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1932_07_31 Die zwei Wege


mariaK

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Die zwei Wege

 

Es gibt zwei Wege, auf denen alle lebendigen Wesen auf der Erde wandeln: den Weg des Brotes und den Weg des Wassers. Der erste Weg heißt Hunger, der zweite Weg heißt Durst. Der erste Weg ist der Weg des Brotes. Der zweite Weg ist der Weg des Wassers. Das Brot kommt nur zu den Hungrigen und das Wasser kommt nur zu den Durstigen. Brot und Wasser zeigen die reale Seite des Lebens. Folglich, wenn das Leben in Erscheinung treten will, sichtbar werden will, erscheint es als Brot und Wasser. Wenn das Leben jemanden besucht, dann kleidet es sich in das Kleid der Liebe, welches Brot und Wasser heißt. Sobald der Hungrige das Leben im Kleid der Liebe sieht, zieht er seine eigenen Kleider aus und kleidet sich damit. Sobald der Hungrige das Leben im Kleid der Liebe sieht, zieht er seine eigenen Kleider aus und kleidet sich damit.

 

Folglich sind Brot und Wasser die reale Seite des geäußerten Lebens. Ohne sie kann sich das Leben nicht offenbaren. Anders gesagt: Ohne Brot und Wasser ist das Leben für die Lebewesen nicht zugänglich. Nur jener lebt, bei dem Brot und Wasser vorhanden sind. Nur jener wächst und entwickelt sich, der Brot und Wasser hat. Deshalb sagte Jesus: "Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist und das lebendige Wasser, das aus den menschlichen Herzen quillt". Als er gekreuzigt wurde, sagte er: "Mich dürstet" – und bat um Wasser. Er hat um dasjenige gebeten, worin sich das Leben äußert. In einem der Evangelienversen steht: "Ein Gefäß mit Essig stand da; Sie steckten einen Schwamm mit Essig auf einen Ysopzweig und hielten ihn an seinen Mund. Als Jesus von dem Essig genommen hatte, sprach Er: Es ist vollbracht! Und er neigte das Haupt und gab seinen Geist auf"[1]. Warum starb Jesus? Weil Ihm kein Wasser gegeben wurde.

 

Ich sage: Die guten Gedanken und guten Gefühle sind das Wasser des Lebens – das lebendige Wasser. Schlechte Gedanken und schlechte Gefühle sind Essig, von dem alle sterben. Wer diesen Essig trinkt, wird unbedingt umkommen. Die guten Taten sind das Brot des Lebens – das lebendige Brot. Die schlechten Taten sind das gewöhnliche Brot, von dem die Menschen sterben. Warum sterben sie von diesem Brot? Weil dieses Brot leicht verschimmelt. Daraus folgt, dass wenn der Mensch nicht ausschließlich lebendiges Wasser trinkt und ausschließlich lebendiges Brot isst, wird auch ihn ereilen, was mit Christus geschah. Und letzten Endes wird er ebenfalls sagen: "Es ist vollbracht!".

 

Tau, welcher in der Nacht fällt; Regen, der am Tage fällt, bringen das Wohl Gottes – das Wohl des Lebens. Jeder gute Gedanke, jedes gute Gefühl und jeder gute Wunsch sind Tau, der nachts fällt. Jede gute Tat ist Regen, der am Tage fällt. Wenn du den Tau und den Regen zu dir nimmst, wirst du freudig und lustig sein, wie die kleinen Gräser morgens und abends. Wenn du den Tau und den Regen zu dir nimmst, wirst du einer aufgegangenen Blüte gleichen, die Frucht ansetzt und reift. Solltest du aber nicht gut leben, bist dem Pilatus ähnlich, der Christus gekreuzigt hat; wenn du nicht gut denkst, bist du dem Soldaten ähnlich, der die Dornenkrone geflochten hat und damit Jesus Haupt krönte. Und schließlich: Handelst du nicht gut, bist du dem Diener ähnlich, der Jesus Essig zu trinken gegeben hat. Wenn das Göttliche in dir stirbt, wirst auch du sterben. Wenn das Göttliche diese Welt verlässt, wirst du auch verschwinden. Warum wurde Jesus gekreuzigt? Damit die Menschen erkennen, was sie wirklich darstellen und inwieweit sie das Gesetz Gottes beachten. Warum starb Jesus? Damit Er den Menschen zeigt, wie ein wahrer Mensch sein sollte – der gehorsame Mensch, der sich auch vor dem Tod nicht fürchtet.

 

Meine Rede diesen Morgen werde ich mit den folgenden Gedanken abschließen:

 

''Wo es Liebe gibt, bleibt die Furcht vor der Tür.''

 

''Wo es Leben gibt, zeigt sich die Liebe nach außen.''

 

''Kleidet sich der Mensch in das Kleid der Liebe, passiert alles mit ihm: entweder kommt er auf die Welt oder er stirbt, entweder geht er unter oder er ersteht auf; entweder er wächst oder er vertrocknet.''

 

''Wenn der Mensch lebt, kommt das Licht.''

 

''Wenn der Mensch stirbt, kommt die Dunkelheit.''

 

''Das Licht ist das Leben, das kommt.''

 

''Die Dunkelheit ist das Leben, das geht.''

 

''Gute Gedanken, Gefühle und Wünsche sind Lichtstrahlen, die Nahrung für das Leben und die Seele, die auf die Erde herunterkommt, bringen.''

 

''Gute Taten sind Strahlen, Farben des Lichtes, die das lebendige Brot für die Seele mitbringen, damit sie Jenen erkennen kann, von dem sie abstammt.''

 

Vortrag von dem Meister, gehalten am 31. Juli, 1932, 5 Uhr morgens.

 

[1]Das Zitat stammt aus der "Lutherbibel", Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart 1985

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