa, aber das war ihm zu wenig, das Geld reichte ihm nicht aus. Eines Tages schrieb er seiner Mutter, ihm weitere 1000 Lewa zu schicken. Sie schreibt ihm darauf: "Ich habe kein Geld, sieh zu, dass du irgendeinen kleinen Job findest"; der Sohn aber kündigt an: "Wenn du mir kein Geld schickst, bringe ich mich um"; dann schreibt sie ihm zutiefst entrüstet folgendes: "Bring dich um - ich werde auf dein Grab spucken; ich will keinen Sohn haben, der ein Feigling ist und nicht arbeiten will, der sich im Kampf des Lebens vor der Arbeit drückt und wie eine Memme leben will." Die Worte werden hier möglicherweise nicht genau zitiert, aber sie geben den Sinn haargenau wieder. Der Sohn kommt zu sich. Und dieses Telegramm ist heute eingerahmt - wenn diesbezüglich Fragen gestellt werden, antwortet er: "Es hat mich gerettet." Folglich hat man in der Welt mit manchen Elementen des Todes zu kämpfen. Und wie werdet ihr siegen? Es gibt nur einen Weg zum Sieg: indem ihr Gott erkennt, das heißt den Anfang des Lebens. Ihr werdet mich aber bestimmt wieder fragen: "Wie können wir diesen Anfang erreichen?" Das ist die leichteste Sache. Angenommen, ihr bekommt plötzlich keine Luft - Was macht ihr dann? Ihr macht den Mund auf und atmet. Ihr müsst durch die Nase Luft holen. Deswegen, um zu leben, müssen wir Erkenntnisse haben; um Erkenntnisse zu erwerben, brauchen wir einen frischen Verstand, der aufnahmefähig und mobil ist. Und so, wenn ihr stets durch euren Verstand die guten, erhabenen Gedanken empfangt, genauso wie ihr stets durch die Nase Luft holt, seid ihr auf dem besten Wege, dieses ewige Leben zu erreichen, nach dem ihr strebt. Wenn ihr jeden Tag das folgende kleine Experiment durchführt, um euren Willen abzuhärten, nämlich - die schlechten Gedanken und Wünsche wegzujagen und nur die guten Gedanken und Wünsche zu empfangen, werdet ihr in einem Jahr an euch selbst Wunder verrichten können: Es wird dann kein Hindernis geben, das sich nicht dieser eurer Willenskraft beugen würde. Selbstverständlich, wenn man nun Unsterblichkeit erreichen will, muss man einen starken Willen im wahrsten Sinne des Wortes haben. Ihr sagt aber: "Ich kann es nicht." - "Wer es nicht kann, wird dorthin gehen - ins Gefängnis." So steht es in dem Göttlichen Buch geschrieben. Wenn du "Ich kann es nicht" sagst, sagt Gott: "Sperrt ihn ein, ich werde ihm das Können beibringen." Es gibt keinen anderen Ausweg. Das ist unser Schicksal. Wollen wir mit Gott eins werden, mit Ihm leben, ein ewiges Leben erlangen, so müssen wir Ihm unbedingt dienen. Widrigenfalls muss man ebenso dienen, aber wem? Den Teufeln, den Fürsten dieser Welt, die uns dreimal am Tag einspannen werden. Da wird der Teufel eine Peitsche nehmen und sagen: "Los!" Willst du nicht für Gott arbeiten - knallt es! Schließlich wirst du denken: "Es gibt keinen anderen Ausweg - es muss gearbeitet werden!" Natürlich, weil es sonst den Stock und den Prügel gibt. Hältst du inne, knallt die Peitsche sofort wieder. Das sind die zwei Möglichkeiten. "Ich will Gott nicht dienen." - Wenn du Gott nicht dienen willst, bekommt du einen anderen Herrn. - "Ich will frei sein." - Du irrst dich: es gibt keine Freiheit auf dieser Welt; Freiheit hat nur derjenige, der mit Gott eins ist; derjenige, der ein bewusstes Leben führt, der ist frei. Manchmal sagt ihr: "Ich wurde zornig, ich habe ihm gezeigt, wo es langgeht!" Denkt ihr, dass ihr sehr klug gehandelt habt? Ihr habt einander übertreffen wollen! Wer war wem im Sprechen überlegen? Wen willst du überhaupt im Sprechen übertreffen? "Ich habe ihn verprügelt". Was hat man dir dafür bezahlt? Nichts. Kann sein, dass man morgen dich verprügelt. Was ist das für eine Freiheit: heute prügelst du, morgen wirst du geprügelt; heute erwürgst du jemanden, morgen wirst du erwürgt. Das ist keine Freiheit. Christus sagt: "Ihr müsst euch mit dem Grundprinzip der Erkenntnis vertraut machen." Ich will, dass ihr das anwendet, was ich euch jetzt sage. Ihr geht in eine Kirche, ihr steht auf, verschränkt die Arme, schließt die Augen, ihr seid vertieft in einem Gebet, das ihr an Gott richtet; ihr verlasst danach die Kirche - und schon ist all das vergessen. Die Leute draußen sagen: "Dieser Mensch geht in die Kirche, er ist fromm; er verlässt die Kirche und schon ist sein Leben anders geworden." Das bedeutet, dass ihr nicht den richtigen, den wahren Weg der Erlösung gefunden habt. Einige sagen dennoch: "Christus ist gekommen und hat uns gerettet." Christus rettet die Klugen und die Guten. Er rettet niemals die bösen und die dummen Menschen. Christus rettet die klugen und die guten, die gehorchen und Seiner Lehre folgen. An erster Stelle lehrt uns Christus, wie wir für uns arbeiten sollen. Er sagt: "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben." Der Weg, das ist die Methode, die Wahrheit - euer Verstand, durch den ihr die Dinge kennenlernen und erkennen müsst, welche von ihnen gut und welche schlecht sind; das Leben - das ist eine Kunst, die euch weiterhilft, den Stoff anzufertigen und euch damit anzuziehen. Macht ein kleines Experiment mit euch selbst. Stellt euch mal vor, ihr seid krank, nervös, unpäßlich, eure Kinder sind nicht gut. Lasst die Kinder Kinder sein, macht euch keine Sorgen um sie, denkt mal an euch selber jetzt. Warum seid ihr nervös, warum seid ihr unpässlich - dafür gibt es tiefe Gründe. Wenn ihr mir sagt: "Ich habe Durst", so würde ich euch raten: "Trinkt euch satt", "Ich habe Hunger" - "Eßt euch satt." - "Aber wie kann ich trinken, wenn es kein Glas gibt." - "Knie vor diese Bergquelle nieder, hier ist das Element, das deinen Durst stillen kann". - "Ich will aber nicht knien." - "Du wirst knien, sonst wirst du durstig bleiben." - "Aber meine Hose, die habe ich gerade neu gekauft, sie wird doch dreckig." "Wenn du deine neue Hose erhalten willst, wirst du durstig bleiben. Es ist besser, wenn du niederkniest und dich dreckig machst, um das Wohltun des Wassers spüren zu können." - "Ich habe Hunger." - "Komm mit"; ich bringe dich in ein Zimmer. - "Hier ist ein bisschen Brot, setze dich auf den Boden und iss dich satt." - "Aber ich bin es nicht gewöhnt, auf diese Art und Weise zu essen, ich brauche ja eine Gabel, ein Messer, einen Teller."- "Da ist das Brot, lass die Gabel, das Messer und den Teller! Nimm das Brot, brich es mit den Händen und iss dich satt." - "Aber die Leute werden mich doch sehen. Es ist so peinlich." - "Wenn du dich genierst, wirst du hungrig bleiben. Wenn du dich genierst, in die Schule mit einer Fibel zu gehen, wirst du unwissend bleiben." Nun, wenn ein Mensch gerufen wird, Christus zu folgen, darf er nicht sagen: "Was werden die Leute dazu sagen", sondern er muss Christus näher kommen und seine Lehre anwenden - so wird er stark. Der Teufel droht uns an, weil wir schwach sind. Ich will nicht, dass ihr schwach seid, sondern dass ihr euch satt esst. Wie sollte man es tun - eurem Verstand, eurem Herzen Nahrung geben? Ein ewiges Leben erreichen - das bedeutet, nicht nur euren Körper, sondern auch euer Herz, euren Verstand, eure Seele, euren Geist zu ernähren zu verstehen. Es ist eine Ernährungsmethode, so wie dieses in der tiefsinnigen Lehre Christi verankert ist. Und am heutigen Morgen würde ich meinem Vortrag den Titel geben: "Wie wir lernen können, uns zu ernähren." Ihr habt euch einzig und allein angeeignet, zu kauen, und ihr beherrscht diese Kunst ausgezeichnet. Jetzt fangt wieder von dort an; stellt das Gericht vor euch und laßt euer Herz satt werden, lasst euren Verstand und euren Geist satt werden. Und wenn ihr euch so sattgegessen habt, werde ich euch sagen, dass ihr sehr klug seid, dass ihr die Lehre Christi beherrscht, und dass ihr das ewige Leben erreichen werdet, weil ihr wisst, mit Gott eins zu werden. Ich stelle diese Frage auf Grund meiner Erfahrung, ich trage euch über Dinge vor, die ich verstehe, über Dinge, die ich selbst ausprobiert habe. Das einzige, das euch im Wege steht, ist, dass ihr zögert und herumphilosophiert: "Wie steht es mit dieser Sache eigentlich?" Wenn es um das praktische Leben geht, ist das Philosophieren fehl am Platze. Nehmen wir an, ihr habt eine Frau engagiert, die euch das Spinnen und das Weben beibringen soll; "Aber ich kann nicht." - "Du wirst es können"; zunächst wird es nicht so gelingen, wie es sein muss, aber nach und nach, von einem Tag zum anderen, in einer Woche oder in einem Monat wird euer Garn feiner; danach lernt ihr, wie man zettelt und dann kommt das Weben selbst an die Reihe. Ihr sollt nicht glauben, dass alles auf Anhieb wie geschmiert gelingen wird; ihr werdet zwar Hindernisse überwinden müssen, aber durch Beständigkeit werdet ihr all das lernen. Euer erster Versuch kann das Folgende sein: bemüht euch, eine oder zwei Minuten lang euer Bewusstsein frei zu halten, nicht an die banalen abgedroschenen Dinge des alltäglichen Lebens zu denken. Ihr sagt: "Ich habe aufgehört zu denken, ich denke an nichts", aber durch euren Kopf gehen die Gedanken an eure Oma, an eure Kinder, Hühner, Ochsen, Brennholz, Steine, und ihr glaubt, dass ihr frei seid. In eurem Bewusstsein herrscht das absolute Chaos - hier befinden sich eure Oma, eure Mutter, eure Kinder - sie sind alle da. Ihr müsst letzten Endes sagen: "Ich will frei sein, heute werde ich an Gott denken - an die große Liebe des Lebens; geht ihr nur alle nach draußen auf den Hof. Ihr spielt jetzt dort und lasst mich frei sein, weil ich etwas sehr Wichtiges zu tun habe". Versucht es beim ersten Mal nur zwei Minuten lang zu tun. Die Kinder aber werden zu euch kommen, sich gegenseitig schlagen, weinen; laßt sie sich schlagen, lasst sie weinen; zwei Minuten lang sollt ihr sie vergessen und während dieser kurzen Zeit eure Gedanken einzig und allein dem Gott der Liebe widmen. So sieht diese Kunst aus - im Kleinformat. Aber, werdet ihr an dieser Stelle sagen, das ist doch kinderleicht. So leicht ist es aber auch wieder nicht. Versucht danach, im Laufe von fünf Minuten, von zehn Minuten dasselbe zu tun. Zunächst will Christus, dass ihr aus eurem Herzen die Ochsen, die Hühner, die Pferde, die Wölfe, die Füchse vertreibt, die euer Heiligtum verschmutzt haben. Wisst ihr, um welche Wölfe und Füchse es sich handelt? Es sind Wölfe und Füchse, die sich in euch befinden; ich kann sie sehen - dabei haben sie einen langen Schwanz, einen roten Pelz, große Zähne und Krallen. Euer Hass - das ist der Wolf, eure Heuchelei - das ist der Fuchs. Wozu braucht ihr diesen Fuchs, was für einen Nutzen wird er euch bringen? Gar keinen. Jagt alles fort und schafft in euch die allerbeste Ordnung. Dann sollt ihr euren Priester rufen: "Komm, Diener des lebendigen Gottes, zieh dein Gewand an, nimm dein Weihrauchfaß, mit dem du deinen Weihrauch zu Gott hochsteigen lässt." Du sollst auch den Bischof deines Lebens kommen lassen. Und wer ist dieser Bischof? Dein Geist. Du wirst auch die Sänger kommen lassen. Wer sind sie? Deine guten Gefühle und Wünsche. Du wirst sagen: "Kommt, laßt uns singen und damit Gott in diesem erhabenen Tempel dienen", und dann wird Christus kommen, und wenn Er diese Versammlung von denen frei vorfindet, die darin Tauben und dergleichen verkauft hatten, die von Ihm nach draußen weggejagt wurden, wird Er sagen: "Friede sei mit euch! Es ist der Tag eurer Auferstehung gekommen, heute werdet ihr mit Mir zusammen im Paradies sein". Habt ihr den tiefen Sinn der Worte jenes Räubers erkannt, der rechts von Jesus gekreuzigt wurde: "Gott, entsinne Dich meiner in Deinem Reich!" Er war ein Mensch, der mit seiner Peitsche alles Getier nach draußen weggejagt hatte, und deshalb sagte Jesus zu ihm: "Du bist ein Mensch, der mit Mir heute im Paradies sein wird". Jagt weit weg von euch alles Getier, Schweine, Füchse, Wölfe... Und der andere Räuber, der links von Christus gekreuzigt wurde, was sagte er? - "Wenn du wirklich ein Sohn Gottes bist, gehe herunter und befreie uns". - Wie hätte Er ihn denn befreien können, wenn er selber nicht das gesamte Getier von sich weggejagt hatte, wenn er ein Sklave seines eigenen Egoismus war? Ich glaube, ihr könnt mir folgen: ich spreche sehr eindeutig zu euch. Ich möchte zu euch so sprechen, wie möglicherweise bis jetzt niemand zu euch gesprochen hat. Das Erste, was ihr zu lernen habt, ist, Gott zu lieben, und diese Liebe wird euch mit Ihm vereinigen. Es gibt Tausende von Gelegenheiten, mit Ihm eins zu werden und euer Leben glücklich zu machen. Und wenn ihr euch mit Ihm vereinigt und das ewige Leben betretet, wird sich alles in euch verwandeln, so dass jedes Ding auf seinen Platz kommt. Und nun stellt euch selbst die Aufgabe, zuerst nur für zwei Minuten, dann für fünf Minuten die fremden Gedanken in euch wegzujagen und nachdem ihr allein geblieben seid mit euch selbst, fangt an, tiefsinnend über das große Problem nachzudenken, warum seid ihr auf der Erde, warum ihr unpäßlich seid, warum ihr keine erhabenen Gedanken und kein erhabenes Herz habt, warum ihr keinen festen Willen habt, ein bestimmtes Problem zu lösen, und ihr bekommt von Christus eine Antwort. Er wird euch in der folgenden Form antworten: "Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; das heißt, wenn ihr alles Andere wegjagt und Mich in euch aufnehmt, wenn ihr als Gott Meinen Vater erkennt, der in Mir lebt und Mir das ewige Leben gegeben hat, wird Er auch euch ein solches Leben geben". Wir müssen Christus in uns aufnehmen, um uns mit Gott zu verbinden. Und das Christentum hat nur dann einen Sinn, wenn wir lernen, dieses Leben zu besiegen, um das Leben im Jenseits zu erlangen, das für uns deswegen von einer besonderen Bedeutung ist, weil es Wissen, Kraft, Edelmut unseren Gefühlen verleiht, uns glücklich macht und Geisteskraft gibt, damit wir alles besiegen können, so dass die Angst vor der Armut auf der Welt aufhört zu existieren. Das ist die Lehre Christi. Ihr habt Angst vor dem Tod. Empfangt ihn, indem ihr sagt: "Ich kämpfe mit ihm." Angenommen man will euch ins Gefängnis stecken; sagt zu euch selbst: "Wir kämpfen gegen denjenigen, der den Tod bringt, durch die Kraft Desjenigen, Der in uns lebt - durch den Alleinigen Wahren Gott". Es kann kommen, dass sich die ganze Welt gegen euch erhebt; möglicherweise wird man euch drohen; fürchtet euch nicht. Ein Mensch, der sich fürchtet, kann kein Bürger Des Gottesreichs werden. Jetzt kämpft ihr in dieser Welt, wenn ihr in Den Himmel geht, wird man jedem von euch ein Sankt-Georgs-Kreuz verleihen und es wird ein lebendiges Kreuz sein. Ihr werdet zurückkehren und dann wird Christus zu euch sagen: "Komm du, guter Knecht, der auf dem Schlachtfeld gekämpft hat." Seit Tausenden von Jahren leidet der Mensch, er hat aber nicht für die Menschheit, für die Gerechtigkeit gelitten; bis jetzt hat er immer nur für sich selbst, für seine Ochsen, Pferde usw. gelitten. Zum Schluss muss er für Christus leiden. In diesem Leiden findet man das wahre Leben. Darum sagt Apostel Paulus: "Wenn wir verwachsen sind mit der Gleichheit seines Leids, so werden wir es auch mit Seiner Auferstehung sein;" weil Gott auf dieselbe Weise, wie Er Christus auferweckt hat, auch uns auferwecken wird, wenn wir für Ihn leben. Lasst Christi Geist in uns einziehen, lasst uns den Wahren Gott erkennen und das ewige Leben erlangen. Dann werden wir dazu bereit sein, für unsere kleineren Brüder und Schwestern zu arbeiten, damit auch sie sich die Kunst aneignen, den Reichtum dieses Göttlichen Lebens zu erlangen. Ein Vortrag von Meister Beinsa Douno, gehalten am 21. September 1914 in Sofia
  7. mariaK

    1914_09_11 Friede sei mit Euch!

    Friede sei mit Euch! "Am Abend aber desselben ersten Tages der Woche, da die Jünger versammelt und die Türen verschlossen waren aus Furcht vor den Juden, kam Jesus und trat mitten ein und spricht zu ihnen: Friede sei mit euch!" (Joh 20, 19) Die Unsterblichkeit ist eine Sehnsucht der menschlichen Seele, ein Ideal, nach dem sie strebt und deren Verwirklichung sie sich stets wünscht. Die menschliche Seele lebt auf der Erde, um den Weg zur Unsterblichkeit zu finden. Die Unsterblichkeit wird von einem großen Göttlichen Gesetz regiert, das der Mensch zu untersuchen und in allen Bereichen seines Lebens anzuwenden hat. Und in diesem Sinne müssen wir ständig lernen, nach jenen Bedingungen suchen, unter denen die Unsterblichkeit existieren kann. Der Mensch kann unsterblich sein und seine Unsterblichkeit verlieren, er kann sterblich sein und Unsterblichkeit erlangen. Sterben und Unsterblichkeit - das sind zwei Grundsätze. In der Sprache der Wissenschaft heißt Unsterblichkeit das Gleichgewicht zwischen den Dingen, zwischen den Kräften, die in der Natur wirken. Der Tod ist das Verlieren dieses Gleichgewichts. Die Unsterblichkeit schließt in sich Vereinigung, Harmonie, und der Tod - Uneinigkeit, Zwietracht, Disharmonie. Wenn die Menschen Unsterblichkeit begehren, so müssen sie wissen, was diese genau umfasst. Wenn ihr einen modernen Konzertsaal betretet, um euch die Musik eines Symphonieorchesters anzuhören und ihr habt eine Beobachtungsgabe, so werdet ihr sehen können, dass das Allererste, was die Musikanten tun, die überwiegend Saiteninstrumente spielen, ist, die Instrumente aus ihren Kästen herauszuholen, und die Geigen danach zu stimmen, den Klang der Saiten zu überprüfen, die unterschiedlich - einige mehr, andere weniger stark - gespannt sind. Diese Stimmung folgt gewissen Relationen. Und nachdem sie die Instrumente gemäß bestimmten Tönen gestimmt haben, nehmen die Musikanten den Bogen in die Hand und beginnen zu spielen. Wisst ihr, wie viel Zeit ein Musiker braucht, um in ein Symphonieorchester aufgenommen zu werden, um sein Instrument, seinen Bogen vollkommen beherrschen zu können? Er muss mindestens 12 Jahre sich einer Sonderausbildung widmen. Bei uns zu Lande nennt man üblicherweise einen, der Geige spielt, einen Zigeuner - so lautet der Spitzname der Geiger. Dieses Instrument aber kann als ein Sinnbild betrachtet werden. Wir können sagen, dass die Geige das vollkommenste Instrument ist, das schon seit 300 Jahren, seitdem es der große Meister Stradivari gebaut hat, keinerlei Veränderungen erfahren, weil es seine Vollkommenheit fast erreicht hat. Die Geige ist mit der menschlichen Seele vergleichbar: zu ihr gehören vier Saiten und ein Bogen. Die Geige selbst stellt die menschliche Seele dar, die Saiten sind die vier menschlichen Temperamente. Den menschlichen Willen können wir dem Bogen gleichsetzen. Wenn ein Geiger sich Saiten kaufen geht, wird er sagen: "Ich möchte diese und diese Saite haben", nämlich e, a, d oder g, und wenn er nach Hause zurückkehrt, weiß er, wo er jede einzelne Saite anzuspannen hat. Dem Menschenwesen sind, wie gesagt, vier Temperamente eigen - das cholerische, das phlegmatische, das sanguinische und das melancholische. Das sind vier Zustände, die den Menschen charakterisieren. Sie entsprechen der menschlichen Seele, dem Verstand, dem Herzen und dem menschlichen Leben. Das sind vier Hauptsaiten, die wir aufzuwickeln und zu lockern wissen müssen. Und wenn wir unseren Verstand und unser Herz stimmen, so müssen wir sie auf einen und denselben Ton zu stimmen wissen. Bei der Geige sind die vier Saiten entsprechend auf vier verschiedene Töne abgestimmt, wobei es zwischen den benachbarten Saiten auch immer vier verschiedene Töne gibt, das heißt jede folgende Saite ist um vier Töne höher gespannt als die vorherige. Nachdem ihr die Geige ganz abgestimmt habt, sind 4 x 4 = 16 Töne vorhanden, das heißt Stufen, nach denen die Saiten gestimmt sind. Wenn der Geiger seine Geige gestimmt hat, nimmt er den Bogen und beginnt zu spielen. Und die Geige ist nämlich das einzige Instrument, auf dem man auf Kreuz spielt, es ist das Instrument, das die angenehmste Musik erzeugt und mit seinen Tönen der menschlichen Stimme am nächsten steht. Also, wenn ihr eure Geige gestimmt habt und den Bogen in die Hand nehmt, bildet ihr jenes Kreuz, über das ihr euch jetzt beklagt, und sagt: "Warum, Gott, hast du uns dieses schwere Kreuz gegeben!" Ich sage euch, dass Gott euch ein herrliches Instrument gegeben hat, ihr wisst aber nicht, wie es zu stimmen ist, deshalb tragt ihr es auf eurem Rücken wie eine schwere Last. Nehmt es ab und fangt an, es zu stimmen und darauf zu spielen. Und wenn Apostel Paulus sagt: "Ich werde mich des Kreuzes rühmen", was stellt ihr euch darunter vor? Ich sehe überall Leute, die diese Kreuze tragen, in der Kirche wie überall, aber ich habe bis jetzt keinen gesehen, der auf seinem Kreuz spielt. Ihr geht in ein Konzert und seht, dass die Leute wie selbstverständlich Beifall klatschen, wenn man dort auf dem Kreuz gespielt hat, dabei denken sie gar nicht daran, dass sie selbst ihr Kreuz, ihre Leiden haben, dass sie auch auf ihr Kreuz spielen. Das Wichtigste aber bei diesem Kreuz-Spielen ist, beim Takt zu bleiben. Wenn der Kapellmeister seinen Dirigentenstab erhebt und ihn ins Schwingen bringt, haben alle aufzupassen und sich nach ihm zu richten. Auch die Bewegung der Bögen hinterlässt bei uns ein Wohlgefühl, weil die Bögen einer bestimmten Regel folgen. Und wenn wir den tiefen verborgenen Sinn des Lebens erkennen, und seine Saiten - den Verstand, das Herz, die Seele, das Leben abstimmen, setzen wir den Bogen - den menschlichen Willen ein, so werden wir durch Den Geist Des Kapellmeisters, der Seinen Stab erheben wird, die lieblichste Musik unseres Lebens machen können. Merkt ihr euch, dass das Kreuz ein großer Segen ist, durch den uns Gott auf der Erde besucht: aus ihm gehen die größte Symphonie, Musik, Gesang hervor, was Rettung genannt wird. Diesem Gesang wohnt die Rettung inne. Als Christus gekreuzigt wurde und litt, weinten die Engel oben im Himmel nicht, sondern sie sangen. Alle Gefangenen in der Hölle freuten sich, dass ihr Retter kam. Als Er auf der Erde geboren wurde, kamen auch Engel, um Sein Kommen bekanntzugeben, was sie durch ihren Gesang taten. Das heißt, während Dieses Instrument, Diese Saiten, Dieser Bogen unseres Glaubens geschaffen wurden, sangen die Engel oben in den Himmeln. Der moderne Christ sagt: "Weh uns! Die Erde ist ein Jammertal, das Leben ist eine Last, es hat keinen Sinn." Für die dummen Menschen, die nicht spielen können und nicht spielen wollen, für die Menschen, die ihre Saiten nicht zu spannen und dem Kapellmeister nicht zuzuhören wissen, ist das Leben wahrhaftig ohne jeglichen Sinn; für diejenigen aber, die ihre Geige zu stimmen wissen, und die spielen können, für diese hat das Leben einen großen Sinn. Und die Geiger, die so angenehm spielen, bekommen einen beträchtlichen Lohn - je 4 oder 5, 6, 700 oder gar 1000 Lewa monatlich, nur weil sie ihren Bogen in Bewegung setzen. Christus kommt oft zu euch und fragt: "Kannst du spielen?" Nicht leiden wollen, bedeutet nichts anderes, als nicht spielen wollen. Diejenigen, die nicht spielen können, sind finster; auf die verlasse ich mich nicht. Man sagt: "Derjenige, der singt und spielt, der denkt nichts Böses." Ein Mensch, der leidet, also der singt und spielt in seinem Leben, der rettet sich. Der Geiger, der spielt, leidet nie Hungersnot. Wer einer es nicht kann, der geht betteln. Derjenige, der es kann und sich irgendwo setzt und spielt, der bekommt von den Leuten einen Lohn. Wer leiden kann, wird nie Hungersnot leiden. Ist euch aufgefallen, dass die Menschen immer dem zu Hilfe kommen, der leidet - sie sind diesem gegenüber genauso großzügig wie sie es dem Geiger gegenüber sind. Wenn ich stehen bleibe, um ein bisschen zuzuhören, wie jemand spielt, die anderen aber nehmen nur den sich bewegenden Bogen wahr, so höre ich auch die Stimme des Geigers mit und ich stelle fest, ob er schon das Spielen gelernt hat oder es jetzt lernt. Lernt er es jetzt, dann ist er ein Neuling - jetzt werden ihm Lektionen erteilt. In 12 Jahren aber wird er im Symphonieorchester sein, und da werdet ihr viel für eine Eintrittskarte bezahlen müssen, um ihn euch anzuhören. Nun, wenn wir dieses große Gesetz gelernt haben, nämlich zu singen und zu spielen, in moderner Sprache heißt es, zu leiden - im christlichen Sinne haben für mich diese Worte ein und dieselbe Bedeutung - so werden wir durch das Leiden zu jenem großen Gesetz gelangen, das Unsterblichkeit bedeutet. In diesem Gesetz ist die ganze Harmonie enthalten, da gibt es keine Disharmonie. Christus, Der auf die Erde kam, kam, um den Menschen beizubringen, wie sie singen und spielen sollen. Er wird euch beibringen, wie ihr die Saiten eurer Seele spannen sollt. Die Saite der Seele ist das "E", die oberste Saite, das "A", ist die Saite des Verstandes, die Saite des Herzens ist das "D", die des Lebens - das "G". Hier ist die erste Lektion, die euch Christus geben wird. Mehrmals fragen sich die Leute: "Warum hat mir Gott bloß dieses schlechte Herz gegeben?" Ob das Herz schlecht ist, oder bist du schlecht! Man sagt: "Warum hat mir Gott diesen dummen Verstand gegeben?" Ist der Verstand dumm, oder bist du dumm! "Warum hat Gott dieses sinnlose Leben gegeben?" Ist das Leben sinnlos, oder weißt du nicht, warum es da ist. Die Leiden - das sind die Gesetze, durch die Gott auf unsere Entwicklung einwirkt. Wir sollen singen und spielen, das heißt fühlen und denken. Denken bedeutet Spielen; Fühlen bedeutet Singen. Und wenn zwei Nachbarn ihre Geigen aufeinander abstimmen und zu spielen beginnen, so wird sich das sehr angenehm anhören. Vor Jahren habe ich eine Familie besucht; der Vater, die Mutter, der Sohn, die Tochter - sie alle spielten. Der Vater spielte Geige, der Sohn - den Bass usw.; sie alle hatten eine Beschäftigung. Die meisten modernen Menschen - der Mann, die Frau, die Kinder, können nicht spielen, und da sie keine andere Beschäftigung haben, fangen sie an, sich zu schlagen. Für sie ist das Leben selbstverständlich sinnlos. Christus sagt: Stimmt eure Geigen, zieht eure Bögen, lernt spielen; wenn ihr abends beisammen seid, fangt mal an, ein Lied im Takt zu spielen und zu singen, danach ein zweites, ein drittes, ein viertes. Esst Abendbrot, dann fangt wieder an. Geht danach ins Bett und am nächsten Tag geht's wieder los an die Arbeit im Leben. Nun, ihr werdet sagen: "Was hat das mit der Auferstehung Christi zu tun?" Der moderne Christ diskutiert über die Frage der Auferstehung und sagt: "Wenn ich in Den Himmel gehe, dann werde ich alles lernen." Das ist für das Jenseits. Und für diese Welt, was sollen wir für diese Welt tun? Da ist die Unlogik in den Überlegungen der Menschen. Für diese Welt sind wir sehr klug, für jene Welt aber nicht. Wenn ein junger Mann an der Universität studieren will, könnte er etwa direkt von zu Hause dort landen? Er muss zunächst den Kindergarten besuchen, danach die Grundschule und alle Gymnasialklassen, er muss sich zuerst darauf vorbereiten, die hohe Wissenschaft verstehen zu können. Erst dann wird er immatrikuliert. Nun, warum hat uns Gott auf die Erde geschickt und was ist die Erde eigentlich? Sie ist ein Kindergarten, sie stellt die einzelnen Schuljahre einer Grundschule dar, und wir müssen durch. Wenn wir sie nicht erfolgreich beenden, wie könnten wir dann später in die oberen Klassen gehen? Wenn wir ins Jenseits gehen, denkt ihr, wir werden in diese Klassen aufgenommen? Nein, keineswegs. Das Wort 'Auferstehung' enthält eine große Idee in sich. Es enthält Göttliche Geheimnisse. Auferstehen heißt, Herr aller Elemente, aller Kräfte, aller Gedanken und Wünsche, aller eigenen Handlungen sein. Wie kann nun der Mensch auferstehen, wenn er kein Herr all dieser Dinge ist? Wenn euch ein Frosch oder eine kleine Schlange Angst einjagen kann, wie wollt ihr euch auf eine Auferstehung vorbereiten? Wenn ihr auf der Erde nicht die geringsten Leiden ertragen und Gott nicht dienen könnt, wie wäre eure Auferstehung möglich? Wenn ein Geiger 12 Jahre lang tagtäglich 1 bis 10 Stunden schuften muss, um spielen zu lernen, wie viel müssten wir, die Christen, spielen, um uns Christi Auferstehung anzueignen? Eine der Schwächen der zeitgenössischen Kirche ist, dass sie meint, alles könnte mit Gaben erreicht werden. Mag sein, dass uns Gott eine Geige, Saiten, einen Bogen umsonst gibt, Er kann sogar für uns einen Lehrer finden und ihn bezahlen, aber wir sind diejenigen, die täglich 10 Stunden zu schuften haben, die spielen lernen müssen - üben müssen wir schon selber. Und derjenige, der nicht in der Lage ist, so zu üben, ist ein fauler Mensch, er taugt nicht, er ist des Reiches Christi nicht würdig. Wenn Christus zu seinen Jüngern sagt: "Friede sei mit euch!", so möchte ich für euch diesen Spruch ganz allgemein der Situation gleichsetzen, wie wenn der Kapellmeister vor dem Beginn eines Symphoniekonzertes mit seinem Stab schwenkt und alle zuhören und zu spielen anfangen lässt. Und wenn Christus sagt: "Friede sei mit euch!", soll jeder mit seiner Geige, mit seinem Bogen bereit sein, diesem göttlichen Takt lauschen, der sich von einem Ende der Welt bis zum anderen stets bewegt. Alle Menschen singen und spielen vor Gott. Er inspiziert sie. Derjenige, der das Singen nicht gelernt hat, verzerrt seinen Mund. Das Weinen - das ist ein verzerrtes Singen. Beim Lachen gehen die Mundwinkel ein bisschen nach oben, beim Weinen dagegen gehen sie nach unten. Wer weint, ist noch jung, er hat noch nicht singen gelernt. Also ist das Weinen ein verzerrtes Singen, das übrigens eine Vorbereitung auf das gute Singen ist. Es ist gar nicht so schlecht, zu weinen, weil sich dieses Weinen nach einer Weile in ein sehr gutes Singen verwandeln wird. Aber der Mensch wird es nicht leicht haben! Wir wollen nachsichtig sein: er wird singen lernen. Mit dieser neuen Energie, die Christus durch Seine Auferstehung in die Welt setzte, zeigte Er den Weg zu dieser Göttlichen Kunst, die Rettung heißt. Genau deswegen müsst ihr Das Evangelium eifrig studieren. Ihr sagt: "Das verstehe ich nicht, jenes verstehe ich nicht, dieses finde ich nötig, jenes aber unnötig, dieses ist richtig, jenes aber nicht." Ich frage euch: "Was ist richtig?" Einige wollen nicht leiden, sie wollen nicht singen, andere wollen nicht arbeiten. Was wollen sie dann? Das Weinen ist eine Übung, es ist der Übergang zum Singen. Die Hacke hat auch ihren Klang. Mit einer Hacke zu arbeiten, sie zu heben und zu legen - das bedeutet eine Trommel schlagen. Und man muss die Trommel schlagen. Man hebt die Axt und man legt sie danach - das sind die Klänge in einer bestimmten Musik. Und wenn du die Hacke hebst und wenn du gräbst - auch dann solltest du daran denken und zu dir selbst sagen: "Der Herr schaut auf mich - ich muss diese Hacke rhythmisch setzen." Auch wenn du Bäume fällst, solltest du sie allen Regeln der Kunst nach fällen. Wir sagen: "Dieses ist sinnlos, jenes ist sinnlos." Und was hat dann überhaupt einen Sinn im Leben? Die dem Anschein nach kleinsten Dinge, denen wir die geringste Bedeutung beimessen, haben den größten Inhalt. Die Auferstehung ist ein Prozess, den Der Geist Gottes in unserem Leben verrichtet, und durch den Gott diese ursprüngliche Harmonie wiederherstellt. Eines Tages, wenn sich eure Ohren öffnen, und ihr fangt an, von weitem etwas mehr zu hören als jetzt - jetzt sind eure Ohren zu dick, ihr habt nicht das geringste musikalische Talent und ihr begreift nur die gröbsten Töne - werdet ihr merken, dass bestimmte Töne, die die Gegenstände - die Quellen, die Bäume, die Blätter - von sich geben, durch das ganze Universum wandern, und ihr werdet eine großartige Musik vernehmen können, die sich von einem Ende der Welt bis zum anderen ausbreitet, und dann werdet ihr den eigentlichen Sinn des Lebens verstehen. Auch Christus will euch durch Seine Auferstehung in diesen Konzertsaal einführen. Er wird für euch bezahlen, jedem von euch wird Er eine Eintrittskarte geben; werdet ihr aber das richtige Ohr haben, um die Göttliche Musik verstehen zu können, nachdem ihr jenen Saal betreten habt und dem Konzert, dem Singen beiwohnt? Das ist der innere, der tiefe Sinn der Auferstehung Christi. Das ist das Leben, das sich unter den Engeln entwickelt, von den kleinen bis zu den höchstgestellten. Überall auf der Welt gibt es diese Göttliche Manifestation, und weil wir diesen inneren Zusammenhang nicht durchschauen können, meinen wir, dass alle Erscheinungen auch unabhängig und ohne Zusammenhang untereinander existieren. Und wenn ihr die Worte "Friede sei mit euch!" hört, müsst ihr bereit sein, das zu spielen, was euch Der Kapellmeister spielen lässt - entweder singen oder weinen. Erhebt Gott Seinen Stab und sagt Er "Friede sei mit euch!", wird der Mann, der nicht singen kann, zu schreien anfangen, so dass man schon sein Singen "Schlagen" nennen kann. Und er schlägt zwar die Trommel, aber verkehrt. Die Frau, die schlägt die Trommel manchmal auch verkehrt. Gott sagt: "Du hast nicht gelernt, die Trommel zu schlagen, den und den Ton machst du falsch, an deiner Stimme ist noch zu arbeiten, stimm und spann ein bisschen die Saiten deines Lebens, deiner Seele". Dann sag: "Friede sei mit euch!", und ihr fangt an, zu spielen. "Warte! Du setzt deine Finger nicht richtig auf die Geige!", wird Er dich wieder aufhalten. Du sagst dann: "Ich bin es schon leid!" Aber du musst wissen, dass man die Kunst durch große Geduld und Fleiß erlangt, und dass es für den Faulen keinen Himmel gibt. Gott sagt deswegen: "Wenn ihr nicht aufnahmefähig wie die Kinder werdet, werdet ihr nicht in Das Himmelreich eintreten"; weil die Kinder Lust haben, die Dinge zu erforschen, die Erwachsenen sagen dagegen: "Wir brauchen das nicht, wir brauchen jenes nicht." Schließlich werden sie krumm und einem Fragezeichen ähnlich - die Erde zieht sie an und sie werden darin beerdigt. Gott sagt: "Weil diese Geige nicht gut gemacht ist, legt sie unten, damit sie aufs Neue gemacht wird." Man wird sie wieder aufbauen und sie wird aufs Neue zur Welt kommen, damit sie wieder zu lernen anfängt. Gott hat beschlossen, dass ein jeder von euch singen und spielen lernt. Er will im Himmel keine Kinder haben, die spielen und singen nicht lernen wollen. Auch der Apostel Paulus sagt, dass er in den dritten Himmel gegangen sei und etwas gehört habe, was in keiner menschlichen Sprache zu beschreiben wäre. Er habe Singen und Spielen gehört. Johannes hat auch behauptet, dass er Singen und Spielen gehört habe. Das ist die Überlegung, die ich euch hinterlassen will. Wisst ihr, welcher der Grundton eurer Seele ist? Wisst ihr, eure Geige zu stimmen? Lernt sie zu stimmen. Jeden Morgen, sobald ihr aufsteht, sollt ihr euer Nervensystem stimmen. Ihr seid etwas verärgert, etwas beunruhigt - das zeigt, dass eure Geige nicht gestimmt ist. Haltet inne, stimmt sie. Und so, wenn ihr sie nach und nach stimmt, werden eure Sorgen auch verschwinden. Wie ist euer Nervensystem zu stimmen? Ihr geht beten - das Gebet, das ist das Stimmen. Manche fragen: "Warum sollen wir eigentlich beten?" Um eure Geige zu stimmen. Nachdem ihr eure Geige so gestimmt habt, sagt zu Gott: "Meine Geige ist gestimmt" und Gott wird euch antworten: "Fangt mit der Arbeit für den Tag an." Und der Frieden wird in euch eintreten, und die Arbeit wird euch von der Hand gehen. Es kann vorkommen, dass an manchem Tag die Frau auch ihre Geige nicht gut stimmt - sie schlägt dann bald dieses, bald jenes ihrer Kinder; selbstverständlich klappt es an diesem Tag mit der Musik nicht besonders gut. Sie sagt: "Warum hat mir Gott diese Kinder gegeben? Wie ungehorsam sind sie!" Sind die Kinder ungehorsam oder ist es die Mutter? Das ist die Frage. An manchem Tag, wenn die Geige gestimmt ist, läuft alles bestens, dabei sind es dieselben Kinder. Also hier muss es sich um eine Verstimmung handeln. Daher ist das Erste, was wir morgens zu tun haben, das Beten, das heißt unseren Verstand, unser Herz, unser Leben stimmen, um so vor Gott zur Arbeit zu erscheinen. Wir sollen dankend sagen: "Heute haben wir unsere Lektion in Singen und in Spielen gut gelernt und wenn unser Vater zurückkehrt, wird er zufrieden mit uns sein." Christus ist gekommen, um zu sehen, wie wir auf der Erde singen und spielen können. Er ist gekreuzigt und 500 Millionen Menschen singen und spielen heute auf diesem Kreuz, das, seitdem er gekommen ist, die vollkommene Zivilisation ins Leben ruft. Also, das Christentum ist eine Göttliche Musik, ein Göttliches Singen. Lernt darauf das Singen und das Spielen; stimmt gut eure Geige, bewegt richtig den Bogen und folgt den Befehlen Des Kapellmeisters. Die ganze Welt wird sich nach diesem Göttlichen Gesetz richten, und ihr werdet euch auf die andere Welt vorbereiten, auf das andere Leben, das kommt. (Gehalten am 11. September 1914 in Sofia)
  8. Die Wichtigkeit der kleinen Dinge "Sehet zu, dass ihr nicht jemand von diesen Kleinen verachtet. Denn ich sage euch: Ihre Engel im Himmel sehen allezeit das Angesicht meines Vaters im Himmel" (Mt 18,10) Die Menschen beider Geschlechter streben im Grunde genommen nach großen Dingen und nach großartigen Sachen; einer eigenen inneren Schwäche nachgehend, verachtet man die kleinen Dinge. Ihr bekommt beispielsweise einen Groschen geschenkt. "Er ist ja nichts wert. Wären es 1 000, 10 000 oder 100 000 Lewa, das wäre schon was! Aber ein Groschen, nein - ich bin schließlich kein Bettler!", sagt ihr. Ihr bekommt eine Walnuss geschenkt. "Das ist aber eine Beleidigung für mich! Es wäre was anderes, wenn du mir 5 oder 10 Kilo gäbest, aber eine einzige Nuss! Du willst mich nicht etwa auf den Arm nehmen, lieber Herr?" Nach großen Dingen strebend sind wir auch bemüht, mit hochgestellten Persönlichkeiten Bekanntschaft zu machen, mit Königen, Ministerpräsidenten, Vorgesetzten, Gelehrten, Philosophen; die sozial niedriger Gestellten dagegen bezeichnen wir als 'Unwissende' und 'Tölpel'! Vom Anfang bis zum Ende unseres Lebens begegnet uns nichts anderes als Trachten nach den großen Dingen und Verachtung den kleinen Dingen gegenüber. Jesus aber spricht zu seinen Jüngern und warnt sie davor, die Kleinen zu verachten. Warum? "Verachtet sie nicht, denn ihr beleidigt dadurch ihre Engel, die ihnen im Himmel dienen. Verachtet ihr diese Kleinen, so verachtet ihr gleichzeitig auch die Engel, deren Kinder die Kleinen sind". Nehmen wir an, wir wollen ein Stück Holz zerspalten. Zunächst schnitzen wir kleine spitze Keile und erst, wenn diese ins Holz eindringen, machen sie für die großen Keile Platz. Wären die Keile groß und stumpf, wie könnte man schaffen, sie einzurammen? So wird von den kleinen Dingen der Weg für die großen freigemacht. Und der gesamte Entwicklungsprozess in der Welt funktioniert von Anfang an dank dieser kleinen Dinge, die ihr verachtet; der Fortschritt im ganzen Weltall stützt sich auf sie. Man sagt, der Pflug ernähre die ganze Welt. Wenn der Pflüger den Acker gut gepflügt und dann bestellt hat, so wird auch der Ernteertrag gut sein. Dies alles stimmt, aber wir dürfen auch die Rolle nicht vergessen, die die Milliarden von kleinen Würmchen spielen - sie pflügen nämlich auch den Acker. Weil wir dazu erzogen sind, die Schwachen zu verachten, auch wenn wir uns zum christlichen Glauben bekennen, tragen wir jenem Wolf ähnlich unter dem Schafspelz unsere Wolfsinstinkte weiter mit, und zuweilen zeigen wir sogar unsere Krallen aus dieser unschuldigen Kleidung heraus. Unsere alten Gewohnheiten können wir auch nicht vergessen: sobald man uns einen Groschen weggenommen hat, reichen wir alsbald eine Klage deswegen beim Gericht ein. Hat jemand aber 5 000 oder 10 000 Lewa unterschlagen, sagen wir "Ah, Bravo!" zu ihm. Derjenige aber, der solche beträchtlichen Summen stiehlt, der hat sich dieses nicht auf einmal angewöhnt; zunächst hat er seinem Vater einen Groschen weggenommen, dann - fünf, später - zehn Groschen usw. Dieses Gesetz stimmt in jeder Hinsicht. Wenn wir die kleinen Ursachen verachten, so versäumen wir danach deren wichtigen Folgen und Konsequenzen in unserer Arbeit. Ich kann nun sagen, dass alle unsere jetzigen Misserfolge, gemeinsam wie privat, mit der Verachtung der kleinen Dinge in der Vergangenheit zu erklären sind. Deshalb sagt auch Jesus Christus zu seinen Jüngern, sie dürfen "diese Kleinen" nicht verachten. Nun, wer sind eigentlich "diese Kleinen"? Jemand könnte sagen: das sind unsere Kinder. Es ist schon richtig, dass es unsere Kinder sind. Aber wenn wir dabei sind, das Gesetz Christi in Wirklichkeit einzuhalten, werden wir feststellen, dass es noch viele andere Sachen gibt, die ebenso nicht zu verachten sind. "Seht zu, dass ihr diese Kleinen nicht verachtet!" - Ich werde versuchen, euch den Sinn zu erklären, der in diesen Worten versteckt ist. Ein Inder hat seinem Sohn eine Walnuss gegeben und ihn diese Walnuss untersuchen lassen. Der Sohn knackte die Nuss und aß sie auf. "Was enthält die Nuss?", fragte der Vater später. "Nichts Besonderes - ein paar Kerne, die angenehm schmecken." Da stellte der Inder eine zweite Frage an den Sohn: "Hast du in dieser Nuss nichts anderes gefunden?" Nein". - "Mein Sohn, in dieser Nuss ist eine enorme Kraft enthalten, und wenn du sie nicht aufgegessen, sondern sie in den Boden gesteckt hättest, so wäre daraus ein großer Baum gewachsen, und du hättest die Größe dieses kleinen Dinges sehen können, das der Keim eines großen Dinges ist." Gott schickt euch einen kleinen Gedanken, einen Apfelkern, und ihr sagt: "Es ist nichts", und ihr werft ihn hin. Gott aber sagt: "Fragt, was für eine Kraft er enthält, pflanzt ihn ein, und ihr werdet sehen, was für ein Baum daraus aufwachsen wird". Gerade dieser andauernden Verachtung der kleinen Gedanken haben wir unsere jetzige Lage zu verdanken, wobei wir immer wieder sagen, die Welt sei schlecht. Wir sind neunmalklug! Christus sagt: "Verachtet nicht diese kleinen Dinge, strebt nicht nach den großen, lernt die große Kraft erkennen, die in diesen kleinen Dingen steckt und nutzt sie aus: Sie werden euch dazu verhelfen, die großen zu erreichen." Ihr eigenes Haus ist doch auch aus winzigen, millimeterkleinen, zusammengehörenden Körnchen aufgebaut. Auf diesen kleinen Dingen wie das Weizenkorn, die Früchte und die anderen Kleinigkeiten dieser Art beruht unser tägliches Leben. So steht es mit dem Körper, aber genauso auch mit dem Verstand. Gerade die kleinen Gedanken und Wünsche sind es, die Freude und Lebenslust bereiten. Manchmal lachen wir über die Kinder, dass sie kleine Gedanken beschäftigen; aber nicht die Gedanken, sondern die Körnchen, die zu der Entwicklung der großen Dinge beitragen, sind klein. Und warum dürfen wir die Kleinen nicht verachten, warum dürfen wir nicht gegen das zweite Gottesgebot, "liebe deinen Nächsten", verstoßen? Jedes Lebewesen, das in irgendeiner Beziehung zu einem anderen steht und Nutzen bringt, dürfen wir nicht verachten. Dieses Wesen kann eine Taube, ein Huhn, ein Schaf, ein Ochse, ein Pferd oder aber ein Esel sein - über jedes von ihnen wird ein Buch geführt, in dem folgendes steht: heute habt ihr den Esel mit so und so viel beladen, morgen mit so und so viel. Im Buch wird alles regelmäßig notiert und wenn Gott dem Esel je 5 Lewa pro Tag berechnet, in ca. 100 Jahren, beispielsweise, wenn er euch das ganze Leben lang gedient hat, was seid ihr ihm dann schuldig? Eines Tages habt ihr ihm, jenem Schuldner gleich, 10 000 Talente zu zahlen. Ihr werdet sagen: "Ich kann mich nicht daran erinnern"; der Herr aber hat ganz genau eure Schulden im Buch notiert. Daher sind wir alle diesen Kleinen etwas schuldig. Unseren jetzigen Entwicklungsstand, unsere jetzigen Gedanken, unsere jetzigen Wünsche haben wir diesen Kleinen zu verdanken, von denen Christus spricht; also, wenn wir ihnen schuldig sind, müssen wir auch ihnen gegenüber Liebe empfinden, wir müssen wissen, dass sie für uns gearbeitet haben, folglich haben wir jetzt für sie zu arbeiten. Nebenbei möchte ich noch eine rätselhafte Angelegenheit erwähnen. Man hat mir ziemlich oft die Frage gestellt: Warum interessieren sich eigentlich die Engel so sehr für die Menschen. Was haben sie mit ihnen gemeinsam? Früher, als die Engel in derselben Situation gewesen sind, also Menschen wie wir auf der Erde waren, sind wir in der Situation der Tiere gewesen und haben ihnen gedient. Sie schulden uns viel und der Herr lässt sie es uns jetzt vergelten. Auch die ganz großen Engel verachten ihre kleinen Brüder nicht, weil diese für sie gearbeitet haben. Kann sein, dass ihr einen Diener habt, der ein einfacher Mensch ist, ihr könnt aber nicht wissen, in welcher Beziehung dieser Diener zu euch steht und warum Gott ihn in euer Haus geschickt hat. Die Beziehung zwischen euch besteht nicht erst seit heute; dieser Diener ist mehrmals bei euch, in eurem Haus gewesen. Ihr wisst es nicht, aber Gott weiß es. Möglicherweise hat er euer Leben schon mehrmals gerettet, folglich müsst ihr ihm eure ganze Liebe und Nachsicht schenken. All das begreifend sind wir in der Lage, dieses großartige Göttliche Gesetz zu verstehen - Liebe zu den Kleineren zu empfinden. Die Liebe ist nicht für die Großen, für die Engel, für die Heiligen bestimmt; sie ist den kleinen, unbedeutenden, armen und gescheiterten Brüdern zu schenken. Darum entwickelt sich bei der Mutter eine so starke Liebe zu dem Kind; sie liebt es kraft dieses Göttlichen Gesetzes, sie muss es einfach lieben. Sie liebt es eben so, einem inneren Feuer folgend, weil Gott in das Kind inkognito eingezogen ist. Ihr wollt Gott sehen, wenn Er aber in diesem Kind erscheint, sagt ihr: "Warum, oh Gott, hast Du mir dieses Kind gegeben?" Jeden Tag ruft ihr nach Gott, jeden Tag jagt Ihn weg. Und ihr werdet noch für kluge Leute gehalten! Und ein solches Verhalten zeigt nicht nur ihr, sondern die ganze Welt! Der Herr prüft jeden Tag euren Verstand, um zu erfahren, wie groß eure Liebe zu Ihm ist und inwieweit ihr die Wahrheit sagt. Einst, als die Welt verdarb, gab es das Gerücht, Gott sei auf die Erde gekommen, um nachzuschauen, wie die Menschen leben. Diese sagten dann: "Im Himmel ist jetzt kein Herr, es gibt keinen, der uns kontrolliert: wir werden etwas lockerer leben." Gott sieht an einem Ort, dass ein Mann ein blindes Pferd an einen anderen verkauft, und dabei zu dem Käufer spricht: "Glaub mir bei Gott, das Pferd ist nicht blind." "Wenn du bei Gott schwörst, so muss ich dir das schon glauben", und dieser kauft das Pferd. Gott kommt an einem Haus vorbei und sieht, wie ein Mann seine Frau verprügelt. "Um Gottes Willen, verzeih mir!" Er verzeiht ihr. Diese Beiden stellen sich später im Himmel vor und sagen: "Wir haben auf der Erde, oh Herr, Deinen Namen verkündigt!" So rufen auch die heutigen Menschen Gott nur, wenn sie ein blindes Pferd verkaufen oder ihre Frauen verprügeln wollen. Die Priester sagen: "Glaubt an Gott"; aber was kann Gott ihnen sagen? "Ich will euch nicht kennen, weil ihr meinen Namen benutzt habt, nicht etwa, um ihn zu rühmen, sondern, um die Leute irrezuführen, damit sie dieses oder jenes Verbrechen begehen und es anschließend decken." Gerade diese kleinen Sachen verursachen die Missgeschicke. Ihr habt ein blindes Pferd, ihr wollt es im Namen Gottes verkaufen. Passt aber auf und tragt immer dem Rechnung, was ihr tut. Wisst ihr, wer dieses blinde Pferd ist? Es ist euer Körper. Immer wieder reden die Menschen schlecht über ihn, immer wieder wird nur er bestraft; man sagt, er ist einzig und allein an allem schuld. Nicht der Körper ist aber schuldig. Einer betrank sich in der Kneipe und sagte danach: "Gebt ja meinem Pferd kein Futter!" Er sündigt, will aber das Pferd bestrafen. Verachtet nicht den Körper, verwechselt nicht das Fleisch mit euren Wünschen und Gelüsten. Von diesen letzteren solltet ihr euch lossagen und nicht von eurem Fleisch, widrigenfalls müsstet ihr euch eigentlich von allen euren Gedanken und allen euren Taten lossagen, die durch das Fleisch zustandekommen. Und ihr dürft euren Körper nicht plagen - diesen Tempel, den unser Herr geschaffen hat. Folglich müsst ihr sehr nachsichtig eurem Körper gegenüber sein, weil, solange er gesund ist, könnt ihr auch arbeiten. Nun, wenn Christus von "ihren Engeln" spricht, so meint er jene klugen Wesen, die uns für unsere Taten zur Rechenschaft ziehen. Das, was wir 'Gewissen' nennen, sind in Wirklichkeit diese Engel, die in uns wohnen, und die sich jede einzelne Tat von uns, ob gut oder schlecht, notieren, und zu uns sagen: "Du hast richtig gehandelt" oder aber "Du hast schlecht gehandelt". Du beleidigst jemanden und sein Engel sagt dann zu dir: "Dein Verhalten war nicht richtig". Und du fängst an, dich zu entschuldigen: "Aber entschuldige, ich war ein bisschen nervös, unpässlich, so verhält es sich nämlich". Dass du in einem solchen Zustand bist, hat nichts mit der Regel zu tun, dass du diese Kleinen nicht verachten darfst, auf denen die Göttlichen Gesetze beruhen. Diese kleinen Sachen verursachen manchmal sowohl großen Nutzen, als auch große Schäden. Ein Wolf erzählte herum, er sei ein Recke und der König aller Tiere; der Fuchs sagte zu ihm: "Gib nicht so an, weil, käme eine Mücke in deine Nase, und würde sie dich stechen, könntest du ihr nichts antun." "Wenn ich aber mit der Nase blase, wird sie herausfliegen", antwortete darauf der Wolf. Eines Tages kam eine Mücke in seine Nase herein, stach und steckte ihn mit irgendwas an und der Wolf starb daran. Oft können die kleinen Ursachen auch in unserem Leben in dieser oder in jener Hinsicht unsere Entwicklung fördern oder aber sie beeinträchtigen. Die Ursachen, die uns gut und böse machen, sind an sich nicht schlecht; schlecht ist nur ihr Gebrauch. Nehmt die Luft als Beispiel: wenn ihr sie in die Lunge pumpt, wird sie das Blut reinigen, und man wird sich wohl fühlen nach dieser Blutreinigung. Pumpt ihr aber die Luft in den Magen, wird sie Bauchschmerzen bereiten. Eine und dieselbe Sache ruft in den beiden Fällen zwei gerade entgegengesetzte Wirkungen hervor. Wenn ihr Kohle im aufgelöstem Zustand dem Magen zuführt, wird sie ein Wohlgefühl verursachen, setzt ihr sie dagegen in die Lunge, werdet ihr vergiftet. Das, was Christus unter diesen kleinen Dingen also versteht, von denen Er sagt, wir dürfen sie nicht verachten, ist das gesamte Menschenleben, mit dem wir eng verbunden sind. Beispielsweise, wenn ich euch fragen würde, ob ihr sagen könntet, wie sich euer Körper, euer Herz, euer Verstand geformt haben, wüsstet ihr genau, wie diese Dinge entstanden sind? Als der Mensch einst auf der Erde erschienen ist, ist er nicht riesig gewesen, sondern ganz winzig; unter bestimmten Bedingungen hat er sich entwickelt und ist zu Mensch geworden. Jetzt ist er millionenmal größer, als er damals gewesen ist. Seine Kraft steckte am Anfang im Keim. So enthält auch in unserem modernen Leben der Gedanke eine große Göttliche Veranlagung und wenn er einen guten Boden findet, kann er unser Leben neu erwecken. Das, was wir 'Wiedergeburt' nennen, existiert als ein Gesetz des Geistes. Es ist jener innerliche Göttliche Prozess, der das menschliche Herz, den menschlichen Verstand, die menschliche Seele, den menschlichen Geist erhebt und erneuert. Das ist ein Prozess des Aufsteigens von unten nach oben. Und in diesem Göttlichen Bestreben wird unsere Erhebung, Erlösung und Rettung erarbeitet. Deshalb streben alle Wesen - von den größten bis zu den kleinsten - danach, sich zu erneuern, sich zu erheben, und in der Jugend ist das Aufblühen der menschlichen Seele zu finden. Wenn wir sagen, wir sollten den Kleinen gegenüber nachsichtig sein, so geht dieses aus dem Prinzip hervor, Gott nicht zu verbittern, weil, verbittern wir einen Menschen, so wird in Wirklichkeit nicht dieser Mensch verbittert, sondern Der Herr, Der in ihm ist. Auch wenn wir Gutes tun, helfen wir Gott. Helfen wir jemandem, so wird uns auch sein Engel behilflich sein, der im Himmel wohnt. Wollen wir also Freunde im Himmel haben, müssen wir den Kleinen dienen und ihre Väter - die Engel im Himmel, werden uns in ihrem Haus empfangen und bewirten, dort werden wir uns wie zu Hause fühlen. Dienst gegen Dienst, Liebe gegen Liebe - so ist die Welt. Nun, wisst ihr, warum Christus diesen Spruch seinen Jüngern gegenüber geäußert hat? Das Verachten - diesen Zustand sollt ihr aus eurer Seele vertreiben. Beispielsweise begegnet ihr einem Menschen, den ihr nicht kennt. In euch entsteht Verachtung, ihr meint, er stehe vielleicht niedriger als ihr. Wenn ihr nur sein Unwissen feststellt und ihm helft, das ist schon was anderes, verachtet ihr ihn aber, so flößt ihr (euch) Gift ein. Aus der Verachtung ist der heutige Aristokratismus hervorgegangen, auch die Kasten - einige sind adlig, andere nicht, einige sind reich, andere dagegen arm. Wenn wir diese Zusammenhänge durchschauen, können wir auch erkennen, dass wir uns unserer Armut wegen nicht zu schämen brauchen, weil die Armut einen Dienst darstellt, der uns auferlegt worden ist und den wir zu tragen haben: wir müssen klein, wir müssen arm sein, um reich zu werden. Das sind zwei Gegenpole, zwischen denen sich tatsächlich die Entwicklung befindet. Und immer vollzieht sich die Bewegung vom Größeren zum Kleineren, das heißt, Gott strebt jederzeit nach dem Kleineren. Er beschäftigt sich nicht mit großen Dingen. Er hat die Welt geschaffen, aber das Regieren der ganzen Welt bereitet ihm nicht soviel Spaß, wie wenn er sich mit den Kindern beschäftigte. Seine Arbeit besteht darin, wenn Er die Menschen Fehler machen sieht, sie zu belehren. Dadurch ist Er für uns ein Vorbild, die Kleinen nicht zu verachten, sondern sie zu dulden und zu belehren - das sollte unsere Erholung sein. Wenn sich der Lehrer mit seinen Schülern beschäftigt, macht es ihm Spaß und er belobigt die Schüler, falls sie fleißig lernen. Die Heiligen sowie die Priester beschäftigen sich mit den Sündern, um sie zu Gott zu wenden. Und die Aufgabe von uns allen ist, unseren Blick immer wieder auf die schwachen Menschen und auf die kleinen Dinge zu richten. Wenn jemand sagt: "Ich kann mich nicht erholen", so denke ich mir, dass er sich mit großen Sachen, mit großen Gedanken beschäftigt. Er kann sich auch nicht erholen, weil er auf seinem Rücken einen, über seine Kräfte hinausgehenden Rucksack mit 10, 20 oder 50 Kilo Gold trägt. Wenn er in dem Rucksack nur einen Napoleondor zum Tragen lässt, wird er sich sicherlich ausruhen können. Und jetzt kommt Gott, um uns zu sagen: "Nieder mit den Rucksäcken!", und Er wird die Welt davon befreien. "Nieder mit den Waffen, die euren Verstand und euer Herz zerstören; ihr alle sollt wie die Kinder werden: die kleinen Dinge nicht verachten, die ich geschaffen habe". Gott will den Menschen in jenen ursprünglichen Zustand zurückverwandeln, der von den Menschen als 'Verwilderung' bezeichnet wird. Ich wünschte, dass die Menschen auf diese Art und Weise wild werden. 'Wild' (bulg. 'div') bedeutet auf Sanskrit 'rein'. Wollen wir rein werden und Gott immer näher kommen, anstatt grob und böse zu werden. Ich wünschte, dass die ganze Welt so schnell wie möglich wild wird, das heißt rein, edelmütig, dass sie die von Gott geliebten kleinen Dinge nicht verachtet, und der Liebe, der Gerechtigkeit, der Weisheit, der Wahrheit und der Kraft den ihnen gebührenden höchsten Rang zukommen lässt. Da ist die Rettung. Ein Vortrag von Meister Beinsa Douno, gehalten am 3. August 1914 in Sofia
  9. Das Gesetz des Dienens "Wer mir dienen will, der folge mir nach; und wo ich bin, da soll mein Diener auch sein. Und wer mir dienen wird, den wird mein Vater ehren." (Joh 12,26) Viele fragen sich, was sich hinter den Worten "wer mir dienen wird, den wird Mein Vater ehren" verbirgt. Die Welt hat verschiedene Reize: Der moderne Mensch strebt danach Wissen, Reichtum, Ländereien, Häuser, Ruhm, Berühmtheit, Kraft und vieles andere zu erlangen; sehr viele Dinge werden angestrebt. Jesus besteht aber nur auf eines: Auf das Dienen - der Mensch muss wissen, wie man dient. Diener - ein oft gebrauchtes Wort, wenn es darum geht, die niedrigste Stellung innerhalb der Gesellschaft zu bezeichnen. Es gibt verschiedene Diener - in den Kneipen, in den Restaurants, in den Küchen, in den Theatern, in den Universitäten, in den Ministerien.... An und für sich sind wir alle Diener, nur nicht alle wollen es sich eingestehen. So gibt es in der Welt zwei Arten von Dienern: Die einen, die sich ihrer Verpflichtungen bewusst sind und wissen, wie sie ihnen am besten nachkommen, und die anderen, die vom Dienen keine Ahnung haben. Die Letzteren nennen wir auch mittlere Führungsschicht, Vorgesetzte, die sich auf ihrem Posten breitmachen und erwarten, dass ihnen die Untergebenen dienen; sie lieben es, den anderen wohlfeile Ratschläge zu geben, wie man zu arbeiten und zu dienen hat. Jeder möchte sich in der ersten Kategorie befinden - Herr sein. Das Christentum aber vertritt eine völlig konträre Auffassung: Es vertritt das Prinzip, dass der, der Vorgesetzter sein will, dienen muss; es besagt, dass selbst der Sohn Gottes nicht auf die Erde kam, um bedient zu werden, sondern um zu dienen. Wir alle unterliegen dem Gesetz des Dienens. Mancher sagt: "Ich bin der Herr!"; nein, er belügt sich selbst, wenn er wirklich glaubt, er sei keinem Rechenschaft schuldig, er würde keinem dienen; denn zumindest dient er seinem Magen, der ihn tagtäglich dazu antreibt, zur Arbeit zu gehen, ob es ihm gefällt oder nicht. Er verlangt von ihm, dass er bei der Auswahl des Essens stets auf beste Qualität achtet, er besteht darauf, dass er die Nahrung, bevor er sie ihm zuführt, gründlich zerkaut, tut er es nicht, wird er mit Erbrechen bestraft: "Du musst mir gut dienen, sonst kündige ich dir!" Einige denken, dass nur der Herr den Untergebenen kündigen kann, aber auch der Magen ist dazu in der Lage. Fragt nur die Ärzte, was ein Magen macht, dem nicht richtig gedient wurde; damit ihr nur seht, wie er seinem Herrn kündigen kann. Dienen ist eine Tugend. Wie viel Leid wurde schon auf die Erde gezogen, einzig und allein deshalb, weil man es nicht versteht, richtig zu dienen. Wenn die Mutter lernt, wie man ein Kind erzieht, wenn der Lehrer lernt, wie er seinen Schülern Wissen vermittelt, wenn die Regierung lernt, wie sie dem Volk dient und Gesetze erlässt, die für seine Entwicklung wichtig sind, wird die Welt ein anderes Gesicht bekommen. Die moderne Zivilisation steht vor einer gewaltigen Prüfung: Millionen von Menschen bewerben sich darum, in den Armeen dienen zu dürfen - Gewehre zu tragen, Minen zu legen, im Gleichschritt zu marschieren, Granatwerfer zu bestücken; das ist nichts anderes als dienen. Was erwartet diese Diener? All diese Köpfe, Schenkel und Hände werden entbeint, verquirlt und in Kübeln in die Heimat zurücktransportiert. Das trägt dann auch noch das Etikett: "Zivilisation und Kultur"; die modernen Völker wollen uns sicher sagen: "Wozu ist überhaupt Der Herr gut? - Die Wissenschaft bringt uns weiter!" Was hat sie uns denn beigebracht? Hart zu sein, Revolver und Granaten herzustellen! Ja, die Wissenschaft hat uns zu dieser Prüfung bestellt, damit wir diesen gefährlichen Versuch machen, und auch der Himmel prüft uns und unser Verständnis vom Dienen. Die Welt verlangt nach Dienern, die ihr voll zur Verfügung stehen, und Der Herr erwartet auch das Seine. Christus sagt: "Wer mir dienen wird, den wird mein Vater ehren!" Wir sind ständig damit beschäftigt, unsere Sachen zu ordnen, aber sie wollen sich keiner Ordnung einfügen. Wir erkranken, rufen den Arzt, damit er uns heilt, doch trotz allem holt uns der Tod ab. Wir bauen uns eine Villa, richten sie mit dem Feinsten vom Feinsten ein, stellen Wachleute ein, damit keiner unsere Reichtümer klaut und einige Wochen später brennt das Haus ab. Christus sagt: "So viele tausend Jahre habt ihr diesem euren Prinzip gedient, und seht, wie viel dieser Untergrund trägt; wenn ihr hingegen Mir dient, werdet ihr den Sinn in eurem Leben sehen!" Wir müssen dienen, weil selbst Christus nicht bedient werden wollte, sondern diente. Die Menschen müssen Diener der Schwächeren und der Schutzlosen werden. Wir dürfen nicht zulassen, dass schlechte Leute die Welt bedienen. Wisst ihr, warum die moderne Gesellschaft verdorben ist? Die Mütter, die die Kinder alleine erziehen müssen, vertrauen ihre Kinder unfähigen Dienerinnen an, und sie selbst gehen ins Theater, auf Bällen, in Cafes und anderen Vergnügen nach. Was können diese sittenlosen und unfähigen Dienerinnen ihnen schon beibringen? Doch wohl nur das, was sie selbst wissen! Dienerinnen erziehen die jetzigen Kinder - nicht nur in Bulgarien, sondern auch in Frankreich, Deutschland, Amerika - kurzum überall. Nicht alle Dienerinnen sind sittenlos, aber der größte Teil ist es eben, und das ist in erster Linie die Schuld ihrer Dienstherren. Wenn die Mütter im wahrsten Sinne des Wortes Dienerinnen ihrer Kinder wären, die sie auf dem Weg des Aufwachsens und der Erziehung begleiten, sähen einige Dinge anders aus. - Das gleiche gilt für den Vater, der nicht einmal bereit ist, seine Söhne zu erziehen. Wenn Vater und Mutter drangehen, ihre Verpflichtungen zu vernachlässigen und sie auf ungebildete Dienerinnen abzuwälzen, die keine Ahnung davon haben, was das Leben eigentlich ist, kann das Resultat nur verheerend sein. Eine Dienerin kann allein schon aus dem Grund kein Kind erziehen, weil sie es nicht geboren hat und keine Liebe zu ihm empfindet. Sie sagt sich: "Was soll ich die Kinder hüten, während es sich Madame gerade im Cafe gemütlich macht?!" Ich werde euch erklären, was einen guten Diener ausmacht, was für Eigenschaften man von ihm verlangt. Vor allen Dingen muss er ein edles Herz haben, empfindsam sein, aufgeschlossen, Demut muss er besitzen und formbar sein, arbeitsam und nicht faul. Das Leben ist anspruchsvoll und wir müssen ihm dienen, wie es sich gehört. Wenn ein Schneider bei einer Auftragsarbeit Fehler macht und es nicht schafft, es so zu machen, wie es sein sollte, gibt man sie ihm zurück, worauf er für den Stoff und anderen entstandenen Schaden aufkommen muss. Mit der Natur verhält es sich genauso: Sie gibt uns einen Stoff und trägt uns auf: "Schneidet und vernäht ihn zu dem Kleid!" - und wenn wir uns bei dieser Arbeit blamieren, fordert sie Schadensersatz. Wenn wir lernen wollen, wie man dient, müssen wir uns an Christus wenden, damit Er es uns beibringt. Ein Diener muss sehr klug sein, denn dumme Menschen können keine Aufgabe richtig erfüllen. Die Lehrer, die Geistlichen - auch sie sind Diener. Wenn ein Lehrer vorgibt, sein Handwerk zu verstehen, muss er die Seelen der Kinder kennen, um imstande zu sein, ein Kind zum Wissen zu führen. Der Geistliche muss die Seelen seiner Gemeinde kennen, um ihren Herzen die passende Nahrung geben zu können. Wir müssen über noch einen anderen Wesenszug verfügen - über eine große Geduld. Viele Menschen nennen geduldige Menschen "Ochsen"; "Er ist," sagen sie "ein Ochse!" Geduldig zu sein, bedeutet nicht, ein Ochse zu sein; die Geduld ist eine vernünftige Handlung, die es uns erleichtert, die äußere Unbill des Lebens zu ertragen. Es muss immer ein inneres Gleichgewicht zwischen Seele, Herz und Verstand bestehen. Da war zum Beispiel vor einigen Jahrhunderten ein Mathematiker, der seit zwanzig Jahren an einer Berechnung arbeitete. Doch in seiner Kammer herrschte schreckliche Unordnung, überall lagen Bücher, Blätter und einzelne Zettel herum. Er schloss immer seine Räumlichkeiten ab, doch eines Tages vergaß er es und sein Zimmermädchen ging hinein, und als sie das ganze Durcheinander sah, beschloss sie, aufzuräumen; sie sammelte die ganzen Blätter und Zettelchen auf und warf sie in den Ofen, wo sie verbrannten. Sie räumte das Zimmer sehr gründlich auf, reinigte es und brachte es auf Hochglanz. Irgendwann kam der Herr des Hauses zurück und fragte: "Wo sind die Papiere, die auf dem Boden herumlagen?" - "Ich habe sie in den Ofen geworfen. Seht nur, wie schön das Zimmer jetzt aussieht!" - "Das nächste Mal bitte nicht!" - das war seine Antwort. Wir dienen wie dieses Zimmermädchen: Wir sammeln die Zettelchen auf, das taugt nichts, jenes taugt nichts - ab damit in den Ofen. Dieser gelehrte Mensch, dessen zwanzigjährige Arbeit zu Asche wurde, hat nicht so gehandelt, wie wir es tun würden, sondern er legte eine beispielhafte Geduld an den Tag; er sagte nur: "Das nächste Mal, bitte nicht!". Ihr befindet euch in genau derselben Situation - die Tür ist offen, das Zimmermädchen kommt rein, sammelt das Papier auf und eines schönen Tages findet ihr euer Werk verbrannt im Ofen wieder. Wenn ihr euer Haus nach Art des Zimmermädchens aufgeräumt vorfindet, was sagt ihr dann? Ich bin mir sicher, dass Tränen fließen werden - "Mein Herr, bin ich etwa der größte Sünder auf dieser Erde?! Warum hast Du es gerade auf mich abgesehen?! Wieso...?" Wir sind Leute, die von sich glauben, das göttliche Gesetz voll und ganz zu verstehen. Wir müssen dasselbe wie dieser Philosoph sagen: "Das nächste Mal bitte nicht!" und uns für die Zukunft vornehmen, das Zimmer in Ordnung zu halten und immer abzuschließen, um es den gut gemeinten Absichten des Zimmermädchens zu entziehen. Jetzt sagt Christus: "Wer Mir folgt, den wird Mein Vater belohnen!" Stets denkt man nur an diese Welt, an diese Phase des Übergangs, man bringt ständig die hiesigen, familiären Angelegenheiten in Ordnung, aber gleichzeitig versinken die anderen, die wichtigeren Dinge im Durcheinander - euer Verhältnis zum Herrn, Der euch eines Tages zur Rechenschaft ziehen wird. Dieser Tag kommt unausweichlich. Wisst ihr, was nach einigen Jahren sein wird? Wisst ihr, wie sich diese Zeit auf Europa auswirken wird? Wie wird später die Lage sein? Wir wissen es nicht genau. Die Menschen, die der Zivilisation entspringen, müssen die Prinzipien Christi anwenden, um zu lernen, wie man dient und jene, die sich nicht darum scheren, werden auf einmal im Abseits stehen. Die Theorie Darwins besagt, das nur die fähigen und gesunden überleben. Es versteht sich von selbst, dass bei einer geistigen Entwicklung nur die gemeint sind, die geistig und moralisch gesund sind. Denkt im übrigen nicht, dass sich Gesundheit in einem vollen und runden Gesicht und einem ebensolchen Körperbau ausdrückt - dass die Menschen einen noch dickeren Hals haben, einen noch größeren Bauch, eine noch fülligere Erscheinung abgeben und noch mehr essen müssen. Wenn das ganze Leben nur aus Essen und Trinken bestünde, wäre es nicht mehr und nicht weniger als ein krankhafter Zustand. Ich bin nicht dem guten Essen abgeneigt, aber viele denken, es sei sinnstiftend. In der Tat geht ein Drittel unseres Lebens dafür drauf, denn wir dienen ihm von morgens bis abends: Nach dem Aufstehen überlegen wir uns, was wir trinken sollen, ob Tee oder Milch, wenn Milch, dann mit Kakao, oder deutsch, oder gar mit einem türkischen Kaffee. Kaum haben wir gefrühstückt, fangen wir uns zu überlegen an, was auf dem Mittagstisch stehen soll. Huhn oder Hammel, mit Tomaten oder Paprika, gewürfelt oder gehackt, so oder anders. Wir beenden das Mittagessen und fangen an, an das Abendessen zu denken; manchmal haben wir genug, manchmal aber auch nicht. Ständig variieren wir das Essen, so, dass das Kochen zu einer Wissenschaft geworden ist, die eigens erlernt werden muss. Es ist schön, aber kein Ziel im Leben. Die Kraft der Mahlzeit, die unser Magen nutzen kann, hängt nicht davon ab, mit was für Finesse sie zubereitet wurde. Wir sollen nicht glauben, dass wenn wir ordentlich salzen, pfeffern und einen dicken Batzen Butter hinzugeben, die Mahlzeit gesünder wird - wir tun es nur für den Gaumen, für den Mund. Wenn wir wissen wollen, ob eine Mahlzeit gut war, müssen wir nach einer halben Stunde unseren Magen fragen, was er dazu meint: Lässt er uns ein leichtes Völlegefühl verspüren, einen leichten Druck, gepaart mit ein bißchen Unwohlsein, sagt er uns: "Dieses Essen ist für die Gesundheit nicht gerade förderlich, ich kann euch die gewünschten Säfte leider nicht geben." Am nächsten Tag sagen wir uns: "Gebe ich ihm diesmal ruhig etwas mehr, schließlich braucht er Kraft für seine Arbeit!"; man sagt sich das solange, bis die Ärzte eine Vergrößerung des Magens diagnostizieren. Die modernen Menschen leben nur für den Magen, weshalb ihre Anstrengungen nur von Gedanken und Gefühlen an das Essen erfüllt sind. Der Lehrer unterrichtet in der Schule und macht sich Gedanken darüber, wie hoch sein Lohn sein wird - 300 Lewa oder 400 Lewa, und wie viel er folglich für Essen und Sonstiges ausgeben kann. Alle Fragen kreisen nur um das Essen, und anschließend fragen wir uns, warum wir uns nicht als Lehrer und Geistliche erheben können. Wir sind darauf aus, unseren Körper in einem möglichst gesunden Zustand zu halten - was für ein Essen man ihm am besten gibt, was für eine Behausung man ihm errichtet; wir arbeiten an dem äußeren Erscheinungsbild, aber keinen scheint es zu interessieren, wie es auf der Innenseite des menschlichen Lebens aussieht. Genauso wie unsere Wohnung gut aufgeräumt sein muss, muss auch in unserem Verstand Ordnung herrschen. Genauso wie unser Körper ein Recht darauf hat, ein hygienisches Haus zu bewohnen, muss auch unser Herz hygienisch untergebracht werden. Ich halte denjenigen für nicht besonders klug, der zwar sein Haus in Ordnung hält, sein Herz aber im Wirrwarr versinken lässt. Wenn wir eine Entscheidung treffen, die mit Dienen verbunden ist, sind die Äußerlichkeiten ausschlaggebend, und nicht, wie es eigentlich sein sollte, zuerst das Herz und der Verstand, und der Körper zuletzt. Nur wenn wir unser Leben so angehen, werden wir Gottes Segen haben. Christus sagt: "Wenn ihr Mir dienen wollt, müsst ihr euer Herz voranstellen!" Er kam auf die Erde, gerade um an unserem Herzen zu arbeiten. Worin besteht diese Bearbeitung? Das Unkraut, die Unzulänglichkeiten müssen entwurzelt werden. Ihr seid lange Zeit Christen, ihr alle folgt Christus, aber wenn Er euch jetzt zu einer Prüfung riefe, wie viele von euch würden in Geduld und Demut bestehen, sollte die Aufgabe nicht theoretisch, sondern praktisch gelöst werden, oder auch in Verbindung mit anderen Gütern wie Gerechtigkeit, Liebe, Wahrheit, Weisheit? Glaubt ihr, dass ihr nicht durchfallen werdet? Ob euch die Leute lieben, merkt ihr sofort, aber ob ihr die anderen liebt, darüber rätselt ihr immer noch. Wenn Der Herr verlangt, den Nächsten zu lieben, müssen wir diese Liebe bis zur Selbstaufgabe treiben. Wir sagen oft: "Diese Kerle ziehen mir noch das letzte Hemd aus, ausgeraubt haben sie mich!" Haben wir den Herrn etwa nicht ausgeraubt - all die Schätze dieser Erde? Der Herr ist auf die Erde herabgestiegen und sagt zu all seinen Dienern, die geraubt und gelogen haben: "Mir reicht es mit dieser Räubermentalität und diesen Lügen, kommt, hier habt ihr die Rechnung!" - den momentanen Krieg in Europa. Der Herr sagt: "Gebt mir Rechenschaft darüber, was ihr mit dem gemacht habt, was ich euch gab, für was habt ihr es verwendet?" Manche sagen, dass geoökonomische Voraussetzungen diesen Krieg nötig gemacht haben: Deutschland hätte zu wenig Boden, deshalb werde gekämpft. Wenn Deutschland ein kleines Land ist, das um Raum kämpft, was ist dann mit Russland und England? Es geht nicht um Land, sondern um etwas anderes, das den Leuten fehlt. Jeder will Herr werden, jede Rasse, die aufgeht, will herrschen, jedes Volk will Herr über alle anderen Völker werden, zwangsläufig stößt man da aneinander. Wenn alle Menschen vom Prinzip Christi geführt wären, der Menschheit dienten, wenn sich jeder auf seinen Wirkungsbereich konzentrieren würde und sein Werk in die Menschheit einbringen würde, gäbe es keine Streitereien. Jetzt bewaffnet man sich, um Einflusssphären zu verteidigen und zu erweitern. "Wie doof die doch sind, die sich jetzt bekriegen!", denken sich einige. Doch das, was sich jetzt im großen Maßstab abspielt, kann man jeden Tag im Kleinen beobachten: Geht in ein Haus und seht, was los ist: Zwei junge Menschen lernen sich kennen, heiraten, Bekannte und Verwandte freuen sich - "Ah, ein Paar, das in Frieden und gegenseitigem Verständnis leben wird!" Kommt nach zwei, drei Monaten wieder vorbei: Die Frau zerzaust, der Mann ebenfalls - sie schlagen sich zu Hause; die Frau will befehlen, der Mann widerspricht: "Ich bin der Herr im Haus!" Tatsächlich machen sich beide etwas vor: Weder der eine noch der andere ist der Herr, sondern sie beide sind Diener. "Man sagt doch, der Mann sei das Haupt der Familie!" Der Kopf zu sein bedeutet noch lange nicht, der Herr zu sein; das Haupt zu sein bedeutet, ein kluger Diener zu sein, der, weil auch noch älter als die Frau, ihr beibringen sollte, wie man richtig dient, damit beide sagen können: "Wir sind Diener unseres Herrn und wir können beide bestraft werden; wollen wir uns gegenseitig ergänzen und beinflussen!" Dies war als Gleichnis gemeint, passiert aber tagtäglich in der Welt. Lassen wir Mann und Frau jetzt in Ruhe. Manchmal sind wir unzufrieden mit uns, führen in uns ein wahres Gemetzel durch; warum? "Mir fehlt der Wille, ich kann dies und jenes einfach nicht ausführen!" - "Warum hast du denn keinen Willen, du bist doch dein eigener Herr?" - "Es muss irgend einen tieferen Grund geben!" Womit hängt dieser innere Zwiespalt des Menschen zusammen? Er hängt damit zusammen, dass er sich im Widerspruch zum Herrn befindet, im Widerspruch zu den heiligen Geboten. Wenn sich der Mensch ständig in solchen Widersprüchen bewegt, muss er damit rechnen, dass sein innerer Kummer immer größer wird, sein innerer Zwiespalt; der Verstand ist verwirrt, man weiß nicht, was man machen soll, schlechte Gedanken und Wünsche umschlingen ihn, die in keinster Weise über göttliche Kraft verfügen - ganz im Gegenteil - und schon nimmt das Leben ein anderes Aussehen an. Die schlechten Gedanken und Wünsche sind wie eine Schlange, die sich um den Menschen windet und ihm jene Säfte aussaugt, die eigentlich für das Herz und den Verstand bestimmt waren; diese Säfte fehlen ihnen nun und sie fangen an, sich zu paralysieren. Wisst ihr, was die Halter von Tanzbären machen, bevor sie ihr Programm vorführen? Sie geben den Bären ein kleines bisschen Mehl zu fressen, damit jene Instinkte nicht geweckt werden, die ihn gefährlich machen. Nehmt die vielen Leute, die die fixe Idee, reich zu werden, in den Wahnsinn getrieben hat: Sie verdienen zehntausend, fünfzigtausend, hunderttausend, eine Million, zehn Millionen - immer noch sind sie nicht satt. Noch und noch und noch häufen sie Reichtümer auf. Aber wozu? Dieser Drang hat schon längst seinen Sinn verloren, und sie wollen noch mehr. Um noch reicher zu werden, bedient man sich neuerdings sogar hypnoseähnlicher Methoden, um Einfluss auf die Leute zu gewinnen, um ihr Denken und Handeln zu manipulieren. In früheren Zeiten versteckten sich die Räuber, mit Gewehren bewaffnet, in den Wäldern, jetzt flanieren sie über die Boulevards und haben andere Hilfsmittel, um ihren Nächsten zu berauben. Man erzählt sich, dass es in New-York drei Hypnotiseuren gelungen sei, einen Bankier dazu zu bringen, ihnen fünfzehntausend Dollar auszuhändigen, mit denen sie dann auch verschwanden. Die Art des Beraubens hat sich gewandelt. Alle wollen diese Fähigkeit haben, diese Macht über die Welt; wißt ihr aber, in was für ein Unglück man damit hineinschlittert? Ich habe dieses Beispiel schon ein anderes Mal angeführt: In einer alten Überlieferung wird erzählt, dass ein Mensch solch eine Macht in seinen Händen haben wollte, dass das, was er anfasst, augenblicklich zu Gold wird. Er sagte sich: "Wenn ich das könnte, würde die ganze Welt einen Nutzen davon haben!" Ein Engel fragte ihn: "Wenn dein Wunsch erhört wird, wirst du dann für alle Zeiten zufrieden sein?" - "Ja, es wäre für mich das größte Glück!", beteuerte er, heftig nickend. - "Dein Wunsch soll in Erfüllung gehen!" Als dieser Mensch nach Hause kam, wurden Stühle, Bücher, Tassen zu Gold. Er ging in den Garten - Steine, Bäume, alles verwandelte sich in Gold. Er sagte sich: "Ich werde von jetzt an kein Diener mehr sein, sondern Herr!" "Sieh nur Frau, wir sind mit einem Mal glückliche Leute geworden!" Die Frau deckte den Tisch, stellte auf ihn Suppe und Brot, sie setzten sich mit den Kindern zum Essen hin, der Mann nimmt den Löffel er wird zu Gold; rührt die Suppe um - sie wird zu Gold; berührt den Tisch - er wird zu Gold; streift die Frau - sie wird zu Gold. Mit einem Mal fasste er sich an den Kopf und flehte Den Herrn innigst an, ihm aus diesem Schlamassel zu helfen. So kann Gier und Unvernunft enden. Wir können diese Macht erlangen - dadurch verwirken wir aber unser Leben. Wahrer Reichtum ist in, und nicht um uns; er liegt auch nicht in unserer körperlichen Stärke. Die Kraft eines Menschen besteht nicht aus den Muskeln, sondern in jenem diffizilen und zarten Gefühl, das imstande ist, alle anderen Kräfte zu entwickeln. Gott hat die Welt so erschaffen, dass sich die Natur jener augenscheinlich schwächsten Kraft unterwirft - der Liebe. Sie ist so zart und diffizil, und doch herrscht sie über alles. Wenn die Liebe in einen Menschen einzieht, nimmt sie ihn auseinander, um ihn anschließend neu zusammenzusetzen. Nehmt einen Mann, der seine Diener und Dienerinnen oft und gern schlägt; eines Tages taut er auf und opfert alles, um Gutes zu tun. Welche ist diese Kraft, die diesen Menschen nun regiert? - Jenes Prinzip, über das Christus sagt: "Wer der Liebe dient, dient Mir!" und: "Dieser Diener wird alles haben, was Ich besitze!" Die Leute suchen nach der Wahrheit und Jesus setzt diese Wahrheit ins Leben, in jenes Senfkorn. Wenn wir diese kleine Hefe, die sich Liebe nennt, in unser Herz setzen, in die Herzen der Herrschenden, so wird die Welt ihr Antlitz verändern. Die Ignoranz gegenüber der Lehre Christi hat diese Katastrophe in der Welt verursacht. Bei diesen Kämpfen und Zusammenstößen schüttet Gott Milch auf das ganze Durcheinander, die Leute schubsen sich nach allen Seiten - solange, bis sich Butter an der Oberfläche bildet; die Butter wird gegessen, der Rest bleibt als Dünnmilch zurück: die einen werden also zu Butter, die anderen zu Dünnmilch. Die Butter und die Dünnmilch wird Gott für Seine guten Ziele verwenden. Nun, es kommt jetzt darauf an, wer zu was wird; doch unser Weg ist bereits vorgezeichnet, egal ob wir zu Butter oder zu Dünnmilch werden sollen. Christus wandte sich an die Juden und fragte sie, wer von ihnen Sein Schüler sein wollte. Einige von uns sagen: "Ich bin rechtgläubig, ich glaube an Christus!" Jene, die nur an Christus glauben, sind nur Zuhörer; Seine Frage lautete, wer von euch Sein Gesetz anwenden will. Haltet ein bisschen inne und denkt über diese Worte nach, "ich diene Christus"; wenn ihr euch vornehmt, ein Jahr lang Christus zu dienen, werdet ihr den tiefen Sinn dieser Worte entdecken, den man nicht so ohne weiteres in Sätze zwängen kann. Es ist sehr einfach, aber ihr müsst ausreichend Helligkeit haben. Christus soll euch dieses Licht geben, unter dem ihr euch entwickeln könnt; ich kann euch lediglich das Saatgut geben, denn nur Christus kann es hervorsprießen lassen. Dieses Empfinden der Liebe hängt nicht nur von unseren Kräften und Wünschen ab, sondern von der Beziehung, die wir zu Christus haben. Einige fragen: "Wo ist Christus?", und erwarten, dass er vom Himmel kommt. Christus ist schon in der Welt und selbst der Letzte hört Ihn. Er kommt auf zwei Arten, er besitzt zwei Gesichter: Das eine ist gütig. - "Der Friede sei mit euch!"; das andere ist zornig - Feuersbrunst, Gewehre und Explosionen. Jetzt sagt Er: "Ruft jene hierher, die nicht meiner Lehre gefolgt sind, damit sie die Bitternis ihrer Ungezogenheit verspüren. Sie wollten mir nicht dienen, also müssen sie für die bitteren Folgen ihrer Eigenmächtigkeit geradestehen. Jeder soll das ernten, was er gesät hat!", genauso wie ihr einen Verbrecher nicht ungestraft lasst, der eine Unmenge unschuldiger Kinder auf dem Gewissen hat. Christus wendet sich an uns und sagt: "Wenn Mir jemand dient, soll er Mir folgen!" Ihr sagt: "Es ist einfach, ihm zu folgen, wir werden ihm sogar "unser Meister" zurufen!" Er könnte euch aber auch zurückweisen: "Nicht, weil ihr meine Lehre wollt, sagt ihr das, sondern weil ihr euch von dem Brot und dem Fisch ernährt habt!" Er wird euch fragen: "Habt ihr einem Kranken geholfen, habt ihr ihn geheilt?" Wenn der Mensch vorhat, Dem Herrn zu dienen, darf er nicht Ihn suchen und Ihm dienen, sondern seinen "kleinen Brüdern". Die Menschen wollen vom Herrn, dass Er Frau und Kind gesund hält, dass Er ihnen Geld gibt und eine gute Stellung verschafft. Zwei Jahrtausende lang sah so unser Dienen Des Herrn aus. Jetzt fragt Er Europa angesichts dessen: "Was habt ihr all die Jahre für mich getan?" Wenn Christus auf euch zukommen würde, was werdet ihr Ihm sagen? Denkt darüber nach, was ihr ihm dazu sagen werdet, was ihr für ihn getan habt. Wir können bei diesen Ereignissen Ruhe bewahren, die die ganze Welt in Angst und Schrecken versetzen. Für uns ist es nur wichtig zu wissen, unter welcher Kategorie wir fallen. Viele wollen Christus sehen, der Tag kommt näher, an dem ihr ihn sehen werdet. - Einige aus der Nähe, andere aus der Ferne; wieder andere nur oben in den Wolken. Deshalb sage ich, dass die Momente, die ihr gerade durchlebt, die schwersten eures Lebens sein werden. Wenn ihr noch immer die Illusion habt, unbedingt im Leben dies und jenes erreichen zu müssen, belügt ihr euch selbst. Ich gebe euch einen Rat: Ihr habt nicht ewig Zeit, euch beizubringen, wie ihr Gott dienen sollt, wenn ihr nicht wollt, dass er euch unvorbereitet vorfindet. Das ihr ja nicht denkt, ihr hättet ewig Zeit! Für die ganze Generation von heute gibt es keine Zeit mehr. Kinder und Erwachsene, Geistliche und Vorgesetzte, Könige und Minister - alle müssen lernen, Dem Herrn zu dienen; wenn nicht, müssen sie zu Dünnmilch werden. Die Kuh ist bereits gemolken. Was denkt ihr, will ich euch sagen? Dass die Milch schon auf die Welt gegossen wurde, und Der Herr bald anfängt, die Butter abzuschöpfen! Diese Kuh kennen wir alle; die gemolkene Kuh - das sind wir. Wenn uns Gott so viele tausend Jahre auffordert, wie erwartet er es, uns dann auf der Erde vorzufinden? Wenn der Vater nach Hause kommt und seine Kinder dabei erwischt, wie sie sich gegenseitig an den Haaren ziehen und schlagen, was denkt er dann? Dass die Mutter sie nicht richtig erzogen hat. Jeder hat gegen jemand anderen etwas: Man zerrt sich gegenseitig vor Gericht. Es sind ganz gewöhnliche Bürger, Lehrer, Geistliche, Liberale, Konservative, Sozialisten und Sozialdemokraten - überall Zank und Zerwürfnisse; wir aber müssen alles über Bord werfen, das unser Leben vergiftet, und uns zumindest in diesem Moment ruhig und still verhalten und abwarten, was auf uns zukommt. Bisher fragten die Leute: "Gibt es eine andere Welt oder nicht?"; es kommt die Zeit, in dem der Himmel fragt, ob es Geist gibt oder nicht, ob es Engel gibt oder nicht; eines Tages werdet ihr sehen, ob es Den Herrn gibt oder nicht. Wenn es jemand nicht glaubt, soll er abwarten und selbst sehen. Mit Argumenten kann ich euch hier nicht dienen - die Klugen unter euch werden es verstehen. Der, der nicht will, wird mit dem Lernen von vorne anfangen müssen. Jetzt kommt die Frage an euch: Christus will von euch, dass ihr Ihm dient - jene, die seine Schüler werden wollen, sollen ihm im weitesten Sinne dienen; denen, die hungern, die verwirrt, die verbittert sind sollt ihr helfen, ihren Geist zu erheben. Es gibt Verzweifelte, die sich fragen: "Was wird aus uns?" - zeigen wir ihnen den rechten Weg. Ich werde euch noch ein Beispiel geben und damit abschließen: In New-York setzt sich ein Reisender in einem der größeren Hotels der Stadt ab. Das Zimmer, das er bekam, bewohnte er zusammen mit einem Zimmergenossen, der die Angewohnheit hatte, sehr tief zu schlafen. In der Nacht brach im Hotel ein Feuer aus. Der Reisende stand sofort auf und rief seinem Zimmergenossen ins Ohr: "Wach auf, das Hotel brennt!"; dieser gähnte ihn aber an: "Hau ab und lass mich in Ruhe schlafen!" - "Steh auf, sag ich dir, das Hotel brennt lichterloh!" Der andere packte ihn daraufhin am Kragen, setzte ihn vor die Tür, schloss sie ab und kuschelte sich in sein warmes Bettchen. Das Feuer ergriff endgültig von dem Hotel Besitz, und irgendwann sah man den Mann auf dem Dach, wo er vergeblich um Hilfe schrie; doch es gab keinen mehr, der ihm hätte helfen können. Ich sage euch: Dieses Hotel, in dem ihr zeitweise lebt, brennt; ich rate euch: Passt auf, sonst seid ihr es, die am Ende auf dem Dach stehen und Leute um Hilfe rufen, die es gar nicht mehr gibt. Wenn ihr hört, dass das Hotel brennt, zieht euch an und geht ins Freie. Alles was brennt, wird zusammenstürzen, alles, was bisher dem Fortschritt der Menschheit im Wege stand, wird zu Asche, die der Wind davonträgt. Auf diesen Trümmern wird Der Herr etwas Gutes bauen. Denkt nicht, dass damit das Leben zu Ende ist. Es wird lediglich eine neue, glorreiche Epoche anbrechen und deshalb können wir mit Freude und Optimismus in eine leuchtende Zukunft blicken. Vor diesen Stürmen, die über uns hinwegfegen, um zu säubern und die Welt zu reinigen, dürfen wir nicht die geringste Angst haben. Eigentlich müssten wir Gott für ihr Kommen danken. Wir brauchen nicht zu versuchen, diese Stürme abzuwehren - wir könnten es auch gar nicht. Sie werden vorüberziehen und ihr Gutes zurücklassen. Wir müssen nur bereit sein, wenn Christus kommt. Und er wird kommen; für einige ist er schon da, für andere noch nicht. "Wer Mir dient, der soll Mir folgen!" - Folgen wir Ihm! Werdet ihr Ihm folgen oder nicht? Wenn ihr Ihm folgt, werdet ihr das Ideal des Individuums finden, des Hauses, der Gesellschaft, des Volkes und der ganzen Menschheit. Das ist schließlich auch der Sinn des Lebens hier auf Erden. Ein Vortrag von Meister Beinsa Douno, gehalten am 27.07.1914 in Sofia
  10.  Die Träume des Joseph "Dazu hatte Joseph einmal einen Traum und sagte seinen Brüdern davon; da wurden sie ihm noch mehr feind." (Gen. 37:5-11; 39:1-23) Wir fragen uns im Leben oft, warum uns manchmal Unglücke widerfahren. Man meint überhaupt, dass die Leute leiden, um für Sünden zu büßen, die sie bereits begangen haben oder noch begehen werden, und man fängt an, nach Gründen zu suchen. Wir sehen, dass sich das Leben in den beiden Träumen des Joseph widergespiegelt hat, die er seinen Brüdern erzählte. Selbstverständlich deuteten sie die Träume auf ihre Weise und vermuteten, sie seien Ausdruck geheimer Vorhaben und bedenklicher Ziele, und um ihr Wohlergehen besorgt, beschlossen sie, ihn verschwinden zu lassen. Wie ihr seht, waren das keine fremden Leute, sondern die eigenen Brüder. Sie nahmen ihn bei der ersten Gelegenheit gefangen und verkauften ihn an ismaelitiche Sklavenhändler, die ihn wiederum an einen Ägypter verkauften, womit für Joseph die Prüfungen begannen; Gott prüfte seinen Charakter. Das Leben des Menschen ist nichts anderes als eine Prüfung - es ist der Prüfstein, auf dem sich der menschliche Charakter beweisen muss. Das Wertvollste an der menschlichen Seele ist ihr Charakter - und der muss durchs Feuer gehen. Nur wenn er durchs Feuer geht und standhält, kann man von einem wertvollen, beharrlichen, ewigen Charakter sprechen, von einem ewigen Haus, in dem man wohnen kann. Der Charakter ist das Haus des Menschen. Wir sehen, dass auf Joseph Probleme zukommen, eines nach dem anderen. Zu den Problemen aus den beiden Träumen gesellen sich sehr bald auch andere, von denen Kapitel 39 erzählt. Weil er ein schöner junger Mann war, begehrte ihn die Frau seines Leibherren schon nach kurzer Zeit; sie wollte sich mit ihm vergnügen, aber er entgegnete ihr: „Mein Leibherr hat alles in meine Hände gegeben bis auf dich, du gehörst ihm allein, du bist sein Recht, und eine solche Schande könnte ich vor Gott nicht verantworten!" Wir sehen, dass in der Seele dieses jungen Mannes Gott herrschte; alles was er tat, maß er daran, ob es vor Gott zu verantworten ist oder nicht. Er war sich der Unannehmlichkeiten bewusst, die ihm die Abfuhr an einer solchen Frau bereiten könnten, aber er zog die Leiden dem Verrat vor. Wegen dieser Prüfung landete er tatsächlich im Gefängnis. Doch Gott half ihm auch hier. Wenn ihr euch die Kapitel genau durchlest, werdet ihr sehen, dass Gott ihn nie im Stich ließ und ihn durch das Deuten der Träume des ägyptischen Königs wieder herausholte. Wenn wir Prüfungen ausgesetzt werden, kennen wir nicht das Ziel, zu dem uns Gott hinführt. Ihr wollt alle in den Himmel, aber wenn euch jemand fragt, was ihr euch eigentlich unter "Himmel" oder "Paradies" genau vorstellt, werdet ihr keine befriedigende Antwort geben können. Ihr habt vom Himmel gewisse Ideen, die aber genauso unklar sind, wie die Träume des Joseph. Was könnten die Ähren, die Sonne, der Mond für ein Verhältnis zu ihm haben? Sie sagten das Kommen gewisser Ereignisse voraus: Seinen Verkauf, die Versuchung der Frau, die Einkerkerung, seine Befreiung und Erhebung. Nun, was ist dieses Königreich und diese Frau? Ägypten ist das Reich, in dem wir leben, und die Frau unseres Leibherrn, die uns versucht, ist die Welt. Ihr seid Knechte, die man verkauft hat, genauso wie eure Brüder nichts mehr mit euch zu tun haben wollen. Ihr befindet euch in Ägypten. Die Frau des königlichen Beamten bietet euch an, euch mit ihr zu vergnügen - die Welt bietet euch gewisse Güter an und verführt euch. Es ist nicht schlecht, wenn man sich umtut, aber es gibt auch verbotene Dinge. Als Adam noch im Paradies war, erlaubte ihm Gott, alles zu essen, bis auf die eine Frucht - und mit seiner Unfolgsamkeit kamen auch die Leiden. Auch in dieser Welt gibt es verbotene Früchte, und wenn ihr von ihnen esst, kommen die Leiden als eine zwangsläufige Folge. Viele Leute lieben es, das Geld anderer zu befingern. Sie brauchen es für Häuser, für Vergnügungen, für Reisen auf dem Erdball. Joseph aber sah die Sache etwas anders; er hätte über die Güter der Frau des Hofbeamten verfügen können, aber stattdessen dachte er sich: "Ich ziehe die Güter Gottes denen einer fremden Frau vor!" Die Welt ist eine Frau, die uns nicht gehört. Am nächsten Morgen, nachdem sie ihren Spaß gehabt hat, kann sie euch verstoßen. Eure äußere Schönheit ist es, die sie anzieht. Gleichzeitig liegt der Betrug dieser Versuchung im folgenden: Wenn die Leute uns wegen unseres Äußeren verehren, denken wir gleich, dass es wegen unserer Eigenschaften geschieht. Wir haben einen Sänger, weltgewandt, intelligent, aber alle lieben nur sein Stimmtalent, seinen Hals. Wenn irgendwann seine Stimmbänder ausgeleiert sind, wird man ihn wegwerfen wie eine überflüssige Sache. Die ganze Wertschätzung hängt an einem kleinen Band irgendwo tief im Rachen. Nehmen wir einen großen Geiger, alle verehren ihn, solange er den Bogen führen kann; paralysiert sich dessen Hand, wird keiner mehr was von ihm wissen wollen. Ihr könnt ein guter Erzähler sein, aber alle werden nur solange euren Geschichtchen zuhören, wie ihr sie unterhaltsam erzählen könnt. Wenn eure Stimme brüchig und schrill wird, werden sie euch sagen: "Wir wollen keinen Erzähler ohne Stimme!" Die Frau, solange sie schön ist, wird von allen Seiten umschwärmt; ihre Schönheit verblasst, aus der intensiven Farbenpracht werden verwelkte Nuancen, man gibt ihr zu verstehen: "Du kannst nicht mehr mithalten, zieh dich zurück, denn es gibt andere, die deine Aufgabe jetzt besser erfüllen können!" Joseph wusste von diesem Selbstbetrug, von dieser Schlinge, die man sich um den Hals legt - zuerst wirkt sie kleidsam, doch am Ende bricht sie einem das Genick. Er betrachtete stattdessen nur die inneren Dinge, die beständigen, die ewigen, die es einem zu jeder Zeit ermöglichen, Ruhe zu finden und in Übereinstimmung mit Gott zu sein. Wir müssen gegenüber den kleinen Ursachen vorsichtig sein, da gerade sie das Unglück herantragen. Hätte Joseph seine Träume nicht den Brüdern mitgeteilt, wäre ihm das ganze Unglück erspart geblieben. Es stellt sich euch die Frage: Wäre es dann nicht unter anderen Vorzeichen gekommen? Es gibt Prüfungen, denen man sich nicht entziehen kann. Ich will euch nichts von den inneren Gesetzmäßigkeiten erzählen, sondern sagen, dass es Dinge gibt, die ausschließlich von Gott bestimmt werden. Wenn wir so listig sein wollen und versuchen, den kleinen Dingen auszuweichen, kommen die Großen, an denen wir dann nicht mehr vorbeikommen. Um die Leiden zu neutralisieren, müssen wir uns an Joseph ein Vorbild nehmen. Wir dürfen uns auf keinen Fall vorgaukeln, dass wenn der heutige Tag "gut" verläuft, die ganze Zukunft wie die Oberfläche eines stillen Sees sein wird - von keiner Brise gewellt. Diese Prüfungen sind notwendig. Warum? Ich gebe euch einen Vergleich: Um einen tiefen Fluss zu überqueren, braucht ihr ein Boot; um an das andere Ende des Ozeans zu kommen, braucht ihr einen Dampfer, der sich Glaube nennt. Und auch die Prüfungen oder Leiden sind wichtig - sie sind der Treibstoff, eure Fahrkarten. Jeder, der versucht, das göttliche Gesetz zu umgehen, ist ein dummer Mensch. Jeder, der sich ständig bemitleidet: "Warum setzt mich Gott bloß diesen Leiden aus?", ist nicht viel klüger. Jener aber, der sagt: "Ich will ihren Sinn erfahren!", und ihnen für ihr Kommen dankbar ist, ist verständig. Beachtet: Als die Leiden auf Joseph eindonnerten, versuchte er nicht, sich zu verbiegen, sondern blieb standhaft und empfing sie mit erhobenem Haupt, mit Freude in der Seele und Dem Herrn dafür dankend, dass er, obwohl er sich am Hof des Königsbeamten befand, wo es alles gab, nicht überheblich wurde. Dadurch, dass ihm Gott viel größere Güter zu geben vermag, ließ er sich auch nicht von den Gütern hinreißen, die die Frau ihm anbot, da er sich sagte: "Ich darf mich nicht beirren lassen, viel mehr als auf dem ersten Blick scheint, hängt hiervon ab!" In diesem Zusammenhang bedeutet die Freude, leider, Sünde. Worin besteht die Sünde? In allem, was nichts hervorbringt, keine Früchte trägt, wenn man es vergräbt. Eine Frau, die verkuppelt, sich ständig greifbar macht, ohne zu gebären, begeht eine Sünde. Jede Handlung, die kein Leben in sich trägt, ist eine verbrecherische Verschwendung göttlicher Energie. Wenn euch jemand dazu anstachelt, eine Sünde zu begehen, will er, dass wir unsere göttliche Energie verschleudern. Trinkt ordentlich Wein, und am nächsten Morgen wird euch der Kopf wehtun; was habt ihr damit gewonnen? Seid ihr klüger, weiser, besser geworden? - Eben nicht! Warum sollten wir Dinge tun, die für unseren Charakter nutzlos sind? Wir müssen uns im Rahmen der Vergnügen bewegen, die rechtens, natürlich sind. Nehmt ein Mädchen und einen Buben, die mit Puppen und Schaukelpferd spielen. Diese Dinge bereiten ihnen auf der einen Seite Freude, auf der anderen, fördern sie ihre Entwicklung und bereiten sie auf zukünftige Aufgaben vor. Es gibt auch in der Erwachsenenwelt Vergnügen, aus denen man einen gewissen Nutzen ziehen kann. Es gibt aber auch Vergnügen, die immer die Zerstörung der menschlichen Gefühle, Kräfte und der Errettung in sich tragen. Das unrechte Leben, die sogenannte versteckte Liebe, der manche Männer und Frauen frönen, wirkt sich auf Herz und Verstand zersetzend aus. Ihr liebt jemanden, fragt euch, ob ihr damit Gott gerecht werdet, ob ihr dem, den ihr liebt, wirklich einen Gefallen erweist, oder nicht vielmehr seinem Herz und seinen Verstand Schaden zufügt. Joseph war jung und unbefleckt; eine lüsterne Frau wollte ihn besudeln, er aber gab sich ihr nicht hin. Er schützte seinen Ruf, von dem anderenfalls nicht einmal die Erinnerung übrig geblieben wäre. Beachtet, zuerst wurde die Frau, Eva, geprüft, die die Prüfung nicht bestand. Und dann - ihr Mann. Jetzt ist der Mann an der Reihe. Die Schlange versuchte Eva im Paradiesgarten: "Schau, wenn du von diesem Baum probierst, wirst du Wissen gewinnen, Kraft und Weisheit, du wirst wie Gott!" Eva nahm die Einladung an und sagte: "Für Großes bin ich bereit, ich werde diesen Schritt tun!", denn ein Vorsatz bestand schon. Dieselbe Schlange erschien Joseph in der Form einer Frau, die ihm zuflüsterte: "Komm mit mir...!"; er entgegnete ihr: "Nein!" Danach kamen die Leiden; aber auch der Aufstieg. Mann und Frau stellen zwei Prinzipien dar, zwei große Kräfte, vernünftig und handelnd: Die eine Kraft ist die aktive, die andere die passive, die eine dynamisch, die andere duldend; zwei Zustände in der Natur, die sich abwechseln. Gott gibt nicht nur, manchmal nimmt er auch. Auf der einen Seite gibt er, auf der anderen nimmt er. Auf der einen Seite, schickt der Ozean Feuchtigkeit zur Dürre, auf der anderen, kehrt die Feuchtigkeit über die Flüsse und den Regen wieder in den Ozean zurück. In diesem Sinne sind Mann und Frau zwei Prinzipien, die arbeiten. Das eine Prinzip ist schöpferisch, genannt Mann, Gott; das andere passiv, genannt Frau oder Der Herr; es ist ein und dasselbe. Folglich müssen wir gegenüber beiden Momenten im Leben, gegenüber beiden Prinzipien, aufrichtig sein. Wenn die Welt es erfordert, Güter zu erlangen, werden wir es nur dann tun können, wenn wir uns auf diesen göttlichen Prinzipien bewegen. Wenn ihr Ihm gegenüber aufrichtig seid, werdet ihr alle Wünsche eures Herzens und eures Verstandes erreichen können. Ihr könnt sie nämlich nur auf eine Weise erreichen - über Gott. Nur er kann eure Wünsche und Hoffnungen befriedigen. Die Mutter zieht das Kind auf, der Lehrer bringt den Schülern etwas bei: Es ist unmöglich, dass sich das Kind ohne Mutter aufzieht, und der Schüler ohne einen Lehrer Wissen erwirbt. Joseph hörte auf die Stimme seines Lehrers, der in ihm war - Gott, der ihm die großen Gesetze der Bewegung beibrachte. All unser Streben im Leben muss darauf ausgerichtet sein, unseren Charakter zu bilden. Wie? Der Charakter ist aus Gedanken und Gefühlen zusammengesetzt, aus positiven Kräften. Wir dürfen das Leben nicht so auffassen, wie es einige tun, in dem eingeschränkten Rahmen des Gelehrten, des Arztes, des Philosophen; nein, wir müssen das Leben soweit auskosten, wie es Gott nach außen hin begrenzt hat. Alle Leute sehen im Leben nur Fragmentstücke: Die moderne Wissenschaft zeigt nur einen Teil der Dinge; das Genie eines talentierten Musikers umfasst nur ein kleines Feld, der Verstand des Theoretikers ebenso; die Kraft eines gesunden Menschen ist nur durch seine Muskeln begrenzt. Doch einige sagen: "Stark im Verstand". Stark im Verstand kann nur jemand sein, wenn seine Kraft in Verbindung mit allen göttlichen Gesetzen steht und mit allen Wesen harmoniert, die ihn umgeben, von den niedrigsten bis zu den höchsten. Dann kann sein starker, fähiger Charakter alles erreichen, da alle Wesen mitwirken. Wenn wir in Opposition zu diesen göttlichen Gesetzen leben, bildet sich ein Zwiespalt in unserem Verstand, der die Misserfolge anzieht, die wir tagtäglich antreffen. Warum haben wir keinen Erfolg? Unser Verstand ist zweigeteilt; wir wollen Gutes tun, ohne zu merken, dass das, was wir gerade tun, schlecht ist. Wir glauben, dass das, was wir vorhaben, vernünftig ist und sich realisieren lässt; wir drehen und wenden es, verschieben es nach oben und nach unten, machen und tun, aber es will einfach nicht klappen. Irgendwann fragen wir uns dann, warum es mit uns nicht vorwärts geht, und stattdessen unsere Erscheinung abnimmt und verblasst. Wir selbst bringen unser Leben oft unnötigerweise durcheinander. Es macht Sinn, das Wasser zu trüben, wenn man vorhat, Fische zu fangen, es aber andauernd zu trüben, obwohl man dieses Gewässer schon längst leergefischt hat, ist weniger einleuchtend. Manchmal gerät die Frau über ihren Mann in Zorn und trübt ihm das Wasser. "Was willst du? - Einen neuen Rock?! - Da hast du ihn!", sagt in solchen Fällen der Mann. Das Wasser klärt sich auf. Am nächsten Tag will die Frau wieder Fische fangen - wieder trübt sie das Wasser. Diesmal will sie einen Seidenrock und eine Uhr. "Hier, da!"- antwortet der Mann. Doch, dieser Mann verliert eines Tages seine Stellung, hat kein Geld mehr; was macht er? Er haut ab! Das heißt, der See trocknet aus, verliert nicht nur die Fische, sondern auch sein Wasser. Was kann die Frau da noch trüben? Ständig das Leben zu trüben und sich damit selbst zu belästigen, das ist kein Anzeichen dafür, dass man das Leben verstanden hat. Wir trüben und trüben, und irgendwann sind wir tot. Ihr habt euch über den Tod Gedanken gemacht? Er ist auf vielen Abbildungen folgendermaßen dargestellt: Ein Mensch, nur noch aus Knochen bestehend, mit einer Sense in der Hand. Habt ihr nachgeprüft, ob es wirklich so ist? "Das nicht, aber Vater und Mutter haben mir erzählt, dass es so ist!" Es wird wohl wahr sein, aber habt ihr euch darüber Gedanken gemacht, warum er so und nicht anders dargestellt ist? Es ist ein Mensch ohne Muskeln. Ihr müsst rein wie die Knochen werden, die ja bekanntlich weiß sind. Alles, was nicht rein ist, wird abgeworfen werden. Nur die Wohlgesonnenheit, das Streben zum Guten, wird zurückbleiben. Folglich habt ihr etwas, an das ihr euch festhalten könnt. Übertretet ihr das göttliche Gesetz, wird man euch ständig behelligen. Angst vor Bestrafung muss der Mensch vor, und nicht erst nach der Verirrung haben. Tränen haben noch keinen Menschen gerettet. Die Errettung liegt in der Organisation unseres Verstandes, unseres Herzens, unseres Körpers. Das zu vollbringen, ist unsere Aufgabe auf Erden. Dafür haben wir im Alten Testament ein vorbildliches Beispiel - den großen Charakter im Antlitz Josephs. Wenn wir die entsprechenden Stellen aus Genesis lesen, müssen wir dabei stets ein Augenmerk auf den Charakter Josephs richten. Dass wir ja nicht denken, er sei einfach nur dumm gewesen; im Gegenteil er war sehr klug und sein Vater liebte ihn; Liebe hängt sehr von der Weisheit ab. Joseph hatte auch gleichzeitig ein gutes Herz. Sein Vater schätzte es, aber seine Brüder dachten, er würde ihn nur wegen äußerer Eigenschaften lieben. Deshalb verkauften sie ihn. Was für Umständen man ihn auch aussetzte, sein Charakter erhob ihn. Wegen seiner seltenen Eigenschaften hob ihn sein Herr auf einen hohen Posten; eine andere Prüfung brachte ihn ins Gefängnis, aber er erhob sich auch dort, und schließlich holte ihn Gott aus dem Kerker, wo er - habt ihr gelesen, wie lange er dort zubrachte? - zwei Jahre lang gefangen war, eine für Prüfungen bestimmte Zeit. Welches ist euer Gefängnis? Euer jetziger Körper! Ihr müsst eines Tages aus diesem Gefängnis rauskommen, das an sich betrachtet, schmutzig und unhygienisch ist. So, bis jetzt habt ihr das Abendmahl schon oft bekommen, aber wisst ihr eigentlich, was der Wein für ein Symbol ist? Der Bäcker sollte hingerichtet und der Kellermeister wieder auf seinen Posten gehoben werden: Das eine Prinzip im Leben, das aktive, muss sich immer opfern. Der Wein sollte in unser Leben fließen, um es zu erfrischen. Er hat eine große Kraft, weil aber die modernen Menschen nicht darauf vorbereitet sind, macht er sie munter: Ihnen fehlt der Organismus, der es ihnen erlaubt, ihn richtig zu nutzen. Wenn falsch abgefüllter Wein zu fermentieren anfängt, platzt die Flasche. Kommen wir zu Josephs Charakter zurück. Wir sehen, dass es in ihm einen wachen Verstand gab, der die fundamentalen Gesetze des Lebens begriff. Er hatte ein gutes Herz und wollte auf jeden Fall seine Versprechen gegenüber Gott einlösen. „Ich habe meinem Leibherrn ein Ehrenwort gegeben, ebenso wie Dem Herrn, dass ich ihnen treu dienen werde. Ich kann sie nicht enttäuschen!" Folglich war er jemand, der beschlossen hatte, gegen den Strom der schlechten Neigungen und Wünsche zu schwimmen. In jedem Fall, ließ er sich von rechtschaffenden Gedanken leiten und besaß ein Herz und einen Verstand, die ausgeglichen waren. Damit Der Herr in unser Leben kommen kann, müssen sich unser Herz und unser Verstand im Einklang befinden, sie müssen ausgeglichen sein. Taucht unter ihnen Unstimmigkeit auf, befindet sich Der Herr nicht in uns. Es gibt Gegenden, die sich zur Anarchie überführen, genauso wie jetzt Serbien, aber auch anderswo, wo der Verstand und das Herz eines Volkes nicht im Einklang stehen; Sie wollen noch mehr haben, aber keiner gibt es ihnen; jeder hat das Ziel, seinen Nächsten auszurauben, weshalb es ständig zu Zusammenstößen kommt. Es gibt ein allgemeingültiges Gesetz, das sowohl für die kleinen als auch für die großen Wesen Gültigkeit hat. Sehr viele wollen leben. Einige wohnen noch bei ihren Vätern und erzählen, was für Träume sie gehabt haben, andere sind von der zweiten Sorte, von ihren Brüdern nach Ägypten verkauft, in den Hof des hohen Königsbeamten, wo sie den Verführungskünsten dessen Frau ausgesetzt sind; dritte wiederum sitzen im Kerker. Der angenehmste Zustand ist natürlich, vor dem Pharao treten zu können. Um das aber tun zu können, musste Joseph zuvor drei Etappen überwinden, drei Schulen, drei Kurse: den ersten - bei seinem Vater, den zweiten - bei jener Frau, die seine Standhaftigkeit prüfte - und Josef legte eine bravouröse Prüfung ab; er ließ seine Kleider zurück und machte sich, so wie er war, davon. Was bedeutet es, seine Kleider, den Stoff, zurückzulassen? Die Welt flüstert dir wie jene Frau ein: "Komm mit mir, - ich bin sehr schön; andernfalls -", und ihr Ton wird härter - "findest du dich im Kerker wieder!", sie will wissen, ob du dich ihr hingibst oder dem göttlichen Gesetz folgst. Du musst dich von allen Gütern trennen, die dich behindern, den Verführungen standhalten und dem göttlichen Gesetz folgen. Glaubt an Gott, vertraut ihm, und es erwartet euch eine große Zukunft, wie dies Joseph erlebte. Über das kann es keine zwei Meinungen geben. Ich habe euch gezeigt, wie ein junger Mann, der seinen Weg geht, von einem gewöhnlichen Hirten zum zweithöchsten Mann Ägyptens aufsteigt; ohne Betrügereien, Lügen und Morde, sondern mit Selbstaufgabe vor den Leiden und dem göttlichen Gesetz. Folglich, können nur die Weisheit und das Wissen, die sich in eurem Verstand befinden, und die Wohlgesonnenheit und Güte eures Herzens - nur sie können euch helfen. Lasst euch nicht von Äußerlichkeiten an der Nase herumführen, die nur darauf aus sind, euch zu täuschen, wie immer sie auch aussehen mögen - schwarz oder blond. Das Aussehen eures Gesichts und eurer Hände hängt einzig und allein von eurem Herzen ab. Wie das Herz und der Verstand, so auch das Haus, das errichtet wird, so auch die Fenster, die es besitzt. Der Mensch kann immer durch sein Herz und seinen Verstand seine äußere Lage verändern - von einem Nichts zu einer Persöhnlichkeit aufsteigen. Er wird sie aber nur verändern können, wenn er die göttlichen Gesetze einhält. Wenn wir jetzt den anderen Teil von Josephs Charakter, als seine Brüder vor ihm erschienen, betrachten, sehen wir, dass er sich nicht an ihnen rächte, sondern mit ihnen weinte, all seine Liebe in ihnen ergoß. Wenn uns also jemand im Leben Ärger bereitet, dürfen wir ihn nicht mit demselben Hass bewerfen. Schlechtes denken, rächen, absprechen - das ist kein Zeichen von Charakter; Charakter zu haben bedeutet, zu vergeben. Nur dadurch kann man sich auf die Stufe der Wohlgesonnenheit erheben. Dieses Beispiel sehen wir bei Christus - als Er blutend am Kreuz hing und man Ihn auslachte, sagte Er: "Vergib ihnen, Herr!" Es wird die Zeit kommen, in der man euch fragt: "Habt ihr jenen vergeben, die euch verletzt haben, die euch verkauft haben?" Ein Vater sagt zu seinem Sohn: "Aus dir wird kein Mensch!" Der Sohn geht in andere Gegenden, lernt dort, kehrt zurück, macht Karriere, wird Gebietspräsident, und seine erste Amtshandlung ist die folgende: Er schickt einige Polizisten, die seinen Vater festnehmen und ihn vor dem Schreibtisch des Sohnes zerren, der ihn fragt: "Na, was denkst du, wird aus mir etwa kein Mensch?!" Sein Vater antwortet ihm: "Das, was du gerade getan hast, war das etwa klug? Musstest du mich so hierherbringen lassen, mich ängstigen? Du bist ein unvernünftiger Mensch, der nicht weiß, was er tut! In einer Sänfte hättest du mich hierherführen sollen!" Das sind die Methoden, die auch wir anwenden - wir setzen alles daran, um den Leuten Angst einzujagen. "Gott, gib mir Macht, ich weiß, wie man regiert - ich werde mit eiserner Hand umherwüten!" Tausende von Jahren schworen die Leute auf dieses Rezept - überall schlug man sich, und jedes Haus weinte. Inwieweit hat sich dadurch die Welt verbessert? Kein bisschen! Nur die Liebe ist imstande, Elemente des Guten in die menschliche Seele zu säen. Bestrafung hat nur dann einen Nutzen, wenn sie von Liebe geleitet ist, mit dem Ziel, die schlechten Dinge zu entwurzeln. Der, der mit seiner Operation gesundes Fleisch wegschneidet, ist kein guter Chirurg, sondern ein Pfuscher. Folglich ist die vorrangigste Aufgabe, die ihr in der Welt erfüllen müsst: Das grundlegende Gesetz beachten - Herz und Verstand in Einklang bringen. Viele haben ihre Zweifel, ob es wirklich Gott gibt. Einige von euch sagen: "Wir glauben, dass es ihn gibt!" Wenn ich diese aber an Josephs Stelle sein lassen würde, so würden sie zu jammern anfangen: "Wenn es Gott gäbe, hätte Er mich nicht ins Gefängnis geworfen! Ich hätte mich nicht von Vater und Mutter getrennt, meine Brüder hätten mich nicht verkauft! - Soll das etwa Gott sein?! Ich glaube kaum!" Wir müssen alle Leiden empfangen, die von Gottes Hand kommen, wann immer sie auch kommen, müsst ihr euch freuen: Die Leiden sind jene Steine, aus denen man die Stufen eurer Häuser herstellt; sie bilden euren Charakter; sie sind die Verbindung zwischen dem Menschen und Gott; nur über ihnen kann man von einer Welt in die andere, bessere kommen. Besser noch als Leiden ist die Erhebung in dieser Welt. Sicherlich steht ihr den Leiden feindselig gegenüber, aber eigentlich sind sie die größten Geschenke, die man euch machen kann. Wenn eine Seele lange genug gelitten hat, bringen die Leiden Früchte hervor, und sie wird anfangen, sich zu freuen. Wenn die Wurzeln der Bäume nicht die Säfte aufsaugen würden, könnten wir dann süße Früchte kosten? Wenn die Mutter nicht Leiden würde, wenn sie es nicht in ihrer Gebärmutter trüge, gäbe es dann ein Kind, über das sie sich freuen könnte? Wenn der Vater nicht sein individuelles Leben einschränken müsste, würde er sich freuen? Ein Lehrer, der die Mühen scheut, könnte er Schüler haben, die ihn schätzen? Wer, der ein Leben lang auf dem faulen Rücken gelegen hat, ist je in den Himmel gehoben worden, um dort einen hohen Posten zu bekleiden? Überall auf der Welt ist das Leben nur aus Leiden zusammengesetzt. Sie sind die Segmente einer Skulptur, die zusammen eine Statue ergeben. Wenn wir den tiefen Sinn der Leiden begreifen, werden wir sehen, dass es ein Prozess ist, der unseren Charakter bearbeitet. Wenn wir den letzten Hammerschlag zur Vollendung unseres Charakters ausgeführt haben, werden die Leiden verschwinden, und die große Statue unseres Lebens wird vor uns stehen. Wir wollen in den Himmel. Was können wir aber vorzeigen? Unseren Charakter - er ist unser Reichtum. Euch gefällt es, ein schöner Mann oder eine schöne Frau zu sein, rank und schlank, mit edlen Eigenschaften. Wenn ihr aber auf die Welt tretet, was werden die Leute sagen, wenn ihr keinen edlen Charakter habt? Werden sie etwa sagen, dass sie in diesem Gesicht einen guten Menschen sehen? Selbst wenn ihr kein ansprechendes Äußeres besitzt, dafür aber einen klaren Verstand und ein gutes Herz, werden die anderen sagen: "Seht, ein Mensch mit Charakter!" Das ist das größte Lob, das ihr von der Welt hören könnt. Wenn wir einen solchen Verstand und ein solches Herz besitzen, wird die Welt uns brauchen. Zu Zeiten des Pharaos gab es in Ägypten viele gelehrte Ägypter; warum setzte er nicht sie auf den höchsten Posten, sondern einen Ausländer? Wegen seiner hübschen Gesichtszüge? Nein! Wegen seines Verstandes und seiner Güte. Wenn wir wie er sind, wird uns die Welt diesselbe Stellung einräumen. Wenn wir dumm sind, wird sie uns links liegen lassen. Die jetzigen Menschen sammeln sich aber genau um das Gegenteil und sagen: "Der Mensch soll nicht gütig sein, weil Güte nichts anderes als Dummheit ist!" Sie verstehen selbst nicht, was sie da sagen. Die äußeren, fremden Dinge werden ihnen sogar an Ostern weggenommen; der Charakter bleibt ewig unser: gerade das macht ihn für uns so wertvoll. Heute seid ihr denselben Prüfungen ausgesetzt - ihr seid genauso verängstigt wie die Ägypter seinerzeit, als Joseph lebte; ihr wisst nicht, was euch morgen widerfahren kann. Das Schicksal, die Zukunft liegt nicht in unserer Hand. Was die Ereignisse für eine Form annehmen, könnt ihr nicht voraussehen. Doch das Schicksal könnte in eure Hände gelegt werden, wenn ihr soviel Glauben und Vertrauen in Gott habt wie Joseph. Dann könnt ihr auf das Schicksal Einfluss nehmen, wo ihr auch seid, in was für Lage man euch auch bringt, ihr werdet wie Öl auf dem Wasser sein. Das erste, was ihr dafür tun müsst, ist euch nicht zu fürchten und unruhig zu werden; ihr müsst Mut und Entschlossenheit beweisen, ihr dürft nicht verängstigt sein. Die Angst muss ihren Platz an den edlen Verstand abtreten. Ihr dürft nur zögern, wenn ihr euch eine bestimmte Frage nicht beantwortet habt, ob etwas richtig ist oder nicht. Wenn ihr diese Frage für euch beantwortet habt und denkt, euer Entschluss sei richtig, müsst ihr ihn unter allen Umständen in die Tat umsetzen und auf ihn beharren. Joseph antwortete der Frau kurzentschlossen: "Ich will es mit dir nicht tun!" Die Prüfungen wurden weitergeführt; er wurde festgenommen und eingekerkert, aber Gott blieb bei ihm. Zur Bildung des Charakters ist Geduld unabdingbar. Sie ist das Fundament aller Dinge. In Josephs Charakter sehen wir gerade diese große Geduld: Im Kerker war er in keinster Weise beunruhigt, er arbeitete, lernte, er war bereit, alles zu erdulden. Die Geduld ist kein angeborenes Wesensmerkmal, sondern etwas, was man sich erst mit Mühe antrainieren muss. Alle Leiden haben das Ziel, unsere Geduld auszubilden, uns geduldig und gelassen zu machen, damit wir mit Vertrauen in die Zukunft sehen können, was immer auch für Enttäuschungen auf uns warten, uns nie gehen zu lassen. Eine Frau könnte sagen: "Mein Wunsch ist es, mich nach meinen Vorstellungen zu verheiraten!" Er geht in Erfüllung und sie sagt: "Mein Leben ist zu Ende!" Nein, sie befindet sich am Anfang ihres Lebens! Einige sagen: "Ich habe mein ganzes Vermögen verloren!" Na und? Du bist am Anfang deines Lebens - nichts hast du verloren! "Ich habe meine Gesundheit verloren!" Du bist am Anfang deines Lebens, du wirst eine neue Gesundheit bekommen! In was für Situationen wir auch kommen, wir müssen dulden und auf Gott bauen, bis zur letzten Minute. Dieser Glaube muss tief in unserem täglichen Leben wurzeln. Einige wollen in guter Gesellschaft leben, wollen von angenehmen Leuten umgeben sein. Joseph als Ausländer lebte unter fremden Leuten, aber er machte mit seinem Verstand und seinem Herzen aus ihnen gute Freunde. Einige werden einwenden: "Diese Leute waren doch verirrt!" Gerade unter diesen verirrten Fremden gibt es edle Seelen. Der moderne Christ sagt: "Sie sind doch ungläubig, sie sind noch grün!" Wenn sie nicht grün sein dürfen, wie sollen sie dann reifen? Die Dinge, die aus der Erde wachsen, sind zuerst grün, sie reifen nicht sofort. Das Grünen ist ein Prozess, durch den die Säfte eingesaugt werden und wenn sie dann da sind, beginnt die Reifung. "Es beleidigt mich, dass man mich "grün" nennt!". Keiner beleidigt dich, es ist bestens, dass du grün bist; wenn du ein edler Mensch bist, wirst du mit Arbeit alles erreichen. Wer nicht grün ist, wird nicht reifen können. Was nicht grün ist, ist vertrocknet; in einem solchen Fall gibt es auch keine Entwicklung. Wenn ihr grün seid, freut es mich; es ist eine edle Eigenschaft, grün zu sein. Wenn ihr reift, werdet ihr gelb wie das Gold. Alle lieben das Gold, d. h. die Reifung. Es gibt einige Leute, die nicht gereift sind. Wisst ihr, was Gold bedeutet? Gereift zu sein! Das Leben besteht aus einer allmählichen Entwicklung hin zur Reifung. Diesen allmählichen Prozess nennt die Wissenschaft Evolution, Entwicklung. Er ist solange notwendig, bis alle Menschen ihren Entwicklungsprozess abgeschlossen haben und alles Wissen und alle Güte in ihnen ist. Wenn wir all diese Säfte erlangt haben, wird Gott Seinen Segen schicken und die Früchte in uns werden reifen. Dann wird Der Herr erscheinen. Solange ihr noch grün seid, beobachtet Er euch von weitem. Wenn ihr reift, wird Er kommen und die reifen Früchte einbringen, denn Er braucht sie. Wenn ihr zu begreifen anfangt und das Nötige vom Unnötigen abtrennt, das Vorbeiziehende vom Ewigen, wenn sich euer Charakter gebildet und seine endgültige Form angenommen hat, wenn die Früchte eures Gartens reifen, werdet ihr aus dem Gefängnis befreit werden und vor Dem Herrn dieser Erde gestellt, um eure Auslegung der beiden Träume des Lebens zu präsentieren; ihr werdet die Wahrheit nicht als Gefangener, sondern als freier Mensch unter die Leute tragen. Dann wird die Wahrheit wie ein Lorbeerkranz auf eurem Haupt sein und die Ähren auf den weiten Feldern werden sich vor euch verneigen, und die Sonne, der Mond und alle elf Planeten am Firmament werden euch grüßen. Der tiefe Sinn des weltlichen Daseins wird euch dann klar sein. Der Herr wird erscheinen und das Reich Gottes auf Erden begründen. Ein Vortrag, gehalten am 20. Juli 1914 in Sofia
  11. mariaK

    1914_07_06 Die Liebe

    Die Liebe "Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete und hätte der Liebe nicht, so wäre ich ein tönend Erz oder eine klingende Schelle." (Kor I, 13 : 1) Das Wort "Liebe" ist im Munde der Menschen sehr alltäglich geworden; so alltäglich, dass es schon fast keinen Sinn mehr hat. Wenn ein Wort seinen Sinn verliert, wird es entsalzen, und all das, was entsalzt ist, hat keine Kraft mehr, und infolge dessen verschwindet es. Wenn in der organischen Welt eine gewisse Nahrung dem Magen zugeführt wird, die nicht richtig auf ihn wirken kann, entsteht ein Zustand, den die Ärzte "Verdauungsbeschwerden" nennen, und der dem Körper selbst einen gewissen Verdruss bereitet. Dieses Gesetz bezieht sich nicht nur auf die materielle Welt, sondern auch auf das vernünftige Leben: Wenn uns ein Gedanke vorgestellt wird, der auf unser Gehirn nicht einwirken kann, und der von unserem Verstand nicht erfasst werden kann, entsteht in uns derselbe Zustand. Das Gleiche vollzieht sich auch im Herzen des Menschen: Wenn ein Wunsch ins Herz gelangt und dort nicht wirken kann, nimmt das Herz ihn nicht wahr und etwas Ähnliches spielt sich auch da ab. Das menschliche Wesen nähert sich den Dingen auf eine dreifache Weise. Nehmt eine Frucht, sagen wir einen Apfel, rot, glänzend, rundum schön; zuerst werden eure Augen gelockt: Ihr dreht und wendet ihn umher und bildet euch mit Hilfe der Augen, seiner Form und Farbe nach, einen gewissen Begriff von ihm. Nachdem eure Augen ihre Arbeit getan haben, haltet ihr den Apfel näher an eure Nase, um zu erfahren, ob er einen Duft ausströmt, und euer Geruchssinn wird die Qualität dieses Duftes feststellen. Wenn er seine Tätigkeit abgeschlossen hat, werden Zunge und Zähne wünschen, den Apfel zu probieren, und die letzte Operation an dem armen Apfel durchführen - sie werden sein schönes Kleid zerstören, von dem schon bald nichts mehr übrigbleibt. Doch die Zunge wird sagen: "Dieser Apfel schmeckt gut!" So offenbart sich auch die Liebe im Leben des Menschen in dreifacher Weise. Infolge der Ignoranz von ihren Wechselbeziehungen hat sich im Menschen tiefliegendes Missverständnis gebildet. Manche meinen, sie sei ein Gefühl, andere - sie sei eine Macht, wieder andere - sie sei eine Illusion usw. Wie der Verstand des Menschen, so auch sein Verständnis; folglich, dementsprechend auch seine Auffassung von der Liebe. Um euch ein Urteil in Bezug auf gewisse Fragen oder aber über einen Menschen zu bilden, müsst ihr sehen, was er spricht und schreibt; um eine Frau zu erkennen, müsst ihr sie besuchen und sehen, wie es um ihr Haus bestellt ist; um einen Koch zu erkennen, müsst ihr in seine Küche gehen und sehen, was und wie er kocht; um einen Soldaten zu erkennen, müsst ihr ihn auf dem Schlachtfeld beobachten; um einen Lehrer zu erkennen, müsst ihr seinem Unterricht beiwohnen; um einen Pfarrer zu erkennen - ihn in der Kirche besuchen usw. Jedes einzelne Ding soll man an seiner angestammten Stelle erproben. Wenn wir zur Bedeutung der Liebe im weiteren Sinne kommen, werdet ihr nicht alle in der Lage sein, meinen Ausführungen zu folgen, deshalb versuche ich, diesen Gedanken so darzustellen, dass er für euch halbwegs verständlich wird. Ich werde ihn deshalb in einer einfacheren Form angehen. Es mag sein, dass ich in einer für euch unverständlichen Sprache spreche, aber es geschieht nicht aus dem Wunsch heraus, unverstanden zu bleiben, sondern darum, weil es Gründe gibt, die bedingen, dass meine Sprache unverständlich werden kann. Wenn ein kleines Kind geboren wird, gibt ihm die Mutter zuerst Milch, danach, wenn es ein bisschen gewachsen ist, bereitet sie ihm flüssige Nahrung zu, dann zerstampft sie das Essen fürs Kind, und ihm seinerseits, das am Anfang Milch säugt und schluckt, ist der status quo sehr angenehm; damit die Mutter ihm aber härteres Essen geben kann, ist es nötig, das dem Kind Zähne wachsen - sonst wird es ihm schlecht im Magen. Aber vor dem Durchbruch der Zähne wird eine gewisse Erscheinung auftreten - das Kind wird krank. Und die Mutter fragt sich besorgt: "Das Kind hat Fieber, was ist, wenn es stirbt? Am besten ich rufe den Arzt!"; sobald die Zähne erschienen sind, geht dieser Zustand vorüber. Im menschlichen Leben, gibt es auch einen solchen Zustand; wenn dem Menschen eine harte Nahrung - die Liebe - gegeben wird, kommt das Leiden zwangsläufig. Also, wenn wir sagen: "Leiden sind notwendig", verstehen wir darunter, dass es notwendig ist, diese durchzustehen, damit unsere Zähne durchbrechen, damit wir in die Lage versetzt werden, uns von dieser festen Nahrung zu ernähren. Was es mit den Zähnen auf sich hat - ich kann es euch sagen; aber jetzt sage ich euch, dass sobald eure Leiden in der Welt angefangen haben, dies ein Kennzeichen dafür ist, dass eure Zähne anfangen, herauszuwachsen. Wenn ihr diesen Prozess durchlaufen habt, seid ihr geformt, ihr habt dann 32 Zähne, ihr seid im Alter Christi - ihr seid 32 Jahre alt. Lasst uns sehen, wie der Apostel Paulus die Liebe aufgefasst hat. Um die Liebe zu verstehen, müssen wir diesen Begriff mit seinem Gegenteil vergleichen. Wenn man einen Gegenstand beschreiben will, muss man seine Unterscheidungsmerkmale finden; versucht man z. B. ein Pferd, eine Kuh, ein Schaf, einen Wolf usw. zu beschreiben, so müssen die Wesensmerkmale herausgearbeitet werden, durch die sich jedes einzelne dieser Tiere unterscheidet. Bei einer Beschreibung betrachten wir für gewöhnlich die äußere Seite, aber wir können uns auch den inneren Besonderheiten zuwenden und die dort vorhandenen Unterschiede betonen. In der gegenwärtigen Welt wollen alle Menschen vielsagende Redner sein, weil jeder weiß, dass ein Redner, Kraft seines Wortes, auf die Menge Einfluss nehmen kann. Der Apostel Paulus sagt hierzu: "Wenn ich die größte Beredsamkeit besäße, die die menschliche Sprache zulässt, mehr noch, wenn ich die Beredsamkeit eines Engels hätte, und die Liebe nicht verstünde, würde mir all dies nichts nützen!" Unser Verhältnis zu ihr wäre das gleiche, wie das, wenn wir einen Apfel nur vom außen betrachteten. Nun fragt sich jeder in Bulgarien, was für ein Schicksal ihn und sein Land erwartet. Wenn ihr Vorhersagen machen könntet, würden alle zu euch laufen, um nach Diesem und Jenem zu fragen, und man wird euch in den Himmel heben, wenn eure Voraussagungen zutreffen. Doch der Apostel Paulus sagt: "Selbst wenn ich Vorhersagen machen könnte, alle Geheimnisse wüsste und alles Wissen besäße, wenn ich Glauben hätte, mit dem ich Berge versetzen könnte, aber keine Liebe, wäre ich ein Nichts!" Nicht die gegenwärtigen Geschehnisse machen das Leben aus. Ihr könntet Berge und Städte versetzen, von mir aus auch ganze Reiche, aber dies alles wäre nur die Oberfläche des Lebens. Und weiter sagt Paulus: "Selbst wenn ich meinen ganzen Besitz zur Speisung der Armen verschenkte, und meinen Körper der Verbrennung übergäbe, aber keine Liebe besäße, nützte mir das nichts!" Also, selbst wenn wir alle Begabungen und Tätigkeiten, die der Apostel Paulus aufzählt, haben bzw. ausführen, uns aber die Liebe fehlt, fehlt uns das Wichtigste. Nicht, dass diese Dinge wertlos seien, aber sie sind halt nur die äußere Seite des Menschen, sie berühren nicht seine Seele. Und weiter fängt er an, die positiven Eigenschaften der Liebe zu beschreiben. Ihre erste Eigenschaft ist die Geduld. Wisst ihr von der Bedeutung der Geduld? Sie ist der Grundpfeiler des Lebens! Habt ihr Geduld, könnt ihr alles erreichen; habt ihr sie nicht, werdet ihr es im Leben zu nichts bringen. Der geduldige Mensch ist wie ein Schiff, das einen Anker besitzt; der Ungeduldige gleicht einem Schiff ohne Steuerrad. Eben das ist das Unterscheidungsmerkmal der Liebe. Darum sagt man: "Gott ist Liebe", weil Er geduldig ist. Die Geduld ist ein Zeichen der großen Liebe, die Gott zu uns hegt. Wenn es diese Liebe nicht gäbe, hätte Er uns schon lange nicht mehr geduldet; Er würde unsere Dummheit und Kleinlichkeit nicht länger dulden und uns kurzerhand von der Erde fegen. Also, mit was für Arbeit wir uns auch beschäftigen, was für Güter wir auch immer im Leben erlangen wollen, Geduld ist die Voraussetzung dafür. Viele sagen: "Geduld ist eine Eigenschaft von Ochsen!" Nein, Geduld ist eine große und wichtige Eigenschaft und im Charakter des Menschen gibt es keine edlere. Die Geduld wird nicht zusammen mit dem Menschen geboren, sie muss erlernt werden. Die Liebe kann als Geschenk zu uns kommen, aber die Geduld will erarbeitet sein. Das Leiden ist ein Prozess, durch den man Geduld erlangen kann; dies ist die Methode, durch die man lernt, sich zu gedulden. Um zu dulden, müssen wir mit drei Grundeigenschaften angesäuert sein: mit Weisheit, Wahrheit und Tugend. Warum duldet die Mutter gewisse Irrtümer ihres Kindes und sieht dennoch zu, es aufzuziehen? Sie sieht voraus, das es, obwohl es Schwächen besitzt, in der Zukunft ein großer Mensch wird, ein Mensch, der seinem Haus und seiner Heimat nützlich sein wird. Eben dies voraussehend, sagt sich die Mutter: "Für dieses Kind werde ich mich allen Beschwerlichkeiten aussetzen und seine Schwächen dulden!" Sie tut gut daran. Der geduldige Mensch ist klug und vorausschauend. Nehmt eine Magd; wenn sie nicht verheiratet ist, hält sie ihre Hände sauber, will sie sogar nicht mit Wasser anfeuchten, besprüht sie mit Duftessenzen; aber wenn sie sich verheiratet, macht es ihr nichts aus, ihre Hände mit dem Parfüm des Kindes zu beschmieren, es ist ihr sogar angenehm. Was findet sie an diesem Kind? Was verbindet sie mit ihm? Wenn man es wiegt, werden lediglich ein paar Kilo rauskommen. In ihm gibt es eine göttliche Seele, die die Liebe der Mutter so sehr anzieht, dass sie durch ihre Geduld bereit ist, ihm in allem behilflich zu sein und es auf jede mögliche Weise zu pflegen. Wenn sein Wohlergehen vom Mann abhinge, könnte davon keine Rede sein: er würde es wegwerfen und sagen: "Diese Arbeit ist nichts für mich!" Also, wir brauchen unbedingt Liebe, um jede einzelne Arbeit dieser Welt tun zu können - die Liebe im Herzen ist eine große Triebkraft für die, die sie besitzen. Ich spreche über die Liebe im weitesten Sinne; ich sagte nichts über ihr Wesen. Manche Leute halten die Liebe für eine Empfindung, für eine gute Laune. Das ist keine Liebe, weil, wenn man einen halben Liter Wein trinkt, auch bei guter Laune ist; bei gewissen Schmerzen lasst ihr euch Massagen machen und fühlt euch gut danach; aber dies ist nicht das Wohlgefühl, das einem die Liebe verschafft. Wenn euch jemand liebt, wird er euch manchmal auch Schmerzen bereiten: Die Liebe verursacht gleichzeitig Schmerzen und Freude - dies ist ihre Eigenschaft. Sie ist eine zweischneidige Kraft: Sie liebkost jeden, straft ihn aber auch. Auf welche Weise straft sie euch? Indem sie euch verlässt; ihr werdet traurig und sagt: "Ich bin unglücklich!" Warum seid ihr unglücklich? Wegen der Abwesenheit der Liebe! Ich bin glücklich - warum? Weil die Liebe in mir ist. Aber die Liebe heißt noch etwas - die Geduld ist der Weg, auf dem die Liebe ins Herz gelangt. Die Geduld bedingt die Erscheinung der Liebe. Ohne Geduld kann die Liebe uns nicht erreichen. Sie ist die erste wichtigste Voraussetzung, die Vorbotin der Liebe. Wenn ihr die Geduld in ihrem weitesten Sinne erlernt habt, werdet ihr schon bald feststellen, dass sie eine große Macht in den Händen vom kühnen, entschlossenen Menschen ist: ein solcher Mensch hat eine große Zukunft vor sich. Das Wort "Wohlgesonnenheit" ist die positive, aktive Seite der Liebe, während die Geduld ihre passive, erhaltende Seite ist, an der ihr eine gewisse Last zu tragen habt; Wohlgesonnenheit ist die Liebe, die bereit ist, aufzubauen, jedem Beliebigen einen Dienst zu erweisen, die Bereitschaft - wenn ihr einen Bettler trefft, und er will was von euch - es ihm zu geben; ein Freund von euch mit edlen Charakterzügen will einen Gefallen von euch, ihr solltet ihm ihn erweisen, obwohl er nicht eure Meinung und euren Glauben teilt. Wir wollen, dass die Leute uns lieben, und höflich zu uns sind, aber oft übertreten wir diese Regel, und das nicht nur, weil wir keine Geduld haben, sondern auch, weil wir die ihnen zustehende Güte verwehren. Manche sagen, dass sie einen Menschen lieben und reden doch schlechte Sachen über ihn. Eines Tages wird das Echo dieses Geredes widerhallen, weil das, was man sät, muss man auch irgendwann auch ernten; wenn man einen Apfelbaum angepflanzt hat, wird man Äpfel auflesen können; wenn man Disteln einpflanzt, kann man nur Dornen pflücken. Ich rede nicht darüber, was für ein Verhältnis ich zu euch haben soll, sondern versuche zu bestimmen, was für ein Verhältnis man zu Gott, zur Liebe, d. h. seinem Nächsten gegenüber, haben soll. Wie ich meine Taten verstehe, ist nicht von allzu großer Bedeutung, für mich ist es wichtig, ob ich bereit bin, jenes grundlegende Gesetz zu erfüllen, das die Liebe mir auferlegt hat - ob ich geduldig sein kann, wie sie es will, ob ich von Güte erfüllt sein kann, wie sie es wünscht. Dies ist nötig für jeden Einzelnen, für die ganze Welt, für jene, die wirklich ein Herz haben. Diejenigen, die es nicht verstehen, werde ich in Ruhe lassen. Manche fragen: "Was wird aus den schlechten, sündigen Menschen?" Das, was aus den Steinen, Ameisen und den kleinen Käferchen wird! Ihr denkt, dass es den Ameisen schlechter geht als euch? Sie sind tausend Mal glücklicher als ihr: Sie empfinden nicht dieselben Leiden, die ihr empfindet. Wir sollen nur diese Menschen bedauern, in denen das göttliche Bewusstsein erwacht ist, die die Liebe, das Gute und das Böse verstehen, die leiden und sich quälen. Manche Leute sagen: "Meine Sachen laufen nicht, - ich bin ein unglücklicher Mensch!" Dem antworte ich: "Du bist unglücklich, weil die Liebe dich nicht besucht hat!" - "Und warum kommt sie nicht?" - "Weil du ungeduldig bist!" - "Aber ich bemühe mich, geduldig zu sein!" - "Gut, du hast angefangen!" - "Aber mir geht es immer noch nicht besser!" - "Weil du nicht wohlgesonnen bist!" Ihr werdet sagen: "Diese Dinge sind sehr schön und leicht zu erfüllen, wir werden es tun!"; doch ihr könnt sie nicht voll erfüllen. Ich sage zu euch als Arzt: "Ihr alle seid krank!" Ich habe noch keinen, im wahrsten Sinne des Wortes gesunden Menschen getroffen; nur die Heiligen und die Engel, die den Himmel bewohnen, sind gänzlich gesund; die Menschen kränkeln, wenn auch nicht alle im gleichen Grade. Wenn ein Arzt in euer Haus kommt, wird er euch sagen: "Euer Haus ist nicht hygienisch, weil es nach Norden ausgerichtet ist; verlasst diese Räumlichkeiten und zieht in ein Zimmer mit Südlage um; haltet die Fenster offen, damit frische Luft und Licht reinkommen; ihr sollt öfters das Bettzeug wechseln; ihr sollt auf die Ernährung achten usw!" Und die Liebe sagt dasselbe: "Euer Zimmer ist nach Norden ausgerichtet, es ist unhygienisch, bewohnt besser ein Südzimmer, damit die Sonne euch wärmen kann!", d. h., sie will euch sagen: "Ihr sollt geduldig und gutherzig sein!" Sie sagt: "Dies sind meine Hände, mit denen ich ununterbrochen arbeite - es sind die Hände der Liebe!" Wisst ihr, wie viel diese zwei Hände wert sind? Sie sind unschätzbare Reichtümer! Habt ihr diese Hände, seid ihr imstande, alles zu tun. Ich wiederhole, ihr sollt unbedingt Geduld und Wohlgesonnenheit besitzen, damit eure geistigen Hände wachsen können. Gebt ihr diese zwei Eigenschaften auf, können eure äußeren Körperteile keine Wirkung entfalten, auch die inneren können sich nicht entwickeln und die Tugenden sich nicht offenbaren. Warum sollt ihr tugendhaft sein? Weil die Tugenden euch alle notwendigen Materialien zur Erbauung eures Hauses liefern, sie verschaffen euch all jene Säfte, die für euer Wachstum nötig sind. Die Tugend ist keine Abstraktion, sondern etwas Wirkliches, das zu bauen imstande ist. Deswegen sollen jene von euch, die mich verstehen können, begreifen, welche Tragweite das Wort "Geduld" besitzt. Ich meine nicht jene Geduld, die es erlaubt, Beleidigungen einzustecken; das ist noch keine Geduld; das Geheimnis der Geduld besteht darin, wenn ihr beleidigt wurdet, die gute Seite der Beleidigung zu finden und sie zu nutzen. Die Beleidigung ist eine sehr harte Nuss, die euch da jemand gegeben hat; ihr sollt sie knacken, den Kern rausnehmen und essen. Wenn ihr es schafft, euch auf diese Weise zu ernähren, werdet ihr völlig gesund. Wenn die Leute über euch schlechte Sachen reden, wenn sie euch schmähen, geben sie euch eine Nahrung und wenn ihr dieses Lebensmittel zu gebrauchen versteht, werdet ihr Zufriedenheit erlangen. Die Leute bewerfen euch mit großen Steinen; zerbrecht sie, weil es in ihnen Reichtümer gibt, die ihr dazu benutzen könnt, reich zu werden. Wenn ihr nach Hause geht, sollt ihr nachdenken und zu Gott dafür beten, die Geduld verstehen zu können. Bis jetzt beschäftigen sich viele Menschen mit Dummheiten, selbst viele Christen wollen groß, berühmt sein, viele Kenntnisse besitzen. Gut, die Kenntnisse kommen von selbst, wenn ihr sie empfangen und nutzen könnt; sie können eine Kraft sein, die euch und euren Nächsten zugute kommt, wenn ihr die Kenntnisse gebraucht, wie es notwendig ist; aber sie können auch zu Ranzen auf dem Rücken des Menschen werden. Die Liebe beneidet nicht. Um in Erfahrung zu bringen, ob euch die echte Liebe besucht hat, beobachtet euch, ob ihr jemanden beneidet oder nicht. Wenn ihr beneidet, ist es keine Liebe. Die Liebe muss für immer und ewig in unsere Taten einfließen: Sie ist in diesem Leben genauso nötig wie im nächsten und so weiter, und je höher wir uns erheben, desto tiefer wird der Sinn, den wir in ihr entdecken. Wir sollten von nun an diesen Weg gehen: Es gibt keinen anderen Weg, der zum Himmel führt. Ihr sagt: "Dieser Weg ist lang und beschwerlich, geht es nicht auch ohne ihn?" Nein! Ohne ihn können wir alle möglichen Länder besuchen, nicht aber das Reich Gottes. Die Liebe beneidet nicht, sie vergilt Unrecht nicht mit Unrecht, Böses nicht mit Bösem, sie übersteht alles. Natürlich sage ich nicht, dass Neid und Stolz nie mehr euer Herz besuchen werden; manchmal kommen sie wie Gäste vorbei, aber daraus wird man uns keinen Strick drehen können; wesentlich ist, keine Freundschaft mit ihnen zu schließen. Aber manchmal fassen wir den Neid bei der Hand und sagen zu den Leuten: "Jener Mensch ist schlecht, ihr solltet euch besser vor ihm hüten!", und machen dadurch das Leben dieses Menschen schwer und unglücklich. Wie ihr seht, ist der Neid nichts Abstraktes, er repräsentiert die Wesen, die negative Eigenschaften angenommen haben; es gibt sogar Menschen, die der fleischgewordene Neid sind. Erst nachdem wir uns diese zwei Eigenschaften - Geduld und Güte - angeeignet haben, werden wir unsere eigene Lebensgeschichte kennenlernen, wir werden erfahren, warum wir auf die Welt gekommen sind. Noch einmal werde ich das Beispiel vom Weizenkorn anführen, weil es auf der Welt keine mustergültigere Frucht gibt, als eben das Weizenkorn: Wenn ihr den Prozess der Geduld erlernen wollt, sollt ihr die Geduld des Weizenkornes betrachten. Ohne Geduld werdet ihr viele Enttäuschungen erleben. Viele Menschen werden euch nicht trauen. Ihr werdet sagen: "Mir folgen die Leute nicht!" Warum sollten sie euch auch folgen? Die Menschen sind nicht dazu geschaffen worden, um euer Gefolge zu sein. Sie werden sich eure Ansichten anhören, aber nie werden sie euch folgen. Ihr fragt oft: "Wem folgt ihr?"; Menschen könnt ihr in der Tat folgen, aber manchmal könnt ihr auch betrogen werden. Folgt ihr dagegen nur Gott, könnt ihr niemals betrogen werden. Es gibt nur einen Weg und Jesus Christus nennt ihn: "Ich bin der Weg!" Wenn dir die Leute nicht folgen, bedeutet das, dass du nicht auf dem richtigen Weg bist. Irgendjemand könnte sagen: "Das glaube ich nicht!", und einen anderen Weg beschreiten; aber eines Tages wird ihm die Einsicht kommen, dass er sich geirrt hat; das Leben wird es ihm schon sagen, weil es eine große Prüfung ist. Ihr sagt: "Überzeuge mich, und ich werde dir glauben." - "Ich will dich nicht überzeugen. Ich sage dir, dass dich dieses Brot, das ich dir gebe, sättigen wird!" - "Sag mir doch, aus welchen Stoffen es besteht, mit was für Wasser es geknetet ist!" - "Ich habe für so was keine Zeit. Willst du nun das Brot essen?" - "Nein, will ich nicht!" Ich tue es zurück in den Sack und reise ab. Ihr fragt auch: "Was ist die Liebe, aus welchen Stoffen besteht sie?" Wenn du zu viel fragst, werde ich sie in den Sack zurücktun und meines Weges gehen; ich werde dir sagen: "Ich habe keine Zeit, dir solche Fragen zu beantworten!" Das Leben ist etwas Positives - ihr müsst ausprobieren, esst euch an diesem Brot satt und dann könnt ihr entscheiden. Die Liebe ist die Lebensnahrung: Ohne sie kann man nicht leben und etwas in der Welt erreichen. Manche Menschen haben einen zu dunklen Begriff von der Liebe, sei es in Bezug auf das Geschäftsleben, sei es in Bezug auf das Lernen, sei es in Bezug auf den Krieg. Die Liebe sollte uns überall begleiten; sie ist eine große Kraft. Diese Kraft, mit der ich dieses Glas hebe, ist auch Liebe. Dieselbe Kraft findet auch in einer Kanone Platz, sie kann eine Granate werfen und eine Unmenge Menschen töten, sie kann sich durch ein Erdbeben offenbaren, sie kann sogar die ganze Erde zerstören, sie kann aber auch eine Welt erschaffen. Es ist eine Frage ihrer Verwendung: nämlich, was man aus einer bestimmten Kraft macht. Die Liebe ist eine Kraft, die durch Regulierung nutzbar gemacht werden kann. Die Menschen sind selbstsüchtig - wenn die Liebe vorbeikommt, wollen sie sie in sich einsperren. Aber wenn wir das tun, wird sie unsere Mauern durchbrechen und nach draußen entschwinden. In einer Wohnung, in der man sie einsperren will, kann sie nicht bleiben. So wird der Tod geboren. Er ist die Zerstörung jedes selbstsüchtigen Gedankens und Wunsches; durch ihn zerstört Gott alle Dächer, unter denen sich böse Geister eingenistet haben. Unser Herz und unser Verstand haben alle Möglichkeiten, die Liebe wahrzunehmen. Sie ist still, ruhig, kann aber gleichzeitig mit ihrem Wirken eine verheerende Kraft entfalten. Wenn wir mit ihr harmonieren, ist die Welt die Seligkeit selbst; Gelingt es uns dieses nicht, gibt es in der Natur keine schrecklichere Kraft als sie. Deswegen sagen die erfahrenen Leute: "Wer sehr liebt, hasst auch sehr!" Je stärker sie als eine positive Kraft wirken kann, desto stärker ist ihre negative Erscheinung; darum sollen wir mit ihr aufpassen. Wenn wir sie haben, sollen wir nicht auf negative Weise handeln, weil sie sich dann in eine reißende Bestie verwandelt - Krankheit, Leid und Zerstörung können über die ganze Gesellschaft ausgeschüttet werden. Viele sagen, dass Der Herr Liebe ist, und Er als solche nicht strafen kann. Der Herr ist sowohl mild, als auch anspruchsvoll. Wenn Er mit uns unzufrieden ist, sagt Er: "Zurrt ihm Last auf den Rücken!" Wir fragen: "Was soll das?" Ohne zu antworten, sagt Er: "Noch ein Gewicht!" - "Aber ich kann es nicht tragen!?" - "Noch eins!" Er drückt uns solange runter, bis wir uns nicht mehr bewegen können. Dann fangen wir an zu sagen: "Mein Herr! Verzeih mir!" - "Nehmt ihm ein Kilo ab!", antwortet Der Herr. Wir wiederholen unsere Bitte. - "Nehmt ihm noch ein Kilo ab!"; und je mehr wir beten, desto mehr Gewicht wird von unserem Rücken genommen. Und, nachdem Der Herr wieder die ganze Last von unserem Rücken genommen hat, fragt Er: "Na, hast du jetzt deine Lektion gelernt?" - "Oh ja, das habe ich!" - "Wenn du willst, dass Ich dich nicht mehr belaste, musst du deiner Umwelt gegenüber, allen, die um dich herum sind, wohlgesonnen und geduldig sein, und auch sie werden dir gegenüber wohlgesonnen und geduldig sein; deine kleinen Brüder können irren, du aber sollst Geduld besitzen, so wie ich. An dem Tag, an dem du das Gesetz verletzt, werde ich wieder anfangen, dich zu belasten." - "Ich kann nicht tragen!" - "Du wirst tragen!" Ich habe euch gesagt, wie wir von dieser Last erlöst werden können. Jeder soll von Herzen gern Dem Herrn sagen: "Ich danke dir aus ganzem Herzen für alles, was Du mir gegeben hast!"; schließlich hat Gott jedem einzelnen Menschen Tausende von Gütern gegeben - nur man kann sie nicht benutzen: "Durch Wasser waten und durstig sein." Viele Geschäftsleute sind unzufrieden. Warum? Weil sie zehntausend Lewa haben und es ihnen nicht genug ist. Wenn man ihnen zwanzigtausend gibt, ist es ihnen wieder nicht genug; man kann ihnen fünfzigtausend, einhunderttausend Lewa geben, sie bleiben unzufrieden. Wisst ihr, wem die moderne Menschheit ähnlich ist? Vielleicht habt ihr die Geschichte von jenem Fischer gelesen, der ein schönes Auge gefunden hatte. Man fragte ihn: "Wieviel willst du für dieses Auge? - "Soviel, wie es wiegt!" - "Wiegt es ab!" Man stellte 10 Gramm auf die Waagschale, das Auge war unzufrieden, man stellte noch 20 Gramm dazu, das Auge war immer noch unzufrieden, man stellte ein Kilo, einhundert Kilo, eintausend Kilo, zehntausend Kilo, das gesamte Gold, das man hatte - das Auge blieb unzufrieden. "Was sollen wir tun? Es ist nicht zu bezahlen?", fingen die Leute an, sich zu fragen. Schließlich riefen sie einen alten Weisen und fragten ihn: "Was sollen wir tun?" - "Es ist ganz leicht", antwortete der Weise, "nehmt ein bisschen Erde und bestreut damit das Auge!" Man tat es, und augenblicklich hob sich die Waagschale mit dem Auge nach oben. Eines Tages wird auch Der Herr, uns unzufrieden sehend, sagen: "Streut ihm Erde in die Augen!", und wir werden mit einem Mal zufrieden. Genauso, wie wir unser Essen salzen und pfeffern, macht es auch Der Herr, wenn wir unzufrieden sind - Er salzt und pfeffert uns ein bisschen, damit wir zufrieden werden. Schließlich besteht das Leben nicht in der Masse dessen, was wir besitzen, sondern in dem, was wir benutzen können, und nicht zuletzt auch darin, Gott für das, was Er uns gegeben hat, dankbar zu sein. Dann wird Er uns noch größere Güter geben. Also, wir sollen dieses Kapitel vom Apostel auf das praktische Leben anwenden: Wir sollen zu arbeiten anfangen und unseren Brüdern, die um uns herum sind, nützlich sein. Wir erlernen die Sachen des Lebens so, als wären wir in der Schule; wir sind nicht in einem Gewächshaus. Die Kirche ist ein solches großes Gewächshaus; dort kann man alles Mögliche säen; die Schule aber ist ein Garten, wo nur die Sachen gesät werden sollen, die einen Nutzen bringen. In der Schule sollen wir lernen, wie man die guten und nützlichen Sachen bearbeitet und anpflanzt. Bei der Schule besteht eine Bindung zwischen Herz und Verstand; wir sollen nicht nur pflanzen, sondern auch kultivieren und damit jene Grundlagen schaffen, auf denen sich das Leben entwickeln soll. Ihr sagt: "Warum hat mir Gott nicht größere Fähigkeiten, mehr Kraft, mehr Geld gegeben?" - Ich sehe viele Gründe dafür. Denn wie oft hat Er euch, eure Ahnen und Urahnen auf den Acker zur Arbeit geschickt, ihr aber habt euch mehr mit dem Geschmack der verbotenen Frucht beschäftigt und immer wieder und wieder neue Versuche in dieser Richtung unternommen, die letztendlich euer ganzes Kapital aufgezehrt haben? Wie oft seid ihr alle auf diesen Acker gegangen und anstatt mit der Arbeit anzufangen, weggerannt, und zu Ihm zurückgekehrt, um Ihn zu bitten, euch etwas Fertiges vorzusetzen. Ihr seid wie Kinder, von denen Vater und Mutter wollen, dass sie was lernen, die es aber partout nicht tun wollen und die Schule schwänzen; viele von euch haben die göttliche Schule geschwänzt. Ihr sagt: "Dabei wird eher nichts rauskommen, lasst uns ein sorgenfreies Leben machen!" Viele Male habt ihr das gesagt und ihr könntet es immer noch sagen; aber es ist nicht besonders klug. Jener, der das göttliche Gesetz erkennen und eine höhere Stufe erreichen will, jener, der sich zur Sphäre der Heiligen erheben will, von der aus er das Leben klar sehen kann, und Der Herr ihm wohlgesonnen ist, sollte unbedingt die göttliche Schule auf Erden mit einer Reifeprüfung beenden. Von diesem Abschluss hängt das Wohl jedes einzelnen ab. Wenn ihr für diese Welt nicht vorbereitet seid, werdet ihr solange Vieh treiben, pflügen, Steine brechen, Wege pflastern, bis ihr begriffen habt, was euch das Vieh, der Pflug, die Steine und die Wege lehren, um euch auf das Reich Christi vorzubereiten. Die unfolgsamen Kinder lässt Der Herr Steine brechen, den Folgsamen gibt Er anspruchsvolle Beschäftigungen. Ihr werdet sagen: "Schwer sind diese Lehrjahre!" Ja, für den Faulen sind sie schwer, damit bin ich einverstanden; aber für die Fleißigen, Arbeitsamen und Frommen sind in ihnen Reichtümer verborgen. Wisst ihr, warum der Wurm in der Erde wohnt, der Frosch im Wasser, der Vogel in der Luft und der Mensch inmitten dieser? Dies sind vier große Zustände des Lebens. Ihr werdet zu mir sagen: "Das sind Abstraktionen!" Es sind keine Abstraktionen; es sind vier große Wahrheiten, die euch den schmalen Pfad aufzeigen - den Weg des Gottesgedanken. Er ist schmal - das stimmt; aber dafür gibt es tiefe Ursachen, die ich euch jetzt nicht erklären kann. Sie liegen außerhalb der Grenzen dieser Welt. Ich kehre wieder zum Wort "Liebe" zurück, das die Leute entsalzt und um seinen wahren Inhalt gebracht haben; sie haben seine Güte, seine Schönheit zertreten und seine klangvolle Harmonie zerstampft, so dass jetzt nur noch schiefe Töne, die unser Ohr ärgern, übriggeblieben sind. Wir sagen uns: "Die Liebe ist eine Illusion im Leben, Traumschlösser, die sich junge und unerfahrene Menschen auf Wolken bauen, unfassbare Schatten, denen sie im Leben hinterherjagen!" Ja, sie ist ein Schatten; aber zu diesem Schatten gibt es eine Wirklichkeit, aus der der Saft des Lebens entspringt, an dem die Seele ihren Durst stillt wie ein ermüdeter Wanderer, der sich an einer kalten und klaren Bergquelle Erfrischung verschafft. Was für ein unschätzbarer Reichtum, was für ein Wissen ist in diesem einzigen Wort verborgen! Und wenn die Menschen es richtig aussprechen könnten, so wie es am Anfang der Mund Gottes aussprach, würde die ganze uns umgebende Welt lächeln, und gerührt diesen himmlischen Ruf vernehmen. Sie würde jenen mythischen Zepter der alten Weisen erhalten, dessen Kraft die ganze Welt zum Guten verneigte. Viele werden sagen: "Es wäre wahres Glück, so einen Zepter zu besitzen!" Wahrlich, es ist das größte Glück, das man auf Erden bekommen kann. Jeder kann es erhalten, wenn er unermüdlich zum Guten strebt. Nun will ich folgendes sagen: Wenn ihr erst anfangt, im Leben Geduld zu erlernen - immer und alles mit Demut und Freude zu empfangen, werdet ihr die Wahrheit finden. Durch Ungeduld und böse Gedanken schafft ihr nicht nur in eurem Haus eine schwere Atmosphäre. Die Frau ist unzufrieden, weil der Monatslohn ihres Mannes 150 Lewa beträgt; sie will dies und jenes - Wünsche, Wünsche, Wünsche; und wer soll für euch arbeiten, wer wird sie euch verschaffen, wenn nicht ihr selbst? Alle wollen, ohne zu arbeiten, volle Speicher haben; von wem wollt ihr sie nehmen? Güter gewinnt man mit Mühe - mit Arbeit. Darum sollen wir mit dem zufrieden sein, was uns Gott in Seiner großen Weisheit zu geben geruht. Ich rate euch, nie auf die Ratschläge anderer Leute zu hören. Ihr könnt aus ihnen gewisse Belehrungen ziehen, folgt aber jenem Rat, den Gott in euer Gewissen gespeist hat. Hört, was die Leute sagen und wenn es mit dem, was euch Gott in eurem Gewissen sagt, in Einklang steht, hört auf sie; wenn nicht, folgt niemals dem Rat der anderen. Wenn ihr frei von Fehlern sein wollt, sollt ihr unbedingt Dem Herrn folgen: Jeder von euch, der Dem Herrn nicht folgt, ist kein kluger Mensch, sondern der Sklave seiner äußeren Neigungen, der Sklave seiner Mitmenschen, aller. Ihr sucht Den Herrn. Wo? Er ist in euch, in eurem Verstande, in eurem Herzen, Er offenbart Sich durch diese zwei Gaben. Hört gut auf euren Verstand und euer Herz; durch sie spricht Er zu euch. Manche predigen euch, dass der Verstand und das Herz verdorbene Früchte seien. Das ist nicht richtig. Wenn Verstand und Herz verdorben wären, womit könnten wir Gott erkennen? Es gibt in uns verdorbene Dinge, aber nicht alles ist verdorben. Ich frage euch: Wenn ihr weder an euren Verstand noch an euer Herz glaubt, an wen glaubt ihr dann? Wenn mein Verstand und mein Herz verdorben wären, könnte ich an euch glauben? An wen sollen wir glauben? An Den Herrn, Der in uns wohnt. Und wenn wir an uns selbst glauben, werden wir auch an unsere Brüder glauben. Wer an Den Herrn, Der in ihm lebt, nicht glaubt, kann auch den anderen Menschen nicht glauben. Jenen, der seinem Nächsten nicht wohlgesonnen ist, liebt Gott nicht sonderlich. Darum sagt Der Herr, dass wir unsere Nächsten lieben sollen. Euer Nächster ist zerschunden, gekreuzigt, ans Kreuz genagelt. Nicht Der Herr im Himmel, sondern ihr auf Erden habt den Hammer geführt. Das ist die traurige Wahrheit, lest sie im Evangelium nach. Eure Erlösung wird nicht anders vonstatten gehen, als durch eine solche Kreuzigung der Geduld und der Güte. Dann wird eure Erlösung kommen. Ihr werdet sagen: "Das ist ein schweres Los!" Es ist nicht schwer. Ihr sollt euch nicht fürchten. Ans Kreuz genagelt zu werden, ist angenehm. Der Herr duldet seit Jahrhunderten die Kreuzigung. "Und wenn sie uns schadet?" - Sie wird euch nicht schaden! Menschen, die sich vor Leiden fürchten, wollen wir nicht in unserer Schule. Ihr sollt Dem Herrn für diese Leiden danken: Sie sind von Ihm geschickt. Ihr verdient diese Leiden, die euch jetzt gegeben werden, ihr seid ihrer würdig. Wenn Christus keine Dornenkrone getragen hätte, wenn Er nicht ans Kreuz geschlagen worden wäre, wie würde sich diese Liebe offenbaren? Würdet ihr Ihn heute lieben, wenn Er als König gelebt hätte? Ihr liebt Ihn, weil er sich um unserer Erlösung willen kreuzigen ließ. Seid von jetzt an Helden, fürchtet euch nicht vor Leiden, sondern zeigt der Welt, dass ihr stark seid, und dass ihr nicht nur ein Kreuz, sondern wenn es sein muss, auch zehn Kreuze zu tragen bereit seid. Irgendein Mensch beklagte sich, dass das Kreuz, das er trug, zu schwer war; Der Herr sagte: "Nehmt es ihm ab!", führte ihn in einen großen Saal und sagte: "In diesem Raum gibt es große und kleine, goldene und silberne, eiserne und bleierne Kreuze, wähle dir von diesen eins aus!"; der Mensch stöberte lange herum, fand endlich ein sehr kleines Kreuz und bat: "Dieses Kreuzchen will ich!" - "Das ist das Kreuz, das du bis jetzt trugst; dies hatte ich extra für dich bestimmt!", antwortete ihm Der Herr. Wir übertreiben oft mit unseren Leiden. Sie sind der Weg zu unserer Erhebung, zum Ebenbild Gottes. Wenn ein Mensch leidet, sollten wir uns sagen: "Er ist ein Sünder auf dem Weg zur Erlösung!" Ich preise ihn glücklich und sage zu ihm: "Bruder, du bist näher am Himmel; ich wäre gern an deiner Stelle!" Wenn jemand sagt: "Ich habe kein Leiden gesehen!", sage ich ihm: "Du bist noch grün!" Grün ist ein angenehmer Zustand, aber wenn die grüne Frucht anfängt zu reifen, kommen die Leiden. Haltet diesen Gedanken in euch, ich gebe ihn von Seiten Gottes zum Nachdenken: Wenn zu euch ein Leiden kommt, sollt ihr euch freuen und Dem Herrn dafür danken, dass Er euch so liebt, dass Er es euch schickt. Die Leiden sind ein Merkmal der Gottesliebe und alle sollten dieses Kreuz tragen. Darum hat Der Herr dem gesamten bulgarischen Volk, wie einer einzigen Seele, diese Leiden gegeben, damit es die großen Eigenschaften - die Geduld und die Wohlgesonnenheit - erlernt. "Aber", sagt ihr, "die Griechen und die Serben sind so und so besser dran!" - Macht nichts, ihr sollt nicht darauf achten, ihr sollt die Lektion über eure Erlösung lernen und außer Acht lassen, was die anderen sind: Sie haben nichts gewonnen und die Zeit wird auch für sie kommen, ihre Lehre zu machen, die euch früher gegeben wurde, wofür ihr danken und nicht murren sollt. "Uns haben die Leute gekreuzigt!" "Das macht nichts, ihr seid näher an Mir!", antwortet Der Herr. "Die anderen nicht; sie sind noch fern, aber sie werden auch in diese Lage kommen!" Wenn ihr gekreuzigt werdet, werdet ihr in Gottes Reich eintreten. Darum sollten wir uns freuen, dass wir etwas mehr in dieser Welt haben. Werden wir alle Gefolgsleute Christi und tragen wir mit Würde diesen Namen auf Erden: Christen. Was euch die anderen auch sagen, wir sollten es beiseite schieben. Stattdessen geduldig und wohlgesonnen werden und unsere Pflicht zu Gott so tun, wie wir sie uns mit reinen Gedanken und Wünschen vorstellen. Lasst uns auf diesem großen Weg nie straucheln, sondern kühn und entschlossen kämpfen und jeden unserer Mitkämpfer ermutigen. Dies ist die Kraft, durch die wir die momentanen Schwierigkeiten überwinden werden. Ein Vortrag, gehalten, am 6. Juli 1914 in Sofia
  12. mariaK

    1914_04_27 Die Talente

     Die Talente "Und einem gab er fünf Talente, dem anderen zwei, dem dritten eins, einem jeden nach seiner Tüchtigkeit, und zog hinweg." (Mt. 25 : 15) Ich werde mit euch über Vers 15, Kapitel 25 des Matthäusevangeliums sprechen. Es besteht kein Zweifel, dass ihr dieses Kapitel oftmals gelesen und euch mit den Talenten beschäftigt habt; vielleicht habt ihr auch gewisse Schlüsse gezogen, von denen einige näher an der Wahrheit lagen, und andere - ferner. Ich werde diesen Vers in seinem gewöhnlichen Sinne nehmen. Wenn Jesus einen Satz sagte oder eine Parabel erzählte, hatte Er stets den grundlegenden göttlichen Gedanken, das göttliche Gesetz vor Augen, d. h. Er sprach nicht um des Sprechens willen, sondern sagte mit allem gewisse Wahrheiten aus. Nun können wir uns die Frage stellen: Warum wurden dem einen fünf Talente, dem anderen zwei und dem letzten eins gegeben? Ist dies Zufall oder Absicht? In der Natur ist alles, was Gott geschaffen hat, nicht zufällig - kein Ding ist zufällig. Wir sagen über viele Dinge, dass sie "zufällig" geschehen sind, wenn wir sie uns nicht erklären können. Wir treffen einen Menschen und glauben, dass wir ihn zufällig treffen. Eines der Lebensgesetze besagt, dass unser Zusammentreffen durch gewisse vorhergehende Ursachen bestimmt wird, die zu ihm führten. Dieses Gesetz nicht kennend, sagen wir, dass wir uns zufällig, ohne jeglichen Grund, treffen; dem ist es aber nicht so. Was sollen wir uns unter fünf, zwei und einem Talent vorstellen? Es gibt drei Menschentypen: Der erste, der den fünf Talenten, der zweite, der den zwei Talenten und der dritte, der dem einen Talent entspricht. Welche sind aber die Menschen, die nur ein Talent besitzen? Sie sind jene, die nur für sich selbst leben: „Lasst uns dreimal täglich essen, lasst uns trinken, zu Bett gehen, damit unser Leib gut gemästet wird und lasst uns gut anziehen - dazu sind wir schließlich auf die Welt gekommen!" Sie sind selbstsüchtige Menschen, unfruchtbar und samenlos - die Menschen mit dem einen Talent. Welche sind die mit den zweien? Der Mensch, der sich verheiratet hat, ist das eine Talent und seine Frau ist das andere. Beide tun sich zusammen und gewinnen noch zwei Talente - die Kinder, die ihnen geboren werden; sie werden nun vier und sagen: "Herr, wir haben die beiden Talente genutzt; wir haben Kinder großgezogen und noch zwei Talente hinzugewonnen". Das im ersten Sinne. In dem anderen Sinne sind sie Menschen, die für ihr Haus, für die Gesellschaft, für das Volk leben. Die mit den fünf Talenten besitzen aber noch etwas anderes: Die fünf Talente entsprechen unseren fünf Sinnen, also sind sie Menschen, bei denen alle fünf Sinne - das Sehen, das Hören, das Riechen, das Schmecken und das Fühlen - an ihrem Platz sind. Sie sind Menschen mit rechten Urteilen und Schlussfolgerungen über alles, was Gott geschaffen hat: Sie verstehen die Natur, verstehen die Dinge, verstehen die Ursachen und ihre Wirkungen; sie sind Lehrer der Welt, sie leben für die ganze Menschheit. Lasst uns nun eine kleine Rechnung mit den gegebenen Talenten machen: 1 + 2 + 5 = 8 Talente. Ist die Zahl 8 willkürlich? Nein! Sie ist die Zahl der Arbeit. Die Heilige Schrift sagt, dass Der Herr die Welt in sechs Tagen geschaffen hat; am siebenten ruhte Er sich aus. Nach jeder Ruhepause kommt ein neuer Arbeitstag. Wir sind am achten Tag. Der Herr sagte zu den Menschen: "Ich habe die Welt geschaffen, nun fängt euer Tag an, arbeitet, und eines Tages werde ich kommen, um eure Arbeit zu begutachten." Wir leben im achten Tag und weil wir nicht wissen, wie wir arbeiten sollen, begehen wir Irrtümer. Aber Der Herr sagt: "Ihr sollt arbeiten, fortschreiten, und Irrtümer werden natürlich nicht ausbleiben!" Welcher Lehrer rechnet nicht damit, dass seine Schüler in ihren Büchern rumreißen und die Schule beschmutzen? Bei welcher Frau, die im Haushalt arbeitet, fällt kein Schmutz an? Welcher Färber verschmiert nichts, während er färbt? Welcher arbeitende Mensch wird verhindern können, dass sich seine Kleidung beschmutzt und anreißt? Auf dem Weg unserer Entwicklung dürfen wir nicht das Unmögliche wollen, sondern ständig auf eine Veränderung und eine Abtragung warten. Ihr habt Angst vor dem Tod. Was ist der Tod? Der Tod ist ein Abtragen, ein Zerreißen unseres Kleides. So ist das Gesetz. Der Körper verändert sich allmählich. Die Heilige Schrift sagt: "Gott schuf den Menschen nach Seinem Ebenbild"; ja, so ist der göttliche Plan; aber, weil Er uns arbeiten, uns Verstand, Herz und Charakter bilden, uns entwickeln gelassen hat, bedeutet die Tatsache, dass wir bei der Erfüllung dieses Planes ein bisschen schmutzen werden, nichts. Wenn ein Haus errichtet werden soll, liegen auf dem Bauplatz viele Sachen herum: verstreute Steine, Ziegel, Sand usw.; wenn aber das Haus fertig ist, reinigt man alles und die Leute kommen, um im Haus zu wohnen. Folglich befinden wir uns jetzt in der Periode des achten Tages und wir bauen. Wir bauen an diesem Haus mit den drei Menschentypen, von denen der eine - ein Talent, der andere - zwei Talente, und der dritte - fünf Talente hat. Lasst uns nun die Talente von jenem zusammenzählen, der mit den gegebenen fünf noch fünf hinzugewonnen hat - das macht zehn, mit den beiden Kindern - vier, es ergibt also insgesamt vierzehn, und mit dem einen, das in der Erde vergraben war - fünfzehn. Gut, wie viel sind die gewonnenen Talente, wenn wir die acht Gegebenen abziehen? Was bedeutet die Zahl Sieben? Wie gesagt, das bedeutet Ruhe! Nun haben wir das Gesetz und den Gedanken, den Christus drinnen verborgen hat. Diesen Gedanken begreift nur dieser, der die Schrift kennt, den Gedanken nämlich, dass der, der sich ausruhen will, vorher gearbeitet haben muss, und dass sich jener, der nicht gearbeitet hat, nicht ausruhen darf, weil Der Herr sich am siebenten Tag ausruhte, nachdem Er sechs Tage gearbeitet hatte. Wir fragen oft: „Wann werde ich mich ausruhen?"; du hast noch nicht angefangen zu arbeiten, was für eine Ruhe suchst du denn? Kaum hast du die Hacke auf die Schultern genommen, willst du schon wieder Ruhe! Nachdem du den ganzen Weingarten umgegraben hast, erst dann sollst du dich danach sehnen und die Ruhepause wird kommen. Wir müssen das grundlegende göttliche Gesetz begreifen, dass Ausruhen ein Ergebnis von Arbeit ist. Nur jene können Lust und Freude empfinden, die vorher gearbeitet haben. Christus sagt in diesem Zusammenhang: "Diejenigen, die gearbeitet haben, werden zur Freude Des Herrn eingehen; alle Güter, die Ich habe, werden auch sie haben!" Und was hat Er zu dem gesagt, der nicht gearbeitet hatte, sondern sein Talent in der Erde verbuddelte? „Darum nehmt ihm das Talent und gebt es dem, der fünf Talente hat, und den unnützen Knecht werft in die Finsternis hinaus, damit er dort arbeiten lernt!" Was für eine Finsternis meint er damit? Es sind die Würmer, die unter der Erde arbeiten. Wenn ihr nicht arbeiten lernt, wird Der Herr euch in Würmer verwandeln und in der unterirdischen Finsternis auf Arbeit festlegen, damit ihr lernt zu arbeiten. All jene, die über das göttliche Gesetz rumphilosophieren wollen, werden sehen, ob diese Worte richtig sind oder nicht. Ich spreche an diesem Morgen über das grundlegende Gesetz: Wir sollen arbeiten. Nur wenn wir für Gott arbeiten, ist es Arbeit; wenn wir für uns selbst arbeiten, ist es nichts mehr als ein Geschäft. Arbeit bedeutet auch Wissen; jener, der fünf Talente empfangen hat, hat fünf Sinne - ihm hat Der Herr alle Fähigkeiten und notwendigen Kenntnisse gegeben. Auch jener, der zwei Talente hat, besitzt seinen Kenntnissen entsprechende Fähigkeiten. Ich werde noch ein Gleichnis anführen. Dieser mit dem einen Talent, ist ein Mensch, der einem Mineral ähnelt, das sich, wie man weiß, nicht vermehren kann - es bleibt immer allein. In ihm kann das Sonnenlicht sich zwar sehr gut brechen, aber ein vernünftiges Wesen kann es nicht sein. Wenn euer Herz hart wie ein Mineral ist, seid ihr ein Mensch, der nur ein Talent hat; und darin liegt die Gefahr, denn Die Schrift sagt: "Und Ich werde euch euer Herz, hart wie ein Stein, entziehen!" Dieses Talent muss verwandelt werden und anfangen, Früchte zu tragen und sich zu entwickeln. Die beiden Talente sind dann verständig - es ist das Weizenkorn, das Pflanzenleben, das etwas höher als die Mineralien steht, und das sich vermehrt und dazugewinnt. Was können uns die hübschen Mineralien fürs Leben geben? Wir alle würden sterben, wenn unser Leben von ihnen abhinge. Dank dem Weizenkorn, das zwei Talente trägt, dank der Arbeitsamkeit jener fünf Talente, der Fähigkeiten, die unser Verstand zu einem höheren geistigen Leben besitzt und uns zeigt, wie wir die Güter, die Gott uns gegeben hat, nutzen sollen, können wir von dem Unheil dieser Welt erlöst werden. Wir sollten uns die Frage stellen, was dies "einem jeden nach seiner Tüchtigkeit" bedeutet; es bedeutet, dass jeder von uns seine Stärke kennen soll. Oft sagen die Leute: "Ich will größere Begabungen, größere Fähigkeiten haben!" Gut. Aber wenn du diese Begabungen, die du hast, nicht anwenden kannst, wenn du nicht weißt, wie du diese ausschöpfen sollst, warum sollte man dir mehr geben? Jeder von uns hat so viele Begabungen, dass, wenn er diese voll ausschöpfen würde, genug hätte, um den Grundstein für fünf Talente zu legen. Fünf Talente haben aber nur Wenige. Ich glaube, dass die meisten von euch, die mir hier zuhören, zwei Talente haben; aber sogar das kann ich nicht mit Sicherheit behaupten. Wenn ihr jedoch diese zwei Talente in vier verwandelt, sieht die Lage schon anders aus. Und was bedeutet die Vier? Dass ihr den Weg zur Reinigung eures Lebens finden sollt. Ihr braucht Wasser, aber es ist trüb, ihr müsst eine Methode entwickeln, es zu filtern. Wenn ihr es mit dem Schlamm trinkt, wird euch davon schlecht. Also die Vier ist der göttliche Prozess, durch den unsere Wünsche und Gedanken in dieser Welt geseiht werden. Jener, der zwei Talente hat, soll so lange arbeiten, bis er ein Seihtuch hat. Wisst ihr, wie viel es wert ist? Fragt einen Milchmann, geht zu einer Sennerei und fragt diese, die Käse machen, was in dem Seihtuch zurückbleibt. Reine Molke! Euer Seihtuch ist der kritische Verstand, den ihr im Leben auf jeden Fall haben solltet. Wenn die Leute von einem sagen, dass er ein Kritiker ist, sollt ihr darunter verstehen, dass er ein Seihtuch hat, in dem das Wertvolle zurückbleibt und das Unnütze abfließt. Es hängt davon ab, was ihr durchseiht; wenn ihr Käse durchseiht, bleibt er im Seihtuch; macht ihr das aber mit Wasser, fließt das reine, klare Wasser durch, und alles was zurückbleibt, ist der Bodensatz. Euer Seihtuch muss zwei wesentliche Eigenschaften besitzen, also zwei Talente: Wenn ihr das eine Talent anwendet, muss das Wertvolle im Seihtuch bleiben; wenn ihr das zweite Talent anwendet, muss das Wertvolle rausfließen. Ich werde ein anderes Gleichnis anführen. Das Seihtuch mit dem Käse - das ist euer Kornboden, das durch das Seihtuch geflossene Wasser - euer Weizen, der draußen auf dem Acker, im Leben, gesät ist. Das erste Talent soll man aus der Frucht nutzen, die Gott euch gegeben hat und das zweite sollt ihr säen, mit ihm arbeiten. Ihr habt in der Welt verschiedene Voraussetzungen; manches Mal gelingen euch eure Unternehmungen, ein anderes Mal nicht; dies darf euch in keinster Weise entmutigen, weil wer wenig Talente hat und mehr gewinnen will, viel arbeiten muss. So ist das Gesetz. Es ist besonders für den gefährlich, der ein Talent bekommen hat und nichts mit ihm anfängt. Die erste Bedingung, die von uns verlangt wird, ist zu wissen, wie wir arbeiten sollen. Ich habe euch bereits gesagt, dass ihr zwei Talente habt; ihr werdet fragen, welche diese sind. Euer Verstand und euer Herz - das sind die zwei Talente. Ihr werdet aber sagen: "Für was kann ich meinen Verstand einsetzen?" Jemand ist mit seinem kaputten Wagen auf dem Weg liegengeblieben, ihr kommt vorbei, besitzt die nötigen Kenntnisse und repariert seinen Wagen; der Eigentümer wird euch dankbar sein und euch irgendwann, wenn die Zeit kommt, helfen. So gewinnt auch ihr. Das zweite Talent - euer Herz: jemand ist krank; euer Herz sollte euch dazu veranlassen, ihn zu besuchen und ihm zu helfen. Die beiden Talente, das sind die Voraussetzungen unseres Lebens. Unter dem Wort "Herz" sollten wir die Wurzeln unseres Lebens verstehen, und unter dem Verstand - die Zweige und die Blätter, d. h. das Äußerliche. Ihr wisst, dass es in der Natur eine Beziehung zwischen Wurzeln und Zweigen gibt: jedem einzelnen Zweigchen oben entspricht eine kleine Wurzel unten, und wenn unten eine Wurzel vertrocknet, vertrocknet oben der entsprechende Zweig. Das Gesetz, das ihr beachten sollt, ist das folgende: Ihr sollt wissen, dass wenn in euch ein Wunsch vertrocknet, vertrocknet auch ein Gedanke in euch; wenn zwei eurer Wünsche vertrocknen, werden zwei eurer Gedanken vertrocknen, wenn drei Wünsche vertrocknen, werden ihnen auch drei Gedanken vertrocknen. Und eines Tages, wenn schließlich eure Gefühle völlig abgestumpft sind, werden alle Zweige vertrocknet sein, und ihr werdet euch in Menschen verwandeln, die nur ein Talent haben. Nehmen wir einen Menschen, der über fünf Sinne verfügt - Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Fühlen. Was für eine Rolle spielen diese Sinne in unserem Leben? Sie sind die fünf Pforten, durch die der Mensch in diese Welt eintritt, durch die wir die Natur erfahren, fünf Felder, aus denen wir Reichtümer schöpfen können. Der Mensch, der im wahrsten Sinne des Wortes taub ist, ist ein dummer Mensch; wenn einem ein psychisches Sehvermögen fehlt, so hat er nicht die Möglichkeit, die Wahrheit zu suchen; seinen psychischen Geruch zu verlieren bedeutet, keinen Intellekt zu besitzen; fehlt dir das Schmecken, kannst du keine Liebe empfinden usw. - über solche Dinge könnten wir lange erzählen. Jeder unserer Sinne entspricht einer der großen göttlichen Tugenden, und jeder von uns sollte darauf achten, dass seine Sinne mit seinem Herzen harmonieren, dass sie eine Beziehung zu der Wahrheit haben. Wenn wir einen Blick auf diese Welt werfen, werden wir sehen, dass sie eine Kleidung der Wahrheit ist; in jedem einzelnen Blatt, in jedem einzelnen Steinchen, in jeder einzelnen Quelle, in jedem Felsen stecken große Lehren; in ihnen sind große Kenntnisse verborgen. Oh, was für Wahrheiten kann uns die Natur offenbaren! Wir nehmen ein kleines Steinchen, spielen mit ihm herum und werfen es weg - wir sagen, es sei wertlos. Wir haben den Sinn dieses kleinen Steinchens nicht verstanden. Oder wir nehmen eine Blume, reißen ihre Blätter ab und werfen sie weg - sie sei ja wertlos; wir haben den Sinn dieser Blume nicht verstanden. Kommen wir nun zu unserem Gehör zurück: wir hören das Wort "Liebe", es ist eine Blume. Haben wir den Sinn dieses Wortes verstanden - das, was es bedeutet? Nein! "Was ist?", - fragt uns jemand. - "Nichts!", antworten wir, und werfen es weg. Wenn wir das Wort "Wahrheit" hören, sagen wir: "Es ist ein leeres Wort". Was ist dann das Wichtigste für uns? "Ein wenig essen und danach ein bisschen Wein trinken!", sagen manche. Was die Geschmacksbefriedigung anbelangt, stimmt das; aber nicht alles hängt vom Gaumen ab. Wahrlich, man muss sich ernähren, aber nach dem Gesetz von den fünf Talenten muss man sich von fünf Arten Nahrung ernähren - jeder Sinn muss die ihm notwendige Nahrung erhalten; nähren wir ihn nicht auf diese Weise, stumpft er ab. Ihr seht, dass das Christentum eine Wissenschaft ist und kein Vergnügen. Und wisst ihr, was für eine Wissenschaft das Christentum ist? Es ist eine große Schule mit ihren einzelnen Abteilungen, Klassen, Universitäten, Akademien, und jeder, der als Zuhörer zu ihr kommt, muss das, was er hört, verstehen. Ich kann nichts mit Menschen anfangen, die nur ein Talent besitzen und dieses auch noch irgendwo vergraben haben; in der Schule, in der ich unterrichte, will ich Menschen mit zwei Talenten haben. Warum? Weil ich meine Zeit nicht an einer fruchtlosen Arbeit verschwenden will. Würdet ihr Läuse und Flöhe züchten? Dies sind die Wesen mit dem einen Talent. Alle Parasiten sind Menschen mit einem Talent - Schmarotzer, Faulenzer, die nur auf Kosten anderer leben können, und auf die eine große Strafe wartet. Prüft die Geister; wenn ein Geist kommt, prüft ihn zuerst; wenn er zwei Talente hat, empfangt und bewirtet ihn; wenn er ohne Talent kommt, weil er es irgendwo vergraben hat, braucht ihr ihn nicht zu empfangen; wenn er so einer ist - raus mit ihm: Er ist eine Laus, ein Floh, ein Wolf, den ihr nicht veredeln könnt. Dennoch sagen manche: "Dieser Mensch kann veredelt werden!"; ich sage, dass er sich nur im negativen Sinne vermehren kann. Was hat der Herr mit dem gemacht, der nur ein Talent hatte? Er hat ihm das Talent abgenommen und hinausgejagt, damit er arbeiten lernt. Wir dürfen nie den Menschen mit einem vergrabenen Talent ermutigen, sondern wir müssen stattdessen zu ihm sagen: "Dich, Freundchen, bedroht die größte Gefahr im Leben!" Wir dürfen ihn nicht anlügen, sondern wir müssen ihm die Wahrheit ins Gesicht sagen. "Das erstere schadet doch nichts!", drucksen wir oft herum. Hast du ein Kind und siehst, wie es gerade sein Talent vergräbt, jage es hinaus. Lasst es durch die Welt irren. Ihr sagt: "Das ist grausam!" Ihr sollt ihm sein Talent abnehmen, weil es nichts mit ihm anfangen kann. Ihr habt einen Sohn mit einem Talent, ihr schickt ihn ins Ausland, damit er Philosophie, Medizin oder irgend eine andere Kunst studiert; er schreibt euch: "Lieber Vater, schicke mir vier- oder fünftausend Lewa, weil ich es für das und das brauche!", aber in Wirklichkeit nimmt er das Geld und verprasst es in den Schenken; 2 - 3 - 7 - 10 Jahre sind vergangen und der Sohn hat sein Studium immer noch nicht beendet. Der Vater sagt sich: "Ja, ja, es ist schließlich eine sehr tiefe Wissenschaft!"; er gibt 20 - 30 Tausend Lewa aus und wartet auf seinen Sohn; nach 7 oder 10 Jahren kommt der Sohn zurück, aber nicht nur um keine Kenntnis reicher, sondern auch völlig verdorben in seinen Gedanken und Wünschen. Dann fasst sich der Vater verbittert an den Kopf und beschwert sich bei Ihm: "Warum, mein Herr, hast Du ihn mir gegeben?" Hat ihn dir wirklich Der Herr gegeben oder du ihn dir selbst genommen? Wenn ein Dieb ungültige Groschen stiehlt, ist dann ihr früherer Besitzer schuld? Nein, schuld ist der Dieb selbst, der sie gestohlen hat! Wenn jemand versucht, Gott zu bestehlen, geschieht es oft, dass er etwas stibitzt, das wertlos ist. Mit meinem Vortrag will ich euch nicht erschrecken, es ist nicht meine Absicht. Wenn ein Schüler in ein Versuchslabor eingeführt wird, muss der Lehrer ihm die Eigenschaften der verschiedenen Stoffe erklären und darauf hinweisen, dass, wenn er nicht aufmerksam ist, ihn ein Versuch viel kosten kann. Denn viele Menschen haben durch Unachtsamkeit ihr Augenlicht oder andere Sinne verloren. Lasst uns Christi Regel auf das gesellschaftliche Leben übertragen. Oft werde ich gefragt: "Warum leidet Bulgarien?" Ihr stellt an die Spitze der Verwaltung Menschen mit nur einem Talent und erwartet, dass sie Bulgarien in Ordnung bringen; wie werden sie wohl "Ordnung" auffassen? Dieser Mensch muss, wie Christus sagt, entlassen und fortgejagt werden. Für den Posten des Ministerpräsidenten ist sogar ein Mensch mit fünf Talenten, und nicht mit zwei, erforderlich. Menschen mit zwei Talenten sollten besser Polizisten und Soldaten werden; die Offiziere sollten vier Talente haben; die Generäle und Minister - fünf, und die Könige, die die oberste Stelle im Staat einnehmen, sollten zehn Talente haben. Bulgarien leidet, weil an der Spitze seiner Verwaltung nicht Menschen mit fünf Talenten stehen; oft werden Menschen mit einem Talent platziert und danach sind die Leute mit ihnen unzufrieden und zerren sie vor Gericht; wie ihr wisst, läuft im Moment wieder ein solches Verfahren. Diese, die stehlen, sind dumm, aber diese, die ihnen die oberste Macht gegeben haben, sind um einiges dümmer. Man stellt einen untauglichen Knecht ein und man erwartet von ihm eine gute Leistung. Danach wundert man sich, dass der so wenig geleistet hat! Wir sollten uns mehr über dessen Herrn wundern. Heute brauchen wir in Bulgarien Menschen mit vier, fünf, zehn Talenten. Haben wir diese, werden wir das erste Volk in der Welt werden; es wird für uns dann keine Hürden und Hindernisse mehr geben; selbst wenn sich alle Staaten gegen Bulgarien verbünden würden, würde dieses nichts an ihrer Position ändern. Dann - das versichere ich euch - wird uns kein Unglück mehr zustoßen. Wenden wir diese Talente - zwei, vier, fünf und zehn - an! Nun frage ich: Wozu ist dieser Verstand, den Der Herr uns gegeben hat, eigentlich gut? Zuerst einmal ist er ein Seihtuch. Habt ihr die Milch durchgeseiht? Wisst ihr, wie ihr sie verlaben und verkäsen sollt? Lasst uns dieses Gesetz von der Durchseihung auf das tägliche Leben anwenden: Oft beklagen sich die Leute: "Ich habe keine Freunde auf dieser Welt!" Warum habt ihr keine Freunde? Wenn ihr zu mir sagt: "Ich habe keinen Freund!", kann ich schon ins Grübeln kommen und vermuten, dass ihr zu den Menschen mit dem einen Talent gehört. Wenn ihr auch noch sagt: "Niemand liebt mich", kann ich daraus nur den Schluss ziehen, dass ihr ein Mensch mit nur einem Talent seid, der alles Göttliche in der Erde vergraben hat; ein selbstsüchtiger Mensch, der für sich selbst lebt, verdient es, ohne Freunde, draußen in der Finsternis zu sein. Das ist es, was Christus mit den Talenten zum Ausdruck bringen will. Ihr werdet fragen: "Gut, und was für eine Säuerung ist diese, mit der wir arbeiten sollen?" - Ihr habt sie schon, aber ihr müsst wissen, wie man die Milch verlabt und verkäst. Kann man die Milch verlaben, wenn sie zu kalt ist? Nein! Klappt es, wenn sie zu heiß ist? Auch nicht! Bei der Verlabung sollt ihr das folgende Gesetz beachten: Ihr müsst gute Gefühle und gute Wünsche haben, ihr sollt den Menschen mit guter Säuerung verlaben, so verlaben, dass er nicht sauer wird, ihr sollt ihn mit der Wahrheit verlaben, und wenn ihr ihn mit ihr verlabt habt, seid ihr Leute mit zwei Talenten, dann werdet ihr vier haben, und wenn ihr vier habt, seid ihr erlöst, denn es bedeutet, dass ihr durch Christi Gesetz, durch den Prozess der Selbstvervollkommnung von den schlechten Wünschen gereinigt seid. Vielleicht habt ihr auch was anderes über die Talente gehört. Diese bedeuteten Geld, Wissen und Macht; sie sind etwas Objektives, nicht etwas Subjektives. Das Talent ist immer eine nach außen getragene Kraft, die uns gegeben, aber auch jederzeit abgenommen werden kann. Die Talente können nie zum Besitz des Menschen werden, sie gehörten und gehören nur Gott, und Er gibt und nimmt sie, je nach unserem Benehmen. Ihr werdet auf der Erde geboren, Er gibt euch zwei Talente und sagt: "Du sollst arbeiten! Wenn du noch zwei gewinnst, werde Ich sie vermehren, Ich werde dir fünf geben, und du wirst zu Meiner Freude eingehen!" Sogar wenn Er jemandem nur ein Talent gegeben hat, gibt es auch für diesen Menschen einen Platz in der Welt: Wenn ein solcher Mensch den Wunsch äußert, dass er noch ein Talent hinzugewinnen will, wird er erlöst. Und wenn wir sehen, dass so ein Mensch sich müht und leidet, so zeugt dies davon, dass er noch ein Talent bekommen will, weil, wenn man leidet, so leidet in erster Linie dieses sündige Wesen, das nur ein Talent hat. Ein solcher Mensch muss von der Eins, von seinem Selbst, von seiner Selbstsucht weg, hin zur göttlichen Liebe und zur Selbstaufopferung kommen: Der Mensch, der nur ein Talent hat, soll sich selbst opfern, um zwei Talente zu gewinnen. Mit Herz und Verstand zu arbeiten bedeutet, zwei Talente zu haben, und fünf - in sich alle Sinne bis zur Vollkommenheit entwickelt zu haben. Wisst ihr, was die Entwicklung aller Sinne bedeutet? Viele sehen, aber erkennen nichts, hören, aber verstehen nichts, kosten, aber schmecken das Gute nicht heraus. Wenn man z. B. Brot isst, sagt man doch: "Mein Herr! Ich danke Dir für das Brot, das Du mir gegeben hast, ich danke Dir für das Leben, das Du mir dadurch schickst!" Wenn ihr nicht dankt, zeigt es, dass ihr nicht verstanden habt, was Geschmack ist und wozu der Mund gemacht wurde. Er ist nötig, damit vor allem das Leben der Liebe reinkommen kann, das die Basis aller Dinge ist. Behaltet diesen Gedanken: Wenn Der Herr euch ein Talent gegeben hat, bittet Ihn darum, bei euch zu sein und euch zu helfen, zwei zu erlangen - darin liegt die Erlösung. Christus ist gekommen, um die Welt zu erlösen, vor allem jene zu erlösen, die ein Talent haben. Wisst ihr aber, wie viel Kummer Ihm diese Faulenzer bereitet haben? Ihr kennt die Geschichte.... Wenn jemand ein Talent hat, überlasst ihn Dem Herrn, d. h.: Jagt ihn hinaus! Warum? Weil nur Der Herr imstande ist, ihn zu heilen und zu erretten; ihr seid nicht in der Lage, das zu tun. Wenn ich sage: "Jagt ihn hinaus", sage ich es, weil ich um sein Wohl besorgt bin, denn er soll Gott finden, weil wenn er sich an euch festhält nie arbeiten wird; wenn er sich völlig verlassen wiederfindet, wird er sich an Gott wenden, und Er wird ihn erlösen. Gebt ihm kein Essen, lasst ihn 2 - 3 - 5 Tage hungern; lasst ihn sich ein bisschen bemühen - was macht's schon! Wieso? Wie oft am Tage weint ein Baby?! Wenn es nicht weint, wird seine Mutter es nicht füttern. Die Menschen mit einem Talent, das sind diese, in denen es kein Leben gibt; genauso wie ein Leichnam nicht arbeiten kann, verhält es sich auch mit dem Menschen, der nur ein Talent hat. So wenig ein Geizhals opfern kann, so wenig ist es auch möglich, dem Menschen mit dem einen Talent zu helfen. Ich sage zu euch allen, die hier seid und zwei Talente habt: Wenn ihr auf einen solchen Menschen trefft und euch in ein Talent zurückstufen lasst, begeht ihr ein großes Verbrechen. Ihr seid Menschen, die vier Talente haben könnten und wenn Der Herr euch arbeitend vorfindet, und ihr Ihm berichten könnt: "Mit den zwei Talenten, die Du, mein Herr, mir gegeben hast, habe ich noch zwei hinzugewonnen!", wird Er euch umarmen und sagen: "Ei, du frommer und getreuer Knecht, gehe ein zu deines Herren Freude!" Ein Vortrag, gehalten am 27. April 1914 in Sofia
  13. Die Erscheinung Des Heiligen Geistes "In einem jeglichen offenbaren sich die Gaben des Geistes zu gemeinem Nutzen." (Kor.I 12,7) Es gibt viele Fragen, mit denen sich die Menschheit beschäftigt, Fragen, mit denen sich die Menschheit auch in der Vergangenheit beschäftigt hat; solche Fragen wird es auch in Zukunft geben. Ich gebe euch eine kurze Definition von dem Begriff "Geist": Viele Menschen haben einen sehr dunklen Begriff vom Geist. Sogar im Kopf der Menschen, die reiche Kenntnisse besitzen, bleibt dieser Begriff im Dunkeln. Ihr werdet fragen: "Wie ist es möglich, gebildet zu sein, und dennoch einen dunklen Begriff vom Geist zu haben?" Ich sage: Es ist sehr natürlich. Wenn ihr blind wäret und vor euch ein Gemälde stünde, hättet ihr auch einen dunklen Begriff davon. Es ist also durchaus möglich, dass der Begriff "Geist" auch für den gelehrten Menschen dunkel bleibt. Diese Frage untersuchend müssen wir folgendes in Betracht ziehen: Verfügen wir wirklich über die entsprechenden Gefühle und Fähigkeiten, die es uns erlauben, das Ding an sich zu erkennen? Wir können uns zwar direkt oder indirekt einen Begriff von der Welt und ihren Einrichtungen machen, aber unsere Vorstellungen werden sich sicher in dem einen oder anderen Fall unterscheiden. Ich gebe euch eine kurze Übersetzung von dem Wort "Geist"(in altbulg. Schreibweise: Духъ, sprich: Duch: Im Bulgarischen hat dieses Wort vier Buchstaben. Wenn wir den Buchstaben "Д" nehmen, sehen wir, dass er drei Winkel, und unter dem Buchstaben ein "П" (p) bildet; die drei Winkel zeigen die Dreieinigkeit Gottes, die drei Kräfte, die sich äußern. Der Buchstabe y - die zwei Finger: Zeige- und Mittelfinger, die dabei nach oben gerichtet sind, zeigt, dass die menschliche Hand etwas arbeitet. Der Buchstabe x, das Kreuz, ist die Erscheinung jener Kraft, die in vier Richtungen wirkt: Die beiden Linien, die eine, die nach oben geht, und die andere, die sie durchkreuzt, symbolisieren die Erscheinung des Menschen, d.h. die zwei Kräfte, die in verschiedene Richtungen führen und sich kreuzen. Wenn wir mit einem Finger nach oben zeigen, zeigen wir auf Gott, und wenn es mit dem Menschen zu einem Zwiespalt kommt, so ist das der andere Balken des Kreuzes. Das bedeutet, dass Der Geist hinuntergeht und sich diesem Widerspruch zwischen Gott und Seinen Kindern annimmt. Der Buchstabe "Ъ" bedeutet die Ausgewogenheit der menschlichen Vernunft, die dem Menschen die Fähigkeit verleiht, die grundlegenden Gesetze zu verstehen. Diese Deutungen erhalte ich aus den Buchstaben des Wortes selbst. Die andere Erklärung des Geistes ist nun die folgende: Das ist die Erscheinung seines Wesens. Nehmt z.B. das Licht, das von oben nach unten kommt: Das ist Der Heilige Geist. Wir wissen nicht, was die Sonne ist; die Gelehrten sagen, sie sei 92 Millionen Kilometer von der Erde entfernt; mag sein, wir wissen es nicht; es ist aber durchaus möglich, dass es in dieser Berechnung einen Unterschied von einigen Millionen Kilometern gibt. Würden wir es nachprüfen wollen, wäre es fraglich, ob wir die Sonne in diesem Punkt finden, den die Gelehrten bestimmt haben. Und das Innere der Sonne? - Das ist eine tiefe Philosophie! Einige sagen, es sei flüssig, andere glauben, es sei fest. Das eine wie das andere wird schon richtig sein. Aber vom Licht, das auf uns niederstrahlt, haben wir schon eine genauere Vorstellung, weil wir sehen, was von der Sonne zu uns hinuntergeht und für unsere Augen die ganze Erde mit all ihren Gegenständen und Wesen offenbart. Das Licht ist der Heilige Geist, der aus der Sonne heraus zu uns hinunterkommt und in einer direkten Beziehung zu unserem Leben steht. Der Heilige Geist gleicht den Sonnenstrahlen. Gott kann auf keine andere Weise zu uns herabkommen, weil, würde Er es tun, Er, der der Sonne ähnlich ist, so würde alles, was wir um uns herum sehen, zerschmelzen; alles würde zu Staub und Asche werden oder gar in den gasförmigen Zustand zurückkehren. Darum sagt Gott: "Ich werde nicht hinuntergehen, sondern Meinen Geist durch den Raum schicken, damit Er den Menschen meinen Segen bringt!" Deswegen will Gott nicht zu uns hinabsteigen, sondern schickt stattdessen Seinen Geist - das Licht. Der Heilige Geist besitzt schöpferische Fähigkeiten, und diese sind es, die in uns aufbauen. All das, was wir besitzen, verdanken wir Ihm. Diese vernünftige Kraft, in der sich Gott äußert, versuchen die gelehrten Menschen in der Form von Gesetzen, Kräften, Verwandtschaft unter den Elementen usw. zu fassen - sie geben ihr verschiedene Namen. Aber es ist ein vernünftiges Wesen, das arbeitet; Der Geist ist es, Der die Gesetze erlässt. Der Geist steht in direkter Verbindung mit unserer Seele. Gerade durch die Vorgänge, die sich in unserer seelischen Welt abspielen, bekommen wir einen Begriff von Seinem Ursprung. Ohne Seele hätten wir keine Vorstellung vom Heiligen Geist. Die Seele mit ihrer Denkweise stellt in uns die göttliche Welt dar. Wenn es in uns etwas Göttliches gibt, dann ist es diese leuchtende Seele, die denkt. Wir sollten sie meinen, wenn wir vom Menschen sprechen. Trennt die vernünftige Seele vom Menschen ab, und es bleibt nichts mehr zurück, als ein vierbeiniges Tier; er würde sich in nichts von ihm unterscheiden: Er würde essen, schlafen und auch sonst alle Bedürfnisse und Schwächen eines Tieres haben. Der Geist offenbart sich in der Seele des Menschen. Deswegen geht der Mensch im Unterschied zu den anderen Lebewesen aufrecht. Warum die anderen Lebewesen nicht aufrecht gehen? Weil sie mit Gott im Widerspruch stehen. Der Umstand, dass sie auf vier Füßen gehen, zeigt, dass ihr Wille mit der Erscheinung Gottes im Gegensatz steht. Vielleicht werden noch tausend Jahre vergehen, bis sie die Stufe des jetzigen Menschen erreicht haben, bis sie sich erheben und aufrichten. Wir haben uns verhältnismäßig weit erhoben und streben danach, uns noch weiter zu erheben, weil wir uns Gott nähern und mit Ihm in Übereinstimmung sein wollen: Es besteht ein Wunsch in uns, den göttlichen Weg zu gehen. Wenn wir Irrtümer begehen, begehen wir sie nicht des Bösen wegen, sondern aus anderen Gründen, die in unserer Vergangenheit liegen. Man sagt nun, dass Der Heilige Geist jedem zum Nutzen angeboten wird; aber worin besteht dieser Nutzen? Das Wort "Nutzen" selbst hat einen Inhalt: Weil wir alle zum Nutzen arbeiten. Der Arbeiter pflegt zwar den Weinberg, aber er erwartet auch, dass man ihm einen Tageslohn von 2-3 Lewa ausbezahlt; die Frau tut einiges für ihren Mann, aber sie erwartet von ihm auch etwas zu Ostern, zu Weihnachten, zu den großen Festen, für den Sommer. Jeder arbeitet immer nur für den Nutzen. Einige denken, dass das Leben ideal sei; was verstehen sie unter einem idealen Leben? Ich verstehe ideales Leben auf diese Weise: Harmonie und Eintracht in allen Beziehungen! Einige wollen im Himmel leben, aber wo ist der Himmel? Unter dem Wort "Himmel" verstehe ich einen Zustand, in dem vollständige Ordnung herrscht, und in dem die Menschen ihre Pflichten untereinander erfüllen. Jemand will sich weiterentwickeln, aber du bist ihm hinderlich, du hältst ihn auf, ihm deine Gesetze aufzwängend, anstatt zu erkennen, dass du Pflichten ihm gegenüber hast. Das Kapitel des Evangeliums, das ich euch vorlas, zeigt, wie unsere Beziehungen aussehen sollen. "Zum Teil steht aber auch etwas Widersprüchliches darin!", werdet ihr vielleicht einwenden. Ein russisches Sprichwort besagt schließlich: "In der Unordnung gibt es auch Ordnung". In der Ungehörigkeit gibt es auch Gehörigkeit, kann ich darauf nur antworten. Ich werde ein Gleichnis anführen, damit ihr versteht, woher die falschen Vorstellungen von den Dingen kommen: Ich gebe z.B. einem Menschen eine Nuss und sage ihm, dass er eine Untersuchung über sie anstellen soll. Er wird eine Untersuchung über ihren Geschmack durchführen, indem er ihre äußere, grüne Schale probiert; er wird die Nuss anbeißen und wegwerfen. Ich gebe einer anderen Person eine Nuss. Dieser Mensch, der schon verständig genug ist, sie vorher zu schälen, entfernt ihre grüne Schale, aber beißt sich an der zweiten Hülle die Zähne aus und wirft die Nuss weg. Ich gebe die Nuss einer dritten Person; sie aber, noch verständiger, schält sie, schlägt mit einem Stein die harte Schale auf, nimmt den Kern heraus und isst ihn. Wenn wir diese drei Menschen versammeln und ihnen die Frage stellen, was eine Nuss ist, wird der erste sagen, sie sei eine herbe, scharfe und höchstwahrscheinlich auch giftige Frucht; der zweite, sie sei eine harte Frucht, die schlecht für die Zähne ist; der dritte, sie sei etwas Wohlschmeckendes und Gutes. Dieses Gleichnis passt auf unsere Irrtümer: Alle Dinge dieser Welt haben ihre Schalen, und wenn wir nicht genug Kenntnisse besitzen, werden wir ihr Wesen nie ergründen. Der menschliche Körper braucht Nahrung, aber auch die Vernunft und die Seele brauchen eine Nahrung; das heißt, wir müssen uns zweifach ernähren. Wenn wir sagen, dass es für den Menschen nicht gut ist, sich der Völlerei hinzugeben, sollte dies für Körper, Verstand und Seele in gleicher Weise gelten. Es ist ein aus drei Komponeneten bestehender Kreis, der den Menschen ausmacht. All diese drei Menschen, die sich über die Nuss geäußert haben, sind nicht klug genug. Jener, der die Nuss gegessen hat, glaubt, er sei der klügste. Nein! Ich gebe die Nuss einem Vierten, er nimmt sie, aber anstatt sie zu essen, pflanzt er sie ein, und 10 oder 15 Jahre später bringt diese Nuss viele Tausend Nüsse hervor. Folglich gibt es in der Welt vier Menschentypen, die ihre Weisheiten zum besten geben. Der erste sagt: "Die Welt ist schlecht, abstoßend, es lohnt sich nicht, zu leben!"; der andere sagt: "In der Welt herrscht die Selbstsucht, schlimmer kann es nicht sein!"; der dritte sagt: "Die Welt ist schön und angenehm!" - Er ist näher an der Wahrheit. Und wer ist der vierte? - Jener, der in die göttliche Schule eingetreten ist und angefangen hat zu lernen, dass man die guten Dinge einpflanzt. Die genaueste Vorstellung des Menschen von der Erde ist, die Erde als eine göttliche Schule zu betrachten, in die er geschickt wurde, um zu lernen, die äußere und die innere Nussschale zu entfernen, und die Nuss nicht zu essen, sondern diese einzupflanzen. Die Eigenarten aller Dingen erkennend, wird er den wahren Sinn des irdischen Lebens finden: Einem Herrn gleich, der seine Knechte zum Weinberg schickt, damit sie arbeiten, und ihnen Brot und das notwendige Werkzeug mitgibt, hat auch Gott dem Menschen das Gehirn als ein Werkzeug mitgegeben. Warum hat Er es ihm gegeben? Um Steine zu brechen und bittere Nussschalen zu essen? Nein, vielmehr mit der Absicht, dem Menschen beizubringen, die Nuss zu pflanzen. Jemand würde sagen: "Wird es mir besser gehen, wenn ich nur Nüsse pflanze? Ich glaube kaum!" Unter dem Wort "Nuss" müssen wir die guten Gedanken, Wünsche und Taten verstehen, die wir in die anderen einpflanzen können. Diese Arbeit wird euch Wohlstand bringen. Wenn ihr bei der Erfüllung einer eurer Wünsche auf Widerstand stoßt, verliert nicht den Mut und gebt den Wunsch nicht auf: Denn Gott hat einem Gedanken drei, vier Kleider angezogen - mag sein, dass eins euch nicht passt, das andere wird es aber bestimmt tun. Zieht das unpassende Kleid aus, pflanzt euren Gedanken in einen guten Boden und er wird mit Sicherheit eine gute Frucht hervorbringen. So verstehe ich die Welt. Das Übel ist nur scheinbar; es ist die äußere Schale der Dinge. Die Menschen sind auch nur angeblich böse. Ich sage nicht, dass es keine bösen Menschen gibt, aber ihrem innersten Wesen nach sind sie dennoch nicht böse, weil es unmöglich ist, dass Gott Böses hervorbringt. Das Böse entsteht aus gewissen Beziehungen und Auffassungen, die wir in und von der Welt haben. Zwei Familien wohnen in einem Haus mit vier Zimmern; die eine Familie hat mehr Kinder, die andere - weniger, sie fangen an, sich darüber zu streiten, wer wieviel Zimmer benutzen darf, und auf einmal haben sie sich miteinander verfeindet. Ich frage: Warum dieser Streit um Zimmer? Das ist doch eine so unbedeutende Angelegenheit. Die eine Familie fängt an, über die andere Familie zu sprechen: "Sie sind unvernünftige Menschen!", und die andere tut das gleiche. Doch in Wirklichkeit sind sie beide unvernünftig, weil ein vernünftiger Mensch niemals streitet. Das Wort "streiten" (auf bulgarisch: "kára") hat eine sanskritische Wurzel: "Kara" bedeutet, in der Dunkelheit zu sein. Menschen, die Augenlicht besitzen, streiten nicht. Eine gewisse Erscheinung in unserem Gehirn trübt unsere Gedanken, wodurch schlechte Wünsche aufkommen. Haben wir klare Gedanken, sind wir bereit, in Frieden und Eintracht zu leben; sobald aber eine Trübung aufkommt, treibt es uns dazu, unsere Beziehung zur Umwelt zu verändern. Das Böse also entsteht aus einer Verdunklung der menschlichen Vernunft. Weil Gott nun weiß, dass auf der Erde eine gewisse Dunkelheit existiert, die einem Schaden zufügt - und Finsternis fügt immer Schaden zu: Wenn wir ununterbrochen in der Finsternis lebten, würden sich all unsere Sinne, Augen, Ohren usw. zurückbilden wie bei gewissen Fischen, die unterseeische Höhlen bewohnen und dadurch ihre Sehkraft eingebüßt haben, so hat Er Den Heiligen Geist geschickt, damit Er in uns, in unseren Gedanken und Gefühlen, in unseren Körpern wirken kann, damit wir die Dinge verstehen und uns eine rechte Vorstellung von ihnen machen. Zu allererst müssen wir uns eine rechte Vorstellung von uns selbst machen, das heißt, von unserem Verhältnis zu Gott. Meiner Meinung nach ist die Erde nur eine Schule für die jeweilige menschliche Seele. Wenn es in der Welt etwas Wirkliches gibt, dann ist es sie. Manche Leute fragen sich: "Was bin ich?" - Ich bin dasjenige, das denkt, das fühlt und wünscht. Und jeder Gedanke, jedes Gefühl und jeder Wunsch hat seine Form. Wenn ihr ein Werkzeug machen wolltet, um damit Menschen umzubringen, wie würdet ihr es aussehen lassen? Ihr überlegt euch, wie es sein soll: Scharf soll es sein, um zu vernichten! Wenn ihr ein Spielzeug für die Kinder macht, wird es spitz und scharf sein? Nein! Ihr rundet und glättet es ab, damit sich die Kinder nicht daran verletzen, denn alle scharfen Dinge fügen Schaden zu. Man sagt von manchen Menschen, sie hätten einen scharfen Verstand; ja, um Krieg zu führen, muss man einen messerscharfen Verstand und Sprengkräfte in sich haben, damit sie zerfetzen können, was sie treffen. Wenn man aber in einer friedlichen Gesellschaft lebt, was für einen Wert und was für einen Nutzen hat ein solch scharfer Verstand? Wenn ihr aber bei einem Krieg einen stumpfsinnigen Menschen an die Spitze stellt, so wäre er fehl am Platz. Wir haben die Ordnung der Dinge durcheinandergebracht: Wir haben die stumpfen Dinge unter die scharfen gebracht und umgekehrt. Ich sage nicht, dass man auf Erden keinen Krieg führen muss; in der Natur beruht der Krieg auf zwei Prinzipien: auf einem zerstörenden und auf einem aufbauenden. Aber bei den beiden gibt es Erschöpfung. Wir erschöpfen uns nicht nur, wenn wir lieben, sondern auch, wenn wir hassen, weil jener, der hasst, Steine bricht, und wenn sich unser Leben im Brechen der Tausende von Steinen erschöpft, was für einen Sinn hat es dann noch für uns? Wenn wir ständig Böses denken, brechen wir ständig Steine. Dem Herrn ist, nebenbei bemerkt, auch diese Tätigkeit recht: Er wird das Produkt unserer Arbeit dazu gebrauchen, glatte Wege zu bauen, und die Leute werden uns indirekt dankbar dafür sein, dass wir die für den Weg nötigen Steine gebrochen haben. Was wir in der Welt auch tun, unsere Arbeit ist in jedem Fall von Nutzen, wenn nicht für uns, so doch zum Nutzen anderer. Im ersten Fall, d. h., wenn wir lieben, tun wir eine bewusste Arbeit, in dem zweiten Fall tun wir eine unbewusste Arbeit und folglich kann der Lohn nicht derselbe sein. Wenn ihr übrigens wollt, dass sich die göttliche Liebe äußert, muss Der Heilige Geist in euch sein, ihr solltet ihm einen Platz einräumen, damit Er sich äußern kann. Doch Der Geist ist ein sehr feines Wesen; denkt nicht, dass, wenn Er kommt, Er würde laut gegen eure Tür hämmern; nein; Er wird leise an die Tür eures Herzens klopfen, und wenn ihr sie Ihm öffnet, wird Er sofort und gründlich euer Leben verändern, Er wird euch zeigen, wie ihr leben sollt; wenn Er an die Tür eures Willens klopft, wird Er euch sagen, was ihr tun sollt, und dass ihr es bewusst tun sollt. Und wenn ihr Ihm die Tür nicht aufmacht, werdet ihr schon bald begreifen, was ihr verloren habt. Wenn ihr einen Idioten trefft, sollt ihr wissen, dass in der Vergangenheit, als Der Heilige Geist an seiner Tür geklopft hatte, Ihm nicht aufgemacht wurde. Ihr nennt einen Menschen dumm. Warum? Weil Der Geist, als er einst an die Tür seines Verstandes klopfte, abgewiesen wurde. Wenn ein Mensch grausam ist, müsst ihr wissen, dass, als Der Geist an die Tür seines Herzens geklopft hatte, nicht empfangen wurde. Die Grausamkeit ist wie ein Kristall, es gibt in ihm nichts Weiches. Ihr sollt nicht denken, dass es unter den grausamen Menschen nicht manchmal auch gute gibt; doch eine organisierte Gesellschaft ist einfach nicht ihr Lebensraum. Also, wir sollten Dem Heiligen Geist immer einen Platz geben, damit Er uns durchdringt und sich in jedem von uns äußern kann. Manche fordern: "Wir wollen Den Heiligen Geist sehen!" Das, was ihr um euch herum seht, ist nichts Geringeres, als Der Heilige Geist selbst! Er spricht, aber weil eure Ohren dumpf sind, hört ihr Ihn nicht, es ist genauso, als würde man einem Tauben was erzählen. Ihr wollt hören - nun gut. Dann stellt eure Ohren ein, damit sie auf das reagieren, was Der Heilige Geist ihnen sagt. "Ich will Den Heiligen Geist sehen!" Schön, aber wenn deine Augen getrübt sind, wie soll es denn klappen können? Das Einzige, was wir in der Welt sehen, ist - ich wiederhole - Der Heilige Geist höchstselbst. Diese Blume, die ich halte - sie ist Der Geist, und wenn ihr sehen könntet, würdet ihr in ihr eine ganze Menschenfigur erkennen. Warum, nun, seht ihr sie nicht? Weil eure Sehkraft begrenzt ist. Ihr seht nur die verdichteten Teile, die unverdichteten seht ihr nicht. Einige Gegenstände sind z. B. rund, nehmen wir wieder die Nuss, aber wenn ihr sie pflanzt, wird dann der Spross, der aus der Erde wächst, rund sein? Sie wird schon ihr Wesen offenbaren! Um das Wesen der Dinge zu erkennen, müsst ihr sie in den Boden pflanzen. Und wenn ihr diese Blume auf diese Weise pflanzen würdet, werdet ihr sofort erkennen, dass sie ein vernünftiges Wesen ist. Und was sagt euch diese Blume? Wozu ist diese Farbe? Sie zeigt, dass ein Leben ohne Liebe keinen Sinn macht. Seit tausend Jahren sagt sie den Menschen, was sie tun sollen - dass sie lieben sollen, dass der Verstand weder zu scharf, noch zu stumpf sein soll. In manchen Fällen muss er scharf sein, aber wenn ihr unter klugen Menschen seid, ist Scharfsinn unnötig. Wenn ihr unter Feinden seid, muss das Herz hart sein, aber unter Freunden kann es durchaus weich sein. Ihr müsst wissen, wie ihr lieben sollt. Wenn ihr eine Rose nehmt und sie beschnuppert, werden euch vor allem zwei Sachen auffallen: die eine - der angenehme Duft, die andere - die Dornen. Jeder Mensch besitzt Dornen, aber sie stellen natürlich nicht sein Wesen dar. Die Dornen sind für jene Lebenslagen bestimmt, in denen man Krieg führen muss, in denen man sich verteidigen muss, in denen man hart sein muss. Man darf sich nicht mit dem Teufel verabreden; ihm gegenüber müsst ihr die Dornen aufrichten. Aber unter Freunden muss euer Schießpulver feucht sein. Es gibt Zeiten, wo es nötig ist, dass es trocken ist, und andere, in denen ein feuchter Zustand wünschenswert ist. Was macht der Mann, wenn sein Schießpulver trocken ist, und seine Frau jeden Tag Streit sucht? Sobald sie sich verheiratet haben, sollten beide das Schießpulver feucht halten. Für die Welt muss euer Schießpulver trocken sein, auf jeden Fall! Es ist ein Gleichnis, das ich anführe, damit ihr alle Seiten dieser Welt betrachten könnt. Ihr habt Freunde, ihr sagt, dass ihr sie kennt; aber solange ihr nicht die helle und die dunkle Seite eurer Freunde erfahren habt, kennt ihr sie nicht richtig. Ihr wollt immer gütig sein; ihr werdet unter gewissen Bedingungen gütig, und unter anderen - böse sein müssen. Wenn ihr euren Freund zur Weißglut treibt, müsst ihr euch verteidigen können, und um euch zu verteidigen, müsst ihr kämpfen. Wenn ihr gegen einen Feind kämpft, tut ihr eure Pflicht; wenn ihr gegen friedliche oder unbewaffnete Menschen kämpft, tut ihr eine Dummheit. Die Leute sagen: "Das Leben ist ein Kampf!" Der Mann, nachdem er sich verheiratet hat, sagt auch: "Das Leben ist ein Kampf!'"Gegen wen kämpft er? Gegen seine Frau, und die Frau gegen ihren Mann. Kinder werden geboren, sie hören die Devise: "Das Leben ist ein Kampf!", und denken sich: "Hm, und gegen wen sollen wir kämpfen? Am besten Brüder gegen Schwestern!" Sie beginnen mit dem Kampf, geraten einander in die Haare und rennen schließlich weinend zu Mama und Papa. Die Menschen haben eine solche Devise. Über keinen echten Gegner verfügend, bilden sie sich einen solchen heran. - Der Mann kämpft gegen seine Frau, der Bruder gegen seine Schwester, der Pfarrer gegen seine Gemeinde, der Lehrer gegen seine Schüler. Das sind Menschen, die das Leben nicht verstehen. Kampf muss sein, ein Kampf gegen jene Natur, die unterworfen werden muss. Ich verstehe eine solche Handlung, wenn ein Tunnel durch einen felsigen Berg getrieben werden muss, aber solche Methoden in einer organisierten Gesellschaft anzuwenden, ist schon sehr befremdlich. Es zeigt, dass die Menschen ihre Verbindung mit Dem Heiligen Geist, die Aufgaben, die Er ihnen stellt, nicht verstehen. Der Apostel Paulus beschreibt in dem gelesenen Kapitel, was für eine Beziehung es sein soll. Sicher werdet ihr bemerkt haben: "Die Welt besteht doch aus Tausenden von Beziehungsgeflechten!" Das schon, aber wir sollten uns nur an jene halten, die für uns günstig sind. So müssen wir z.B. wissen, was für eine Beziehung das Wasser zu uns hat. Wenn wir es in den Magen gießen, ist die Auswirkung günstig; wenn wir es aber in die Lungen einlaufen lassen, wird sie weniger gut sein. Wenn wir Luft in die Lungen einführen, ist es für uns günstig, führen wir sie in den Magen ein, wird das Ergebnis gerade umgekehrt sein usw.. Die Dinge stehen in Beziehung zu bestimmten Körperteilen. Wir müssen wissen, wo der Platz des Wassers, wo der der Luft, der des Lichts, des Schalls, des Geruches usw. ist. Ihr werdet sagen: "Wir wissen diese Sachen: die Augen brauchen das Licht und die Ohren - den Schall!" - Ja, es ist so. Versteht ihr aber den tieferen Sinn des Lichtes? Was sagt ihr morgens, wenn die Sonne aufgeht? "Ha, die Sonne ist aufgegangen!" Wenn jemand sagt: "Der Lehrer kommt!", was verstehen die Schüler darunter? Alle fangen an, sich zu bewegen, nehmen ihre Büchlein und setzen sich auf ihre Plätze. Sobald die Sonne aufgegangen ist, sollte jeder von uns sein Büchlein nehmen und sagen: "Der Heilige Geist-Lehrer kommt!", sich auf seinen Platz setzen und sich fragen, was er an diesem Tag tun soll. Die Sonne sagt: "Ich werde euch anhören, ihr werdet mir antworten, ich werde euch unterrichten, und ihr werdet mich unterrichten!" Das ist die Bedeutung des Sonnenaufgangs. Würden wir jeden Tag das Programm, das uns Der Geist aufgestellt hat, erfüllen, würde das Leben sehr angenehm sein. Ihr sagt aber: "Die heutige Sonne gleicht der gestrigen - sie geht ja auf die gleiche Weise auf!" Nein! Ich habe noch nie in meinem Leben weder zwei gleiche Tage noch zwei gleiche Sonnenaufgänge gesehen; jeder Tag unterscheidet sich von dem anderen und jeder hat sein eigenes Programm. Das Licht, das ankommt, ist auch nicht immer das gleiche; es unterscheidet sich von dem der anderen Tage. Eben darin besteht die Größe Des Heiligen Geistes, Der uns unermessliche Reichtümer und unsichtbare Welten offenbart und nicht zuletzt: Das Wesen Gottes. Er ist etwas wahrhaft Großes. Ihr trefft einen Freund und er fragt euch: "Was hältst du eigentlich von Ivan?" - Ivan ist 1.50 oder 1.65 Meter groß, hat dichte, buschige Augenbrauen, schwülstige Lippen, er liebt das Essen und das Trinken. Doch das ist nicht wichtig. Es kommt der Tag, da lernt ihr ihn lieben und für euch sind seine äußeren Unvollkommenheiten verschwunden; ihr fangt an, in ihm etwas anderes zu sehen. Ihr nehmt die erste Nussschale ab und seht seinen Verstand. Wenn ihr die Nuss pflanzt, wird die eine Hälfte der Nüsse euch gehören, die andere Hälfte ihm. Wenn ihr sie aufesst, was für einen Nutzen zieht ihr dann daraus? Ihr tut damit weder euch noch Ivan einen Gefallen. Wenn Der Geist kommt, sagt Er, dass ihr jeden Tag noch bessere Gedanken und noch bessere Wünsche säen sollt. Ihr trefft einen Freund und er sagt irgendwann: "Ich weiß nicht, was ich sagen soll!" Ihr wisst, die Leute lieben es, viel zu schwatzen und ihr wisst nicht, was ihr sagen sollt, oder ihr redet viel, aber nicht über jenes, was ihr braucht. Zuerst sollt ihr den Nussbaum pflanzen und nachdem ihr ihn gepflanzt habt, könnt ihr reden, soviel es euch beliebt. Bevor ihr ihn gepflanzt habt, sollt ihr nicht reden. Jener, der den ganzen Tag geschuftet hat, kommt nach Hause zurück und sagt: "Habe gearbeitet, bin müde, habe Hunger!" Das Sprechen zeigt gewisse Beziehungen auf, die zwischen uns und unseren Handlungen bestehen. Das Erste, das ihr jeden Tag tun sollt, ist, euch die Frage zu stellen: "Was soll ich heute einpflanzen?" Wenn ihr einen Nussbaum pflanzt, wird er euch nach einiger Zeit Reichtümer in Hülle und Fülle bringen. Diese Parabel würdet ihr verstehen, wenn ihr zurückgeht, genauso wie ihr in jene Welt zurückgeht, aus der ihr gekommen seid; dann werdet ihr merken, was für einen großen Nutzen jene guten Wünsche und Gedanken haben, die ihr gesät habt, die Wohltaten, die ihr eurem Nächsten, Freunden, Frau und Kind erwiesen habt. Jetzt liegen diese Sachen für euch noch im Dunkeln. Ein anderes Beispiel: Ihr sagt euch: "Den Sohn, den ich jetzt aufziehe, wer weiß, ob er einmal für mich sorgen wird?" "Ich sorge für ihn, damit er mich pflegt, wenn ich alt werde!" Spekuliert nicht darauf, dass er euch pflegen wird, wenn ihr alt werdet. Denn es ist auch möglich, dass ihr gar nicht alt werdet; ihr könnt Abschied nehmen noch bevor es überhaupt nötig wird, euch zu pflegen. Die Mutter sagt: "Hätte ich bloß eine Tochter, damit sie mich im Alter pflegt!" Dies ist eine sehr falsche Auffassung vom Leben. Erzieht die Kinder und erwartet nichts für euch selbst. Wenn ihr in ihnen eine gute Nuss gepflanzt habt, werden sie euch nicht nur pflegen, sondern auch lieben. Wenn eine Mutter von ihren Kindern nicht geliebt wird, zeigt das, dass sie die Kinder nicht richtig erzogen hat. Das Erste also, was ihr tun müsst, damit die Kinder euch lieben, ist, vom Heiligen Geist geleitet, den Kindern beizubringen, was Liebe ist. Ich werde meinen Vortrag mit einem Gleichnis abschließen. Es gibt drei Verhältnisse, die wir einordnen müssen. In dieser Welt gibt es Gott, es gibt uns, und es gibt die Gesellschaft. Manche stellen sich selbst an erster Stelle mit den Worten: "Ich, danach die Gesellschaft, und am Ende Der Herrgott!" Das ist eine völlig falsche Reihenfolge. Andere sagen: "Zuerst die Gesellschaft: Ich lebe für mein Volk, dann komme ich, und schließlich Der Herr!" Das ist auch eine schlechte Lösung. Wieder andere sagen: "Erst Gott, Der Herr, Der Heilige Geist, danach ich, die vernünftige Seele, die zuerst Ihm, dann der Gesellschaft, und schließlich sich selber dienen soll!" So stimmt die Reihenfolge. Jede andere Auflösung wird sich früher oder später als falsch erweisen. Alle Irrtümer entstehen aus folgendem Grund: Wir wissen nicht, ob die Gesellschaft der Kopf ist oder wir. Wenn wir auf einem Körper drei Köpfe stellen, wird sich nichts bewegen! Ständig wird Unstimmigkeit darüber bestehen, welcher Weg gegangen werden soll. Manchmal ringt ihr mit euch selbst, wisst nicht, wie ihr entscheiden sollt; dies zeigt, dass ihr drei Köpfe besitzt; haut zwei von ihnen ab, und lasst Den Herrn euer Haupt sein. Jedes Ding muss an seiner Stelle sein. Fragt euch nun, wer euer Haupt ist. Wenn ihr sagt, dass es Der Herr ist, würde ich mich freuen. Stellt Den Herrn an die Spitze. Wisst ihr, was für einen Zustand ihr erreichen werdet? Es wird in euch kein Zögern, keine Angst, kein Zittern mehr geben, ihr werdet einen starken Willen haben, ihr werdet mutige, entschlossene, kluge und gute Menschen werden. Ihr werdet in jeder Hinsicht reich; was ihr auch in die Hand nehmt, es wird zu Gold werden. Manche haben Angst vor dem Geld; nur die Dummen haben Angst vor ihm. Warum? Weil sie schwach und wankelmütig sind! Ihr wisst, was die Überlieferung von dem gerechten Jona erzählt - dass er Würmer besaß und als er sie einem Bettler schenkte, wurden die Würmer zu Goldstücken. Wenn ihr wie Jona seid, wird der Wurm, den ihr gebt, zu Gold. Ihr tut oftmals den Würmern unrecht, denn sie leisten eine ausgezeichnete Arbeit; die gegenwärtige Welt verdankt ihnen viel. Wenn Der Herr sie in die Hand nimmt und sie euch gibt, werden sie zu Goldstücken. Und aus was für einem Gold diese Münzen sind, die euch Der Herr gibt! Ihr gewinnt Wissen und Erfahrung. Eine kluge Frau, die schmutzige Wolle hat - was macht sie mit ihr? Sie wäscht sie, spinnt sie, und webt ein Tuch; die dumme hingegen, wenn sie die Wolle so schmutzig daliegen sieht, wirft sie weg. Wieviele Male hat auch Der Herr euch Seinen Geist geschickt und ihr habt Ihn weggeworfen? Was verlangt die Regel? Wenn ihr abends nach Hause zurückkommt, sollt ihr euren Rucksack ablegen und mit ihm die ganzen Geschäfte; ihr sollt frei ins Zimmer eintreten, so, als ob es für euch keine Geschäfte in der Welt gäbe, und sagen: "Ich danke Dem Herrn für das, was Er mir gegeben hat!"; esst gut und dankt Ihm noch einmal. Nehmt am nächsten Morgen, wenn ihr aufsteht von neuem den Rucksack oder die Aktenmappe, und geht an die Arbeit. Doch was machen wir? Wir kommen abends nach Hause zurück, gehen mit einem schwer gefülltem Rucksack zu Bett und werfen uns die ganze Nacht hin und her. Der Geist sagt noch: "Nehmt euren Rucksack ab, das hier ist nicht sein Platz!" Wir setzen uns an den Tisch, um zu essen, aber fühlen uns schon vor dem ersten Bissen schwer - kein Wunder, schließlich tragen wir eine gewichtige Last am Körper. Wir sollten ihn zuerst abnehmen, und dann erst anfangen zu essen. Das ist die Botschaft des Geistes. Manche Leute haben gesündigt; lasst diese Frage draußen, im Vorzimmer. Weiß Der Herr denn nicht, dass die Menschen sündig sind? Werden wir die Welt in Ordnung bringen? Es gibt bereits Jemanden, Der dafür zuständig ist. Abends, wenn wir nach Hause zurückkehren, sollten wir Gott dafür danken, dass Er uns unter sündigen Menschen geschickt hat, denn ihnen haben wir wertvolle Erfahrungen zu verdanken. Wenn wir einen solchen treffen, sollten wir zu ihm sagen: "Du trägst deinen Rucksack ausgezeichnet!" Er ist ein Sünder, und in diesem Zustand ist er nun mal ein Mensch mit einem Rucksack. Eines Tages wird er von seinem Rücken genommen werden. Jemand ist grob, übellaunig; warum? Weil er nicht den Rucksack von seinem Herzen abgenommen hat. Ein anderer kann nicht denken. Warum? Lasst ihm den Rucksack von seinem Verstand nehmen und dann wird er auch gut denken. Ich werde nun ein Beispiel anführen und abschließen: Es bestehen zwei Extreme, zwei Gegensätze im täglichen Leben, die wir immer in Betracht ziehen sollten: Das Gute und das Böse - zwei Gegenpole, die äußersten Berührungspunkte des irdischen Menschenlebens. Einst hatte ein König zwei Töchter; die ältere war schön und schlank, aber hatte ein sehr unflätiges Mundwerk; die jüngere hatte zwar ein gutes Herz, aber dafür ein sehr hässliches Gesicht. Wegen dieser äußeren, bzw. inneren Mängel, wollte sich niemand von den im Umkreis wohnenden Fürstensöhnen mit ihnen verheiraten. Der Vater, um die Zukunft seiner Töchter besorgt, weil er sonst ohne Thronfolger bliebe, entschloss sich, eine Versammlung der weisesten Menschen seines Reichs einzuberufen, damit sie ihm einen Weg aus dieser ausweglosen Lage zeigen. Der älteste und weiseste von ihnen gab folgenden guten Ratschlag: "Du,"- sagte er zu dem König,- "wirst ein Rasthaus zum Nutzen aller erbauen und die ersten beiden jungen Männer, die es betreten, sollen deine vom Schicksal bestimmten Schwiegersöhne werden!" Der Gute hoffte, dass sich das Schicksal angesichts seiner weißen Haare mit ihm erbarmt und ihm Männer aus vornehmen Königshäusern schickt. Als das Rasthaus endlich gebaut und eröffnet wurde, waren die ersten Besucher tatsächlich zwei junge Männer, aber zum großen Erstaunen des Vaters war der eine blind und der andere taub. Verwirrt rief der König den alten Weisen herbei und fragte ihn: "Was hat das zu bedeuten? Der eine ist blind, der andere taub! Wie wir die Sachen in Ordnung bringen, weiß ich beim besten Willen nicht!" Der Weise antwortete: "Ich sage dir folgendes: Den Tauben musst du mit deiner schönen Tochter verheiraten und den Blinden mit der hässlichen!" Der König folgte diesem Rat und in der Tat wurden beide Ehen glücklich: seinen Töchtern ging es gut. Nach einiger Zeit aber fingen die Schwiegersöhne an, sich innerlich ihrer Gebrechen zu schämen. Der, der taub war, zuckte, während seine Frau ihn anschrie und verfluchte, mit den Achseln, und dachte: "So ist es halt, wenn man einen Sinn entbehrt. Ich bin mir sicher, dass sie himmlische Sachen sagt, aber es ist nun mal mein Unglück, dass ich sie nicht verstehen kann! Ich würde alles in der Welt darum geben, könnte ich nur eines ihrer süßen Wörtchen hören!" Der Blinde seinerseits dachte, während er die kluge und süße Sprache seiner Frau hörte: "Was für ein wunderbares Wesen sie doch ist! Wie schön muss sie erst sein! Aber ich bin blind - das ist das große Unglück in meinem Leben. Ich würde alles darum geben, könnte ich nur für einen kurzen Augenblick die äußere Gestalt dieses göttlichen Schatzes sehen!" Dieses dringt zu den Ohren des Königs, und er ruft den alten Weisen herbei und bittet ihn zu sagen, ob das Schicksal seiner beiden Schwiegersöhne irgendwie verändert werden kann, so dass sie von ihren Gebrechen erlöst werden. Der ehrwürdige Greis sagte: "Ich könnte es, aber ihr Glück und ihre Seligkeit auf Erden würden empfindlichen Schaden nehmen!" Wenn Gott dich mit der schönen Königstochter verbunden hat, und dir das Gehör entsagte, sollst du es nicht bedauern. Genieße ihr Äußeres und sei ihr dankbar. Du darfst ihre Worte nicht hören wollen, um nicht zu verbittern und in einem Widerspruch zu dir selbst zu geraten. Zwei Güter an ein und derselben Stelle zu versammeln, ist unmöglich. Wenn Gott dich mit der hässlichen Königstochter zusammengeführt hat und dir die Sehkraft, die vorübergehenden Illusion des irdischen Lebens, verwehrt hat, danke ihm noch einmal. Genieße ihre gute, süße Sprache; wünsche nicht, ihr Äußeres zu sehen, weil du auch das, was du hast, verlieren wirst. Das Gute ist nicht immer mit einem königlichen Mantel angezogen. Das Gute und die Schönheit leben nur im Himmel zusammen. Hier, in dieser Welt ist es so, dass Gut und Böse sich abwechseln. Wenn dich Gott in einem Leben mit dem Bösen verbindet, danke Ihm. Beunruhige dich nicht. Du kennst nicht die tiefen Gründe, die Ihn dazu bewogen haben, das zu tun. Wisse aber, dass die Absicht gut ist. Mit der Zeit wirst du die große Liebe des Himmels erkennen. Wenn er dich in einem anderen Leben mit dem Guten verbindet, danke Ihm und wünsche dir nicht, einen königlichen Mantel anzuziehen, um dich an deinem Äußeren zu ergötzen. Versuche nicht, das Gute und das Böse in dir zu versöhnen: Es ist unmöglich! Das alles wird dir gegeben, damit du dir die Tiefen des Lebens, die Intensität des Wirkens vom Heiligen Geist bewusst machst. Deine Gebrechen werden entfernt, wenn sich dein Herz völlig öffnet, Der Heilige Geist kommt, und deine Seele sich mit Ihm vereinigt. Gehalten am 20. April 1914 in Sofia
  14. mariaK

    1914_03_23 Das Weizenkorn

    Das Weizenkorn „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht.“ Joh 12,24 Das Weizenkorn ist das Sinnbild der menschlichen Seele. Es symbolisiert die große Geschichte der Naturentwicklung. Wenn ihr die Hüllen des Weizenkorns auffalten könntet, um seine Geschichte zu verfolgen, dann würdet ihr die Geschichte der menschlichen Seele vollkommen verstehen. Genauso wie das Weizenkorn in den Ackerboden fällt und stirbt, wie es hervorsprießt, aufwächst und Samen trägt, verhält es sich auch mit der Seele des Menschen. Vielleicht ist für euch das Weizenkorn etwas sehr Geringes, etwas, das keinen Wert hat – ein sechzehntausendstel Kilogramm. Um wie viel würde sich nochmals sein Wert, für euch, verringern, wenn man für ein Kilo einen Groschen zahlen würde? Das Weizenkorn besitzt jedoch Kraft, Potenz und den Geist der Selbstaufgabe, mit dessen Hilfe es sich und die anderen ernährt. Wenn ihr euch zum Essen niedersetzt, denkt ihr nicht an das Weizenkorn, wisst nicht, was für eine Freude es in euch hineinträgt, was für Gedanken es euch bringt. Ihr wisst nichts von seinem Lebensweg! Die Menschen wissen es nicht zu schätzen, die Hühner wissen es auch nicht zu schätzen. Niemand schätzt es, und dennoch ist es ein großes Welträtsel. Was nun ist in diesem Weizenkorn verborgen? Es ist das Sinnbild des Lebens! Wenn wir den bulgarischen Buchstaben Ж nehmen,1 mit dem dieses Wort anfängt, sehen wir, dass er genau dem Weizenkorn entspricht – unten - zwei Beinchen, d. h. Wurzeln, oben – zwei Zweigchen. Wenn wir es gesät haben, zeigt es uns, wohin wir streben müssen. Das Weizenkorn zeigt uns, dass wir zu unserem Ursprung streben müssen: zu Gott. Wir müssen zu Gott streben, damit wir uns verzweigen, sprießen, aufblühen, Nahrung für die Welt herbringen, d. h.: „Euren Nächsten sollt ihr helfen und euch für sie opfern, so, wie ich es tue!“ Deshalb sagt Christus auch an einer anderen Stelle: „Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist!“(Joh 6,51) – Und woraus wird Brot gemacht? Aus dem Weizenkorn! Die Menschen unserer Zeit sagen, dass ihr Leben unglücklich sei, alle sind unzufrieden, selbst Könige und Fürsten; vom Ranghöchsten bis zum Untersten: Sie alle wollen etwas, und wenn es ihnen gegeben wird, sind sie immer noch unzufrieden und wollen noch mehr haben. Fragt sie, warum sie unzufrieden sind – sie suchen nach mehr. Aber wenden wir uns wieder der Geschichte des Weizenkorns zu. Nachdem es ausgesät wurde, was würdet ihr an seiner Stelle sagen? Ihr würdet sagen: „Es ist vorbei, das Leben ist zu Ende, es schwindet, vermodert, verfault!“ Aber im Weizenkorn gibt es mehr Glauben als in uns. Nachdem es in die Erde fällt, fault und vermodert es, aber sofort versteht es die Sprache der Sonne und sagt sich, wenn es die ersten Sonnenstrahlen empfangen hat: „Ich werde nicht sterben, ich werde auferstehen und Frucht für andere bringen!“, und in ihm entsteht eine Kraft, und es fängt an, zur Sonne zu streben. Es setzt Frucht an und reift. Aber die Menschen lassen es nicht in Ruhe; sie nehmen Sicheln und schneiden es ab. Seine Leiden haben aber noch gar nicht angefangen: Nachdem man es abgemäht und in Garben gebunden hat, sticht man es mit Heugabeln auf und wirft es auf den Karren, bringt es auf die Tenne und breitet es aus. Danach treibt man Pferde drüber und drischt es. Was würdet ihr an seiner Stelle denken? Auch das Leben der Menschen hat solche Phasen. Ihr werdet fragen: „Warum müssen wir diesen ganzen Prozess durchmachen?“ – Man muss aus dem Beispiel vom Weizenkorn eine Lehre ziehen. Wenn die Dreschschlegel und die Pferdehufe über das Weizenkorn hinweg gegangen sind, sammelt man es ein und bringt es in den Kornspeicher. Doch seine Leiden sind immer noch nicht zu Ende: Man siebt es durch, die schlechten Körner fallen herunter, die guten bleiben oben, man schüttet es in Säcke und – marsch! – zur Mühle, zu jenen beiden schweren Steinen, die es völlig zerreiben und zermalmen sollen. Wenn ihr an der Stelle des Weizenkorns wäret, was würdet ihr sagen? „Was ist das bloß für ein Leben und eine Welt, die Gott hier geschaffen hat?“ Aber das Weizenkorn hat eine große Geduld, es sagt: „Ihr werdet noch sehen, was aus meiner Geschichte wird!“ Man trägt es aus der Mühle als Mehl heraus, bringt es nach Hause, aber wieder lässt man es nicht in Ruhe; jetzt fängt die Frau an, es durchzusieben, wirft einen Teil weg, schüttet den anderen in den Backtrog, fügt Sauerteig hinzu und knetet Brot. An der Stelle vom Weizenkorn würdet ihr glauben, aufatmen zu können: „Unsere Leiden sind endlich zu Ende!“ Nein! Nachdem es aufgegangen ist, wird es geradewegs in den Backofen geschoben, und nachdem man es rausnimmt, sehen wir jene schönen Laibe. Wenn ihr an der Stelle vom Weizenkorn wäret, würdet ihr sagen: „Die Leiden finden ein Ende!“ Doch nach einer gewissen Zeit fängt man an, diese schönen Laibe in Stücke zu brechen und zu verzehren. Auf diese Weise erreicht das Weizenkorn den Magen, dort bildet es Säfte, die unseren Verstand versorgen. Und was geschieht dann? In unserem Gehirn bilden sich große Gedanken, in unserem Herzen neue Wünsche. Das Weizenkorn bringt das Kleid, welches unsere Gefühle einkleidet, es ergießt sich aus der Feder der Schriftsteller und Dichter, es schwingt mit dem Bogen des Geigers. Das gibt uns das Weizenkorn. Wenn dieses Korn diesen Prozess nicht durchgemacht hätte, würden wir diese schönen Dinge in der Natur niemals sehen können. Warum? Weil das Weizenkorn uns Kraft gibt, um sehen und schauen zu können. Deshalb sagt Christus: „Ich bin das lebendige Brot!“(Joh 6,51) Denn um zu leben, muss man im Austausch mit seiner Umwelt sein, d.h. in sie eintauchen, muss anfangen, ihr zu helfen und sich von ihr helfen lassen. So wie das Weizenkorn diesen Prozess durchgemacht hat, müssen auch wir uns in derselben Weise aufopfern. Übrigens, Opfer zu bringen, ist gar nicht so schwer. Wenden wir uns nun der Geschichte des Lebens Christi, zur Geschichte des jüdischen Volkes, zu. Wie erklärt ihr euch diesen Widerspruch, dass ein Volk Tausende von Jahren auf seinen Erretter, auf seinen König wartet, der ihm Freiheit schenken soll, und als er endlich erscheint, es gerade jüdische Erzpriester und Fürsten sind, die sich über ihn beklagen? Meint ihr, es wäre Christus besser ergangen, wenn er in unserer Zeit gekommen wäre. Ich zweifle daran. Ich werde euch eine Tatsache vor Augen führen: Seht, wie Mann und Frau miteinander umgehen, und ihr werdet euch denken können, wie man mit Christus verfahren wäre. Wenn die Wahrheit auf die Welt kommt, wird sie sich nicht in einem festlichen Gewand präsentieren, sondern in einem anspruchslosen Kleid, und darum ist auch Christus unter dem jüdischen Volk in dieser einfachen Form erschienen. Das ist der Grund, warum die Menschen die Wahrheit nicht begreifen können. So sind nun einmal die Gesetze dieser Welt. Aber es gibt auch ein anderes Gesetz in der Welt, das sich durch das Sonnenlicht äußert. Wenn die Sonne anfängt, auf alle Keime und Wesen dieser Welt zu scheinen, ruft dieses Licht, das im Menschen eigentlich Fröhlichkeit und Freude erzeugt, in anderen Hass und Bosheit hervor. Das Licht, das einige in gute Stimmung versetzt, macht andere grausam. Das Licht und die Wärme treiben den Wolf dazu, sich zu überlegen, wo er Schafe reißen kann; wenn ein Dieb die Sonnenstrahlen spürt, fängt er an sich zu überlegen, wo er Geld stehlen kann. Werden sie von einem Menschen gespürt, der zum Guten strebt, wird er einen armen Menschen aufsuchen, um ihm zu helfen. Gib dem Huhn ein Weizenkorn, und es wird schöne Federn bilden; gib es einem Schwein, und es wird schöne Borsten bilden; gib es einem Wolf, und er wird schöne Zähne und Krallen bilden; gib es einem Fisch, und er wird schöne Schuppen bilden. Die Physiologen können diesen Prozess nicht erklären. Jedes Wesen nutzt die Nahrung, die Wärme und das Licht entsprechend seiner Entwicklung und seinen Verhältnissen. Ihr könnt dieses Gesetz verstehen, indem ihr diese zwei entgegengesetzten Welten betrachtet. Es ist unmöglich zu erklären, warum es das Böse unter den Menschen gibt, warum sie der Liebe den Hass, der Wahrheit die Lüge vorziehen. Das können wir nicht erklären; viele Fragen nach dem Warum? – Diese Fragen werden unbeantwortet bleiben. Das bulgarische Wort „защо" („warum“) ist ein Fragezeichen, welches meint: „Ich will!“ Warum wollen wir? Es besteht ein Gesetz, das besagt, dass wir nach Fortschritt streben müssen! Christus sagt: Wenn das Weizenkorn, das auf die Erde fällt, nicht stirbt, bleibt es allein auf dieser Welt. Was ist die Einsamkeit im Leben? Sie ist das grausamste Los, das einem widerfahren kann! Sich zu vermehren – das ist der Lebenssinn. Alle Leiden dieser Welt fußen darin, dass die Menschen für sich alleine leben wollen. Immer entsteht das Übel aus dem Wunsch, allein zu sein, und Mittelpunkt der Welt zu werden. Aber in den göttlichen Gesetzen ist eine solche Idee undenkbar. Unsere Gedanken und Wünsche sind zum Einstürzen verdammt, wenn wir sie auf Sand bauen. Wir können in dieser Welt dann glücklich werden, wenn wir für den Herrn leben; und wir müssen für Ihn leben. Die Erklärung für diese Tatsache finden wir in der Natur selbst. Wenn die Sonne morgens aufgeht, geht sie für alle auf, weil sie alle liebt; sie ist aufmerksam gegenüber allen Wesen, von den niedrigsten bis zu den höchsten, und deshalb richten sich alle Blicke auf sie. Von dort kommt diese Energie, die euch aufweckt und erhebt. Sagt uns etwa die Sonne, dass wir in sie hineinkriechen sollen? Sie sagt uns, dass wir die Güter, die sie uns gibt, nutzen sollen, und so, wie sie die Welt beleuchtet, auch wir auf unsere Umgebung Licht und Wahrheit ausstrahlen sollen! In unserem Verstand gibt es einige falsche Begriffe, die aus unserem individualistischen Leben erwachsen sind. Wenn ihr zum Beispiel in euer Haus eintretet, das nur ein Fenster hat, in dem sich aber zwanzig oder dreißig Gäste befinden, werdet ihr ihnen möglicherweise sagen: „Ihr habt nicht das Recht dazu, das Fenster zu benutzen, nur ich darf sehen!“; und während ihr die Sonne so anschaut, sind alle anderen ihres Licht beraubt. Ihr müsst sie aber auch rufen, damit sie die Sonne sehen, ihr müsst ihnen den Weg zeigen, auf dem sie das Haus verlassen und das Licht sehen können. Deshalb ist es für den Menschen nicht gut, viele Leute um sich zu haben, weil nie alle auf einmal das Licht der Sonne und deren Wärme genießen können. Wir müssen ihnen sagen, dass sie hinausgehen sollen. Darum sagt Christus: „Wer nur sich liebt, soll hinausgehen!“, und an einer anderen Stelle: „Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig!“(Mt 10,37) Denn wenn eine Person zu nahe an das Fenster herantritt, nimmt sie den anderen die Möglichkeit, hinauszuschauen. Geht lieber zwanzig, dreißig Schritte zurück. Das ist eine physische Angelegenheit. Damit möchte Christus sagen, dass das Leben nicht aus den materiellen Gütern besteht. Sie sind nur Hilfsmittel, genauso wie die Lehrbücher, Schultafeln und Schreibfedern, die für die Schüler Lehrmittel sind. Dass ihr ja nicht denkt, dass der Herr nur einen solchen Kleinkram für euch bereit hält: Er hat etwas Größeres mit euch vor! Fragt einen Frosch nach seiner Auffassung vom Leben und er wird euch antworten: „Über dem Sumpf, in dem ich wohne, will ich mehr Fliegen, und ich will, dass sie näher an mir vorbeifliegen, damit ich sie leichter fangen kann!“ Wenn ihr ihn dann beobachtet, wie er schweigend und scheinbar vor sich hinphilosophierend dasitzt, beobachtet er die Fliegen: Um sie zu schnappen, wenn sie nah genug an ihm dran sind. Das ist seine Auffassung vom Leben. Wir steigen eine Treppe hinauf und brauchen deshalb nicht zu denken, dass wir den Gipfel unserer Entwicklung schon erreicht haben: Wir haben auf dieser Treppe der Entwicklung noch einen weiten Weg zurückzulegen, bis wir das Ziel, nach dem wir streben, erreicht haben. Der Abstand zwischen Menschen und Engeln ist so groß wie der zwischen einer Kaulquappe, aus der sich der Frosch entwickelt hat, und dem Menschen. Vom Standpunkt der Engel aus sind wir noch Kaulquappen. Einige werden sagen: „Die Menschen sind doch nach dem Ebenbild Gottes geschaffen worden, stimmt's?“ Stimmt, aber damit haben sie bei weitem nicht dieses Ebenbild erlangt! Ihr seht doch, was wir tagtäglich tun! Wir müssen die Eigenschaften Gottes annehmen, um sagen zu können: „Wir sind das Ebenbild Gottes!“ Welche sind Seine Eigenschaften? Es sind Tugend, Liebe, Weisheit und Wahrheit! Die Tugend schließt die Boshaftigkeit aus, die Liebe den Hass, die Weisheit den Irrsinn, die Wahrheit die Lüge. Erst, wenn wir die Übel in uns ausschließen, werden wir zum Ebenbild Gottes. Haben wir sie nicht ausgeschlossen, bleiben wir Kaulquappen. Ich habe nichts gegen den Frosch, er muss Fliegen fressen. Warum gerade Fliegen? Ich sage es euch: Weil die Fliege als fliegendes Wesen über ihm lebt, strebt der Frosch auch danach, durch die Lüfte fliegen zu können, weshalb er versucht, die Vibrationen der Fliege aufzunehmen und in sich zu entwickeln, damit er eines Tages auch fliegen kann. Warum frisst der Wolf Schafe? Er muss Schafe fressen, um sanft zu werden, denn wenn man gute Dinge ist, wird man auch gut! Schauspieler haben den Versuch gemacht, als sie eine ideelle Liebesbeziehung spielen sollten, lange Zeit vorher Schaffleisch zu essen, weil sie dieses Fleisch für solche Gefühle empfänglich macht. Der Wolf hat also ein Recht darauf, Schafe zu fressen, wenn er sanft werden will. Ganz bestimmt wird er es werden, denn der Wolf ist jetzt schon viel ruhiger als früher. Die Menschen essen deswegen Schafe und Hühner, weil, indem sie Schafe essen, schön werden wollen, und sie essen Hühner, weil auch sie geflügelt sein wollen, so wie die Engel. Ihr habt ein Recht, euch von Tieren zu ernähren. Das Übel liegt nicht in der Speise. Wenn man ein Verbot über gewisse Speisen verhängt, geschieht das aus der Erkenntnis heraus, dass dem Wesen, das für die Mahlzeit verwendet werden soll, kein Schaden zugefügt werden darf. Ich sage, dass ihr alles essen dürft. Geht in den Hühnerstall und greift euch ein Huhn, wenn es nicht kreischt, könnt ihr es schlachten und essen. Wenn es kreischt, lasst es! Bei dem Schaf dasselbe – wenn es blökt, lasst es; es will auf der Erde leben! Ihr müsst sie also vorher fragen. Fragt, welches Schaf und welches Huhn in euch leben will. Christus sagt: „Ich bin ein lebendiges Brot, und wer mich isst, wird ewig leben!“(vgl. Joh 6,51-54) Um die Worte Christi verstehen zu können, müssen wir uns reinigen: die Augen ebenso wie unseren Verstand. Unser Verstand ist ein wunderbares Werkzeug, wenn man ihn zu gebrauchen weiß; aber er kann auch zu einer sehr gefährlichen Waffe werden, wenn wir nicht mit ihm umgehen können. Einen ungesäten Acker umzupflügen, um ihn anzusäen, ist euer gutes Recht: Ihr folgt damit einem Naturgesetz. Aber wenn ihr einen schon gesäten Acker umpflügt, begeht ihr eine Dummheit. Einige Menschen sagen: „Wir müssen denken und kritisieren!“, weil Wissenschaft ohne Kritik nicht bestehen könne. Kritisieren – gut, aber wie? Mit der Kritik ist es wie mit der Chirurgie; ein krankes Teil muss aus dem Körper geschnitten werden. Dies verstehe ich, da ist sie nützlich; aber wie man auf die Idee kommen kann, gesunde Teile herauszuschneiden, ist mir unbegreiflich. Ein solcher Chirurg zu werden, ist nicht schwer: Jeder kann eine Säge nehmen und das Bein des Patienten abschneiden; jeder von euch besitzt diese Fähigkeit, aber es gibt nur Wenige, die diesen Eingriff richtig ausführen können. Um es zu lernen, müssen wir uns unbedingt das Gesetz der Tugend und der Liebe aneignen. Wenn ich euch von Liebe erzähle, glaubt nicht, dass ich eine Lehre von Ruhe und Frieden vertrete; denn der, der lieben will, muss die größten Schmerzen in der Welt ertragen; wer nicht gelitten hat, kann dieses göttliche Prinzip der Liebe nicht erfahren. Um Gott zu lieben, müssen wir bereit sein, uns selbst zu opfern, so, wie Sich auch Gott für uns opfert. Um Ihn zu erkennen, sagt ihr: „Mein Herr, gib uns das, was wir brauchen!“ „Gib, gib, gib!“ – das ist der Ruf, der von einem Ende der Welt zum anderen tönt. Und nie hatte das Geld weniger Wert als heute; jeder von uns bekommt einen vielleicht drei-, viermal höheren Lohn als noch unsere Väter, und trotzdem reicht er nicht aus. Das Geld ist entwertet, weil es nichts gibt, dem es entsprechen könnte; wir müssen vielmehr um Weizen, Mais, Birnen, Äpfel, um Wahres, Schönes und Gutes beten. Ihr sagt: „Mein Herr! Ich will schön sein, ich will reich sein!“ Ihr wollt euch viele Sachen aneignen, aber wisst ihr, dass euch dieser Wunsch Unglück bringt? Sobald ihr reich geworden seid, wird ein Jeder versuchen, euch Schaden zuzufügen, und um euch zu schützen, werdet ihr, wie die reichen Amerikaner, Leibwächter brauchen, von denen sie drei oder vier ständig um sich haben, weil man auf Schritt und Tritt versucht, sie zu erpressen. Wir brauchen keine Reichtümer, sondern wesentliche Dinge, die das Leben lebenswert machen. Allzu lange haben wir die Entwicklung unseres Herzens vernachlässigt und müssen uns endlich wieder dieser Grundaufgabe zuwenden: unser Herz entwickeln und veredeln. Das Übel wurzelt nicht in der Vernunft, sondern im Herzen. Jeder von uns muss sein Herz fragen, was es will. Unser Herz hat sich durch unsere Schuld degeneriert; wir haben es allzu oft gezwungen, einem Dienstmädchen gleich, zu lügen, jemandem Schlechtes zu wünschen usw. Der Herr sagt in der Heiligen Schrift: „Mein Sohn, gib mir dein Herz!“(Spr 23,26); Er sieht und erkennt die Irrtümer der Menschen und will von uns nichts anderes als dieses: Ihm unser Herz zu öffnen, damit Er in es eintreten kann. Ihr werdet fragen: „Wie können wir Ihm diesen Wunsch erfüllen?“ Genau so wie ihr ein Fenster aufmacht, damit Sonnenlicht euer Zimmer durchflutet. Man sagt: „In ein Zimmer, in das Licht eintritt, braucht der Arzt nicht zu kommen, denn Krankheit, die kennt man dort nicht“, oder umgekehrt: „Dort, wo kein Licht hereinkommt, dort geht der Arzt nicht hinaus“; genauso tritt der Teufel nicht in ein menschliches Herz ein, das von Gott durchdrungen ist. In diesem Sinne ist der Herr ein Arzt. Manchmal kommt ein Arzt und sagt: „Du musst mehr essen, du musst mehr trinken, du musst dies und dies und jenes machen!“, und wir ertragen es, ertragen, ertragen, bis schließlich unser Rückgrat bricht. Oftmals gleichen wir jenem Kameltreiber, der durch die Wüste zog und dessen Kamel nur mit Mühe die aufgeladenen Lasten tragen konnte; als er auf dem Wege ein Fuchsfell fand, warf er auch das auf das Kamel, wodurch sein Rückgrat brach und die aufgeladenen Güter in der Wüste zurückbleiben mussten. Der Rücken des Kamels nämlich kann nur eine bestimmte Menge an Last tragen. Das Kamel – das sind wir. Wir sind es, die reisen, und wenn wir auf unseren Rücken mehr Last laden, als wir tragen können, werden wir dadurch eines Tages unsere Entwicklung behindern. Damit empfehle ich euch nicht die Armut; ich empfehle euch Reichtum in dreifacher Hinsicht: Nicht nur physischen, nicht nur intellektuellen, sondern auch geistigen. Der Himmel wünscht sich solch reiche Menschen, weil nur sie freigebig sein können. Wenn Christus uns auffordert: „Sammelt Schätze!“(Mt 6,19-29), meint er gerade solche Reichtümer damit. Legt euer Kapital im Himmel an, damit Gott die armen Menschen mit den Zinsen ernähren kann. Die Engel erarbeiten nicht unsere Erlösung, denn diese Aufgabe fällt einzig und allein uns zu, und wir haben alle Voraussetzungen, sie zu erfüllen. Es ist nicht Sinn der Sache, dass alle gleichermaßen belesen werden; jeder muss so viel Wissen haben, wie er braucht. Einer beklagt sich: „Mein Hirn ist zu klein!“ Ich antworte ihm: „Wenn du kein kleines Pferd versorgen kannst, wie willst du dann erst ein größeres versorgen; wenn du ein kleines Herz hast und es nicht beherrschen kannst, wie wirst du dann ein anderes, ein größeres Herz beherrschen, das auch größere Wünsche hat?“ Was sollen wir tun? Wir dürfen nicht an die Zukunft denken, sondern alle Güter, die der heutige Tag uns gegeben hat, um des Guten willen nutzen; er wird uns auch zukünftig alle Güter bringen. Das Gesetz ist, dass Gott, der die Bedingungen für diesen Tag geschaffen hat, auch die Bedingungen für die anderen Tage schaffen wird: Wir brauchen uns keine Gedanken darüber zu machen, was in der Zukunft aus uns wird, sondern wir können beruhigt sein: es gibt gewisse Gesetze, die die Beziehungen der Menschen untereinander regeln. Dass euch ein Mensch Schwierigkeiten bereitet, ist nicht zufällig; es geschieht nach dem Gesetz. Jedes Unglück wird euch Segen bringen, jedes Problem wird euch einen neuen Horizont eröffnen. Das könnt ihr jederzeit nachprüfen und deshalb braucht ihr euch über die Unglücke, die euch geschehen könnten, nicht zu beunruhigen. Jemand fragte mich nach der politischen Zukunft Bulgariens: „Was wird aus dem Land?“ Eine merkwürdige Frage! Wie sieht es momentan mit ihm aus? – Bulgarien bekommt eine Massage und das ist alles! Das Land wird ein bisschen entlastet; schließlich hat es neue Erfahrungen zu machen und eine neue Aufgabe zu lösen. Wir denken nicht vernünftig über die Gesetze nach, die unser Leben regeln, sondern wir suchen ständig nach einem Schuldigen. Wer ist schuldig, sagt! Schuldige werdet ihr keine finden! Schuld aber ist das individuelle Leben des Menschen. Wenn man als König andere regieren will, macht man sich schuldig. Jener, der einen König stürzen will, macht sich ebenfalls schuldig. Es ist für uns gleichgültig, wer König ist – dieser oder jener – es ist tatsächlich egal: Sie alle gehen den gleichen Weg. Ich sage nicht, dass man nicht den Wunsch haben soll, König oder Königin zu werden. Aber wessen König oder wessen Königin? Man sollte sich selbst ein König sein: seines eigenen Verstandes, seines Herzens und seines Willens! Ach übrigens, wie steht es eigentlich mit euren Untertanen – euren Gedanken, Gefühlen und Wünschen? Habt ihr sie unter Kontrolle? Habt ihr sie in Ordnung gebracht? Werdet erst ein Vorbild! Was für ein Prediger wäre ich, wenn ich mich an die Menschen wende und sage: „Seid großzügig“, selber jedoch geizig bin, „Stehlt nicht“, selber jedoch stehle; wenn ich sie auffordere: „Lügt nicht“, selber jedoch lüge? Der Lehrer, der die Leute lehrt, muss ein Vorbild sein, er selbst muss ein Beispiel geben. Auch Christus ist zu den Menschen auf die Erde gekommen, um sie zu belehren und um ihnen ein Vorbild zu sein. Und wenn wir seine Lehre verinnerlichen, dann wird sich die Welt sofort verändern. In uns ist eine dynamische Kraft verborgen, die wir aber nicht nutzen können, weil wir nicht wissen, wie man mit ihr umgehen soll. Einst wuchs eine Distel mitten auf einer Landstraße und behinderte die Reisenden. Die Vorbeiziehenden schlugen sie mit ihren Wanderstöcken zur Seite, aber je mehr sie sie schlugen, desto mehr wuchs sie, bis sogar Wagen anfingen, an ihr umzukippen. Alle wunderten sich und wussten nicht, was sie tun sollten. Aber Einer kam mit einer Kreuzhacke und sagte: „Ich werde ihr meine Kunst zeigen“, und fing an, die Wurzeln zu untergraben; die Distel lachte am Anfang und sagte sich: „So viele Menschen konnten mir nichts anhaben, glaubt er etwa, er könnte mich erschrecken?“ Aber die Kreuzhacke grub sich immer tiefer in den Boden, und die Distel musste sich schon recht bald eingestehen: „Dieser verfluchte Kerl, er hat meine schwache Stelle gefunden“. Solange ihr nicht anfangt, mit einer Kreuzhacke zu arbeiten, wird die Distel euch verlachen und verspotten: „Schaut nur, wie gut ich wachse und gedeihe!“ Das ist ein Gleichnis, das ihr begreifen müsst. Wer ist diese Kreuzhacke? Denkt nach und ihr werdet draufkommen! Wir müssen immer wie ein Richter urteilen können. Während des Amerikanischen Bürgerkrieges z.B. wurden dem Gericht zwei Angeklagte vorgeführt, von denen der eine blind, und der andere ohne Beine war; ihr Verbrechen war folgendes: Sie gingen Äpfel stehlen; der Obstbauer griff sie auf und führte sie zum Richter; der Blinde aber sagte: „Ich bin blind, ich kann keine Äpfel geklaut haben, ich habe nur meine Hände ausgestreckt und ein paar vom Boden aufgehoben!“, und jener, der keine Beine hatte, sagte: „Ich habe keine Beine und kann somit auch nicht stehlen gehen!“ Nach kurzer Überlegung befahl der Richter: „Hebt den Lahmen auf den Rücken des Blinden“, und fügte hinzu: „Derjenige, der Augen hat, hat den Apfelbaum gefunden, und derjenige, der keine Beine hat, dafür aber Hände, hat die Äpfel gepflückt.“ Und tatsächlich, so wurden sie überführt. So steht es auch mit dem Menschen: Er besteht aus zwei Wesen, das eine ist blind, das andere ohne Beine. Wenn der Herr sie am Tatort erwischt, fängt jedes von ihnen an, irgendwelche Ausflüchte zu suchen: „Ich habe nichts gepflückt, ich habe nichts angefasst, ich bin nicht gelaufen!“; aber der Herr sagt: „Stellt den einen auf den anderen!“, und so richtet Er über beide zusammen. Welches Wesen hat keine Augen? Der menschliche Instinkt! Und welches keine Beine? Der menschliche Verstand! Wenn sich beide sagen: „Komm, lasst uns ein bisschen stehlen!“, steigt der eine auf den anderen und beide gehen Äpfel klauen. Und wenn man sie ergreift, sagt der eine: „Warum schlagt ihr mich?“, und der andere sagt: „Warum schlagt ihr mich?“ Schuldig aber sind beide! Die Evolution ist für uns nützlich; auf uns warten große Güter; aber wir müssen klug genug und gut genug werden, wir müssen reif werden, damit dieses Erbe euch anvertraut werden kann. Diese drei Dinge, die ich aufgezählt habe: Tugend, Gerechtigkeit, Weisheit, sind große Reichtümer, und wenn ihr sie erst besitzt, werdet ihr gesund und glücklich. Ihr werdet fragen: „Wie können wir diese Lehre in der Welt anwenden?“ Wir brauchen nicht die Welt in Ordnung zu bringen: Die Welt ist bereits in Ordnung, in der Welt gibt es keine Anomalien, alles geht nach einer bestimmten Ordnung; wir wissen, warum Ereignisse, seien sie nun politisch oder natürlich, kommen; es ist nicht nötig, den Lauf der Dinge umzukehren. Doch eins ist wichtig: Die individuelle Berichtigung der Persönlichkeit in dieser Welt, sei es nun Mann oder Frau. Wenn sich der Mensch berichtigt, werden es auch seine Kinder tun, sowie seine Nächsten und schließlich die ganze Welt. So wie der Sauerteig wird, so wird auch das Brot werden. Das ist das Prinzip, das Christus zugrundegelegt hat, und Christus wirkt, damit dieses verwirklicht wird. Genauso wie sich die Puppe einer Seidenraupe entwickelt, so wird sich auch die Welt entwickeln und zum Besseren wandeln. In dieser Welt herrscht große Unruhe, weil alle, die keinen Seidenkokon wickeln können, befürchten, den kommenden Winter nicht zu überstehen. Diese Verwandlung muss sich folglich in unserem Verstand, in unserem Herzen, in unserem Willen vollziehen, und wenn das geschieht, werden wir spüren, dass es in unserem Innern eine große Kraft gibt. Dann werden wir in Berührung mit jenen höheren Wesen kommen, die fortgeschritten sind, und die wir Heilige nennen. Wenn wir mit ihnen in Verbindung treten, wird unser Verstand klar, genauso wie die Schüler unter ihren Lehrern zu Klarheit gelangen. Die Heiligen sind Lehrer der Menschheit, und wir alle müssen uns von ihnen leiten lassen. Sie lehren die Welt, wie sie leben soll. Sofort werdet ihr fragen: „Wo sind diese Lehrer, an welchem Ort befinden sie sich? Ihre Bilder sehen wir in den Kirchen!“ Jedes Ding hat seinen Schatten und diesem folgend, können wir den Gegenstand finden. Eure Wünsche in der Welt sind ein Schatten, eure Bestrebungen auch. Ihr wollt das Wesen der Dinge erkennen, so müsst ihr dem Gesetz folgen. Ihr müsst aus dem Herzen aufwärts zu eurer Vernunft hinaufsteigen, um Gott zu erkennen. Wie sollen wir uns Gott vorstellen? Wir können Ihn uns als den besten, vollkommensten Menschen vorstellen, in dem es weder Bosheit noch Hass gibt, der die Menschen so liebt, wie ein richtiger Vater seine Kinder; denn Gott steht so zu uns. Was glaubt ihr, hört Er uns jetzt oder nicht? Er hört und arbeitet in unseren Köpfen. Die Stimmungen, in denen wir uns jeden Tag befinden, verdanken wir Ihm. Gleich der Sonne, die uns jeden Morgen, wenn sie aufgeht, frohstimmt, verdanken wir die glücklichsten Stunden unseres Lebens dieser inneren Sonne, die uns erleuchtet. Im geistigen Leben gibt es auch einen Auf- und einen Untergang. Während ihr heranwachst, geht die Sonne auf – ihr befindet euch im Mittag. Im hohen Alter geht ihr mit der Sonne unter, um danach wieder aufzugehen. Der Herr wird in den Herzen und in der Vernunft vieler Menschen aufgehen; bei vielen aber auch nicht. Diejenigen, in deren Herzen Gott aufgeht, werden Fröhlichkeit und Freude erfahren, und diejenigen, bei denen Er nicht aufgehen wird, werden sagen: „Das Leben ist ein Unglück, ein Jammertal, ein einziges Leiden!“ Sie müssen warten. Warum? Weil es in ihnen noch nicht die Bedingungen für das Aufgehen gibt; denn, würde Er vorzeitig aufgehen, wäre es für sie ein Unglück. Es ist für sie besser, sich jetzt zu erholen. Ich sage nicht, dass sie sterben werden – überhaupt nicht; ich führe nur ein Gesetz an. Wenn man vom Sonnenuntergang spricht, meint jeder damit das Sterben. Was ist das „Sterben“? Es ist eine Annahme. Jeder von euch muss gestorben sein, um darüber reden zu können, was der Tod ist; jetzt stellen wir ihn uns nur vor. Tolstoj beschreibt in einer seiner Erzählungen folgendes: Jemand begegnete einem russischen Mönch, der fünfundachtzig Jahre alt war und einen weißen Bart trug und fragte ihn: „Welche Gründe haben dich eigentlich dazu bewogen, Mönch zu werden?“ Der Mönch erzählte ihm seine Geschichte: „Ich stamme von einer Fürstenfamilie ab; als ich zwischen einundzwanzig und fünfundzwanzig Jahre alt war, wollten mein Vater und meine Mutter mich mit einer Fürstin verheiraten; zu dieser Zeit fiel ich in ein Koma, dann kamen Ärzte, fühlten meinen Puls: – „Das Herz ist stehen geblieben, er ist tot!“, stellten sie fest und rieten, mich zu begraben; ich dachte: „Ist das der Tod?“ Ich konnte ihnen kein Zeichen geben, dass ich noch am Leben war; dann kamen meine Verlobte und ihr Vater, und ich hörte, dass er versuchte, sie zum Weinen zu bringen: „Damit die Leute sagen, du hättest ihn geliebt“. Sie antwortete: „Ihn habe ich nie geliebt, sondern nur seinen Besitz!“ Und ich dachte: „Wenn der Herr mich auf die Welt zurückbringt, werde ich ein neues Leben anfangen!“ Wie qualvoll es doch war, am Leben zu sein, und es nicht sagen zu können; zu sehen, dass alle weinen, und nicht aufschreien zu können: „Ich lebe!“ Wie viele Menschen wurden wohl unter solchen Umständen begraben! Es gibt nichts Schrecklicheres als dies – lebendig begraben zu sein. Das Schlimmste ist, Tage und Monate lang unter der Erde zu leben und sich nicht vom Körper befreien zu können; es ist das übelste Gefängnis, die reinste Hölle! Wenn wir rein wären, würden wir wissen, wann die Seele den Körper verlassen hat, und niemand hätte dieses Leid erfahren müssen! Nachdem der Arzt sagt, dass der Kranke nicht mehr am Leben ist, beschließen die Leute sogleich: „Bahrt ihn auf!“ Sie schreinern einen hübschen Sarg und tragen ihn mit Musik und Gesang hinaus. Wo bleibt ihre Liebe? Das ist die Liebe der Nächsten und der Gesellschaft! Einer sagt: „Ich liebe euch!“ Wie meint er das? Etwa so, wie die Katze die Maus liebt oder der Wolf das Schaf? Das soll Liebe sein? Es ist die Art von Liebe, an der die Welt leidet. Die Liebe, die die Welt braucht, besteht darin, dass wir die anderen lieben und ihnen helfen, damit sie so glücklich werden wie wir. Deshalb hat Jesus gesagt: „Jener, der an mich glaubt, wird das tun, was ich tue, und wer mich liebt, den wird auch mein Vater lieben, und Er wird kommen und in ihm eine Wohnung bauen!“. (Joh 14,23) Ihr fragt: „Was wird aus Bulgarien?“ Ich frage zurück: „Was wird aus euch?“ Wisst ihr nicht, dass euch der Teufel alle Güter weggenommen hat, dass er sogar schon eure Haut verkauft hat, und ihr fragt: „Was wird aus Bulgarien?“ Bulgarien – das seid ihr! Ihr müsst zu Gott um Hilfe beten, um diesen uneingeladenen Gast aus euch hinauszujagen, damit eure Güter, eure Vernunft und euer Herz euer Eigentum bleiben. Der Teufel ist am Leid schuld, aber ihr braucht euch nicht über ihn zu ärgern. Denn in Bezug auf eine Sache kann man ihn nur loben: er ist sehr fleißig, er verzagt nicht. Wenn ihr ihn aus der einen Tür hinausgejagt habt, kommt er durch die andere wieder herein; wenn es ihm auf die eine Weise nicht gelungen ist, probiert er es auf die andere. Das ist eine ausgezeichnete und vorbildliche Eigenschaft. Der Herr sagt: „Nehmt euch ein Beispiel an ihm; er ist der Lehrer der Menschen!“. Er lehrt sie und wird sie alle belehren; dadurch, dass er euch ständig belügt und betrügt, werdet ihr irgendwann zu ihm sagen können: „Wir haben dich durchschaut, uns kannst du nicht mehr belügen!“ Jemand sagte zu seinem Freund: „Meinen Affen kannst du nicht täuschen!“; sein Freund geht zu ihm nach Hause, zum Affen, stellt sich schlafend. Der Affe schlummert alsbald ein und der Freund stiehlt einiges Geld. Der Herr des Hauses kommt zurück, sieht den Schlamassel und verpasst dem Affen eine Tracht Prügel; das nächste Mal wird der Affe sich nicht täuschen lassen und seine Augen offen halten, weil er weiß, dass es sonst Schläge setzt. Nach unseren Erfahrungen, die wir in der Welt machen, werden wir dem Teufel, wenn er kommt, sagen können: „Meine Augen sind offen!“ Wenn ihr leidet, sagt euch: „Noch habe ich nicht den ganzen Prozess des Weizenkorns durchgemacht!“, und wenn sich eure Gedanken und euer Herz verwandeln und ein wunderschönes Aussehen annehmen, werdet ihr mit Recht behaupten können, das Ebenbild Gottes zu sein. Dann wird Gott euch auferwecken, so wie die Sonne das gesäte Weizenkorn zum Leben erweckt. Ein Vortrag, gehalten am 23. März 1914 in Sofia 1 Der Buchstabe Ж wird (Zh) ausgesprochen. Mit ihm beginnt das Wort житно зърно (žitno zarno), das auf Deutsch „Weizenkorn“ bedeutet.
  15. mariaK

    1914_03_16 Seht, der Mensch! 

    Siehe, der Mensch! „Jesus nun ging hinaus und trug die Dornenkrone und das Purpurgewand. Und er spricht zu ihnen: Siehe, der Mensch!“ 1 (Joh 19,5) Unter dem Wort „Mensch“ versteht man im Bulgarischen ein Wesen, das ein ganzes Jahrhundert lang lebt. In der ursprünglichen Sprache, in der Sprache, in der diese Phrase geschrieben wurde, hat der Begriff „Mensch“ eine andere Bedeutung: Es bedeutet Jesus, der Mensch, der auf die Erde kommt, der Bruder der Leidenden. Was sollen wir unter diesen Worten verstehen? Können die Leute, wenn wir vor die Welt treten, von uns sagen: „Siehe, der Mensch!“? Um mit diesem Namen ausgezeichnet zu werden, muss der Mensch in sich vier Dinge enthalten: Er soll reich und stark sein, Wissen und Tugenden haben. Ihr werdet aber sagen: „Was hat hier der Reichtum zu suchen?“ – Der Reichtum ist der Boden, die Bedingung, unter der sich der Mensch entwickeln kann; es ist der Boden, auf dem sich die Kraft entwickelt. Und diese spendet Wärme und Licht, was das Wachstum, die Entwicklung fördert. Kommen wir zum Wissen, es ist die Methode, durch die unser Leben verstanden und geregelt werden sollte. Die Tugend ist vielmehr das Ziel, nach dem wir streben müssen. Oft stellen die Menschen die Frage: „Was sollen wir tun?“ – Säet ein Weizenkorn und es zeigt euch, was ihr zu tun habt! „Wie?“, werdet ihr fragen. – Sorgt für genügend Feuchtigkeit und dann zeigen euch die Sonnenstrahlen, wonach das Weizenkorn strebt – nach einer Richtung, zur Sonne hin – hin zur Lebensquelle! Auch wir müssen wie das Weizenkorn wachsen – wir müssen zu Gott streben. Es könnte jemand fragen: „Wenn nun das Weizenkorn ausgewachsen ist, hat es denn dann die Sonne erreicht? Schließlich will ich Gott finden!“ – Du brauchst nicht zu wissen, wo Gott ist, du brauchst nur nach Ihm zu streben. Das Korn hat verstanden, was für ein Ding die Sonne ist und hat dasjenige empfangen, was es wünscht. Für uns gilt dasselbe Gesetz – auch wir müssen dasselbe Resultat hervorbringen. Wir müssen gesät werden, unser Leben wird zwangsläufig Schwierigkeiten haben, die jene kleinen, aber notwendigen Hindernisse ausmachen, wie beim Korn –, man braucht einen gewissen Druck und danach kommt der Prozess des Wachsens, d. h. des Wissens. Wenn wir Früchte tragen, dann ist das die Tugend. Wir müssen folglich gesät werden, brauchen etwas Boden, gewissen Druck; dann müssen wir nach oben wachsen und Wissen gewinnen und wenn dieses Wissen bis zu einer Stufe gewachsen ist, soll es sich sofort in ein Weizenkorn verwandeln. Danach lässt der Herr den Weizen abernten und wird das Nötige vom Unnötigen – den Weizen von der Spreu – trennen. Wir werden geboren – das bedeutet, wir sprießen hervor; wir wachsen auf, entwickeln uns, sterben und werden zu Grabe getragen – das bedeutet Treten, Dreschen. Von der Tenne wird der Herr jenes sammeln, was Er braucht. Das entspricht dem Bild von der Scheune und dem Kornboden: Die Spreu trägt man in die Scheune und die Körner auf den Kornboden. Ich habe euch das neunzehnte Kapitel des Johannesevangeliums vorgelesen, damit ihr die vier Dinge seht, die Christus am Kreuz trug – vier Dinge, die auch wir begreifen müssen. Setzen wir die Tugend an den Kopf, der ja nicht angenagelt war, das Wissen an die linke Seite, die Kraft an die rechte und den Reichtum unten an die Füße, dann haben wir den gekreuzigten Menschen! Das heißt, indem wir den Reichtum, die Macht und das Wissen festnageln, werden deren Säfte zum Kopf, zur Tugend aufsteigen. Wenn der Herr vorhat, einen Menschen zum Guten zu bekehren, nagelt Er ihn fest, seine Reichtümer, seine Macht, sein Wissen. „Jesus nun ging hinaus und trug die Dornenkrone und das Purpurgewand. Und er spricht zu ihnen: Siehe, der Mensch!“ (Joh 19,5) Was bedeutet aber das Festnageln? Der Mensch kommt in Verwahrung, damit niemand ihn nimmt und niemand über ihn verfügt, denn der Herr wird verfügen. Er sagt: „Wenn Ich arbeite, wirst du ruhig sein!“ Weil der Mensch aber nicht ruhig bleiben will, sagt der Herr: „Nagelt ihn fest, damit Ich in Ruhe arbeiten kann!“ Wenn man uns ans Kreuz nagelt, dürfen wir nicht weinen, denn der Herr arbeitet ja in der Zwischenzeit für uns. Unglücklich ist derjenige, der nicht ans Kreuz genagelt ist. Wer will, dass der Herr sich mit ihm beschäftigt, muss diesen Prozess der Entwicklung durchlaufen. Ich spreche zu euch in Gleichnissen. Vor diesem Entwicklungsprozess muss unbedingt Glaube bestehen, ein unerschütterlicher Glaube an den allumfassenden göttlichen Plan, der alle Wesen, die Gott schuf, miteinbezieht. Wir dürfen nicht an Gott zweifeln, weil Er vollkommen und allmächtig ist. Sagte Jesus nicht an einer Stelle: „Was bei Menschen unmöglich ist, ist möglich bei Gott!“ (Lk 18,27) Die Wege Gottes sind unergründlich. Man darf den Gedanken nicht zulassen, dass diese Wege umgelenkt oder blockiert werden könnten – das ist unmöglich. Wenn wir aufgerufen werden und haben den göttlichen Weg beschritten, müssen wir jenen einfachen Glauben haben, den Kinder haben und Fehler, wie diesen in der folgenden Erzählung, vermeiden. In England wollte ein berühmter Künstler ein Bild malen, das die äußerste Armut darstellen sollte. Tage und Monate durchstreift er London, um ein dieser Idee entsprechendes Subjekt zu finden. Endlich findet er ein zerlumptes Kind, dessen Anblick ihn zutiefst berührt, und sagt sich: „Das ist die Person, die der Erschaffung des Gemäldes dienen wird!“ Er nähert sich ihm an, gibt ihm seine Visitenkarte mit der Adresse und sagt zu ihm: „Komm in vier Tagen, ich muss mit Dir etwas besprechen!“. Aber, den Mann so gut angezogen sehend, denkt sich das Kind: „Ich kann doch nicht, in Lumpen gehüllt, zu ihm gehen!“. Es ging zu Bekannten, um sich so anzukleiden und vorzustellen, wie man das vor Königen tut. Es fand Kleidung, zog sich an und ging zum Maler. „Wer bist Du denn?“, fragt ihn der Maler. – „Ich bin der Soundso!“ – „Mach Dich fort! Wenn ich so wie Du angezogene Menschen gesucht hätte, ich fände sie zu Tausenden. Ich brauchte Dich so, wie ich Dich damals sah!“ Und wir wollen uns auch einkleiden, wenn der Himmel uns zur Arbeit ruft. Die Kraft aber sitzt nicht in unseren Kleidern, Hüten, Handschuhen und Stiefeletten, nicht im gutgebügelten Kragen, den Krawatten und Taschenuhren; sie stellen nichts Wichtiges dar. Vielmehr liegt die Kraft in unserer Vernunft, in unseren Herzen, in den edlen Impulsen und Bestrebungen, Gutes zu tun. Wenn wir diese Dinge erst zusammen haben, kommt der Rest zu seiner Zeit von selbst. Sollen wir, wenn wir in den Himmel kommen, unsere Kleidung von hier mitnehmen? Wenn der Herr uns in den Himmel ruft, zieht Er uns hier, auf Erden aus, Er will unsere Fetzen nicht und sagt: „Bringt ihn Mir so, wie er ist!“ Wenn einer gestorben ist, wendet sich jeder von uns von ihm ab; sogar diejenigen, die ihn geliebt haben, beeilen sich zu sagen: „Schafft ihn schnellstmöglich fort!“ Wo ist dann ihre Liebe? Der Herr jedoch, wendet sich nicht ab, Er sagt: „Bringt ihn Mir, Ich brauche ihn so, wie er ist“. Wenn man uns begraben und zurückgelassen hat, was macht dann der Herr? Er fängt an, mit uns zu sprechen, d. h. es ist nicht so, wie viele meinen, dass die Verstorbenen erlöst werden. Er fragt uns: „Na, hast du das Leben verstanden, hast du verstanden, was der Sinn des Lebens war, das Ich dir geschickt habe?“ In diesem Gespräch nämlich malt der Herr sein großes Bild, wenn jener Prozess entsteht: Nachdem die Leute sich von dem Toten verabschiedet haben, beginnen sie zu weinen und all seine guten Eigenschaften aufzuzählen – sie erblicken das göttliche Bild, worin diese Eigenschaften abgebildet worden sind. Wir müssen die Leiden durchstehen, die zu uns kommen, und Lehren aus ihnen ziehen. Jesus wollte uns mit seinen irdischen Leiden ein Beispiel geben, dass man sich jenem göttlichen Prozess fügen muss. An einer Stelle sagt er: „Oder meinst du, dass ich nicht meinen Vater bitten könne und er mir jetzt mehr als zwölf Legionen Engel stellen werde? Wie sollten denn die Schriften erfüllt werden, dass es so geschehen muss?“ (Mt 26,53-54) Auch er selbst wollte sich erheben. Ihr seid auf Erden und eines Tages werden auch über euch Stürme und Schwierigkeiten heraufziehen – und vielleicht trifft euch dann das gleiche Schicksal. Wenn diese Stunde gekommen ist, dürft ihr es nicht als ein Unglück begreifen, denn dort, wo es keine Leiden gibt, ist auch kein Reichtum möglich; dort, wo es Trauer gibt, gibt es auch Freude; und dort, wo es den Tod gibt, gibt es auch die Auferstehung. Derjenige, der nicht an den Leiden der Menschheit teilhaben will, wird nichts erreichen. Was aber bedeuten Leiden? Sie sind die Produkte von Irrtümern, die aus früherer Unwissenheit erwuchsen! Diese Fehler werden durch den Prozess des Leidens berichtigt. Dieser Prozess ist eine Methode, uns anzupassen und jene hohen, aufsteigenden Schwingungen zu erreichen, die uns im Himmel erwarten. Hundertmal muss man Schmerzen erdulden, um an einer göttlichen Freude teilhaben zu können. Erst dann sind wir in der Lage, jene Freuden gebührend zu schätzen und festzuhalten. Deswegen fängt der Herr mit den Leiden an, um uns zu härten, genauso, wie der Schmied das Eisen härtet, dass es zur Arbeit taugt, und wir die Freude tragen können, die danach kommt. Jeden von uns braucht der Herr, jeden von uns braucht er sehr. Ihr könnt auf der Erde ein Nichts sein, eine reine Null, für den Herrn aber seid ihr eine wichtige Einheit. Nur der Herr, der euch auf die Erde geschickt hat, weiß eure Leiden zu würdigen und folglich, braucht es euch auch nicht zu beunruhigen, was die Welt von euch denkt. Der, der euch geschickt hat, Er denkt an euch und Er schätzt euch. Es ist für euch wichtig, die Billigung Gottes zu haben. Wenn der Herr mit euch ist, werdet ihr schön sein, und die Welt liebt das Schöne; wenn Er mit euch ist, werdet ihr reich, stark und gut sein – und das Gute wird immer und überall verehrt. Jetzt werde ich euch über Gott aber nicht als Wesen sprechen, das, wie die Philosophen sagen, abstrakt und im Raum verstreut ist, und von Dem ihr nicht wisst, wo es sich befindet, sondern über jenen Gott, von Dem ich predige, der an uns denkt, der unsere Taten beobachtet, berichtigt, korrigiert, bestraft, uns an- und auszieht, unsere Geburt und unsern Tod veranlasst. Was bedeutet Sterben? Der Herr führt einen Eingriff durch, wenn Er sieht, dass ihr zu viel verlieren werdet, und verhindert einen weiteren Verlauf – „damit er sich nicht weiter verschuldet, nehmt ihm das Kapital, das Ich ihm gegeben habe; die Zeit ist jetzt ungünstig, hebt ihn für eine andere Zeit auf, bringt ihn zu Mir!“. Während dieses Aktes glauben wir, dass die Welt uns vergisst. Aber selbst wenn die Welt uns vergessen hat, der Herr denkt an uns; die Welt muss uns unbedingt vergessen. Eine Magd wird sich nie verheiraten, wenn sie alle Burschen liebt; sie muss sich einen aussuchen, um sagen zu können: „Das ist meine Welt!“ Diese Tatsache ist auch im Leben wahr – ihr dürft nur einen Herrn haben. Es gibt viele Götter in der Welt, und sie alle sind darauf bedacht, euch zu vereinnahmen; ihr aber müsst euren Gott finden, mit dem ihr leben, euch entwickeln und reich werden könnt. Die Heilige Schrift sagt: „Gott ist nicht nur im Himmel; Er wohnt auch in den Herzen der Demütigen“; folglich ist die erste Eigenschaft, die ihr erlangen müsst, damit Er in euch einzieht, die Demut. Aber diese Demut ist nicht die Demut eines Schafes – nachdem man euch verprügelt und eure Beine gebrochen hat, zu sagen: „Da ist nichts mehr zu machen!“ Es ist nicht Demut, wenn man euch alle Reichtümer wegnimmt, zu sagen: „Wir sind jetzt demütig“. Demut bedeutet, über alle Reichtümer, Kräfte, Kenntnisse und Tugenden zu verfügen, sich dessen bewusst zu sein und zu sagen: „Mein Herr, Du verfügst über alles, was ich besitze!“ Aber ein jeder von uns handelt wie folgt: Man predigt ununterbrochen das Evangelium und berichtigt ständig die Welt. Wenn der Herr sich jedoch anschickt, unsere wohlgefüllten Geldbeutel zu behelligen, schreit man mit einem Male auf: „He, He, das geht nicht! Schau, eine Hälfte können wir Dir geben, aber nicht alles“. Wenn Er unsere Kraft einfordern will, sagt man: „Du kannst doch nicht einfach über meine ganze Kraft verfügen!“ Befinden wir uns aber in einer Notlage, so flehen wir Ihn an, uns zu leiten und zu helfen. Diese Art von menschlichem Verständnis vom Leben überwiegt in allen philosophischen Systemen seit Tausenden von Jahren. Und unsere Missgeschicke entstehen gerade daraus. Aber Jesus will uns durch sein Leben den Weg zeigen. Viele Christen haben erkannt, dass, wenn sie Christen werden, sie sich von der Welt lossagen müssen. Ihr könnt Haus, Reichtum, Frau und Kinder aufgeben und trotzdem an sie denken. Ihr könnt in ein einsames Kloster ziehen, und euch dennoch fragen: „Wie geht's meiner Frau, meinen Kindern, was ist wohl aus meinem Haus geworden?“ Das bedeutet, dass ihr euch noch nicht von ihnen losgelöst habt, dass ihr noch nicht frei seid. Sich von Dingen lossagen, bedeutet nicht, sie zu vergessen, sondern sie in Freiheit zu entlassen – die Frau tun zu lassen, was sie für richtig hält, den Sohn tun zu lassen, was er für richtig hält. Sich loszusagen bedeutet, zur Seite zu gehen, ihnen nicht weiter hinderlich zu sein; lasst sie ihren Weg gehen. Können wir etwa den Strom am Fließen hindern? Wir müssen ihm seinen Lauf lassen, wir können höchstens eines tun: ihn nutzen. Genauso können wir auch das Leben nicht behindern, sondern nur die Dinge nutzen. Jesus sagt uns klar und eindeutig: „Wenn ihr mich liebt“ – und wir sollten ihn lieben, – und nicht: „Wehe euch, wenn ihr mich nicht liebt!“ Nein, der Herr verlangt nie gewaltsam Opfer von uns! Die Menschen sagen: „Warum bringt der Herr die Welt nicht in Ordnung, wenn Er doch allmächtig ist?“ – „Wie soll Er sie denn in Ordnung bringen?“ – „Jenem, der lügt, soll die Zunge verdorren, dem, der stiehlt, soll die Hand verdorren!“ Was wir dann hätten, wäre ja eine Welt, die nur aus Stummen und Krüppeln bestünde. Was denkt ihr, würde euch eine solche Welt aus Behinderten etwa gefallen? Der Herr handelt auf die genau entgegengesetzte Weise, Er verfährt wider diesen Prozess und sagt, dass derjenige, der Herrscher sein will, Diener werden muss. Dieser Prozess besteht darin: Die starken Menschen wollen gewöhnlich, dass alle Bäche in ihren Fluss münden; bei der Güte aber ist der Prozess gerade umgekehrt – der Herr ergießt sich in Form von kleinen Rinnsalen – und, anstatt sie zu lenken, lässt Er sie sich selbst lenken. Ihr könnt zu Hause einen kleinen Versuch durchführen: Der Gedanke, herrschen zu wollen, soll euch verlassen; nehmt dann die Idee, Diener zu werden, in eurem Verstand auf, Diener um des Herrn willen, dann werdet ihr die Stelle des Herrn einnehmen. Ihr sucht den Herrn im Himmel, aber Er ist nicht da; während ihr stöhnt und leidet, ist Er in euch. In diesem Prozess, den man Wachstum und Fortschritt nennt, wirkt der Herr. Er ist der beste Arbeiter. Manche Menschen beklagen sich: „Warum sieht Gott unsere Leiden nicht?“ Er aber sagt: „Ich habe keine Zeit, Ich bin mit nichts anderem als mit euren Angelegenheiten beschäftigt, Ich bin mit viel wichtigeren Angelegenheiten von euch beschäftigt; wenn Ich Zeit habe, werde Ich mich mit euren kleinen, äußerlichen Missverständnissen beschäftigen!“ Das ist keine Allegorie, sondern die Wirklichkeit. Es gibt in der Heiligen Schrift einen Vers, in dem der Herr sagt: „Ich war für Israel ein beladener Karren, auf den die Menschen ständig alle möglichen Dinge luden.“ Die Leiden aber, die wir hier erdulden, sind die Leiden des Herrn; Er leidet und weint in euch. Wir sagen: „Ich weine, Trauer verhängt meine Seele.“ Wenn wir aber sagen würden: „Mein Herr! Verzeih mir, ich habe Dir so viele Schmerzen durch meine unreinen Gedanken und Taten verursacht!“, dann fänden wir den wahren Weg, der uns aus dem gegenwärtigen Bösen führt. Und wir müssen endlich den Herrn in uns stärker werden lassen. Wir haben Ihn mit Seilen fixiert und angenagelt. Wir müssen Ihn zu Grabe tragen, Ihn dort in Ruhe lassen, denn dann wird Er auferstehen und uns erlösen. Lasst euch eines sagen: Diejenigen, die Ihn an Seinem Weg hindern, sind wir, die Menschen; die Teufel behindern den Weg des Herrn in keinster Weise. Weil Er das Gesetz der Freiheit zugrundegelegt hat, kann und will Er sich von diesem Gesetz nicht abwenden; und solange wir nicht zu diesem Bewusstsein kommen, uns freiwillig unterzuordnen, wird Er uns nicht erlösen. Er muss tief in unser Bewusstsein eindringen, damit wir Ihm ähnlich werden. Dann werden wir unsere Reichtümer, Kräfte und Güter zum Aufstieg nutzen; Für wessen Aufstieg? – Für den unserer Brüder, unserer Nächsten. Jeder von euch muss die Seele seiner Brüder suchen und schätzen und nicht nur ihre Körper lieben. Ich kann euch sagen, dass Jesus, nachdem er zu uns herabstieg, bis zum heutigen Tage die Erde nicht verlassen hat; er lebt unter den Menschen, arbeitet unter ihnen, und muss endlich in uns auferstehen, damit wir Glauben haben, aber nicht jenen Glauben und jene Angst, den die Juden hatten: „Wir haben keinen König außer dem Kaiser!“(Joh 19,15), und als dieser Kaiser nach einigen Jahren Jerusalem zerstört und ihren Tempel niedergerissen hatte, haben sie ihn aufgegeben. Auch heute könnte der Mensch sagen: „Der Kaiser ist mein König!“, die Folgen werden aber die gleichen sein. Kommen wir wieder zurück: Erstens müssen wir auf dieser Welt leben und uns vorbereiten; wir können nicht im Himmel leben, denn dort sind das Licht und die Wärme für uns zu stark. Der Gärtner, wenn er Kiefern von einer hohen Stelle ins Tal verpflanzt, muss sie mehrmals umpflanzen, damit sie sich langsam dem neuen Lebensraum anpassen können. So auch der himmlische Vater, der uns nicht einfach von hier rausnehmen und geradewegs in den Paradiesgarten setzen kann. Auch unser Schulsystem ist nach diesem Prinzip gegliedert: Zuerst müssen wir die erste Klasse durchlaufen, danach die zweite usw., irgendwann die Universität beenden und schließlich vor die Welt treten. Dies alles sind Methoden der Kultur, an denen sich derjenige anpassen soll, der weiterkommen will. Ein Christ darf, meiner Meinung nach, kein Dummkopf sein und sagen: „So, wie der Herr es grade gibt.“ Nachdem ihr euren Acker gepflügt habt, säet ihr Weizen, denn, wenn ihr keinen Weizen sät, was kann der Herr euch dann geben? Doch wohl nur Unkraut und Dornen! Bearbeitet den Weinberg, pflanzt Rebstöcke und sie bringen euch Früchte. Je nach Art des Rebstocks, den ihr anpflanzt, erntet ihr die entsprechenden Früchte; wenn ihr Rebstöcke niederer Güte pflanzt, werden sie euch saure Trauben bringen. Der Herr hat eurem Kind einen guten Verstand gegeben, was aber habt ihr in seinen Verstand gepflanzt? Vielleicht solche Keimlinge, die eine gute Frucht hervorbringen? Wir wollen gütig, stark und reich sein; wir können Güte, Kraft und Reichtum haben, und es ist wichtig für uns, sie zu haben. Die Bedingungen, unter denen sie gedeihen und sich entwickeln können, sind folgende: der göttliche Keim, das göttliche Gesetz und das göttliche Gleichgewicht. Das Gleichgewicht – das ist die Tugend; das Gesetz – das ist das Wissen; die Bedingung – sie ist die Kraft; der Keim – er ist der Reichtum. Aber ihr werdet mich fragen: „Wie werden wir Gott finden?“ Das ist ganz leicht. Ein Mann wollte sich mit einem anderen einen Scherz erlauben, der zu ihm gesagt hatte: „Wir befinden uns in einem Garten, wo es sehr gute Äpfel gibt!“ – „Ich sehe keine!“, widersprach der andere, seine Augen zukneifend; sein Freund ohrfeigte ihn, und der andere sperrte seine Augen auf und sah. So ohrfeigt auch uns manchmal der Herr und wir sehen. Mögen jene von euch, deren Augen geschlossen sind, den Wunsch haben, dass sie aufgehen. Die gegenwärtige Welt argumentiert und sagt: „Wo ist der Herr?“ – Er ist sowohl in den Bäumen, als auch in den Steinen und nicht zuletzt im Boden!“; wenn sie aber ein Unglück befällt, wirft sie ihren Blick gen Himmel und ruft, sehend, dass Er dort ist und ruft aus: „Oh, Herr!“. Dafür sind die Missgeschicke gedacht. Sie sind die Ohrfeige, mit der der Herr uns sagen will: „Ich habe euch geschaffen, um zu sehen, und um nicht mit geschlossenen Augen herumzustehen.“ Um uns zu erheben, müssen wir den Zustand der Kinder erlangen – suchen und empfänglich sein. Jetzt werde ich euch etwas anderes sagen. Nach welcher Methode müssen wir arbeiten? Wir müssen von jetzt an, geistig und herzlich mit allen Menschen dieser Erde verbunden sein, denn die Erlösung ist in unseren gemeinsamen Gebeten – in der Einheit liegt die Macht! Wenn sich die Herzen und der Verstand der Menschen vereinen, wird das Reich Gottes auf Erden anbrechen. Bei einem Freund, den wir wirklich lieben, dürfen wir nicht nach seinen Fehlern suchen: Auch er wird, so wie wir, welche haben; die Fehler, das ist nur die äußere Bekleidung, die ein Mensch trägt; die menschliche Seele an sich ist rein, sie kann weder verderben, noch kaputtgehen; niemand ist imstande, eure göttliche Seele zu zerstören. Sie kann von außen beschmutzt werden, aber nicht innerlich, weil Gott sie bewohnt. Es ist unmöglich, etwas zu vernichten, das von Gott geschützt wird. Wir können uns der Welt so unterwerfen, wie Jesus dem Pilatus antwortete, der ihm sagte: „Es steht in meiner Macht, dich zu kreuzigen!“ – „Ich unterwerfe mich Dem, der dir diese Macht gegeben hat, aber meine Seele ist frei!“ Wir müssen uns zeitweiligen Leiden unterwerfen; wir verstehen nicht ihren Sinn. Wenn wir aber gestorben und auferstanden sind, werden wir begreifen, warum sie nötig waren. Jeder von uns hat sich schon einmal aus Erregung und Angst gequält. Das ist kein Leben. Leben ist, wenn man von edlen Gefühlen beseelt ist. Glücklich ist derjenige, der sich freut, Gutes selbstlos erwiesen zu haben. Einer hat euch beleidigt, ihr zieht nicht mehr den Hut vor ihm, verweigert ihm den Händedruck; ihr könnt ihm auch die Hand geben, ohne dass diese Handlung eine Begrüßung ist. Ihr könnt vor ihm den Hut ziehen, ohne dadurch eine Ehrerbietung auszudrücken. Gewöhnlich ziehen wir den Hut vor Größeren und möchten sie dadurch auf diskrete Weise erinnern: „Vergiss nicht, mir beim Aufstieg behilflich zu sein!“ Im Meer gibt es einen teuflischen Fisch, der alles grüßt, was ihm über den Weg läuft. Der Mensch ergreift die Hand eines anderen. Warum? Diese teuflischen Finger der menschlichen Hand sagen viel; z.B. der kleine Finger: „Kannst du mir Geld geben? Ich muss Handel treiben. Ich habe viel verloren, man hat mich beraubt, kannst du mir helfen?“ Der Ringfinger redet: „Ich will Künstlerruhm und Wissen erwerben!“ Der Mittelfinger fordert: „Ich will Rechte und Vorrechte!“ Der Zeigefinger näselt: „Ich erwarte Hochachtung und Verehrung!“ Der Daumen spricht: „Ich will Macht und Fähigkeiten!“ Der Gegrüßte wird es ihnen, wenn er will und die Möglichkeit dazu hat, geben. So gehen sie zu zweit, danach auch zu dritt, bilden eine Gesellschaft, finden dennoch nicht das, was sie suchen. Schließlich kommt Jesus hinzu und sagt: „Das, was ihr sucht – Reichtum, Kraft, Wissen und Güte – das alles kann ich euch geben. Es gibt keinen unter euch, der meinetwegen Vater und Mutter verlassen hat, um dafür ein hundertmal reicheres Leben zu beginnen!“ (Mk 10,29-30) Der ist ein Mensch, der es versteht, uns die Hand zu reichen, der uns sowohl zu Reichtum als auch zu Kraft, Wissen und Güte verhelfen kann. Aber die Leute sagten: „Weg, weg! Kreuzige ihn!“(Joh 19,15); wobei Pilatus jedoch anmerkte: „Ihr verliert ihn!“ Auch heute ist Jesus unter uns, und ich sage euch: „Siehe, das ist der Mensch, den ihr sucht, der allein Ruhe in euer Herz zu bringen und euch Verstand, Gesundheit und einen Platz in der Gesellschaft zu geben vermag. Er ist derjenige, der euch erheben, den Weg zeigen, euch einen klaren Verstand geben kann.“ Aber ihr sagt mit eurem Zweifel: „Zeigt ihn uns, damit wir ihn sehen!“ Ich werde euch ein Gleichnis anführen: Eines Nachts geht aus der Ferne ein Mensch mit einer kleinen Kerze auf euch zu, ich sage euch: „Das ist der Mensch, der euch Licht bringt!“ Ihr seht zwar die Kerze, aber nicht den Menschen. Wann werdet ihr ihn sehen? Wenn die Sonne aufgegangen ist. Sucht selbst dieses Licht, das dieser Mensch euch bringt – es wird euch helfen, den Weg zu finden, den ihr gehen müsst. So soll die Frage aufgefasst werden. Ich gebe euch ein noch klareres Gleichnis. Stellt euch vor, dass ich euch in ein prächtiges, aber dunkles Empfangszimmer führe, und sage: „Dieser Raum ist wunderbar verziert, ungeheure Reichtümer befinden sich hier und dort, an dieser Ecke gibt es das und das, an jener dies und jenes!“ – „Kann sein. Wer weiß? Ich jedenfalls, sehe nichts!“, antwortet ihr. Wenn ich aber eine kleine Kerze bringe, fangen die neben ihr stehenden Gegenstände an, sich abzuzeichnen; wenn ich noch eine bringe, zeichnen sich die Gegenstände noch klarer ab; wenn die Zahl der Kerzen erhöht wird, wird das Zimmer heller und heller. Wenn eine Glühbirne aufleuchtet, werden die Gegenstände klar erkennbar, und wenn das Tageslicht eindringt, sieht man alles. Die Welt ist wie dieses Zimmer und jeder von uns muss ein Lichtträger sein, eine Kerze bringen, und wenn wir alle mit unseren Kerzen eintreten, und sie nebeneinander stellen, und so das Licht verstärken, werden wir sehr viel sehen. Eure Gehirne – das sind die Kerzen. Ich mag Menschen nicht, die erloschene Kerzen tragen, sondern diejenigen, deren Kerze einen solch hellen Schein wirft, wie die am Karfreitag. Jeder von uns muss eine angezündete Kerze sein. Der aufopferungsvolle, liebende, gute Mensch ist eine angezündete Kerze. Es ist ein großer Fehler, eine erloschene Kerze zu sein. Ihr fragt: „Was soll man tun?“ – Ihr müsst füreinander beten, euren Freunden gute Gedanken senden, für sie beten, den Wunsch haben, dass sie gesegnet werden, und der Herr wird auch euch segnen, indem Er sie segnet. Warum wir beten sollten? Im Sommer des Jahres 1899 herrschte im Gebiet von Novi Pasar eine große Dürre; die ringsum wohnenden Türken aus 39 Dörfern versammelten sich und baten um Regen. Und es fiel Regen. Die Bulgaren aber sagten sich: „Wenn Gott ihnen Regen schickt, wird Er ihn auch zu uns schicken.“ Aber über ihren Dörfern fiel kein Regen, und ihre Rinder magerten vor Hunger ab. Wenn die Leute beten, bete auch du: Auch du musst persönlich dein Gesuch einreichen; der Herr wird für dich keine besondere Rubrik einrichten, wenn du nicht selbst betest. Das Gebet hat eine große Macht und deshalb muss der moderne Mensch ein Mensch des Gebetes sein: Durch das Gebet, wird unser Verstand und unser Herz vorbereitet. Nicht um unserer selbst willen sollen wir beten – das ist Egoismus. Ich will mich jetzt nicht mit dem Verstand des Menschen beschäftigen, mein Wunsch ist, über das Herz des Menschen zu reden, weil sich alles Übel im Herzen versteckt hält. Der Herr sagt: „Mein Sohn, gib mir dein Herz!“ Wir müssen mit einer Reinigung anfangen, die der des Frühjahres gleicht – die Fenster öffnen und das Innere reinigen. Wir alle stöhnen unter einer Bürde; überall gibt es Disharmonie, auch zwischen Mann und Frau, die es nicht schaffen, sich einig zu sein; das Haus teilen sie, das Geld teilen sie untereinander, doch die Frau ist damit unzufrieden, dass der Mann das Geld verwaltet. Ob es nun der Mann oder die Frau verwaltet, ist gleichgültig. Verständigt euch darüber, wer Kassierer wird. Sie streiten sich darüber, wer an der Spitze stehen soll, ob im Haus gegackert oder gekräht werden soll. Was für Hühner! Solche Sachen sind im Leben völlig unwichtig! – Ich sagte, andere Dinge sind wichtig. Jesus ist gekommen und arbeitet, denn wenn das Licht kommt, kommt es allmählich, still und leise. Er kommt nicht wie ein Donnerschlag, so wie es manche erwarten. Auch so etwas kann kommen, aber es ist nicht Jesus. Als der Prophet Elias in die Wüste ging, um sich dem Fasten und Beten hinzugeben, kam Sturm und Feuer auf, so dass er seine Augen schützen musste; doch Gott war nicht in Sturm und Feuersbrunst, sondern in der leisen Stimme, die mit ihm redete. Der Herr befindet sich nicht in euren Leiden, in eurer Kraft und eurem Wissen. Sondern? In der Liebe! Wenn ihr liebt, ist Er in euch. Liebt ihr nicht, ist Er weit weg; deshalb, müsst ihr lieben – so ist das Gesetz. Oftmals lieben wir nicht, sondern erwarten, dass die anderen uns lieben. Das bedeutet, vor einem Ofen zu sitzen und auf jemanden zu warten, der Holz holt, damit wir es dann schön warm haben. Nein, wir selbst, wir müssen diesen Brennstoff haben, den dann auch andere mitbenutzen können! Wir, die Jesus folgen, der uns genug Kraft gegeben hat, müssen ihm endlich erlauben, in uns einzutreten. Dieser Mensch steht euch zur Verfügung: Ihr könnt ihn empfangen oder kreuzigen, ihn einlassen oder ihm sagen: „Wir wollen Dich nicht!“ – Das ist die Entscheidung, die ihr treffen müsst. Wenn ihr sagt: „Lasst ihn rein, er ist doch unser Herr!“, habt ihr die Lösung gefunden, und der Segen wird kommen. Dann werden sich die Worte der Heiligen Schrift erfüllen: „Ich und Mein Vater werden kommen und Wohnung bei ihm machen“.(Joh 14, 23) Dann entzündet sich das Licht in uns, und wir alle werden uns versöhnen. Ein Vortrag, gehalten am 16. März 1914 in Sofia 1 Alle Bibelzitate stammen aus der Elberfelder Bibel.
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