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1942_08_05 KOSTBARE TUGENDEN


mariaK

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KOSTBARE TUGENDEN


 


 


Das vernünftige und das glückliche Leben hängen von einfachen Dingen ab. Jeder Mensch möchte glücklich sein, aber worin das Glück besteht, das weiß er nicht. Zu sagen, dass du glücklich sein sollst, kommt dem gleich zu sagen, dass du gehen sollst. Es ist eine Kunst zu wissen, wie man gehen soll. Wenn du richtig gehst, wirst du gesund sein; wenn du nicht richtig gehst, fügst du dir selber dadurch verschiedene schmerzhafte Zustände zu. Am Gang kann man erkennen, ob jemand vernünftig ist, ob jemand mehr oder weniger Licht in seinem Bewusstsein hat; der Gang bestimmt auch die Härte des Menschen. Überhaupt erkennt man am Gang die Charakterzüge des Menschen. Jede bewusste oder unbewusste Bewegung bestimmt den Charakter des Menschen. Der Körper ist ein Ausdruck der menschlichen Seele. Es reicht, den menschlichen Körper zu studieren, um sein inneres Leben und die verborgenen Kräfte in ihm zu erkennen. Manch einer denkt, dass keiner weiß, was er in sich trägt, wenn er schweigt. Er täuscht sich: Man braucht nicht zu sprechen, um erkannt zu werden. Sein Gesicht, sein Kopf, die Hände und die Füße sowie der ganze Körper sprechen über ihn. Für denjenigen, der dies lesen kann, ist alles offensichtlich. Er kann lesen aber auch still sein.

 

Die heutigen Menschen haben Angst voreinander. Wenn einer eine schlechte Meinung über euch hat, dann seid ihr für ihn verschlossen. Wenn man euch fragt, wer ein guter Mensch ist, werdet ihr euch aufgrund seines Verhaltens über seine Güte äußern. Ihr sagt, der Krämer sei ehrlich, weil er ein ehrliches Geschäft betreibe. Wenn er seine Waren wiegt, wiegt er sie genau. Dazu sagt er auch: "`Diese Ware ist erstklassig und jene zweitklassig."' So wie er es sagt, so erweist es sich auch. Der Gelehrte liest vom Gesicht ab, ob derjenige ehrlich ist oder nicht. Er sagt: "`Wenn der Vater und die Mutter eines gewissen Menschen ehrlich waren, wird er auch ehrlich sein; wenn sie klug und gut waren, dann wird er auch klug und gut sein; wenn sie gesund waren, dann wird er auch gesund sein. Im Gesicht und Kopf des Menschen ist nicht nur das Leben seiner Eltern, sondern auch das Leben seiner Vorfahren abgebildet. Alles stammt aus einer weiten Quelle. Ihr seht die Glühbirnen und sagt, dass die Elektrizität vom Wasser stamme. Der wahre Gelehrte weiß aber, dass dieses Licht nicht direkt vom Wasser stammt, sondern von einer noch weiter entfernten Quelle, der Sonne, die nur ein Tank dieser Energie ist. Hinter der Sonne verbirgt sich aber die Erste Ursache der Dinge. Folglich, nach jeder vollbrachten Tat oder Äußerung kommt etwas anderes. Zum Beispiel kommt nach dem Essen das Ausruhen und nach dem Ausruhen die Arbeit. Danach kommen wieder das Essen, das Ausruhen und dann die Arbeit.

 

Was ist der Sinn des Lebens? -- Wenn der Mensch lebt, versucht er etwas zu erlangen. Wenn er nicht jeden Tag etwas Neues erlangt, meint er, er lebe nicht. Der Beamte und der Arbeiter streben nach einer Gehaltserhöhung. Jeder möchte eine Vermehrung seines Brotes, um seinen Hunger zu stillen und etwas als Baustoff seines Körpers hinzufügen zu können. So wie für den Bau eines Hauses eine bestimmte Menge Baumaterial -- Ziegel, Steine, Balken und Sand -- nötig ist, so sind für den Bau des menschlichen Körpers, innerlich und äußerlich, bestimmte Baustoffe nötig. Wenn nicht genug Baumaterial zur Verfügung steht, beklagt sich der Mensch, dass ihm etwas fehle. Jeder Mensch fühlt irgendeinen Mangel in seinem Leben und strebt danach, ihn auszugleichen. Der Mangel, das Defizit an etwas, macht den Menschen unzufrieden. Er weiß, dass es ihm an etwas fehlt, aber was dieser Mangel ist, davon hat er keine Vorstellung. Warum? -- Sobald er etwas erlangt, tritt ein anderes Defizit in Erscheinung. Ein ganzes Leben lang bemüht sich der Mensch, seine Mängel auszugleichen und nie kann er diese ausgleichen -- es fehlt ihm immer an etwas.

 

Christus sagt: "`An einem fehlt es dir."' Was ist dieses Eine? Ihr werdet sagen, dass ihr Liebe möchtet. Was ist die Liebe? Kann man sie essen oder trinken? -- Weder isst man sie noch trinkt man sie, aber sie bringt alles andere hervor, was man isst und trinkt. An und für sich ist die Liebe kein Glück, bringt aber Glück hervor; sie ist nicht stark, macht aber die Menschen stark; sie ist kein Licht und keine Wärme, bringt aber Licht und Wärme hervor. Was ist die Liebe eigentlich? Es erweist sich, dass die Liebe nichts ist, aber alles hervorbringt. Unter dem Wort "`nichts"' verstehen wir, dass die Liebe nicht begrenzt ist, sie schuldet keinem etwas, tut aber alles. Die Liebe schuldet keinem etwas, verpflichtet aber alle. Sobald sie dem Menschen Essen bringt, verpflichtet sie ihn zu essen; wenn sie den Menschen vernünftig macht, veranlasst sie ihn dazu, seine Vernünftigkeit zum Ausdruck zu bringen; wenn sie ihm Licht und Wärme gibt, fordert sie von ihm, sie zum Ausdruck zu bringen, da, wo es nötig ist. Solange die junge Frau bei ihren Eltern ist, ist sie frei von Verpflichtungen. Sobald sie sich in einen jungen Mann verliebt und ihn auch heiratet, hat sie die Pflicht, sich um das Haus, um ihren Geliebten und die Kinder zu kümmern. Das Neugeborene braucht die Pflege seiner Mutter. Es will essen, aber es weiß nicht, woher es das Essen holen kann oder wie man isst. Seine Mutter gibt ihm hochwertiges Essen von sich und ist darum bemüht, das Essen rechtzeitig zu geben. So wie das Kind von seiner Mutter lernt, so soll jeder Mensch, um gut, vernünftig, stark und gesund zu werden, einen Meister haben, der ihm die Methode zur Erlangung dieser Eigenschaften zeigt.

 

Alle Menschen möchten gesund sein, wissen aber nicht, wie sie ihren Wunsch erfüllen können. Wird ihnen gesagt, dass sie tief atmen sollen, um gesund zu sein, werden sie daran nicht glauben und werden beginnen zu philosophieren. Sie wollen, dass Ihnen etwas anderes gesagt wird. Warum? -- Weil sie ja denken, dass das Atmen von alleine geschieht. Wahr ist, dass jeder Mensch atmet, aber er atmet falsch. Alle Krankheiten und alles Unwohlsein liegen am falschen Atmen. Die heutigen Menschen atmen nur mit dem oberen Teil ihrer Lungen, das genügt aber nicht. Am Atmen sollen sich die Vernunft, das Herz und der Wille beteiligen. Wenn sie nicht am Atmen teilnehmen, so kann der Mensch nicht richtig Gebrauch von der Luft machen; er nimmt sie mechanisch auf und gibt sie mechanisch ab. Der Mensch soll bewusst atmen.

 

Die Gesundheit des Menschen hängt von der Menge der Luft, des Lichtes und der Wärme ab, die er von der Außenwelt aufnimmt. Das Licht lässt dem menschlichen Denken freien Lauf. Das Atmen aber lässt seinen Gefühlen freien Lauf, die Wärme jedoch bringt in die Gefühle und Gedanken eine Erweiterung. Was ist das für ein Atmen, wenn es den Menschen nicht von seiner Unzufriedenheit befreien kann? Einer atmet, empfängt Licht und Wärme, ist jedoch unzufrieden. Warum ist er unzufrieden? -- Weil seine Schuhe alt und seine Kleider abgenutzt und ausgebleicht sind. Eines müsst ihr wissen: Es gibt keine neuen, aber auch keine alten Dinge in der Welt. Die Sonne, die auf- und untergeht, ist weder alt noch neu: Sie existiert seit der Erschaffung der Welt. Ist die Sonne dann neu? Gleichzeitig sagen wir aber, dass ein neuer Tag anbricht, wenn die Sonne, mit neuem Licht und neuer Wärme, wieder aufgeht. Also ist die Sonne für manche Menschen neu, für die anderen aber alt. Jedes neugeborene Kind ist ein neuer Mensch. Wie viele Male wurde jedoch dieses Kind bereits geboren und ist gestorben?! Wie viele Male war es ein gelehrter und berühmter Mensch?! In einer kleinen Form ist es gekommen, aber in ihm verbirgt sich ein großer Gelehrter oder ein großer Philosoph.

 

Oft klagen die Menschen über ihr Leben, sie können das Leid nicht ertragen und suchen nach dem Schuldigen außerhalb von sich. In dieser Hinsicht ähneln sie den kleinen Kindern, die sich selbst Leid zufügen; aber wenn sie das nicht verstehen, machen sie die äußeren Umstände dafür verantwortlich. Ein Kind aß eine Wassermelone und als es mit den Kernen spielte, steckte es einen Kern in sein Ohr und konnte ihn danach nicht herausholen. Es begann zu weinen, weil ihm das Ohr wehtat. Der Kern quoll und verursachte große Schmerzen. Die Mutter wunderte sich, woran das lag. Sie rief eine erfahrene Großmutter, um das Kind zu untersuchen. Die Großmutter berührte das Ohr von außen und bemerkte eine Schwellung. Sie fragte das Kind, ob es etwas in sein Ohr gesteckt habe. Erst jetzt erinnerte sich das Kind daran, einen Kern in sein Ohr gesteckt zu haben, den es nicht herausnehmen konnte. Die Großmutter nahm ein Häkchen, steckte es vorsichtig in das Ohr des Kindes und nahm den Kern heraus. So handeln auch die Erwachsenen: Sie tun einen Gedanken, ein Gefühl oder eine Tat dahin, wo sie nicht hingehören und dann wundern sie sich, dass sie darunter leiden. Um nicht zu leiden, soll der Mensch alles an seinen Platz tun. Wenn du Krämer bist, sollst du deine Ware genau wiegen: Wiegst du die Ware leichter, als du sollst, wirst du gefasst werden und das Vertrauen des Menschen verlieren. Du sagst dann, dass du es nicht gemerkt hast oder dass dein Diener diesen Fehler gemacht hat. Verberge die Wahrheit nicht! Sei wachsam in deinen Taten; begehst du bewusst Fehler, gib die Fehler zu und beginne, sie zu berichtigen.

 

Ihr werdet sagen, dass ihr gut lebt. Seid froh darüber, wenn ihr tatsächlich gut lebt; wenn jedoch euer Leben nicht ausreichend rein ist, dankt den Umständen und den Wesen, durch die das Leben hindurchgeht, um sich zu reinigen. Das irdische Leben des Menschen ähnelt dem trüben Wasser, das durch die Schichten der Erde fließt und sich reinigt. Die Schichten, welche dieses Leben durchläuft, sind sein Verstand, sein Herz und seine Seele. Sobald das Leben des Menschen diese Schichten durchquert, reinigt es sich und kommt wieder in Form einer reinen Quelle, von deren Wasser alle Lebewesen -- Pflanzen, Tiere und Menschen -- Gebrauch machen. Je reiner die Quelle ist, desto größer ist die Freude der vernünftigen Wesen. Wenn die Quelle unrein ist, dann sagt man: "`Dieses Leben ist nicht tugendhaft, man soll es reinigen."' Es wird über jemanden gesagt, seine Gedanken seien unrein; über einen anderen wird gesagt, seine Gefühle und Wünsche seien unrein. Das zeigt, dass der Verstand, das Herz und der Wille gewisser Menschen als Filter des Lebens ihrem Dienst nicht gut nachgegangen sind. Wie die Menschen sich von den Früchten der Bäume ernähren, so ernähren sich die viel niederer und viel höher stehenden Wesen von seinen Gedanken und Gefühlen. So wie die Früchte der Bäume als Bestandteile in den menschlichen Organismus gelangen, so gelangen auch die Gedanken, die Gefühle und die Taten des Menschen als Bestandteile in die Organismen anderer Wesen. Also, der Wert des Menschen wird durch die Früchte bestimmt, die er anderen Wesen gibt. Deshalb sagen wir, der Mensch trage Verantwortung für seine Taten.

 

Gott setzte alle Menschen in die Arbeit, als Arbeiter seines Werkes ein. Als der Mensch auf die Erde kam, übernahm er seinen Dienst, dem er genau und gewissenhaft nachgehen sollte. Er ist ein Beamter, der immer geprüft wird. Morgens beim Sonnenaufgang, beginnt sein Dienst, er arbeitet einen ganzen Tag lang und abends kommt ein spezieller Ausschuss, um ihn zu prüfen. Das heißt, er wird jeden Tag, jede Woche, jeden Monat und jedes Jahr geprüft. Und zum Schluss, nachdem er die ganze Arbeit erledigt hat, wird er erneut überprüft. Die letzte Prüfung ist dafür ausschlaggebend, ob er ein guter oder schlechter Beamter ist. Der Kopf und das Gesicht des Menschen zeigen, was für ein Beamter er in seinen früheren Leben war. Sein zukünftiges Porträt wird dann zeigen, was er in seinem jetzigen Leben macht. Welche Arbeit der Mensch auch immer zu unternehmen vermag, er soll sie gut tun. In diesem Sinne soll er wie ein Musiker sein -- jeder Ton soll rein und klar sein, keinen einzigen falschen Ton, keine Unklarheit darf es in ihm geben.

 

Was wird von einem guten Musiker verlangt? -- Er soll reine, klare und genau bestimmte Töne spielen. Jeder Ton soll eine bestimmte Form, Größe und ein bestimmtes Gewicht haben. Gleichzeitig soll der Ton Ordnung, Quantität und Leben in sich tragen. Wenn der Ton des Musikers über diese Qualitäten nicht verfügt, ist seine Musik nicht attraktiv. Welches Mädchen und welcher Bursche ziehen die Menschen an? -- Die schönen. Sind sie nicht schön, interessiert sich keiner für sie. Große Schönheit ist gefährlich, aber große Hässlichkeit ist auch gefährlich. Das, was den Menschen erhebt, ist die Schönheit; das, was ihn fallen lässt, ist die Hässlichkeit. Ihr werdet sagen, dass der Hässliche eines Tages schön, der Schöne aber hässlich werden wird. Dem ist nicht so. Der Hässliche soll schön und der Schöne gut werden. Der Gute soll gerecht und der Gerechte vernünftig werden. Das sind Stufen, die der Mensch in seiner Entwicklung durchläuft. Schönheit breitet die äußeren Bedingungen des Lebens. Wenn du schön bist, sind alle Menschen bereit, dir entgegenzukommen. Die Schönheit ähnelt dem Gold, das nicht oxidiert. Wer die Eigenschaften des Goldes versteht, kann sich seiner wie physischem Gold bedienen, damit er sein materielles Leben verbessert; aber er kann von ihm als organischem Gold Gebrauch machen, um sein inneres Seelenleben zu verbessern. Viele Krankheiten sind durch den Mangel an organischem Gold im Blut verschuldet. Schwäche und die Blutarmut entstehen durch Eisenmangel. Ist das menschliche Denken unbeweglich, zeigt das an, dass der Mensch wenig Phosphor in seinem Blut hat.

 

Das sind abstrakte Dinge, die nicht zu sehen sind. Man spricht über den Gedanken, aber niemand sieht ihn. Man sagt, dass einer gut denke, aber auch dafür gibt es einen Grund. Nur derjenige denkt gut, der geliebt wird. Wenn niemand einen gewissen Menschen liebt, dann kann er nicht gut denken. Die Mutter verpflichtet das Kind mit ihrer Liebe zum Denken. Je mehr sie es liebt, desto besser denkt es. Ursprünglich war das Kind in einem schlafenden Zustand, allmählich aber ist in ihm das Denken erwacht. Sobald der Verstand sich geäußert hat, äußert und erhebt sich auch das Herz. Das Herz gibt dann dem Körper und seiner Kraft die Möglichkeit, sich zu äußern. Das heißt, dass der Verstand, das Herz und der Wille miteinander verbunden sind. Der Verstand ist mit dem Herzen verbunden und das Herz mit dem Körper, das heißt mit der Kraft des Menschen. Die Vernünftigkeit hat einen Bezug zur Mutter. Sie stellt eine Äußerung des göttlichen Geistes im Menschen dar, der den Menschen zum Denken veranlasst. Wenn das Kind die mütterliche Liebe erwidert, erwacht sein Verstand und das Kind beginnt zu denken. Sobald der Verstand, das Herz und die Seele des Menschen erwachen, beginnt er, bewusst zu leben. Das heißt, der Mensch bewegt sich in drei Richtungen – in die Länge, in die Breite und in die Höhe oder Tiefe.

 

Das bewusste Leben beinhaltet die bewusste Ernährung, das bewusste Trinken des Wassers, das bewusste Atmen und die bewusste Lichtaufnahme. Viele essen, trinken und atmen, ohne diesen Prozessen eine besondere Bedeutung zu verleihen. Damit machen sie geringfügigen Gebrauch von den Bedingungen. Das Atmen hat dann eine Bedeutung, wenn das Denken, die Gefühle und der Wille daran teilnehmen. Das Atmen ohne einen konzentrierten Gedanken nützt nichts. Beim Atmen sollst du die Luft langsam ein- und ausatmen. So wie die Luft eindringt, so soll sie auch austreten. Fünf Minuten wirst du atmen, aber dabei wirst du nur an göttliche, erhabene Dinge denken, ohne dich von gewöhnlichen Dingen davon abbringen zu lassen. Wenn der Mensch hungrig ist und mit Liebe und in guter Stimmung isst, dann gewinnt er etwas Wertvolles aus dem Essen. Du wirst wenig, aber mit Liebe essen, das bringt mehr als das viele Essen, das ohne Liebe zu sich genommen wird. Alles, was mit Liebe getan wird, vermehrt sich; alles, was nicht durch Liebe geschieht, verkleinert sich. Seid mit dem Wenigen zufrieden. Wenn ihr ein Weizenkorn und ein Streichholz habt, seid auch damit zufrieden. Ein Weizenkorn kann dreißig, sechzig oder hundert Körner hervorbringen. Mit einem Streichholz könnt ihr ein großes Feuer anzünden, an dem ihr euch erwärmen und Essen für viele Menschen zubereiten könnt. "`Was soll ich mit einem Weizenkorn machen?"' Säe es in die Erde. "`Was soll ich mit einem Streichholz tun?"' Zünde das Feuer an. Wer richtig denkt, tut das Streichholz dahin, wo sich das Feuer leicht anzünden lässt. Um das Brennen zu unterstützen, pustet man: So bringt man mehr Luft hinein und verstärkt das Brennen. Das Pusten des Feuers bedeutet, den Gedanken dahin zu richten, wo er etwas Wertvolles erlangen kann. Was für Übungen ihr auch immer zu tun vermögt, setzt eure Gedanken und Gefühle ein, damit ihr deren Güter nützen könnt. Jede Übung birgt in sich ein gewisses Gut.

 

Macht im Laufe einer Woche die gymnastischen Übungen und die Atemübungen mit Glauben und mit Liebe, damit ihr das Ergebnis seht. Bei der Arbeit mit Liebe und Glauben ist das Ergebnis groß. Stellt die Zweifel weit weg von euch und arbeitet. Jeder Zweifel im Denken, in den Gefühlen oder im Willen führt zu Unglück. Die Auswirkung des Zweifels auf den Menschen gleicht der Luft, die durch ein Versehen des Arztes bei der Blutinfusion in den Kranken gelangt. Kommt Luft in das Blut, leidet der Kranke sehr. Deswegen sage ich: Kommt der Zweifel in den Menschen, ist er vielen Leiden und Schwierigkeiten ausgesetzt. Der Zweifel ist einer der gefährlichen Parasiten, die sich schnell vermehren. In vierundzwanzig Stunden ist er in der Lage, das Blut des Menschen zu vergiften. Der Mensch muss sich dann sehr bemühen, um sein Blut abermals zu reinigen.

 

So muss man jede Übung bewusst durchführen. Hebst du den einen Arm, bedeutet es, dass du etwas empfängst, sobald du ihn senkst, gibst du etwas. Der eine Arm hilft dem Verstand, der andere dem Herzen. Mittels der Finger empfängt man die göttlichen Güter. Der Daumen ist mit dem Willen und mit der göttlichen Welt verbunden. Wenn die zwei Daumen der zwei Hände abgetrennt werden, wird der Mensch willenlos. In früheren Zeiten, wenn man einen sehr sturen Menschen bestrafen wollte, trennte man ihm seine Daumen ab und so wurde er willenlos. Die restlichen vier Finger sind mit der Engelswelt verbunden. Der Zeigefinger ist mit den persönlichen Gefühlen, der Mittelfinger mit der Gerechtigkeit, der Ringfinger mit dem Gefühl für das Schöne und dem Anmutigen und der kleine Finger mit der Ehrlichkeit verbunden. Der kleine Finger ist der Kaufmann im Menschen. Mittels seiner Finger schöpft der Mensch das notwendige Arbeitsmaterial. Hat man dieses Material nicht, kann man nichts tun. Damit der Mensch vernünftig arbeitet, setzt er sich mit den Kräften, die in seinem Körper wirken, und dann auch mit den Kräften, die in der vernünftigen Natur arbeiten, in Verbindung. Wenn ihr eure Füße anseht, seid darüber froh, dass ihr die Gelegenheit habt, das Gute zu studieren. Wenn ihr von einem Ort zum anderen Ort zieht, werdet ihr auf gute Menschen treffen und euch mit ihnen verbinden. Freut euch auch über eure Hände. Sagt nicht, sie seien nicht schön, achtet aber darauf, dass die Finger nicht krumm werden: Sie sollen parallel zu einander sein. Jede Verkrümmung der Finger, zeigt, dass ihr irgendwo euer Leben verdorben habt – strebt danach, es in Ordnung zu bringen. Der menschliche Körper ist eine Wohnung, in der die Seele weilt. Diese Wohnung ist schön; in Zukunft wird dem Menschen eine noch schönere zur Verfügung stehen. Damit der Mensch etwas Schönes hervorbringt, soll er vernünftig und bewusst arbeiten. 

 

Dass der Mensch an sich selbst bewusst arbeitet, heißt, dass er nach den schönen Dingen strebt. Das Schöne verbirgt sich im göttlichen und das Hässliche im menschlichen Ursprung. Beschäftigt euch nicht mit dem Menschlichen, mit den Fehlern der Menschen. Jeder soll selbst seine Fehler berichtigen. Sie sind eine vorübergehende Hülle der Dinge. Du triffst einen bösen Menschen. Sage nicht, dass er böse sei, sondern suche nach den Ursachen, die ihn nötigen, sich so zu äußern. Seine Rolle ist diese: Er hat die Aufgabe, die Menschen zu erschrecken. Wenn er seine Aufgabe erfüllt hat, wird er nicht mehr böse sein. Betet für euch und betet für die anderen. Wie sollen wir beten? -- Nachdem du in der Frühe aufgestanden bist, streiche über deine Stirn und sage: "`Gott, segne meine Stirn und die Vermögen, die sie in sich birgt."' Denkst du nicht gut, streiche über deine Nase und richte deinen Gedanken an Gott. Falls deine Augen schief auf die Dinge schauen, streiche auch über sie. Wenn du nicht richtig isst und nicht richtig sprichst, bete für deinen Mund und streiche über ihn. Wenn du die Töne nicht klar vernehmen kannst, streiche über deine Ohren und bete für sie. Danach werdet ihr über eure Hände und Füße streichen, die euch gut dienen. Seid dankbar für die Gliedmaßen, die euch zum Dienen gegeben wurden. Sie sind eure Diener und ihr ihre Herren. Ihr seid von ihnen abhängig. Was wird mit euch geschehen, wenn die Augen, die Ohren, der Mund, die Nase, die Arme und die Beine sich weigern würden, euch zu dienen? -- Dann werdet ihr euch in der Lage eines vollkommen behinderten Menschen befinden. Um euch gut zu entwickeln, braucht ihr einen guten Umgang mit euch selbst, das heißt mit allen euren Gliedmaßen. Dem Menschen ist es nicht erlaubt, grob mit sich selbst zu sein. Wenn eure Nase juckt, fasst sie nicht grob an, sondern streicht mit der Hand über sie und wascht sie dann mit warmem Wasser. Ist der Mensch grob zu sich selbst, dann ist er zu den anderen Menschen noch gröber. Man soll eine hohe Moral haben, die man an sich und danach am Nächsten anwenden soll. An euch selbst werdet ihr lernen und am Nächsten werdet ihr das Gelernte anwenden. 

 

Was tun die weltlichen Menschen? -- Wenn sie unter Schmerzen in Armen und Beinen leiden, besuchen sie unterschiedliche Thermen, wo sie sich auskurieren, indem sie eine halbe Stunde im Wasser bleiben. Das heißt, sie kümmern sich um ihre Beine, um ihre Arme und um ihren ganzen Körper. Sollte der Mensch bis zu dem Moment warten, dass seine Beine krank geworden sind, damit er sich um sie kümmert? Seid achtsam mit euren Gliedmaßen, bevor sie krank werden. Habt einen guten Umgang mit eurem Verstand und mit eurem Herzen, damit ihr die Bedingungen nutzen könnt, die in ihnen angelegt sind. Für jeden Menschen ist bestimmt worden, wie viel und was er mit seinem Verstand und seinem Herzen erreichen soll. Arbeitet an euch mit Liebe, damit ihr ihre Kräfte nützen könnt. Die Liebe ist die einzige Kraft, die gibt, ohne etwas zu nehmen. Sie verlässt sich auf niemanden. Solange die Liebe in euch arbeitet, nützt sie, aber hütet euch davor, sie zu verlieren. Sie verlässt den Menschen, sobald er versucht, sie nur für sich selbst zu behalten. Sie ist das Wasser, das nicht aufgehalten werden kann. Wird es aufgehalten, wird es die Staudämme zerstören, euch überfluten und auf seinem Weg weiter fließen. Freut euch über die Liebe, die allen Leben und Licht gibt. Dankt, dass sie alle besucht und jedem Lebewesen etwas gemäß seiner Bedürfnisse gibt. Das Licht und die Wärme kommen dank der Liebe auf die Erde. Alle Güter kommen dank der Liebe auf die Erde.

 

Es wurde gesagt, dass Gott Liebe sei. Dankt demzufolge Gott für alles, was Er euch gibt. Und möchtet ihr gesund sein und gut leben, arbeitet mit Liebe. Möge sie ein Maß in eurem Leben sein. Meidet alle Beziehungen zu Menschen, die nicht der Liebe dienen. Befreundet euch nicht mit Menschen, die nichts mit der Liebe zu tun haben. Knüpft keine Bande mit lieblosen Menschen. Was erreichte Eva mit ihrer Bindung an den schwarzen Adepten? -- Sie hatte nicht nur nichts gewonnen, sondern hatte ihr Glück und ihre Freiheit für Tausende von Jahren verloren. Wer in eine Beziehung mit der Lieblosigkeit tritt, tritt in den Bereich des Todes ein; wer in Beziehung mit der Liebe tritt, tritt in den Bereich des ewigen Lebens ein. Das ewige Leben zu erlangen, das bedeutet, günstige Bedingungen zum Wachstum für den eigenen Verstand, das Herz und die Seele zu schaffen. Dafür wird Dankbarkeit für alles verlangt, was euch gegeben wurde. Wenn ihr etwas Ungerades in euch habt, sucht nicht nach dem Schuldigen irgendwo draußen, aber richtet euch selbst. Die Schuld liegt in eurer Vergangenheit verborgen, in einem Großvater oder Urgroßvater von euch, der nicht gut lebte. Berichtigt eure Fehler, damit ihr auch eurem Großvater oder Urgroßvater helft. 

 

Viele lassen sich von ihrem Leben entmutigen, sie sagen, sie seien alt geworden und hätten nichts erreichen können. Hört auf, über das Alter nachzudenken. Ist der Sechzig-, Siebzigjährige oder noch Ältere alt? Das Alter des Menschen wird durch die Zeit bestimmt, die er im Dienst der Liebe gelebt hat. Wenn einer siebzig Jahre alt geworden ist und sich zwanzig Jahre dem Dienst der Liebe hingegeben hat, ist er eigentlich zwanzig Jahre alt. Hat er sich aber erst seit zwei Jahren an Gott gewandt, dann ist er nur ein zwei Jahre altes Kind. Warum soll er sich dann nicht wie ein Kind fühlen und warum soll er dann nicht bereit sein, von den Erwachsenen zu lernen? -- Jeder freut sich über die Kinder, jeder liebt sie. Das Kind bringt etwas Neues, wovon jeder ein Teilchen nehmen möchte. Jeder liebt den guten Menschen, weil er etwas von seinen Früchten nehmen kann. Der Mensch ist kein trockener, sondern ein lebendiger Baum, der Früchte trägt. Jeder Baum, der keine Früchte trägt, wird gefällt und ins Feuer geworfen. Arbeitet an euch selbst, damit ihr nicht nur Früchte tragt, sondern die Früchte edel sind. Wer von euren Früchten kostet, möge dafür danken und sich wünschen, ein zweites Mal von den Früchten zu pflücken. Strebt danach, Obstbäume mit guten Gedanken und guten Gefühlen zu sein, damit jeder nach euch und euren Früchte sucht.

 

Die religiösen Menschen erwarten das Kommen des Heiligen Geistes. Was wird der Heilige Geist bei ihnen finden? -- Er besucht nur die Menschen, die Früchte tragen. Als Moses die Juden aus Ägypten hinausführte, hat Gott ihnen die Gesetze gegeben, die sie erfüllen sollten. Sie mussten das Gesetz des Opferns lernen, um von den göttlichen Gütern Gebrauch zu machen. Ohne das Opfern kann der Mensch nichts Wertvolles erreichen. Die Juden haben dieses Gesetz nicht erkannt. Sie waren zu keiner Opfergabe bereit, weshalb sie mit dem Opfern des Materiellen beginnen sollen. Jemand steht morgens auf und denkt darüber nach, was er tun soll. Wenn er keine Arbeit hat, soll er die Blumen und die Bäume gießen. "`Ich habe keine Bäume und Blumen in meinem Garten."' Dann wirst du zu einem anderen Garten, zum Garten deines Bekannten gehen und dort den Garten gießen. Danach wirst du den Vögeln Wasser geben und ihnen auch Krümel hinwerfen, besonders im Winter, wenn die Erde mit Schnee bedeckt ist. Wenn ihr das Opfern nicht gelernt habt, werdet ihr zu den Gelehrten kommen, um Wissen zu erwerben und dann wird das Opfern verlangt. Die wahren Gelehrten sind Menschen des Opferns und der Liebe. Helft den kleineren und schwachen Wesen, damit ihr auch von ihren Diensten Gebrauch machen könnt. Wenn ihr die Bäume von Raupen befreit, werden sie euch danken und euch von ihren Früchten geben. Ihr werdet sagen, dass dies nicht eure Aufgabe sei. Alles Ungerade, das der Mensch sieht, soll er begradigen, besonders wenn es in seiner Möglichkeit liegt. Wenn ihr morgens aufsteht, singt. "`Wer singt, denkt an nichts Böses"', sagt ein bulgarisches Sprichwort.

 

Heute möchten alle Menschen jünger werden, sie wissen aber nicht, was sie tun sollen und wie sie jung werden könnten. Die Liebe verjüngt den Menschen. Sie erschafft, errichtet und erneuert das Leben und bringt überall Harmonie. Nehmt Rücksicht auf die kleinen Dinge. So handelt auch die Liebe. Sie missachtet niemanden. Wenn du einen Menschen, der einen Buckel bekommen hat, triffst, kritisiere ihn nicht, lache nicht über ihn, sieh aber nach der Ursache, warum er krumm geworden ist. Wenn seine Last physischer Natur ist, nimm ihm einen Teil davon ab und verschaffe ihm Erleichterung; wenn seine Last psychischer Natur ist, sage ihm ein paar gute und aufmunternde Worte, um ihn zu ermutigen. Wenn seine Last geistiger Natur ist, schicke ihm ein paar leuchtende Gedanken, um ihn zu erheben. Sendet euren Verwandten gute Gedanken, damit sie auch euch gute Gedanken senden. Die guten und erhabenen Wesen -- Menschen und Engel -- arbeiten in der Welt mit den eigenen Gedanken und Gefühlen und erheben die ganze Menschheit. Seid Träger des Guten und des Schönen für die Welt, damit ihr von den göttlichen Gütern Gebrauch machen könnt. Darin besteht die Verjüngung und Veredelung des Menschen.

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