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1922_10_11 Charakteristische Eigenschaften des Willens


mariaK

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Charakteristische Eigenschaften des Willens

 

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Stilles Gebet

Für das nächste Mal schreibt ihr über das Thema: Charakterzüge des Lebens.

 

Welche sind die charakteristischen Eigenschaften des Willens? Die erste Eigenschaft des Willens ist die Härte. Die Härte ist der Stützpunkt des Willens. Das heißt, der Wille soll hart und unbezweifelbar als einen Felsen sein. Die zweite Eigenschaft des Willens ist die Tapferkeit und die Furchtlosigkeit. Die dritte Eigenschaft ist die Anwendung die Befolgung ohne Aufschieben.

 

Oft erscheint im menschlichen Verstand den negativen Gedanken: "Kann manchmal die Äußerung des Willens den Menschen in seiner Tat nicht anhalten?" Wenn wir über den Willen sprechen, verstehen wir darunter seine positiven Äußerungen. Die negativen Äußerungen im Willen sind ein Zufall. Hält der Zug inmitten des Weges an, ist das ein Zufall. Sein Halten ist vom einen Bahnhof bis zum anderen bestimmt, jeder Halt außerhalb der Bahnhöfe ist außerhalb des Zugfahrplans. Folglich sind Härte, Tapferkeit, Furchtlosigkeit und Anwendung die nötigen Eigenschaften der Willensäußerung auf die physische Welt. Neben der physischen Welt äußert sich der Willen auch in der Verstandeswelt. Die charakteristischen Eigenschaften des Willens in der Verstandeswelt sind Verstehen, Begreifen, Auffassen und Vernehmen. Dasjenige, was du verstanden hast, wirst du auch begreifen; dasjenige, was du begriffen hat, wirst du auffassen, dasjenige, was du aufgefasst hast, wirst du auch vernehmen. Eine der charakteristischen Eigenschaften des Willens in der göttlichen Welt ist ihre Edelmut -- der Wille soll edelmütig sein, einen edelmütigen Impuls haben, einen edlen Trieb.

 

Wenn ihr die charakteristischen Eigenschaften des Willens in den drei unterschiedlichen Welten kennt, werdet ihr euren Körper, euer Herz und Gehirn beeinflussen können. Zum Beispiel das Verstehen und das Begreifen, das Aufnehmen und das Vernehmen sind Methoden, durch die ihr den vorderen Gehirnteil beeinflussen könnt. Je näher sich eines der Zentren des Gehirns zur physischen Welt befindet, desto größer ist seinen Einfluss auf die physischen Eigenschaften des Willens, die Härte, die Tapferkeit, die Furchtlosigkeit, das Nichttaufschieben. Die Entwicklung des oberen Gehirnteils, d. h. die Entwicklung der moralischen Gefühle wird durch einen edlen Impuls erreicht, der durch Barmherzigkeit, Wahrhaftigkeit, Liebe zu Gott und die Liebe zum nächsten hervorgerufen wird. Der menschliche Körper wurde als ein Werkzeug gegeben, den Willen zu üben. Um im Kontakt in einem unmittelbaren Umgang mit der Natur zu kommen, sollt ihr notwendig euren Körper beherrschen wissen. Die Organe des Körpers sollen unter der Kontrolle des Willens stehen. Der Mensch führt willentliche und unwillentliche Bewegungen und willentliche und willkürliche Funktionen aus, das zeigt, dass viele Dinge nicht von seinem Willen abhängen. Zum Beispiel das Herzklopfen, die Gedanken und die Gefühle liegen außerhalb des menschlichen Willens.

 

Die okkulte Wissenschaft gibt eine Reihe von Methoden, die menschlichen Gedanken und Gefühle zu kontrollieren. Soviel auch der Fakt geleugnet wird, dass sich die Gedanken und die Gefühle außerhalb der Kontrolle des Willens befinden, kann das leicht bewiesen werden. Es reicht, dass ihr mit einer Nadel gestochen werdet, um sofort zu springen und euren Zustand zu verändern, sogar jähzornig zu werden. Diese Prozesse des Fassungsverlustes, des Zornigwerdens befinden sich außerhalb der Willenskontrolle. Das ist ein Prozess der Gärung. Jede Gärung liegt an einer besonderen Gattung Bazillen, die die Ursache zur Bildung der Gärung sind. Viele solche Bazillen existieren in der physischen Welt sowie in den anderen Welten. Um euch vom Einfluss dieser Bazillen zu befreien, sollt ihr euren Willen üben, euer Gehirn, speziell die Einbildungskraft zu beeinflussen. Sie soll unter der Willenskontrolle stehen. Die Einbildungskraft ist die Öffnung der dunklen Kammer, camera oscura, die das lichtempfindliche Glas der Fotografie darstellt. Vom Fotografen hängt es ab, ob sie sich schließen oder öffnen wird. Wenn er fotografieren möchte, öffnet er seine Kamera. Dort, wo die Einbildungskraft nicht unter der Willenskontrolle steht, ist die Öffnung dieser Kamera ständig geöffnet, infolge dessen jederzeit willkürlich oder unwillkürlich Eindrücke ins Gehirn eindringen. Versteht ihr die Gesetze der Natur, werdet ihr wissen, wann ihr diese Kamera aufmachen und zumachen sollt. Es gibt Fälle, in denen ihr gar keine äußeren Eindrücke nötig habt. Zum Beispiel streiten zwei Menschen und ihr haltet, öffnet eure Kamera und gewinnt Eindrücke; diese Eindrücke werden im Hirn weitergeleitet und wiederholen sich zwei, drei Stunden. Es muss eine gewisse Zeit vergehen, bis diese Eindrücke im Hirn geglättet werden und er seinen normalen Zustand wiederherstellt. Im anderen Fall lauft ihr an einer Wirtschaft um 12 Uhr also in der Mittagszeit vorbei und wollt reingehen, um zu essen. Ihr greift in eurer Tasche, aber es erweist sich, dass ihr kein Geld habt. Ihr lauft unzufrieden, schlecht gelaunt durch die Straßen, indem ihr das Bild all dieser essenden Leute in eurem Bewusstsein trägt. Ihr lauft an einer zweiten, dritten Wirtschaft vorbei und seht, dass alle Menschen essen. Eure Stimmung verschlechtert sich mehr und ihr überlegt, warum ihr heute fasten müsst. Durch dieses Fasten haben euch die Vernunftwesen einer Prüfung untergezogen, um euren Willen zu prüfen. Diesen Tag sollt ihr an die Wirtschaft vorbeigehen. In euch wird dann den Wunsch entstehen, in Wirtschaften umherzuziehen, hoffentlich lädt euch einen Freund zum Mittagessen ein. An diesem Tag beleibt Zuhause und denkt philosophisch nach: "So viele Jahre, seit ich esse und trinke. Was habe ich davon gewonnen? Kann ich mindestens einen Tag nicht essen und fasten?" So soll der okkulte Schüler nachdenken. Einen Tag zu fasten, heißt nicht, sich mit Hunger zu foltern. Dass jemand einen Tag hungern wird -- das ist ein Zufall, das ist eine zeitliche Äußerung im Leben, die in ihrem positiven Sinne angenommen werden muss.

 

Wie ihr seht, unterscheiden sich die Methoden der Natur von diesen der Menschen. Alle Dinge in der Natur sind nicht derart systematisiert, wie es die Menschen versehen. Auf den ersten Blick sieht alles in der Natur zerstreut. Wenn ihr die Berge besteigt, seht ihr Täler, Wälder Felder, in den alles unordentlich ist – hier seht ihr größere Bäume, und unmittelbar daneben kleinere; hier seht ihr kleinere und größere Blumen, dort kleinere und größere Steine nebeneinander zerstreut.

 

Ihr seht und staunt über diese Unordnung. Würde der Mensch einen Garten ordnen, würde er in der ersten Reihe die kleineren Blumen, dann die größeren setzen und so nacheinander. Aber wer die Gesetze versteht, wird in der äußeren Unordnung den Sinn und die Vernünftigkeit in der Natur erkennen. Es ist wichtig für den Menschen, dass wenn er sich in der Natur bewegt, ihre Methoden und Gesetze erforscht. Studiert die Entwicklung eines Baumes und werdet sehen, welche Harmonie zwischen seinen unterschiedlichen Teilen existiert. Ihr seht, dass ein Baum ein bisschen krumm geworden ist; das ist aber nicht zufällig. Die Verkrümmung des Baumes zeigt, dass er irgendwo auf seinem Weg auf ein Hindernis gestoßen ist. Um dieses Hindernis zu überwinden, ist der Baum ein bisschen krumm geworden. Folglich, wenn wir irgendwelche Verkrümmungen oder irgendeine Unordnung in der Natur treffen, zeugt das von den ungünstigen Bedingungen, die auf die Erde existieren. Diese Bedingungen einmal überwunden, zeugt von der großen Vernünftigkeit in der Natur.

 

Ebenso sind die Gedanken und die Gefühle des Menschen zerstreut, d. h. sie sind unharmonisch gestellt. Warum? Weil die Bedingungen, unter denen ihr lebt, ungünstig sind. Was sollt ihr machen? Euren Verstand und euer Herz umstellen. Wie werdet ihr sie umstellen? Indem ihr in ihnen einen neuen Inhalt -- neue Gedanken, neue Gefühle einbringt. Um euren Verstand umzustellen, das bedeutet nicht ihn zu beherrschen. Oft sagen die Menschen, dass sie die Natur beherrschen sollen. Nein, die Natur kann niemals und von niemand beherrscht werden. Die Natur stellt den göttlichen Körper, folglich kann Gott es niemals zulassen, dass jemand seine Körper beherrscht und über ihn so regiert, wie er es will. Da die heutigen Menschen die Natur beherrschen möchten, ereilen sie große Unglücke und Boshaftigkeiten. Auf diese Weise gibt sie ihnen eine gute Lektüre, zeigt ihnen, dass die Menschen die Natur nicht beherrschen können. Sie müssen sich ihr unterordnen und auf sie hören. Denkt ihr, dass der Vater es seinem Sohn erlauben würde, ihm Zügeln im Mund zu setzen und mit ihm wie mit einem Pferdchen zu spielen? Die Natur zu erobern, das bedeutet, unsere eigenen Gedanken, Gefühle und Wünsche zu erobern.

 

Ein anderer, schlechter Gedanke in den modernen Menschen ist der Gedanke, den sie unterstützen, dass sie sich gegenseitig beeinflussen und beherrschen müssen. Das ist einfach, aber ist nicht erlaubt. Die schwarze Bruderschaft verfügt diesbezüglich über eine Reihe von Methoden. Wenn du die Beine und Hände eines eingeschlafenen Menschen mit einem Seil bindest, hast du ihn bereits erobert. Wenn er wach wird, wirst du ihm sagen: "Jetzt befehle ich." Was gewinnst du damit? Den Körper des Menschen könnt ihr erobern, aber nie seinen Verstand und sein Herz. Befreit er sich vom Seil, wird er denselben Versuch mit euch machen. Schläft der Mensch, könnt ihr ihn verbinden, und wenn er verbunden ist, könnt ihr ihn beeinflussen, aber wenn er aufwacht, bleibt euer Einfluss nur auf seinen Körper und nicht auf seinen Verstand, sein Herz und seine Seele oder über seinen Geist -- sie können nie unter fremder Herrschaft stehen, sie lassen sich nicht binden.

 

Und so, bei den Übungen des Willens fordert die Weiße Bruderschaft, dass jeder Gedanke rein, aufrichtig, gerade und edel ist. Der starke Wille versteht in sich keine grobe, physische Äußerung, wie die heutigen Menschen sagen, aber drückt sich in den Taten der Aussöhnung. Nehmt an, dass sich euch eines Tages hundert Fälle anbieten, das Böse und einen einzigen Fall das Gute zu tun. Die Kraft des Willens wird bei den hundert Fällen in Erscheinung treten, wenn es in seinem aussöhnenden Sinn auftritt. Wenn ihr hundert Mal das Böse tut und einmal das Gute, kann das Gute die bösen Taten nicht kompensieren. Folglich soll jeder auf sich selbst eine innere Kontrolle ausüben, seinen Willen anzuwenden, um seine Beziehung zur Natur zu verstehen.

 

Um die Willensäußerung zu studieren, sollt ihr die Pflanzen betrachten. Zum Beispiel, wenn ihr in einen Kieferwald geht, werdet ihr sehen, dass die Kiefer sehr nah aneinander sind, eine kegelförmige Form annehmen. Wenn sie nah aneinander wachsen, sparen sie Raum. Die Kiefer geben diese Eigenschaft auch der Ulmen als auch der anderen Bäume weiter, die um sie herum wachsen. Wenn die Ulmen um die Kiefer herum sind, wachsen die Ulmen nach oben und werden breiter. Die Kiefern aber erhalten immer ihre kegelförmige Form. Das zeigt, dass die Kiefer eine geistige Kultur hat, sie ist keine Materialistin. Folglich, wenn es sich nach oben erweitert, hat den Willen einen materialistischen Impuls. Folglich, wenn sich der Willen nach oben erweitert, hat er ein materialistisches Streben; erhält er seine kegelförmige Form mit einem ständigen Streben nach oben, hat der Wille einen geistigen Charakter.

 

Jetzt werde ich euch eine neue Methode geben, die Ausdauer des Willens zu entwickeln. Diese Methode ist die sogenannte aussöhnende Methode. Sie bezieht sich auf jene Menschen, die einen starken Willen haben. Darin besteht die Methode: Ihr werdet euch vorstellen, dass ihr einen Studenten seid und 25 000 Leva zum Lebensunterhalt vorbereitet habt, aber durch Zufall bricht jemand ins Zimmer ein und stehlt euer Geld. Dann beginnen die Prüfungen: Die Vermieterin vertreibt euch aus ihrem Haus, der Gastwirt lässt euch in seiner Wirtschaft nicht essen, eure Freunde verlassen euch und ihr bleibt alleine auf der Straße, ohne Dach, wandernd von Straße zu Straße, ohne Hilfe zu haben. Wenn ihr das euch vorstellt, werdet ihr euch betrachten, um zu sehen, welche Gefühle bei euch entstehen. Wenn ihr Angst bekommt, und euch sagt, hoffentlich bekomme ich keine solche Prüfung, seid ihr durchgefallen. Wie viel ihr auch betet, dass man euch eine solche Prüfung nicht gegeben wird, besteht jedoch die Wahrscheinlichkeit, dass sie euch trotzdem gegeben wird, aber es besteht die Wahrscheinlichkeit, dass sie euch nicht gegeben wird. Das eine und das andere sind möglich. Denkt ihr, dass wenn ihr in eine Musikschule eintretet, euch keine schwierigen Übungen gegeben werden? Wenn der Schüler seinem Meister sagt, er möchte, dass ihm der Meister nur leichte Übungen gibt, wird der Meister sagen: "Finde einen anderen Meister!" Wer lernen möchte, muss für alles bereit sein -- zu leiden, und für leichtere Übungen. Wenn ihr bei einem Maler hingeht, werdet ihr dasselbe treffen. Sagt ihr, dass ihr nur leichte Übungen wollt, wird der Meister sagen: "Finde einen anderen Meister! Diese Schule ist nicht für dich."

 

Folglich, wie in der Wissenschaft, in der Musik und in der Kunst Übungen nötig sind, so sind auch in der okkulten Wissenschaft Methoden nötig. Wenn ihr die gegebenen Methoden nicht anwendet, werdet ihr das gewünschte Ziel nicht erreichen, werdet das nötige Wissen nicht erlangen. Es gibt Menschen in der Welt mit einem starken, harten Willen. Wenn eine Operation durchgeführt werden muss, lässt derjenige seine Hand ohne Betäubung schneiden. Er steht ruhig, keinen Muskel auf sein Gesicht zuckt und wenn die Operation vorbei ist, sagt er: "Seid ihr schon fertig?" Wie hat er diesen Willen entwickelt? Durch Übungen, durch die Anwendung der unterschiedlichen Methoden. Ich würde wollen, dass ihr auch einen solchen Willen habt. Wenn das Messer bis in die Knochen kommt, setzt eure Hand auf die Wunde und nach zwanzig Minuten wird sie genesen. Einen Menschen mit einem starken Willen kann das machen. Warum? Weil er das Prana aus der Luft konzentrieren und zu seiner Wunde richten kann. Um einen solchen Willen zu erreichen, sollt ihr zu euren Fehlern schonungslos sein, euch nicht zu kritisieren, sonder die Dinge, wie sie sind, konstatieren, wie der Seismograf die Erdbeben und das lichtempfindliche Glas des Fotografen die Gestalten aufzeichnen. Ihr dürft nicht blind für eure Fehler sein, aber sie berichtigen! Wie werdet ihr die Fehler berichtigen? Such eine Musikschule und werdet sehen, wie der Lehrer seinen Schüler einspielt. Die beiden spielen und wenn der Schüler irgendwo einen Fehler macht, sagt der Lehrer: "Du spielst nicht richtig, beginne von vorne!" Und die beiden beginnen wieder. Wenn der Schüler seinen Fehler berichtigt, sagt der Lehrer: "Mache weiter, nimm die andere Position!" Wenn der Schüler einen Fehler macht, darf er den Bogen von der Geige nicht absetzen und weinen beginnen und sich sagen: "Herr Lehrer, verzeihen Sie bitte, ich habe einen Fehler gemacht." Es gibt keinen Grund zu weinen, also das Spielen zu unterbrechen. Er muss weiterspielen. Und so wenn ihr einen Fehler macht, lasst die Geige und den Bogen nicht beiseite, sondern macht einen Versuch nach dem anderen weiter, bis endlich die Töne eurer Geige mit den Tönen der Geige eures Lehrers eine Einheit bilden. Dann spielt ihr weiter.

 

Was ist die Geige für den Menschen? Die Geige stellt den menschlichen Körper. Was machen die Musikschüler? Wenn sie nicht erfolgreich sind, verkaufen sie ihre Geige. Bewahrt die folgende Regel heilig: Auch unter den schwierigsten Lebensbedingungen verkauft eure Geige nicht! Einen Geiger, der bei den schwierigsten Bedingungen des Lebens seine Geige verkauft, ist zu großen Leiden verurteilt. Er hatte Schulden, die er bezahlen sollte. -- Wenn er Schulden hat, soll er spielen. Auf diese Weise wird er leichter seine Schulden abbezahlen, als wenn er seine Geige verkaufen wird. Aus einer okklulten Sicht ist es dem Schüler nicht erlaubt, seine Geige zu verkaufen. Wenn er die Geige verkauft, wird er sich außerhalb der Schule finden. Jeder Schüler soll seine Geige haben; die Schule leiht keine Geigen. Folglich, wie auch immer euren Körper beschaffen sein kann, welche Makel es immer haben kann, können sie verbessert werden. Wie? Durch Übungen. Wie der Geiger durch Übungen sich mehr kultiviert, so wird der menschliche Körper durch Übungen kultiviert und entwickelt werden. Zum Beispiel, dieses Jahr kann ich euch die Aufgabe geben, über eure Nase zu arbeiten, sie mit einem oder zwei Millimeter zu verlängern oder breiter zu machen. Leichter ist es, die Nase kleiner zu machen, als sie zu verlängern. Damit der Wille standfest wird, sollt ihr euren Daumen und den unteren Teil eures Kinns verändern. Der untere Teil des Kinns soll ein bisschen nach außen hervorstechen und eine kleine Wölbung bilden. Das formt das Kinn, verleiht ihm eine schönere Form. Der Daumen soll aber ein bisschen breiter und länger werden. Wenn ihr das nicht erreichen könnt, was haben sie dann für einen Willen?

 

Ihr sagt, dass die Menschen sich sehr beeinflussen. Ich frage: Welchen Einfluss hattet ihr als Studenten an der Universität? Ihr hattet Überzeugungen, aber hattet Angst, dass man euch nicht erkennt, wer ihr seid und habt gesehen, dass ihr unbemerkt durchkommt. Ihr wollt als den reichen Händler unbemerkt vorbeikommen, ohne dass die Räuber auch berauben. So handelt der ängstliche Mensch. Er, der einen positiven Glauben hat, eine positive Überzeugung, er soll bereit sein, seinen Glauben nicht mit Worten, aber mit Taten zu begründen. Einen Menschen mit einer Überzeugung ist wie der Strom, der durch die Leitungen fließt -- wo er nur vorbeiläuft, erzeugt er Licht und Wärme. Der Verstand mehrerer Weltmenschen funktioniert hauptsächlich um die Ohren und um die Schläfe herum, infolge dessen ihr Denken sich nicht zum oberen Gehirnteil erheben kann. Der erfahrene Gärtner leitet das Wasser dahin, um diese Teile zu gießen, um einen höheren Gedanken zu bilden. So handelt die Natur. Wie erzieht sie den Materialisten-Bauer? Solange es Fruchtbarkeit gibt, zieht er um die Kneipen herum, trinkt, stößt mit Freunden an, denkt an nichts. Um ihr denken zu veranlassen, beginnt die Natur zu erziehen. Auf welche Weise? Sie schickt Dürre. Der Bauer säet, aber die Ernte ist schwach, die Dürre groß. Der Bauer sitzt und denkt nach: "Was ist das für eine Arbeit, was habe ich vor Gott gebrochen?" Er denkt und erhebt seine Augen nach oben. Wenn es zwei, drei Jahren kein Regen gibt, verdorrt die Ernte, der Bauer denkt tiefer nach und wird frommer. Also, wenn die Natur den Menschen erziehen will, nimmt sie ihm jene Gegenstände, die seine Aufmerksamkeit ablenken, die ihn zu denken verhindern.

 

Eine andere Methode, mit der die Natur den Materialisten beeinflussen kann, ist Keile zu setzen. Bei dieser Methode ist nicht nötig, viel zu reden. Ihr werdet an einem Materialisten vorbeilaufen und ihm leise sagen: "Du denkst, dass die Materie etwas reelles ist?" oder "Du denkst, dass das heutige Leben beständig ist?" Ihr werden diese Worte sagen und weiterziehen; sie sind als Keile im Denken. Dann beginnt der Mensch, zu denken. Die Natur hat zum Ziel, den Menschen zum Denken zu veranlassen und ihn nicht zu überzeugen. Wenn sein Denken zu wirken beginnt, wird er nach euch suchen, er wird mit euch über die Materie sprechen wollen. Auch in diesem Fall sprecht ihr nicht lange mit ihm, er soll sich aussprechen. Nachdem er sich ausgesprochen hat, fragt ihn: "Denkst du, dass deine Ansichten richtig sind?" Das wird ihn beleidigen und er wird weiter sprechen und beweisen, dass seine Ansichten richtig sind. Wenn er spricht, sollt ihr aufmerksam hören. Es reicht, wenn er einmal Interesse zeigt, um nach einem Anlass zu suchen, mit euch zu sprechen. Er gibt absichtlich nicht nach, er währt sich sogar bewusst, aber sein Denken beginnt zu arbeiten. Wenn das Denken zu arbeiten beginnt, dann durchdringt ihn die Energie der neuen Gedanken, dann beginnen sie, die oberen Gehirnzentren zu bewässern. Diese Methode nennt sich die Methode des Antriebs. Durch sie werdet ihr den Menschen von dem einen Ort antreiben und veranlassen, woanders einen Ausgang zu suchen. Ihr sollt kleine Versuche in dieser Hinsicht machen, um zu sehen, welche Resultate ihr haben werdet.

Nachdenken

Ein Vortrag aus der Jugendokkultklasse, gehalten von Meister Beinsa Douno am 11. Oktober 1922, Sofia

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