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1917_02_25 Das Salz


mariaK

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 Das Salz

 

„Ihr seid das Salz der Erde; wenn das Salz schal geworden ist, womit soll man es salzen?“

 

Christus beginnt seine Bergpredigt mit den neun Seligkeiten. Die Seligkeiten, von denen er spricht, haben eine Beziehung zu einer anderen Welt, sie betreffen nicht das irdische Leben. Christus sagt zu den Menschen auf der Erde: „Ihr seid das Salz.“ Ich werde über das Salz sprechen, weil auf der Erde Leben ohne Salz nicht existieren kann. Die physische Welt ist eine Welt des Salzes und nicht des Lichts, was nur die Welt der Engel ist.

 

„Ihr“ — wer ist das „Ihr“? Faßt dieses Wort nicht im begrenzten Sinne auf. Nur für jene, die glauben, sind mit „Ihr“ die gemeint, deren göttliches Bewußtsein erwacht ist.

 

Alle Menschen, bei denen dieses Bewußtsein erwacht ist, sind das Salz der Erde. Alle Okkultisten, Kabbalisten, Mystiker verstehen unter dem Wort „Salz“ eine „Kraft des Gleichgewichts“: jenes Element der Kraft, das etwas im Gleichgewicht hält. Man braucht Gleichgewicht, um auf der Straße zu gehen. Wenn man Schiffe baut, so gibt man auf ihren Boden eine Last, Salz, um sie im Gleichgewicht zu halten, so daß sie von den Meereswellen nicht umgekippt werden. Unter dem Wort „Salz“ versteht man jene Kraft, die die Materie verstärkt, sie vor Zersetzung bewahrt und Bedingungen schafft, durch die man mit größeren Kräften in der Welt arbeiten kann. Das Salz ist ein unerläßliches Element auf der Erde für den Gesundheitszustand des menschlichen Körpers. Wenn der Organismus sein Salz verliert, verliert er seine Basis, und infolgedessen treten alle Krankheiten auf. Man sagt von so jemandem:

 

„Er ist ein Neurastheniker.“ Ich sage: Er hat sein Salz verloren, sein Nervensystem hat das Salz verloren, seine Energie ist erloschen.

 

Wenn wir mit hellseherischen Augen die Nerven, Arterien eines Neurasthenikers sehen würden, würden wir an vielen Stellen die Punkte sehen, aus denen die Energie herausgeflossen ist. So ein Mensch ist schwach. Warum? Weil er das göttliche Salz verloren hat, das die grundlegende Kraft zur Stärkung des menschlichen Lebens auf der Erde ist.

 

Was sind die Ursachen, die zum Verlust dieses Salzes führen? An erster Stelle sind dies die zügellosen menschlichen Leidenschaften. Der Mensch fühlt nach jeder Leidenschaft, wie ihr Wesen auch sein mag, eine Schwäche. Ihr habt das alle gespürt. Leidenschaften sind nicht erforderlich für Menschen, die Salz haben, sondern nur für jene, die es nicht haben. Christus sagt zu seinen Jüngern: „Ihr seid das Salz, und wenn das Salz seine Kraft verliert, d.h. wenn es schal wird, ist es nichts wert, außer daß man es hinauswirft und daß es von den Menschen zertreten wird.“ Und warum wird gerade schales Salz zertreten? Das Zertreten ist eine Reaktion, um das Salz wieder zu salzen. Wenn man leidet, ist das ein Getreten- werden; ihr treibt die Engel hinaus unter die Menschen, und ihr werdet schwach, weil ihr ohne Salz seid. Wenn ihr reich wart, verarmt ihr; wenn ihr klug wart, verdummt ihr. Ihr verliert euer Salz, und wenn ihr das Salz verliert, verliert ihr auch den Lebenssinn; dann entstehen alle widersprüchlichen Lehren, die den Menschen vermittelt werden; sei es nun, ob sie heiraten sollen, ob sie Kinder haben, ob sie ihre Frauen lieben sollen, usw. Es gibt die epikureische Philosophie, nach der der Mann viele Frauen haben soll, und nach der er alles probieren soll. Man kann alles ausprobieren, aber dann wird man von den klugen Menschen verstoßen, solange bis man Salz hat, und danach kommt der zweite Prozeß: es wird ein Licht kommen, das den Verstand erleuchtet, und dann wird man verstehen, warum man leidet. Man wird verstehen, daß diese Dinge nicht in Einklang mit dem Leben stehen. Jeder Gedanke, jeder Wunsch, der nicht zur Erbauung der menschlichen Seele dient, der zerstört, ist ein unnötiger Wunsch, ist ein Schaiwerden. Stellt diesen Wunsch hin, damit er etwas zertreten werde, um wieder Salz zu bringen.

 

Wenn ein Mann seine Frau unterdrückt, soll sie sich sagen: „Unterdrücke mich nur, damit ich wieder Salz bekomme.“ Ein Mann, der von seiner Frau unterdrückt wird, zeigt, daß er über kein Salz mehr verfügt. Wenn bei den Bulgaren jemand krank ist, kommt oft der Bärenführer. Der Bär soll den Kranken treten, um ihn so wieder mit Salz zu versehen und zu heilen. Diese Kraft ist in allen Menschen verborgen. Die heutigen Wissenschaftler haben sie verschieden benannt, auch die Okkultisten haben ihr viele Namen gegeben; einer davon ist die Bezeichnung „Magnetismus“. Wenn der Mensch dieses Salz hat, ist er magnetisiert. Wenn ihr dieses Salz habt, werdet ihr in der Magengegend eine angenehme Wärme spüren — am Morgen steht ihr mit einer angenehmen Stimmung auf; wenn ihr kein Salz habt, steht ihr mißgestimmt auf, und ihr werdet den ersten, der euch in die Quere kommt, beleidigen. Ihr springt ihn an, seid zornig; und dieser Zorn bedeutet, daß dieser Mensch euch bittet, ihn ein bißchen zu treten, um wieder Salz zu erlangen. Der, der zu euch kommt, um getreten zu werden, hat dieses Salz, und er stellt sofort einen Ausgleich zur Erzürnung her.

 

Ich möchte, daß ihr aus Erfahrung die Abhandlungen, die ich euch mitteile, überprüft, und ihr werdet ein solches Ergebnis feststellen. Stark ist nur der Mensch, der eine tiefe Uberzeugung in etwas hat, der eine Erfahrung gemacht hat, denn, wenn ihr allen glaubt, seid ihr ohne Salz.

 

Ich glaube, daß Gott zu den Menschen über Salz gesprochen hat, die es haben. Wenn du Salz hast, sagt ER zu dir: „Wenn du auf- stehst, wirst du in den Weinberg gehen und ihn umgraben; du wirst auf das Feld gehen und es bestellen.“ Wenn du ein Richter bist, wirst du Prozesse führen, usw., und ihr werdet IHN verstehen. Wenn du kein Salz hast, werden sie dich treten, dich berauben, dir das Geld, die Frau, die Kinder und das Haus nehmen. „Diese Menschen müssen getreten werden“, sagt der Herr, „die ihre Arbeit auf der Erde nicht erfüllen können.“

 

Die Menschen fragen sich oft: „Warum geht es in der Welt nicht gut zu? “— Es gibt kein Salz in der Welt. Gebt den Menschen Salz! Man braucht nicht viel Salz. Man braucht ein viertel Kilogramm von dem Salz, von dem ich spreche. Damit kann man das ganze bulgarische Volk mit Salz versehen, und es kann für mindestens hundert Jahre ein ausgezeichnetes Volk werden. Wißt ihr, wie lange man in euren Fabriken arbeiten muß, um dieses Salz zu erhalten? Ein Wissenschaftler hat eine Untersuchung über die Urmaterie gemacht, aus der die Welt geschaffen ist; er beweist, daß sie tausendmal leichter ist als Wasserstoff — und daß, wenn man nur ein Gramm dieser Urmaterie gewinnen will, alle Fabriken dreitausend Jahre lang arbeiten müssen.

 

Ihr seid das Salz, und ihr müßt euer ganzes Leben dem widmen, um dieses Salz zu gewinnen. Wenn du ein Gramm von diesem Salz hast, wirst du der reichste Mensch dieser Welt sein; und dann wirst du die Menschen heilen. — Wenn du in ein Haus gehst, wo Mann und Frau sich streiten, sich nicht verstehen, dann gib etwas von diesem Salz. Es wird sofort Frieden und Harmonie eintreten. Kinder streiten sich — gib etwas Salz; Richter streiten sich — gib etwas von diesem Salz; Völker führen Krieg — gib etwas von dem Salz, und sofort wird zwischen ihnen Frieden und Harmonie herrschen. Ihr sagt euch: „Was für ein alchimistisches Element ist dieses Salz, welch mächtige Kraft hat es!“ Wenn ein Priester, der dieses Salz hat, in die Kirche geht, werden alle verstummen, werden sich ihm zuwenden. Die Menschen suchen Salz, da man ohne dieses keinen Erfolg hat.

 

Wenn ich so zu euch spreche, dann geschieht das nicht, um euch zu verurteilen — ich verurteile niemanden —‚ sondern nur, um einen Fehler aufzuzeigen, den nicht nur die Bulgaren, sondern den alle haben. Jeder auf der Erde hat Mängel. Wenn wir vollkommen wären, wären wir unter den Engeln, bei Gott. Da wir uns erziehen müssen, hat uns Gott auf die Erde geschickt, den Ort der Weisheit, wo diese wichtigen Lektionen gelernt werden.

 

Heute predige ich euch über das Salz. Warum? — Ihr wollt alle glücklich sein. In der Tat, jeder kann glücklich werden, aber ihr müßt euch die Kunst aneignen, dieses Glück nicht nur zu erreichen, sondern es auch zu erhalten. Ihr steht morgens auf, seid in einer guten Stimmung, und ihr sagt: „Wie glücklich bin ich!“ Es vergehen fünf, zehn Minuten, und ihr verliert dieses Gefühl, dieses Glück. Warum? — Ihr habt kein Salz in euch. Unter „Salz“ versteht man die Welt mit all ihren Formen. Da ihr eine formlose Essenz nicht begreifen könnt, darum sage ich, daß die Welt real wirklich und real unwirklich ist. Real wirklich ist diese Welt in allen Formen mit Inhalt, real unwirklich in Formen ohne Inhalt. Es gibt Menschen, die real unwirklich sind, da sie zwar einen Körper, aber kein Salz haben. Wenn man kein Salz hat, kann man nicht verstehen, was das göttliche Licht, die göttliche Güte und Liebe ist. Nur durch Salz, durch Ausgeglichenheit eures Verstandes und Herzens, in einem absolut ruhigen Zustand, kann man diese göttliche Welt begreifen.

 

Christus sagt: „Schal gewordenes Salz soll man hinauswerfen und zertreten.“ Deshalb habe ich mehrmals gesagt, daß Leiden unerläßlich sind, daß sie der Weg sind, um wieder Salz zu erlangen; das Salz ist der Weg zum Licht, das Licht zur Liebe, und die Liebe zu Gott.

 

Wenn wir uns auf den Weg machen, Gott zu suchen, wird die Welt sofort eine andere Form annehmen als bisher. Alle, die mich diesen Morgen hören, denken manchmal, daß die Welt einen Sinn hat, manchmal, daß sie keinen hat, daß sie sehr bedrückend ist. Ihr habt Freunde — sie verstehen euch nicht; Kinder — sie lieben euch nicht; wenn ihr unter Gläubigen seid — sie verstehen euch nicht. Es ist jetzt die Kunst, den Fehler von jemanden zu verstehen — ob sie kein Salz haben oder ihr. Ein Kind hat Salz, das ist richtig; daß ein Kind kein Salz hat, ist nicht richtig.

 

Wenn du kein Salz hast, wirst du sagen: „Man muß mich treten.“

 

Alle Menschen sind Teile von Gott, von SEINEM gewaltigen Organismus, und so ist es gleichgültig, wer euch tritt; vergeßt nicht, daß es von Gott kommt — in allen Fällen treten euch göttliche Hände oder Füße. Das ist tausendmal angenehmer, als wenn euch irgendein Bär tritt, wie es die Bulgaren praktizieren. Ein Engländer machte seine eigene Erfahrung. Er ging nach Indien, um das Leben der Inder zu studieren. Da er gerne Sport betrieb, nahm er eines Tages sein Gewehr und ging in einen unwegsamen Wald auf die Jagd. Er trug sein Gewehr in der rechten Hand, und auf einmal warf ihn ein kräftiger Schlag auf seine linke Hand zu Boden. Der Schlag war von einer Tigerin verursacht worden; sie nahm ihn und trug ihn zu ihrem Bau, zu den kleinen Tigern. Die Tigerin sagte zu ihren Kindern: „Haltet diesen Engländer, tretet ihn gut, gebt ihm eine gute Lektion. Und wenn er versucht, seinen Kopf zu heben, dann tretet ihr ihn oben.“ Der Engländer wollte seinen Kopf heben, um zu sehen, was man mit ihm machte, aber die Tigerin sagte: „Schau nicht auf, es ist nichts, ich unterrichte nur meine Kinder.“ „Ich habe mich nicht darüber geärgert, daß du mir die linke Hand gebrochen hast, sondern darüber, daß mir auf den Kopf getreten wurde und ich keine Möglichkeit zu schauen hatte“, sagte der Engländer.

 

Alle, die kein Salz haben, werden unter die Krallen eines Tigers kommen. Wenn junge Menschen heiraten, in die Kirche gehen, liest ihnen der Priester ein Gebet, und alle küssen sie. Nach einem Monat trennen sie sich. Der Tiger hat die Braut oder den Bräutigam genommen. Diese Menschen haben das Salz verloren, und sie werden hinausgestoßen. Wenn eine Scheidung zwischen ihnen stattfindet, sind sie schal geworden, und solche Menschen sollen sich nicht am selben Ort befinden. Mann oder Frau, sie mögen sich treten. Die Bulgaren heilen sich, indem sie sich treten: das ist eine angenehme Massage.

 

Dieses Salz ist unerläßlich für euch, es ist unerläßlich für den Organismus, auf physischer Ebene. Es ist notwendig für eure Gefühle und Gedanken. Das Gesetz gilt allgemein, sowohl für die physische Welt als auch für die Welt der Engel und für die göttliche Welt.

 

Die zeitgenössischen Philosophen benennen die Qualitäten der geistigen Welt unterschiedlich, z.B.: Einen Menschen mit Salz bezeichnen sie als moralisch, einen Menschen ohne Salz als unmoralisch. Sie sagen von jemanden: „Dieser Mensch ist hochintelligent, gescheit“, was bedeutet, daß er das Gesetz des Gleichgewichts befolgt, daß er Salz hat.

 

Klugheit bedeutet Salz, d.h. unter dem Wort „Klugheit“ versteht man jenen Zustand, der alle Menschen zu arbeiten befähigt. Das Salz stellt den Grund dar. Ohne Salz kann man in der Welt nichts haben; die Erde wäre ohne Salz eine Wüste, alles würde zugrunde gehen. Das Salz ist der Dünger, der sich seit Jahren angesammelt hat. Von ihm kommen andere Kräfte, die unseren Organismus aufbauen. Um dieses Salz nicht zu verlieren, sollt ihr euch vor ungesetzmäßigen Wünschen schützen.

 

Ich will euch eine mythische Erzählung anführen: Einst, in der Vergangenheit, wurde in einem Zarenhof eine Tochter geboren, das schönste Mädchen auf der Welt. Als sie groß geworden war, fand ihr Vater, um sie zu verheiraten, einen Freund, einen jungen, guten Mann. Diese jungen Leute wurden vom Himmel so geliebt, daß der Herr einen Vertreter der Engel aussandte, um bei ihrer Hochzeit auf der Erde teilzunehmen. Als der Engel auf die Erde kam, verliebte er sich in das Mädchen und wollte nicht mehr in den Himmel zurückkehren. Er begann zu überlegen, wie er dieses Mädchen bekommen könnte. Der Herr wartete einen Tag, zwei Monate, aber der Engel kam nicht zurück. Um dem Engel seine bösen Folgen der unrechten Wünsche zu zeigen, verwandelte der Herr ihn in einen Vogel, der von Zweig zu Zweig hüpfte, von einem Zweig zum anderen flog, doch von allen Vögeln gemieden wurde. Er konnte sich diese Leiden nicht erklären. Eines Tages ließ er sich auf einem Baum nieder und begann sein Leben zu bemitleiden. — Unter diesem Baum waren gerade vier Räuber versammelt, um sich ihre Beute zu teilen. Sie teilten alles gleichmäßig unter sich auf. Danach beschlossen zwei von ihnen, in die Stadt zu gehen und Nahrung, Brot, zu kaufen, um ein Festmahl zu veranstalten. Sie gingen weg, kauften Brot, aber auf dem Weg kam ihnen der Gedanke, der Nahrung Gift beizumischen, so daß sich die zwei anderen, wenn sie sie essen, vergiften und sie deren Reichtum unter sich teilen könnten. Die zwei Räuber unter dem Baum beschlossen, als sie auf ihre Freunde warteten, daß sie die beiden, wenn sie zurückkommen, erschießen und ihren Reichtum unter sich teilen würden. Als die zwei Räuber von der Stadt näher herankamen, erschossen sie diese von weitem, aßen von der Nahrung und vergifteten sich. — Erst jetzt verstand der Engel, was die Folgen von ungesetzmäßigen Wünschen sind und warum er leidet.

 

Wenn euch der Herr auf eine Hochzeit schickt, an der dieser Engel teilnimmt, dann werft keinen Blick auf ihn. Man soll sich davor hüten, wie dieser Mann zu sagen: „Mir wird sie gehören!“ oder wie diese Frau: „Mein wird er sein!“, denn sonst werdet ihr in dem Wald lange singen. Ich frage euch: „Seid ihr nicht solche Vögel, die vom Himmel verstoßen worden sind?“

 

Einige fragen: „Warum sind wir vom Himmel gekommen?“ Wir sind alle herabgekommen, um zu lernen, daß ungesetzliche Wünsche böse Folgen haben und um zu verstehen, daß der Mensch, der kein Salz hat, weit von Gott entfernt ist. Die Menschen suchen Freiheit, deshalb schickt sie der Herr auf die Erde; aber er sagt ihnen: „Lebt nach dem Gesetz meiner Freiheit.“ Und das Schlechte an den Menschen ist, daß jeder nur Freiheit für sich will. Nach dem göttlichen Gesetz soll man die Beziehungen, die zwischen uns bestehen, verstehen.

 

Das Gesetz des Salzes ist folgendes: Was du für dich selbst wünscht, das verweigere auch anderen nicht.

 

Gib ihnen die Möglichkeit, ihre Fähigkeiten zu entwickeln. Wenn jemand einen Acker oder einen Weinberg hat, beneide ihn nicht, sondern danke dafür, daß dieser alles hat. Wenn du siehst, daß jemand auf einem Pferd reitet, dann sage nicht: „Ein Bär wäre besser als dieses Pferd!“ Sei dankbar, daß dieser ein Pferd hat. Es ist seiner würdig. Du siehst ein schönes, gut eingerichtetes Haus, begehre es nicht. Wenn du Salz hast, wirst du alles haben, was du brauchst. Ihr sagt zum Herrn: „Wir wollen von jetzt ab Salz.“ Um die jetzigen Menschen von dieser großen Wahrheit zu überzeugen, muß man lange argumentieren; mit einigen kann man einen Versuch machen, bei anderen kann es plötzlich sein, daß man sich versteht. Mit Menschen, bei denen der geistige Horizont nicht entwickelt ist, muß man argumentieren; das ist ein Tasten in der geistigen Welt. Mit Hilfe des Gefühls bauen sie sich Schritt für Schritt ein klares Verständnis von etwas auf, das sie nicht sofort begreifen können. Wir gebrauchen in unseren Überlegungen über Gott dieselbe Analogie wie zur Bildung des Verständnisses über ihn. Alle philosophischen Schulen mit ihren dicken Büchern, in denen sie Fragen über Gott abhandeln, tasten mehr oder weniger nah an der Wahrheit herum.

 

Einige haben den kleinen Finger von Gott gespürt und sagen:

„Welch kleines Fingerchen hat Gott.“ Jemand hat SEINE Hand gespürt und sagt: „Was für eine große Hand hat Gott!“ Einer hat SEINE Schulter oder SEINEN Kopf gespürt, und nach diesem richtet sich sein Verständnis von IHM. Aber das ist nur die äußerste Seite von Gott — die Natur macht es offenbar.

 

Es wäre verwunderlich, wenn jemand, der sich auf die Dachziegel meines Hauses niederläßt, sagen würde: „Ich verstehe jetzt Herrn Dunov; er ist hart, weil ich die harten Dachziegel spüre.“ Wenn er etwas Weiches spürt, wird er sagen: „Wie weich ist Herr Dunov!“ Ich kann gleichzeitig hart und weich sein. Was versteht ihr unter „hart“? Hart wie ein Stein oder hart in seinen Überzeugungen? Infolgedessen kann man vom äußeren Herumtasten kein wahres Verständnis von etwas haben, sondern nur verworrene Vorstellungen. Wenn ihr nicht genügend Salz habt, werdet ihr schal und sagt:

 

„Das Leben ist nichts, außer Essen und Trinken.“

 

Ich bin nicht gegen das Essen — denkt das nicht —‚ denn wenn ein Mensch auf die Erde gekommen ist, wird er essen und trinken. Ich empfehle das Hungern, das unnatürliche Fasten nicht. Ich verstehe Fasten in einer anderen Beziehung: jeder ißt soviel, wie für die Erneuerung seines Körpers unerläßlich ist. Jeden Tag brauchen wir eine gewisse Menge Brot, Wasser und Luft, um unseren Körper zu erhalten. Einige denken, daß sie besser werden, wenn sie nichts essen; nein, wenn man nichts ißt, wird man schlechter. Wenn man einen Menschen besser machen will, soll man ihn ernähren, wenn er hungrig ist; man soll ihm zu trinken geben, wenn er durstig ist; und wenn man ihm Brot und Wasser gibt, soll man ihm auch ein wenig von seinem Salz geben, und er wird sich bessern. Wenn man ihn nicht ernährt, begeht man ein Verbrechen. Wenn man jemanden trifft, der verzweifelt ist und sich umbringen will, soll man ihm nicht den Ratschlag geben, daß dies nicht gut ist, daß man nicht den Mut verlieren darf, sondern man soll ihn mit nach Hause nehmen, ihm zu essen geben, seinen Durst löschen, so wie man es selber zu tun pflegt; und nach ein bis zwei Stunden, wenn er die Nahrung verdaut hat, sag zu ihm: „Komm jetzt, wir wollen uns ein wenig unterhalten.“ Veranlasse, daß der Mensch darlegt, warum für ihn das Leben so düster ist. Gib ihm Hinweise und zeige ihm Wege, die er einschlagen kann. Deshalb hat ihn dir der Herr für diesen Tag geschickt. Wir beten oft: „Vater unser, der du bist im Himmel, wie auch auf der Erde, zu uns komme dein Reich, dein Wille geschehe“, aber wenn du seinen Willen nicht erfüllst, so wie er es dir zeigt, bedeutet das, daß du diesen Tag ohne Salz bist. Ihr könnt diesen Versuch machen: Wenn ihr nicht gut gelaunt seid und trefft einen Bekannten, der noch schlechter gelaunt ist, dann ladet ihn in euer Haus ein, gebt ihm zu essen, und ihr merkt nicht, wie Gott euch zwei wieder mit Salz versehen hat. Eine Frau, die mit ihrem Mann unzufrieden ist, trifft eine andere, die noch unglücklicher ist, und während sich die zwei unterhalten, wird Gott ihnen Salz geben.

 

Das ist die positive christliche Philosophie.

 

Oft sagt man: „Man darf nicht viel Bohnen oder Fleisch essen: es bleiben Ablagerungen zurück.“ Aber fragt euch: Warum essen die Menschen so viel? Um sich Salz anzueignen. Wenn sie über ausreichend Salz verfügen, essen sie nicht viel. Wenn ihr normal werdet, dann kann man über eine höhere Lebensphilosophie sprechen. Ihr könnt folgende Erfahrung machen, weil ihr alle von der realen Welt seid. Vielleicht sagt ihr euch: „Dem Dunov fiel es ein, zu uns von Salz zu sprechen; wissen wir denn nicht, von welcher Notwendigkeit es für uns ist? “ Ich spreche über das Salz, damit ihr diese einfache Erfahrung macht. Haltet ein, denkt fünf bis zehn Minuten über das Salz nach, über seinen Einfluß auf den Organismus, auf die Gefühle, die Seele und den Verstand, und seht dann, welche Veränderung bei euch eintritt, was ihr fühlt. Warum ist gerade Salz ein so aktives Element? Oft beklagen sich die Menschen bei mir, daß sie schlecht gelaunt, unglücklich waren, und ich sage ihnen: „Ich kenne das, weil auch ich auf der Erde bin.“ ‚Ja, aber deine Lage ist vollkommen anders als die, in der wir sind.“ Der Unterschied ist nur der, daß ich mehr Salz habe. Ich werde dir von meinem Salz geben, aber du mußt es gut anwenden, es gut verteilen. Wenn du ein wenig Joghurtferment hast, wirst du davon für das nächste Mal etwas aufbewahren. Wenn ihr Milch zu euch nehmt, läßt ihr das Ferment davon übrig. Ich lehre den heutigen Menschen, nicht alles aufzuessen, weil solche Menschen dadurch Gott bestehlen. In so einem Fall seid ihr jenem Bulgaren ähnlich, dem man Kredit gewährt hat, und der sich auf den Weg gemacht hatte, um damit unnötige Sachen zu kaufen. Der Geldgeber, der das sah, wollte sein Geld zurück; er sagte: „Du bist nicht der Mensch, der mit Geld umgehen kann, und deshalb verdienst du es nicht.“

 

Wenn Gott sieht, daß ihr mit dem Leben nicht richtig umgeht, nimmt er es sich. Wieviele von euch waren gesund, fröhlich, glücklich, und sind jetzt schwach. Warum? — Weil ihr mit dem Leben nicht umgehen könnt. Wenn ihr Salz in euch habt, werdet ihr gesunde Menschen mit einem gesunden Herzen und Körper sein.

 

Konzentriert euren Verstand auf das Salz, auf dieses Element des Gleichgewichts und des Aufbaus, und bemüht euch, es zu bewahren. Dieses Element nennen die Inder „Prana“, d.h. eine Kraft, die Leben in sich trägt. Es befindet sich in der Luft, in der Nahrung und im Wasser — von da strömt es aus.

 

Jetzt sage ich euch, wie ihr essen sollt. Wir fangen in dieser Welt mit dem Essen an. Wenn ihr mit dem Essen beginnt, ist die erste Bedingung, daß ihr jegliches Unbehagen von euch entfernt. Und wenn man etwas Brot hat, soll man es lieb gewinnen, damit diese Energie, die in ihm enthalten ist, euren Organismus durchdringen kann, so daß ihr ein angenehmes Gefühl verspürt. Aber was passiert jetzt? Die Frau hat ganze vier Stunden gekocht, und sie hat ein wirklich vorzügliches Essen zubereitet; da kommt der Mann von draußen: unzufrieden, finster, die Frau steht ganz geknickt da, und siehe da, jegliches Salz verschwindet. Am zweiten Tag ist aber die Frau über etwas unzufrieden — ihr eßt und eignet euch nichts von diesem Salz an, weil ihr unzufrieden seid. Unzufrieden sind auch der Mann und die Frau. Der Mann sagt: „Frau, was ist mit dir? “ Die Kinder sagen: „Mutter, was hast du? “ Das zweite Mal kauft der Mann Fleisch, Butter und Eier, wieder sind im Haus alle unzufrieden! Um zufrieden zu sein, sollst du ihr sagen: „Alles ist vorzüglich, Frau!“ Wenn man die Nahrung kaut, dann wird man sehen, wie geschmackvoll sie ist, welches angenehme Gefühl, welches Glück und welche Zufriedenheit man verspürt.

 

Jetzt beklagt man sich: „Wie kann man mit einem viertel Kilogramm Brot leben?“ Und unsere Unzufriedenheit schafft unangenehme Gefühle. Ihr sagt euch: „Wenn mein Magen leer ist, verstehe ich nichts von diesem Essen.“ Dein Magen ist nicht leer, nur dein Verstand und Herz. Ich habe einige Erfahrungen mit der Nahrung gemacht, ich habe zwei Äpfel und ein wenig Brot gegessen, und ich war zufrieden. Es wird nicht nur das Viele, sondern manchmal auch das Wenige mit Dankbarkeit gesegnet. Verachtet dieses wenige Salz in der Welt nicht, es ist wie ein kleines Weizenkorn, aus dem etwas Großes wächst.

 

Das erste, was uns bevorsteht, ist, dieses Gefühl der Zufriedenheit zu entwickeln, das in uns existiert. Der Mann brachte ein viertel Kilogramm Fleisch, ein viertel Kilogramm Brot; dafür ist er Gott dankbar. Dann vermehrt es sich, weil im Lebenden der Magnetismus eine Kraft hat, nach der alle Teile, die mit dem zentralen Magnetismus eine gleichartige Vibration haben, sich anziehen. Wenn ihr über die Nahrung, die ihr gebraucht, zufrieden seid, könnt ihr von außen solche Elemente sammeln, die notwendig sind, um euch zufrieden zu stellen. Einige sagen: „Man soll kein Wasser trinken, es ist für die Frösche — für uns ist der Wein da.“ Ihr werdet Wasser trinken, und zwar für das durstige Herz hundert bis hundertfünfzig Gramm in Schlucken. Ihr werdet am Tag ein halbes bis zu einem Kilogramm Wasser trinken, aus dem ihr die unerläßliche Nahrung für eure Arterien schöpft. Ihr werdet tief atmen, und zwar durch die Nase, nicht durch den Mund, damit ihr nicht viel Staub auf- nehmt. Wenn die heutigen Menschen lernen, diese Elemente so aufzunehmen — die Nahrung, das Wasser und die Luft —‚ wird das andere von selbst gesegnet werden. Denkt nicht, daß in euch, in eurer Seele erst jetzt etwas geschaffen wird. Nein, in euch sind viele Gefühle verborgen. Die menschliche Seele ist reich und wartet auf Gelegenheiten, sich zu entwickeln. Das erste, das sich bei euch entwickeln muß, ist die Dankbarkeit für alles, was ihr habt. Seid nicht so wie jener Engel, von dem ich euch erzählt habe. Wenn alle dieses große „Gesetz der Dankbarkeit“ sich zugrunde legen, dann vermindert sich mindestens fünfzig Prozent aller Arbeit auf der Erde.

 

Und dann werden auch die Engel, wenn sie sehen, daß wir vom Weg abgekommen sind, kommen und uns helfen. Denkt nicht, daß wir alleine in der Welt sind. Wühlt die Erde durch und seht, wie die Würmer beim Pflügen helfen, wie Mikroben zusammen mit dem Bauern den Boden herrichten, und wie noch andere Elemente das Weizenkom bilden. Bei all dem sind wir Kinder, die mit dem zufrieden sind, was ihnen der Vater bringt. Jedes Kind soll seinem Vater danken dafür, was er seinem KIND schenkt; und küßt es seinen Vater nicht, wenn er ihm etwas mitbringt, dann hat es kein Salz.

 

Manche Eltern sagen: „Mein Engelchen!“, doch ein Engelchen ohne Flügel ist die Tochter, die weder Vater noch Mutter dankt und sie auch nicht küßt.

 

Ihr, die ihr mich hört, werdet mit den anderen auf dieselbe Art und Weise sprechen. Dann werden wir durch Erfahrung feststellen, daß dieses Salz für alle unerläßlich ist. Heute tritt der Herr die Menschen, versieht die Welt, die Engländer, die Deutschen, die Russen, die Franzosen usw. mit Salz.

 

Von jetzt an kommt das Gute. Ich wünsche euch, daß ihr, wenn ihr in euer Haus geht, wenigstens ein Gramm Salz euch aneignet, auf daß ihr gesunde Glieder in eurer Familie, in der Gesellschaft, im Volk werdet, daß ihr für alles dankbar seid; nur dann werdet ihr Segen erhalten. Dann werdet ihr klug, gut, fleißig und arbeitsam sein.

 

Ein Vortrag vom Meister Beinsa Douno, gehalten am 25. März 1917 in Sofia

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