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  1. Die Erscheinung Des Heiligen Geistes "In einem jeglichen offenbaren sich die Gaben des Geistes zu gemeinem Nutzen." (Kor.I 12,7) Es gibt viele Fragen, mit denen sich die Menschheit beschäftigt, Fragen, mit denen sich die Menschheit auch in der Vergangenheit beschäftigt hat; solche Fragen wird es auch in Zukunft geben. Ich gebe euch eine kurze Definition von dem Begriff "Geist": Viele Menschen haben einen sehr dunklen Begriff vom Geist. Sogar im Kopf der Menschen, die reiche Kenntnisse besitzen, bleibt dieser Begriff im Dunkeln. Ihr werdet fragen: "Wie ist es möglich, gebildet zu sein, und dennoch einen dunklen Begriff vom Geist zu haben?" Ich sage: Es ist sehr natürlich. Wenn ihr blind wäret und vor euch ein Gemälde stünde, hättet ihr auch einen dunklen Begriff davon. Es ist also durchaus möglich, dass der Begriff "Geist" auch für den gelehrten Menschen dunkel bleibt. Diese Frage untersuchend müssen wir folgendes in Betracht ziehen: Verfügen wir wirklich über die entsprechenden Gefühle und Fähigkeiten, die es uns erlauben, das Ding an sich zu erkennen? Wir können uns zwar direkt oder indirekt einen Begriff von der Welt und ihren Einrichtungen machen, aber unsere Vorstellungen werden sich sicher in dem einen oder anderen Fall unterscheiden. Ich gebe euch eine kurze Übersetzung von dem Wort "Geist"(in altbulg. Schreibweise: Духъ, sprich: Duch: Im Bulgarischen hat dieses Wort vier Buchstaben. Wenn wir den Buchstaben "Д" nehmen, sehen wir, dass er drei Winkel, und unter dem Buchstaben ein "П" (p) bildet; die drei Winkel zeigen die Dreieinigkeit Gottes, die drei Kräfte, die sich äußern. Der Buchstabe y - die zwei Finger: Zeige- und Mittelfinger, die dabei nach oben gerichtet sind, zeigt, dass die menschliche Hand etwas arbeitet. Der Buchstabe x, das Kreuz, ist die Erscheinung jener Kraft, die in vier Richtungen wirkt: Die beiden Linien, die eine, die nach oben geht, und die andere, die sie durchkreuzt, symbolisieren die Erscheinung des Menschen, d.h. die zwei Kräfte, die in verschiedene Richtungen führen und sich kreuzen. Wenn wir mit einem Finger nach oben zeigen, zeigen wir auf Gott, und wenn es mit dem Menschen zu einem Zwiespalt kommt, so ist das der andere Balken des Kreuzes. Das bedeutet, dass Der Geist hinuntergeht und sich diesem Widerspruch zwischen Gott und Seinen Kindern annimmt. Der Buchstabe "Ъ" bedeutet die Ausgewogenheit der menschlichen Vernunft, die dem Menschen die Fähigkeit verleiht, die grundlegenden Gesetze zu verstehen. Diese Deutungen erhalte ich aus den Buchstaben des Wortes selbst. Die andere Erklärung des Geistes ist nun die folgende: Das ist die Erscheinung seines Wesens. Nehmt z.B. das Licht, das von oben nach unten kommt: Das ist Der Heilige Geist. Wir wissen nicht, was die Sonne ist; die Gelehrten sagen, sie sei 92 Millionen Kilometer von der Erde entfernt; mag sein, wir wissen es nicht; es ist aber durchaus möglich, dass es in dieser Berechnung einen Unterschied von einigen Millionen Kilometern gibt. Würden wir es nachprüfen wollen, wäre es fraglich, ob wir die Sonne in diesem Punkt finden, den die Gelehrten bestimmt haben. Und das Innere der Sonne? - Das ist eine tiefe Philosophie! Einige sagen, es sei flüssig, andere glauben, es sei fest. Das eine wie das andere wird schon richtig sein. Aber vom Licht, das auf uns niederstrahlt, haben wir schon eine genauere Vorstellung, weil wir sehen, was von der Sonne zu uns hinuntergeht und für unsere Augen die ganze Erde mit all ihren Gegenständen und Wesen offenbart. Das Licht ist der Heilige Geist, der aus der Sonne heraus zu uns hinunterkommt und in einer direkten Beziehung zu unserem Leben steht. Der Heilige Geist gleicht den Sonnenstrahlen. Gott kann auf keine andere Weise zu uns herabkommen, weil, würde Er es tun, Er, der der Sonne ähnlich ist, so würde alles, was wir um uns herum sehen, zerschmelzen; alles würde zu Staub und Asche werden oder gar in den gasförmigen Zustand zurückkehren. Darum sagt Gott: "Ich werde nicht hinuntergehen, sondern Meinen Geist durch den Raum schicken, damit Er den Menschen meinen Segen bringt!" Deswegen will Gott nicht zu uns hinabsteigen, sondern schickt stattdessen Seinen Geist - das Licht. Der Heilige Geist besitzt schöpferische Fähigkeiten, und diese sind es, die in uns aufbauen. All das, was wir besitzen, verdanken wir Ihm. Diese vernünftige Kraft, in der sich Gott äußert, versuchen die gelehrten Menschen in der Form von Gesetzen, Kräften, Verwandtschaft unter den Elementen usw. zu fassen - sie geben ihr verschiedene Namen. Aber es ist ein vernünftiges Wesen, das arbeitet; Der Geist ist es, Der die Gesetze erlässt. Der Geist steht in direkter Verbindung mit unserer Seele. Gerade durch die Vorgänge, die sich in unserer seelischen Welt abspielen, bekommen wir einen Begriff von Seinem Ursprung. Ohne Seele hätten wir keine Vorstellung vom Heiligen Geist. Die Seele mit ihrer Denkweise stellt in uns die göttliche Welt dar. Wenn es in uns etwas Göttliches gibt, dann ist es diese leuchtende Seele, die denkt. Wir sollten sie meinen, wenn wir vom Menschen sprechen. Trennt die vernünftige Seele vom Menschen ab, und es bleibt nichts mehr zurück, als ein vierbeiniges Tier; er würde sich in nichts von ihm unterscheiden: Er würde essen, schlafen und auch sonst alle Bedürfnisse und Schwächen eines Tieres haben. Der Geist offenbart sich in der Seele des Menschen. Deswegen geht der Mensch im Unterschied zu den anderen Lebewesen aufrecht. Warum die anderen Lebewesen nicht aufrecht gehen? Weil sie mit Gott im Widerspruch stehen. Der Umstand, dass sie auf vier Füßen gehen, zeigt, dass ihr Wille mit der Erscheinung Gottes im Gegensatz steht. Vielleicht werden noch tausend Jahre vergehen, bis sie die Stufe des jetzigen Menschen erreicht haben, bis sie sich erheben und aufrichten. Wir haben uns verhältnismäßig weit erhoben und streben danach, uns noch weiter zu erheben, weil wir uns Gott nähern und mit Ihm in Übereinstimmung sein wollen: Es besteht ein Wunsch in uns, den göttlichen Weg zu gehen. Wenn wir Irrtümer begehen, begehen wir sie nicht des Bösen wegen, sondern aus anderen Gründen, die in unserer Vergangenheit liegen. Man sagt nun, dass Der Heilige Geist jedem zum Nutzen angeboten wird; aber worin besteht dieser Nutzen? Das Wort "Nutzen" selbst hat einen Inhalt: Weil wir alle zum Nutzen arbeiten. Der Arbeiter pflegt zwar den Weinberg, aber er erwartet auch, dass man ihm einen Tageslohn von 2-3 Lewa ausbezahlt; die Frau tut einiges für ihren Mann, aber sie erwartet von ihm auch etwas zu Ostern, zu Weihnachten, zu den großen Festen, für den Sommer. Jeder arbeitet immer nur für den Nutzen. Einige denken, dass das Leben ideal sei; was verstehen sie unter einem idealen Leben? Ich verstehe ideales Leben auf diese Weise: Harmonie und Eintracht in allen Beziehungen! Einige wollen im Himmel leben, aber wo ist der Himmel? Unter dem Wort "Himmel" verstehe ich einen Zustand, in dem vollständige Ordnung herrscht, und in dem die Menschen ihre Pflichten untereinander erfüllen. Jemand will sich weiterentwickeln, aber du bist ihm hinderlich, du hältst ihn auf, ihm deine Gesetze aufzwängend, anstatt zu erkennen, dass du Pflichten ihm gegenüber hast. Das Kapitel des Evangeliums, das ich euch vorlas, zeigt, wie unsere Beziehungen aussehen sollen. "Zum Teil steht aber auch etwas Widersprüchliches darin!", werdet ihr vielleicht einwenden. Ein russisches Sprichwort besagt schließlich: "In der Unordnung gibt es auch Ordnung". In der Ungehörigkeit gibt es auch Gehörigkeit, kann ich darauf nur antworten. Ich werde ein Gleichnis anführen, damit ihr versteht, woher die falschen Vorstellungen von den Dingen kommen: Ich gebe z.B. einem Menschen eine Nuss und sage ihm, dass er eine Untersuchung über sie anstellen soll. Er wird eine Untersuchung über ihren Geschmack durchführen, indem er ihre äußere, grüne Schale probiert; er wird die Nuss anbeißen und wegwerfen. Ich gebe einer anderen Person eine Nuss. Dieser Mensch, der schon verständig genug ist, sie vorher zu schälen, entfernt ihre grüne Schale, aber beißt sich an der zweiten Hülle die Zähne aus und wirft die Nuss weg. Ich gebe die Nuss einer dritten Person; sie aber, noch verständiger, schält sie, schlägt mit einem Stein die harte Schale auf, nimmt den Kern heraus und isst ihn. Wenn wir diese drei Menschen versammeln und ihnen die Frage stellen, was eine Nuss ist, wird der erste sagen, sie sei eine herbe, scharfe und höchstwahrscheinlich auch giftige Frucht; der zweite, sie sei eine harte Frucht, die schlecht für die Zähne ist; der dritte, sie sei etwas Wohlschmeckendes und Gutes. Dieses Gleichnis passt auf unsere Irrtümer: Alle Dinge dieser Welt haben ihre Schalen, und wenn wir nicht genug Kenntnisse besitzen, werden wir ihr Wesen nie ergründen. Der menschliche Körper braucht Nahrung, aber auch die Vernunft und die Seele brauchen eine Nahrung; das heißt, wir müssen uns zweifach ernähren. Wenn wir sagen, dass es für den Menschen nicht gut ist, sich der Völlerei hinzugeben, sollte dies für Körper, Verstand und Seele in gleicher Weise gelten. Es ist ein aus drei Komponeneten bestehender Kreis, der den Menschen ausmacht. All diese drei Menschen, die sich über die Nuss geäußert haben, sind nicht klug genug. Jener, der die Nuss gegessen hat, glaubt, er sei der klügste. Nein! Ich gebe die Nuss einem Vierten, er nimmt sie, aber anstatt sie zu essen, pflanzt er sie ein, und 10 oder 15 Jahre später bringt diese Nuss viele Tausend Nüsse hervor. Folglich gibt es in der Welt vier Menschentypen, die ihre Weisheiten zum besten geben. Der erste sagt: "Die Welt ist schlecht, abstoßend, es lohnt sich nicht, zu leben!"; der andere sagt: "In der Welt herrscht die Selbstsucht, schlimmer kann es nicht sein!"; der dritte sagt: "Die Welt ist schön und angenehm!" - Er ist näher an der Wahrheit. Und wer ist der vierte? - Jener, der in die göttliche Schule eingetreten ist und angefangen hat zu lernen, dass man die guten Dinge einpflanzt. Die genaueste Vorstellung des Menschen von der Erde ist, die Erde als eine göttliche Schule zu betrachten, in die er geschickt wurde, um zu lernen, die äußere und die innere Nussschale zu entfernen, und die Nuss nicht zu essen, sondern diese einzupflanzen. Die Eigenarten aller Dingen erkennend, wird er den wahren Sinn des irdischen Lebens finden: Einem Herrn gleich, der seine Knechte zum Weinberg schickt, damit sie arbeiten, und ihnen Brot und das notwendige Werkzeug mitgibt, hat auch Gott dem Menschen das Gehirn als ein Werkzeug mitgegeben. Warum hat Er es ihm gegeben? Um Steine zu brechen und bittere Nussschalen zu essen? Nein, vielmehr mit der Absicht, dem Menschen beizubringen, die Nuss zu pflanzen. Jemand würde sagen: "Wird es mir besser gehen, wenn ich nur Nüsse pflanze? Ich glaube kaum!" Unter dem Wort "Nuss" müssen wir die guten Gedanken, Wünsche und Taten verstehen, die wir in die anderen einpflanzen können. Diese Arbeit wird euch Wohlstand bringen. Wenn ihr bei der Erfüllung einer eurer Wünsche auf Widerstand stoßt, verliert nicht den Mut und gebt den Wunsch nicht auf: Denn Gott hat einem Gedanken drei, vier Kleider angezogen - mag sein, dass eins euch nicht passt, das andere wird es aber bestimmt tun. Zieht das unpassende Kleid aus, pflanzt euren Gedanken in einen guten Boden und er wird mit Sicherheit eine gute Frucht hervorbringen. So verstehe ich die Welt. Das Übel ist nur scheinbar; es ist die äußere Schale der Dinge. Die Menschen sind auch nur angeblich böse. Ich sage nicht, dass es keine bösen Menschen gibt, aber ihrem innersten Wesen nach sind sie dennoch nicht böse, weil es unmöglich ist, dass Gott Böses hervorbringt. Das Böse entsteht aus gewissen Beziehungen und Auffassungen, die wir in und von der Welt haben. Zwei Familien wohnen in einem Haus mit vier Zimmern; die eine Familie hat mehr Kinder, die andere - weniger, sie fangen an, sich darüber zu streiten, wer wieviel Zimmer benutzen darf, und auf einmal haben sie sich miteinander verfeindet. Ich frage: Warum dieser Streit um Zimmer? Das ist doch eine so unbedeutende Angelegenheit. Die eine Familie fängt an, über die andere Familie zu sprechen: "Sie sind unvernünftige Menschen!", und die andere tut das gleiche. Doch in Wirklichkeit sind sie beide unvernünftig, weil ein vernünftiger Mensch niemals streitet. Das Wort "streiten" (auf bulgarisch: "kára") hat eine sanskritische Wurzel: "Kara" bedeutet, in der Dunkelheit zu sein. Menschen, die Augenlicht besitzen, streiten nicht. Eine gewisse Erscheinung in unserem Gehirn trübt unsere Gedanken, wodurch schlechte Wünsche aufkommen. Haben wir klare Gedanken, sind wir bereit, in Frieden und Eintracht zu leben; sobald aber eine Trübung aufkommt, treibt es uns dazu, unsere Beziehung zur Umwelt zu verändern. Das Böse also entsteht aus einer Verdunklung der menschlichen Vernunft. Weil Gott nun weiß, dass auf der Erde eine gewisse Dunkelheit existiert, die einem Schaden zufügt - und Finsternis fügt immer Schaden zu: Wenn wir ununterbrochen in der Finsternis lebten, würden sich all unsere Sinne, Augen, Ohren usw. zurückbilden wie bei gewissen Fischen, die unterseeische Höhlen bewohnen und dadurch ihre Sehkraft eingebüßt haben, so hat Er Den Heiligen Geist geschickt, damit Er in uns, in unseren Gedanken und Gefühlen, in unseren Körpern wirken kann, damit wir die Dinge verstehen und uns eine rechte Vorstellung von ihnen machen. Zu allererst müssen wir uns eine rechte Vorstellung von uns selbst machen, das heißt, von unserem Verhältnis zu Gott. Meiner Meinung nach ist die Erde nur eine Schule für die jeweilige menschliche Seele. Wenn es in der Welt etwas Wirkliches gibt, dann ist es sie. Manche Leute fragen sich: "Was bin ich?" - Ich bin dasjenige, das denkt, das fühlt und wünscht. Und jeder Gedanke, jedes Gefühl und jeder Wunsch hat seine Form. Wenn ihr ein Werkzeug machen wolltet, um damit Menschen umzubringen, wie würdet ihr es aussehen lassen? Ihr überlegt euch, wie es sein soll: Scharf soll es sein, um zu vernichten! Wenn ihr ein Spielzeug für die Kinder macht, wird es spitz und scharf sein? Nein! Ihr rundet und glättet es ab, damit sich die Kinder nicht daran verletzen, denn alle scharfen Dinge fügen Schaden zu. Man sagt von manchen Menschen, sie hätten einen scharfen Verstand; ja, um Krieg zu führen, muss man einen messerscharfen Verstand und Sprengkräfte in sich haben, damit sie zerfetzen können, was sie treffen. Wenn man aber in einer friedlichen Gesellschaft lebt, was für einen Wert und was für einen Nutzen hat ein solch scharfer Verstand? Wenn ihr aber bei einem Krieg einen stumpfsinnigen Menschen an die Spitze stellt, so wäre er fehl am Platz. Wir haben die Ordnung der Dinge durcheinandergebracht: Wir haben die stumpfen Dinge unter die scharfen gebracht und umgekehrt. Ich sage nicht, dass man auf Erden keinen Krieg führen muss; in der Natur beruht der Krieg auf zwei Prinzipien: auf einem zerstörenden und auf einem aufbauenden. Aber bei den beiden gibt es Erschöpfung. Wir erschöpfen uns nicht nur, wenn wir lieben, sondern auch, wenn wir hassen, weil jener, der hasst, Steine bricht, und wenn sich unser Leben im Brechen der Tausende von Steinen erschöpft, was für einen Sinn hat es dann noch für uns? Wenn wir ständig Böses denken, brechen wir ständig Steine. Dem Herrn ist, nebenbei bemerkt, auch diese Tätigkeit recht: Er wird das Produkt unserer Arbeit dazu gebrauchen, glatte Wege zu bauen, und die Leute werden uns indirekt dankbar dafür sein, dass wir die für den Weg nötigen Steine gebrochen haben. Was wir in der Welt auch tun, unsere Arbeit ist in jedem Fall von Nutzen, wenn nicht für uns, so doch zum Nutzen anderer. Im ersten Fall, d. h., wenn wir lieben, tun wir eine bewusste Arbeit, in dem zweiten Fall tun wir eine unbewusste Arbeit und folglich kann der Lohn nicht derselbe sein. Wenn ihr übrigens wollt, dass sich die göttliche Liebe äußert, muss Der Heilige Geist in euch sein, ihr solltet ihm einen Platz einräumen, damit Er sich äußern kann. Doch Der Geist ist ein sehr feines Wesen; denkt nicht, dass, wenn Er kommt, Er würde laut gegen eure Tür hämmern; nein; Er wird leise an die Tür eures Herzens klopfen, und wenn ihr sie Ihm öffnet, wird Er sofort und gründlich euer Leben verändern, Er wird euch zeigen, wie ihr leben sollt; wenn Er an die Tür eures Willens klopft, wird Er euch sagen, was ihr tun sollt, und dass ihr es bewusst tun sollt. Und wenn ihr Ihm die Tür nicht aufmacht, werdet ihr schon bald begreifen, was ihr verloren habt. Wenn ihr einen Idioten trefft, sollt ihr wissen, dass in der Vergangenheit, als Der Heilige Geist an seiner Tür geklopft hatte, Ihm nicht aufgemacht wurde. Ihr nennt einen Menschen dumm. Warum? Weil Der Geist, als er einst an die Tür seines Verstandes klopfte, abgewiesen wurde. Wenn ein Mensch grausam ist, müsst ihr wissen, dass, als Der Geist an die Tür seines Herzens geklopft hatte, nicht empfangen wurde. Die Grausamkeit ist wie ein Kristall, es gibt in ihm nichts Weiches. Ihr sollt nicht denken, dass es unter den grausamen Menschen nicht manchmal auch gute gibt; doch eine organisierte Gesellschaft ist einfach nicht ihr Lebensraum. Also, wir sollten Dem Heiligen Geist immer einen Platz geben, damit Er uns durchdringt und sich in jedem von uns äußern kann. Manche fordern: "Wir wollen Den Heiligen Geist sehen!" Das, was ihr um euch herum seht, ist nichts Geringeres, als Der Heilige Geist selbst! Er spricht, aber weil eure Ohren dumpf sind, hört ihr Ihn nicht, es ist genauso, als würde man einem Tauben was erzählen. Ihr wollt hören - nun gut. Dann stellt eure Ohren ein, damit sie auf das reagieren, was Der Heilige Geist ihnen sagt. "Ich will Den Heiligen Geist sehen!" Schön, aber wenn deine Augen getrübt sind, wie soll es denn klappen können? Das Einzige, was wir in der Welt sehen, ist - ich wiederhole - Der Heilige Geist höchstselbst. Diese Blume, die ich halte - sie ist Der Geist, und wenn ihr sehen könntet, würdet ihr in ihr eine ganze Menschenfigur erkennen. Warum, nun, seht ihr sie nicht? Weil eure Sehkraft begrenzt ist. Ihr seht nur die verdichteten Teile, die unverdichteten seht ihr nicht. Einige Gegenstände sind z. B. rund, nehmen wir wieder die Nuss, aber wenn ihr sie pflanzt, wird dann der Spross, der aus der Erde wächst, rund sein? Sie wird schon ihr Wesen offenbaren! Um das Wesen der Dinge zu erkennen, müsst ihr sie in den Boden pflanzen. Und wenn ihr diese Blume auf diese Weise pflanzen würdet, werdet ihr sofort erkennen, dass sie ein vernünftiges Wesen ist. Und was sagt euch diese Blume? Wozu ist diese Farbe? Sie zeigt, dass ein Leben ohne Liebe keinen Sinn macht. Seit tausend Jahren sagt sie den Menschen, was sie tun sollen - dass sie lieben sollen, dass der Verstand weder zu scharf, noch zu stumpf sein soll. In manchen Fällen muss er scharf sein, aber wenn ihr unter klugen Menschen seid, ist Scharfsinn unnötig. Wenn ihr unter Feinden seid, muss das Herz hart sein, aber unter Freunden kann es durchaus weich sein. Ihr müsst wissen, wie ihr lieben sollt. Wenn ihr eine Rose nehmt und sie beschnuppert, werden euch vor allem zwei Sachen auffallen: die eine - der angenehme Duft, die andere - die Dornen. Jeder Mensch besitzt Dornen, aber sie stellen natürlich nicht sein Wesen dar. Die Dornen sind für jene Lebenslagen bestimmt, in denen man Krieg führen muss, in denen man sich verteidigen muss, in denen man hart sein muss. Man darf sich nicht mit dem Teufel verabreden; ihm gegenüber müsst ihr die Dornen aufrichten. Aber unter Freunden muss euer Schießpulver feucht sein. Es gibt Zeiten, wo es nötig ist, dass es trocken ist, und andere, in denen ein feuchter Zustand wünschenswert ist. Was macht der Mann, wenn sein Schießpulver trocken ist, und seine Frau jeden Tag Streit sucht? Sobald sie sich verheiratet haben, sollten beide das Schießpulver feucht halten. Für die Welt muss euer Schießpulver trocken sein, auf jeden Fall! Es ist ein Gleichnis, das ich anführe, damit ihr alle Seiten dieser Welt betrachten könnt. Ihr habt Freunde, ihr sagt, dass ihr sie kennt; aber solange ihr nicht die helle und die dunkle Seite eurer Freunde erfahren habt, kennt ihr sie nicht richtig. Ihr wollt immer gütig sein; ihr werdet unter gewissen Bedingungen gütig, und unter anderen - böse sein müssen. Wenn ihr euren Freund zur Weißglut treibt, müsst ihr euch verteidigen können, und um euch zu verteidigen, müsst ihr kämpfen. Wenn ihr gegen einen Feind kämpft, tut ihr eure Pflicht; wenn ihr gegen friedliche oder unbewaffnete Menschen kämpft, tut ihr eine Dummheit. Die Leute sagen: "Das Leben ist ein Kampf!" Der Mann, nachdem er sich verheiratet hat, sagt auch: "Das Leben ist ein Kampf!'"Gegen wen kämpft er? Gegen seine Frau, und die Frau gegen ihren Mann. Kinder werden geboren, sie hören die Devise: "Das Leben ist ein Kampf!", und denken sich: "Hm, und gegen wen sollen wir kämpfen? Am besten Brüder gegen Schwestern!" Sie beginnen mit dem Kampf, geraten einander in die Haare und rennen schließlich weinend zu Mama und Papa. Die Menschen haben eine solche Devise. Über keinen echten Gegner verfügend, bilden sie sich einen solchen heran. - Der Mann kämpft gegen seine Frau, der Bruder gegen seine Schwester, der Pfarrer gegen seine Gemeinde, der Lehrer gegen seine Schüler. Das sind Menschen, die das Leben nicht verstehen. Kampf muss sein, ein Kampf gegen jene Natur, die unterworfen werden muss. Ich verstehe eine solche Handlung, wenn ein Tunnel durch einen felsigen Berg getrieben werden muss, aber solche Methoden in einer organisierten Gesellschaft anzuwenden, ist schon sehr befremdlich. Es zeigt, dass die Menschen ihre Verbindung mit Dem Heiligen Geist, die Aufgaben, die Er ihnen stellt, nicht verstehen. Der Apostel Paulus beschreibt in dem gelesenen Kapitel, was für eine Beziehung es sein soll. Sicher werdet ihr bemerkt haben: "Die Welt besteht doch aus Tausenden von Beziehungsgeflechten!" Das schon, aber wir sollten uns nur an jene halten, die für uns günstig sind. So müssen wir z.B. wissen, was für eine Beziehung das Wasser zu uns hat. Wenn wir es in den Magen gießen, ist die Auswirkung günstig; wenn wir es aber in die Lungen einlaufen lassen, wird sie weniger gut sein. Wenn wir Luft in die Lungen einführen, ist es für uns günstig, führen wir sie in den Magen ein, wird das Ergebnis gerade umgekehrt sein usw.. Die Dinge stehen in Beziehung zu bestimmten Körperteilen. Wir müssen wissen, wo der Platz des Wassers, wo der der Luft, der des Lichts, des Schalls, des Geruches usw. ist. Ihr werdet sagen: "Wir wissen diese Sachen: die Augen brauchen das Licht und die Ohren - den Schall!" - Ja, es ist so. Versteht ihr aber den tieferen Sinn des Lichtes? Was sagt ihr morgens, wenn die Sonne aufgeht? "Ha, die Sonne ist aufgegangen!" Wenn jemand sagt: "Der Lehrer kommt!", was verstehen die Schüler darunter? Alle fangen an, sich zu bewegen, nehmen ihre Büchlein und setzen sich auf ihre Plätze. Sobald die Sonne aufgegangen ist, sollte jeder von uns sein Büchlein nehmen und sagen: "Der Heilige Geist-Lehrer kommt!", sich auf seinen Platz setzen und sich fragen, was er an diesem Tag tun soll. Die Sonne sagt: "Ich werde euch anhören, ihr werdet mir antworten, ich werde euch unterrichten, und ihr werdet mich unterrichten!" Das ist die Bedeutung des Sonnenaufgangs. Würden wir jeden Tag das Programm, das uns Der Geist aufgestellt hat, erfüllen, würde das Leben sehr angenehm sein. Ihr sagt aber: "Die heutige Sonne gleicht der gestrigen - sie geht ja auf die gleiche Weise auf!" Nein! Ich habe noch nie in meinem Leben weder zwei gleiche Tage noch zwei gleiche Sonnenaufgänge gesehen; jeder Tag unterscheidet sich von dem anderen und jeder hat sein eigenes Programm. Das Licht, das ankommt, ist auch nicht immer das gleiche; es unterscheidet sich von dem der anderen Tage. Eben darin besteht die Größe Des Heiligen Geistes, Der uns unermessliche Reichtümer und unsichtbare Welten offenbart und nicht zuletzt: Das Wesen Gottes. Er ist etwas wahrhaft Großes. Ihr trefft einen Freund und er fragt euch: "Was hältst du eigentlich von Ivan?" - Ivan ist 1.50 oder 1.65 Meter groß, hat dichte, buschige Augenbrauen, schwülstige Lippen, er liebt das Essen und das Trinken. Doch das ist nicht wichtig. Es kommt der Tag, da lernt ihr ihn lieben und für euch sind seine äußeren Unvollkommenheiten verschwunden; ihr fangt an, in ihm etwas anderes zu sehen. Ihr nehmt die erste Nussschale ab und seht seinen Verstand. Wenn ihr die Nuss pflanzt, wird die eine Hälfte der Nüsse euch gehören, die andere Hälfte ihm. Wenn ihr sie aufesst, was für einen Nutzen zieht ihr dann daraus? Ihr tut damit weder euch noch Ivan einen Gefallen. Wenn Der Geist kommt, sagt Er, dass ihr jeden Tag noch bessere Gedanken und noch bessere Wünsche säen sollt. Ihr trefft einen Freund und er sagt irgendwann: "Ich weiß nicht, was ich sagen soll!" Ihr wisst, die Leute lieben es, viel zu schwatzen und ihr wisst nicht, was ihr sagen sollt, oder ihr redet viel, aber nicht über jenes, was ihr braucht. Zuerst sollt ihr den Nussbaum pflanzen und nachdem ihr ihn gepflanzt habt, könnt ihr reden, soviel es euch beliebt. Bevor ihr ihn gepflanzt habt, sollt ihr nicht reden. Jener, der den ganzen Tag geschuftet hat, kommt nach Hause zurück und sagt: "Habe gearbeitet, bin müde, habe Hunger!" Das Sprechen zeigt gewisse Beziehungen auf, die zwischen uns und unseren Handlungen bestehen. Das Erste, das ihr jeden Tag tun sollt, ist, euch die Frage zu stellen: "Was soll ich heute einpflanzen?" Wenn ihr einen Nussbaum pflanzt, wird er euch nach einiger Zeit Reichtümer in Hülle und Fülle bringen. Diese Parabel würdet ihr verstehen, wenn ihr zurückgeht, genauso wie ihr in jene Welt zurückgeht, aus der ihr gekommen seid; dann werdet ihr merken, was für einen großen Nutzen jene guten Wünsche und Gedanken haben, die ihr gesät habt, die Wohltaten, die ihr eurem Nächsten, Freunden, Frau und Kind erwiesen habt. Jetzt liegen diese Sachen für euch noch im Dunkeln. Ein anderes Beispiel: Ihr sagt euch: "Den Sohn, den ich jetzt aufziehe, wer weiß, ob er einmal für mich sorgen wird?" "Ich sorge für ihn, damit er mich pflegt, wenn ich alt werde!" Spekuliert nicht darauf, dass er euch pflegen wird, wenn ihr alt werdet. Denn es ist auch möglich, dass ihr gar nicht alt werdet; ihr könnt Abschied nehmen noch bevor es überhaupt nötig wird, euch zu pflegen. Die Mutter sagt: "Hätte ich bloß eine Tochter, damit sie mich im Alter pflegt!" Dies ist eine sehr falsche Auffassung vom Leben. Erzieht die Kinder und erwartet nichts für euch selbst. Wenn ihr in ihnen eine gute Nuss gepflanzt habt, werden sie euch nicht nur pflegen, sondern auch lieben. Wenn eine Mutter von ihren Kindern nicht geliebt wird, zeigt das, dass sie die Kinder nicht richtig erzogen hat. Das Erste also, was ihr tun müsst, damit die Kinder euch lieben, ist, vom Heiligen Geist geleitet, den Kindern beizubringen, was Liebe ist. Ich werde meinen Vortrag mit einem Gleichnis abschließen. Es gibt drei Verhältnisse, die wir einordnen müssen. In dieser Welt gibt es Gott, es gibt uns, und es gibt die Gesellschaft. Manche stellen sich selbst an erster Stelle mit den Worten: "Ich, danach die Gesellschaft, und am Ende Der Herrgott!" Das ist eine völlig falsche Reihenfolge. Andere sagen: "Zuerst die Gesellschaft: Ich lebe für mein Volk, dann komme ich, und schließlich Der Herr!" Das ist auch eine schlechte Lösung. Wieder andere sagen: "Erst Gott, Der Herr, Der Heilige Geist, danach ich, die vernünftige Seele, die zuerst Ihm, dann der Gesellschaft, und schließlich sich selber dienen soll!" So stimmt die Reihenfolge. Jede andere Auflösung wird sich früher oder später als falsch erweisen. Alle Irrtümer entstehen aus folgendem Grund: Wir wissen nicht, ob die Gesellschaft der Kopf ist oder wir. Wenn wir auf einem Körper drei Köpfe stellen, wird sich nichts bewegen! Ständig wird Unstimmigkeit darüber bestehen, welcher Weg gegangen werden soll. Manchmal ringt ihr mit euch selbst, wisst nicht, wie ihr entscheiden sollt; dies zeigt, dass ihr drei Köpfe besitzt; haut zwei von ihnen ab, und lasst Den Herrn euer Haupt sein. Jedes Ding muss an seiner Stelle sein. Fragt euch nun, wer euer Haupt ist. Wenn ihr sagt, dass es Der Herr ist, würde ich mich freuen. Stellt Den Herrn an die Spitze. Wisst ihr, was für einen Zustand ihr erreichen werdet? Es wird in euch kein Zögern, keine Angst, kein Zittern mehr geben, ihr werdet einen starken Willen haben, ihr werdet mutige, entschlossene, kluge und gute Menschen werden. Ihr werdet in jeder Hinsicht reich; was ihr auch in die Hand nehmt, es wird zu Gold werden. Manche haben Angst vor dem Geld; nur die Dummen haben Angst vor ihm. Warum? Weil sie schwach und wankelmütig sind! Ihr wisst, was die Überlieferung von dem gerechten Jona erzählt - dass er Würmer besaß und als er sie einem Bettler schenkte, wurden die Würmer zu Goldstücken. Wenn ihr wie Jona seid, wird der Wurm, den ihr gebt, zu Gold. Ihr tut oftmals den Würmern unrecht, denn sie leisten eine ausgezeichnete Arbeit; die gegenwärtige Welt verdankt ihnen viel. Wenn Der Herr sie in die Hand nimmt und sie euch gibt, werden sie zu Goldstücken. Und aus was für einem Gold diese Münzen sind, die euch Der Herr gibt! Ihr gewinnt Wissen und Erfahrung. Eine kluge Frau, die schmutzige Wolle hat - was macht sie mit ihr? Sie wäscht sie, spinnt sie, und webt ein Tuch; die dumme hingegen, wenn sie die Wolle so schmutzig daliegen sieht, wirft sie weg. Wieviele Male hat auch Der Herr euch Seinen Geist geschickt und ihr habt Ihn weggeworfen? Was verlangt die Regel? Wenn ihr abends nach Hause zurückkommt, sollt ihr euren Rucksack ablegen und mit ihm die ganzen Geschäfte; ihr sollt frei ins Zimmer eintreten, so, als ob es für euch keine Geschäfte in der Welt gäbe, und sagen: "Ich danke Dem Herrn für das, was Er mir gegeben hat!"; esst gut und dankt Ihm noch einmal. Nehmt am nächsten Morgen, wenn ihr aufsteht von neuem den Rucksack oder die Aktenmappe, und geht an die Arbeit. Doch was machen wir? Wir kommen abends nach Hause zurück, gehen mit einem schwer gefülltem Rucksack zu Bett und werfen uns die ganze Nacht hin und her. Der Geist sagt noch: "Nehmt euren Rucksack ab, das hier ist nicht sein Platz!" Wir setzen uns an den Tisch, um zu essen, aber fühlen uns schon vor dem ersten Bissen schwer - kein Wunder, schließlich tragen wir eine gewichtige Last am Körper. Wir sollten ihn zuerst abnehmen, und dann erst anfangen zu essen. Das ist die Botschaft des Geistes. Manche Leute haben gesündigt; lasst diese Frage draußen, im Vorzimmer. Weiß Der Herr denn nicht, dass die Menschen sündig sind? Werden wir die Welt in Ordnung bringen? Es gibt bereits Jemanden, Der dafür zuständig ist. Abends, wenn wir nach Hause zurückkehren, sollten wir Gott dafür danken, dass Er uns unter sündigen Menschen geschickt hat, denn ihnen haben wir wertvolle Erfahrungen zu verdanken. Wenn wir einen solchen treffen, sollten wir zu ihm sagen: "Du trägst deinen Rucksack ausgezeichnet!" Er ist ein Sünder, und in diesem Zustand ist er nun mal ein Mensch mit einem Rucksack. Eines Tages wird er von seinem Rücken genommen werden. Jemand ist grob, übellaunig; warum? Weil er nicht den Rucksack von seinem Herzen abgenommen hat. Ein anderer kann nicht denken. Warum? Lasst ihm den Rucksack von seinem Verstand nehmen und dann wird er auch gut denken. Ich werde nun ein Beispiel anführen und abschließen: Es bestehen zwei Extreme, zwei Gegensätze im täglichen Leben, die wir immer in Betracht ziehen sollten: Das Gute und das Böse - zwei Gegenpole, die äußersten Berührungspunkte des irdischen Menschenlebens. Einst hatte ein König zwei Töchter; die ältere war schön und schlank, aber hatte ein sehr unflätiges Mundwerk; die jüngere hatte zwar ein gutes Herz, aber dafür ein sehr hässliches Gesicht. Wegen dieser äußeren, bzw. inneren Mängel, wollte sich niemand von den im Umkreis wohnenden Fürstensöhnen mit ihnen verheiraten. Der Vater, um die Zukunft seiner Töchter besorgt, weil er sonst ohne Thronfolger bliebe, entschloss sich, eine Versammlung der weisesten Menschen seines Reichs einzuberufen, damit sie ihm einen Weg aus dieser ausweglosen Lage zeigen. Der älteste und weiseste von ihnen gab folgenden guten Ratschlag: "Du,"- sagte er zu dem König,- "wirst ein Rasthaus zum Nutzen aller erbauen und die ersten beiden jungen Männer, die es betreten, sollen deine vom Schicksal bestimmten Schwiegersöhne werden!" Der Gute hoffte, dass sich das Schicksal angesichts seiner weißen Haare mit ihm erbarmt und ihm Männer aus vornehmen Königshäusern schickt. Als das Rasthaus endlich gebaut und eröffnet wurde, waren die ersten Besucher tatsächlich zwei junge Männer, aber zum großen Erstaunen des Vaters war der eine blind und der andere taub. Verwirrt rief der König den alten Weisen herbei und fragte ihn: "Was hat das zu bedeuten? Der eine ist blind, der andere taub! Wie wir die Sachen in Ordnung bringen, weiß ich beim besten Willen nicht!" Der Weise antwortete: "Ich sage dir folgendes: Den Tauben musst du mit deiner schönen Tochter verheiraten und den Blinden mit der hässlichen!" Der König folgte diesem Rat und in der Tat wurden beide Ehen glücklich: seinen Töchtern ging es gut. Nach einiger Zeit aber fingen die Schwiegersöhne an, sich innerlich ihrer Gebrechen zu schämen. Der, der taub war, zuckte, während seine Frau ihn anschrie und verfluchte, mit den Achseln, und dachte: "So ist es halt, wenn man einen Sinn entbehrt. Ich bin mir sicher, dass sie himmlische Sachen sagt, aber es ist nun mal mein Unglück, dass ich sie nicht verstehen kann! Ich würde alles in der Welt darum geben, könnte ich nur eines ihrer süßen Wörtchen hören!" Der Blinde seinerseits dachte, während er die kluge und süße Sprache seiner Frau hörte: "Was für ein wunderbares Wesen sie doch ist! Wie schön muss sie erst sein! Aber ich bin blind - das ist das große Unglück in meinem Leben. Ich würde alles darum geben, könnte ich nur für einen kurzen Augenblick die äußere Gestalt dieses göttlichen Schatzes sehen!" Dieses dringt zu den Ohren des Königs, und er ruft den alten Weisen herbei und bittet ihn zu sagen, ob das Schicksal seiner beiden Schwiegersöhne irgendwie verändert werden kann, so dass sie von ihren Gebrechen erlöst werden. Der ehrwürdige Greis sagte: "Ich könnte es, aber ihr Glück und ihre Seligkeit auf Erden würden empfindlichen Schaden nehmen!" Wenn Gott dich mit der schönen Königstochter verbunden hat, und dir das Gehör entsagte, sollst du es nicht bedauern. Genieße ihr Äußeres und sei ihr dankbar. Du darfst ihre Worte nicht hören wollen, um nicht zu verbittern und in einem Widerspruch zu dir selbst zu geraten. Zwei Güter an ein und derselben Stelle zu versammeln, ist unmöglich. Wenn Gott dich mit der hässlichen Königstochter zusammengeführt hat und dir die Sehkraft, die vorübergehenden Illusion des irdischen Lebens, verwehrt hat, danke ihm noch einmal. Genieße ihre gute, süße Sprache; wünsche nicht, ihr Äußeres zu sehen, weil du auch das, was du hast, verlieren wirst. Das Gute ist nicht immer mit einem königlichen Mantel angezogen. Das Gute und die Schönheit leben nur im Himmel zusammen. Hier, in dieser Welt ist es so, dass Gut und Böse sich abwechseln. Wenn dich Gott in einem Leben mit dem Bösen verbindet, danke Ihm. Beunruhige dich nicht. Du kennst nicht die tiefen Gründe, die Ihn dazu bewogen haben, das zu tun. Wisse aber, dass die Absicht gut ist. Mit der Zeit wirst du die große Liebe des Himmels erkennen. Wenn er dich in einem anderen Leben mit dem Guten verbindet, danke Ihm und wünsche dir nicht, einen königlichen Mantel anzuziehen, um dich an deinem Äußeren zu ergötzen. Versuche nicht, das Gute und das Böse in dir zu versöhnen: Es ist unmöglich! Das alles wird dir gegeben, damit du dir die Tiefen des Lebens, die Intensität des Wirkens vom Heiligen Geist bewusst machst. Deine Gebrechen werden entfernt, wenn sich dein Herz völlig öffnet, Der Heilige Geist kommt, und deine Seele sich mit Ihm vereinigt. Gehalten am 20. April 1914 in Sofia
  2. mariaK

    1914_03_23 Das Weizenkorn

    Das Weizenkorn „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht.“ Joh 12,24 Das Weizenkorn ist das Sinnbild der menschlichen Seele. Es symbolisiert die große Geschichte der Naturentwicklung. Wenn ihr die Hüllen des Weizenkorns auffalten könntet, um seine Geschichte zu verfolgen, dann würdet ihr die Geschichte der menschlichen Seele vollkommen verstehen. Genauso wie das Weizenkorn in den Ackerboden fällt und stirbt, wie es hervorsprießt, aufwächst und Samen trägt, verhält es sich auch mit der Seele des Menschen. Vielleicht ist für euch das Weizenkorn etwas sehr Geringes, etwas, das keinen Wert hat – ein sechzehntausendstel Kilogramm. Um wie viel würde sich nochmals sein Wert, für euch, verringern, wenn man für ein Kilo einen Groschen zahlen würde? Das Weizenkorn besitzt jedoch Kraft, Potenz und den Geist der Selbstaufgabe, mit dessen Hilfe es sich und die anderen ernährt. Wenn ihr euch zum Essen niedersetzt, denkt ihr nicht an das Weizenkorn, wisst nicht, was für eine Freude es in euch hineinträgt, was für Gedanken es euch bringt. Ihr wisst nichts von seinem Lebensweg! Die Menschen wissen es nicht zu schätzen, die Hühner wissen es auch nicht zu schätzen. Niemand schätzt es, und dennoch ist es ein großes Welträtsel. Was nun ist in diesem Weizenkorn verborgen? Es ist das Sinnbild des Lebens! Wenn wir den bulgarischen Buchstaben Ж nehmen,1 mit dem dieses Wort anfängt, sehen wir, dass er genau dem Weizenkorn entspricht – unten - zwei Beinchen, d. h. Wurzeln, oben – zwei Zweigchen. Wenn wir es gesät haben, zeigt es uns, wohin wir streben müssen. Das Weizenkorn zeigt uns, dass wir zu unserem Ursprung streben müssen: zu Gott. Wir müssen zu Gott streben, damit wir uns verzweigen, sprießen, aufblühen, Nahrung für die Welt herbringen, d. h.: „Euren Nächsten sollt ihr helfen und euch für sie opfern, so, wie ich es tue!“ Deshalb sagt Christus auch an einer anderen Stelle: „Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist!“(Joh 6,51) – Und woraus wird Brot gemacht? Aus dem Weizenkorn! Die Menschen unserer Zeit sagen, dass ihr Leben unglücklich sei, alle sind unzufrieden, selbst Könige und Fürsten; vom Ranghöchsten bis zum Untersten: Sie alle wollen etwas, und wenn es ihnen gegeben wird, sind sie immer noch unzufrieden und wollen noch mehr haben. Fragt sie, warum sie unzufrieden sind – sie suchen nach mehr. Aber wenden wir uns wieder der Geschichte des Weizenkorns zu. Nachdem es ausgesät wurde, was würdet ihr an seiner Stelle sagen? Ihr würdet sagen: „Es ist vorbei, das Leben ist zu Ende, es schwindet, vermodert, verfault!“ Aber im Weizenkorn gibt es mehr Glauben als in uns. Nachdem es in die Erde fällt, fault und vermodert es, aber sofort versteht es die Sprache der Sonne und sagt sich, wenn es die ersten Sonnenstrahlen empfangen hat: „Ich werde nicht sterben, ich werde auferstehen und Frucht für andere bringen!“, und in ihm entsteht eine Kraft, und es fängt an, zur Sonne zu streben. Es setzt Frucht an und reift. Aber die Menschen lassen es nicht in Ruhe; sie nehmen Sicheln und schneiden es ab. Seine Leiden haben aber noch gar nicht angefangen: Nachdem man es abgemäht und in Garben gebunden hat, sticht man es mit Heugabeln auf und wirft es auf den Karren, bringt es auf die Tenne und breitet es aus. Danach treibt man Pferde drüber und drischt es. Was würdet ihr an seiner Stelle denken? Auch das Leben der Menschen hat solche Phasen. Ihr werdet fragen: „Warum müssen wir diesen ganzen Prozess durchmachen?“ – Man muss aus dem Beispiel vom Weizenkorn eine Lehre ziehen. Wenn die Dreschschlegel und die Pferdehufe über das Weizenkorn hinweg gegangen sind, sammelt man es ein und bringt es in den Kornspeicher. Doch seine Leiden sind immer noch nicht zu Ende: Man siebt es durch, die schlechten Körner fallen herunter, die guten bleiben oben, man schüttet es in Säcke und – marsch! – zur Mühle, zu jenen beiden schweren Steinen, die es völlig zerreiben und zermalmen sollen. Wenn ihr an der Stelle des Weizenkorns wäret, was würdet ihr sagen? „Was ist das bloß für ein Leben und eine Welt, die Gott hier geschaffen hat?“ Aber das Weizenkorn hat eine große Geduld, es sagt: „Ihr werdet noch sehen, was aus meiner Geschichte wird!“ Man trägt es aus der Mühle als Mehl heraus, bringt es nach Hause, aber wieder lässt man es nicht in Ruhe; jetzt fängt die Frau an, es durchzusieben, wirft einen Teil weg, schüttet den anderen in den Backtrog, fügt Sauerteig hinzu und knetet Brot. An der Stelle vom Weizenkorn würdet ihr glauben, aufatmen zu können: „Unsere Leiden sind endlich zu Ende!“ Nein! Nachdem es aufgegangen ist, wird es geradewegs in den Backofen geschoben, und nachdem man es rausnimmt, sehen wir jene schönen Laibe. Wenn ihr an der Stelle vom Weizenkorn wäret, würdet ihr sagen: „Die Leiden finden ein Ende!“ Doch nach einer gewissen Zeit fängt man an, diese schönen Laibe in Stücke zu brechen und zu verzehren. Auf diese Weise erreicht das Weizenkorn den Magen, dort bildet es Säfte, die unseren Verstand versorgen. Und was geschieht dann? In unserem Gehirn bilden sich große Gedanken, in unserem Herzen neue Wünsche. Das Weizenkorn bringt das Kleid, welches unsere Gefühle einkleidet, es ergießt sich aus der Feder der Schriftsteller und Dichter, es schwingt mit dem Bogen des Geigers. Das gibt uns das Weizenkorn. Wenn dieses Korn diesen Prozess nicht durchgemacht hätte, würden wir diese schönen Dinge in der Natur niemals sehen können. Warum? Weil das Weizenkorn uns Kraft gibt, um sehen und schauen zu können. Deshalb sagt Christus: „Ich bin das lebendige Brot!“(Joh 6,51) Denn um zu leben, muss man im Austausch mit seiner Umwelt sein, d.h. in sie eintauchen, muss anfangen, ihr zu helfen und sich von ihr helfen lassen. So wie das Weizenkorn diesen Prozess durchgemacht hat, müssen auch wir uns in derselben Weise aufopfern. Übrigens, Opfer zu bringen, ist gar nicht so schwer. Wenden wir uns nun der Geschichte des Lebens Christi, zur Geschichte des jüdischen Volkes, zu. Wie erklärt ihr euch diesen Widerspruch, dass ein Volk Tausende von Jahren auf seinen Erretter, auf seinen König wartet, der ihm Freiheit schenken soll, und als er endlich erscheint, es gerade jüdische Erzpriester und Fürsten sind, die sich über ihn beklagen? Meint ihr, es wäre Christus besser ergangen, wenn er in unserer Zeit gekommen wäre. Ich zweifle daran. Ich werde euch eine Tatsache vor Augen führen: Seht, wie Mann und Frau miteinander umgehen, und ihr werdet euch denken können, wie man mit Christus verfahren wäre. Wenn die Wahrheit auf die Welt kommt, wird sie sich nicht in einem festlichen Gewand präsentieren, sondern in einem anspruchslosen Kleid, und darum ist auch Christus unter dem jüdischen Volk in dieser einfachen Form erschienen. Das ist der Grund, warum die Menschen die Wahrheit nicht begreifen können. So sind nun einmal die Gesetze dieser Welt. Aber es gibt auch ein anderes Gesetz in der Welt, das sich durch das Sonnenlicht äußert. Wenn die Sonne anfängt, auf alle Keime und Wesen dieser Welt zu scheinen, ruft dieses Licht, das im Menschen eigentlich Fröhlichkeit und Freude erzeugt, in anderen Hass und Bosheit hervor. Das Licht, das einige in gute Stimmung versetzt, macht andere grausam. Das Licht und die Wärme treiben den Wolf dazu, sich zu überlegen, wo er Schafe reißen kann; wenn ein Dieb die Sonnenstrahlen spürt, fängt er an sich zu überlegen, wo er Geld stehlen kann. Werden sie von einem Menschen gespürt, der zum Guten strebt, wird er einen armen Menschen aufsuchen, um ihm zu helfen. Gib dem Huhn ein Weizenkorn, und es wird schöne Federn bilden; gib es einem Schwein, und es wird schöne Borsten bilden; gib es einem Wolf, und er wird schöne Zähne und Krallen bilden; gib es einem Fisch, und er wird schöne Schuppen bilden. Die Physiologen können diesen Prozess nicht erklären. Jedes Wesen nutzt die Nahrung, die Wärme und das Licht entsprechend seiner Entwicklung und seinen Verhältnissen. Ihr könnt dieses Gesetz verstehen, indem ihr diese zwei entgegengesetzten Welten betrachtet. Es ist unmöglich zu erklären, warum es das Böse unter den Menschen gibt, warum sie der Liebe den Hass, der Wahrheit die Lüge vorziehen. Das können wir nicht erklären; viele Fragen nach dem Warum? – Diese Fragen werden unbeantwortet bleiben. Das bulgarische Wort „защо" („warum“) ist ein Fragezeichen, welches meint: „Ich will!“ Warum wollen wir? Es besteht ein Gesetz, das besagt, dass wir nach Fortschritt streben müssen! Christus sagt: Wenn das Weizenkorn, das auf die Erde fällt, nicht stirbt, bleibt es allein auf dieser Welt. Was ist die Einsamkeit im Leben? Sie ist das grausamste Los, das einem widerfahren kann! Sich zu vermehren – das ist der Lebenssinn. Alle Leiden dieser Welt fußen darin, dass die Menschen für sich alleine leben wollen. Immer entsteht das Übel aus dem Wunsch, allein zu sein, und Mittelpunkt der Welt zu werden. Aber in den göttlichen Gesetzen ist eine solche Idee undenkbar. Unsere Gedanken und Wünsche sind zum Einstürzen verdammt, wenn wir sie auf Sand bauen. Wir können in dieser Welt dann glücklich werden, wenn wir für den Herrn leben; und wir müssen für Ihn leben. Die Erklärung für diese Tatsache finden wir in der Natur selbst. Wenn die Sonne morgens aufgeht, geht sie für alle auf, weil sie alle liebt; sie ist aufmerksam gegenüber allen Wesen, von den niedrigsten bis zu den höchsten, und deshalb richten sich alle Blicke auf sie. Von dort kommt diese Energie, die euch aufweckt und erhebt. Sagt uns etwa die Sonne, dass wir in sie hineinkriechen sollen? Sie sagt uns, dass wir die Güter, die sie uns gibt, nutzen sollen, und so, wie sie die Welt beleuchtet, auch wir auf unsere Umgebung Licht und Wahrheit ausstrahlen sollen! In unserem Verstand gibt es einige falsche Begriffe, die aus unserem individualistischen Leben erwachsen sind. Wenn ihr zum Beispiel in euer Haus eintretet, das nur ein Fenster hat, in dem sich aber zwanzig oder dreißig Gäste befinden, werdet ihr ihnen möglicherweise sagen: „Ihr habt nicht das Recht dazu, das Fenster zu benutzen, nur ich darf sehen!“; und während ihr die Sonne so anschaut, sind alle anderen ihres Licht beraubt. Ihr müsst sie aber auch rufen, damit sie die Sonne sehen, ihr müsst ihnen den Weg zeigen, auf dem sie das Haus verlassen und das Licht sehen können. Deshalb ist es für den Menschen nicht gut, viele Leute um sich zu haben, weil nie alle auf einmal das Licht der Sonne und deren Wärme genießen können. Wir müssen ihnen sagen, dass sie hinausgehen sollen. Darum sagt Christus: „Wer nur sich liebt, soll hinausgehen!“, und an einer anderen Stelle: „Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig!“(Mt 10,37) Denn wenn eine Person zu nahe an das Fenster herantritt, nimmt sie den anderen die Möglichkeit, hinauszuschauen. Geht lieber zwanzig, dreißig Schritte zurück. Das ist eine physische Angelegenheit. Damit möchte Christus sagen, dass das Leben nicht aus den materiellen Gütern besteht. Sie sind nur Hilfsmittel, genauso wie die Lehrbücher, Schultafeln und Schreibfedern, die für die Schüler Lehrmittel sind. Dass ihr ja nicht denkt, dass der Herr nur einen solchen Kleinkram für euch bereit hält: Er hat etwas Größeres mit euch vor! Fragt einen Frosch nach seiner Auffassung vom Leben und er wird euch antworten: „Über dem Sumpf, in dem ich wohne, will ich mehr Fliegen, und ich will, dass sie näher an mir vorbeifliegen, damit ich sie leichter fangen kann!“ Wenn ihr ihn dann beobachtet, wie er schweigend und scheinbar vor sich hinphilosophierend dasitzt, beobachtet er die Fliegen: Um sie zu schnappen, wenn sie nah genug an ihm dran sind. Das ist seine Auffassung vom Leben. Wir steigen eine Treppe hinauf und brauchen deshalb nicht zu denken, dass wir den Gipfel unserer Entwicklung schon erreicht haben: Wir haben auf dieser Treppe der Entwicklung noch einen weiten Weg zurückzulegen, bis wir das Ziel, nach dem wir streben, erreicht haben. Der Abstand zwischen Menschen und Engeln ist so groß wie der zwischen einer Kaulquappe, aus der sich der Frosch entwickelt hat, und dem Menschen. Vom Standpunkt der Engel aus sind wir noch Kaulquappen. Einige werden sagen: „Die Menschen sind doch nach dem Ebenbild Gottes geschaffen worden, stimmt's?“ Stimmt, aber damit haben sie bei weitem nicht dieses Ebenbild erlangt! Ihr seht doch, was wir tagtäglich tun! Wir müssen die Eigenschaften Gottes annehmen, um sagen zu können: „Wir sind das Ebenbild Gottes!“ Welche sind Seine Eigenschaften? Es sind Tugend, Liebe, Weisheit und Wahrheit! Die Tugend schließt die Boshaftigkeit aus, die Liebe den Hass, die Weisheit den Irrsinn, die Wahrheit die Lüge. Erst, wenn wir die Übel in uns ausschließen, werden wir zum Ebenbild Gottes. Haben wir sie nicht ausgeschlossen, bleiben wir Kaulquappen. Ich habe nichts gegen den Frosch, er muss Fliegen fressen. Warum gerade Fliegen? Ich sage es euch: Weil die Fliege als fliegendes Wesen über ihm lebt, strebt der Frosch auch danach, durch die Lüfte fliegen zu können, weshalb er versucht, die Vibrationen der Fliege aufzunehmen und in sich zu entwickeln, damit er eines Tages auch fliegen kann. Warum frisst der Wolf Schafe? Er muss Schafe fressen, um sanft zu werden, denn wenn man gute Dinge ist, wird man auch gut! Schauspieler haben den Versuch gemacht, als sie eine ideelle Liebesbeziehung spielen sollten, lange Zeit vorher Schaffleisch zu essen, weil sie dieses Fleisch für solche Gefühle empfänglich macht. Der Wolf hat also ein Recht darauf, Schafe zu fressen, wenn er sanft werden will. Ganz bestimmt wird er es werden, denn der Wolf ist jetzt schon viel ruhiger als früher. Die Menschen essen deswegen Schafe und Hühner, weil, indem sie Schafe essen, schön werden wollen, und sie essen Hühner, weil auch sie geflügelt sein wollen, so wie die Engel. Ihr habt ein Recht, euch von Tieren zu ernähren. Das Übel liegt nicht in der Speise. Wenn man ein Verbot über gewisse Speisen verhängt, geschieht das aus der Erkenntnis heraus, dass dem Wesen, das für die Mahlzeit verwendet werden soll, kein Schaden zugefügt werden darf. Ich sage, dass ihr alles essen dürft. Geht in den Hühnerstall und greift euch ein Huhn, wenn es nicht kreischt, könnt ihr es schlachten und essen. Wenn es kreischt, lasst es! Bei dem Schaf dasselbe – wenn es blökt, lasst es; es will auf der Erde leben! Ihr müsst sie also vorher fragen. Fragt, welches Schaf und welches Huhn in euch leben will. Christus sagt: „Ich bin ein lebendiges Brot, und wer mich isst, wird ewig leben!“(vgl. Joh 6,51-54) Um die Worte Christi verstehen zu können, müssen wir uns reinigen: die Augen ebenso wie unseren Verstand. Unser Verstand ist ein wunderbares Werkzeug, wenn man ihn zu gebrauchen weiß; aber er kann auch zu einer sehr gefährlichen Waffe werden, wenn wir nicht mit ihm umgehen können. Einen ungesäten Acker umzupflügen, um ihn anzusäen, ist euer gutes Recht: Ihr folgt damit einem Naturgesetz. Aber wenn ihr einen schon gesäten Acker umpflügt, begeht ihr eine Dummheit. Einige Menschen sagen: „Wir müssen denken und kritisieren!“, weil Wissenschaft ohne Kritik nicht bestehen könne. Kritisieren – gut, aber wie? Mit der Kritik ist es wie mit der Chirurgie; ein krankes Teil muss aus dem Körper geschnitten werden. Dies verstehe ich, da ist sie nützlich; aber wie man auf die Idee kommen kann, gesunde Teile herauszuschneiden, ist mir unbegreiflich. Ein solcher Chirurg zu werden, ist nicht schwer: Jeder kann eine Säge nehmen und das Bein des Patienten abschneiden; jeder von euch besitzt diese Fähigkeit, aber es gibt nur Wenige, die diesen Eingriff richtig ausführen können. Um es zu lernen, müssen wir uns unbedingt das Gesetz der Tugend und der Liebe aneignen. Wenn ich euch von Liebe erzähle, glaubt nicht, dass ich eine Lehre von Ruhe und Frieden vertrete; denn der, der lieben will, muss die größten Schmerzen in der Welt ertragen; wer nicht gelitten hat, kann dieses göttliche Prinzip der Liebe nicht erfahren. Um Gott zu lieben, müssen wir bereit sein, uns selbst zu opfern, so, wie Sich auch Gott für uns opfert. Um Ihn zu erkennen, sagt ihr: „Mein Herr, gib uns das, was wir brauchen!“ „Gib, gib, gib!“ – das ist der Ruf, der von einem Ende der Welt zum anderen tönt. Und nie hatte das Geld weniger Wert als heute; jeder von uns bekommt einen vielleicht drei-, viermal höheren Lohn als noch unsere Väter, und trotzdem reicht er nicht aus. Das Geld ist entwertet, weil es nichts gibt, dem es entsprechen könnte; wir müssen vielmehr um Weizen, Mais, Birnen, Äpfel, um Wahres, Schönes und Gutes beten. Ihr sagt: „Mein Herr! Ich will schön sein, ich will reich sein!“ Ihr wollt euch viele Sachen aneignen, aber wisst ihr, dass euch dieser Wunsch Unglück bringt? Sobald ihr reich geworden seid, wird ein Jeder versuchen, euch Schaden zuzufügen, und um euch zu schützen, werdet ihr, wie die reichen Amerikaner, Leibwächter brauchen, von denen sie drei oder vier ständig um sich haben, weil man auf Schritt und Tritt versucht, sie zu erpressen. Wir brauchen keine Reichtümer, sondern wesentliche Dinge, die das Leben lebenswert machen. Allzu lange haben wir die Entwicklung unseres Herzens vernachlässigt und müssen uns endlich wieder dieser Grundaufgabe zuwenden: unser Herz entwickeln und veredeln. Das Übel wurzelt nicht in der Vernunft, sondern im Herzen. Jeder von uns muss sein Herz fragen, was es will. Unser Herz hat sich durch unsere Schuld degeneriert; wir haben es allzu oft gezwungen, einem Dienstmädchen gleich, zu lügen, jemandem Schlechtes zu wünschen usw. Der Herr sagt in der Heiligen Schrift: „Mein Sohn, gib mir dein Herz!“(Spr 23,26); Er sieht und erkennt die Irrtümer der Menschen und will von uns nichts anderes als dieses: Ihm unser Herz zu öffnen, damit Er in es eintreten kann. Ihr werdet fragen: „Wie können wir Ihm diesen Wunsch erfüllen?“ Genau so wie ihr ein Fenster aufmacht, damit Sonnenlicht euer Zimmer durchflutet. Man sagt: „In ein Zimmer, in das Licht eintritt, braucht der Arzt nicht zu kommen, denn Krankheit, die kennt man dort nicht“, oder umgekehrt: „Dort, wo kein Licht hereinkommt, dort geht der Arzt nicht hinaus“; genauso tritt der Teufel nicht in ein menschliches Herz ein, das von Gott durchdrungen ist. In diesem Sinne ist der Herr ein Arzt. Manchmal kommt ein Arzt und sagt: „Du musst mehr essen, du musst mehr trinken, du musst dies und dies und jenes machen!“, und wir ertragen es, ertragen, ertragen, bis schließlich unser Rückgrat bricht. Oftmals gleichen wir jenem Kameltreiber, der durch die Wüste zog und dessen Kamel nur mit Mühe die aufgeladenen Lasten tragen konnte; als er auf dem Wege ein Fuchsfell fand, warf er auch das auf das Kamel, wodurch sein Rückgrat brach und die aufgeladenen Güter in der Wüste zurückbleiben mussten. Der Rücken des Kamels nämlich kann nur eine bestimmte Menge an Last tragen. Das Kamel – das sind wir. Wir sind es, die reisen, und wenn wir auf unseren Rücken mehr Last laden, als wir tragen können, werden wir dadurch eines Tages unsere Entwicklung behindern. Damit empfehle ich euch nicht die Armut; ich empfehle euch Reichtum in dreifacher Hinsicht: Nicht nur physischen, nicht nur intellektuellen, sondern auch geistigen. Der Himmel wünscht sich solch reiche Menschen, weil nur sie freigebig sein können. Wenn Christus uns auffordert: „Sammelt Schätze!“(Mt 6,19-29), meint er gerade solche Reichtümer damit. Legt euer Kapital im Himmel an, damit Gott die armen Menschen mit den Zinsen ernähren kann. Die Engel erarbeiten nicht unsere Erlösung, denn diese Aufgabe fällt einzig und allein uns zu, und wir haben alle Voraussetzungen, sie zu erfüllen. Es ist nicht Sinn der Sache, dass alle gleichermaßen belesen werden; jeder muss so viel Wissen haben, wie er braucht. Einer beklagt sich: „Mein Hirn ist zu klein!“ Ich antworte ihm: „Wenn du kein kleines Pferd versorgen kannst, wie willst du dann erst ein größeres versorgen; wenn du ein kleines Herz hast und es nicht beherrschen kannst, wie wirst du dann ein anderes, ein größeres Herz beherrschen, das auch größere Wünsche hat?“ Was sollen wir tun? Wir dürfen nicht an die Zukunft denken, sondern alle Güter, die der heutige Tag uns gegeben hat, um des Guten willen nutzen; er wird uns auch zukünftig alle Güter bringen. Das Gesetz ist, dass Gott, der die Bedingungen für diesen Tag geschaffen hat, auch die Bedingungen für die anderen Tage schaffen wird: Wir brauchen uns keine Gedanken darüber zu machen, was in der Zukunft aus uns wird, sondern wir können beruhigt sein: es gibt gewisse Gesetze, die die Beziehungen der Menschen untereinander regeln. Dass euch ein Mensch Schwierigkeiten bereitet, ist nicht zufällig; es geschieht nach dem Gesetz. Jedes Unglück wird euch Segen bringen, jedes Problem wird euch einen neuen Horizont eröffnen. Das könnt ihr jederzeit nachprüfen und deshalb braucht ihr euch über die Unglücke, die euch geschehen könnten, nicht zu beunruhigen. Jemand fragte mich nach der politischen Zukunft Bulgariens: „Was wird aus dem Land?“ Eine merkwürdige Frage! Wie sieht es momentan mit ihm aus? – Bulgarien bekommt eine Massage und das ist alles! Das Land wird ein bisschen entlastet; schließlich hat es neue Erfahrungen zu machen und eine neue Aufgabe zu lösen. Wir denken nicht vernünftig über die Gesetze nach, die unser Leben regeln, sondern wir suchen ständig nach einem Schuldigen. Wer ist schuldig, sagt! Schuldige werdet ihr keine finden! Schuld aber ist das individuelle Leben des Menschen. Wenn man als König andere regieren will, macht man sich schuldig. Jener, der einen König stürzen will, macht sich ebenfalls schuldig. Es ist für uns gleichgültig, wer König ist – dieser oder jener – es ist tatsächlich egal: Sie alle gehen den gleichen Weg. Ich sage nicht, dass man nicht den Wunsch haben soll, König oder Königin zu werden. Aber wessen König oder wessen Königin? Man sollte sich selbst ein König sein: seines eigenen Verstandes, seines Herzens und seines Willens! Ach übrigens, wie steht es eigentlich mit euren Untertanen – euren Gedanken, Gefühlen und Wünschen? Habt ihr sie unter Kontrolle? Habt ihr sie in Ordnung gebracht? Werdet erst ein Vorbild! Was für ein Prediger wäre ich, wenn ich mich an die Menschen wende und sage: „Seid großzügig“, selber jedoch geizig bin, „Stehlt nicht“, selber jedoch stehle; wenn ich sie auffordere: „Lügt nicht“, selber jedoch lüge? Der Lehrer, der die Leute lehrt, muss ein Vorbild sein, er selbst muss ein Beispiel geben. Auch Christus ist zu den Menschen auf die Erde gekommen, um sie zu belehren und um ihnen ein Vorbild zu sein. Und wenn wir seine Lehre verinnerlichen, dann wird sich die Welt sofort verändern. In uns ist eine dynamische Kraft verborgen, die wir aber nicht nutzen können, weil wir nicht wissen, wie man mit ihr umgehen soll. Einst wuchs eine Distel mitten auf einer Landstraße und behinderte die Reisenden. Die Vorbeiziehenden schlugen sie mit ihren Wanderstöcken zur Seite, aber je mehr sie sie schlugen, desto mehr wuchs sie, bis sogar Wagen anfingen, an ihr umzukippen. Alle wunderten sich und wussten nicht, was sie tun sollten. Aber Einer kam mit einer Kreuzhacke und sagte: „Ich werde ihr meine Kunst zeigen“, und fing an, die Wurzeln zu untergraben; die Distel lachte am Anfang und sagte sich: „So viele Menschen konnten mir nichts anhaben, glaubt er etwa, er könnte mich erschrecken?“ Aber die Kreuzhacke grub sich immer tiefer in den Boden, und die Distel musste sich schon recht bald eingestehen: „Dieser verfluchte Kerl, er hat meine schwache Stelle gefunden“. Solange ihr nicht anfangt, mit einer Kreuzhacke zu arbeiten, wird die Distel euch verlachen und verspotten: „Schaut nur, wie gut ich wachse und gedeihe!“ Das ist ein Gleichnis, das ihr begreifen müsst. Wer ist diese Kreuzhacke? Denkt nach und ihr werdet draufkommen! Wir müssen immer wie ein Richter urteilen können. Während des Amerikanischen Bürgerkrieges z.B. wurden dem Gericht zwei Angeklagte vorgeführt, von denen der eine blind, und der andere ohne Beine war; ihr Verbrechen war folgendes: Sie gingen Äpfel stehlen; der Obstbauer griff sie auf und führte sie zum Richter; der Blinde aber sagte: „Ich bin blind, ich kann keine Äpfel geklaut haben, ich habe nur meine Hände ausgestreckt und ein paar vom Boden aufgehoben!“, und jener, der keine Beine hatte, sagte: „Ich habe keine Beine und kann somit auch nicht stehlen gehen!“ Nach kurzer Überlegung befahl der Richter: „Hebt den Lahmen auf den Rücken des Blinden“, und fügte hinzu: „Derjenige, der Augen hat, hat den Apfelbaum gefunden, und derjenige, der keine Beine hat, dafür aber Hände, hat die Äpfel gepflückt.“ Und tatsächlich, so wurden sie überführt. So steht es auch mit dem Menschen: Er besteht aus zwei Wesen, das eine ist blind, das andere ohne Beine. Wenn der Herr sie am Tatort erwischt, fängt jedes von ihnen an, irgendwelche Ausflüchte zu suchen: „Ich habe nichts gepflückt, ich habe nichts angefasst, ich bin nicht gelaufen!“; aber der Herr sagt: „Stellt den einen auf den anderen!“, und so richtet Er über beide zusammen. Welches Wesen hat keine Augen? Der menschliche Instinkt! Und welches keine Beine? Der menschliche Verstand! Wenn sich beide sagen: „Komm, lasst uns ein bisschen stehlen!“, steigt der eine auf den anderen und beide gehen Äpfel klauen. Und wenn man sie ergreift, sagt der eine: „Warum schlagt ihr mich?“, und der andere sagt: „Warum schlagt ihr mich?“ Schuldig aber sind beide! Die Evolution ist für uns nützlich; auf uns warten große Güter; aber wir müssen klug genug und gut genug werden, wir müssen reif werden, damit dieses Erbe euch anvertraut werden kann. Diese drei Dinge, die ich aufgezählt habe: Tugend, Gerechtigkeit, Weisheit, sind große Reichtümer, und wenn ihr sie erst besitzt, werdet ihr gesund und glücklich. Ihr werdet fragen: „Wie können wir diese Lehre in der Welt anwenden?“ Wir brauchen nicht die Welt in Ordnung zu bringen: Die Welt ist bereits in Ordnung, in der Welt gibt es keine Anomalien, alles geht nach einer bestimmten Ordnung; wir wissen, warum Ereignisse, seien sie nun politisch oder natürlich, kommen; es ist nicht nötig, den Lauf der Dinge umzukehren. Doch eins ist wichtig: Die individuelle Berichtigung der Persönlichkeit in dieser Welt, sei es nun Mann oder Frau. Wenn sich der Mensch berichtigt, werden es auch seine Kinder tun, sowie seine Nächsten und schließlich die ganze Welt. So wie der Sauerteig wird, so wird auch das Brot werden. Das ist das Prinzip, das Christus zugrundegelegt hat, und Christus wirkt, damit dieses verwirklicht wird. Genauso wie sich die Puppe einer Seidenraupe entwickelt, so wird sich auch die Welt entwickeln und zum Besseren wandeln. In dieser Welt herrscht große Unruhe, weil alle, die keinen Seidenkokon wickeln können, befürchten, den kommenden Winter nicht zu überstehen. Diese Verwandlung muss sich folglich in unserem Verstand, in unserem Herzen, in unserem Willen vollziehen, und wenn das geschieht, werden wir spüren, dass es in unserem Innern eine große Kraft gibt. Dann werden wir in Berührung mit jenen höheren Wesen kommen, die fortgeschritten sind, und die wir Heilige nennen. Wenn wir mit ihnen in Verbindung treten, wird unser Verstand klar, genauso wie die Schüler unter ihren Lehrern zu Klarheit gelangen. Die Heiligen sind Lehrer der Menschheit, und wir alle müssen uns von ihnen leiten lassen. Sie lehren die Welt, wie sie leben soll. Sofort werdet ihr fragen: „Wo sind diese Lehrer, an welchem Ort befinden sie sich? Ihre Bilder sehen wir in den Kirchen!“ Jedes Ding hat seinen Schatten und diesem folgend, können wir den Gegenstand finden. Eure Wünsche in der Welt sind ein Schatten, eure Bestrebungen auch. Ihr wollt das Wesen der Dinge erkennen, so müsst ihr dem Gesetz folgen. Ihr müsst aus dem Herzen aufwärts zu eurer Vernunft hinaufsteigen, um Gott zu erkennen. Wie sollen wir uns Gott vorstellen? Wir können Ihn uns als den besten, vollkommensten Menschen vorstellen, in dem es weder Bosheit noch Hass gibt, der die Menschen so liebt, wie ein richtiger Vater seine Kinder; denn Gott steht so zu uns. Was glaubt ihr, hört Er uns jetzt oder nicht? Er hört und arbeitet in unseren Köpfen. Die Stimmungen, in denen wir uns jeden Tag befinden, verdanken wir Ihm. Gleich der Sonne, die uns jeden Morgen, wenn sie aufgeht, frohstimmt, verdanken wir die glücklichsten Stunden unseres Lebens dieser inneren Sonne, die uns erleuchtet. Im geistigen Leben gibt es auch einen Auf- und einen Untergang. Während ihr heranwachst, geht die Sonne auf – ihr befindet euch im Mittag. Im hohen Alter geht ihr mit der Sonne unter, um danach wieder aufzugehen. Der Herr wird in den Herzen und in der Vernunft vieler Menschen aufgehen; bei vielen aber auch nicht. Diejenigen, in deren Herzen Gott aufgeht, werden Fröhlichkeit und Freude erfahren, und diejenigen, bei denen Er nicht aufgehen wird, werden sagen: „Das Leben ist ein Unglück, ein Jammertal, ein einziges Leiden!“ Sie müssen warten. Warum? Weil es in ihnen noch nicht die Bedingungen für das Aufgehen gibt; denn, würde Er vorzeitig aufgehen, wäre es für sie ein Unglück. Es ist für sie besser, sich jetzt zu erholen. Ich sage nicht, dass sie sterben werden – überhaupt nicht; ich führe nur ein Gesetz an. Wenn man vom Sonnenuntergang spricht, meint jeder damit das Sterben. Was ist das „Sterben“? Es ist eine Annahme. Jeder von euch muss gestorben sein, um darüber reden zu können, was der Tod ist; jetzt stellen wir ihn uns nur vor. Tolstoj beschreibt in einer seiner Erzählungen folgendes: Jemand begegnete einem russischen Mönch, der fünfundachtzig Jahre alt war und einen weißen Bart trug und fragte ihn: „Welche Gründe haben dich eigentlich dazu bewogen, Mönch zu werden?“ Der Mönch erzählte ihm seine Geschichte: „Ich stamme von einer Fürstenfamilie ab; als ich zwischen einundzwanzig und fünfundzwanzig Jahre alt war, wollten mein Vater und meine Mutter mich mit einer Fürstin verheiraten; zu dieser Zeit fiel ich in ein Koma, dann kamen Ärzte, fühlten meinen Puls: – „Das Herz ist stehen geblieben, er ist tot!“, stellten sie fest und rieten, mich zu begraben; ich dachte: „Ist das der Tod?“ Ich konnte ihnen kein Zeichen geben, dass ich noch am Leben war; dann kamen meine Verlobte und ihr Vater, und ich hörte, dass er versuchte, sie zum Weinen zu bringen: „Damit die Leute sagen, du hättest ihn geliebt“. Sie antwortete: „Ihn habe ich nie geliebt, sondern nur seinen Besitz!“ Und ich dachte: „Wenn der Herr mich auf die Welt zurückbringt, werde ich ein neues Leben anfangen!“ Wie qualvoll es doch war, am Leben zu sein, und es nicht sagen zu können; zu sehen, dass alle weinen, und nicht aufschreien zu können: „Ich lebe!“ Wie viele Menschen wurden wohl unter solchen Umständen begraben! Es gibt nichts Schrecklicheres als dies – lebendig begraben zu sein. Das Schlimmste ist, Tage und Monate lang unter der Erde zu leben und sich nicht vom Körper befreien zu können; es ist das übelste Gefängnis, die reinste Hölle! Wenn wir rein wären, würden wir wissen, wann die Seele den Körper verlassen hat, und niemand hätte dieses Leid erfahren müssen! Nachdem der Arzt sagt, dass der Kranke nicht mehr am Leben ist, beschließen die Leute sogleich: „Bahrt ihn auf!“ Sie schreinern einen hübschen Sarg und tragen ihn mit Musik und Gesang hinaus. Wo bleibt ihre Liebe? Das ist die Liebe der Nächsten und der Gesellschaft! Einer sagt: „Ich liebe euch!“ Wie meint er das? Etwa so, wie die Katze die Maus liebt oder der Wolf das Schaf? Das soll Liebe sein? Es ist die Art von Liebe, an der die Welt leidet. Die Liebe, die die Welt braucht, besteht darin, dass wir die anderen lieben und ihnen helfen, damit sie so glücklich werden wie wir. Deshalb hat Jesus gesagt: „Jener, der an mich glaubt, wird das tun, was ich tue, und wer mich liebt, den wird auch mein Vater lieben, und Er wird kommen und in ihm eine Wohnung bauen!“. (Joh 14,23) Ihr fragt: „Was wird aus Bulgarien?“ Ich frage zurück: „Was wird aus euch?“ Wisst ihr nicht, dass euch der Teufel alle Güter weggenommen hat, dass er sogar schon eure Haut verkauft hat, und ihr fragt: „Was wird aus Bulgarien?“ Bulgarien – das seid ihr! Ihr müsst zu Gott um Hilfe beten, um diesen uneingeladenen Gast aus euch hinauszujagen, damit eure Güter, eure Vernunft und euer Herz euer Eigentum bleiben. Der Teufel ist am Leid schuld, aber ihr braucht euch nicht über ihn zu ärgern. Denn in Bezug auf eine Sache kann man ihn nur loben: er ist sehr fleißig, er verzagt nicht. Wenn ihr ihn aus der einen Tür hinausgejagt habt, kommt er durch die andere wieder herein; wenn es ihm auf die eine Weise nicht gelungen ist, probiert er es auf die andere. Das ist eine ausgezeichnete und vorbildliche Eigenschaft. Der Herr sagt: „Nehmt euch ein Beispiel an ihm; er ist der Lehrer der Menschen!“. Er lehrt sie und wird sie alle belehren; dadurch, dass er euch ständig belügt und betrügt, werdet ihr irgendwann zu ihm sagen können: „Wir haben dich durchschaut, uns kannst du nicht mehr belügen!“ Jemand sagte zu seinem Freund: „Meinen Affen kannst du nicht täuschen!“; sein Freund geht zu ihm nach Hause, zum Affen, stellt sich schlafend. Der Affe schlummert alsbald ein und der Freund stiehlt einiges Geld. Der Herr des Hauses kommt zurück, sieht den Schlamassel und verpasst dem Affen eine Tracht Prügel; das nächste Mal wird der Affe sich nicht täuschen lassen und seine Augen offen halten, weil er weiß, dass es sonst Schläge setzt. Nach unseren Erfahrungen, die wir in der Welt machen, werden wir dem Teufel, wenn er kommt, sagen können: „Meine Augen sind offen!“ Wenn ihr leidet, sagt euch: „Noch habe ich nicht den ganzen Prozess des Weizenkorns durchgemacht!“, und wenn sich eure Gedanken und euer Herz verwandeln und ein wunderschönes Aussehen annehmen, werdet ihr mit Recht behaupten können, das Ebenbild Gottes zu sein. Dann wird Gott euch auferwecken, so wie die Sonne das gesäte Weizenkorn zum Leben erweckt. Ein Vortrag, gehalten am 23. März 1914 in Sofia 1 Der Buchstabe Ж wird (Zh) ausgesprochen. Mit ihm beginnt das Wort житно зърно (žitno zarno), das auf Deutsch „Weizenkorn“ bedeutet.
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