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1942_08_02 Die Selbsterziehung


mariaK

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DIE SELBSTERZIEHUNG

 

 

Mt 2

 

 

Im zweiten Kapitel des Evangeliums von Matthäus ist das Wort Geburt wichtig. Als Prozess stellt die Geburt einen großen Akt in der Natur dar, weil er große Folgen mit sich bringt. Die Geburt des Menschen, der Gedanken, der Gefühle und der Taten ist mit gewissen Ereignissen verbunden. Denn die Geburt hat nur dann einen Sinn, wenn sie gewisse Folgen mit sich bringt und wenn sie mit gewissen Ereignissen verbunden ist. Außerhalb dessen stellt sie einen gewöhnlichen Prozess dar, wir beschäftigen uns jedoch nicht mit gewöhnlichen Dingen. Die gewöhnlichen Dinge sind die Kleie im Leben. Folglich ist es unwichtig, ob der Mensch in das Paradies oder in die Hölle gehen wird, ob er reich oder arm war. Wichtig ist es, dass er ein guter, kluger und gerechter Mensch ist. Wenn er diese Eigenschaften besitzt, kann der Mensch auch die Hölle auch in ein Paradies umwandeln. 

 

Was ist das Ziel der Selbsterziehung? -- Den Menschen äußerlich und innerlich darauf vorzubereiten, ein Paradies in sich zu schaffen. Wer die äußeren und die inneren Bedingungen seines Leben verbessert hat, der hat sich von der Hölle befreit, oder wie man sagt, von der unterirdischen Welt. Die Hölle ist nicht so, wie die Menschen sie sich vorstellen. Dort leben die unterschiedlichsten Menschen: gelehrte und einfache Menschen, Professoren, Doktoren, Musiker und andere. Auch dort wird geheiratet und werden Kinder geboren und so weiter. Und ihr werdet sagen, dass die Hölle ein Ort des ewigen Feuers ist. Das Feuer ist nichts Böses. Das Feuer spielte eine wichtige Rolle bei der Erschaffung der Welt. Und bis heute hat es seine Bedeutung nicht verloren. Beängstigend ist es, wenn die Menschen nicht wissen, wie sie das Feuer nutzen können und sich selbst durch das Feuer ins Unglück bringen. Furchtbar ist es, wenn die Menschen nicht wissen, wie sie die Nahrung, das Wasser, die Luft und das Licht anwenden sollen, die ihnen die Natur in Fülle gibt.

 

Arbeitet der Mensch bewusst an seiner Selbsterziehung, kommt er in den Zustand, mit allen Gütern, die ihm gegeben wurden, zurechtzukommen. Alle Menschen sprechen über die Selbsterziehung, aber erst jetzt beginnen sie zu verstehen, was Selbsterziehung ist. Was bedeutet das Wort Selbsterziehung? -- Es ist aus den Worten "`selbst"' und "`hegen"', bzw. "`ernähren"'\footnote{samo (selbst) vazpitanie = Erziehung (pitaja = hegen und ernähren; pitam = fragen)} gebildet. Also soll der Mensch den Zustand erlangen, sich selbst zu ernähren, einen Gedanken, ein Gefühl oder eine Tat zu ernähren. Der Mensch kann sich nicht richtig ernähren, wenn er keine Liebe (obitsch) zur Nahrung hat, die er in der physischen, geistigen oder in der Verstandeswelt verwendet. Mit dem Verb "`hegen"', "`ernähren"' (pitaja) ist auch das Verb "`fragen"' (pitam) verbunden. Wenn sich der Mensch ernährt, soll er fragen, was für eine Nahrung er verwendet und in welcher Menge. 

 

So sollt ihr wissen, dass die Liebe (ljubov) und \textit{die Liebe} (obitsch)\footnote{Im Bulgarischen existieren zwei Begriffe für Liebe: \foreignlanguage{bulgarian}{любов}, lubov und \foreignlanguage{bulgarian}{обич} obitsch. In diesem Vortrag und in anderen wird der Unterschied der zwei Begriffe erklärt. Das Wort \foreignlanguage{bulgarian}{обич}, obitsch hat keinen slawischen Ursprung, sondern stammt aus der Sprache der alten Bulgaren. Der Begriff \foreignlanguage{bulgarian}{любов}, lubov ist allgemein und bezeichnet die Liebe überhaupt. \foreignlanguage{bulgarian}{Oбич}, obitsch bezeichnet sehr oft die Mutterliebe als Verb ist das \foreignlanguage{bulgarian}{обичам}, obitscham und nicht \foreignlanguage{bulgarian}{любя}, lubja gebräuchlicher. Um die zwei Begriffe auseinanderzuhalten, wird der Begriff \foreignlanguage{bulgarian}{обич}, obitsch kursiv gesetzt.} das Band der Dinge in sich beinhaltet. Die richtigen Bande sind Bande mit den Vernunftwesen. In diesem Sinne existieren die Liebe (ljubov) und \textit{die Liebe} (obitsch)\footnote{Vgl. Anmerkung 49.} nur in der vernünftigen Welt. Außerhalb dieser Welt äußern sie sich nicht. Dort wirken mechanische Gesetze. Wenn die Menschen nicht erzogen sind, leben sie in der unvernünftigen Welt. Es ist nicht leicht, den Menschen zu erziehen. Er lebt gleichzeitig in den drei Welten: Er lebt in der physischen Welt, wo die Taten geboren werden; er lebt in der Verstandeswelt, wo die Gedanken und die Ideen geboren werden und auch in der geistigen Welt, wo die Gefühle geboren werden. Wenn der Mensch das weiß, soll er sich gleichzeitig in den drei Welten selbst erziehen.

 

Ihr werdet sagen, dass Hellsichtigkeit bei der Selbsterziehung hilft. Wer ist hellsichtig? -- Wer in der Weite klar sieht. Wie erkennen wir, dass ein Mensch hellsichtig ist? -- Wenn wir ihn einer Prüfung unterziehen, um zu sehen, wie und wie weit er sieht. Jeder Mensch soll eine Autorität für sich selbst sein und die Dinge selbst prüfen. Für mich ist nicht derjenige ein Musiker, den mir die Menschen empfehlen, sondern derjenige, den ich selbst gehört habe. Höre ich, wie er spielt, äußere ich mich sofort darüber, ob er ein guter Musiker ist. Wenn er spielt, werde ich ihn sofort einer Kategorie zuordnen -- der der guten oder schwachen Musiker. Wer selbst die Dinge prüft, hat seine eigene Meinung. Er benötigt den Beweis der anderen Menschen nicht. Warum sieht der Hellsichtige die Dinge klar und von der Weite? -- Weil er ein größeres Licht hat. Beim starken Licht sieht der Mensch die Dinge klar. Beim schwachen Licht sieht er sie unklar. Beim Mondlicht sieht der Mensch die Dinge undeutlich. Aber wenn die Sonne aufgeht, sieht er die Dinge deutlich. Wer ein starkes Licht in seinem Verstand hat, sieht in die Weite; wer ein schwaches Licht hat, sieht all das Nahe. 

 

Man sagt, dass der Mensch hellsichtig geboren wurde. Wenn du Augen hast, kannst du ein Hellseher sein; wenn du Ohren hast, dann kannst du gut hören; wenn du eine Nase hast, dann kannst du alle Gerüche wahrnehmen. Und der Mensch, so wie die Blumen, verbreitet seinen Geruch von Weitem -- einen angenehmen und einen unangenehmen. Von einem Menschen wird ein Duft freigesetzt, der angenehmer ist als der der Nelke oder der Rose. Manch einer riecht aber unangenehm. Aus den boshaften Menschen kommt ein schlechter, unangenehmer Geruch. Aus dem Materialisten entweicht ein materialistischer Geruch, aus dem geistigen Menschen entweicht ein geistiger Hauch und aus dem intelligenten ein intelligenter und so weiter. Wie wird das bewiesen? -- Durch die Sinne. Entwickelt gut das Seh-, das Hör- und das Geruchsvermögen, um selbst die Dinge prüfen zu können. Die Dinge werden klar, wenn sie gesehen, gehört, gerochen, getastet und geschmeckt werden. Wendet ihr die Sinne nicht als Methoden bei der wissenschaftlichen Erforschung der Fakten an, könnt ihr nichts verstehen. So sehr ihr auch zu dem Blinden über das Licht zu sprechen vermögt, so sehr ihr es ihm auch erklärt, er wird euch letztendlich sagen, dass diese Angelegenheit dunkel sei, dass er sie nicht verstehe.

 

Viele lehnen die Selbsterziehung als Arbeit an sich selbst ab und verlassen sich nur auf diejenigen Eigenschaften und Fähigkeiten, die sie geerbt haben. Sie wissen nicht, dass die vererbten Dinge aus der Selbsterziehung hervorgehen. Das, was die Mutter und der Vater durch Selbsterziehung gewonnen haben, geben sie ihren Kindern weiter. Das, was die Tochter und der Sohn durch die Selbsterziehung gewonnen haben, geben sie der nächsten Generation weiter und so fort. Die Menschen beeinflussen sich gegenseitig und geben etwas von sich weiter. Der Geistige gibt seiner Umgebung etwas von seiner Geistigkeit weiter, der Gelehrte von seinem Wissen. Befreundest du dich mit einem gelehrten Menschen, wird er dich dazu veranlassen, Wissen zu erwerben. Deshalb ist gesagt worden, dass du so werden wirst, wie der, mit dem du auch befreundet bist. Einer ist Kaufmann und strebt an, ein Heiliger zu werden. Das ist unmöglich. So unmöglich es ist, dass ein Kaufmann ein Heiliger ist, so unmöglich ist es auch, dass aus dem Heiligen ein Kaufmann wird. Es ist unmöglich für den Heiligen, seinen Reichtum zu verlassen und grasen zu gehen. 

 

Es ist an der Zeit, dass sich das Leben der Menschen wandelt. Das kann durch keine andere Methode erreicht werden, als durch Selbsterziehung. Wenn sich das Leben der Menschen nicht wandelt, kann der Mensch nicht die Liebe erlangen. Wie erkennt ihr, dass ein Mensch sich wandelt und die Liebe erlangt hat? -- Wenn man ihn Prüfungen unterzieht. Solange ihr das Weizenkorn nicht in die Erde sät, manifestiert es sich nicht. Wie werdet ihr erkennen, was für eine Birne, was für ein Apfel oder was für eine Pflaume aus ihren Kernen hervorgehen wird, wenn ihr sie nicht sät?~--~Wenn ihr sie sät, wird aus ihnen ein Baum wachsen -- ein Apfelbaum, ein Birnbaum oder ein Pflaumenbaum, die nach gewisser Zeit Früchte tragen werden und die ihr an ihren Früchten erkennt. Um die Frucht zu erkennen, sollt ihr sie lieben. Deshalb spielen bei der Erziehung und der Selbsterziehung die Liebe (ljubov) und \textit{die Liebe} (obitsch) eine wichtige Rolle. Wenn du nicht lieben und \textit{lieben} kannst, kannst du dich nicht selbst erziehen. Die Liebe (ljubov) hat einen Bezug zu den Gedanken und \textit{die Liebe} (obitsch) zu den Gefühlen. Der Mensch liebt (ljubi) mit dem Verstand und \textit{liebt} (obitscha) mit dem Herzen.

 

Alle Menschen liebten (ljubili) und \textit{liebten} (obitschali), aber ihre Liebe (ljubov) und \textit{Liebe} (obitsch) ist schwächer geworden, sie haben etwas von ihr verloren. Aus ihrer Liebe (ljubov) sind nur einige Gedanken und aus \textit{der Liebe} (obitsch) nur einige Gefühle zurückgeblieben. Ihre Rudimente kann man als trockene Knochen bezeichnen, die von den Verstorbenen übrig geblieben sind. Ihr legt die Knochen in einen Stoffsack und sagt, das seien die heiligen Knochen eurer Nächsten. Jeder, der nicht mit Liebe (ljubov) und \textit{Liebe} (obitsch) erzogen wurde, dessen Knochen liegen in einem Stoffsack. Über ihn wird gesagt, dass er gestorben ist. Über jeden, der in der \textit{Liebe} (obitsch) und in der Liebe (ljubov) erzogen wird, sagen wir, dass er vom Tod in die Liebe übergegangen ist, dass er in den Bereich der Unsterblichkeit eingetreten ist. Jeder will glücklich sein, aber er soll wissen, dass dort, wo es den Tod gibt, es kein Glück gibt. Folglich, um glücklich zu sein, vermeidet alles, was zum Tode führt. Manchmal behindern die kleinen Wünsche den Menschen und führen ihn in den Bereich des Todes. 

 

Eines Tages spazierte ich in die Stadt und sah, dass einige Jungen auf einer Wiese einen Erpel herumtanzen ließen. Sie sprangen und spielten und er drehte sich um sie herum. Ich wollte verstehen, warum der Erpel nicht floh, sondern sich da rumtrieb. Ich näherte mich an und was sah ich: Die Jungen hatten an einem dünnen Bindfaden Maiskörner aufgefädelt, die der Erpel gierig schluckte, aber das Ende des Bindfadens blieb in den Händen eines der Jungen. Sie hielten den Erpel dadurch fest. Dieser Scherz erschien mir grausam und ich wünschte, den Erpel aus den Händen der ungestümen Jungen zu befreien. Ich fragte sie: "`Was verlangt ihr für diesen Erpel? Ich will ihn euch abkaufen."' "`Wenn du uns Zucker kaufst, werden wir ihn dir geben."' Ich dachte, sie verkaufen ihn sehr billig. Ich gab ihnen das Geld, sich Zucker zu kaufen und schnitt den Bindfaden ab, an dem die Jungen den Erpel gebunden hielten. Als er sich von den Jungen befreit hatte, schluckte der Erpel das Ende des Bindfadens und lief weg. Ich leitete ihm den Gedanken weiter: "`Pass auf, dass du kein zweites Mal einen mit Maiskörnern aufgefädelten Bindfaden schluckst, damit dich die Jungen nicht herumtanzen lassen"' So berichtigte ich ihren Fehler und befreite den Erpel. 

 

Wie kann der Mensch das Gute vom Bösen in der Welt unterscheiden? Das wesentlich Gute und das wesentlich Böse sind unsichtbar. Sichtbar sind nur die Schatten des Guten und des Bösen. Man merkt, dass die Schatten des Bösen positiv sind, wenn das Böse negativ ist. Wenn der Mensch sich beispielsweise vor einem Tresor befindet, denkt er: "`Warum sollte ich nicht ein paar tausend Leva aus diesem Tresor nehmen? Ich werde ins Ausland gehen, werde die Sprache lernen und werde meine Familie absichern, ich werde sogar den Armen helfen. Allerdings gehört das Geld Gott, es ist das Eigentum desjenigen, dem der Tresor gehört."' Denkt der Mensch so, gerät er in die Schatten des Bösen, die positiv sind. Begeht er einen Diebstahl, begibt er sich in das Böse selbst hinein, was negativ ist. Er wird sofort gefasst, man steckt ihn ins Gefängnis und man verurteilt ihn zu zehn bis fünfzehn Jahren Zuchthaus. Die Schatten des Guten sind allerdings negativ, das Gute an sich ist positiv. Wenn der Mensch darüber nachdenkt, aus einem Tresor etwas zu stehlen, kommen sofort die Schatten des Guten, die positiv sind und beginnen ihn zu erschrecken: "`Stehle nicht, sie werden dich fassen, und ins Gefängnis stecken, wo du krank werden und den Segen Gottes verlieren kannst"', und so weiter. Wer sich an diese Warnung hält, der wird sich retten und in den Bereich des Guten kommen, wo alles positiv ist.

 

Schützt euch vor denjenigen, die euch große Versprechen machen. Dort verbirgt sich das Böse. In den kleinen Versprechungen birgt sich das Gute. Es sagt dem Menschen: "`Ziehe die Armut und den Tod dem Reichtum und dem üppigen Leben vor; so wirst du von dem Segen Gottes Gebrauch machen."' Das Böse sagt: "`Der Ruhm, der Reichtum und die Größe sind der Armut und der Ruhmlosigkeit vorzuziehen. Warum sollte der Mensch sein ganzes Leben in Armut und in Qualen verbringen?"'

 

Im vorigen Jahrhundert hielt einer der berühmten amerikanischen Priester, Dwight Lyman Moody, belebende Versammlungen im Freien ab. Eines Tages fuhr eine vornehme, reiche Dame mit der Kutsche an der Versammlung vorbei und entschied sich, für einen Moment anzuhalten und zuzuhören, was dieser hohlköpfige Priester sagte. Als Moody sie sah, unterbrach er seine Predigt und wandte sich an die Versammlung mit den folgenden Worten: "`In diesem Moment verkaufe ich die Seele dieser Dame. Was für einen Preis möchte die Welt für sie zahlen? Und was gab Christus für sie?"' Nachdem er aufzuzählen begann, was die Welt und was Christus für ihre Seele geben würden, stieg sie sofort aus der Kutsche, näherte sich dem Priester und sagte: "`Von heute an werde ich eine Christin sein."'

 

Heute verkaufen alle Menschen ihre Seelen und jeder will wissen, wer für seine Seele mehr bezahlen wird -- die Welt oder Christus. Warum sollt ihr mit geneigten Köpfen gehen? -- Ihr werdet sagen, das Böse tritt euch. Womit? -- Mit Krankheiten, Armut. Was ist das Böse in der Krankheit und was in der Armut? -- Erhebt euer Haupt und freut euch, wenn ihr krank oder arm seid. Was fehlt dem Menschen? -- Jeder trägt in sich unzählige Reichtümer. Er hat Augen, Ohren, eine Nase, ein Herz, eine Lunge, einen Magen und so weiter. All diese Dinge kosten Milliarden und er gilt als arm. Er hat einen Geist und eine Seele, die Milliarden kosten. Sollte der Mensch bei diesem Reichtum als arm gelten? Sollte der Mensch bei den Heilmethoden, die in ihm angelegt sind, denken, er sei krank und könne nicht gesund werden?

 

Vor Jahren kam ein reicher Sofioter zu mir und bat mich, ihn zu heilen, da er an einer unheilbaren Krankheit litt. "`Wenn du mich heilen könntest"', sagte er, "`würde ich dir viel Geld geben."' "`Wie viel Geld wirst du mir geben? Wenn du denkst, dass du mir fünftausend bis zehntausend Leva geben kannst, ist das nichts."' Wenn jemand geheilt wird, soll er seinen ganzen Reichtum loswerden, nichts soll er für sich übrig lassen. Wenn er sich dabei davon überzeugt, dass er vollkommen geheilt ist, soll er sein Leben Gott weihen. Wenn er mit diesen Bedingungen einverstanden ist, bin ich einverstanden, ihn zu heilen. Warum sollte der Mensch Demjenigen nicht alles geben, der ihm alles gegeben hat? Aber dieser Herr überlegte es sich damals und bis heute überlegt er es sich, er ist nicht erschienen, um mir zu antworten. Wenn er einen anderen Arzt als Gott findet, der ihn physisch und geistig heilen kann, soll er zu ihm gehen. Gott heilt alle Krankheiten und Gebrechen der Menschen. Mit anderen Worten: Die Liebe heilt alle äußeren und inneren Krankheiten und Gebrechen. Sie heilt, erhebt und lässt den Menschen zum Leben erwachen. 

 

Wenn die Menschen die Kraft der Liebe nicht verstehen, fragen sich manche, warum sie lieben sollen oder warum sie an die Liebe denken sollen. Du wirst an die Liebe denken, die Menschen lieben, weil man ohne die Menschen nicht leben kann. Die Liebe (ljubov) und die \textit{Liebe} (obitsch) wecken einen Impuls, einen Antrieb im Menschen. Du interessierst dich für jemanden, weil du ihn liebst. Du interessierst dich für ein Buch, liest es und machst Gebrauch von seinem Inhalt, weil du es liebst. Du interessierst dich für das Brot, für die Obstbäume, weil du sie liebst. Verschwindet die Liebe, verschwindet auch euer Interesse an all dem und damit auch die Bedingungen für euer Wachstum und euer Sich-Erheben. 

 

Ihr werdet sagen, dass ihr keinen Bezug zu den Pflanzen hättet. Dem ist nicht so. Die Pflanzen und die Obstbäume stellen die Energien von hohen Vernunftwesen dar, zu denen ihr eine natürliche Verbindung habt. Ihr könnt nicht ohne sie sein. Sie erwecken in euch den Impuls zum Guten; sie erwecken in eurem Verstand schöne und erhabene Gedanken und in eurem Herzen edelmütige Gefühle und Wünsche. Als Eva von der verbotenen Frucht aß, die in sich die niederen Energien birgt, erwachten in ihr die entsprechenden Triebe -- Eitelkeit und Stolz. Sie dachte, sie könne das Leben umwandeln und wie Gott werden. Als sie von der verbotenen Frucht aß, bildete sie sich ein, sie würde auf der ganzen Welt berühmt, alle Generationen würden über sie sprechen. Dem war nicht so. Sie wurde zur Ursache für den Fall der Menschheit und von da an für die Kreuzigung Christi. In der Zeit Christi war sie auf der Erde und weinte bitterlich. Sie begriff ihren Fehler und bereute es, so gehandelt zu haben. Eva begriff, dass sie sich in ihren Wünschen und Gedanken bitter getäuscht hatte. Ihr Fehler lag in ihrer Lieblosigkeit. Sie aß von der verbotenen Frucht ohne Liebe. Sie liebte zwei Dinge und dies mit unterschiedlicher Kraft. Die Liebe ist die Eine und die Unteilbare. Wenn eure Liebe zu zwei unterschiedlichen Menschen unterschiedlich ist, seid ihr auf dem falschen Weg. In der Liebe gibt es keinen Unterschied. Sowohl zum Menschen als auch zum Tier ist die Liebe dieselbe. Der Unterschied besteht darin, dass der Mensch die Liebe mehr zu schätzen weiß, das Tier weniger oder gar nicht. Die Nahrung ist für den Menschen eine, für das Tier eine andere. Wenn man den Menschen mit einer guten Nahrung nährt, beginnt er Poet, Maler, Musiker, Philosoph oder Wissenschaftler zu werden. Welche Nahrung man dem Tier auch geben mag, gute oder schlechte, es wird ein Tier bleiben; es wird dir für die gute Nahrung danken, aber dir sagen: "`Verzeih, dass ich die Nahrung, die du mir gibst, nicht so verwenden kann, wie ich sollte."'

 

Nun denkt nicht, dass die Pflanzen und die Tiere Unwissende sind, dass sie nichts verstehen und nichts wissen, sondern dankt, dass sie ihre Energien nutzen. In der göttlichen Welt sind sie Vernunftwesen, so wie die Menschen, aber auf der Erde erfüllen sie eine niedere Aufgabe. Sie leben hier kollektiv. Auf der Erde sind die Lebewesen der Schatten einer Wirklichkeit, die in einer anderen Welt existiert. Auch der Mensch ist der Schatten des wahren Menschen, der sich noch nicht auf der Erde manifestiert hat. Bis der Schatten des Menschen Wirklichkeit wird, wird sich seine Form ständig verändern. Wenn sein Schatten klein wird, zeigt das an, dass er der Realität am nächsten ist. Je größer der Schatten des Menschen ist, desto ferner ist er der Realität. Wenn die Leiden des Menschen sich vergrößern, vergrößern sich auch seine Güter. Wenn sich seine Leiden und seine Güter vergrößern, befindet er sich nah an der Realität. Wenn ihr das wisst, nutzt euer Leiden und die Güter im selben Moment, wenn sie kommen. Was macht der Schüler in der Schule? -- Er lernt, arbeitet, löst Aufgaben. Vier, fünf Stunden pro Tag beschäftigt er sich, lernt seine Lektionen; die Mühen, die Anstrengungen, die Arbeit werden mit Erfolg gekrönt. Also kommen die Güter nach dem Leiden, nach den Mühen, nach den Anstrengungen, nach der Arbeit. Es ist nicht leicht, dass der Mensch Gelehrter, Musiker, Maler oder Bildhauer wird. Viele Jahre muss er in den Bibliotheken stöbern, den Bogen über die Saiten bewegen, die Pinsel auf der Leinwand oder mit dem Hammer auf den Stein hämmern. Nur der kann ein guter Geiger werden, der neben der sichtbaren Geige eine unsichtbare schafft, die die sichtbare durchdringt. Und dann, wenn er seine Finger auf der Geige platziert, werden sie den richtigen Platz treffen.

 

Folglich, solange der Mensch nicht den göttlichen Ursprung in sich in Gang setzt, sodass dieser seinen physischen Körper durchdringt, kann er nicht gut leben. Außerhalb von Gott gibt es kein gutes Leben. Solange manche das nicht verstehen, betrachten sie Gott als ein Ungeheuer, sie fürchten sich vor Ihm. Einer der hebräischen Propheten, sagte: "`Herr, warum hast du dich auf meinen Weg wie ein Bär gestellt?"' Das ist ein Nichtverstehen der Dinge. Derjenige, der dich geschaffen hat, kann sich nicht wie ein Bär auf deinen Weg stellen und dich verfolgen. So dachte nämlich der Prophet Jeremias, der ein großer Patriot war und sein Volk liebte. Er stellte fest, dass das jüdische Volk großes Leiden ereilte. Viele Fehler beging das jüdische Volk, für die gebüßt werden muss. Gehorsam wird von diesem Volk verlangt. Die vernünftige Welt wünscht, ihm zu helfen und richtet ihre Aufmerksamkeit auf die Vernünftigkeit, auf das Gute und auf die Gerechtigkeit. So sollen die Juden, wie alle Menschen, gut, vernünftig und gerecht sein. 

 

Einer der alten Meister der Weisheit schickte einen seiner Schüler in die Welt, damit er lerne. Der Schüler wollte in kürzester Zeit berühmt werden und entschied sich nun, Kranke zu heilen. Den Blinden öffnete er die Augen, den Tauben die Ohren, die Behinderten begannen zu gehen. Und wahrlich, in kürzester Zeit wurde er berühmt, stieß aber auf große Überraschungen. All diejenigen, die er heilte, begannen ihn zu schlagen, zu verfolgen, damit er ihr Königreich verlasse. Sie sagten: "`Dieser Mensch will Geld dafür, dass er uns heilt. Um uns von ihm zu befreien, müssen wir ihn vertreiben."' Der Schüler musste fliehen und kehrte zu seinem Meister zurück, um sich darüber zu beschweren, dass ihm alle statt mit Dankbarkeit mit einer schwarzen Undankbarkeit begegneten. Was ist die Ursache für den Widerspruch, auf den er gestoßen war? -- Der Meister hörte ihn an und antwortete ihm: "`Der Fehler war in dir. Bevor du den Blinden die Augen öffnest, sollst du sie lehren, das Licht zu lieben. Bevor du die Ohren der Tauben öffnest, sollst du sie lehren, den Klang zu lieben; bevor du die Füße der Menschen heilst, sollst du sie lehren, die Bewegung zu lieben und zu wissen, wie man geht."' 

 

Sollt ihr demjenigen Licht und Wissen geben, der seine Verbrechen noch nicht aufgegeben hat? Sollt ihr den Menschen, der nicht für eine höhere Kultur bereit ist, aufklären? Was tun die heutigen Menschen mit ihren technischen Erfindungen? Heute dienen die Luftschiffe, die Schiffe, die U-Boote mehr der Zerstörung, statt etwas Gutes in die Kultur einzubringen. Ist das eine Kultur? Heute streben die meisten Menschen große Dinge, große Errungenschaften an. Jeder möchte große Häuser, Schlösser und Paläste. Warum braucht ihr solch große Häuser? Irgendwann werden die Häuser klein und einfach sein und dünne Wände wie Spinnennetze haben. Wenn es um die Frage nach großen Häusern geht, so ist die Erde das größte Haus, mit dem größten Dach -- dem Firmament. Was möchtet ihr mehr als das? Ist es nicht besser, dir da, wo du dich niederlässt, ein magnetisches Haus zu errichten, das nur hundert Gramm wiegt? Stehst du auf, wirst du dein Haus abbauen und mit dir mitnehmen. Möchtest du zwei Zimmer, wirst du sie irgendwo aufstellen und sofort Unterkunft haben. Ein Zimmer wird hundert Gramm wiegen, zwei Zimmer werden zweihundert Gramm wiegen und so weiter. Wichtig ist es, die Kunst zu beherrschen, magnetische Zimmer zu erbauen. Beherrscht du diese Kunst, kannst du Zimmer vermieten. 

 

Arbeitet ihr an der Selbsterziehung, so berücksichtigt die erste Hauptaufgabe, die Liebe zu Gott zu entwickeln. Solange ihr die Liebe zu Gott nicht entwickelt habt, werdet ihr großen Leiden und Prüfungen ausgesetzt sein. Warum sollte der Mensch, während er das Brot isst, nicht an die Quelle denken, aus der das Brot stammt? Wenn der Mensch darüber nachdenkt, verbindet er sich mit der Kategorie von Lichtwesen, die ihre Energie für die Zubereitung des Brotes schicken. Unterschiedliche Wesen schicken ein unterschiedliches Licht von der Sonne an unterschiedliche Orte. Es gibt Wesen auf der Sonne, die sich speziell für Bulgarien interessieren. Sie planen für es ein spezielles Budget: wie viel Weizen, wie viele Früchte sie schicken sollen. Sie bestimmen, wie viele Kinder pro Jahr geboren werden, wie viele Menschen heiraten und wie viele sterben sollen. Gleichzeitig interessieren sie sich für die Art und Weise, wie die Menschen die Güter, die sie von ihnen erhalten haben, benutzen. Ihr werdet sagen, dass die Sonne ein Feuerkörper ist und nichts mehr. Außer einem Feuerkörper ist die Sonne die Summe von leuchtenden Vernunftwesen. 

 

Woher wissen die Menschen, dass die Sonne ein Feuerkörper ist? -- Von den Wissenschaftlern, die sie als Autoritäten betrachten. Die Religiösen betrachten Moses, Buddha, Mohammed und Christus als Autoritäten. Wenn man über die Erschaffung der Welt spricht, sagt man, Moses habe über diese Frage geschrieben. Nach Mose schuf Gott die Welt in sechs Tagen. Die Theologen streiten über diese Frage, wie es möglich ist, die Welt in sechs Tagen zu erschaffen. Manche sagen, das seien göttliche Tage, andere sagen, es seien vierundzwanzig Stunden wie unsere Tage und Nächte. Wenn der Mensch in Zukunft Herr seines Verstandes, seines Herzens und seines Willens wird, wird er eine klare Vorstellung von der Erschaffung der Welt haben. Bis dahin wird er die Dinge als Hypothesen annehmen. Eines Tages, wenn der Mensch gelernt hat, seinem Verstand, seinem Herzen und seiner Seele zu dienen, dann wird er selbst zur Sonne fahren und wird selbst prüfen, wie die Erschaffung der Welt geschah. Heute bewohnt der Mensch einen relativ kleinen Planeten, die Erde, und kann sie nicht erfassen; in welcher Lage wäre er dann, wenn er auf der Sonne hätte wohnen können, die eine Million und fünfhundert Tausend Mal größer als die Erde ist? -- Es wird die Zeit kommen, dass die Sonne wie die Erde bewohnt sein wird und von einer anderen Sonne, die größer als diese ist, beschienen werden wird. Wie die Ameisen die Idee, was die Erde, die sie bewohnen, ist, nicht begreifen können, so können wir uns auch nicht vorstellen, was die Sonne ist und wie man auf ihr leben kann. Für die Ameisen ist die Erde der größte Planet auf der Welt. Für sie ist die Erde etwas Göttliches. In den Sprüchen wurde gesagt: "`Ich kam ins gelobte Land; und trat dort mit den Söhnen Gottes hinein."' Unter dem "`gelobten Land"' versteht man die Erde, auf der es keinen Mangel gibt. Wenn der Mensch da eintritt, wird er sich von der Angst und allen Leiden befreien. 

 

Das "`gelobte Land"' gilt als günstigste Bedingung im Leben. Wovor fürchtet sich der Mensch? -- Vor der Finsternis. Es gibt eine dunkle Zone um die Erde herum, in der alle negativen Gedanken, Gefühle und Taten der Menschen schweben. Berührt der Mensch sie, schaudert er. Wenn die erhabenen Wesen durch diese Zone gehen, erheben sie wie Moses ihren Stock und die Zone wird geteilt; die erhabenen Wesen legen den Weg frei. Wer Wissen hat, kommt leicht durch diese Zone hindurch; wer kein Wissen hat, ertrinkt in ihr. Die Brücke, die diese dunkle Zone mit dem Licht verbindet, ist so schmal wie ein Faden. Der Gerechte durchdringt sie leicht. In dieser Hinsicht gleicht er einem Akrobaten. Der Sünder aber zweifelt, wenn er sich ihr annähert, es wird ihm schwindlig und er stürzt in den Abgrund. Deshalb ist gesagt worden, dass der Mensch sich von allem Irdischen, von allem Menschlichen lossagen muss, nichts darf er mit sich tragen, wenn er in die andere Welt hinübergeht. Nur so kann er erfolgreich die dunkle Zone durchlaufen. Als Gott die menschliche Natur erkannt hatte, setzte Er die dunkle Zone als Grenze zwischen dem Diesseits und dem Jenseits, damit keine Diebstähle passieren. Auf der Erde kann man stehlen, wie man will, aber im Gelobten Land sind keine Diebstähle und Verbrechen erlaubt. Dorthin kannst du nur deine leuchtenden Gedanken und Gefühle bringen. Dort ist alles unsterblich. Denkst du an deine sterblichen Gedanken und Gefühlen, wirst du sie auf der Erde lassen müssen. 

 

Der Mensch muss neu geboren werden. Das bedeutet, den Gedanken Christi vernehmen, in sich dem Göttlichen Platz machen. Christus ist das göttliche Prinzip, das alle Seelen verbindet. Er kann kein zweites Mal auf die Erde kommen. Warum? -- Weil er eine Erfahrung mit der Liebe der Menschen gemacht hat. Christus manifestiert sich überall in der Welt. Ihr werdet ihn in jedem reinen Herzen, in jedem reinen Verstand und in jeder erhabenen Seele treffen. Ist das möglich? -- Wie die Sonne sich in Tausenden Spiegeln widerspiegelt, so manifestiert sich Christus in Tausenden von Seelen. Er manifestiert sich durch die Gedanken, Gefühle und Taten der Menschen. Wie das Sonnenlicht durch die Augen dringt, so dringt auch das göttliche Licht in die menschlichen Seelen. 

 

Manche religiösen Menschen zitieren die Bibelverse, sie zitieren, was Moses und was die Propheten und die Apostel sagten. Richtig ist, dass wir von ihnen lernen, aber sie lernen heute auch von den heutigen Christen. Wir lernen das, was Gott ihnen offenbarte, aber sie lernen auch das, was Gott uns offenbarte. Christus brachte die Liebe in die Welt, dennoch wurde ihm Leid zugefügt. So lernte er, was göttliche Liebe ist. Er begriff, dass es in der göttlichen Liebe keine Veränderung gibt -- sie ist ewig und unendlich. Christus vertraute auf Gott, deshalb ist er am dritten Tag auferstanden. Wenn er etwas hatte, was ihn mächtig machen konnte, dann war das seine Liebe zu Gott. Er zweifelte nicht einen einzigen Moment an ihr. Folglich wird der, der auf die göttliche Liebe vertraut, auferstehen. Wer nicht auf sie vertraut, wird in den Abgrund fallen. Lebt auf der Erde, nutzt die Güter des Lebens, aber macht euch nicht zum Ziel, diese Güter ins Jenseits zu bringen. Bis die Zeit eures Hinscheidens von dieser Welt kommt, sollt ihr euch von allem Irdischen losgesagt haben. Im Jenseits gibt es mehr und wertvollere Güter als die irdischen. Bringt auch nicht Dinge mit euch, die faul werden und verdorren, sondern bringt eure guten, leuchtenden und erhabenen Gedanken, Gefühle und Taten und dankt Gott dafür. Dankt allen für alles, was Er gegeben hat. Dankt auch für die Leiden und für die Freuden, die ihr auf der Erde hattet. Alles wird sich in das Gute umwandeln. 

 

Kommen wir auf die Frage nach der Selbsterziehung zurück. Damit der Mensch erzogen wird, soll er von überall Wissen schöpfen. In was für eine Umgebung ihr auch immer kommen werdet, ihr werdet etwas lernen. Wenn ihr unter die Armen, die Leidenden kommt, werdet ihr eine Sache lernen. Wenn ihr unter gesunde und frohe Menschen kommt, werdet ihr etwas anderes lernen. Wenn ihr unter die Musiker, Wissenschaftler und Philosophen kommt, werdet ihr auch von ihnen etwas lernen. Der Mensch lernt sowohl von den Freuden als auch von den Leiden. Das Leiden ist eine Methode zur Reinigung des menschlichen Herzens. Wenn das Wasser in der Natur mittels Aussieben und Verdampfen gereinigt wird, so unterstellt auch das Leiden das menschliche Herz einem Aussieben und Verdampfen, bis es gereinigt ist. Das Herz wird durch die Freude und durch das Leiden gereinigt. Freust du dich, wirst du deine Freude mit deinem Nächsten teilen. Wenn du leidest, wirst du das Leiden nur für dich behalten. Handelst du so, wirst du in beiden Fällen gewinnen. Handelst du anders, die Freude nur für dich zu behalten und das Leiden und die Trauer mit deinem Nächsten zu teilen, wirst du in beiden Fällen verlieren. Wer dieses Gesetz nicht versteht, sucht nach einer Möglichkeit, sein Leiden den Anderen aufzubürden. Das ist nicht richtig. Das Leiden gibst du Gott, die Freude deinem Nächsten. Deshalb steht in der Heiligen Schrift: "`Wirf auf den Herrn deine Last."'\footnote{Ps 55,23.} Gott ist in der Lage, das Leiden des Menschen wertzuschätzen und ihm das Seine zu geben. Dein Leiden mit Gott zu teilen und die Freude mit den Menschen, bedeutet dich auf eine neue Weise zu erziehen.

 

Nun, solange ihr auf der Erde seid, nutzt die Bedingungen, die sie euch gibt. Wenn ihr zum Himmel hinaufsteigt, werdet ihr die himmlischen Bedingungen nützen. Nützt ihr die irdischen Bedingungen nicht vernünftig, könnt ihr auch die himmlischen nicht nützen. Seid zufrieden mit dem, was ihr jetzt habt. Alle Menschen leiden aufgrund von Fülle und nicht aufgrund von Mangel. Verteilt alles Überflüssige, um euch zu erleichtern. Ihr seid Passagiere, Wanderer auf der Erde. Jeder trägt einen schwereren Rucksack, als seine Kräfte erlauben. Entledigt euch der überflüssigen Last auf eurem Rücken und belasst dort nur so viel, wie ihr mit Freude und in guter Stimmung tragen könnt. 

 

 

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2. August 1942, 10.00 Uhr -- Sofia-Izgrev\footnote{Aus dem Bulgarischen Mariya Kireva.}

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